Nun, es wird immer so sein, dass Leute, die lesefaul sind, nicht gerne größere Regelwerke studieren werden. Das mag aus den verschiedensten Gründen in den letzten Jahren zugenommen haben und ist eine allgemeine Tendenz, aber derzeit nicht zu ändern. Für die, die R&F Spiele mögen, ist T9A meiner Ansicht nach aber ein gutes System. Zur Turnierszene kann ich, wie gesagt, nur recht wenig sagen, da ich da nicht mehr sonderlich aktiv bin.
Im Bezug auf 9th Age Regeln bin ich teilweise wirklich lesefaul geworden. Aber hauptsächlich durch ständige Änderungen. Am Ende muss man ja doch nochmal das ganze Buch wälzen, wenn sich mit dem nächsten Fix wieder 10 Sachen geändert haben. Irgendwann hat man einfach keinen Bock mehr ständig ein 100 Seiten Buch zu Wälzen, wenn zu oft Sachen umgeworfen werden (irgendwann hat man dann selbst in der Zeit wenn die Regeln dann eingefroren sind keinen Bock mehr) und gleichzeitig das wichtigste für ein Spielsystem (der Hintergrund) über Jahre gänzlich vernachlässigt wird, was dazu führt dass sich die Armeen zu perfekten "Mary Sue" Listen entwickeln, weil normalerweise der Hintergrund zeigt, dass keine Armee perfekt sein kann, weil sich keine Stadt innerhalb einer Nation nur die besten Einheiten leisten kann, weder finanziell noch von den Fähigkeiten ihrer eigenen Soldaten her.
Auf der anderen Seite hab ich aber auch manchmal ein wenig das Gefühl, das ein zu dickes Regelbuch dem Hintergrund auch im Weg steht.
Ich meine. Ein epischer Nahkampf zwischen zwei Generälen der 3-4 Nahkämpfe andauert und jeder Spieler dem anderen pro Runde 1 Schaden macht ist richtig stylisch.
Auf der anderen Seite wirkt es aber befremdlich oder gar dämlich, wenn ein General auf Drache in den Nahkampf fliegt, den Champion frisst und anschließend flieht oder wird sogar überrannt (Champion fordert, General tötet ihn, General verliert wegen passiver Boni und verpatzt Moral) oder das ein Champion den ganzen Schaden eines heranstürmenden Ogerjägers auf Basaltbestie blocken würde (auch wieder mit Herausforderung). Das ganze dann unter dem Deckmantel (das ist unsere Gegenmaßnahme gegen überpowerte Nahkämpferhelden wie ich im 9th Age Forum gelesen hab). Sowas im Hintergrund beschreiben zu müssen weil es sich im Spiel so abgespielt hat ist für das geschriebene einfach nur ne Katastrophe, weil ich eigentlich das Gefühl hab, dass eine Blockeinheit eigentlich mehr Spielball für eine riesige Bestie sein sollte, die eben durch so eine Einheit durchrennt, Soldaten durch die Luft schleudert und ähnliches. Ich mein, wenn das Vieh angreift, durch verwürfeln kaum bis keinen Schaden macht und das oben genannte passiert ist nachvollziehbar, aber nur weil irgendein popeliger 1 LP Einheitenchampion herausfordert ist einfach nur dämlich aus Hintergrundsicht.
Ich denke, die Möglichkeit viele verschiedene Geschichtssituationen in einer Schlacht darstellen zu können (nicht nur das übliche "zwei Armeen marschieren aufeinander zu") hat bei mir das Interesse an AoS geweckt, als ich mich eingehender mit dem System beschäftigt hatte (statt nur als Nachfolger von WHFB).
Man hat eben auch mal die Möglichkeit ein Rückzugsgefecht zu machen (eine Einheit oder ein Held muss einen Punkt am anderen Ende der Karte erreichen während die Armee vom Gegner gejagt wird). Ohne massive Hausregeln ist das bei 9th Age nicht möglich, weil die fliehende Armee eigentlich mit dem Rücken zum Feind stehen müsste (damit sie überhaupt vorwärts kommt), was die Folge hat, dass sie entweder überrannt wird oder im noch schlimmeren Fall mehrere Runden im Nahkampf stecken bleibt und deswegen sein Ziel nicht erreichen kann.
Oder eben die Darstellung im Hintergrund (sagen wir mal Vulkite Berserkers kämpfen gegen Chaos Marauders). Ein Berserker kämpft mit zwei Marauders, erschlägt beide mit seiner Axt (Nahkampfattacke), sieht einen Kollegen der mit seinem Gegner Probleme zu haben scheint und wirft eine Wurfaxt die den Marauder trifft und tötet (Fernkampfattacke in der nächsten Fernkampfphase während sie noch im Nahkampf sind) und während der Schlacht gibt es immer wieder Krieger beider Seiten, die entweder von dem was sie gesehen haben genug haben von Schlachtfeld fliehen oder durch Unachtsamkeit einen Treffer abbekommen, der sie tötet (Verluste im Battleshock)
Es klingt vom Hintergrund zumindest sinniger, als "Bei Sunna! Harry blutet! wir verschwinden!" und 40 Mann rennen weg, weil ein Modell oder Held mit 2 oder mehr LP einen verloren hat, selbst keinen Schaden angerichtet hat und anschließend ne 11 bei der Moral geworfen hat.
Zum zweiten hat man ne bessere Chance zu erklären, warum ein Held der seinen letzten Lebenspunkt verloren hat vielleicht doch überlebt haben könnte, wenn eben auch Modelle die Fliehen entfernt werden statt der Fluchtbewegung. Der Held hatte dann einfach genug vom Kampf und ist abgehauen so schnell er konnte (das ist bei WHFB und 9th Age selbst mit Verwundungstabellen nicht wirklich gut erklärbar).
Ist aber halt das Problem, wenn die eigene Gruppe lieber dieses Spiel spielt (obwohl ich mir auch im Bezug auf 9th Age immer wieder anhören kann wie überpowert Einheit A oder wie schlecht Einheit B ist), wo man dann quasi einen unglaubwürdigen Minmaxhelden spielen muss um überhaupt ne Chance zu haben statt einem glaubwürdigen Char der vielleicht 1-2 eher schlechte Gegenstände dabei hat und ich dadurch das narrative getriebene oben genannte nicht ausleben kann und halt auch keine Lust hab auf gut Glück zwischen 16:00 und 18:00 nach der in nem GW gegen nen Fremden zu spielen, der vielleicht auch wieder nur seine Turnierliste spielen möchte, die im Endeffekt dann auch wieder nur grausigen Hintergrund zur Folge hat.