Meine Antwort fiel vielleicht etwas kurz aus, da ich vom Handy aus dem Zug heraus geschrieben habe. Was ich eigentlich sagen wollte hat Lintu gut zusammen gefasst. Solange man keine objektive Bewertung für Kreativität findet, sollte man es auch nicht in einen Wettstreit einbauen. Kompetitives Spiel lässt sich im Grunde auf ein diskretes Optimierungsproblem zurückführen, und da gibt es üblicherweise eine beste Lösung (oder eine große Menge von sehr ähnlichen Lösungen). Insofern ist es nur natürlich, wenn Turnierspieler ihre Siegchancen dadurch maximieren, indem sie die "stärkste" Liste spielen.
David Sirlin hat bereits über Kreativität in kompetitiven Spielen geschrieben (
http://www.sirlin.net/ptw/) und kam ebenfalls zu dem Schluss, da Kreativität natürlich ein Teil der Entwicklung des Spiels ist (ohne Kreativität entstehen keine neuen Listen), aber nicht jeder Spieler auch ein "Kreativer" sein muss. Vielfach ist es so, dass die Kreativen schlechtere Spieler sind, und erst gute Spieler die kreativen Ideen aufgreifen und damit gewinnen.
Die unterschwellige Abwertung von Spielern, die "gängige" Listen kopieren finde ich nur etwas deplaziert, da sie, meiner Meinung nach, nichts auf einem Turnier zu suchen hat. Entweder ist man mit seiner Armee ein guter Spieler oder nicht. Woher die Armee kommt, ob man selber die zündende Idee hatte oder ob es nur das Anwenden einer Powercombo ist, ist dabei egal.
Nebenbei vermute ich stark, dass auch viele Copy&Paste-Listen-Spieler zu hause experimentieren, aber dann beim Turnier doch auf die 0815-Liste zurückfallen, gerade deswegen weil sie eben KEINE andere Kombination gefunden haben, die in Reliabilität und Spielstärke an die alten Listen rankommt.