Also die Verwendung im unpolitischen Kontext ist mir neu. Ergibt dass denn dann Sinn? Gib mal ein Beispiel.Ich geb's zu, ich benutze es auch ganz unpolitisch im Sinne von "naiver Depp".![]()
Also die Verwendung im unpolitischen Kontext ist mir neu. Ergibt dass denn dann Sinn? Gib mal ein Beispiel.Ich geb's zu, ich benutze es auch ganz unpolitisch im Sinne von "naiver Depp".![]()
Ein philologischer Beweis fehlt mir allerdings auch hier.Semantische Bedeutung und Geschichte von Gutmensch
Die Behauptung, der Begriff Gutmensch sei von Friedrich Nietzsche geprägt worden, ist sehr umstritten. Erstmals findet sich das Wort als Bezeichnung für die Anhänger von Kardinal Graf Galen, der gegen die Vernichtung lebensunwerten Lebens, also die Tötung körperlich und geistig Behinderter durch die Nationalsozialisten (schließlich mit Erfolg) gekämpft haben. Nicht klar ist, ob der Begriff von Josef Göbbels oder Redakteuren des Stürmer 1941 ersonnen worden ist. Gutmensch geht auf das jiddische a gutt Mensch zurück, womit von den Nationalsozialisten auch ein Bezug zu den lebensunwerten Juden hergestellt werden sollte. Adolf Hitler hat in seinen Reden und in Mein Kampf ebenfalls die Vorsilbe gut als abwertend verwendet. So sind für ihn gutmeinende und gutmütige Menschen diejenigen, die den Feinden des deutschen Volkes in die Hände spielen.
(Erläuterung: Jürgen Hoppe)
Dazu hätte ich gerne einen ausführlicheren Text gesehen. Zum einen heißt es "Sophistik", zum zweiten gibt es keine originär "griechische Glaubenslehre", die auch nur ansatzweise auf die kirchlichen Strukturen und Ideale übertragbar wären. Der Neoplatonismus ist in der Tat ein nicht wegzudenkender Bestandteil des frühen Christentums gewesen, ist aber keine "Glaubenslehre". Und die Sophisten haben mit der Klerikalität nun rein gar nichts zu schaffen, alleine deswegen, weil die Überzeugungen so weit voneinander abweichen (und wer sollte schon passen? Heraklit? Parmenides? Empedokles?).Ist immer ganz lustig, wenn sich die kath. Kirche als die Verkörperung des christlichen darstellt, aber heutzutage (und eigentlich schon ab dem zweiten Konzil) der Unterbau zu einem Großteil griechische Sophik und Glaubenslehre ist.
Das hat den sehr weltlichen Grund, dass eventuelle Kinder als Erben von kirchlichen Parzellen kein gutes Geschäft für diese gewesen wären.Liest man die Bibel genau, dann weicht die Kirche oft von dieser ab (Bischof muß verheiratet sein) und widerspricht ihr sogar.
Dafür hätte ich auch gerne Belege. Mormonen tragen immerhin den hochtrabenden Anspruch, die Bibel mit ihrem "Buch Mormon" auf moderne Aspekte zu ergänzen und schreiben viele Traditionen umfänglich darauf zurecht (Eschatologie, Taufe, Sakramente, liturgische Bedeutung, Teile der christlichen Gnoseologie...), von echter Bibelnähe kann also nicht die Rede sein.Da ist der jüdische Glauben und auch die evangelische oder Glaubensansicht anderer christlicher Gruppierungen (Mormonen und Juden sind eigentlich von allen am bibeltreusten) deutlich näher dran.
Das öffnet doch nur dem Missbrauch und der Unterwanderung unseres Rechtssystemes Tür und Tor. (Stichworte: Zwangsheirat, Polygamie, Unterdrückung der Frau etc.)
Gibts auch nicht. Den Begriff Gutmensch in die Tradition der Nazis zu stellen ist nur ne weitere billige Möglichkeit die Nazikeule gegen alle zu schwingen denen der jetztige Staus quo der intellektuellen Debatte bzw. der Mangel daran missfällt.Ein philologischer Beweis fehlt mir allerdings auch hier.
Wenn ich mich aber auf die Bibel als einzige Grundlage meines Glaubens berufe und das als Kernpunkt, dann ist das etwas unglücklich.
Tut die kath. Kirche aber nicht. Die Tradition steht gleichberechtigt neben der Schrift.
Sehe ich ehrlich gesagt anders. Im Islam ist der Katechismus denkbar einfach gelöst, da der Koran gar keine Hierarchie in Kirchenform hergibt - der Gläubige hat jederzeit die Möglichkeit, im Zwiegespräch mit Gott seine Verpflichtungen zu verlegen, anderweitig zu organisieren oder gar auszusetzen. Wenn man es sehr großzügig umfasst, könnte man die Pilgerfahrt nach Mekka als eine Art kollektiven Katechismus aufnehmen, der affirmative Charakter ist immerhin gegeben.Wirf mal einfach einen Blick in den Katechismus der für Katholiken eigentlich bindend ist (Muslime haben übrigens ein ähnliches Problem), der doch den griechischen und römischen philosophischen Schulen deutlich näher ist als der Bibel.
Naja, das grundsätzliche Vorhandensein mindestens ebensowichtiger Quellen für den Glauben, die per definitionem apokryph sein müssen und eine umfangreiche Palette andersartiger Riten mit sich bringen, sind für mich nicht bibeltreu oder -nah.Und Mormonen und Juden sind trotz ihres "Wegnehmens"/"Hinzufügens" immer noch deutlich näher dran als die aktuelle kath. Glaubenslehre.
Das stimmt selbstverständlich. Die Bibel als Kompilation enthält zuvörderst solche Texte, die auch säkular genehm ausfallen musste, wir wissen von Evangelien, die aufgrund ihres unkonformen Inhalts schlechterdings nicht kanonisch wurden. Die Historizität der Bibel als Schriftstück werden wohl nur Fundamentalisten leugnen. Allein, ich sehe nicht, wie das konkret die These stützen soll, dass die Katechismen von antiken Philosophenschulen, der Mormonen oder gar dem Judentum näher an ursprünglicheren uns noch vorliegenden Bibelübersetzungen wie der Septuaginta liegen sollen als der Katholizismus. Ich argumentiere ja gar nicht erst mit der Nähe, die vom katholischem Katechismus ausgeht, sondern vielmehr mit der enormen Ferne, die alle anderen Fraktionen in sich tragen.Nebenbei belegen auch viele alte Fassungen biblischer Schriften wie sie zum Teil auch in Qumram und Nag Hammadi gefunden wurden, dass die kath. Bibel auch nicht grade frei von eigennützlichen Umschreibungsaktionen ist. So ist in den alten Schriften die Rolle der Frau deutlich ausgeprägter als in den späteren kath. Schriften. Und da vertrau ich mal lieber den Texten, die zeitlich näher am Originaldatum befinden und sich auch gegenseitig besser unterstützen.
Nehmen wir aber die Altfassungen her (Septuaginta und älter) dann kommen wir in eine ganz andere Richtung. Wenn ich von bibelnah rede, dann meine ich in der Regel die möglichst unverfälschten Urtexte, von denen wir ja inzwischen doch sehr viele haben.
Am Ende zählen die Taten und nicht wie sie beschrieben sind.
Wenn es um eine abstrakte Größe wie "Bibeltreue" geht, wird eine papierene Arbeit unumgänglich sein. Und bei den antiken Philosophenschulen können wir den "gelebten Glauben" ohnehin nur über Textzeugnisse nachvollziehen, weil es heute keine erhaltenen Strukturen mehr gibt.Sorry, nichts gegen dich, aber das driftet mir nun zu sehr vom eigentlichen Glauben ab und geht in rein wissenschaftliche Textzerfledderung, die den Glauben an sich außen vor lässt. Wir hauen jetzt eine um die andere Textstelle um die Ohren bringen Gegentextstellen und beharren schlußendlich doch auf unserem Standpunkt. Und das hab ich schon zu oft hinter mir.
Es steht unmissverständlich in dem Werk "Lehre und Bündnisse", dass Joseph Smith offenbart worden ist, die entsprechenden Genesis- und Korintherbriefpassagen wörtlich zu nehmen, die sich auf die Leibhaftigkeit Gottes und die Divination des Menschen beziehen. Es gilt als kanonisch für nahezu alle Mormonen, darunter die Kirche Jesu Christi der Heiligen Letzten Tage, insoweit wir von einer weitestmöglichen Approximation reden, stimmt das also sehr wohl.Die ersteren zwei Punkte treffen mal so gar nicht zu und der letzte wurde so auch von nicht wenigen zeitgenössischen Gruppen Jesu vertreten.
Wohl kaum, es ist eine Arbeit von Sekunden, auf Internetpräsenzen der Mormonen die relevanten Schriften kostenlos durchzulesen. Wie soll es denn da zu fehlerhafter Zitation kommen?Sämtliche solche Auslegungen entstanden eigentlich nur bei Leuten, die nicht wirklich direkten Kontakt hatten und mit fehlerhaften Zitaten arbeiteten.
Damit sind wir wieder beim ersten Punkt: wenn Du so unbestimmt bleibst, ist es natürlich unmöglich, Komparatisk zu betreiben, außerdem erweckst Du den Eindruck, als ob Du Dich nur darum drückst, Gegenargumente zu widerlegen.Nehmen wir aber die Altfassungen her (Septuaginta und älter) dann kommen wir in eine ganz andere Richtung. Wenn ich von bibelnah rede, dann meine ich in der Regel die möglichst unverfälschten Urtexte, von denen wir ja inzwischen doch sehr viele haben.
Naja, Du vermischst gerade eine historische und eine religiöse Komponente, deswegen ist es problematisch, darauf zielführend zu antworten. "Hellenistisch" im eigentlichen Sinne ist alles, was kulturell, politisch und wissenschaftlich seit Alexander dem Großen zustande gekommen ist, klassischerweise bis zum Aufstieg Roms zur Großmacht. In dem Sinne ist Paulus also nicht hellenistisch, gerade weil er nachchristlicher Provenienz ist. Wir wollen auch nicht vergessen, dass für Träger hellenistischem Gedankengutes der christliche Gott ein logischer Unsinn war, da er nicht intelligibel greifbar ist, sondern eine contradictio in terminis (Gott-Mensch eben in Form Jesu Christi). Paulus musste also nicht mit, sondern gegen das hellenistische Bildungsgut für die Offenbarung des Christentums angehen (s. auch den 1. Brief an die Korinther 1,22 f., wo es heißt: "Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als göttliche Kraft und göttliche Weisheit.") und klassenkämpferisch die herrschenden Kulturmonopole sprengen. Paulus ist also Hellenist, wo er das hellenistische Kulturgut erkennt und bekämpft, aber das ist recht gesehen ein Anti-Hellenismus.Ist es nicht so, dass der Erlösergedanke in Bezug auf Jesu Tod eher hellenistischen denn jüdischen Ursprungs ist und sich ja eigentlich weg von der zentralen Botschaft Jesu, nämlich der Reich-Gottes-Botschaft, entfernt?
Außerdem ist die Diskussion sonst viel zu unbestimmt: da keiner von uns die Mormonen oder die Juden in ihrer Gesamtheit und den unzähligen Untersektionen fassen kann, geschweige denn jahrelange Beobachtungen von deren Leben und Wirken anstellt, müssen wir wohl deren religiöse Zeugnisse auswerten, wenn wir eine Bibelnähe suchen, schließlich sind beides Texte.
Und welche Quellen nun wirklich richtig sind kann man sich als Gläubiger denke ich durch direkte Anfrage beim "Herausgeber" erkundigen, zumindest weißen alle abrahamitischen Religionen in ihren Schriften darauf hin, dass man diese Möglichkeit hat.
Das ist ein Widerspruch in sich: ein Schriftstück hat einen historischen Nexus, ansonsten einen intra- und ggf. intertextuellen Zusammenhang, der in Bezug gesetzt werden kann. Wenn Du diesen nun in "mündliche Tradition" setzt, bleibt sein Kontext aber ein- und derselbe, nämlich der vorgegebene textliche. Sonst wäre Diskutieren über Geschriebenes auch müßig: "Du verstehst den 'Kaufmann von Venedig' leider völlig falsch, weil Du die mündliche Tradition der englischen Literatur nicht bedacht hast." - ließe auch keiner gelten, obwohl es zweifelsohne auch eine mündliche Tradition in der Literaturwissenschaft gibt.Zwar hast du den Text gelesen, aber dir ist der Kontext in dem er steht nicht wirklich bewußt, denn den erfährst du eher in der mündlichen Tradition der Kirche.
Das ist kurzum ein Prinzip der Emanation und auch in der katholischen Kirche nichts Ungewöhnliches. Das Zugeständnis eines Demiurgen ist letztlich auch nichts weiter als eine Dividuation göttlicher Seinskraft bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der göttlichen Einzigartigkeit. Ontologie und Erkenntnistheorie haben sich jahrhundertelang mit dem Zustand von Engeln oder anderen Wesen beschäftigt, auch mit der Unterscheidung von Schöpfer- und Wesensgott. Nichts Neues im Westen.Dieser Kontext ist übrigens auch in den alten biblischen Schriften vorhanden, wo sehr oft auch von Göttern geredet wird, was kein Fehler ist. Unsere heutige Fassung ist da im Vergleich zu den alten Fassungen eher sogar limitierter in der Begriffsvielfalt. Wo bei uns GOTT oder Engel steht, steht in der Altfassung oft Gott im Sinne von mächtigem Wesen, wobei es da viele Abstufungen gibt. Die Einzigartigkeit Gottes wird dabei nicht angetastet.
Mir geht es nicht um "gut" oder "schlecht" für die Erfassung der historischen oder meinetwegen auch praktischen Auslebung, sondern um die Möglichkeit der Diskussionsführung. Wenn die Frage lautet, welche Religion oder Untergruppe einer Religion am "bibelnächsten" ist (üblicherweise verstanden als die heute übliche Textausgabe, aber bei vorheriger Festlegung ist prinzipiell jede Textfassung in Ordnung), dann ist in erster Linie selbstverständlich ein ausgiebiges Studium der Bibel und dann der schriftlichen Erzeugnisse der zu vergleichenden Gruppe👎 interessant. Keiner von uns hat einen auch nur annähernd brauchbaren Überblick über sämtliche Fraktionen der Mormonen, geschweige denn von einer Weltreligion wie dem Judentum. Jahrhundertalte, teilweise jahrtausendealte mündliche Traditionen und deren gemächliche Änderungen in manchen, geschweige denn allen dieser Gruppierungen sind schlechterdings nicht nachzuvollziehen. Während ein Gläubiger allerdings unterschiedlichen Traditionen ausgesetzt wird, je nachdem, wo er seinem Glauben nachgeht und wie er das zu tun pflegt, ist das relevante Büchergut für jeden dasselbe. Sonst könnte Komparatistik auch nicht funktionieren.Aus meiner Erfahrung heraus kann ich übrigens sagen, dass mündliche Traditionen bei sinnvoller Verwendung auch nicht schlechtere Quellen als schriftliche sind.
Gute Frage. Ich wüsste auch gerne, wie ein Muslim zum Dosenpfand oder ein Hindu zur Pendlerpauschale steht. Scherz beiseite: Ideologie, religiöse Zugehörigkeit, genealogische Abstammung, Geschlecht, Hautfarbe oder sonstige kontingente Eigenschaften dürfen in einer wissenschaftlichen Frage schlichtweg keine Rolle spielen.Die Frage stellt sich da eher: gehst du an das ganze als rein wissenschaftlicher Mensch oder eher als glaubender Mensch ran?
Mir geht es um Exegese, nicht um Historie. Da alle Gläubigen die Modernität und Aktualität ihrer jeweiligen heiligen Schrift bestätigen werden, brauche ich mir auch gar nicht die Mühe zu machen, historische Tunnels in die Gegenwart zu konstruieren.Ich hab da inzwischen eher die Vermutung das du in Richtung der Glaubenshistoriker unterwegs bist.