Gehört mangelnde Kinderstube mittlerweile zum guten Ton? Aber da wohl auch ich zum Teil angespochen bin werde ich mal auf den Vorwurf eingehen: woher bilde ich mir ein mehr zu wissen?
Ganz einfach: ich finde das Thema höchst interessant und habe mich mit einigen Leuten unterhalten die Ahnung haben und auch hinterher mit recht vielen anderen. dazu muss ich sagen: vor ca. 2-3 Jahren war auch ich diesbezüglich unbedarft und je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte desto häufiger kamen die "wtfs?" Als Grundaussage kann ich nur ein Zitat von Henry Ford wiedergeben:
„Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“
Dabei stammt der Mann aus einer Zeit in der das Geldsystem noch in Ordnung war.
Ich habe mich mittlerweile mit einigen Menschen drüber unterhalten und es ist wirklich so das 95%+ nicht Wissen was Geld heute ist. Die Bildung spielt dabei keine Rolle, auch Akademiker wissen das nicht. Selbst BWler wissen das nicht alle, weil man zwar die Mechanismen des System lernt, aber nicht unbedingt darüber spricht was dahinter steht.
Wobei es nicht nur ums wissen geht, sondern ums begreifen. Selbst Menschen denen man auf einer akademischen Ebene erklärt hat was Kreditgeld ist weigern sich dieses wissen in Erkenntnis umzusetzen. Das ganze ist für unser Alltagsverständis von "Geld" (im Sinne eines Tauschmittels zum Warenerwerb, Warengeld eben - so war es bis 1971) einfach zu weit weg und zu absurd um es wirklich zu realisieren.
das ist bei unseren Politikern genauso: wenn die reden merkt man sehr schnell wer es verstanden hat und wer nicht. Allerdings lügen die, die es kapieren meist einfach auch, weil es zu kompliziert wäre ihr handeln zu erklären beim vorliegenden Kenntnisstand der Bevöklerung.
Gutes Indiz ist die Verwendung von Begriffen wie 'Schulden' und Geld/Guthaben. Wer noch in der "naiven" welt lebt verwendet die noch im Sinne von gut/Böse- viel Geld zu haben ist gut, Schulden zu haben schlecht. Idealerweise haben alle Geld und keiner Schulden. Richtig? Falsch! Unser Geld sind einfach Schulden. Geld = Schuld. Das ist jetzt so nichtsagend wie das Kürzel E=mc² für die Relativitätstheorie, aber das ist es.
in Worten: unser Wohlstand ("Geld") beruht darauf, das man jemanden Kredit gibt in der absoluten sicherheit es mit Zins wiederzubekommen, was aber nie passieren darf, weil in dem Moment in dem er diesen Kredit zurückzahlt nicht nur seine Schld getilgt ist, sondern auch mein Geld weg.
Dieser Sachverhalt ist für den Alltag zu absurd: weil ich einem Freund 1000€ leihe, habe ich selber 1000€, in dem Moment in dem er mir diese 1000€ aber zurückzahlt ist nicht nur er seine Schulden los sondern auch meine Kohle weg. Sowas ist total unsinnig, wider jeden Verstand - aber genau so läuft es. Henry Ford hat recht: würden die Leute das begreifen, würden sie nicht mitspielen.
Wenn man das aber mal verinnerlicht hat, dann ergibt vieles in der Wirtschaftswelt Sinn, dann fängt man an zu kapieren warum Dinge so laufen wie sie laufen. Ist wie der fallende erste Dominostein des begreifens. Gibt übrigens eine Berufsgruppe die das wirklich kapiert hat: die vielgescholtenen Investmentbanker. Deswegen wirkt es auch immer so als seinen die den "guten Jungs" immer nen schritt voraus, reiner Wissensvorteil, sonst nix.
Ich behaupte nicht alles bis ins Detail zu kapieren, aber ich behaupte beim verständnis ne ganze Ecke weiter zu sein als die meisten anderen. Daraus resultiert auch eine gewissen Aroganz, mea culpa. Aber man kann einfach nicht jedesmal von Null beginnen und Kreditgeld erklären, blos weil alle noch in Warengeld denken.
Auch eine Bewertung was Politiker kapiert haben kann man dann langsam anstellen: es gibt welche die haben es geschnallt. Auf der Seite des "Imperiums" beispielsweise der Schäuble: der versteht es und nutzt die Mechanismen für seine Ziele, lügt aber, im Sinne einer "Lüge für Kinder" das Volk an: genau wie man Kindern nicht erklärt wo die Babys wirklich herkommen erzählt man dem Volk nicht was Geld ist, sie würden es nicht verstehen und es würde sie verunsichern.
Auch die alten Goldman-Sachs Leute wissen von was sie reden. Man muss die Jungs und ihre Ziele nicht mögen, fachlich macht ihnen keiner was vor.
Und dann gibt es noch ein paar "Rebellen" die es verstanden haben. Die gelten i.d.R. als Wirrköpfe und Querulanten, weil sie eben nicht lügen. Meist bekommen sie noch das Kainsmal "nationalistisch" aufgededrückt oder "antieuropisch". Weil, wenn man das Prinzip erkennt und es einem nicht gefällt, dann kann man nicht für den euro sein. Weil der Euro systemisches Instrument für die Schuldknechtschaft des Südens und die Enteignung des Nordens bei gleichzeitiger Umvertielung des wohlstands von der Bevölkerung hin zu wenigen profiteuren ist. Wer das nicht gut findet kann nur aus dem Euro raus wollen. klar, man bekommt als Nebenprodukt ein vereintes Europa. Aber dessen Völker sind dann so freudig und freiwillig vereint wie in Jugoslawien.
Die breite Masse der Politker aber hat keine Ahnung, ähnlich wie bei der Bevölkerung. Ist übrigens auch nicht großartig nach Parteien sortiert, die Ahnungslosen gibts überall. Auch wenn mir ihr Lösungsideen beispielsweise nicht gefallen ist z.B. Sarah Wagenknecht jemand ders auch versteht. Aber unabhängig von den jeweiligen Zielen gibt es ne "Verschwörung der Wissenden": wers versteht redet nicht drüber, weil er Angst hat von allen anderen für verrückt erklärt zu werden. Statt dessen sucht man andere fadenscheinige argumente für seine jeweilige politik.