Von Blackork:
Die Leute gehen in Griechenland auf die Straße, weil ihre eigene Regierung über einen langen Zeitraum hinweg massive Misswirtschaft betrieben hat und weil das Volk, so hart das auch klingen mag, gerade über seine eigene Mentalität stolpert. Der Euro war hier lediglich ein Brandbeschleuniger, nicht mehr und nicht weniger. Ein Brandbeschleuiger, in den sich dieses Land, wohlgemerkt, selbst hinein geschmuggelt hat.
von Capt.Nuss
Für Griechenland ist nicht der Euro die Ursache des Problems, sondern das jahrelange auf Pump leben. Genug andre kleine Volkswirtschaften, die auch nie zu den reichen Ländern gehört haben, verschulden sich nicht mit beiden Händen und haben dann auch kein Europroblem.
Halte ich für zu kurz gegriffen.
1. Natürlich kann man den Griechen vorwerfen über ihre Verhältnisse zu leben und falsch zu wirtschaften. Allerdings ist diese Verhalten "politisch erwünscht": soll heißen die Spielregeln sind politisch so gestaltet worden das jedes andere verhalten dumm wäre.
Auch der oft zitierte Vorteil des Euros für Deutschland beruht im Grunde auf dieser Misswirtschaft: de facto "koppeln" wir wir unserer starke deutsche Wirtschaft an unterentwickelte Märkte wie Portugal oder Griechenland um die Währung zu drücken und die Exporte zu befeuern. Im Grunde machen wir genau dasselbe, was wir bei den Chinesen kritisieren, die ihre Währung absichtlich unterbewerten indem sie sie an den schwachen Dollar koppeln.
Auch ist schlichtweg falsch das es ohne Euro ebenfalls zu so einer Situation gekommen wäre: Griechenland hätte sich schlicht und ergreifend nicht in so einem Umfang verschulden können, da einerseits die Drachme permanent abgewertet hätte und der Staat anderseits sich niemals solche Summen hätte leihen können, weil der Markt das Risiko von Anfang an mit dem tatsächlichen Wert berechnet hätte den diese Anleihen haben, sprich Ramsch, und eben nicht mit der Bonität von Deutschland.
Und selbst
wenn es Griechenland geschafft hätte die Märkte jahrelang zu täuschen (Bilanzfäschung usw.) würd eein Kollaps eben nur Griechenland betreffen und nicht wie jetzt per Domino alles mit runter ziehen
-> Ohne Euro hätten wir die jetzigen Probleme einfach nicht. Wir hätten andere Strukturen, beispielsweise müsste der deutsche Markt aufgrund "härterer" Mark viel mehr auf Binnennachfrage achten und würde nicht so viel exportieren, das wäre aber in meinen Augen kein Problem. weilder Bürger stärker davopn profitieren würde (höhere Löhne etc.). Vom jetzigen Euro-induzierten Exportboom profitiert letzlich keiner.
2. Das Schulden Problem der PIIGs ist vor allem eins des billigen Geldes, und das wurde erst durch den Euro ausgelöst: man betrachte einfach mal die zinssätze die diese Länder vor dem Euro zahlen mussten und dannach.
Ums villeicht mal auf ein greifbares Beispiel zu reduzieren: ihr leiht euch 200.000 Euro für ein Haus zu sagen wir 3% (6000€ Belastung)
Und von heute auf morgen sollt ihr für diesen Betrag auf einmal 12% zahlen (24.000€), was ihr euch aber nicht mehr leisten könnt.
Kann man wirklich sagen ihr seid schuld? Weil ihr euch ein Haus finanziert habt, das ihr euch objektiv gar nicht leisten könnt? Oder hat nicht eher die Bak geschlampt die euch Kredite zu Konditionen gegeben hat, die einfach nicht eurem Risikoprofil entsprechen und es jetzt korrigieren will?
Und auf Euro Ebene kommt erschwerend hinzu dass genau DAS ja das gewünschte Ziel war, und zwar für alle Staaten: da ist das deutsche Interesse nicht anders als das Griechische, alle zahlen seit Euroeinführung weniger Zinsen als vorher, auch wenn die Schwachen stärker profitieren.
Erreicht hat man das indem man sich kackdreist hingestellt hat und gesagt hat "Euroland ist so groß, da kann es kene Zahlungsausfälle geben". Wie wir sehen geht das doch. Der Markt gewinnt immer. Haben schon die Sovjets nicht kapiert und unsere Spezis schnallen es auch nicht, das man den Markt nicht belügen kann. Zeitweise ja, abe rnciht permanent.
Wenn man so will ist eines der Ziele des Euros von anfang an die erschleichung billiger Kredite mitterls verschleierung realer Risiken.
Und da würd eich mich hüten mit dem Finger auf die Griechen zu zeigen: aufgrund der größeren Diskrepanz zwischen suggeriertem Niveau und tatsächlichen gings da einfach am schnellsten aber im Prinzip arbeiten alle Euroländer (Außer evtl. das Wohlstandsghetto und Parasitenstaat Luxemburg
😀) genau so.
Deutschland villeicht noch mit am langsamsten, aber prinzipiell leben wir genau so über unsere Verhältnisse.
Und wenn sich ein deutscher Politiker hinstellen muss und sagt "tja liebe Renter, wir müssen euch ab nächste Woche die Renten um 20% kürzen, weil Geld ist alle" würden wir uns genau so echaufieren wie die Griechen heute, und das mit Recht.
Mal gucken ob dann einer davon anfängt von der mangelhaften Mentalität der Deutschen zu reden...
Damit keine Missverständnisse aufkommen: natürlich liegt in Griechenland bei Themen wie Fakelaki und Steuermoral einiges im argen. Aber wenn überhaupt sind das die Brandbeschleuiniger.
Ursache ist und bleibt der Euro.
Die normale Marktreaktion auf ein minderwertiges Produkt (die griechische Wirtschaft) ist ein sinkender Preis (Abwertung der Währung). Durch die Kollektivwährung kann man diesne Schritt nicht gehen, was halt bedeutet das minderwertige Produkt bleibt gleich teuer wie das höherwertige, und dementsprechend liegt es wie Blei in den Regalen und der Produzent geht Pleite.
Die einzigen Optionen sind eben raus aus dem Euro (primär Griechenland, aber andere werden folgen) oder eben die Transferunion.
Und im Moment sieht es eben so aus als kommt die Transferunion, was bedeutet Deutschland zahlt für alle. Denn faktisch sind wir der Staat mit dem höchsten Nivau, schon Frankreich als zweitwichtigstes Euroland ist nur marginal besser als Italien (traut sich nur keiner zu sagen, weil die Franzmänner kleine Egos und Atomwaffen haben
😀)
@Blackorc
Ein Sozialstaat ist im Prinzip auch nix Anderes als ne Transferunion und, guess what, die Reichen zahlen dabei drauf, die brauchen nämlich gar keinen Sozialstaat. Es ist doch einfach so, dass die hier mannigfaltig im Kleinen gefordert wird, wozu man im Großen nicht bereit ist. Für einen Millionär ist der Harz IVler auch nix Anderes als für den Deutschen der Grieche.
Na ja, da hinkt es an ein paar Punkten.
(1) basiert ein Sozialstaat auf Gegenseitigkeit: wird der Reiche morgen durch dummen Zufall zum Sozialfall springt das System für ihn ein. Zudem, wie schon erwähnt kann auch der Reiche die Segnungen des ganzen in Anspruch nehmen z.B. seine Kinder auf kostenlose Schulen shicken usw.
Die angestrebte Transferunion wird ne sehr einseitge Sache: Deutschland zahlt und wird nie etwas dafür bekommen. Und andersrum könnten und diese Staaten gar nicht stützen, dazu sind sie nicht in er Lage.
(2) kann man Solidarität nicht erzwingen oder verordnen.. Die erwächst aus einem Gemeinschaft- und Zusammengehörigkeitsgefühl.
Und der Ordnungsrahmen ist im Regelfall die Nation.
Die ganze EU lebt von dem Märchen einer europäischen Identität: also das mir der Grieche genau so nahe ist wie ein deutscher Mitbürger.
Diese Identität existiert aber nur bei ein paar EU-Eliten, das groß der Bevölkerung denkt national (sieht man z.B. sehr nett bei events wie Fussballweltmeisterschaften)
Bevor man Solidarität erzwingt sollte man ein europäisches Bewußtsein schaffen, dann klappt das ganze auch. Nur wird das hier eben niemals funktieren, zumindets nicht in absehbarer Zeit, dafür sind die sprachlichen und kulturellen Differenzen viel zu groß. Genau deshalb halte ich "vereinigte Staaten Europa" auch für grundlegend unverwirklichbar bzw, mit einem unschönen Ende das alle Vielvölkerstaaten hatten.
Erzähl mal den Indern oder den Chinesen, die Bestandteile ihrer Länder wären zu grundverschieden um sie in einen gemeinsamen Währungsraum zu integrieren
Wie gesgat: nationale Verbundenheit. Streng nach ökonomischen Gesichtspunkten wäre es vermutloch wirklich sinnvoller dort verschiedene Währungen zu haben. Bzw. hat man sie auch: grad ein den unterentickelten Regionen solcher Schwellenländer herrscht Tauschhandel und die Eliten zahlen faktisch mit Dollar, Euro etc.
Jeder regt sich auf über Unternehmen die nur bis zu den nächsten Quartalszahlen denken, über Politiker die nur bis zur nächsten Wahl denken und in beiden Fällen über das Fehlen von Visionen und Idealen.
Kleine Märchenstunde: ein sympathischer junger Mann in einem Vogelkostüm erzählt mir wie toll es wäre zu fliegen. Und er hat recht: es wäre toll wenn Menschen fliegen können. Die Vision ist unbestritten wunderschön. Trotzdem halte ich es für eine blöde Idee wenn er sich in seinem selbstgenähten Flügelkostüm von der Klippe stürzt und sagt "man muss es nur wollen, dann klappts schon".
Wenn ich ihn darauf hinweise das er nicht fliegen, sondern schlicht auf den Boden klatschen wird bin ich der Ignorant und habe keine Visionen und Ideale. Normalerweise würde ich sagen: na gut, dann mach halt.
Dummerweise sind wir mit mit Fussketten zusammgekettet, da hört meine Toleranz einfach auf.
Mittlerweile sind wir gesprungen und der Junge Mann flattert wie wild mit den flügeln währen der Boden näherkommt.
DAS ist Europa. gegen den Traum vom Fliegen habe ich nix, trotzdem wäre es besser den Irren im Vogelkostüm zu erschlagen bevor er einen über die Klippe zieht.
Geht der junge Mann auf die Uni, studiert Flugmaschinenbau und konstruiert einen Flieger der uns beide trägt können wir beide gerne abheben. Aber nicht der Sprung von der Klippe mit selbstgenähten Flügeln