Moin.
Ich hatte eigentlich vor, diese Geschichte erst nächstes Jahr hier reinzustellen, doch dank guten vorankommens dachte ich mir, ich könnte es jetzt schon riskieren.
Thema ist die Samarianische Gardistenarmee und ihr Kreuzzug durch ihren Raumsektor, um die Jahrtausende des Nicht- Kämpfens aufzuholen. Wer schon mal etwas über meine Jungs wissen will, den verweise ich auf die Links in meiner Signatur. Aber man kann dise Geschichte auch ohne die anderen verstehen, da dies keine Fortsetzung der Masters of War ist.
Enjoy
* PDF am Ende dieses Beitrags! *
Zurück in den Dienst
Der Planet Ilusium
Er rutschte aus und schlug der Länge nach hin. Schmerz pochte in seinen Händen und Knien, mit denen er versucht hatte, den Sturz abzufangen. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und bildeten einen Kontrast zu dem blendenden Weiß des Schnees, auf dem er lag. Am Rande seines Blickfeldes tauchte eine Blutlache den Schnee in warmes Rot. Das Blut seiner Brüder tränke diesen verfluchten Planeten. Das Blut der tapferen Söhne Samaras.
Er rappelte sich auf und hastete weiter. Hinter sich hörte er das Stapfen der Barbaren und ihre Kriegsschreie drangen bis zu ihm herüber. Nicht umdrehen, einfach weiter! Das hatte ihm sein Ausbilder immer gesagt. Wenn der Feind dich einholt, ist es gleichgültig, ob du ihn siehst oder nicht. Wenn du rennst, dann renn. Also beherzigte er diesen Rat und rannte.
Er war allein. Sein Trupp war von den Xenos, den widerwärtigen Grünhäuten zerschlagen worden. Alle waren in andere Richtungen geflohen. Auch das war Teil ihrer Ausbildung gewesen. Verteilen, um auch den Feind dazu zu bringen, sich aufzuteilen. Doch jetzt wünschte er sich seine Kameraden an seine Seite.
Seine Füße begannen, zu schmerzen. Seine Waffe drückte hart auf seine Schulter, doch konnte er sich nicht leisten, sie zu verlieren. Also biss er die Zähne zusammen, umfasste das Schrotgewehr, welches er routiniert vom Rücken zog, mit beiden Händen und rannte weiter. Er konnte immer noch die Schreie seiner Feinde hinter sich hören, der Feinde des Imperators, die es wagten, Ilusium, eine seiner Welten, anzugreifen. Und dabei, dachte er sich, hatte es so gut angefangen.
Als das Zweite samarianische Eliteregiment, genannt die Garde des Philosophen, was sich auf ihren Kommandanten zurückführen ließ, gelandet war, befand sich der größte Teil der öden und nur spärlich besiedelten Welt bereits unter der Kontrolle der Orks. Sie waren aus heiterem Himmel gefallen, hatten die ersten Außenposten überrannt und die Imperialen dazu gezwungen sich zurückzuziehen. In die einzige Großstadt des Planeten, Ilusia. Die Samarianer, die auf ihrem Zug durch das Sub- Segmentum den Hilferuf abgefangen hatten, waren sofort herangeeilt, um die Kontrolle des Imperators über diese Welt und ihr reiches System, aufrecht zu erhalten.
Auch wenn Generalfeldmarschall Alexander Russakov verdeutlicht hatte, dass es darum ging, den Namen Samaras wieder ins Gedächtnis der Menschheit zu bringen und sich, nach dreitausendjähriger Abstinenz, wieder am Kampf gegen seine Feinde zu beteiligen, wussten alle Soldaten, dass sie ihre Ziele nach Aspekten wie strategische Wichtigkeit und Rohstofffülle auswählten, nicht nach den größten Feindverbänden. Einerseits waren manche Welten wirklich wichtiger als andere und sie mussten priorisieren, da sie nur eines von etwa dreißig Regimentern waren. Doch hatten viele Soldaten das Bedürfnis, jegliche Vernunft und Taktik beiseite zu legen und sich den Feinden der Menschheit entgegen zu werfen.
Als sie von Samara aufgebrochen waren, hatten sie alle erwartet, in die schlimmsten Kampfregionen dieses Teils der Galaxis verschifft zu werden und gegen grauenvolle Gegner antreten zu müssen. Doch da wussten sie noch nichts von den Kriterien des Oberkommandos. Stattdessen würden sie auf einer Eiswelt gegen eine Horde stinkender Barbaren kämpfen und nur Zeit und Ressourcen verschwenden.
Das samarianische Gardistenregiment bombardierte also mehrere Gebiete des Planeten und begann seinen Vormarsch. Höllenhunde und Flammenwerfertruppen kochten die Oberfläche, rösteten Grünhäute zu Tausenden. Banebladekompanien trieben die Orks aus den kleineren Städten, Scharfschützen erledigten schon am ersten Tag den Waaaghboss ihrer Horde und allerlei wichtige Plätze, wie Mienen und ehemalige Schutzbunker wurden zurückerobert.
Doch was die Samarianer auch versuchten, die Orks gaben nicht auf. Stattdessen setzten sie sich in den Bergen fest und nicht einmal ein Bombardement konnte sie ausräuchern. Und von da an gerieten die Menschen immer mehr in eine Pattsituation. Sich den Orks im Kampf Mann gegen Mann zu stellen, wäre töricht, doch eine Schlachtlinie konnte man in den verwinkelten Pässen und schmalen Tälern der ilusianischen Gebirge nicht realisieren. Also beließ man es dabei, die Berge zu umstellen und auf die Ankunft anderer Truppen zu warten, der Space Wolves. Nicht die ersten Space Marines, die mit den Samarianern kämpften. General Bednjagin hatte persönlich bei einer Kompanie dieser Krieger vorgesprochen, die erst kürzlich in einem nahen System aufgeräumt hatte. Die Männer waren gespannt, einen vollkommen anderen Orden des Adeptus Astartes zu sehen.
Victor sprang in einen kleinen Graben und entsicherte das Schrotgewehr. Seine schwarze Plattenrüstung mit den goldenen Zierden machte ihn zur perfekten Zielscheibe und so beschloss er, in diesem Graben auszuharren, bis die Aliens ihn einholten. Schließlich hätten sie ihn sowieso einmal eingeholt. Entweder hatten diese Aliens mehr Ausdauer als ein durchtrainierter Mensch oder sie waren einfach zu beschränkt, um zu verstehen, dass sie müde waren. Er tippte auf Letzteres. Er richtete sich aus und reckte seine Waffe nach oben. Er presste sie gegen die Schulter und schaltete auf den präzisen Schussmodus. In dieser Konfiguration verschoss das Gewehr seine Munition auf einem Punkt konzentriert. Maximale Feuerkraft, allerdings erforderte dieser Modus auch genaues Zielen. Er musste schneller sein als der Ork. Der erste von ihnen, der über den Rand des Grabens sehen würde, bekäme einen Schrotsturm entgegen, der ihm den Kopf von den Schultern blasen würde. Er legte den Finger sanft um den Abzug und konzentrierte sich auf den Grabenrand. Ein letztes Mal atmete er tief durch und erwartete seinen Feind.
Angestrengt blickte er in den Himmel. Wieder in den Schnee. Auf den Grabenrand. Die Geräusche der Orks verblassten. Der weiße Himmel vermischte sich mit dem silbernen Untergrund zu einer kalten Fläche der Einsamkeit. Das ewige Weiß brannte sich in seine Gedanken, füllte sie vollkommen aus. Die quälenden Sekunden verstrichen erbarmungslos. Doch nichts geschah.
Die Sonne war gewandert und schien nun im Zenit. In seinem Graben hatte er keinen Schatten und selbst die abgedunkelte Scheibe seines Helmes brachte nichts mehr gegen die Helligkeit des Weißen Riesen, um den dieser verdammte Planet kreiste. Langsam nahm er den Finger vom Abzug, wobei dieser zitterte und sich kaum bewegen ließ, überprüfte den Status seiner Thermalweste und erhob sich langsam. Sein Rücken protestierte, flehte ihn an, sich wieder zu setzen. Doch er musste verschwinden, denn seine Wärmezellen würden in einer Stunde den Geist aufgeben. Und ohne Wärmezellen brachte auch die beste Thermalweste keinen Nutzen, jedenfalls nicht in einer Eiswüste.
Vorsichtig kroch er an die Wand und zog sich hinauf, spähte über den Rand seines Grabens. Die Ebene lag in gleißendem Weiß. Hier und da durchbrach ein nur kleiner Schneehügel die makellose Einheit, am Himmel war alles ruhig. In weiter Ferne ragten die Berge grau und bedrohlich auf. Die Berge, in denen sich ihre Feinde versteckten und keinen Zoll nachgaben, keinen Zoll blut- und kampflos hergeben würden. Und zu seiner linken entdeckte er ein seltsames Gebilde.
Ein merkwürdiges Gestell hatte sich in den Boden gerammt und einen großen Krater geschlagen. Mehrere Teile waren weggesprengt worden und lagen meterweit entfernt. Sie erinnerten ihn ein wenig an Raumschiffschotts, auch wenn sie natürlich viel zu klein waren. Und das dazugehörige Raumschiff nirgends zu sehen war. Er blickte noch eine Weile auf das metallische Monstrum, und erkannte es.
Vorsichtig näherte er sich der Landungskapsel, denn als solche hatte er sie nun erkannt. Er hatte schon einmal eine gesehen. Eine schwarze, wie die Masters of War, der Orden, der seine Marines von Samara rekrutierte, sie verwendete. Eine Art Landungsschiff. Verheerend, schnell, präzise. Und selbstverständlich unglaublich laut. Er wunderte sich, dass er sie nicht gehört hatte.
Doch diese Landungskapsel war bei näherer Betrachtung anders. In einem blaugrauen Ton, und ohne die Waffensysteme. Ohne merkwürdige Anzeigen und Bildschirme an den Streben. Er betrachtete noch einige Augenblicke das Landungsfahrzeug und setzte sich dann schließlich hinein, lehnte dabei an eine der Stützstreben. Den Gedanken, irgendwie zu seinen Reihen zurückzufinden, verwarf er. Er war einfach zu weit von jeglichen Verbänden entfernt. Ein Marsch durch das Nichts zum nächsten Außenposten würde Tage dauern. Jetzt wünschte er sich, er wäre nicht Hals über Kopf geflohen, sondern hätte den Verstand besessen, auf seinem Jetski zu fliehen.
Er blickte auf sein Chronometer. Sechzehn Uhr Neunundzwanzig. Er runzelte die Stirn, auch wenn man das unter seinen Helm nicht sehen konnte, und versuchte sich zu erinnern, um welche Uhrzeit die Grünhäute ihre Position angegriffen hatten.
„Scheiße“, entfuhr es ihm. Er war in seinem Graben eingedöst, ohne es zu merken. Wahrscheinlich eine Ohnmacht aufgrund der Müdigkeit und des monotonen weißen Lichts. Er hatte mindestens fünf Stunden geschlafen.
Er stand auf und hämmerte seinen Kopf gegen das Metall der Landungskapsel. Sergeant Mosovich würde ihn umbringen, wenn er jemals davon erfahren sollte.
Doch dann kam ihm etwas merkwürdig vor.
Wo waren die Leichen der Orks? Wo die Kampfspuren, oder die Fußabdrücke der Space Marines, die ja nicht die leichtesten von allen waren? Er selbst war nicht von Schnee bedeckt gewesen, also konnte es auch nicht geschneit haben. Seine eigenen Fußspuren konnte er erkennen. Sie waren deutlich im Schnee zu erkennen, entfernten sich vom Graben und führten zu der Stelle, an der er das Landungsfahrzeug betreten hatte. Er setzte sich wieder hin und dachte nach. Irgendetwas musste nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.
General Sergej Bednjagin stand an der Tür zu seinem Kommandobunker und blickte hinaus auf das geschäftige Treiben des Lagers. Überall liefen Soldaten, und vereinzelt Soldatinnen, hin und her und erledigten allerlei Arbeiten. Das nahe Flugfeld wurde enteist. Vor kurzem hatten der General und sein Stab einen Aufklärungsflug beschlossen, um die Umgebung des Gebirges noch einmal zu untersuchen, bevor die Angriffsoperation begann. Die Artillerie wurde ebenfalls bereitgemacht. Männer, die Karren mit 120mm Granaten hinter sich herzogen, waren genauso ein Teil des Bühnenbildes wie die Militärtechniker, die überall herumhasteten und die Flugzeuge betankten, bewaffneten und reinigten. Ein Konvoi mit weiterer Munition fuhr soeben ins Lager ein.
„Ihre Männer sind hervorragend diszipliniert.“, dröhnte eine tiefe Bassstimme aus dem Bunker heraus.
„Es sind nicht nur Männer, mein Lord.“, antwortete der General leicht spitzbübisch, wobei er sich umdrehte und wieder in die Wärme des Kommandobunkers trat. Er nahm sich vor, mit Generalfeldmarschall Russakov zu sprechen, um sich eine angenehmere Welt als nächsten Kampfplatz zu sichern. Bei seinem Glück würde er allerdings wohl wieder eine Todeswelt oder eine Wüste bekommen.
„So etwas vergesse ich manchmal. Darin unterscheiden sich ihre Soldaten von vielen anderen. Und trotzdem halten sie die Disziplin.“
Der große Space Marine mit dem langem, grauen Bart lehnte an der Wand und trank etwas Dampfendes aus einem Metallbecher. Wiederholt roch er an dem Gebräu und nahm das würzige Aroma des Getränkes in sich auf.
„Wir unterscheiden uns in vielen Punkten von anderen Armeen. Wir sind ein Gardistenregiment. Und ihre, für Space Marines typische, Arroganz bringt mich nicht aus dem Konzept.“
Der Space Wolf nickte nur und ging zurück zu der taktischen Karte, deren Hologramm einen großen Teil einer Wand beanspruchte.
„Mehrere Trupps meiner Brüder sind per Landungskapsel runter gegangen und treiben die Orks zurück in die Berge. Minimaler Widerstand. Wir sind auf einige ihrer Leute gestoßen, General.“
„Freut mich zu hören.“. Bednjagin trat an die Seite des Alten Wolfslords. Der Space Marine überragte ihn um gute zwei Köpfe, doch das ließ den General in keinster Weise unautoritär wirken.
General Sergej Bednjagin war einen Meter sechsundachtzig groß, hatte dunkelblonde, schulterlange Haare und ein Aristokratengesicht. Die sanftgrünen Augen verliehen ihm stets eine ruhige Ausstrahlung und die Aura der Intelligenz, wie sie einem Offizier nur dienlich sein konnte. Alles an ihm war eher dezent. Keine überdimensionalen Muskeln, keine tiefen Narben, perfekt rasiert und gepflegt. Nahm man sein, für einen General unübliches, Alter von erst zweiunddreißig Jahren hinzu, war er eher das Bild eines Künstlers, denn eines Soldaten. Zusätzlich brachte er durch seine ruhige Art schon so manchen Offizier während einer Schlacht zur Verzweiflung.
Selbst an einem Space Marine ging dieser Eindruck nicht ganz vorbei. Und so achtete Wolfslord Raik Blaumähne darauf, ebenfalls gut aufzutreten.
„Wir sammeln uns. In drei Stunden werden wir wie besprochen in den Bergen landen und den Orks den Kampf ihres Lebens liefern. Selbstverständlich wird es ihr letzter sein.“
„Solange wir nicht hinterher aufräumen müssen, stehe ich voll und ganz hinter ihnen.“, witzelte der Imperiale Offizier.
„Ich kann mir kaum vorstellen, dass noch viel zum Aufräumen übrig bleiben wird, Herr General. Wir haben die eine oder andere Überraschung. Feuriger Natur, versteht sich.“
Bednjagin winkte seinem Adjutanten, Major Denis Karamasov, der die ganze Zeit über regungslos am Tisch gestanden hatte und in perfekter Habachtstellung zur Holokarte blickte, er möge die Karte abschalten und die taktischen Berechnungen auf den Schirm legen. Sofern man bei einem Holoprojektor von einem Schirm sprechen konnte.
„Unsere Aufklärungsflieger starten in Tausendzweihundert. Ich empfehle, dass wir unsere Pläne noch einmal durchgehen.“
Der Space Marine lachte.
„Das ist nicht nötig. Krieg ist ein Spiel. Und wir sind seine Bauern.“
„Mag sein.“, erwiderte der Samarianer. „Doch wie heißt es so schön: Erwarte den Sieg, Plane für die Niederlage.“
Victor Kulikow saß währenddessen immer noch in der Landungskapsel und beobachtete weiter, wie seine Thermalzellen sich verzehrten, mit jedem Augenblick die Anzeige schrumpfte und ihn seinem Ende näher brachte. Jeder Atemzug kam immer schwerer aus seinen Lungen. Die beißende, gnadenlose Kälte kroch durch seine dicken Kleider und die Rüstung immer weiter auf das verwundbare Innere zu, gierig nach dessen Leben greifend. Die unbarmherzige Bestie des kalten Ödlands freute sich auf ihr Mahl.
Er lud sein Gewehr erneut durch, schon zum achten Mal in dieser quälenden Stunde des Wartens, und ließ sich alles weiter durch den Kopf gehen. Es musste eine plausible Erklärung für die vollkommene Abwesenheit von Kampfspuren geben. Was wenn die Orks geflohen waren und die Space Marines sie verfolgt hatten? Nach allem, was er wusste waren die Space Wolves nicht gerade die besten Schützen, jedenfalls sprachen die Geschichten, die ihnen Vater Chruchkov erzählte, immer von Kriegern, die den Nahkampf suchten. Vielleicht waren sie einfach weit gelaufen und hatten ihre Feinde erst dort zur Strecke gebracht. Und ein Schneefall hatte ihre Spuren verwischt.
Doch dagegen sprach die Tatsache, dass weder auf ihm noch auf der Landungskapsel auch nur eine Schneeflocke gelegen hatte, als er erwachte. Und die Sonne dieses Systems war viel zu weit entfernt, um frischen Schnee innerhalb weniger Stunden vollkommen verdunsten zu lassen.
Oder waren die Orks gar nicht so nahe gewesen, wie er angenommen hatte? Diese Barbaren machten schließlich immer einen höllischen Lärm. Er und Sergeant Mosovich hatten schon eine Wette abgeschlossen, das der erste von ihnen, der einen schleichenden Ork sieht, vom anderen einen Monatssold erhält. Andererseits waren sie sehr nahe, als er geflohen war. Waren Orks eigentlich langsamer oder schneller als Menschen? Er wusste es nicht.
Als seine Thermalweste zu läuten begann und ihm somit zeigte, dass seine Hitzezellen in weniger als einer Minute zur Neige gehen würden, verwarf er alle Gedanken, einigte sich mit sich selbst darauf, dass es schon eine vernünftige Erklärung geben müsse und stand auf. Mit einem letzten hohen Ton erstarb die letzte Thermalzelle und überließ ihn der Kälte dieses kalten Ortes.
Er blickte an sich herunter, spürte schon, wie die Kälte an ihm zu nagen begann, und seufzte resigniert. Wenn es hier enden sollte, dann sollte es eben so sein. Er würde sich nicht beschweren. Ein letztes Mal lud er sein Gewehr nach. Jedes Mal entfernte er das Magazin und überprüfte dessen Inhalt, schob es zurück und vernahm das beruhigende Knacken, wenn man die Munition einrasten ließ. Er hängte sich das Gewehr wieder um und trat aus der Landungskapsel.
Und in diesem Moment erschien eine Schneewehe am Horizont. Sie näherte sich mit rasanter Geschwindigkeit und bewegte sich genau auf den Samarianer zu. In der Schneewehe konnte man zusehends eine Gestalt deutlich werden sehen. Eine große Gestalt auf einem Motorrad. Nach kurzer Betrachtung dieses ankommenden Etwas, glaubte er zu erkennen, dass es sich um ein Bike handelte und so holte er sein Fernglas aus seiner Hüfttasche und blickte hindurch. Und erblickte eine Farbe, die ihn wieder hoffen ließ. Blaugrau.
Als der Space Wolf ihn erreicht hatte, stieg er wortlos vom Bike und ging zur Landungskapsel. In dieser öffnete er einen kleinen Schaltkasten, notierte sich eine Nummer in einem kleinen Handcomputer und ging zurück zu seinem Gefährt. Genauso wortlos stieg er wieder auf und startete den Motor. Schließlich blickte er Victor an, nickte ihm zu, er solle sich aufs Bike setzten und fuhr, mit dem Samarianer, zurück ins Basislager.
„Du verzweifelst nicht, obwohl ich die, für dich geltenden, Gesetzte gebrochen habe. Ich spüre, dass du zweifelst. Doch die Zweifel schlagen nicht in Wahnsinn um. Du siehst keine Leichen, keine Kampfspuren, und suchst nach einer plausiblen Antwort, nicht im Chaos oder bei Aliens. Du bist viel versprechender als die anderen vor dir. Du bist nicht vollkommen mit Glauben gefüllt.“
Sie strich sich durch ihr weißes Haar und erhob sich langsam. Ihre weiße Haut und ihr weißes Kleid waren beinahe unsichtbar. Die Welt um sie herum lag still dar. Auch hinterließ sie keinerlei Spuren im Schnee, als wäre sie vollkommen Gewichtslos. Nur ihre roten Lippen hoben sich von ihrer Umgebung ab. Und sie formten ein bezauberndes Lächeln.
„Ich habe anscheinend einen Passenden gefunden, mein Liebster“
Ich hatte eigentlich vor, diese Geschichte erst nächstes Jahr hier reinzustellen, doch dank guten vorankommens dachte ich mir, ich könnte es jetzt schon riskieren.
Thema ist die Samarianische Gardistenarmee und ihr Kreuzzug durch ihren Raumsektor, um die Jahrtausende des Nicht- Kämpfens aufzuholen. Wer schon mal etwas über meine Jungs wissen will, den verweise ich auf die Links in meiner Signatur. Aber man kann dise Geschichte auch ohne die anderen verstehen, da dies keine Fortsetzung der Masters of War ist.
Enjoy
* PDF am Ende dieses Beitrags! *
Zurück in den Dienst
Der Planet Ilusium
I
Er rappelte sich auf und hastete weiter. Hinter sich hörte er das Stapfen der Barbaren und ihre Kriegsschreie drangen bis zu ihm herüber. Nicht umdrehen, einfach weiter! Das hatte ihm sein Ausbilder immer gesagt. Wenn der Feind dich einholt, ist es gleichgültig, ob du ihn siehst oder nicht. Wenn du rennst, dann renn. Also beherzigte er diesen Rat und rannte.
Er war allein. Sein Trupp war von den Xenos, den widerwärtigen Grünhäuten zerschlagen worden. Alle waren in andere Richtungen geflohen. Auch das war Teil ihrer Ausbildung gewesen. Verteilen, um auch den Feind dazu zu bringen, sich aufzuteilen. Doch jetzt wünschte er sich seine Kameraden an seine Seite.
Seine Füße begannen, zu schmerzen. Seine Waffe drückte hart auf seine Schulter, doch konnte er sich nicht leisten, sie zu verlieren. Also biss er die Zähne zusammen, umfasste das Schrotgewehr, welches er routiniert vom Rücken zog, mit beiden Händen und rannte weiter. Er konnte immer noch die Schreie seiner Feinde hinter sich hören, der Feinde des Imperators, die es wagten, Ilusium, eine seiner Welten, anzugreifen. Und dabei, dachte er sich, hatte es so gut angefangen.
Als das Zweite samarianische Eliteregiment, genannt die Garde des Philosophen, was sich auf ihren Kommandanten zurückführen ließ, gelandet war, befand sich der größte Teil der öden und nur spärlich besiedelten Welt bereits unter der Kontrolle der Orks. Sie waren aus heiterem Himmel gefallen, hatten die ersten Außenposten überrannt und die Imperialen dazu gezwungen sich zurückzuziehen. In die einzige Großstadt des Planeten, Ilusia. Die Samarianer, die auf ihrem Zug durch das Sub- Segmentum den Hilferuf abgefangen hatten, waren sofort herangeeilt, um die Kontrolle des Imperators über diese Welt und ihr reiches System, aufrecht zu erhalten.
Auch wenn Generalfeldmarschall Alexander Russakov verdeutlicht hatte, dass es darum ging, den Namen Samaras wieder ins Gedächtnis der Menschheit zu bringen und sich, nach dreitausendjähriger Abstinenz, wieder am Kampf gegen seine Feinde zu beteiligen, wussten alle Soldaten, dass sie ihre Ziele nach Aspekten wie strategische Wichtigkeit und Rohstofffülle auswählten, nicht nach den größten Feindverbänden. Einerseits waren manche Welten wirklich wichtiger als andere und sie mussten priorisieren, da sie nur eines von etwa dreißig Regimentern waren. Doch hatten viele Soldaten das Bedürfnis, jegliche Vernunft und Taktik beiseite zu legen und sich den Feinden der Menschheit entgegen zu werfen.
Als sie von Samara aufgebrochen waren, hatten sie alle erwartet, in die schlimmsten Kampfregionen dieses Teils der Galaxis verschifft zu werden und gegen grauenvolle Gegner antreten zu müssen. Doch da wussten sie noch nichts von den Kriterien des Oberkommandos. Stattdessen würden sie auf einer Eiswelt gegen eine Horde stinkender Barbaren kämpfen und nur Zeit und Ressourcen verschwenden.
Das samarianische Gardistenregiment bombardierte also mehrere Gebiete des Planeten und begann seinen Vormarsch. Höllenhunde und Flammenwerfertruppen kochten die Oberfläche, rösteten Grünhäute zu Tausenden. Banebladekompanien trieben die Orks aus den kleineren Städten, Scharfschützen erledigten schon am ersten Tag den Waaaghboss ihrer Horde und allerlei wichtige Plätze, wie Mienen und ehemalige Schutzbunker wurden zurückerobert.
Doch was die Samarianer auch versuchten, die Orks gaben nicht auf. Stattdessen setzten sie sich in den Bergen fest und nicht einmal ein Bombardement konnte sie ausräuchern. Und von da an gerieten die Menschen immer mehr in eine Pattsituation. Sich den Orks im Kampf Mann gegen Mann zu stellen, wäre töricht, doch eine Schlachtlinie konnte man in den verwinkelten Pässen und schmalen Tälern der ilusianischen Gebirge nicht realisieren. Also beließ man es dabei, die Berge zu umstellen und auf die Ankunft anderer Truppen zu warten, der Space Wolves. Nicht die ersten Space Marines, die mit den Samarianern kämpften. General Bednjagin hatte persönlich bei einer Kompanie dieser Krieger vorgesprochen, die erst kürzlich in einem nahen System aufgeräumt hatte. Die Männer waren gespannt, einen vollkommen anderen Orden des Adeptus Astartes zu sehen.
Victor sprang in einen kleinen Graben und entsicherte das Schrotgewehr. Seine schwarze Plattenrüstung mit den goldenen Zierden machte ihn zur perfekten Zielscheibe und so beschloss er, in diesem Graben auszuharren, bis die Aliens ihn einholten. Schließlich hätten sie ihn sowieso einmal eingeholt. Entweder hatten diese Aliens mehr Ausdauer als ein durchtrainierter Mensch oder sie waren einfach zu beschränkt, um zu verstehen, dass sie müde waren. Er tippte auf Letzteres. Er richtete sich aus und reckte seine Waffe nach oben. Er presste sie gegen die Schulter und schaltete auf den präzisen Schussmodus. In dieser Konfiguration verschoss das Gewehr seine Munition auf einem Punkt konzentriert. Maximale Feuerkraft, allerdings erforderte dieser Modus auch genaues Zielen. Er musste schneller sein als der Ork. Der erste von ihnen, der über den Rand des Grabens sehen würde, bekäme einen Schrotsturm entgegen, der ihm den Kopf von den Schultern blasen würde. Er legte den Finger sanft um den Abzug und konzentrierte sich auf den Grabenrand. Ein letztes Mal atmete er tief durch und erwartete seinen Feind.
Angestrengt blickte er in den Himmel. Wieder in den Schnee. Auf den Grabenrand. Die Geräusche der Orks verblassten. Der weiße Himmel vermischte sich mit dem silbernen Untergrund zu einer kalten Fläche der Einsamkeit. Das ewige Weiß brannte sich in seine Gedanken, füllte sie vollkommen aus. Die quälenden Sekunden verstrichen erbarmungslos. Doch nichts geschah.
Die Sonne war gewandert und schien nun im Zenit. In seinem Graben hatte er keinen Schatten und selbst die abgedunkelte Scheibe seines Helmes brachte nichts mehr gegen die Helligkeit des Weißen Riesen, um den dieser verdammte Planet kreiste. Langsam nahm er den Finger vom Abzug, wobei dieser zitterte und sich kaum bewegen ließ, überprüfte den Status seiner Thermalweste und erhob sich langsam. Sein Rücken protestierte, flehte ihn an, sich wieder zu setzen. Doch er musste verschwinden, denn seine Wärmezellen würden in einer Stunde den Geist aufgeben. Und ohne Wärmezellen brachte auch die beste Thermalweste keinen Nutzen, jedenfalls nicht in einer Eiswüste.
Vorsichtig kroch er an die Wand und zog sich hinauf, spähte über den Rand seines Grabens. Die Ebene lag in gleißendem Weiß. Hier und da durchbrach ein nur kleiner Schneehügel die makellose Einheit, am Himmel war alles ruhig. In weiter Ferne ragten die Berge grau und bedrohlich auf. Die Berge, in denen sich ihre Feinde versteckten und keinen Zoll nachgaben, keinen Zoll blut- und kampflos hergeben würden. Und zu seiner linken entdeckte er ein seltsames Gebilde.
Ein merkwürdiges Gestell hatte sich in den Boden gerammt und einen großen Krater geschlagen. Mehrere Teile waren weggesprengt worden und lagen meterweit entfernt. Sie erinnerten ihn ein wenig an Raumschiffschotts, auch wenn sie natürlich viel zu klein waren. Und das dazugehörige Raumschiff nirgends zu sehen war. Er blickte noch eine Weile auf das metallische Monstrum, und erkannte es.
Vorsichtig näherte er sich der Landungskapsel, denn als solche hatte er sie nun erkannt. Er hatte schon einmal eine gesehen. Eine schwarze, wie die Masters of War, der Orden, der seine Marines von Samara rekrutierte, sie verwendete. Eine Art Landungsschiff. Verheerend, schnell, präzise. Und selbstverständlich unglaublich laut. Er wunderte sich, dass er sie nicht gehört hatte.
Doch diese Landungskapsel war bei näherer Betrachtung anders. In einem blaugrauen Ton, und ohne die Waffensysteme. Ohne merkwürdige Anzeigen und Bildschirme an den Streben. Er betrachtete noch einige Augenblicke das Landungsfahrzeug und setzte sich dann schließlich hinein, lehnte dabei an eine der Stützstreben. Den Gedanken, irgendwie zu seinen Reihen zurückzufinden, verwarf er. Er war einfach zu weit von jeglichen Verbänden entfernt. Ein Marsch durch das Nichts zum nächsten Außenposten würde Tage dauern. Jetzt wünschte er sich, er wäre nicht Hals über Kopf geflohen, sondern hätte den Verstand besessen, auf seinem Jetski zu fliehen.
Er blickte auf sein Chronometer. Sechzehn Uhr Neunundzwanzig. Er runzelte die Stirn, auch wenn man das unter seinen Helm nicht sehen konnte, und versuchte sich zu erinnern, um welche Uhrzeit die Grünhäute ihre Position angegriffen hatten.
„Scheiße“, entfuhr es ihm. Er war in seinem Graben eingedöst, ohne es zu merken. Wahrscheinlich eine Ohnmacht aufgrund der Müdigkeit und des monotonen weißen Lichts. Er hatte mindestens fünf Stunden geschlafen.
Er stand auf und hämmerte seinen Kopf gegen das Metall der Landungskapsel. Sergeant Mosovich würde ihn umbringen, wenn er jemals davon erfahren sollte.
Doch dann kam ihm etwas merkwürdig vor.
Wo waren die Leichen der Orks? Wo die Kampfspuren, oder die Fußabdrücke der Space Marines, die ja nicht die leichtesten von allen waren? Er selbst war nicht von Schnee bedeckt gewesen, also konnte es auch nicht geschneit haben. Seine eigenen Fußspuren konnte er erkennen. Sie waren deutlich im Schnee zu erkennen, entfernten sich vom Graben und führten zu der Stelle, an der er das Landungsfahrzeug betreten hatte. Er setzte sich wieder hin und dachte nach. Irgendetwas musste nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.
General Sergej Bednjagin stand an der Tür zu seinem Kommandobunker und blickte hinaus auf das geschäftige Treiben des Lagers. Überall liefen Soldaten, und vereinzelt Soldatinnen, hin und her und erledigten allerlei Arbeiten. Das nahe Flugfeld wurde enteist. Vor kurzem hatten der General und sein Stab einen Aufklärungsflug beschlossen, um die Umgebung des Gebirges noch einmal zu untersuchen, bevor die Angriffsoperation begann. Die Artillerie wurde ebenfalls bereitgemacht. Männer, die Karren mit 120mm Granaten hinter sich herzogen, waren genauso ein Teil des Bühnenbildes wie die Militärtechniker, die überall herumhasteten und die Flugzeuge betankten, bewaffneten und reinigten. Ein Konvoi mit weiterer Munition fuhr soeben ins Lager ein.
„Ihre Männer sind hervorragend diszipliniert.“, dröhnte eine tiefe Bassstimme aus dem Bunker heraus.
„Es sind nicht nur Männer, mein Lord.“, antwortete der General leicht spitzbübisch, wobei er sich umdrehte und wieder in die Wärme des Kommandobunkers trat. Er nahm sich vor, mit Generalfeldmarschall Russakov zu sprechen, um sich eine angenehmere Welt als nächsten Kampfplatz zu sichern. Bei seinem Glück würde er allerdings wohl wieder eine Todeswelt oder eine Wüste bekommen.
„So etwas vergesse ich manchmal. Darin unterscheiden sich ihre Soldaten von vielen anderen. Und trotzdem halten sie die Disziplin.“
Der große Space Marine mit dem langem, grauen Bart lehnte an der Wand und trank etwas Dampfendes aus einem Metallbecher. Wiederholt roch er an dem Gebräu und nahm das würzige Aroma des Getränkes in sich auf.
„Wir unterscheiden uns in vielen Punkten von anderen Armeen. Wir sind ein Gardistenregiment. Und ihre, für Space Marines typische, Arroganz bringt mich nicht aus dem Konzept.“
Der Space Wolf nickte nur und ging zurück zu der taktischen Karte, deren Hologramm einen großen Teil einer Wand beanspruchte.
„Mehrere Trupps meiner Brüder sind per Landungskapsel runter gegangen und treiben die Orks zurück in die Berge. Minimaler Widerstand. Wir sind auf einige ihrer Leute gestoßen, General.“
„Freut mich zu hören.“. Bednjagin trat an die Seite des Alten Wolfslords. Der Space Marine überragte ihn um gute zwei Köpfe, doch das ließ den General in keinster Weise unautoritär wirken.
General Sergej Bednjagin war einen Meter sechsundachtzig groß, hatte dunkelblonde, schulterlange Haare und ein Aristokratengesicht. Die sanftgrünen Augen verliehen ihm stets eine ruhige Ausstrahlung und die Aura der Intelligenz, wie sie einem Offizier nur dienlich sein konnte. Alles an ihm war eher dezent. Keine überdimensionalen Muskeln, keine tiefen Narben, perfekt rasiert und gepflegt. Nahm man sein, für einen General unübliches, Alter von erst zweiunddreißig Jahren hinzu, war er eher das Bild eines Künstlers, denn eines Soldaten. Zusätzlich brachte er durch seine ruhige Art schon so manchen Offizier während einer Schlacht zur Verzweiflung.
Selbst an einem Space Marine ging dieser Eindruck nicht ganz vorbei. Und so achtete Wolfslord Raik Blaumähne darauf, ebenfalls gut aufzutreten.
„Wir sammeln uns. In drei Stunden werden wir wie besprochen in den Bergen landen und den Orks den Kampf ihres Lebens liefern. Selbstverständlich wird es ihr letzter sein.“
„Solange wir nicht hinterher aufräumen müssen, stehe ich voll und ganz hinter ihnen.“, witzelte der Imperiale Offizier.
„Ich kann mir kaum vorstellen, dass noch viel zum Aufräumen übrig bleiben wird, Herr General. Wir haben die eine oder andere Überraschung. Feuriger Natur, versteht sich.“
Bednjagin winkte seinem Adjutanten, Major Denis Karamasov, der die ganze Zeit über regungslos am Tisch gestanden hatte und in perfekter Habachtstellung zur Holokarte blickte, er möge die Karte abschalten und die taktischen Berechnungen auf den Schirm legen. Sofern man bei einem Holoprojektor von einem Schirm sprechen konnte.
„Unsere Aufklärungsflieger starten in Tausendzweihundert. Ich empfehle, dass wir unsere Pläne noch einmal durchgehen.“
Der Space Marine lachte.
„Das ist nicht nötig. Krieg ist ein Spiel. Und wir sind seine Bauern.“
„Mag sein.“, erwiderte der Samarianer. „Doch wie heißt es so schön: Erwarte den Sieg, Plane für die Niederlage.“
Victor Kulikow saß währenddessen immer noch in der Landungskapsel und beobachtete weiter, wie seine Thermalzellen sich verzehrten, mit jedem Augenblick die Anzeige schrumpfte und ihn seinem Ende näher brachte. Jeder Atemzug kam immer schwerer aus seinen Lungen. Die beißende, gnadenlose Kälte kroch durch seine dicken Kleider und die Rüstung immer weiter auf das verwundbare Innere zu, gierig nach dessen Leben greifend. Die unbarmherzige Bestie des kalten Ödlands freute sich auf ihr Mahl.
Er lud sein Gewehr erneut durch, schon zum achten Mal in dieser quälenden Stunde des Wartens, und ließ sich alles weiter durch den Kopf gehen. Es musste eine plausible Erklärung für die vollkommene Abwesenheit von Kampfspuren geben. Was wenn die Orks geflohen waren und die Space Marines sie verfolgt hatten? Nach allem, was er wusste waren die Space Wolves nicht gerade die besten Schützen, jedenfalls sprachen die Geschichten, die ihnen Vater Chruchkov erzählte, immer von Kriegern, die den Nahkampf suchten. Vielleicht waren sie einfach weit gelaufen und hatten ihre Feinde erst dort zur Strecke gebracht. Und ein Schneefall hatte ihre Spuren verwischt.
Doch dagegen sprach die Tatsache, dass weder auf ihm noch auf der Landungskapsel auch nur eine Schneeflocke gelegen hatte, als er erwachte. Und die Sonne dieses Systems war viel zu weit entfernt, um frischen Schnee innerhalb weniger Stunden vollkommen verdunsten zu lassen.
Oder waren die Orks gar nicht so nahe gewesen, wie er angenommen hatte? Diese Barbaren machten schließlich immer einen höllischen Lärm. Er und Sergeant Mosovich hatten schon eine Wette abgeschlossen, das der erste von ihnen, der einen schleichenden Ork sieht, vom anderen einen Monatssold erhält. Andererseits waren sie sehr nahe, als er geflohen war. Waren Orks eigentlich langsamer oder schneller als Menschen? Er wusste es nicht.
Als seine Thermalweste zu läuten begann und ihm somit zeigte, dass seine Hitzezellen in weniger als einer Minute zur Neige gehen würden, verwarf er alle Gedanken, einigte sich mit sich selbst darauf, dass es schon eine vernünftige Erklärung geben müsse und stand auf. Mit einem letzten hohen Ton erstarb die letzte Thermalzelle und überließ ihn der Kälte dieses kalten Ortes.
Er blickte an sich herunter, spürte schon, wie die Kälte an ihm zu nagen begann, und seufzte resigniert. Wenn es hier enden sollte, dann sollte es eben so sein. Er würde sich nicht beschweren. Ein letztes Mal lud er sein Gewehr nach. Jedes Mal entfernte er das Magazin und überprüfte dessen Inhalt, schob es zurück und vernahm das beruhigende Knacken, wenn man die Munition einrasten ließ. Er hängte sich das Gewehr wieder um und trat aus der Landungskapsel.
Und in diesem Moment erschien eine Schneewehe am Horizont. Sie näherte sich mit rasanter Geschwindigkeit und bewegte sich genau auf den Samarianer zu. In der Schneewehe konnte man zusehends eine Gestalt deutlich werden sehen. Eine große Gestalt auf einem Motorrad. Nach kurzer Betrachtung dieses ankommenden Etwas, glaubte er zu erkennen, dass es sich um ein Bike handelte und so holte er sein Fernglas aus seiner Hüfttasche und blickte hindurch. Und erblickte eine Farbe, die ihn wieder hoffen ließ. Blaugrau.
Als der Space Wolf ihn erreicht hatte, stieg er wortlos vom Bike und ging zur Landungskapsel. In dieser öffnete er einen kleinen Schaltkasten, notierte sich eine Nummer in einem kleinen Handcomputer und ging zurück zu seinem Gefährt. Genauso wortlos stieg er wieder auf und startete den Motor. Schließlich blickte er Victor an, nickte ihm zu, er solle sich aufs Bike setzten und fuhr, mit dem Samarianer, zurück ins Basislager.
„Du verzweifelst nicht, obwohl ich die, für dich geltenden, Gesetzte gebrochen habe. Ich spüre, dass du zweifelst. Doch die Zweifel schlagen nicht in Wahnsinn um. Du siehst keine Leichen, keine Kampfspuren, und suchst nach einer plausiblen Antwort, nicht im Chaos oder bei Aliens. Du bist viel versprechender als die anderen vor dir. Du bist nicht vollkommen mit Glauben gefüllt.“
Sie strich sich durch ihr weißes Haar und erhob sich langsam. Ihre weiße Haut und ihr weißes Kleid waren beinahe unsichtbar. Die Welt um sie herum lag still dar. Auch hinterließ sie keinerlei Spuren im Schnee, als wäre sie vollkommen Gewichtslos. Nur ihre roten Lippen hoben sich von ihrer Umgebung ab. Und sie formten ein bezauberndes Lächeln.
„Ich habe anscheinend einen Passenden gefunden, mein Liebster“
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