BETRAYL Kampagne - Von Isstvan III nach Terra

Vespeisian

Erwählter
19 Januar 2017
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9.061
Mal sehen was das neue Regelsetting hergibt für Horus Heresy. Vieleicht gibt es ja einen neuen Zulauf an Spielern.
Was das neue Regelwerk angeht bin ich wirklich gespannt... Da ist die Spanne weit offen. Von bis -

Denke einen Zulauf von Spielern wird es geben, das ist seid zwanzig Jahren das funktionierende Firmenprinzip. GW belebt Teilde des Hobbys immer wieder durch Marketing und Release...

Ich arbeite auf den Winter hin, vielleicht dann doch mal ein Hobbywochenende für HH Spieler.
 

Vespeisian

Erwählter
19 Januar 2017
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Ja, ein Kampagnenwochenede wäre mal wieder schön, nur mit den neuen Regeln bin ich sehr skeptisch... Ich spiele jetzt seid ca. 25 Jahren GW Spiele und eine Entwicklung gibt zu denken:

In meinem BWL Studium begegnete mir der sogenannte Produktlebenszyklus. Vereinfacht gesagt, besteht bei jedem Produkt, bei der Einführung des Produktes auf den Markt ein Risiko, dass das Produkt nicht von den Marktteilnehmern angenommen wird. Wird dieses Risiko erfolgreich überwunden, greifen die Kunden das Produkt auf und Stück für Stück kann man die Produktionsmenge erhöhen. Irgendwann ist jedoch der Markt gesättigt und man muss neue Eigenschaften, bzw. Verbesserungen mit dem Produkt verbinden um dieses wieder für den Markt mal attraktiver zu machen.
In einer ähnlichen Form begegnete mir dieser Zyklus im Soziologiestudium. Hier erfasst man die Etablierung eines neuen Trennendes zu Beginn der Etablierung als gesellschaftliches Risiko. Diejenigen Akteure, die sich mit dem neuen Trend die Defizite identifizieren gehen auf der einen Seite das Risiko der mangelnden Akzeptanz oder Blamage ein, auf der anderen Seite ergibt sich hier eine Chance sich besonders positiv hervorzuheben. Jene Akteure die dieses Risiko eingehen bezeichnet man gerne als Pioniere. Wenn die Pioniere innerhalb einer Szene einen Trend etablieren, so erhalten Sie Zulauf von sogenannten Mitwirkenden. Diese Mitwirkenden sind zumeist enthusiastisch und hochmotiviert. im Zusammentreffen der risikofreudigen Pioniere und der enthusiastischen und hochmotivierten Mitwirkenden wird zumeist ein neuer Trend/ eine neue Szene auf. An diesem Aufblühen möchten nun „Herr und Frau Jedermann" teilhaben. Anders ausgedrückt, „Herr und Frau Jedermann" möchten als erfolgreicher Pioniere oder Mitwirkender wahrgenommen werden, denn diese handeln erfolgreich in der blühenden neuen Szene/Trend. Dort wo Pioniere und Mitwirkenden durch einen Einsatz von Kreativität und Können generisch wirken, greift die Kommerzialisierung der Szene/des Trends ein. In anderen Worten, es entsteht ein Feld, in dem Akteure die Teilhabe an der Szene/Trend immer stärker verkaufen. Die Teilhabe durch Kauf zeichnet sich dadurch aus, dass der Käufer sich weniger durch den Einsatz von Kenntnissen und Fähigkeiten erfolgreich in der Szene etabliert, sondern durch den Kauf und den Konsum von Produkten.
Hierzu gesellt sich eine dritte Überlegung. Je geringer der Anspruch an ein Produkt ist, desto höher die Zugänglichkeit für potentielle Käufer.

Wie passt das jetzt mit der Horus Heres zusammen?

Das Spielen von SF und Fantasy Games war war vor 20 Jahren durchaus mit sozialen Risiken verbunden. Man musste sich gegen die Vorurteile und Ressentiment von Klassenkameraden und Freunden durchsetzen. Da dieses Hobby nicht sehr stark verbreitet war, konnte man auch an anderen Hobbyteilnehmern nicht so gut andocken. Gewissermaßen müsste man als Pionier stark überzeugen, warum dieses Hobby ein gutes und schönes Hobby ist. So konnten Pioniere Mitwirkende aktivieren. Gleiches galt für die Firma Games Workshop (oder Wizzards of the ???, Fanpro, Feder und Schwert...).
Irgendwann irgendwann ist dann das Hobby so stark etabliert, dass das soziale Risiko geringer wird sich zu blamieren. schließlich spielen immer mehr Menschen in diesem Hobby mit Figuren, bzw. basteln und Malen fleißig. Hier greift dann die Kommerzialisierung, da immer mehr Menschen dieses Hobby ausüben möchten. Mit der Kommerzialisierung steigt die Produktpalette und infolgedessen sind die Anforderungen an das Hobby. Der Kauf ersetzt mehr und mehr das Setting von Kreativität und Fertigkeit. Gleichzeitig sinken kontinuierlich die Anforderungen an Kenntnisse und Fähigkeiten, denn dies hebt die Anzahl der potentiellen Käufer. Stichwort Contrastfarben/Regeln... Auf der einen Seite führt dies dazu, dass ein Hobby sich weiter weitaus prägt, auf der anderen Seite führt es jedoch auch dazu des immer mehr Menschen in das Hobby hineinströmen, deren Potenziale er auf dem Niveau des „kaufen Könnens“ zu finden sind, statt des Niveaus des „aneignen, verstehen und handeln Könnens“. Dies verorte ich schon im Hobby. Die Horus Heresy Produktreihe hat sich dagegen schon ein wenig abgegrenzt, als Elemente der Abgrenzung möchte ich folgende Stichworte nennen: Komplexität des Regelwerks, der Kampagnenbücher und des Fluffs. Gerade durch das Nichtvorhandensein von deutschen Übersetzungen. Der Mensch, der eher den Typen des Pioniers oder des Mitwirkenden verkörpert, liest eher ein paar 100 Seiten einer Fremdsprache und prägt sich umfangreiches Regelmaterial ein. Der Mensch, der er den Typen des „Herrn vor Jedermann“ entspricht, versucht durch Kaufverhalten an dem Verhalten von Pionieren und Mitwirkenden teilzuhaben.
Warhammer Fantasy und Warhammer 40.000 wurden in ihrer Komplexität massiv reduziert und immer mehr massenkompatibel generiert. Letztlich an ein einfach strukturiertes menschliches Verhalten angepasst: Mit dem Vorteil X bin ich besser als Du mit Deinem Vorteil Y. Wenn ich mit A auf B schließe, dann geht es kaputt. Wenn ich das neueste konsumieren (Kodex, Armee...), dann bin ich potenziell besser als Du, denn das Neueste ist das Beste.
o. k. ich weiß, kommt die Kritik: das ist elitäres Gequatsche von alten Männer. Früher war alles besser... Aber diese Gedanken sind stark in mir vorhanden und bestätigten sich durch ein jahrelanges Erleben. Klar gibt es Ausnahmen! Durch ein Anwachsen der Anzahl jener die Analogie teilnehmen, werden Ausnahmen auch zu einer größeren Anzahl von Menschen die das Hobby ausüben.
An dieser Stelle möchte ich mich klar verorten: ich möchte mit Menschen spielen, die sich durch das auszeichnen, was ich dem Typ des Pioniers und dem Typ des Mitwirkenden attestiert habe. Ich möchte in meiner Freizeit weitgehend nicht mit "Herr und Frau Jedermann" meine Zeit verbringen. "Herr und Frau Jedermann" konsumieren in unserer heutigen Gesellschaft hauptsächlich Produkte ohne diese mit ihren eigenen Sein zu verbinden zu verknüpfen. Hier möchte ich kurz auf Hegel/Humbold... verweisen für die der Mensch in einem aktiven Schaffen und Werden zu finden ist. Etwas zu kaufen, um ein Schaffen und Werden vorzutäuschen, ist ein bloßes Haben. Interessante Gedanken hierzu findet sich in dem Werk von Erich Fromm „Haben oder Sein“.
In ganz einfachen Worten ausgedrückt, ich befürchte, dass der Relaunch der Horus Heresy, eher eine Vermassung und Kundenabschöpfung abzielt, statt das es die Möglichkeit gibt ein weiches und komplexes Hobby zu ermöglichen. in den Worten von Erich Fromm, eher Haben als Sein, bzw. meine Sorge besteht darin, dass man einfacher kaufen, einfacher spielen und einfacher gestalten können wird.

Eigendlich war ich früher sehr froh, dass ich in diesem Hobby in einer hohen Dichte kluge und kreative, angenehm freakige Menschen gefunden habe, deren Weltzugang nicht nur dann stehen bleibt und man gemeinsam eine angenehme Zeit verbringen kann. Mich sorgt über die zunehmende Kodifizierung und Kommerzialisierung des Hobbys, dass der Anteil jener Menschen eher massiv sinken wird.
Vielleicht noch eine Bemerkung: seit Jahren steigt der Anteil derer, die sagen das ist so (steht so in den Regeln!) gegenüber jenem Anteil derer die sagen, das kann man so oder so sehen. Aus den bislang geschriebenen, ist wohl erkennbar, welche Menschen mir in meiner Freizeit willkommener sind als die Anderen. Eine klare Homage an die gestalterische Möglichkeiten des Hobbys.

P.S.
Wer nun brüskiert oder sich provoziert fühlt, der möge nicht mit mir spielen. Wer nun aber neugierig oder sich in seinem Unbehagen bestätigt fühlt, der sei herzlich eingeladen auf schöne Hobbytage.
 
Zuletzt bearbeitet:

Avemir

Hüter des Zinns
2 März 2012
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Uff

für diesen Text musst ich mir mal ein bisschen Zeit nehmen.
Ich mache es kurz: Ja bin da voll bei dir :)

Ich habe seit Jahren die selben Mitspieler und immer wenn mal ein neuer dazu kommt ist es mit viel Kopfkino verbunden und potenziellen stress
ob das passt oder nicht. Auch solche Event-Wochenenden zähle ich dazu.

Wenn ich mich von meiner Familie losreise und ein ganzes Wochenende quasi nicht ansprechbar bin, dann muss es sich auch lohnen.
Ich will das nicht bereuen müssen.

Na ja schön wäre erstmal wieder ein ungezwungeneres Zusammensein wenn diese Corona-Geschichte weniger wird. Dadurch hat das Hobby
meiner Meinung nach in den letzten 2 JAhren ziemlich gelitten
 

Vespeisian

Erwählter
19 Januar 2017
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Ja hatte ein wenig gepasst...

Na ja, die Heresy geht weiter:
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