Wie bei vielen hier waren die Figuren aus HeroQuest auch meine ersten Citadel-Miniaturen. Allerdings war mir das damals nicht bewusst, ich hatte die Master Edition gebraucht geschenkt bekommen, weil eine Bekannte der Familie im ehemaligen Fundus ihrer erwachsenen Söhne ausgemistet hatte...damals hat man wohl nicht auf eBay geschaut.
Die Ästhetik sprach mich aber sehr an, auch wenn ich die Modelle anfangs nicht bemalte, weil mein Vater nur so Revell-Farben im Haus hatte.
Ich hatte in der Grundschule damals zum ersten Mal "Der Herr der Ringe" gelesen und seitdem war es um mich geschehen. Als dann die Verfilmungen kamen (und ich sie mit meinen Eltern schauen durfte), war ich wirklich begeistert. Aber erst 2004 fragte mich mein Cousin, ob ich nicht auch "diese Figuren sammeln" würde - ich dachte zunächst an Ü-Ei-Figuren und Actionfiguren, die ich tatsächlich sammelte.
Er verwies mich jedoch auf diese DeAgostini-Hefte, in denen Stück für Stück Modelle erhältlich waren, in denen man lernte, wie man sie anmalen konnte und in denen man erfuhr, wie man entsprechendes Gelände baute. Zum Ende hin war die dort vorgestellte Qualität der Bemalung und des Modellbaus sogar wirklich gut. Mein Onkel hatte jedenfalls die einzelnen Hefte gleich mehrfach gekauft, und für rund 13 Euro bekam man 24 Kunststoff-Modelle - also diejenigen, für die man bei Games Workshop heutzutage 40 Euro hinblättern soll...
Ich war begeistert und kaufte mir das erste Heft mit Uruk-Hai (Nr. 3, glaube ich) und die Grundbox für "Die zwei Türme", später kamen dann auch noch die anderen Grundboxen hinzu. Zum Spielen kamen wir allerdings nie. Mein Cousin hatte nur Interesse am Sammeln und in den hiesigen Läden war "Der Herr der Ringe" das "Kindersystem", während die erwachsenen Leute natürlich mit genetisch verbesserten Supermenschen und Weltraum-Dunkelelfen spielten.
Also malte ich vor mich hin, mit wachsendem Interesse daran, und las nebenbei den White Dwarf (ab der deutschen Ausgabe 103, mit Chaoskriegern darauf, "Sturm des Chaos" und so). Mir war allmählich bewusst geworden, dass die HeroQuest-Figuren von der gleichen Firma stammten, ebenso wie "Warhammer (40.000)".
Ich hatte immer mal wieder im Vedes auf die Grundbox der 3. Edition geschielt und fand diese schwarzen Krieger mit Gasmasken und Cyborg-Augen in der Feuerhölle doch sehr interessant - allerdings stellte meine Mutter damals klar, dass ihr "sowas nicht ins Haus komme". Das war okay für mich, denn im White Dwarf stieß ich natürlich mit den anderen Spielsystemen zusammen und fand anfangs Weltraum-Orks mit Knarren sowie Dämonen-Weltraum Marines mit Kettensägen-Schwertern, die unvernünftigerweise im Gefecht nicht mal ihren Helm trugen (!), unfassbar albern...
"Warhammer Fantasy" aber kriegte mich dann doch mit den schönen Rittern, Dinosauriern, die auf größeren Dinosauriern ritten und so coolen Namen wie "Karl Franz" und "Marius Leitdorf"...ich war damals schon an Geschichte interessiert und deshalb war es nur die logische Konsequenz, dass ich auch die Alte Welt schätzen lernte. Ich entschied mich für die Zwerge, weil ich zu der Zeit die Wikinger total spannend fand und die Modellreihe der sechsten Edition mit Brillenhelmen und Hörnern nicht geizte. Es sind bis heute die schönsten Modelle, für jedes Volk.
Leider teilte keiner meiner Freunde den Enthusiasmus, und so blieb ich Sammler...die GW-Laden-Klientel fand ich nämlich weiterhin strange. Irgendwann kamen auch die Space Marines dann doch "ins Haus" und die Weltraum-Orks mit Knarren wurden zu einer meiner liebsten Modellreihen.
Ästhetische Änderungen und die allseits bekannte Gier...also natürlich "die rohstoffpreisbedingte Preisentwicklung" bei Games Workshop versetzten meiner Begeisterung allmählich einen Dämpfer. Besser wurde es damit nicht, eher immer schlimmer (gesprochen wie ein echter Zwerg) - der White Dwarf wurde von einem Hobby-Magazin zu einem beschissenen Werbe-Heftchen, die Modelle waren zu sehr "over the top" und ich kriegte plötzlich nicht mal mehr die alten Modelle, weil man den Archiv-Service einstampfte. Als sie dann Warhammer Fantasy mutwillig töteten, zeigte ich Games Workshop den Mittelfinger und ging.
Das fiel mir zwar schwer, aber nicht ganz so schwer, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich historische Modelle entdeckt, die es "wie Warhammer" endlich im entsprechenden Maßstab und aus Kunststoff gab - zwar töteten sie "Warhammer: Ancient Battles" auch, aber die Alternativen waren präsent. Dann beschäftigte ich mich eben damit und malte nebenbei ein paar Wolfsmenschen und Aligatoren für ein Spiel namens "Hordes" an - gespielt habe ich es allerdings nie.
Seit längerem hat sich mein Zorn auf Games Workshop in distanzierte Neutralität gewandelt. Ein paar Klassiker, die (sündhaft teuer) wiederveröffentlicht wurden, legte ich mir zu, auch "Blood Bowl", das zu meinem Lieblingsspiel avancierte...zumindest am PC.
Nach mehr als fünfzehn Jahren im Hobby habe ich dann kürzlich auch angefangen, intensiv zu spielen! Zumindest historische Systeme. Und das macht sogar Spaß! Dazu trägt bei, dass ich mir mittlerweile gestatte, Miniaturen explizit fürs Spielen zu bauen und zu bemalen und die erworbenen Skills sowie die Ansprüche (etwas) herunterzuschrauben. Dann tut es nicht weh, die Modelle auch zu benutzen.