Auf einem anderen Schiff in einem anderen Sektor tat der neue erste Offizier John Count Dienst auf einem imperialen Expeditionsschiff. Stolz und mit sicherem Schritt wanderte er durch die einzelnen Stationen der Brücke und schaute jedem Besatzungsmitglied über die Schulter. Geflissentlich hakte er Daten in einem Logbuch ab und machte Eintragungen. Jedes Kommando wurde protokolliert und für spätere Überprüfungen festgehalten. John fühlte sich so gut wie lange nicht mehr. Ihm unterstanden mehr als Hundert Männer und er selbst dienet nun auf einem richtig großen Schiff. Dies war ein völlig neuer Abschnitt in seiner Laufbahn. Nach nun fast drei Monaten dachte er kaum noch an seine Vergangenheit zurück. Das war sicherlich auch dem Schädelimplantat zuzuschreiben, das Erinnerungen speichern und unterdrücken konnte. So war es möglich sich genaustens und ohne Schwund an bestimmte Ereignisse und Vorgänge zu erinnern, oder ebenso besonders brisante Geheimnisse und Traumata zu „vergessen“.
John erinnerte sich kaum noch an etwas, dass vor seiner zweiten Geburt an Bord dieses Schiffes stattgefunden hatte. Er wusste, wie er an diese Informationen notfalls heran kommen konnte, aber er verspürte nicht das geringste Interesse, sich durch eine unbewusste Geste oder Äußerung aus seiner Vergangenheit zu verraten. Jeder Mensch den er nun traf, war auch neu für ihn. Er würde sich an niemanden erinnern können und ihn würde auch niemand mehr wieder erkennen können. Sein Äußeres war verändert worden und er auch hatte nicht die geringste Ahnung wie er vorher ausgesehen hatte. Die Narbe verlieh ihm das Aussehen eines kampferprobten Weltrumfahrers. Die neuen Stimmbänder hatten ihm auch eine tiefe befehlsgewohnte Stimme verliehen. Die neuen Irisimplantate hatten seine Augenfarbe verändert. Alles war perfekt. Er wusste nur, dass seine neue Identität nicht echt gewesen war und hatte die Erinnerungen für dieses neue Leben über das Schädelimplantat erhalten. Das einzige was er wusste war, dass eine solche Verwandlung sehr umfangreich und aufwendig war. Und teuer. Wer immer er vorher gewesen war, er oder jemand anderes hatte eine Menge Geld investiert um dieses neue Leben zu ermöglichen.
Manches Mal hatte er seltsame Träume. Dann war er ein findiger Pirat oder der Begleiter zweier mächtiger Männer, die unvorstellbares im Kampf leisten konnten. Aber an mehr konnte er sich nach dem Aufwachen dann auch nicht mehr erinnern. Keine Namen und auch keine Gesichter. Eigentlich schien ihn ein großes Geheimnis zu umgeben. Ein Wissen für das man höchstwahrscheinlich umgebracht werden konnte. Die Tatsache, dass er noch lebte und dass ihm irgendjemand dieses neue Leben ermöglicht hatte, deutete darauf hin, das es besser war nicht tiefer zu graben und das ihm gemachte Geschenk fraglos anzunehmen.
„Sir, der Maschinenoffizier meldet volle Einsatzbereitschaft!“, rief ihm einer der niederen Brückenoffiziere zu. John machte einen entsprechenden Eintrag und nickte als Zeichen seiner Zustimmung. Die Reaktoren der Warptriebwerke waren nun also endlich auf voller Leistung. Der Brückenoffizier lächelte kurz und öffnete einen Kanal zur Navigatorkapsel. „Beginnen sie mit der Startsequenz Navigator! Alle Systeme sind auf Grün!“ „Verstanden, leite Startsequenz ein.“, antwortete eine maschinenverzerrte Stimme. Der Navigator war mit dem Schiff verbunden und fühlte es, wie seinen eigenen Körper. Er würde nun den Weg durch den Warpraum zu den Zielkoordinaten steuern und so mehrere hundert Lichtjahre in relativ kurzer Reisezeit überbrücken. John ging zu seinem Sessel und schnallte sich an. Das Eintauchen in den Warpraum war eine teilweise unangenehme Angelegenheit, die man am besten festgeschnallt erlebte. Er war stolz darauf diesen Flug allein leiten zu dürfen. Der Kapitän lag mit Fiber, das er sich auf irgendeiner Raumstation eingefangen hatte, auf der Krankenstation und musste erst noch genesen. Doch anstatt dem Schiff einen neuen Kapitän zuzuteilen, hatte der Schiffseigner, selbst ein erfahrener Raumfahrer, ihm, John Count, die Verantwortung für diese Reisepassage übertragen.
Der Navigator zählte den Eintauch-Countdown runter. Als er endete erschallte auf dem ganzen Schiff ein Sirenensignal. Die letzte Chance für alle Crewmitglieder sich irgendwo festzuhalten. John öffnete die Abdeckung über einem Startknopf. „Er auf erden möge uns schützen!“, sagte er. Ein letzter Blick in die erwartungsvollen Gesichter der Brückenbesatzung und er drückte den Knopf.
Dann begann ein weiterer Abschnitt in seine neue Zukunft und seine Vergangenheit verblasste wieder ein Stück mehr.
***
Der Himmel war wie so oft bewölkt. Alles wirkte grau und kalt. Und somit unterschied sich dieser tag kaum von den vorangegangenen. Wer nicht unbedingt seine Geschäfte draußen erledigen musste saß daheim vor dem Feuer und erledigte sein Tagewerk im Warmen. Auch auf der Burg war es nicht anders. Der Innenhof war verlassen. Nur die armen Wachhunde, die jederzeit an langen Ketten, auf jeden Menschen losgehen würden, der nicht den Geruch der Burg an sich trug oder zumindest von einem Burgbewohner begleitet wurde, suchten mit nassem Fell Unterschlupf in ihren löchrigen Verschlägen. Die Wachen auf den Mauern taten mürrisch und dick in ihre Mäntel gehüllt ihren Dienst und hofften auf die nächste Ablösung.
Aus dem Stall erklang das Wiehern eines Schlachtrosses. Aber nicht irgend eines Schlachtrosses. Es war das Tier des Hauptmannes. Mit donnernden Hufe trabte das schwere, große Pferd aus dem Stall. Auf seinem Rücken die unverwechselbare Silhouette des Hauptmannes. Er ritt mal wieder aus.
Schnell rannten die Torwächter zum Haupttor, um die schweren, mit dicken Stahlplatten gepanzerten Torflügel zu öffnen. Sie schafften es rechtzeitig und der Hauptmann brauchte nicht anhalten um zu warten. Dann war er auch schon vorbei und hinter ihm schlossen sich die Torflügel, die auch den schwersten Geschützen einige Zeit widerstehen konnten. Die Burg selbst thronte weithin sichtbar auf der höchsten Erhebung der Gegend. Der Berg war vor Urzeiten von den Ahnen künstlich angelegt worden und war wie geschaffen für die weitläufige Burganlage. Ihre Mauern waren dick und bestanden teilweise im Kern aus Verbundstoffen, die noch die Ahnen benutzt hatten, welche wohl für die Ewigkeit gebaut hatten. Überhaupt war die Burg über di Jahrtausende kaum verändert worden. Bisher hatte sie allen größeren Einflüssen getrotzt und jeden Angriff überstanden. Auf ihren Türmen befanden sich stählerne Kuppeln, die schwere Abwehrgeschütze beherbergten. Der große, massive Burgfried wurde im Ernstfall von starken Energiefeldern beschützt, welche durch geheimnisvolle Maschinen erzeugt wurden, die sich tief im Kern des Berges befanden und wartungsfrei liefen. Auch sie waren eine Errungenschaft der Ahnen, wie so vieles auf dieser Welt.
Bald erreichte der Hauptmann den Fuß des Berges und durchquerte schnell das Kasernengelände, wo die Garnisonstruppen untergebracht wurden. Hier befanden sich auch die Garagen und Hangars für die massiven dampfbetriebenen Panzerwagen deren Oberfläche mit Eisenlatten gepanzert waren. Der Hauptmann würdigte diese Ehrfurcht gebietenden Kriegsmaschinen keines Blickes und setzte seinen Weg in die Stadt fort, die sich nicht weit weg im Schatten der Burg gebildet hatte. Trotz des Wetters und der kalten Temperaturen würden sich die Straßen zum Nachmittag hin mit Menschen füllen, die von überall her aus der Umgebung kamen um Marktag zu halten. Heute würden sogar noch mehr kommen, da der nächste Tag ein Feiertag war und man auf hierzulande gewöhnlich hineinfeierte. Der Hauptmann war sich dessen durchaus bewusst und hatte wie jedes Mal, wenn einer der wenigen Feiertage anstand, angeordnet bewaffnete Trupps in die Stadt zu senden, die mögliche Unruhen im Keim ersticken sollten. Es war schon fast Tradition, das die Feiertage nicht ohne eine ordentliche Massenschlägerei auf dem Markt abgingen, auf dem sich das schon mit Alkohol und Kräutern berauschte Volk traf. Dann reichte schon die kleinste Unstimmigkeit, um die anfangs fröhliche Stimmung umschlagen zu lassen.
Die wenigen Händler und Bauern die ihre Waren trotz des schlechten Wetters anboten, senkten respektvoll den Blick, als sie den Hauptmann sahen. Jeder kannte den Hauptmann. Hoch auf seinem mächtigen Ross, dass jeden mit Leichtigkeit niedertrampeln konnte, saß, in metallener Rüstung und mit blutrotem Umhang der Hauptmann im Sattel. Den muskulösen Hünen umgab eine Aura der Autorität, der sich jeder fast unbewusst beugte. Wenn der Hauptmann sprach, schwieg man. Jeder Befehl von ihm wurde fraglos befolgt. Dazu kam noch die allbekannte Tatsache, dass er nicht adelig war, wie die meisten hochrangigen Militärangehörigen, sondern sich in kürzester Zeit durch Mut, Kraft und Tapferkeit hervor getan hatte. Das blieb auch dem planetaren Gouverneur nicht verborgen, welcher dem aufstrebenden einfachen Soldaten bald immer mehr Verantwortung und Macht übertrug. Bisher hatte der Hauptmann das Vertrauen des Gouverneurs nicht enttäuscht und es hieß, dass der ehemalige Soldat stark genug sei, um gegen eine vielfache Übermacht zu bestehen. Einige seiner Untergebenen schworen, den Hauptmann tagelang ohne Pause an der Front kämpfen gesehen zu haben. Wahrscheinlich war vieles was diesen mysteriösen Mann umgab eine Legende. Aber genauso vieles war auch Tatsache. Und jeder der ihn sah, zweifelte nicht das der Hauptmann zu solchen Taten im Stande war.
Nachdem er mit seinem Ross eine Runde in der Stadt gedreht und Präsens gezeigt hatte, lenkte der Hauptmann sein Tier zur Schmiede. Als er abstieg erschien sofort ein Schmiedeknecht und kümmerte sich um das riesige Pferd. Der Hauptmann indes zog sein langes Schwert, dass selbst im trüben Tageslicht bösartig blitzte und trat in die Schmiede. Der Mann, der hier den Hammer schwang, schien nur aus Muskeln und Sehnen zu bestehen. Trotz der kalten Temperaturen die um diese Jahreszeit herrschten, arbeitete der Schmied mit freiem Oberkörper und schien nicht einmal ins Schwitzen zu geraten. Im immer gleichen Rhythmus schlug er auf ein langsam dunkler werdendes Metallstück ein und gab ihm eine neue Form. Wie eine Maschine ohne auch nur einmal in der Kraft nachzulassen, sah der Schmied mit dem mächtigen Hammer in der Hand, wie ein nordischer Gott aus. Von der Größe und Körpermasse schien er es problemlos mit dem Hauptmann aufnehmen zu können. Auch trug sein Gesicht ebenfalls die Züge eines Fremdweltlers, dessen Vorfahren nicht von dieser Welt stammten. Doch charakterlich konnten beide Männer nicht unterschiedlicher sein. Wo der Hauptmann mutig seine Talente in der Schlacht einsetzte, nutzte der Schmied seine ganze Kraft zum Schaffen neuer Dinge aus Metall. Niemand konnte mit Eisen und Feuer so gut umgehen, wie er und die Güte und Qualität seiner Erzeugnisse hatte ihn schnell zum Hauptlieferanten des Gouverneurs werden lassen. Fast jeder Soldat auf der Burg trug ein Schwert oder eine Rüstung aus seiner Schmiede und einige der Panzerwagen hatte der Schmied selbst entworfen oder verbessert. Er war ein gern gesehener Gast auf der Burg und hatte großen Einfluss unter den Bewohnern der Stadt. Doch wo der Hauptmann gewohnt war, Befehle zu geben und Leute anzuführen, hielt sich der Schmied lieber im Hintergrund und vermied es peinlichst genau sich aus der lokalen Politik heraus zu halten.
Der Hauptmann nähert sich dem arbeitenden Mann mit leisen verstohlenden Bewegungen. Langsam hob er das Schwert zum tödlichen Schlag und holte aus. Doch bevor die blitzende klinge auch nur in die Nähe des Schmieds kam, hatte dieser das Schwert mit dem glühenden Eisenstück abgefangen. Beide Männer sahen sich verbissen an und jeder versuchte den anderen mit der bloßen Härte seines Blickes nieder zu ringen. Nach einer Minute vergeblichen Kräftemessens ließen beide voneinander ab und lächelten sich an, wie zwei Freunde, die sich schon ewig nicht mehr gesehen hatten. „Ah Hauptmann Laras. Ich hab dein fettes Pferd schon gehört, als du noch zwei Straßen entfernt warst. Du scheinst nachzulassen.“, sagte der Schmied und stieß sein erkaltendes Eisenteil wieder in die Glut. Dann legte er den mächtigen Hammer, den er die ganze Zeit über in der anderen hand gehalten hatte zur Seite und bot seinem Gast eine Stuhl an. Der Hauptmann verdrehte die Augen und steckte sein Schwert wieder in die Scheide, bevor er sich auf den Stuhl setzte.
„Nun man sagt mir zwar schon fast magische Kräfte nach, aber ich glaube es wäre nicht gut, wenn die Leute sehen würden, wie ich mich geräuschlos in die Schmiede des beliebtesten Bürgers der Stadt schleichen würde, oder? Außerdem hast du etwas langsam reagiert, wie mir scheint. Schafft dich die schwere Arbeit?“, konterte Laras. Nun verdrehte der Schmied kurz die Augen. „Die Flammen der Glut haben mich geblendet. Außerdem wollte ich mich mit dem Glühenden Stahlstreifen nicht durch dein billiges Schwert schmelzen.“ Grinsend entfernte er sich in einen dunklen Winkel der Schmiede und kam mit zwei Krügen und einer Kanne wieder, die schon eher an ein Fass erinnerte. „Hey, Samaron. Das Schwert ist von bester Qualität und wurde vom fähigsten Schmiedemeister dieses Planeten gefertigt. Sei lieber froh, dass ich dich damit nicht versehendlich in Streifen geschnitten habe. Dies Waffe zieht regelmäßig den Neid meiner Kameraden auf sich.“ Dann nahm Laras den ihm angebotenen Krug und roch misstrauisch daran. Nachdem er zu der Überzeugung gekommen war, dass es sich nicht um Gift oder Jauche handelte, nahm er eine kräftigen Zug.
Samarons Gesicht wurde eine Spur ernster. „Lange ist es her Bruder, dass du mich besuchen kamst. Dachte schon du wärest in der Schlacht gefallen. Was verschafft mir denn nun die zweifelhafte Ehre deiner Anwesenheit? Gibt es auf der Burg Probleme?“ Laras betrachtete kurz die Flammen des Schmiedefeuers und sah dann Samaron direkt ins rußige Gesicht. „Kastieros hat eine Nachricht aus dem All empfangen. Ein Schiff ist zu uns unterwegs.“ Samaron stutzte kurz. „Kastieros ist doch der Astropath des Gouverneurs, richtig?“ Lars nickte. „Aber das Schiff das den imperialen Zehnten eintreiben soll, wird doch erst in drei Monaten erwartet. Es ist zu früh dran. Was sagt denn der Gouverneur dazu?“ Samarons Stimme klang leicht alarmiert und eine Spur nervös. Laras senkte den Blick und sah in seine inzwischen leeren Krug. „Was ist los, Laras? Rede mit mir und lass dir nicht alles aus dem Mark quetschen, verdammt noch mal!“ Der Schmied war nun ernsthaft verärgert und der Knecht der gerade mit dem Versorgen des Schlachtrosses fertig war und die Schmiede betreten wollte, machte auf der Stelle kehrt. Er wusste, wann es Zeit war sich in Luft aufzulösen oder Ärger aus dem Weg zu gehen.
„Es ist kein Steuern-Sammelschiff sondern ein Rekrutierungsschiff der imperialen Armee. Das Imperium zieht wieder in den Krieg und dafür braucht es Truppen. Sie werden bald hier sein und nichts wird davon unberührt sein. Die Welt wird sich für viele Dekaden verändern. Du weist wovon ich rede.“
Samarons Gesicht verfinsterte sich und mit ihm schien es gleich in der ganzen Schmiede dunkler zu werden. Mürrisch stand er auf und tigerte hin und her, wie ein Raubtier das auf seine Beute lauerte. Ja, er wusste nur zu gut, wovon Hauptmann Laras sprach. Sie waren auf diese Welt gekommen, weil sie fernab der imperialen Handelsrouten lag. Hier hatte sich die einstmals hoch stehende Kultur der ersten menschlichen Siedler auf ein wieder eher mittelalterliches Niveau zurück entwickelt. Es gab kaum Technologie und auch keine überbesiedelten Städte, wie auf anderen Welten des Imperiums. Würden nicht alle paar Jahre einmal die Schiffe des Adeptus Munitorum kommen, um die Abgaben für das Imperium einzutreiben, könnte man diesen Planeten als vom Imperium unabhängig betrachten. Eine friedliche kleine Welt mit ihren eigenen kleinen Problemen. Ab und zu gab es Erbfolgekriege unter den wenigen Adeligen. Oder ein aufstrebender Baron wollte sich die Macht des planetaren Gouverneurs aneignen. Aber das war’s dann auch schon gewesen. Das Imperium existierte hier nur noch in den Riten und Erinnerungen der Bevölkerung. Man betete zum Imperator und lebte nach seinen Gesetzen. Jedenfalls nach denen, die die Zeit ohne größere Veränderungen überdauert hatten. Hier gab es nicht den allgegenwärtigen Druck von oben oder die ständige Angst, von irgendjemand bespitzelt und bei der Inquisition angezeigt zu werden. Alles in Allem war dieser Planet ein verstecktes Paradies und der richtige Ort für all jene, die ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollten.
Wenn nun ein Schiff der Imperialen Armee hierher kam, um neue Truppen zu rekrutieren, würden sich die hiesigen Verhältnisse einschneidend verändern. Fanatische Prediger, welche die Truppen in der Schlacht zu Höchstleistungen gegen den Feind trieben, würden die Bevölkerung verängstigen und aufhetzen. Kommissare würden hinter den hier relativ laschen Verhältnissen Spuren von Verrat und Korruption vermuten und Angst und Schrecken verbreiten. Und die ganze mitgebrachte imperiale Technologie, die hier schon fast vergessen war, würde der Bevölkerung einen gehörigen Kulturschock verpassen. „Ich will diese Welt nicht verlassen!“ Samaron schürte die Glut. Wenn sie zu sehr herunter brannte, würde es stunden dauern sie wieder auf richtige Arbeitstemperatur zu bringen. „Ich bin des Reisens müde.“ Er nahm den Hammer auf und fischte mit einer Zange nach dem glühenden Metallstück, dass er noch heute verarbeiten wollte. „Ich will nicht schon wieder wegrennen!“ Mit lautem Donner landete der Hammer auf dem glutweichen Eisen.
Laras trat hinter ihn. „Bedenke doch, dass sich immer jemand in den Reihen der Armee finden wird, der uns als das erkennt, was wir sind. Das würde nur zu Problemen führen. Auch mir gefällt es hier. Doch wo die Armee kämpft, wird auch eine Abteilung Space Marines nicht weit sein. Oder ein Inquisitor. Oder ein Psi-Begabter der unsere Gedanken lesen kann. Das Risiko der Entdeckung wird groß sein, wenn wir hier bleiben.“ Samaron schlug wieder und wieder zu und Laras bemerkte, dass das glühende Metall, dass anfänglich wie ein Torscharnier ausgesehen hatte, immer mehr Ähnlichkeit mit einem Schwert bekam. Samaron schien es nicht zu bemerken, sondern schien unbewusst seinen Gefühlen eine Form zu geben, während er in Gedanken über das nun eingetretene Problem brütete.
„Ich werde es darauf ankommen lassen. Wenn ich gehen muss, werde ich gehen. Aber nicht früher!“ Mit sicheren Schlägen unterstrich er seine Aussage und betrachte, was er gerade geschaffen hatte. Es war lang. Es war massiv. Und es war scharf.
Laras war schon wieder an der Tür. „Wir werden sehen, Bruder. Wir werden sehen.“ Dann wandte er sich um und ging. Sein Bruder hatte seine Entscheidung getroffen. Nun würde er selbst entscheiden müssen, wie er fortan leben wollte.
ENDE
Ja, das war nun wirklich die letzte Episode von „Zwischen den Sternen“. Keine weitere Fortsetzung oder noch ein seitenlanger Epilog. Nach nun fast 2 Jahren (ja, so lange ist das schon her, seit der rostige Raumfrachter BOTE in das Dahlem-System kam. Obwohl, wenn man meine häufigen Schreibpausen abzieht, sind es wohl nur noch eineinhalb Jahre. Aber das reicht ja auch schon, oder?) habe ich endlich einen würdigen Abschluss für das Epos gefunden. Natürlich ein offener Schluss, alles andere wäre mir nach all den Erlebnissen der beiden Hauptfiguren viel zu endgültig erschienen.
Das sich die ganze Angelegenheit so in die Länge gezogen hat, ist vorrangig die Schuld einiger fanatischer Leser, die keine Ruhe gaben, bis die nächste Fortsetzung meinem gequälten Geist entsprungen war. Nun ja, es hat ja auch Spaß gemacht, die Charaktere dieser Geschichte nach und nach mit immer mehr Hintergrund und Persönlichkeit auszustatten. Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Der spärliche Hintergrund zur Thematik der gefallenen Engel und ihrer mysteriösen Beziehung zum Orden der Dark Angels hat mich auf die Idee gebracht, mir dazu meine eigenen Gedanken zu machen. Und das Ergebnis ist bei Euch, liebe Leser, bis auf ein, zwei Ausnahmen ja gut angekommen.
Nun hoffe ich, dass ihr nicht zu enttäuscht seid, dass alles auch mal ein Ende haben muss, aber Sam und Lars werden sicherlich nicht das letzte Mal das Imperium unsicher machen. Danke noch mal an alle, die treu und vor allem geduldig dabei geblieben sind, um die Geschichte weiter zu verfolgen.
So und nun wünsche ich euch allen noch ein paar schöne Tage und einen guten aber nicht zu harten Rutsch ins neue Jahr.
Man liest sich.