Allgemeines Topic für aktuelle Tagespolitik und alles ringsrum

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Zum Thema abhören "unter Freunden":
Ich frage mich ja immer: Was glauben die Leute / die Öffentlichkeit denn, was Geheimdienste machen? Zeitung lesen und Schlapphüte tragen? Woher kommt immer dieses ungläubige Staunen?
Außerdem gibt es meiner Meinung nach keine Freundschaften zwischen Staaten, nur Partnerschaften (und die häufig zeitlich begrenzt). Es wäre also hilfreich wenn in den Medien nicht immer von "unter Freunden tut man dieses oder jenes nicht" sprechen würden...
Zu guter letzt: Ich halte es angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Türkei für absolut legitim, wenn nicht sogar dringend erforderlich, die türkischen Regierungsorgane im Auge zu behalten!
 
Naja, ein Nachrichtendienst verwendet nicht nur Quellen, die mit illegalen Mitteln abschöpft. Der BND hat zum Beispiel immer auch Journalisten als Residenten eingesetzt, da diese oft über Kontakte vor Ort verfügten. Zeitungen sind auf alle Fälle eine Informationsquelle. Und wenn es nur um Stimmungslagen im betreffenden Land geht.


Ich habe jetzt nicht übermäßig viele O-Töne der Politiker dazu gehört, aber ich glaube, die denken auch gar nicht, den Irak auf Dauer sicherer zu machen. Es geht jetzt einfach nur darum einen Genozid zu verhindern und nicht immer nur die Amis die Drecksarbeit machen zu lassen.

Die Haltung Deutschlands in solchen Fällen, eigentlich immer nur humanitäre Hilfe zu geben, halte ich für falsch. Das ist so, als wenn man, immer wenn man mit Schwierigkeiten konfrontiert wird, sich zurück hält und zuschaut, um hinterher die Erste Hilfe zu leisten. So wie man Zivilcourage von Menschen fordert, wenn jemand ein Unrecht (Überfall, Körperverletzung usw.) beobachtet, so sollte man sich auch in der Weltpolitik verhalten, wenn ein Genozid begangen wird. Wenn keiner die Drecksarbeit (Kampfeinsatz) macht, dann sind die Menschen dort verloren, dann kann man ihnen noch so viele Zelte und Nahrung vor die Füße werfen, das nützt nichts mehr, dann werden sie ermordet und die Hilfsgüter werden von den "Schurken" erbeutet.

Natürlich lässt sich der Konflikt dort nicht (ausschließlich) mit Waffenlieferungen beenden, aber die Kurden könnten auf Dauer das stabilisierende Element im Nahen und Mittleren Osten sein, konkret diese Konfliktpartei auszurüsten, kann also Sinn machen.

NGF ich widerspreche dir fundamental. Denn es geht nicht darum, einen Genozid zu verhindern. Das ist Quatsch. Denn die Ammis haben diese Situation mit ihren beiden Interventionen erst herbeigeführt. Und sie haben massenhaft Waffen dort hineingepumpt, ohne dass dort eine höhere Stabilität erreicht worden wäre. Wenn dort jetzt Waffen an die Kurden ausgegeben werden, wird das nicht etwa einen Genozid verhindern, sondern umgekehrt nur noch für viel mehr Blutvergießen sorgen. Die IS hätte nicht einen solchen Erfolg, wenn sie allein operieren würde. Sie hat deshalb Erfolg, weil sie den Rückhalt der Sunniten, egal ob säkular oder gläubig hat. Und auch ein Großteil des irakischen Militärs besteht aus Sunniten. Deshalb ist deren Kampfmoral auch im Keller. Das was IS dort verübt, ist kalkulierte Grausamkeit, um den Gegner einzuschüchtern. Die IS wäre schnell am Ende, würde sie den Rückhalt der Sunniten verlieren.

Anstatt also eine weitere Gruppe dort aufzurüsten, wäre es eine Lösung, die gemäßigten Kräfte der Sunniten an den Verhandlungstisch zu holen, denen deutliche Zugeständnisse zu machen und so die Front aufzubrechen. Das gelingt nicht dadurch, dass man Spearationsbestrebungen der Kurden noch mit Waffen forciert. Deine Argumentation läuft im Grunde nur darauf hinaus, dass die Eskalationsspirale sich weiter dreht. Es ist das gleiche Spiel, wie in Vietnam und Afghanistan. Aufrüstung lokaler Machtgruppen in der Hoffnung, dass die richtige Seite gewinnt. Das sind aber, ich wiederhole mich keine konventionellen Kriege zwischen regulären Streitkräften, die man einfach zerschlagen muss. Hier kämpfen Volksgruppen gegeneinander. Es liegt in der Natur der Sache, dass solch ein Konflikt entweder in einem Völkermord endet, wie z.B. in Ruanda oder eine Pattsituation eintritt, weil alle Seiten zu erschöpft sind, weiter zu kämpfen und so zur Besinnung kommen. Diese Logik läst sich nicht mit militärischen Mitteln durchbrechen, sondern nur am Verhandlungstisch. Man muss nicht mit der IS verhandeln, man muss sie isolieren.


Bei der Betrachtung der Situation im Irak drängen sich zwei mögliche Schlussfolgerungen auf. Variante a) Die entscheidenden politischen Eliten sind nicht in der Lage, aus vergangenen Fehlern zu lernen, sonst würden sie nciht immer wieder den gleichen Fehler begehen und Kriege vom Zaune brechen, die sie nicht gewinnen können( siehe die Kriege in Südostasien, Irak und Afghanistan)
Varaiante b) Wir liegen mit der Annahme falsch, es ginge in der Region um stablie Verhältnisse. Wenn es nämlich im Gegenteil darum geht, die Region in einem ständigen latenten bis offenen Kriegszustand zu halten, um z.B. große amerikanische Truppenstationierungen im Nahen Osten zu rechtfertigen, oder um zu verhindern, dass sich ein weiterer Machtpol in der Region etabliert, dann geht der Plan auf.
 
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Zum Thema abhören "unter Freunden":
Ich frage mich ja immer: Was glauben die Leute / die Öffentlichkeit denn, was Geheimdienste machen? Zeitung lesen und Schlapphüte tragen? Woher kommt immer dieses ungläubige Staunen?
Außerdem gibt es meiner Meinung nach keine Freundschaften zwischen Staaten, nur Partnerschaften (und die häufig zeitlich begrenzt). Es wäre also hilfreich wenn in den Medien nicht immer von "unter Freunden tut man dieses oder jenes nicht" sprechen würden...
Zu guter letzt: Ich halte es angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Türkei für absolut legitim, wenn nicht sogar dringend erforderlich, die türkischen Regierungsorgane im Auge zu behalten!

Du übersiehst hierbei leicht den Fokus der Überwachung und was derzeit tatsächlich überwacht wird. Die ungehinderte Datensammlung und deren Auswertung unter bestimmten Parametern ist das Problem, denn die Parameter können je nach Duktus abgeändert werden. Eine wirtschaftsstrategische Ausrichtung kann ohne Probleme zur innenpolitischen Machtmanipulation genutzt werden, der Übergang ist fließend... setzt du dich der Überwachung nicht freiwillig aus, bist du verdächtig genauso wie wenn du überwacht wirst und es hinnimmst, versuchst du der Überwachung aktiv zu entgehen, bist du potentiell gefährlich und gehörst überwacht (weil man weis ja nie...). Du siehst es macht einen Unterschied was und wie ausgehorcht wird, und alle Überwachungssysteme (politischer Art) haben eins gemeinsam, sie endeten nicht gut für die Überwacher!
 
@Knight-Pilgrim: Ich glaube du überschätzt da die Möglichkeiten der Diplomatie enorm. Da sind Klüfte und alter Hass zwischen zwei islamischen Richtungen, die man nicht mal eben so am Verhandlungstisch wird beilegen können. Da würde ich eher coolguy Recht geben, dass man dort mal eine Menge Waffen hingeben sollte, damit die ihre Konflikte austragen und die islamische Welt sich mal von selbst weiterentwickelt und reformiert. Das dumme ist nur, dass da konkret jetzt unschuldige Menschen in Gefahr sind. Da ist es mir ehrlich gesagt auch egal, dass die USA durch ihren Irakkrieg die Situation erst geschaffen haben, die Jesiden und Christen sind heute und jetzt in der Gefahr und können dieser auch nur durch Waffeneinsatz entrinnen, ansonsten sind sie tot. Dabei sollte meiner Meinung nach die westliche Welt nicht zuschauen. Wollen wir wirklich wieder zuschauen, so wie damals die Niederländer in Srebrenica? Um dann irgendwann später vor irgendeinem tollen Gericht festzustellen, dass wir mit Schuld am Leid der Menschen waren, weil wir hätten eingreifen können?

Du hast sicher in vielem Recht mit deinen Analysen, nur das rettet die Menschen dort heute nicht vor einem Genozid. Das Motiv zu intervenieren ist mir dabei auch egal, meinetwegen dürfen die Politiker da noch andere zusätzliche Ziele mit verfolgen, solange sie tausende unschuldiger Menschen vor dem Tod retten, haben sie meinen Segen, ja, sogar meine direkte Aufforderung zu handeln!
 
Die Kreuzzüge wurden veranstaltet, um christliche Pilger vor den Wüstenräubern zu beschützen! Am Ende waren es die Johanniter und Templer, die die Christen ausraubten, als Aufwandsentschädigung für den "Schutz" den sie boten...
Ich sehe Parallelen zu damals, ihr nicht? Es ist dämlich bis zum Umfallen, Waffen ohne Ende in die Gegend zu schicken, denn nach deinem Gedankengang, müssen wir ja früher oder später sowieso dort rein um aufzuräumen. Die regionalen Machtkämpfe wurden die Betroffenen auch mit Macheten erledigen, dass haben die Menschen in Ruanda und Somalia doch schon mehrfach bewiesen und wann bitteschön hat uns das Schicksal der armenischen Christen oder gar der Jesiden schon jemals gejuckt in den vergangenen 1000 Jahren? Noch nie!!!
 
Das Problem ist doch, zusätzlich zu den westlichen Interventionen, die koloniale Vorgeschichte (Grenzziehungen) und die inneren Feindschaften der Region (Volksgruppen/Ethnien/Religions-Gruppen). Die Unabhängigkeit der Kurden und die Möglichkeit anderen verfeindeten Gruppen ihre eigenen Territorien zu geben, dürfte wohl auf Lange Sicht zu Frieden führen. Nur wird das nicht am Verhandlungstisch passieren, da die Länder sich sicher keine Territorien abnehmen lassen werden, um neue Staaten zu gründen.

Am Ende muss man sich überlegen, was man in solchen Krisenherden tut, wenn bestimmte, unbeteiligte Gruppen, in die Gefahr geraten durch einen Genozid vernichtet zu werden. So wie zum Beispiel die Christen im Irak.

Und da macht mich eure Einstellung schon ein bisschen wütend (bitte nicht persönlich nehmen). Wenn man feststellen muss, dass die in die Berge geflüchteten Jesiden und Christen nur durch ungenügend ausgerüstete Peshmerga (und Luftunterstützung westlicher Mächte) geschützt werden können, dann kann man den Standpunkt nicht zu intervenieren (Luftunterstützung zu gewähren und die Peshmerga besser auszurüsten), auch nur aus dem Elfenbeinturm in Europa heraus vertreten - wäre man selbst als Flüchtling in diesen Bergen, dann wäre es einem total egal, dass die Kurden im Nachhinein die Waffen zum Beispiel gegen die Türkei benutzen könnten.

Insgesamt ist es schon eine Situation zum verzweifeln. Wirklich lösen kann man sie weder durch Krieg noch durch Diplomatie, man kann eigentlich nur Flickschusterei betreiben, unter anderem indem man bei einem drohenden Genozid eingreift.
 
Wie begründen Völkermord damit, dass wir Völkermord verhindern wollen? Interessante Denkweise und so modern im Geiste der Zeit. Es wäre den Kräfte, die uns steuern lieber, die Gegend wäre menschenleer (eigentlich ist es doch so oder seit wann sehen wir die Leute da unten uns als "gesellschaftlich gleichgestellt" an). Dann könnten wir uns nehmen was wir brauchen und müssten es nur gegen unsere "Freunde" verteidigen, die ja wesentlich zivilisierter sind und Kriegsgefangene verhungern und foltern lassen anstatt ihnen die Köpfe abzuschneiden. Bombenteppiche über Großstädten abzuwerfen, nicht militärische Ziele anzugreifen, selbst Einsätze von ABC-Waffen... wir habens erfunden!!! Das wird es sein was wir unseren Nachkommen hinterlassen: eine verpestete Umwelt (mit Bergen ohne Spitze) und die Segnungen der modernen Kriegsführung! Mein Stolz kennt keine Grenzen oder verwechsle ich gerade Stolz mit Abscheu?

... das macht mich depressiv, so ein Einstieg ins Wochenende; Oh siehe die Sonne scheint... auf nach Wannsee!
 
Wie begründen Völkermord damit, dass wir Völkermord verhindern wollen?
Wo bitte ist das gezielte Eingreifen in diesem Konflikt, zum Beispiel durch Luftunterstützung und Waffenlieferung, denn Völkermord?

Auch die theoretische Möglichkeit, dass die Kurden die Waffen gegen anderen Nationen einsetzen, sehe ich nicht als Völkermord an. Der definiert sich anders. Dass die Kurden mit unseren Waffenlieferungen Genozid begehen werden, halte ich also für sehr unwahrscheinlich.

Außerdem sind deine angeführten Tatsachen, die du als Argumente benutzt, nichts als billige Ausreden. Weil die USA und andere westliche Nationen Unrecht begehen, haben es die Jesiden und Christen des Irak nun verdient drauf zu gehen, indem ihnen die nötige Hilfe versagt, tolle Logik.
 
Also ich mache mir keine Illusionen darüber, was dort unten passiert. Dort ist ein nationbuilding im Gange, aber nicht im Sinne der westlichen Welt. Dort werden Fakten geschaffen. Nicht durch Majoritätsbeschlüsse, sondern Blut und Eisen, wie es schon immer war. Nochmal, die Waffen werden nicht dazu führen, dass die jetzt verfolgten Minderheiten geschützt werden. Sie werden den Konflikt weiter anheizen. Ich sehe das so, die Sunniten, nutzen die IS, weil sie gefürchtet ist, als Speerspitze ihrer Angriffe. Sie werden sie fallen lassen, wenn sie nicht mehr nützlich sind. Der schnellste Weg, sie zu stoppen, ist es, die Sunntien und Schiiten dazu zu bringen, über die künftige Grenzziehung zu verhandeln. Es geht längst nciht mehr, den Irak in seienr alten Gestalt wieder herzustellen. Dies sollte so schnell wie möglich geschehen. Dass aus einer solchen Lösung keine Staaten hervorgehen, die sich brüderlich lieben, geschenkt. Es reicht schon, dass irgendwie nebeneinander existieren.

Zur Frage des Genozids. Im Irak sterben seit dem ersten Einmarsch der Amerikaner ständig Menschen durch Gewalt. Im Laufe der Besatzung durch die Ammis sind millionen Iraker umgekommen. Die Verantwortung trägt die USA. Das ist auch ein Genozid. Mit dem Auftauchen von IS hat sich in der Sache nichts geändert. Unbeteiligte Zivilisten werden abgeschlachtet. Im Resultat ist es egal, ob durch die Ammis, Selbstmordattentäter oder jetzt die Todesschwadronen der IS. Der einzige Weg, dies zu unterbinden, ist es, den Krieg zu unterbinden. Das wird aber nur am Verhandlungstisch möglich sein. Wann die Konfliktparteien dazu bereit sind, hängt in erster Linie davon ab, wie es um ihre Ressourcen bestellt ist. Solange eine Seite noch über Ressourcen verfügt, die eine bessere Verhandlungsposition zu erkämpfen, möglich machen, wird es keine Verhandlungen geben. Vor diesem Hintergrund ist es Wahnsinn, dort ncoh Waffen hinzuliefern. So hart es klingt, das Morden lässt sich nciht mit Gegengewalt und schon garnicht von jetzt auf gleich beenden, wenn man denn einen Frieden will.

Und hier kommen die Interessen des Westens ins Spiel. Langfristig wird sich dort eine neuer Staat entwickeln, der höchstwahrscheinlich eher antiwestlich eingestellt sein wird. Die Grenzen des Sykes- Picot Abkommens werden wohl im _Orkus verschwinden. Die Frae hierbei ist es, werden die Amerikaner sich damit abfinden, dass neben der Regionalmacht Iran eine weitere sunnitische Regionalmacht entsteht, die sowohl antiwestlich als auch antischiitisch ist? Die Amerikaner vollziehen gerade eine Schwenk in puncto Iran. Es sind inerser Linie amerikanisch geostrategische Interessen, die es verhindern werden, dass im Irak Frieden einkehrt. Die Ammis haben mit dem Sturz Saddams ihren größten Fehler gemacht. Mit Assad haben sie das Gleiche versucht. Sie haben versucht, direkt Einfluss zu gewinnen, wo es nicht möglcih war. Im Gegenteil, sie haben einen Scherbenhaufen hinterlassen, wo fraglcih ist, ob sie überhaupt noch in Zukunft Einfluss haben werden. Deshalb auch die Hilfe für die Kurden, die unter Saddam schon massakriert wurden, ohne dass die Ammis eingeschritten wären.
 
Nur wie willst du die Leute an den Verhandlungstisch bekommen? Das geht eigentlich nur mit Androhung von Gewalt westlicher Nationen (und wie gut solche Verhandlungen dann wären, wenn man dazu gezwungen wird, kann sich jeder denken), überlässt man sie sich selbst, werden die Menschen dort weiter kämpfen, da können unsere Politiker noch so oft in Pressekonferenzen vor die Kamera stellen und appellieren, dass die Konfliktparteien doch bitte miteinander reden sollen. Die Menschen dort sind ja auch nicht dumm, wäre ein ausreichendes Interesse an Diplomatie vorhanden, dann würden sie auch von selbst auf die Idee kommen, einen Konflikt auf diese Art zu lösen. Ich sehe da keine Möglichkeit den Konflikt mit Diplomatie zu beenden, so sehr wir uns das auch wünschen. Wie du schon sagtest passiert dort gerade das Nationbuilding. Dabei finde ich es dann nicht verkehrt die Kräfte (Kurden) zu unterstützen, die man selbst als Verbündete wahrnimmt.

Der andere Punkt sind dann die konkreten Flüchtlinge. Da bin ich weiterhin dafür, ihnen zu helfen und da ist der Schutz der Flüchtlinge momentan eben nur möglich, indem die US Luftwaffe die Kurden unterstützt und ich bin froh, dass sie es tun.

Natürlich hast du auch damit Recht, dass in den letzten Jahren auch schon viele Menschen im Irak ums Leben gekommen sind, das ändert aber an der eskalierten, aktuellen Lage nichts. Jede Lage erfordert individuelle Vorgehensweisen. Als die ISIS noch keinen Vormarsch dieser Ausprägung gemacht hat, war die entsprechende Vorgehensweise irakische Flüchtlinge als Asylbewerber in Deutschland aufzunehmen und mit NGOs humanitär zu helfen. In einer solchen eskalierten Lage in der sich große Flüchtlingsgruppen in die Wildnis flüchten, ist die angebrachte, individuelle Vorgehensweise eben eine andere, konkret der militärische Schutz dieser Flüchtlinge.
 
Du übersiehst, dass es nicht um Jesiden oder andere Randgruppen geht, weil du es nicht sehen willst! Es ging auch nicht um die Kosovaren oder die Bosnier oder irgendeiner armen Sau, die auf der Flucht ist vor den Auswirkungen unserer Arbeitsplatzrettungen zur Wählerberuhigung.
Es ist uns jeder, auch politisch scheißegal, der uns nicht nützlich ist. Wenn dem so wäre, würden wir Länder wie den Libanon oder Jordanien nicht mit Millionen Kriegsflüchtlingen alleine lassen, oder wir würden unsere israelischen Freunde nicht mehr unterstützen, sich ihren Konflikt weiter hauszumachen. Es interessiert uns schlicht und einfach nur wenn es gerademal wieder ein wenig eskaliert (und zwar medial). Schau ins Mutterland der Aufgeklärtheit und Demokratie, wo Todeskandidaten ihre Schuld an der Allgemeinheit mit stundenlangem Todeskampf abtragen dürfen, rechtlich und moralisch völlig legitim. Da treten diese Vorzeigeexemplare aus dem Schatten ihrer eigen Erbärmlichkeit um anderen die Zivilisation bezubringen und wenn daheim ein Polizist auf einen "potentiellen" Straftäter schießt, bricht der Bürgerkrieg aus. Und bist bei der Rettung von einer Minderheit im Zweistromland, von der du bisher nicht mal den Namen kanntest, sofort bereit die grobe Kelle an "würdige" Köche zu verteilen, weil die da unten sich nicht miteinander vertragen können. Was willst du denen beibringen, was die nicht schon können, wie man friedlich miteinander auskommt wissen wir doch selber nicht. Nur wie man andere ausraubt! Unsere Staaten sind nur Gangster im großen Stil, die klauen nicht Uhr und Brieftasche, sondern Bodenschätze und sonstige Ressourcen und treiben Schutzgeld ein: Saddam, Assad, Bin Laden, Amin und wie sie alle hießen, waren die Büttel und Schläger unserer Interessen und solange sie brav gemacht haben was ihnen "der Boss" angeschafft hat, war alles gut. Bis sie eigene Ideen entwickelten...
 
Ich kann deinen Pessimismus nicht teilen. Natürlich ist in unseren westlichen Nationen nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen und ja, wir kümmern uns selektiv um einzelne Krisen, weil wir es nie schaffen könnten überall zu helfen. Aber besser man hilft etwas, als gar nicht, das ist meine Meinung. Dabei geraten eskalierende Krisen natürlich besonders in den Fokus.

Wir müssten auch nicht unbedingt die Kurden aufrüsten, würde man mit Bodentruppen kurz intervenieren, nur um die Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen und sich dann wieder zurückziehen, dann wäre das auch gut. Wenigstens das Ziel, der Schutz der Flüchtlinge, wird erreicht. Nur ich denke eine solche Intervention würde noch weniger Anhänger finden, als die Unterstützung der Kurden.

Und ja, ich gebe auch offen zu, dass ich selbst bei solchen Krisen selektiv schaue. Obwohl ich gar nicht religiös bin, habe ich bei den Krisen im nahen und mittleren Osten zum Beispiel immer die Christen im Blickfeld, da Europa nun mal christlich geprägt ist. Geraten die Christen dort also in Gefahr vernichtet zu werden, bin ich bereit die Gruppe dort zu unterstützen, die ein friedliches Zusammenleben mit den Christen ermöglichen würde, auch wenn sie nur das kleinere Übel wären, weil sie selbst auch Unrecht begehen.

Würde ich deinem Pessimismus folgen, weil es auch in unseren Ländern viel Unrecht gibt, dann könnte ich mich eigentlich nur noch heulend in die Ecke legen und an der Boshaftigkeit der Welt verzweifeln. Will ich das nicht, dann muss ich schauen, wo ich für mich persönlich vertretbar helfen und einschreiten kann. Da hat jeder von uns andere Prioritäten und Vorstellungen. Manch einer ist bereit auch militärisch zu handeln, weil er darin einen Sinn sieht, andere würden ausschließlich humanitäre Hilfe nutzen und lehnen militärische Interventionen komplett ab.
 
Wer glaubt mit G36 in der Hand ein paar "Christen" retten zu müssen um erleuchtet zu werden, hat meinen Segen und die besten Wünsche sollen ihn begleiten. Aber erzählt mir nachher nicht, dass wäre in meinem Interesse gewesen und zahlt gefälligst die Rechnungen für den Meisendoktor und die Pflegekräfte für eure Kriegsmitbringsel (oder was ihr dort lasst) aus der eigenen Tasche und belästigt nicht diejenigen, die euch von vornherein von dieser blöden Idee abgeraten haben. Ich habe keinen Bock für irgendwelche Kriegsversehrten gesellschaftlich aufzukommen, dafür geh ich nicht arbeiten!
 
Nun, was im Interesse unserer Gesellschaft ist und was von den Steuern bezahlt wird, ist eben kein Wunschkonzert. Es gibt sicher auch viele Dinge die du befürwortest, die ich nicht bezahlen will!

Außerdem hat das nichts mit erleuchtet werden zu tun. Mir geht es einfach darum Menschenleben zu retten. Und so bitter das auch ist (was sich mancher vielleicht nicht eingestehen mag), es gibt einfach Menschen die einem selbst näher stehen als anderen. Das fängt schon im Kleinen an, dass mir mein Nachbar näher ist als jemand am anderen Ende Deutschlands. Da wir eben in einem christlich geprägten Land leben, sind vielen die Christen dieser Welt eben oftmals näher als andere Menschen. Wenn man dann Prioritäten setzen muss, wem man hilft, weil man nicht allen helfen kann, dann spielt das bei der Entscheidung sicher eine Rolle.

Ich würde auch nie behaupten, dass es in deinem Interesse gewesen ist, es gibt so viele unterschiedliche Interessen in Deutschland, so dass die Politik nie im Namen aller handeln kann. Wir beide vertreten halt andere Standpunkte, darüber kann man hier fleißig diskutieren, einer Meinung werden wir am Ende wohl nicht sein. Welche Entscheidungen unsere Politiker treffen, ist dann wieder eine andere Frage, auf die wir auch keinen wirklich Einfluss haben werden.
 
Außerdem hat das nichts mit erleuchtet werden zu tun. Mir geht es einfach darum Menschenleben zu retten. Und so bitter das auch ist (was sich mancher vielleicht nicht eingestehen mag), es gibt einfach Menschen die einem selbst näher stehen als anderen. Das fängt schon im Kleinen an, dass mir mein Nachbar näher ist als jemand am anderen Ende Deutschlands. Da wir eben in einem christlich geprägten Land leben, sind vielen die Christen dieser Welt eben oftmals näher als andere Menschen. Wenn man dann Prioritäten setzen muss, wem man hilft, weil man nicht allen helfen kann, dann spielt das bei der Entscheidung sicher eine Rolle.

Das ist Rassismus in Reinkultur, religiös geprägt. Eine Religion verunglimpfend, die auf das friedliche Miteinander aller Menschen und Lebewesen gegründet ist. Das ist im 21. Jahrhundert unzeitgemäß, nach Aufklärung, Humanismus und zweier Weltkriege mit Millionen von Toten, steckst du argumentativ noch im tiefsten Mittelalter fest... verachtenswert!!!
 
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Da sind wir wieder bei dem Thema, das wir die letzten Wochen schon hatten, was ich mit "Wesen des Menschen" bezeichnet habe. Es ist Selbstbetrug, wenn man sich einredet, man könne sich davon frei machen, dass man manche Menschen bevorzugt und andere benachteiligt. Das ist ein Traum von Idealisten, die damit aber an der Realität vorbei leben. Auch du tust es, gerade zum Beispiel indem du meine Meinung als verachtenswert bezeichnest, steckst du mich in Schublade. Halt nicht auf Basis einer Religion oder Rasse, sondern auf Basis politischer Standpunkte.

Grundsätzlich bin ich deiner Meinung, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben sollten und man alle gleich behandelt (das wäre das Idealbild). Da wir Menschen aber nicht alle gleich sind, sondern Individuen, die zudem durch ihre Umwelt/Kultur geprägt sind, gibt es dann eben doch Unterschiede. Einer ist, dass man aufgrund seiner kulturellen Prägung mit bestimmen anderen Gruppen eher sympathisiert, als mit anderen und wenn die Ressourcen begrenzt sind, man die eine Gruppe mehr unterstützt als die andere. Ob man sich das nun eingestehen mag, bleibt jedem selbst überlassen.
 
Das ist Rassismus in Reinkultur,

Nein, ist es nicht. Es ist bestenfalls Kulturchauvinismus. Aufklärung und Humanismus sind westliche (und christlich geprägte) Werte, damit kannst du dir woanders den Popo abputzen. Vergleich einfach die westliche Definition von Menschenrechten mit der Kairoer Menschenrechtserklärung und du siehst, was ich meine. Und wenn ich die Wahl habe zwischen unserer Lebensweise und dem, was südöstlich von uns gelebt wird, dann muss ich nicht lange überlegen, was besser ist, und wen ich eher unterstütze.
 
Aber du steckst Menschen in Schubladen, wertest also. Du findest manche sympathischer als andere. Und das worauf ich hinaus will, ist, dass in Notzeiten jeder sich selbst am nähsten ist, auch du würdest dich dem wahrscheinlich nicht erwehren können. Nur wir sind halt in keiner solchen Notsituation und da kann man aus dem Wohlstand und der Sicherheit heraus natürlich gut die anderen Menschen dieser Welt auffordern, auch so zu leben wie man selbst, vergisst darüber hinaus dann aber, dass sie unter ganze anderen Lebensbedingungen leben, als wir hier.

Übrigens weicht da meine Meinung nicht von deiner ab. Das unterscheidet mich auch vom Rassisten. Ich strebe nicht an, eine getrennte Gesetzgebung einzuführen, die die Menschen verschieden behandelt, aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Ich leugne aber eben auch nicht, dass wir Menschen selektieren, wenn es nicht anders geht (in diesem Falle können wir Deutschen nicht die ganze Welt retten und so müssen wir uns entscheiden, wo wir helfen) und dass diese Selektion nicht durchgehend rational funktioniert, sondern eben auch die kulturelle und gesellschaftliche Prägung eine große Rolle spielt.

Das spielt zum Beispiel eine Rolle, wenn man beurteilen will, welches das kleinere Übel ist. In Syrien ist für viele Europäer Assad das kleinere Übel. Obwohl er als Diktator auch foltern lässt und Gräueltaten im Namen des syrischen Staates geschehen, ist eben die Sicherheit religiöser Minderheiten das kleinere Übel, gegenüber einem islamischen Schariastaat. Natürlich wünscht sich jeder, dass dort eine ideale Demokratie entsteht, anstatt eines Assad regierten Staates oder eines islamischen Staates - nur die Welt ist leider kein Wunschkonzert...
 
Au man NGF, deine Argumete stehen auf solch tönernen Füßen. Du maßt dir an Richter über Leben und Tod von wildfremden Menschen in einer weit entfernten Gegend dieser Erde zu sein und hast allenfalls ein paar Informationen aud interessegeleiteten Medien zur Hand. Auf dieser Basis fällst du dein Urteil, die Jesiden oder Christen im Irak seine schützenswerter als andere. Ich glaube, dir ist selbst bewusst, wie wackelig das Ganze ist.

Nur wie willst du die Leute an den Verhandlungstisch bekommen? Das geht eigentlich nur mit Androhung von Gewalt westlicher Nationen

Ist dem so? nur wir der Westen hat die Möglichkeit, sich zum Richter über das Wohl und Wehe andere Völker aufzuschwingen? Mal ohne auf den moralischen Aspekt der Überheblichkeit dieser Ansicht einzugehen. Sie ist auch sachlich Quark. Kein Mensch kämpft und tötet allein aus ideologischer Verblendung. Man bekäme die Gemäßigten beider Seiten schnell an den Verhandlungstisch, wenn man ihnen eine Weg aufzeigt, der ersprießlicher ist, als zu kämpfen.

Z.B. Ihr verhandelt einen Waffenstillstand, eine Demarkationslinie und kümmert euch um eure Orgaisation, und wir stellen Hilfsgüter für den Wiederaufbau bereit. Die Hardliner der IS wie der Schiiten wären schnell isoliert. Denn die breite Masse ist einfach opportunistisch. Sie will am Leben bleiben und eine Perspektive haben. Wenn Verhandlungen dies bieten können, werden sie auch geführt.

Die Kämpfe werden solange weitergeführt, wie der KAmpf eine Verbesserung der Perspektiven verspricht und die Ressourcen vorhanden sind, diese weiter zu führen. Solange der Westen nur bittet oder droht, man solle sich doch bitte wieder lieb haben, verschwinden konkrete Konfliktfelder nicht.


Die aktuelle Krise hat doch ihre Ursache in der Ausgrenzungspolitik der Al Maliki Regierung. Der ist soweit ich weiß, mittlerweile Geschichte. Die aktuelle Kräftekonstellantion beruhte auf den von den Amerikanern geschaffenen Strukturen. Die haben sich massiv auf die Schiiten gestützt. Und der Hauptfeind der Ammis im Irak waren auch weniger irgendwelche Djihadisten, sondern säkulare Sunniten und ehemaliuge Angehörige der Bathpartei. Die sind es immer noch, die gegen die Regierung kämpfen und auch die IS unterstützen. Und hier liegt auch der Ansatzpunkt.
 
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