Zum Thema Wasserstoff als Auftriebsmittel in einem Zeppelin habe etwas in dem Gedanke des Tages geschrieben.
Gar nicht? Nicht jeder Charakter wird später noch eine große Rolle spielen oder alle aufeinander treffen. Ich wollte eine gewisse Varianz an verschiedenen Persönlichkeiten und Örtlichkeiten, um die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen. Sioned und der Belialkult werden wohl keine allzu große Rolle mehr spielen. Ihre Geschichte ist eigentlich erzählt. Da es interessante Charaktere sind, habe ich mir mit ihrem Überleben nur die Option offen gehalten, sie vielleicht noch einmal zu bringen. Aber ihren primären Zweck, dass aufzeigen eines Slaaneshkultes, wie er ausgerüstet ist, wie er vorgeht und was da abgeht, ist eigentlich schon erfüllt.
Das wird sich noch zeigen. Das Thema ist noch nicht vom Tisch.
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Tal des Crassus
Zeit: 2 273 998.M41
Person: Bruder Leon
Das waren keine guten Nachrichten für sie. Ein Zeppelin hatte ihnen gerade noch gefehlt. Und Leon erkannte, dass dieses Luftschiff ihnen schon die ganze Zeit gefolgt war. Schon vom ersten Tag an. Immer sichtbar und doch unauffällig. Da drin konnten locker weitere hundert Kämpfer sein oder auch kein Einziger, was aber wenig wahrscheinlich war.
Der Engel des Todes überdachte seine Optionen und entschloss sich zu einem gewagten Plan. Da Normalerweise aus Sicherheitsgründen kein Wasserstoff als Auftriebsmittel verwendet wurde, würde der Zeppelin auch nicht nach dem ersten Treffer explodieren. Zeppeline konnten durch ihre Größe und ihre meist kleinen vielen separaten Auftriebskammern sehr viel Schaden einstecken, bevor sie ernstlich beschädigt waren. Da der Impellerantrieb von elektrischer Energie gespeist wurde, welche Photovoltaikzellen auf der oberen Rumpfoberfläche gewonnen wurde, war es auch nicht möglich, durch das Zerstören eines der Antriebskuppeln einen Brand auszulösen. Mit seinen Mitteln blieben ihm nur wenige praktikable Optionen mit einem Fahrzeug solch gewaltiger Ausmaße fertig zu werden.
Er weihte seine Schar ein, überreichte ihnen einen Teil seiner Rauchgranaten und schritt dann zu seinem Bike. Es hatte ihm viele Jahrzehnte gute Dienste geleistet. Der Maschinengeist hatte ihn nie im Stich gelassen und war immer äußerst genügsam gewesen. Bruder Leon sprach die Litanei des Startens und der Maschinengeist sprang mit einem satten Brummen an. Aus seinem Granatengürtel entnahm er zwei Rauchgranaten und warf eine je links und rechts, wartete bis sie eine große Rauchwolke produziert hatten, dann gab er Gas. Sein Bike sauste die Rampe nach oben aus der Baugrube heraus in die Rauchwolke hinein. Der Drehzahlmesser raste nun auf den roten Bereich zu und er schaltete einen Gang hoch. Mit über sechzig Stundenkilometer flitzte er aus der Rauchwolke heraus. Zwei Lasterstrahlen peitschten auf ihn zu. Einer verfehlte ihn knapp, da der Schütze nicht weit genug vorgehalten hatte. Der andere dagegen traf ihn in die Schulterkachel, die leider durch die Hochenergieladung durchschlagen wurde. Ein intensiver Schmerz brannte in seiner Schulter, der aber sofort wieder abklang, als sein überlegener Metabolismus ansprang, um der Verletzung Herr zu werden. Er jagte nun im Zickzack durch das Gelände und beschleunigte stetig. Dritter Gang und über hundert Stundenkilometer. Eine Rakete zischte auf ihn zu. Er holte alles aus dem wütend aufbrüllenden Maschinengeist heraus und sein Motorrad machte einen regelrechten Satz und sauste so aus der Fluglinie der Rakete, die hinter ihm vorbei flog. Der Schütze verschwand in einer blutigen Wolke, die kleine freche Sororitas hatte ihn erwischt. Eines musste man der unverschämten Sororitas lassen, treffen konnte sie.
Gewaltig ragte der Zeppelin vor ihm auf, der im Tiefflug über den Talboden schwebte. Inzwischen hatte man dort bemerkt, dass er unterwegs war. Aus mehreren Fenstern wurde das Feuer auf ihn eröffnet. Er konnte zwei Sturmgewehre, drei Lasergewehre, ein Universalmaschinengewehr und ein schweres Maschinengewehr ausmachen, die alle auf ihn feuerten. Die meisten Projektile verfehlten ihn, aber noch genug prasselten gegen seine Rüstung und Motorrad, schlugen dort Funken, wenn sie von dem stabilen Verbundwerkstoff abprallten. Diese Waffen mit solch primitiver Munition konnten seine Rüstung nicht durchschlagen, selbst für sein massives Motorrad waren sie nicht besonders gefährlich. Bruder Leon hoffte nur, dass der Feind in seinem Fundus keine hochwertige panzerbrechende Munition hatte. Selbst für solch primitive Feuerwaffen gab es hochgezüchtete Munition mit starker panzerbrechender Wirkung, die auch ihm gefährlich werden konnte. Da die Opposition diese Mittel in dieser Situation nicht einsetzte, bedeutete nach Bruder Leons Einschätzung, dass der Feind nicht über diese Mittel verfügte. Waffen, die einen Astartes töten konnte, lagen eben nicht in jeder Auslage eines Schwarzmarktwaffenhändlers.
Schnell kam er dem Ziel Näher. Das letzte verbleibende RPG Team wurde von der respektlosen Sororitas erschossen, bevor diese wiederrum von den Scharfschützen beschossen wurde. Die Schwester ging in diesem Moment zu Boden. Leider hatte er keine Zeit, sich darum zu kümmern, ob sie nun einfach in Deckung gegangen war oder tatsächlich getroffen worden war. Der Zeppelin war jetzt da, wo er ihn haben wollte. Vor ihm ragte eine Rampe hoch, die wohl zum Abladen von Schutt und Aufschüttung von Gelände gedacht worden war. Jetzt benutzte er sie als Sprunghilfe. Sein Bike donnerte mit maximaler Geschwindigkeit die Schräge hoch und der Motor heulte brüllend auf, als sie den Boden verließen. Rasend schnell kam der Zeppelin auf ihn zu. Er konnte die Details an der zerfurchten Hülle sehen. Und er konnte den Unglauben in den Gesichtern der Schützen sehen, als er auf sie zugeflogen kam. Nun feuerte er die beiden synchronisierten Bolter ab, die vor seinem Lenker angebracht waren. Brüllend zischte die Garbe in die unten am Rumpf herausragende Passagierkanzel, zerstörte die Kabinenwand aus Plast und die dahinter kauernden Angreifer.
In dem Moment wurde ihm klar, dass er sich verschätzt hatte. Das Motorrad würde nicht die Kanzel rammen, wie er es vorgehabt hatte. Aber er konnte noch etwas nachlegen. Bruder Leon richtete sich auf, stieg auf den Sitz und sprang, als das Bike noch fünf Meter entfernt war und mindestens drei Meter unter dem Zeppelin hindurch rauschen würde. Der Astartes streckte sich und knallte gegen die Außenwand. Zuerst versuchte sich der Red Lion an einem Fensterrahmen festzuhalten, aber der konnte sein Gewicht nicht halten und wurde einfach aus der Verankerung gerissen. Die Schwerkraft zerrte ihn den physikalischen Gesetzen folgend nach unten. Seine Hände suchten nach Halt und fanden diese an einem Ring aus Ferroplast, der wohl für die Taue der Verankerung an einem Ankerturm vorgesehen war. Der war fest an einer massiven Rumpfstrebe verschweißt und hielt sein Gewicht. Er baumelte einen kurzen Moment daran und schlug dann mit dem freien Arm eine Bresche in die Außenhaut der Kabine. Mit Schwung wuchtete sich Bruder Leon in den Innenraum. Der Begriff lebende Waffe kam eben nicht von ungefähr. Sein Motorrad erreichte in dem Moment den Boden, tippte mit dem Vorderrad auf und überschlug sich danach mehrmals, bevor es mit knatternden Motor im Leerlauf liegen blieb. Der Maschinengeist schien diese äußerst grobe Behandlung überstanden zu haben.
Aus kürzester Distanz wurde er von einem Besatzungsmitglied mit einer schweren Schrotflinte beschossen. Die Kugeln hämmerten in seine Rüstung, aber die kinetische Aufprallenergie tangierte ihn nicht weiter. Im Aufstehen zog er Kettenschwert und Boltpistole. Mit zwei kurzen Litaneien versöhnte er die Maschinengeister und wurde eins mit den Waffen. Sein Kettenschwert heulte entzückt auf, als er die Entfernung zum nächsten Gegner in zwei Schritten überwand und es dem Mann schräg von der linken Schulter bis zum linken Becken trieb und ihn in zwei ungleiche Hälften teilte. Blut spritzte durch die Kanzel und Organe klatschten zu Boden. Der Bolter brüllte begeistert auf, als sein Geschoss dem nächsten Besatzungsmitglied den Brustkorb öffnete und einen Arm wegsprengte, die immer noch den Griff der Schrotflinte umklammert hielt. Nun arbeitete sich der Engel des Todes nach vorne zum Leitstand des Fluggerätes vor. Auf dem Weg dorthin stellten sich einige törichte Narren dem Kampf mit einem wahrhaftigen Engel des Todes und erhielten eine Lektion, wie zerbrechlich der normale menschliche Körper sein konnte, wenn er von der ungebändigte Kraft eines Astartes getroffen und aus der Kabine geschleudert wurde. Die Route des Zeppelins wurde von toten Körpern markiert. Schließlich erreichte er den Leitstand, öffnete die Tür aus Plast mit einem Tritt und war in der engen Kabine. Fünf Männer starrten ihn entgeistert an.
"Wir ergeben uns!", flehte ein Mann mit einer auffälligen Mütze auf dem Kopf, wahrscheinlich der Kapitän dieses Gefährtes.
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Tal des Crassus
Zeit: 2 277 998.M41
Person: Bruder Leon
"Und so haben wir schließlich den Zeppelin geentert. Leider war das nur eine Bande freischaffender Söldner, angeworben von einem ihnen nicht näher bekannten Mann, der ihre Loyalität mit einem großen Beutel Throne erkaufte. Und auch diese Spur endete im Nichts, Eure Heiligkeit", schloss der Schreiber Repax seinen Bericht.
Hinter dem Schreiber standen Bruder Leon in der Mitte, Schwester Beatrice zu seiner rechten und der Arbitrator Stone zu seiner linken. Trixis Frisur hatte durch einen Streifschuss mit dem Scharfschützengewehr schwer gelitten, was sie wütender gemacht hatte, als wenn sie ein Ohr verloren hätte. Seine Heiligkeit saß zusammengesunken hinter einem prächtigen Schreibtisch, der seinem Vorgänger gehört hatte und vollständig im Kontrast zu der einfachen braunen Robe des jetzigen Erzkardinals stand. Fast die ganze Zeit hatte Felta scheinbar gelangweilt an seinem einfachen Aquila gespielt, der aus versilberten Messing bestand. Hier und da war die Schicht Silber schon abgeplatzt. Das ganze Arbeitszimmer strotze vor Prunk, angefangen von dem prächtigen Motivteppich mit Darstellungen von Heiligen, auf dem sie standen, zu den reich mit vergoldetem Stuck verzierten Wänden und den Schreibstubenmöbel aus erlesenen Hölzern mit Einlegearbeiten aus dem Elfenbein verschiedenster Wesen. Dagegen wirkte seine Heiligkeit wie ein Bettler. Nur einmal hatte er Nachgefragt, als das Schicksal der ermordeten Vertreter der sich im Streik befindlichen Steinhauergilde von Thor I/III zur Sprache gekommen war. Alles andere schien ihn kaum zu tangieren und hörte sich äußerlich teilnahmslos ihren Bericht an.
"Ist das alles?", fragte Thaddäus und fixierte zuerst seinen Schreiber und danach die anderen Mitglieder des Ermittlungsteams. Der Erzkardinal sah noch müder und niedergeschlagener aus als sonst. Seit dem Angriff hatte er an Gewicht verloren und seine Heiligkeit war schon immer schmächtig wie ein Asket gewesen. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen dunkel umrandet und Blut unterlaufen. Die Hand, die mit dem Aquila spielte, zitterte sichtbar. Als wäre er ein Alkoholiker, der ein Schluck Fusel brauchte. Es tat Bruder Leon schon beinahe körperlich weh, den Erzkardinal so mitgenommen zu sehen. Vom inspirierenden Anführer der Endstation, der aus hunderttausend Strafgefangenen eine Armee geformt hatte, die einer gewaltigen Übermacht des Erzfeindes einhundertundacht Tage widerstanden hatte, war nichts mehr übrig.
"Mehr war in der kurzen Zeit nicht zu ermitteln gewesen, Erzkardinal Felta!", meinte Stone stramm.
"Eigentlich sind das nur Vermutungen, Theorien, Verdächtigungen. Nichts Konkretes", vervollständigte Repax. "Bei solchen Sachen gibt es nie wirkliche schlüssige Beweise."
"Gibt es überhaupt noch eine Möglichkeit, diese Vermutungen über Steuerhinterziehung zu beweisen?", fragte der Erzkardinal und drehte die Kette mit dem Aquila zusammen und ließ ihn dann los, während der doppelköpfige Adler um die eigene Achse drehte.
"Nun, eventuell gibt es da noch eine Möglichkeit", druckste Repax herum. Wie immer musste man ihm alles aus der Nase ziehen.
"Dann sprecht doch bitte frei heraus!" forderte der Erzkardinal mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme.
"Zum einen muss ja das ganze Gelt ja irgendwo geblieben sein, zum anderen braucht man dafür eine doppelte Buchführung. Es ist davon auszugehen, dass mit dem Tod des letzten Amtsinhabers dessen persönliche Bücher wahrscheinlich vernichtet worden sind. Die ehemaligen Schreiber Eures Vorgängers sind alle nicht mehr auffindbar, einige scheinen an Unfällen gestorben zu sein, andere an Krankheiten, andere haben wohl den Planeten mit Pilgerschiffen verlassen. Wie auch immer, wahrscheinlich werden Eure Amtsvorgänger selbst Aufzeichnungen geführt haben. Da deren weltliche Güter hier in den Kellergewölben aufbewahrt werden, kann es durchaus sein, dass sich dort irgendwo versteckt noch ein schwarzes Büchlein mit konkreten Zahlen finden lässt. Und sei es in Form eines gut verborgenen Speicherkristalls. Die Chance, dass so etwas noch gibt, ist verschwindend gering, aber eine Möglichkeit, die wir noch nicht überprüft haben", erklärte der Schreiber und es war ihm deutlich anzusehen, dass er diesen Umstand lieber nicht im Angesicht des anwesenden Arbites erwähnt hätte.
"Dann veranlasst doch das Bitte, Schreiber Repax", wies Felta seinen engen Mitarbeiter an.
"Es gibt realistisch betrachtet nur eine äußerst geringe Chance, dass wir was finden, Eure Eminenz."
"Immerhin eine Chance, nutzt sie! Aber ich frage mich, ob es wirklich nur Steuerhinterziehung das Motiv ist", meinte Felta und fixierte sie nach und nach, bis wieder sein Blick auf Repax hängen blieb.
"Nun ja, niemand zahlt gern Steuern."
"Ich kann mich erinnern, dass etwas mehr als achtzig Prozent des Staatshaushaltes in Erhaltung der Anlagen, Neubauten und in den Militärhaushalt für die Fratas Militia eingeflossen sind."
"Diese Zahlen lagen uns so vor, Eure Heiligkeit", erwiderte Repax.
"Der zu erreichende Betrag für Steuerfreiheit wäre Sechsunddreißig Prozent, nicht wahr?"
"Das ist ebenfalls korrekt, Eure Heiligkeit."
"Nun, dann hätten wir mehr als vierzig Prozent Luft, bis der Betrag unterschritten wird. Das sind Beträge mit Billionenbereich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese falsche Abrechnungen zu einer so gewaltigen Diskrepanz führen würden."
"Das ist reine Spekulation, Eure Heiligkeit, da ich keinerlei konkrete Zahlen mehr vorlegen habe."
"Reine Spekulation, ja, reine Spekulation. Letztendlich bin also ich das Problem", murmelte Felta und spielte wieder mit seinem Aquila.
"Nein, Eure Heiligkeit! Die Scheiß Ekklesiarchie ist das verfickte Problem!", erwiderte Schwester Beatrice, die seit sie Repax Theorie gehört hatte, wie elektrisiert wirkte.
"Mäßigt Euren Ton, Schwester Beatrice!", schimpfte Procurata Heradine die ebenso wie Lord-Kommissar Paston anwesend war.
"Ist doch aber wahr!", verteidigte sich Trixi vehement.
"Es wird nie aufhören, es ist alles so sinnlos", murmelte Thaddäus Felta mehr zu sich als zu jemanden bestimmten. "Es ist wie die Saat in den Wind werfen. Wie schon so oft!"
"Nein! Eure Heiligkeit! Hört mich an! Ihr könnt so viel tun, so viel verändern! Ganz oben sieht man Euch als eine solche Gefahr an, dass sie Euch mit allen Mitteln abmurksen wollen! Das heißt, Ihr macht alles richtig! Ihr habt schon so viel erreicht! Gebt jetzt nicht auf! Ich flehe Euch an!" Schwester Beatrice fiel auf die Knie, hatte Tränen in den Augen. Ihre Schlaffheit, ihr Desinteresse war wie weggeblasen, dafür schien jetzt der Kardinal ihre Unarten übernommen zu haben. Er bedachte sie mit einem kurzen unendlichen traurigen Blick, um gleich darauf weiter mit seinem Aquila zu spielen.
"Wenn ich weitermache, werdet ihr alle sterben, dass ganze 1. Endstation wird sterben. Ich werde einen gewaltigen Kollateralschaden verursachen. Ich war so dumm, manchmal gibt es einfach keine akzeptable Lösung!" Abrupt stand der Kardinal auf. Wie zerbrechlich er aussah. Wie mutlos, bleich, übermüdet und vollkommen lustlos.
"Nein! Gebt nicht auf, Eure Heiligkeit!" Trixi rutschte auf Knien zu ihm hin und umklammerte dann seine Beine.
"Es ist vorbei! Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr!", meinte der Erzkardinal leise und blickte nur leicht irritiert auf die Sororitas, die seine Beine umklammert hielt. Als wäre dies eher ein alltäglicher, wenn doch lästiger Vorgang.
"Bitte! Tut das nicht, geht nicht weg!", wimmerte Trixi mit tränenerstickter Stimme. Bruder Leon und alle Anwesenden schauten dem Verhalten der Schwester befremdlich zu. Sollte er eingreifen? Der Astartes wusste es nicht genau und so wartete er erst einmal ab.
"Es liegt nicht an dir, das zu entscheiden, kleine Trixi."
"Bitte! Thaddäus! Bitte! Ich kann doch ohne dich nicht leben!", wimmerte die Sororitas kaum verständlich mit schluchzender Stimme. Tränen rannen über ihre Wangen. Der Erzkardinal legte segnend seine Hand auf ihr Haupt und gebot mit der anderen, dass sich niemand einzumischen hatte. Procurata Heradine machte einen äußerst säuerlichen Eindruck, da sie sich wohl als Vorgesetze für das Verhalten ihrer Untergebenen sichtbar schämte.
"Ach, Trixi, du bist doch schon ein großes Mädchen und kannst doch inzwischen auf dich allein aufpassen. Lass mich bitte los, ja?"
"Nur wenn du versprichst, nicht zu gehen!" Ihre Stimme hatte einen kindlichen Klang angenommen, als ob sie auf einmal zu einer Sechsjährigen mutiert wäre, was durchaus zu ihrem Verhalten passen würde. Wobei Bruder Leon nicht verstand, was Schwester Beatrice so aus der Fassung gebracht hatte. Der Erzkardinal würde alleine nirgendwo hin gehen.
"Du bist doch kein kleines Kind mehr", erwiderte Thaddäus milde lächelnd. Wenigstens sah er jetzt nicht mehr ganz so niedergeschlagen aus.
"Du darfst jetzt nicht aufgeben, Thaddäus! Du bist jetzt Erzkardinal! Du bist für diese Welt, diese Menschen verantwortlich!", erwiderte sie, diesmal gut verständlich und blickte dem Kleriker in die Augen.
"Nun gut, ich werde darüber nachdenken und beten. Lässt du mich nun bitte los?"
"Versprich mir, dass du das alles gut überdenkt, Thaddäus!", forderte Schwester Beatrice nun mit fester Stimme. "Und nicht einfach wieder gehst! Nicht diesmal! Ich flehe dich an! Bitte nicht!"
"Nun gut, ich werde das alles überdenken, meine kleine Trixi", erwiderte der Erzkardinal mit weicher Stimme. Als würde er zu einem kleinen Kind sprechen, was dem Verhalten dem Schwester sicherlich angemessen war. Er fuhr der Schwester sanft über das Haar und verwurstelte zärtlich ihre schon ramponierte Frisur. Beatrice schniefte, ließ den Erzkardinal nun los und kam auf die Beine.
"Danke, Eure Heiligkeit!", sprach sie ihn nun wieder formell und mit normaler Stimme an. "Wer große Macht hat, der hat auch große Verantwortung!", meinte die Schwester nun bestimmt und Heradine zog scharf die Luft ein. Am liebsten hätte sie sich sofort eingemischt, aber der Erzkardinal hatte ihr deutliche Zeichen gegeben, sich nicht einzumischen.
"Das reicht jetzt aber, Schwester Beatrice! Euer Verhalten ist kindisch und respektlos! Ihr solltet inzwischen Euren Platz kennen."
"Ich kenne meinen Platz, alte Eule! Und ich hoffe, seine Heiligkeit kennt ihn auch", erwiderte sie scharf. Bruder Leon sah dem Treiben verständnislos zu, Stone war ganz baff und sein Blick irrte irritiert hin und her. Rekaf wirkte niedergeschlagen und man konnte ihm ansehen, dass er überall lieber wäre als hier.
"Ich werde mich nun zum Gebet zurückziehen. Niemand betritt meine Klause, unter keinen Umständen", diesmal war die Stimme des Erzkardinals bestimmt. Er berührte zärtlich mit seiner Hand zum Abschied die Wange der jungen Schwester und ging dann ungehindert in seine private Klause. Die Tür fiel ins Schloss und ein Riegel wurde vorgeschoben.
"Da hat sich jemand einhundert extra Meter Gang zum Streichen eingebrockt!" Das Gesicht der Procurata war rot angelaufen.
"Ich streiche ein Lichtjahr Gang, wenn dafür nur unsere Heiligkeit auf dieser Welt bleibt."
"Wohin sollte seine Heiligkeit auch schon gehen?"
"Du weißt rein gar nichts, alte Eule!", erwiderte Schwester Beatrice, drehte sich um und verließ nun ebenfalls den Raum.
"Dieses Mädchen ist wahrlich das absolute Martyrium!", rief Procurata Heradine aus und lief so schnell ihre alten Beine es erlaubten ihrer frechen Untergebenen hinter her.
"Muss ich das verstehen?", fragte Stone, nachdem sie alleine waren.
"Schwester Beatrice und der Erzkardinal haben ein besonderes Verhältnis zueinander", versuchte Bruder Leon zu erklären.
"Ist sie seine…..?" Stone zog fragend eine Augenbraue hoch, eine Mimik, die Leon ihm gar nicht zugetraut hätte.
"Nein! Nicht so ein Verhältnis! Es ist eher so eine Ersatzvater oder Ersatztochter Sache."
"Aha?"
"Es ist nicht einfach zu erklären, da ich es selbst nicht so genau verstehe", meinte Leon ehrlich.
Gedanke des Tages
was mir noch einfällt wie verdamt willst du alle diese super karaktere zusamen bringen ohne das die sich zefleischen (obwohl die Slaneshhweiber wohl spaßdabei hätten)??
😉
Gar nicht? Nicht jeder Charakter wird später noch eine große Rolle spielen oder alle aufeinander treffen. Ich wollte eine gewisse Varianz an verschiedenen Persönlichkeiten und Örtlichkeiten, um die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen. Sioned und der Belialkult werden wohl keine allzu große Rolle mehr spielen. Ihre Geschichte ist eigentlich erzählt. Da es interessante Charaktere sind, habe ich mir mit ihrem Überleben nur die Option offen gehalten, sie vielleicht noch einmal zu bringen. Aber ihren primären Zweck, dass aufzeigen eines Slaaneshkultes, wie er ausgerüstet ist, wie er vorgeht und was da abgeht, ist eigentlich schon erfüllt.
Der Angriff scheint jetzt doch sehr profane Gründe zu haben. Dachte bei lesen zuerst, dass das Geld vielleicht für Projekt Teekessel abgezweigt wurde. Aber es ist eben doch nur die schlichte Gier.:happy:
Das wird sich noch zeigen. Das Thema ist noch nicht vom Tisch.
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Tal des Crassus
Zeit: 2 273 998.M41
Person: Bruder Leon
Das waren keine guten Nachrichten für sie. Ein Zeppelin hatte ihnen gerade noch gefehlt. Und Leon erkannte, dass dieses Luftschiff ihnen schon die ganze Zeit gefolgt war. Schon vom ersten Tag an. Immer sichtbar und doch unauffällig. Da drin konnten locker weitere hundert Kämpfer sein oder auch kein Einziger, was aber wenig wahrscheinlich war.
Der Engel des Todes überdachte seine Optionen und entschloss sich zu einem gewagten Plan. Da Normalerweise aus Sicherheitsgründen kein Wasserstoff als Auftriebsmittel verwendet wurde, würde der Zeppelin auch nicht nach dem ersten Treffer explodieren. Zeppeline konnten durch ihre Größe und ihre meist kleinen vielen separaten Auftriebskammern sehr viel Schaden einstecken, bevor sie ernstlich beschädigt waren. Da der Impellerantrieb von elektrischer Energie gespeist wurde, welche Photovoltaikzellen auf der oberen Rumpfoberfläche gewonnen wurde, war es auch nicht möglich, durch das Zerstören eines der Antriebskuppeln einen Brand auszulösen. Mit seinen Mitteln blieben ihm nur wenige praktikable Optionen mit einem Fahrzeug solch gewaltiger Ausmaße fertig zu werden.
Er weihte seine Schar ein, überreichte ihnen einen Teil seiner Rauchgranaten und schritt dann zu seinem Bike. Es hatte ihm viele Jahrzehnte gute Dienste geleistet. Der Maschinengeist hatte ihn nie im Stich gelassen und war immer äußerst genügsam gewesen. Bruder Leon sprach die Litanei des Startens und der Maschinengeist sprang mit einem satten Brummen an. Aus seinem Granatengürtel entnahm er zwei Rauchgranaten und warf eine je links und rechts, wartete bis sie eine große Rauchwolke produziert hatten, dann gab er Gas. Sein Bike sauste die Rampe nach oben aus der Baugrube heraus in die Rauchwolke hinein. Der Drehzahlmesser raste nun auf den roten Bereich zu und er schaltete einen Gang hoch. Mit über sechzig Stundenkilometer flitzte er aus der Rauchwolke heraus. Zwei Lasterstrahlen peitschten auf ihn zu. Einer verfehlte ihn knapp, da der Schütze nicht weit genug vorgehalten hatte. Der andere dagegen traf ihn in die Schulterkachel, die leider durch die Hochenergieladung durchschlagen wurde. Ein intensiver Schmerz brannte in seiner Schulter, der aber sofort wieder abklang, als sein überlegener Metabolismus ansprang, um der Verletzung Herr zu werden. Er jagte nun im Zickzack durch das Gelände und beschleunigte stetig. Dritter Gang und über hundert Stundenkilometer. Eine Rakete zischte auf ihn zu. Er holte alles aus dem wütend aufbrüllenden Maschinengeist heraus und sein Motorrad machte einen regelrechten Satz und sauste so aus der Fluglinie der Rakete, die hinter ihm vorbei flog. Der Schütze verschwand in einer blutigen Wolke, die kleine freche Sororitas hatte ihn erwischt. Eines musste man der unverschämten Sororitas lassen, treffen konnte sie.
Gewaltig ragte der Zeppelin vor ihm auf, der im Tiefflug über den Talboden schwebte. Inzwischen hatte man dort bemerkt, dass er unterwegs war. Aus mehreren Fenstern wurde das Feuer auf ihn eröffnet. Er konnte zwei Sturmgewehre, drei Lasergewehre, ein Universalmaschinengewehr und ein schweres Maschinengewehr ausmachen, die alle auf ihn feuerten. Die meisten Projektile verfehlten ihn, aber noch genug prasselten gegen seine Rüstung und Motorrad, schlugen dort Funken, wenn sie von dem stabilen Verbundwerkstoff abprallten. Diese Waffen mit solch primitiver Munition konnten seine Rüstung nicht durchschlagen, selbst für sein massives Motorrad waren sie nicht besonders gefährlich. Bruder Leon hoffte nur, dass der Feind in seinem Fundus keine hochwertige panzerbrechende Munition hatte. Selbst für solch primitive Feuerwaffen gab es hochgezüchtete Munition mit starker panzerbrechender Wirkung, die auch ihm gefährlich werden konnte. Da die Opposition diese Mittel in dieser Situation nicht einsetzte, bedeutete nach Bruder Leons Einschätzung, dass der Feind nicht über diese Mittel verfügte. Waffen, die einen Astartes töten konnte, lagen eben nicht in jeder Auslage eines Schwarzmarktwaffenhändlers.
Schnell kam er dem Ziel Näher. Das letzte verbleibende RPG Team wurde von der respektlosen Sororitas erschossen, bevor diese wiederrum von den Scharfschützen beschossen wurde. Die Schwester ging in diesem Moment zu Boden. Leider hatte er keine Zeit, sich darum zu kümmern, ob sie nun einfach in Deckung gegangen war oder tatsächlich getroffen worden war. Der Zeppelin war jetzt da, wo er ihn haben wollte. Vor ihm ragte eine Rampe hoch, die wohl zum Abladen von Schutt und Aufschüttung von Gelände gedacht worden war. Jetzt benutzte er sie als Sprunghilfe. Sein Bike donnerte mit maximaler Geschwindigkeit die Schräge hoch und der Motor heulte brüllend auf, als sie den Boden verließen. Rasend schnell kam der Zeppelin auf ihn zu. Er konnte die Details an der zerfurchten Hülle sehen. Und er konnte den Unglauben in den Gesichtern der Schützen sehen, als er auf sie zugeflogen kam. Nun feuerte er die beiden synchronisierten Bolter ab, die vor seinem Lenker angebracht waren. Brüllend zischte die Garbe in die unten am Rumpf herausragende Passagierkanzel, zerstörte die Kabinenwand aus Plast und die dahinter kauernden Angreifer.
In dem Moment wurde ihm klar, dass er sich verschätzt hatte. Das Motorrad würde nicht die Kanzel rammen, wie er es vorgehabt hatte. Aber er konnte noch etwas nachlegen. Bruder Leon richtete sich auf, stieg auf den Sitz und sprang, als das Bike noch fünf Meter entfernt war und mindestens drei Meter unter dem Zeppelin hindurch rauschen würde. Der Astartes streckte sich und knallte gegen die Außenwand. Zuerst versuchte sich der Red Lion an einem Fensterrahmen festzuhalten, aber der konnte sein Gewicht nicht halten und wurde einfach aus der Verankerung gerissen. Die Schwerkraft zerrte ihn den physikalischen Gesetzen folgend nach unten. Seine Hände suchten nach Halt und fanden diese an einem Ring aus Ferroplast, der wohl für die Taue der Verankerung an einem Ankerturm vorgesehen war. Der war fest an einer massiven Rumpfstrebe verschweißt und hielt sein Gewicht. Er baumelte einen kurzen Moment daran und schlug dann mit dem freien Arm eine Bresche in die Außenhaut der Kabine. Mit Schwung wuchtete sich Bruder Leon in den Innenraum. Der Begriff lebende Waffe kam eben nicht von ungefähr. Sein Motorrad erreichte in dem Moment den Boden, tippte mit dem Vorderrad auf und überschlug sich danach mehrmals, bevor es mit knatternden Motor im Leerlauf liegen blieb. Der Maschinengeist schien diese äußerst grobe Behandlung überstanden zu haben.
Aus kürzester Distanz wurde er von einem Besatzungsmitglied mit einer schweren Schrotflinte beschossen. Die Kugeln hämmerten in seine Rüstung, aber die kinetische Aufprallenergie tangierte ihn nicht weiter. Im Aufstehen zog er Kettenschwert und Boltpistole. Mit zwei kurzen Litaneien versöhnte er die Maschinengeister und wurde eins mit den Waffen. Sein Kettenschwert heulte entzückt auf, als er die Entfernung zum nächsten Gegner in zwei Schritten überwand und es dem Mann schräg von der linken Schulter bis zum linken Becken trieb und ihn in zwei ungleiche Hälften teilte. Blut spritzte durch die Kanzel und Organe klatschten zu Boden. Der Bolter brüllte begeistert auf, als sein Geschoss dem nächsten Besatzungsmitglied den Brustkorb öffnete und einen Arm wegsprengte, die immer noch den Griff der Schrotflinte umklammert hielt. Nun arbeitete sich der Engel des Todes nach vorne zum Leitstand des Fluggerätes vor. Auf dem Weg dorthin stellten sich einige törichte Narren dem Kampf mit einem wahrhaftigen Engel des Todes und erhielten eine Lektion, wie zerbrechlich der normale menschliche Körper sein konnte, wenn er von der ungebändigte Kraft eines Astartes getroffen und aus der Kabine geschleudert wurde. Die Route des Zeppelins wurde von toten Körpern markiert. Schließlich erreichte er den Leitstand, öffnete die Tür aus Plast mit einem Tritt und war in der engen Kabine. Fünf Männer starrten ihn entgeistert an.
"Wir ergeben uns!", flehte ein Mann mit einer auffälligen Mütze auf dem Kopf, wahrscheinlich der Kapitän dieses Gefährtes.
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Tal des Crassus
Zeit: 2 277 998.M41
Person: Bruder Leon
"Und so haben wir schließlich den Zeppelin geentert. Leider war das nur eine Bande freischaffender Söldner, angeworben von einem ihnen nicht näher bekannten Mann, der ihre Loyalität mit einem großen Beutel Throne erkaufte. Und auch diese Spur endete im Nichts, Eure Heiligkeit", schloss der Schreiber Repax seinen Bericht.
Hinter dem Schreiber standen Bruder Leon in der Mitte, Schwester Beatrice zu seiner rechten und der Arbitrator Stone zu seiner linken. Trixis Frisur hatte durch einen Streifschuss mit dem Scharfschützengewehr schwer gelitten, was sie wütender gemacht hatte, als wenn sie ein Ohr verloren hätte. Seine Heiligkeit saß zusammengesunken hinter einem prächtigen Schreibtisch, der seinem Vorgänger gehört hatte und vollständig im Kontrast zu der einfachen braunen Robe des jetzigen Erzkardinals stand. Fast die ganze Zeit hatte Felta scheinbar gelangweilt an seinem einfachen Aquila gespielt, der aus versilberten Messing bestand. Hier und da war die Schicht Silber schon abgeplatzt. Das ganze Arbeitszimmer strotze vor Prunk, angefangen von dem prächtigen Motivteppich mit Darstellungen von Heiligen, auf dem sie standen, zu den reich mit vergoldetem Stuck verzierten Wänden und den Schreibstubenmöbel aus erlesenen Hölzern mit Einlegearbeiten aus dem Elfenbein verschiedenster Wesen. Dagegen wirkte seine Heiligkeit wie ein Bettler. Nur einmal hatte er Nachgefragt, als das Schicksal der ermordeten Vertreter der sich im Streik befindlichen Steinhauergilde von Thor I/III zur Sprache gekommen war. Alles andere schien ihn kaum zu tangieren und hörte sich äußerlich teilnahmslos ihren Bericht an.
"Ist das alles?", fragte Thaddäus und fixierte zuerst seinen Schreiber und danach die anderen Mitglieder des Ermittlungsteams. Der Erzkardinal sah noch müder und niedergeschlagener aus als sonst. Seit dem Angriff hatte er an Gewicht verloren und seine Heiligkeit war schon immer schmächtig wie ein Asket gewesen. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen dunkel umrandet und Blut unterlaufen. Die Hand, die mit dem Aquila spielte, zitterte sichtbar. Als wäre er ein Alkoholiker, der ein Schluck Fusel brauchte. Es tat Bruder Leon schon beinahe körperlich weh, den Erzkardinal so mitgenommen zu sehen. Vom inspirierenden Anführer der Endstation, der aus hunderttausend Strafgefangenen eine Armee geformt hatte, die einer gewaltigen Übermacht des Erzfeindes einhundertundacht Tage widerstanden hatte, war nichts mehr übrig.
"Mehr war in der kurzen Zeit nicht zu ermitteln gewesen, Erzkardinal Felta!", meinte Stone stramm.
"Eigentlich sind das nur Vermutungen, Theorien, Verdächtigungen. Nichts Konkretes", vervollständigte Repax. "Bei solchen Sachen gibt es nie wirkliche schlüssige Beweise."
"Gibt es überhaupt noch eine Möglichkeit, diese Vermutungen über Steuerhinterziehung zu beweisen?", fragte der Erzkardinal und drehte die Kette mit dem Aquila zusammen und ließ ihn dann los, während der doppelköpfige Adler um die eigene Achse drehte.
"Nun, eventuell gibt es da noch eine Möglichkeit", druckste Repax herum. Wie immer musste man ihm alles aus der Nase ziehen.
"Dann sprecht doch bitte frei heraus!" forderte der Erzkardinal mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme.
"Zum einen muss ja das ganze Gelt ja irgendwo geblieben sein, zum anderen braucht man dafür eine doppelte Buchführung. Es ist davon auszugehen, dass mit dem Tod des letzten Amtsinhabers dessen persönliche Bücher wahrscheinlich vernichtet worden sind. Die ehemaligen Schreiber Eures Vorgängers sind alle nicht mehr auffindbar, einige scheinen an Unfällen gestorben zu sein, andere an Krankheiten, andere haben wohl den Planeten mit Pilgerschiffen verlassen. Wie auch immer, wahrscheinlich werden Eure Amtsvorgänger selbst Aufzeichnungen geführt haben. Da deren weltliche Güter hier in den Kellergewölben aufbewahrt werden, kann es durchaus sein, dass sich dort irgendwo versteckt noch ein schwarzes Büchlein mit konkreten Zahlen finden lässt. Und sei es in Form eines gut verborgenen Speicherkristalls. Die Chance, dass so etwas noch gibt, ist verschwindend gering, aber eine Möglichkeit, die wir noch nicht überprüft haben", erklärte der Schreiber und es war ihm deutlich anzusehen, dass er diesen Umstand lieber nicht im Angesicht des anwesenden Arbites erwähnt hätte.
"Dann veranlasst doch das Bitte, Schreiber Repax", wies Felta seinen engen Mitarbeiter an.
"Es gibt realistisch betrachtet nur eine äußerst geringe Chance, dass wir was finden, Eure Eminenz."
"Immerhin eine Chance, nutzt sie! Aber ich frage mich, ob es wirklich nur Steuerhinterziehung das Motiv ist", meinte Felta und fixierte sie nach und nach, bis wieder sein Blick auf Repax hängen blieb.
"Nun ja, niemand zahlt gern Steuern."
"Ich kann mich erinnern, dass etwas mehr als achtzig Prozent des Staatshaushaltes in Erhaltung der Anlagen, Neubauten und in den Militärhaushalt für die Fratas Militia eingeflossen sind."
"Diese Zahlen lagen uns so vor, Eure Heiligkeit", erwiderte Repax.
"Der zu erreichende Betrag für Steuerfreiheit wäre Sechsunddreißig Prozent, nicht wahr?"
"Das ist ebenfalls korrekt, Eure Heiligkeit."
"Nun, dann hätten wir mehr als vierzig Prozent Luft, bis der Betrag unterschritten wird. Das sind Beträge mit Billionenbereich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese falsche Abrechnungen zu einer so gewaltigen Diskrepanz führen würden."
"Das ist reine Spekulation, Eure Heiligkeit, da ich keinerlei konkrete Zahlen mehr vorlegen habe."
"Reine Spekulation, ja, reine Spekulation. Letztendlich bin also ich das Problem", murmelte Felta und spielte wieder mit seinem Aquila.
"Nein, Eure Heiligkeit! Die Scheiß Ekklesiarchie ist das verfickte Problem!", erwiderte Schwester Beatrice, die seit sie Repax Theorie gehört hatte, wie elektrisiert wirkte.
"Mäßigt Euren Ton, Schwester Beatrice!", schimpfte Procurata Heradine die ebenso wie Lord-Kommissar Paston anwesend war.
"Ist doch aber wahr!", verteidigte sich Trixi vehement.
"Es wird nie aufhören, es ist alles so sinnlos", murmelte Thaddäus Felta mehr zu sich als zu jemanden bestimmten. "Es ist wie die Saat in den Wind werfen. Wie schon so oft!"
"Nein! Eure Heiligkeit! Hört mich an! Ihr könnt so viel tun, so viel verändern! Ganz oben sieht man Euch als eine solche Gefahr an, dass sie Euch mit allen Mitteln abmurksen wollen! Das heißt, Ihr macht alles richtig! Ihr habt schon so viel erreicht! Gebt jetzt nicht auf! Ich flehe Euch an!" Schwester Beatrice fiel auf die Knie, hatte Tränen in den Augen. Ihre Schlaffheit, ihr Desinteresse war wie weggeblasen, dafür schien jetzt der Kardinal ihre Unarten übernommen zu haben. Er bedachte sie mit einem kurzen unendlichen traurigen Blick, um gleich darauf weiter mit seinem Aquila zu spielen.
"Wenn ich weitermache, werdet ihr alle sterben, dass ganze 1. Endstation wird sterben. Ich werde einen gewaltigen Kollateralschaden verursachen. Ich war so dumm, manchmal gibt es einfach keine akzeptable Lösung!" Abrupt stand der Kardinal auf. Wie zerbrechlich er aussah. Wie mutlos, bleich, übermüdet und vollkommen lustlos.
"Nein! Gebt nicht auf, Eure Heiligkeit!" Trixi rutschte auf Knien zu ihm hin und umklammerte dann seine Beine.
"Es ist vorbei! Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr!", meinte der Erzkardinal leise und blickte nur leicht irritiert auf die Sororitas, die seine Beine umklammert hielt. Als wäre dies eher ein alltäglicher, wenn doch lästiger Vorgang.
"Bitte! Tut das nicht, geht nicht weg!", wimmerte Trixi mit tränenerstickter Stimme. Bruder Leon und alle Anwesenden schauten dem Verhalten der Schwester befremdlich zu. Sollte er eingreifen? Der Astartes wusste es nicht genau und so wartete er erst einmal ab.
"Es liegt nicht an dir, das zu entscheiden, kleine Trixi."
"Bitte! Thaddäus! Bitte! Ich kann doch ohne dich nicht leben!", wimmerte die Sororitas kaum verständlich mit schluchzender Stimme. Tränen rannen über ihre Wangen. Der Erzkardinal legte segnend seine Hand auf ihr Haupt und gebot mit der anderen, dass sich niemand einzumischen hatte. Procurata Heradine machte einen äußerst säuerlichen Eindruck, da sie sich wohl als Vorgesetze für das Verhalten ihrer Untergebenen sichtbar schämte.
"Ach, Trixi, du bist doch schon ein großes Mädchen und kannst doch inzwischen auf dich allein aufpassen. Lass mich bitte los, ja?"
"Nur wenn du versprichst, nicht zu gehen!" Ihre Stimme hatte einen kindlichen Klang angenommen, als ob sie auf einmal zu einer Sechsjährigen mutiert wäre, was durchaus zu ihrem Verhalten passen würde. Wobei Bruder Leon nicht verstand, was Schwester Beatrice so aus der Fassung gebracht hatte. Der Erzkardinal würde alleine nirgendwo hin gehen.
"Du bist doch kein kleines Kind mehr", erwiderte Thaddäus milde lächelnd. Wenigstens sah er jetzt nicht mehr ganz so niedergeschlagen aus.
"Du darfst jetzt nicht aufgeben, Thaddäus! Du bist jetzt Erzkardinal! Du bist für diese Welt, diese Menschen verantwortlich!", erwiderte sie, diesmal gut verständlich und blickte dem Kleriker in die Augen.
"Nun gut, ich werde darüber nachdenken und beten. Lässt du mich nun bitte los?"
"Versprich mir, dass du das alles gut überdenkt, Thaddäus!", forderte Schwester Beatrice nun mit fester Stimme. "Und nicht einfach wieder gehst! Nicht diesmal! Ich flehe dich an! Bitte nicht!"
"Nun gut, ich werde das alles überdenken, meine kleine Trixi", erwiderte der Erzkardinal mit weicher Stimme. Als würde er zu einem kleinen Kind sprechen, was dem Verhalten dem Schwester sicherlich angemessen war. Er fuhr der Schwester sanft über das Haar und verwurstelte zärtlich ihre schon ramponierte Frisur. Beatrice schniefte, ließ den Erzkardinal nun los und kam auf die Beine.
"Danke, Eure Heiligkeit!", sprach sie ihn nun wieder formell und mit normaler Stimme an. "Wer große Macht hat, der hat auch große Verantwortung!", meinte die Schwester nun bestimmt und Heradine zog scharf die Luft ein. Am liebsten hätte sie sich sofort eingemischt, aber der Erzkardinal hatte ihr deutliche Zeichen gegeben, sich nicht einzumischen.
"Das reicht jetzt aber, Schwester Beatrice! Euer Verhalten ist kindisch und respektlos! Ihr solltet inzwischen Euren Platz kennen."
"Ich kenne meinen Platz, alte Eule! Und ich hoffe, seine Heiligkeit kennt ihn auch", erwiderte sie scharf. Bruder Leon sah dem Treiben verständnislos zu, Stone war ganz baff und sein Blick irrte irritiert hin und her. Rekaf wirkte niedergeschlagen und man konnte ihm ansehen, dass er überall lieber wäre als hier.
"Ich werde mich nun zum Gebet zurückziehen. Niemand betritt meine Klause, unter keinen Umständen", diesmal war die Stimme des Erzkardinals bestimmt. Er berührte zärtlich mit seiner Hand zum Abschied die Wange der jungen Schwester und ging dann ungehindert in seine private Klause. Die Tür fiel ins Schloss und ein Riegel wurde vorgeschoben.
"Da hat sich jemand einhundert extra Meter Gang zum Streichen eingebrockt!" Das Gesicht der Procurata war rot angelaufen.
"Ich streiche ein Lichtjahr Gang, wenn dafür nur unsere Heiligkeit auf dieser Welt bleibt."
"Wohin sollte seine Heiligkeit auch schon gehen?"
"Du weißt rein gar nichts, alte Eule!", erwiderte Schwester Beatrice, drehte sich um und verließ nun ebenfalls den Raum.
"Dieses Mädchen ist wahrlich das absolute Martyrium!", rief Procurata Heradine aus und lief so schnell ihre alten Beine es erlaubten ihrer frechen Untergebenen hinter her.
"Muss ich das verstehen?", fragte Stone, nachdem sie alleine waren.
"Schwester Beatrice und der Erzkardinal haben ein besonderes Verhältnis zueinander", versuchte Bruder Leon zu erklären.
"Ist sie seine…..?" Stone zog fragend eine Augenbraue hoch, eine Mimik, die Leon ihm gar nicht zugetraut hätte.
"Nein! Nicht so ein Verhältnis! Es ist eher so eine Ersatzvater oder Ersatztochter Sache."
"Aha?"
"Es ist nicht einfach zu erklären, da ich es selbst nicht so genau verstehe", meinte Leon ehrlich.
Gedanke des Tages
Irritiert? Dann willkommen im Club. 😉
Dieses Kapitel ist sehr Wendungsreich und hat deutlich Bruder Leon und noch einmal Beatrice im Fokus. Teile der Hintergründe des Angriffs werden enthüllt. Die meisten scheinen deutlich mehr zu wissen, halten ihr Wissen aber bewusst zurück. Dann noch einen Kampf, der in einem waghalsigen Entermanöver mit einem Motorrad gegen einen Zeppelin endet. Hier und da hätte man ihn noch etwas ausschmücken können, wollte aber letztendlich die Sache nicht zu detailliert blutig auswälzen.
In einem Zeitalter, wo Lasergewehre ein alltägliches Gut sind, wird niemand mehr einen Zeppelin mit Wasserstoff füllen. Sicherlich würde das zur allgemeinen technischen Rückständigkeit passen, aber Helium ist da sicherlich das nachvollziehbarerer Auftriebsmittel. In verschiedenen Foren waren einige Kommentatoren der Ansicht, dass Zeppeline prinzipiell mit Wasserstoff gefüllt werden. Wasserstoff war in der Tat ein in Deutschlang häufig verwendetes Gas, was aber eher dem nicht Vorhandensein von Alternativen geschuldet war. Normalerweise nimmt man Helium dafür, da Wasserstoff zu reaktionsfreudig ist. Auch wenn das Imperium in vielen Dingen sehr Rückständig ist, wird man kein Wasserstoff aus den schon erwähnten Gründen verwenden, da Helium dort wahrscheinlich auch nicht so schwer zu beschaffen sein dürfte.
Mir gefällt der Teil und ich hoffe, ich konnte mit dem letzten Abschnitt weitere Neugier erzeugen.
Dieses Kapitel ist sehr Wendungsreich und hat deutlich Bruder Leon und noch einmal Beatrice im Fokus. Teile der Hintergründe des Angriffs werden enthüllt. Die meisten scheinen deutlich mehr zu wissen, halten ihr Wissen aber bewusst zurück. Dann noch einen Kampf, der in einem waghalsigen Entermanöver mit einem Motorrad gegen einen Zeppelin endet. Hier und da hätte man ihn noch etwas ausschmücken können, wollte aber letztendlich die Sache nicht zu detailliert blutig auswälzen.
In einem Zeitalter, wo Lasergewehre ein alltägliches Gut sind, wird niemand mehr einen Zeppelin mit Wasserstoff füllen. Sicherlich würde das zur allgemeinen technischen Rückständigkeit passen, aber Helium ist da sicherlich das nachvollziehbarerer Auftriebsmittel. In verschiedenen Foren waren einige Kommentatoren der Ansicht, dass Zeppeline prinzipiell mit Wasserstoff gefüllt werden. Wasserstoff war in der Tat ein in Deutschlang häufig verwendetes Gas, was aber eher dem nicht Vorhandensein von Alternativen geschuldet war. Normalerweise nimmt man Helium dafür, da Wasserstoff zu reaktionsfreudig ist. Auch wenn das Imperium in vielen Dingen sehr Rückständig ist, wird man kein Wasserstoff aus den schon erwähnten Gründen verwenden, da Helium dort wahrscheinlich auch nicht so schwer zu beschaffen sein dürfte.
Mir gefällt der Teil und ich hoffe, ich konnte mit dem letzten Abschnitt weitere Neugier erzeugen.