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Ordo Hereticus
Herad Tabelmann: Inquisitor, stammt von Boonhaven, ehemals Angehöriger der PVS, gehört der gemäßigt radikalen Fraktion der Rekongregatoren an.
Seine Akolythen
Shiloh: Interrogatorin und Geliebte von Herad, stammt von der Wüstenwelt Toth
Zebulon: Explikator und hochgewachsener Spezialist für schwere Waffen, führt am liebsten seine "Kreissäge", ein Maschinengewehr ins Gefecht, stammt von Plaines.
Syntyche: Novizin und Sanktionierte Psionikerin, etwas schusselig und weichherzig
Mattan: Älterer Mann und wissenschaftlicher Berater
Kapitel 9
Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Orbit von Fabrik
Transporter GK MK.103 SP XXIV
Zeit: 2 849 996.M41
Person: Zebulon
Zebulon weinte, als er das Leben aus Herad Tabelmann herauspresste. Dass der Alte jemals zum Verräter werden würde, hätte der Hüne nie gedacht. Der Inquisitor war schwach geworden, diese verdammte Hure von Shiloh hatte ihn so werden lassen. Er hätte die blutüberströmte Göre in ihren Ketten damals einfach erschießen sollen, hätte alles viel einfacher gemacht. Und dies hier wäre niemals nötig gewesen. Die Bewegungen von Tabelmann wurden hektischer, er war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Gleich würde er es vollbracht haben. Dann spürte er das Gewicht auf seinen Rücken und die Fingernägel, die durch sein Gesicht fuhren, auf der Suche nach seinen Augen. Shiloh!
Er wusste um die Gefährlichkeit der Wüstenkriegerin und ließ sofort den inzwischen Regungslosen Inquisitor los. Der war zwar noch nicht tot, aber erst mal ausgeschaltet. Der Mann griff nach hinten und bekam einige von Shilohs lange Zöpfchen zu packen. Die Eitelkeit der Frauen war ihre größte Sünde und Schwäche. Hart riss er daran und schleuderte dann die Frau von sich runter. Schnell kam er auf die Beine, blockte den Tritt der sofort wieder auf die Beine kommenden Wüstenkatze ab und schlug mit einem schweren Schwinger nach ihr. Sie duckte sich, wich vor ihm zurück.
"Verfluchte Verräterin! Du bist am allem schuld! Du hast den Alten weich gemacht!", schrie er ihr entgegen.
"Nein, Herad hat selbst gewählt!" Er schlug nach ihr, sie wich aus. Verdammt, war die kleine Metze schnell. Das war schon immer Shilohs Stärke im Kampf gewesen, ihre verdammte Schnelligkeit. Sie trat wieder nach ihm, aber diesmal bekam Zebulon die Wildkatze an ihrem Knöchel zu fassen. Mit einem Ruck warf er sie um und rammte sie zu Boden.
"Hört auf! Alle!" Mattan hatte sich die Infernopistole des Alten gekrallt und richtete sie mit zitternden Händen auf ihn.
"Lass den Scheiß! Oder bist du auch ein Verräter?"
"Ich will, dass ihr aufhört!" Matten zitterte so stark, dass zu befürchten war, dass die Waffe ohne seinen Willen losgehen konnte.
"Erschieß ihn!", kreischte Shiloh unter ihm hysterisch. Zebulon packte die zappelnde Shiloh und riss sie wieder hoch, dabei trat er vorher noch auf einige ihre Zöpfchen, die er ihr dabei herausriss. Sie kreischte entsprechend, als der Hüne die Wüstenkriegerin als Schutzschild missbrauchte. Keuchend kam gerade der Alte wieder zu Bewusstsein. Das war nicht gut. Aber Shiloh würde er noch mitnehmen, schließlich hatte sie den Keil zwischen sie getrieben, hatte die Schwäche in das Gefolge gebracht. Herad quälte sich mühsam japsend auf die Beine und forderte die Waffe ein, die Mattan ihm nur zu gerne überließ.
"Genug mit den Faxen, lass Shiloh los", krächzte der Verräter und spuckte Blut aus.
"Schieß doch! Mal sehen, ob Eure Hand ruhig genug ist, um nicht Euer verdammtes Flittchen zu treffen."
"So muss es nicht enden."
"Doch, mit Verrätern verhandelt man nicht. Beim Thron, dass ich das Euch mal erklären muss!" Inzwischen hatte er seinen Griff so geändert, dass er ihr mit einem Ruck das Genick brechen konnte. Das hätte er gleich auch bei Herad machen sollen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. Mit festen Schritten kam er auf Herad zu, dessen Hände noch von der Anstrengung zitterten.
"Hört auf! Alle!" Das war Syntyches Stimme. Zebulon spürte, wie zum Shiloh aus seinem Griff gerissen wurde und wie er gegen die nächste Wand flog. Hart prallte er auf, die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er sah nur Sterne vor seinen Augen aufblitzen. Jetzt war auch Syntyche zur Verräterin geworden. Das hätte er jetzt von ihr nicht erwartet. Als er wieder klar sehen konnte, realisierte er, dass alle Anwesenden gegen die Wände geklatscht worden waren und von unsichtbaren Kräften dort gehalten wurden. Syntyche stand in der Mitte, ihre Haarmähne stand nach allen Seiten ab und knisterte vor Energie. So hatte er die junge Frau noch nie gesehen. Meist stand sie da wie ein kleines Mäuschen, immer darauf bedacht, nicht im Weg zu stehen oder aufzufallen. Aber jetzt stand Syntyche da wie eine Löwin, energisch und zu allem entschlossen.
"Ihr hört jetzt auf, euch gegenseitig umzubringen! Verdammt noch mal! Ihr benehmt euch, als währt ihr im Kindergarten! Anstatt das wie erwachsene Menschen auszudiskutieren, schlagt ihr aufeinander ein! So geht das aber nicht! Wir beruhigen uns jetzt alle erst mal und dann setzen wir uns gemeinsam an einen Tisch und bereden die Sache wie erwachsene Menschen!"
"Über Verrat lässt sich nicht diskutieren!", presste Zebulon zwischen seinen Zähnen hervor.
"Mit dem Scheißkerl rede ich kein Wort", giftete Shiloh.
"Mund halten und zwar alle! Ich habe das Gefühl, als ob ich Eldar reden würde! Wir beruhigen uns jetzt alle, Okay?" Das letzte Wort betonte sie besonders und Zebulon konnte spüren, wie ihre Kräfte auf ihn einwirkten und ihn wirklich ruhiger werden ließen. Die kleinwüchsige Frau schaffte es wirklich, dass sie sich alle an einen Tisch setzten.
"Hm, wo waren wir gerade stehen geblieben? Hm, am Verrat am Imperator!", begann Zebulon nachdem das Schweigen unerträglich geworden war.
"Kein guter Anfang, Zeb! Kein guter Anfang! Aber ich werde nicht auf ein schwarzes Schiff gehen, unter keinen Umständen! Und ich werde mich nicht internieren lassen! Ich will mein Leben zurück! Das Leben einer freien Frau, die heiraten kann, wen sie will! Ich will Kinder mit meinem angetrauten Mann bekommen, soviel ich will und wann ich will. Und ich will ein Startkapital. Das sind meine Bedingungen!" Syntyche machte einen entschlossenen Eindruck. Jedes ihrer Worte versetzte ihm einen Stich.
"Also verrätst auch du das Imperium."
"Ich wurde zu etwas gepresst, was ich nie sein wollte. Ich bin der schlechte Scherz eines puritanischen Inquisitors an Herad Tabelmann. Das Imperium hat mir alles genommen, meine Familie, meinen Namen, meinen Verlobten, mein Leben. Ich schulde diesem alles verschlingenden Moloch nichts. Und auch du, Zeb, schuldest ihm nichts. Ist ja nicht so, als ob man dir je die Wahl gelassen hätte. Und ich möchte, dass du mit mir kommst."
"Warum das denn?", fragte Zeb verblüfft. Ihm ging das Ganze viel zu schnell. Gerade eben waren sie noch ein Team gewesen, jetzt bestanden sie aus einer Ansammlung von Verrätern. Und den Verräter musste man töten.
"Weil ich dich verdammt noch mal liebe, du großer Hornochse du! Du sollst mein Mann werden!"
"Hm?"
"Ja!"
"Hm!"
"Dann seid ihr beiden Turteltäubchen ja versorgt", meinte Herad trocken und rieb sich den geschundenen Hals.
"Also, Zeb, willst du mich heiraten?" Syntyche sah ihn mit ihren großen Augen an und er sah sie an. Alles um ihm herum wurde etwas diffuser, während er sich ganz auf Syntyche fokussierte.
Er empfand sehr viel für diese kleine Frau, auch wenn er innerlich hin und hergerissen war. Aber war sie es wert, den Imperator zu verraten? Er glaubte nach wie vor an den Gottimperator, egal was diese Gabriel dazu zu sagen hatte. Und der Imperator sah alles und am Ende würde er über sie richten. Sein Urteilsspruch würde unbarmherzig sein und sie alle in den tiefsten Schlund der Hölle werfen, wo sie bis ans Ende der Zeit furchtbar gequält werden würden. Aber auf der anderen Seite hatte man ihn zu diesem Dienst gepresst, er hatte Dinge getan, die er nie hatte tun wollen. Er hatte Menschen furchtbare Schmerzen zugefügt und viele mit seinem Maschinengewehr getötet. Einige waren erwiesenermaßen schuldig gewesen, andere hatten nur das Pech gehabt, im Weg gestanden zu haben. Eigentlich hatte er in den letzten Jahrzehnten genug getan, um sich ein wenig privates Glück verdient zu haben. Zeb erforschte sein Herz und das war voller Liebe und Zuneigung für diese kleine, manchmal so schusselige und doch, vielleicht auch gerade deswegen, so liebenswerte Frau. Ja, mit ihr wollte er alt werden und ihre gemeinsamen Kinder aufwachsen sehen. Das Imperium hatte immer nur gefordert, ihm aber nie etwas gegeben. Er war weit weg von zu Hause, seinen Eltern, seinen eigenen Leuten. Er hatte genug getan, genug getötet, um alles wett zu machen, was er noch tun würde. Der Imperator musste verstehen, dass irgendwann mal Schluss war. Und so wie es aussah, war hier Schluss, dass Team existierte nicht mehr. Alles andere würde zu seinem Tod führen. Je länger er darüber nachdachte, desto schlüssiger wurde alles. Der Imperator und er waren Quitt. So einfach war das und damit war der Weg frei zu seinem persönlichen Glück. Auch wurde Syntyche, je länger er sie anstarrte, immer lieblicher und begehrenswerter. Am liebsten hätte er sie jetzt hochgehoben und in sein Bett getragen, um sie mit Zärtlichkeiten zu überschütten.
"Hm, wenn du mich so fragst, ja." Auf Syntyches Gesicht ging die Sonne auf und er verlor sich in ihrem lächeln.
"Dann wäre das ja geklärt, Shiloh?" Herad akzeptierte das einfach, was Zebulon überraschte.
"Ich werde mit dir gehen, wohin du auch gehst." Von Shiloh hatte er nichts anderes erwartet.
"Mattan?"
"Ich weiß nicht Herad, ich weiß nicht. Ich fühle mich zu alt, um Agent zu spielen oder verräterische Intrigen zu spinnen. Ich wäre gerne der Chronist der folgenden Ereignisse. Ich denke, das wäre ein Buch wert."
"Sieht so aus, als hätten alle ihre Entscheidung getroffen." Hinter ihm stand auf einmal die blonde Hexe, die eine unscheinbare blaue Uniform trug. Eigentlich wäre das jetzt die Gelegenheit. Herad hatte seine Infernopistole wieder gehalftert und es war durchaus möglich, diese schnell an sich zu bringen. Allerdings waren die Chancen verschwindet gering, selbst wenn sie keine übermächtige Hexe wäre. Aber auf einmal wurden seine Gedankengänge unterbrochen und im nächsten Moment wusste er noch nicht einmal mehr, was er gerade gedacht hatte. Wie strahlend rein diese Lichtbringerin war. Zebulon konnte nichts anderes tun, als sie anzustarren. Alles verblasste um ihn herum und als sie nur ihm ihr reines Lächeln voller Güte schenkte, glaubte er den absoluten Frieden gefunden zu haben. Wie hatte er je auch nur einen bösen Gedanken für so ein reines Wesen haben können?
"Wenn meine Bedingungen erfüllt werden, ja! Ich möchte ein freies Leben mit Zebulon führen und ich will nicht in einer Baracke hausen. Ich will genug Throne, um eine ertragreiche Ranch auf Plaines kaufen zu können. Dazu Papiere, die klar machen, dass wir gute Bürger des Imperiums sind." Syntyche wagte es tatsächlich, den Engel direkt anzusprechen und dabei auch noch Forderungen zu stellen. Ausgerechnet Syntyche, die meist den Eindruck erweckte, gleich los zu heulen, nur weil man sie ansah.
"Akzeptiert unter der Bedingung, dass ihr dort was für mich erledigt."
"Und was soll das sein?"
Und der Engel erklärte es ihnen.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
System Thoth
Welt Thoth
Südliche Hemisphäre
Bluthöhle
Zeit: 5 509 966.M41
Person: Aischa al Rahem
"Es ist wieder so weit, mein kleiner Schatz!" Träge öffnete Aischa ihre verklebten Augen. Ihre Ketten an der Fußschelle rasselten, als sie sich aufrichtete. Sie blinzelte mehrmals im Licht der Fackeln.
"Blut für den Blutgott!", krächzte sie mit mäßiger Begeisterung, schüttelte sich den Schlaf aus den Gliedern und kam halbwegs geschmeidig auf die Beine. Ihr nackter Körper war mit geronnenem Blut besudelt. Seit einem halben Jahr lebte sie nun bei den roten Männern und die hatten sie zu ihrem Maskottchen gemacht. Und zu ihrer Henkerin. Es lag keine Ehre daran, Frauen und Kinder zu töten. Aber der Blutgott brauchte ihr Blut, deswegen war es nur richtig, wenn die Geringste des Kultes das Amt des Tötens übernahm; und das war sie, Aischa al´Rahem.
Sie folgte dem Blutigen Scheik Schädelbringer zu dem Altar, wo schon das nächste Opfer angekettet wurde. Es war eine Frau, Aischa kannte sie nicht. Die unbekleidete Frau hatte Angst, bäumte sich in ihren Ketten auf, bettelte um Gnade. Khorne kannte aber keine Gnade, Khorne wollte nur Blut und Schädel. Deutlich konnte Aischa die Spuren der mannigfaltigen Misshandlungen am Körper der Frau sehen, die einer Opferung vorrausgingen. Das Mädchen nahm nach den vorgeschriebenen Gesten und Gebeten das rasiermesserscharfe Messer von dem blutroten Kissen.
"Dein Blut für den Blutgott!", kreischte sie, setzte das Messer an den Hals der Frau und zog es routiniert durch deren Kehle. Die durchtrennte Hauptschlagader spritzte Blut in die Richtung der Gläubigen. "Blut für den Blutgott!", grölten sie begeistert und schubsten einander, um etwas vom spritzenden Blut abzubekommen. In dem Moment lief ein Zittern durch das Gewölbe, wo sich der geheime Tempel des Khorne schon seit Äonen befand. Manchmal reichte auch ein Exterminatus nicht aus, um eine Welt dauerhaft aus den Fängen des Chaos zu lösen. Dann waren mehrere gedämpfte Explosionen zu hören.
"Wir werden angegriffen! Inquisition und Krieger vom Haus der Schwerter!", schrie ein hereinstürmender Wachposten.
"Tötet sie alle! Lasst nicht zu, dass ihre Lügen vom Leichenimperator diesen Tempel entweihen. Kämpft, tötet, nehmt ihre Schädel und ihr Blut für den glorreichen Khorne. Kein Erbarmen, kein Rückzug. Tod oder Sieg!", brüllte der Anführer. "Blut für den Blutgott! Schädel für seinen Thron!" Die Krieger heulten auf, reckten ihre Schwerter und Pistolen und rannten dann zu ihren Kampfposten. Innerhalb kürzester Zeit stand Aischa allein am Altar. Sie betrachtete ihre blutigen Hände und lies dann das Messer achtlos fallen. Ihre inzwischen rostigen Ketten hinter sich herziehend, wanderte sie ziellos in dem Raum umher. Neben dem gewaltigen Altarstein aus rotem Marmor, genau denselben Stein aus dem auch unzählige Heiligenstatuen des Imperiums gefertigt waren, lagen in diesem Raum unzählige Schädel aufgehäuft. Manche nur Knochen, andere in verschiedenen Zuständen der Verwesung. Entsprechend stank es in diesem Raum auch. Das Mädchen setzte sich auf die Stufen des Altars, auf dem die schädelförmige Rune aus Messing glänzte und starrte in die Leere. Sie wollte die Galaxie sehen, Wasser, das vom Himmel fiel. Aber das einzige was sie hier sah, war Blut, das in den Raum hinein spritzte.
Nach einiger Zeit hörte sie das Peitschen von Lasergewehrschüssen, laute Explosionen und ein ihr unbekanntes Rattern. Dazu noch Todesschreie, Aischa konnte sie inzwischen ziemlich gut von normalen Schreien unterscheiden. Dann sah sie in den Tempel hinein stolpernde rote Männer. Sie sahen gar nicht mehr so stolz und überheblich aus, wie sie sonst immer taten. Sondern sie sahen eher aus wie diejenigen, die sie sonst immer auf den Altar schleppten. Nun hallten die Schüsse in diesen ach so heiligen Hallen, sah wie Lichtblitze in die Khorneanhänger fuhren oder wie Blutblumen auf ihnen blühten. Aber egal, was sie auch traf, sie kippten um, wälzten sich in ihrem Blut und starben schließlich. Wieder senkte sich Stille in die Halle. Nun huschten andere Männer herein, Männer in schwarzen Uniformen und Männer in der Tracht des Hauses der Schwerter. Da hatte sie einst hingewollt. Wie eine Zuschauerin auf der Tribüne für den Knochenbrecherplatz kam Aischa sich vor. Als ob das sie alles gar nichts angehen würde. Einige der Männer sahen sie und richteten ihre Waffen auf sie. Das Mädchen sah in die Mündungen und erwartete jeden Moment, dass ein peitschender Blitz herauskam. Aber niemand schoss auf sie, die Mündungen schwenkten weiter, nach der Suche auf vernichtenswerteren Zielen. Sie blieb ruhig sitzen und sah dem treiben einfach nur zu. Was hätte sie auch sonst tun sollen?
Einer der Männer kam auf sie zu, er hatte einen so komischen Hut auf, dass sie lachen musste. Der ungesund bleiche Mann hatte keine Haare mehr und nur noch ein richtiges Auge. In der einen Hand trug er ein komisches Schwert mit einer unpraktischen geraden Klinge, in der anderen eine seltsame Pistole, deren Mündung zu glühen schien. Sie sah direkt hinein.
"Ich möchte die Galaxie sehen! Häuser, so groß wie Gebirge. Wasser, das vom Himmel fällt. Orte wo es mehr Menschen gibt als Sand in der Wüste. Wo Monster lauern, gefährlicher als ein tollwütiger Sanddrache. Das alles will ich sehen, denn ich habe es mir verdient!", sagte sie mehr zu sich, als zu den Männern.
"Armes Würmchen, sie steht unter Schock", meinte der Mann mit dem komischen Hut zu einem anderen sehr großen Mann, der ein ebenso großes Gewehr trug, aus dessen Mündung Rauch aufstieg.
"Hm!", antwortete der große Mann mit goldenen Haaren unter seinem schweren Helm.
"Eigentlich sieht das Standardprotokoll vor, dich zu erlösen."
"Ich will doch nur die Galaxie sehen! Da wo Wasser vom Himmel fällt!", meinte sie, stand auf, ihre Ketten klirrten, die sie immer noch trug. Inzwischen war die Haut unter den Schellen nicht mehr vorhanden und das Metall lag schmerzhaft auf ihrem geschundenen Fleisch. Sie sah abwechselnd in die Mündungen der Waffen und wusste, dass daraus gleich ihr Tod kommen würde. Aber irgendwie war es ihr egal. Die Männer in Rot hatten sie zu schlimmen Dingen gezwungen und sie hatte mitgemacht in der Hoffnung, dass sie so die Galaxie sehen würde können. Aber auch die roten Männer wollten nicht, dass sie zwischen die Sterne fuhr, um zu sehen, wie Wasser vom Himmel fällt. Es war ihr inzwischen einfach egal, ob sie lebte oder starb. Alle waren tot, die ihr einst etwas bedeutet hatte. Und manchen davon hatte sie selbst die Kehle durchgeschnitten und "Blut für den Blutgott" geschrien. Wer dieser Kerl auch immer sein sollte, dieser blutrünstige "Khorne" war nie zu den Festlichkeiten gekommen, zu dem ihn alle eingeladen hatten. Auch hatte sie keine Ahnung, was er mit den vielen Schädeln vorhatte. Ihr Vater hatte ihr mal von einer Kirche erzählt, die nur aus Knochen erbaut worden war. Vielleicht war dieser Khorne ja Baumeister und wollte sich einen Raum für seinen Thron aus Schädel bauen.
"Meine kleine Schwester hat auch immer so geschaut, wenn sie nicht weiter wusste."
"Hm!"
"Scheiß aufs Protokoll! Wie heißt du, Kleine?" Wie sie hieß? Wen interessierte das schon, sie zuckte mit den Schultern.
"Verstehst du mich?" Sein Dialekt klang seltsam bemüht, aber sie verstand ihn.
"Ja, tu ich."
"Wie ist dein Name?"
"Ich habe keinen mehr. Die Männer in Rot haben ihn mir genommen. Sie haben mir alles genommen. Meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder, meine Schwestern, meine Heimat. Nichts ist mehr da."
"Dann gebe ich dir einen neuen Namen, Shiloh sollst du ab heute heißen."
"Shiloh?" Der Klang gefiel ihr und sie legte lächelnd den Kopf schief.
"Hör mal zu, kleine Shiloh. Komm mit mir und ich zeige dir die Galaxie. Willst du das?"
"Wirklich?" Sie glaubte, sich verhört zu haben.
"Ja, da wo Wasser vom Himmel fällt." Der Mann grinste dabei und Shiloh lachte, denn das wollte sie mehr als alles andere sehen.
Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Orbit von Fabrik
Transporter GK MK.103 SP XXIV
Zeit: 2 849 996.M41
Person: Shiloh
Shiloh war von der Präsenz Gabriels wie geblendet. So etwas Reines und Schönes hatte sie noch nie gesehen. Und ihr wurde klamm ums Herz, denn die Zeit des Urteils war gekommen. Sie dachte an das Baby, dass in ihr heran wuchs und Panik kam in ihr auf. Die Frau war sehr froh, dass der Engel sich erst mal mit Syntyche und Zebulon beschäftigte und ihr die Zeit gab, ihre Gedanken zu ordnen. Aber da war nur Wirrwarr aus Hoffnung, Angst und Schuld. Schließlich war der Engel mit den beiden fertig und Shiloh sah direkt in die blauen Augen von Gabriel, die ihr bis auf den Grund ihrer schwarzen Seele zu blicken schienen. Syntyche und Zebulon verließen Hand in Hand den Raum. Die beiden hatten ihr Glück gefunden, für sie würde es nur die Verdammnis geben.
"Fürchte dich nicht, ich werde dir nichts tun", sagte Gabriel und trat zu ihr heran.
"Aber ich bin schuldig!", schluchzte sie und brach in die Knie. Sie erinnerte sich an die vielen Kehlen, die sie durchschnitten hatte. Wie das Messer in das Fleisch eingedrungen war und welche blasphemischen Rituale sie dabei abgehalten hatte.
"Du warst ein Kind, ohne Möglichkeit eine freie Entscheidung zu treffen."
"Dann verzeihst du mir?" Shiloh Augen füllten sich mit Tränen.
"Ich kann dir erst verzeihen, wenn du dir selbst verzeihst."
"Ich verstehe nicht?"
"Du musst dir zuerst selbst verzeihen. Du warst sieben Jahre alt, ein Kind, ohne Möglichkeit, dich zu wehren. Was du getan hast, war sicherlich nicht richtig, aber was hättest du dagegen tun sollen? Manchmal hat man keine andere Möglichkeit, als Böses zu tun, besonders wenn man als Kind dazu gezwungen wurde. Also verzeih dir, löse dich von dieser Last, die du dein ganzes Leben schon mit dir herumträgst. Du warst dafür nicht verantwortlich. Lass es mich dir zeigen." Die Lichtbringerin führte sie wie ein kleines Kind zu einem der Sofas und setzten sich nebeneinander.
Gabriel berührte sie schon beinahe zärtlich an der Wange und nahm sie mit zurück auf den Strömen der Zeit. Kurze Szenen ihres Lebens rasten an ihr Vorbei, bis sie schließlich zu jener verdammten Zeit ihrer Gefangenschaft kamen. Shiloh sah sich selbst in jenem blutverschmierten Loch liegen. Sah sich selbst am Altar stehen und Leben im Namen Khornes nehmen. Hörte ihre eigene Stimme, die "Blut für den Blutgott" rief. Aber sie hörte auch den Zwang darin, sah den Widerwillen in ihren eigenen Augen, sah den vergeblichen Widerstand in ihren Bewegungen. Während Gabriel ihr jedes einzelne ihrer Opfer aus gnadenloser Nähe zeigte, verstand sie, dass sie nie eine wirkliche Wahl gehabt hatte. Ja, sie hatte getötet und das im Dienste einen Chaos Kultes, doch nur um zu überleben, weil man sie dazu gezwungen hatte. Nicht ein einziges Mal hatte sie es aus Überzeugung getan oder dabei Freude empfunden. Sie hatte nicht Khorne gedient sondern nur ihrem eigenen Überleben. Und konnte man das einem kleinen Mädchen zum Vorwurf machen?
Dann verließen sie den realen Zeitstrom und Gabriel zeigte ihr die alternativen Ströme, wenn andere als sie selbst die Klinge geführt hätten. Zeigte ihr sinnlos grausame Schlächtereien, endlose Qualen und unbeschreiblich brutale Morde, gegen die ein sauberer Schnitt durch die Kehle eine wahre Gnade war. Shiloh spürte kaum, wie ihr die Tränen über die Wange liefen. Erst als Gabriel sie mitfühlend umarmte und tröstend an sich zog, begriff sie, dass sie sich all die Jahre ohne Grund gequält hatte. Sie hatte Schreckliches getan und doch viel Leid vermieden. Geborgen wie noch nie fühlte sie sich in der Umarmung der Lichtbringerin, die Ewigkeiten zu dauern schien. Schließlich löste Gabriel sich sanft von ihr und gab ihr ein Taschentuch, damit sie sich die Tränen abtrocknen konnte. Dann hauchte der Erzengel ihr einen schwesterlichen Kuss auf die Wange. Shiloh wurde es schwindelig, etwas geschah in ihr. Die Kultisten hatten dunkle Riten an ihr vollzogen. All das schien nun aus ihr hochzukommen und Gabriel bugsierte sie gerade noch schnell genug in die Hygienezelle, wo sie einen Klumpen schwarzen blutigen Fleisches ausspie. Gabriel machte eine Geste und das verfaulte Fleisch verbrannte in einem grellen blauen Feuer.
"Heute bist du wiedergeboren worden, Aischa al Rahem. Verzeih dir, kannst du das?"
"Ich verzeihe mir!", schluchzte sie.
"Gut, dann vergebe auch ich dir deine Sünden. Und nun erhebe dich als gereinigtes Kind des einzig wahren Herrn."
Gabriel richtete sie auf und wieder flossen heilende Kräfte in sie und die Blessuren, die sie beim brutalen Kampf mit Zebulon abbekommen hat, heilten, auch wenn ihre herausgerissenen Haare erst mal nicht nachwuchsen.
"Ich danke dir, Lichtbringerin!" Und nun umarmte sie voller Dankbarkeit den Erzengel. Als Shiloh sich einen kurzen Moment aus der Umarmung von Gabriel löste, begegnete sie dem nachdenklichen Blick von Herad. "Ich war nicht das kleine unschuldige Mädchen in Ketten, wie es vielleicht den Anschein hatte. Ich war die Henkerin des roten Kultes. Sie haben mich gezwungen, meine eigenen Leute zu töten. Damals war ich innerlich nicht stark genug, mich ihnen widersetzen zu können. Verzeihst du mir?"
"Ich verzeihe dir, wer bin ich den, um dir Vorhaltungen zu machen."
"Gut, dann solltest du wissen, dass ich schwanger bin."
"Oh!" Herad sah richtig überrascht aus, er hatte wirklich nicht mitbekommen, wie ihr jeden Morgen schlecht geworden war. Sie wartete auf weitere Worte, aber so weltgewandt Herad eigentlich war, manchmal hatte er einfach kein Gespür für das richtige Timing, oder für das, was ihr wichtig war. Sie starrten sich an, Gabriel war ein paar Schritte zurück getreten und sorgte so für den notwendigen privaten Rahmen, den sie jetzt unbedingt brauchte.
"Bei meinem Volk gibt es keine Frauen, die ledig und Mütter sind", brachte sie es prägnant auf den Punkt. Herad starrte durch sie hindurch und er schien nicht zu begreifen, was sie damit andeuten wollte. Sekunden dehnten sich zu unendlichen Peinlichkeiten. Manchmal war er so ein unsensibler Trottel, ihr geliebter Herad.
"Äh ja, genau! Bei alledem habe ich das ganz vergessen. Tut mir Leid, Shiloh, mein Fehler. Nun, meine liebe Shiloh, erweist du mir die Ehre, dich zur Frau nehmen zu dürfen? Ich habe auch den Brautpreis dabei." Er kramte kurz in seiner Jacke und brachte dann einen Schleier aus Gold hervor.
- Er hatte schon lange vor gehabt, mich zu heiraten. Nur sein Timing war wie üblich mies! - dachte Shiloh und bevor ihr es überhaupt klar wurde, hatte sie ihn angesprungen, umarmt und geküsst.
"Ja! Ich will!", platzte es aus ihr heraus. Sie spürte, wie sie knallrot wurde und war froh, dass Gabriel sich heimlich aus dem Staub gemacht hatte. Dafür war sie dem Engel dankbar, dass niemand Zeuge dieses peinlichen Gespräches wurde.
Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Fabrik
Kraftwerk XX
Zeit: 2 849 996.M41
Person: Gabriel
"Das ist gerade noch einmal gut gegangen", meinte Gavri in ihr.
"Ja, so wie es vorgesehen war. Es hat sich alles dahingehend entwickelt, wie es für uns am Vorteilhaftesten ist. Auch wenn diese Syntyche dabei etwas nachgeholfen hat."
"Ob es dieser Zeb jemals merken wird, dass sie ihn bezaubert hat?", unkte Gavri in ihr doppeldeutig.
"Dadurch dass sie immer in seiner Nähe bleiben wird und seine eigentlichen liebevollen Gefühle für sie durchaus echt sind, ist meine Prognose dahingehend, dass die beiden glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben werden."
"Manchmal kann es so einfach sein", seufzte Gavri.
"Und das ist genau das Gefährliche daran. Syntyche hat ihren Geliebten zum Verrat an das war er glaubt, manipuliert. Durch seine Indoktrination hätte er wahrscheinlich selbst um der Liebe willen, seinen geschätzten Imperator nicht verraten. Ohne ihr Eingreifen hätte er vielleicht sogar versucht, mich anzugreifen. Allerdings waren durchaus Zweifel am eigentlichen System des Imperiums vorhanden und die hat sie verstärkt. Damit hat sie ihm wahrscheinlich sogar das Leben gerettet und für sich eine solide Zukunft zu zweit und später für ihre Familie geschaffen. Manchmal kann man mit wenig viel erreichen. Aber, man muss bereit sein, den Preis zu bezahlen. In diesem Fall ist er nicht besonders hoch, da Syntyche ihre Kräfte in näherer Zukunft nur noch äußerst begrenzt einsetzen wird. Und für die Mission, für die ich sie auserwählt habe", dozierte Gabriel und kam sich schon beinahe vor wie ein verhüllter Meister, der ihr damals die Grundlagen der Psionik nach ihrer Ankunft auf diese Ebene erklärt hatte. Wie unglaublich wenig sie damals gewusst hatte. Und wie wenig sie genau genommen immer noch wusste.
"Aber ich oder besser gesagt wir müssen bei solchen Dingen sehr vorsichtig sein. Der scheinbar leichte Weg, Menschen einfach in die uns als richtig erscheinende Richtung zu bugsieren, kann sehr schnell in die Korruption führen. Menschen haben das Recht auf einen freien Willen. Sie dürfen wählen, aber am Ende bezahlen sie den Preis für ihre Taten. Das dürfen wir nie vergessen." Mit "Wir" war in diesem Fall besonders Gavri gemeint, die nachdenklich schwieg. Die Umwandlung der Chaossklavin Char´ka war ein gefährlicher Eingriff in die Persönlichkeit eines Menschen gewesen und Gabriel wollte sicherstellen, dass Gavri in Zukunft solche Methoden kritisch betrachtete. In diesem Fall war es wohl noch mal gut gegangen. Die Ströme der Zeit sahen voraus, dass Hughes Broman und Neojenna innerhalb der nächsten drei Monate heiraten würden. Manchmal war es so einfach und doch so gefährlich, diesen Pfad zu begehen. Während Gavri den nun deutlich herauskristallisierten Zeitstrom voller Freude betrachtete, hatte Gabriel doch ein schlechtes Gewissen, dass sie dieses Glück auf eine nicht wirklich akzeptable Art erreicht hatten. Aber es war für Gavris seelisches Gleichgewicht notwendig gewesen. Es war nur die Frage, wie viele solcher Kompromisse sie ihre eigene Reinheit kosten würden. Jede Grenzüberschreitung hinterließ einen Makel, eine kleine Sollbruchstelle, in welche das Böse einsickern konnte. Andere Engel waren schon vor ihr gefallen und das nicht, weil sie bewusst die Dunkelheit gewählt hatten, sondern weil sie zugelassen hatten, dass die Dunkelheit in sie einsickern konnte, weil sie den leichtesten Weg mit dem geringsten Widerstand gingen. Das Ganze war ein Drahtseilakt und es gab kein Netz.
"In dieser Syntyche ist große Macht, warum haben wir sie nicht vollständig auf unsere Seite gezogen? Brauchen wir nicht jeden Psioniker, den wir bekommen können?"
"Syntyche aka Usagi Kawashima hat heute ihr inneres Gleichgewicht gefunden, weil sie eine Chance sah, ihren eigenen Weg zu gehen. Bisher konnte sie ihre Kräfte kaum kontrollieren, weil sie mit sich selbst nicht im Reinen war. Sie hat große Macht dadurch erlangt, weil sie nun das tun kann, was sie selbst möchte und für richtig hält. Sie hat sich quasi emanzipiert. Momentan gibt es nichts, um sie wirklich an uns zu binden, ohne ihr irgendeine Art von Zwang oder Verpflichtung aufzuerlegen. Und das wäre kontraproduktiv. Die kleine Mission auf Plaines ist das Äußerste, was wir von ihr abverlangen können und sie wird dies schon aus Selbsterhaltungstrieb erfüllen. Der Tag wird kommen, wo auch Usagi Kawashima erkennen wird, dass große Macht durchaus auch Verantwortung bedeutet. Und dann wird sie aus freiem Willen zu uns kommen und ihre Dienste anbieten."
"Was werden wir dann mit den ganzen Psioniker der Arche machen?", schnitt Gavri einen wichtigen Punkt an.
"Die meisten werden noch sehr jung und damit gut formbar sein. Sie haben vermeintlich schweres Unrecht vom Imperium erfahren und sind in den meisten Fällen wie Schlachtvieh behandelt worden. So etwas hinterlässt offene Wunden, wo unsere Ideen in ihren Verstand einsickern und tiefe Wurzeln schlagen können. Wir können ihnen eine gute Ausbildung geben, um mit ihren Kräften Gutes zu tun. Die meisten werden das einsehen und entsprechend das Richtige tun. Natürlich wird es Problemfälle geben und ich rechne mit etwa fünf Prozent an Totalausfällen, aber letztendlich wird es reichen, unsere Legionen mit der notwendigen psionischen Schlagkraft zu versehen und die wichtigen Leuchtschiffe zu bemannen. Dieser Krieg auf Fabrik ist nun fast vorbei, Tabelmann wird uns die Psioniker geben und die Menschheit wird eine neue Chance bekommen", wechselte der Engel das Thema. Sie standen auf einem gigantischen Wärmeaustauscher eines Plasmareaktors in einem der Peripheriekraftwerke und betrachteten die Oberfläche von Fabrik. Der Horizont war ein einziges Flammenmeer, Abaddonpolis war nicht mehr. Die Kämpfe hielten noch an, aber es war alles unter Kontrolle, der letzte Widerstand hatte sich formiert und würde innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden vollständig gebrochen sein. Momentan war die Lage unter Kontrolle und Gabriel sah keine Veranlassung, weiter in die Kämpfe einzugreifen. Trotzdem hatte sie wieder ihre schwere Gefechtsrüstung angezogen, nur für den Fall der Fälle, dass ihre Hilfe dringend notwendig werden sollte.
"Eines bleibt heute noch zu tun", meinte Gabriel und versiegelte ihre Rüstung. Mit einem kurzen Gedankenschlag teleportierte sie in die Stratosphäre über Abaddonpolis, das ein einziges Flammenmeer war. Alles war zerstört, nichts lebte mehr dort unten. Selbst in den zyklontorpedosicheren Bunkern war kein Leben mehr, da sie das zusammen mit Lucius ausgelöscht hatte. Mit ihrer Macht griff sie nun nach unten, Gavri öffnete sich vollkommen, da sie momentan ebenfalls mit der Welt im Reinen war, da sie ein Schicksal zu einem vermeintlich gutem Ende geändert hatte. Sie verstärkte die vorhandene Energie, vereinigte den Feuersturm und ebnete das gesamte Stadtgebiet vollkommen gleichmäßig ein. Eigentlich hatte sie anfangs vorgehabt, dass Ganze einfach zu glasieren und ihr Zeichen hinein zu formen. Ein Siegel, ein Siegeszeichen, das man selbst aus dem Weltraum noch gut erkennen konnte, aber eben to und leblos. Jetzt wo Gavri ihre Schleusen so geöffnet hatte, war sie zu sehr viel mehr in der Lage. Die Feuer erloschen, alles dort unten war nur noch eine Ebene aus glasiertem Stein. Dann ließ sie die Erde erbeben, formte sie nach ihrem Willen um. Der Chaosstern war verschwunden und sie modulierten sich einen Tafelberg in Form eines gigantischen Kreuzes aus dem Boden heraus, der genau 1200 Meter hoch war. Dieses Kreuz umgab sie mit sechs Seen in Dreiecksform, welche zusammen einen sechszackigen Stern bildeten. Das ganze umgab sie mit einem Dreiviertelkreis, der aus einem Bergmassiv bestand. In die Flanken des Tafelberges modulierte sie gewaltige Zufahrtsstraßen, auf die man bequem an die Spitze gelangen konnte. Aus den Seitenflächen arbeitete sie gewaltige Relieftafeln heraus. Eines der Bilder zeigte die Stadt beim Bau, eine gewaltige Schrift erklärte die Hintergründe. Ein zweites Bild zeigte die Stadt in der Form, wie sie noch heute Morgen existiert hatte. Das dritte Bild zeigte die Zerstörung der Stadt und erläuterte die Ereignisse. Das vierte große Ornament war eine Tafel, welche an die Opfer dieses Tages erinnerte. Dieser Sieg war mit Blut Vieler erkauft worden und sollte gemahnen, dass es den Frieden und den Sieg über das Böse niemals umsonst gab.
"Hm, ziemlich leblos", gab Gavri ihre Meinung kund und hatte damit recht. Es war ein gigantisches Denkmal, das kalt und leblos war.
"Du hast Recht, kleines Pilgermädchen, es ist ohne Leben."
"Warum lassen wir nicht fruchtbare Erde heranschaffen und lassen alles bepflanzen?"
"Das ist eine gute Idee, aber wir können das auch selbst tun, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad." Dann zeigte sie Gavri, wie man fruchtbare Erde formen konnte. In der Luft war genug Asche, welche als Rohmaterial dienen konnte. Es dauerte mehrere Minuten, dann waren alle ebenen Flächen der ehemaligen Stadt mit einer flachen Schicht Humus bedeckt.
Dann schenkte sie dem Ganzen Leben, indem sie eine Parklandschaft entstehen ließ. Für zukünftige Generationen würde das ein Naherholungsgebiet werden. Wo einst das Grauen geherrscht hatte, würden kleine Kinder schwimmen lernen, würden Menschen in einer unverdorbenen Natur wandern gehen können. Nun war es Zeit das Ganze mit einfachen Pflanzen vor der Erosion zu schützen. Zuerst ein Exemplar als Schablone, das Samenkorn eines einfachen und robusten Grases, wie einst in den nördlichen Breiten Terras weit verbreitet war. Sie nahm die notwendigen Stoffe aus der Luft und der Erde. Mit der Macht des Warps verschmolz sie diese zu einem lebensfähigen Samenkorn.
"Du kannst richtige lebende Pflanzen erschaffen", hauchte Gavri ehrfürchtig. "Ich dachte, so etwas könnten Psioniker gar nicht."
"Ich bin Engel des Herrn, natürlich kann ich Leben erschaffen!", erwiderte Gabriel und ihr fiel erst jetzt auf, dass sie das zum ersten Mal mit Gavri zusammen getan hatte. "Ich kann viel mehr als nur zerstören, heilen, umformen oder manipulieren. Alles ist eins und eins ist meins. Aber ein Korn wird nicht reichen."
"Dazu gehört wahre göttliche Macht", meinte Gavri, das lebensfähige Samenkorn in ihrer Hand betrachtend. Irgendetwas brach nun in Gavri auf und die Schleusen öffneten sich nun ungehindert zum Warp. Wahrscheinlich weil Gavri das als ein Beweis ansah, dass Gabriel wirklich ein Engel war und ihre unterbewussten Widerstände gegen ihren Gast gerade aufgab. Ihre Seelen vereinigten sich zwar nicht, aber sie gingen eine sehr starke Symbiose miteinander ein. Gabriel nutzte die Macht, das Areal unter ihr immer mehr mit Leben zu füllen. Innerhalb weniger Minuten erschuf sie die Grundlagen für ein funktionierendes einfaches Ökosystem. Wenn man erst mal begriffen hatte, dass alles eins war und eins einem gehörte, war das ganze recht einfach.
"Wenn das alles so einfach ist, warum hast du dir dann keinen eigenen Wirtskörper erschaffen?", meldete sich Gavri in ihr zu Wort.
"Intelligente Lebewesen zu erschaffen ist mir verboten. Ich kann Pflanzen erschaffen und sie wachsen lassen. Ich kann Tiere erschaffen, dass sie mit den Pflanzen ein funktionierendes und sich selbst tragendes Ökosystem bilden. Aber ich darf weder Menschen erschaffen oder sonstige intelligente Lebewesen mit einem freien Willen. Das darf nur der Herr."
"Aber rein theoretisch könntest du das?"
"Auch Menschen sind wie Säugetiere aufgebaut. Es ist letztendlich der gleiche Prozess der Umwandlung. Aber wie gesagt, ich bin an Gebote gebunden."
"Was sind das für Gebote?"
"In diesem Fall bedeutet das, ich darf zwar Leben erschaffen, aber nur Arten, die es schon gibt. Ich kann also nicht einfach neue Wesen nach eigenem Gutdünken kreieren. Oder bestehende Arten vermischen und verbessern."
"Und was ist mit den Primarchen?"
"Die hat letztendlich der Imperator erschaffen, auch wenn ich das Rohmaterial und mein Wissen über Genetik zur Verfügung gestellte habe."
"Wenn also jemand anders dein Wissen benutzt, dann ist das wiederrum in Ordnung?"
"Der Imperator ist ein Mensch gewesen, der seinen eigenen Willen und Moralcodex hatte. Ich bin als Engel des Herrn einem strengeren Codex als ein Sterblicher unterworfen."
"Was würde passieren, wenn du diese Gebote brechen würdest?"
"Dann würde der Herr mich zurückbefehlen und mich richten."
"Und was wäre die Strafe?"
"Das liegt im Ermessen des Herrn, aber ich denke nicht, dass ich danach noch ein Erzengel wäre." Gavri schwieg darauf nachdenklich.
"Würdest du eigentlich gerne wieder zurück in den Himmel?"
"Meine Mission ist noch nicht zu Ende."
"Wird diese Mission jemals zu Ende gehen?"
"Ich weiß es nicht. Einst war es scheinbar nur ein Kampf gegen ein Maschinenimperium aus abtrünnigen KIs. Daraus wurde ein Kampf gegen das Chaos und seine Dienerkreaturen. Solange ich keine anderslautenden Befehle bekomme, setze ich die Mission fort."
"Willst du wieder zurück in den Himmel?"
"Natürlich! Ich würde zu gerne wieder meine Brüder und meine Schwestern sehen. Es ist so viel Zeit vergangen."
"Warum hat der Herr sie nicht wieder zurückgeschickt, wenn die Mission noch nicht erfüllt ist?"
"Ich habe keine Ahnung, seine Wege sind unergründlich." Gabriel dachte an die anderen sechs Erzengel, die nach und nach wieder zurückgerufen worden waren, nachdem ihre Wirtskörper zerstört oder zerfallen waren. Nur sie war zurückgeblieben und führte als einzige die Mission weiter. Sie schloss die Augen und versuchte sich an den Himmel erinnern. Auch wenn sie sich an jeden Moment der letzten achtzehntausend Jahre erinnern konnte, das davor war nur diffus und äußerst lückenhaft. Vielleicht war es Absicht, dass sie kaum noch etwas von der anderen Seite wusste.
Dann setzte ein starker Schmerz ein und Gabriel teleportierte sich gerade noch rechtzeitig aus ihrer Rüstung, als ihr ganz spontan Flügel wuchsen. Kein Strom der Zeit hatte ihr dieses Ereignis angezeigt und Gabriel war ehrlich überrascht, wie schnell das auf einmal ging. Es war ein gutes Gefühl, wieder Flügel zu haben. Weiße Schwingen mit einer Spannweite von zwölf Metern ragten nun aus ihrem Körper heraus. Natürlich reichte rein physikalisch diese Spannweite nicht aus, um sie in der Luft zu halten, aber sie konnte dank ihrer psionischen Macht auch so ohne Flügel fliegen. Einen wirklichen physikalischen Sinn hatte diese Schwingen kaum, aber sie waren das unumstößliche und unverkennbare Zeichen, dass sie ein Engel des Herrn war. Gabriel schwebte hoch unter den freien Himmel, nur bekleidet mit ihrer Unterwäsche. Sie breitete ihre Schwingen aus und spürte den Wind in den Federn.
"Wow!", meinte Gavri in ihr und auch Gabriel stieß ein Jauchzen auf. Es war schon beinahe Fahrlässig, was sie hier tat, da auf dieser Welt immer noch Krieg herrschte. Aber die Freude über ihre Apotheose überwältigte sie beide einfach und für einen Moment erlaubten sie sich den Luxus, einfach zu fliegen. Ihre Macht war gerade ein weiteres Mal gestiegen und Gabriel spürte, wie die Schleusen sich öffneten und die Warpenergie sich nun in einem für sterbliche Wesen unvorstellbarem Maß formen ließ.
Gabriel gewann an Höhe und blickte hinab auf eine Welt im Krieg. Sie konnte nun jeden Anhänger des Chaos mit einem Mal auf dieser Welt spüren und nun war die Zeit gekommen, dem ein Ende zu bereiten. Es war nun der Moment, dieser Galaxis zu offenbaren, dass ein wahrer Engel des Herrn zurückgekommen war, um das Böse auszumerzen. Mit einem Gedanken schickte sie allen ihren Anhängern eine geistige Botschaft, dass in einer halben Minute alle Chaosanhänger mit einem Mal vernichtet würden. Dann begann der Erzengel ein Netz zu weben, welches die Herzen aller Chaosanhänger miteinander verband. Als die Zeit gekommen war, hielt sie alle verdorbenen Herzen einfach mit ihrem fokussierten Willen an und vernichtete sie so innerhalb eines Augenblickes. Ausnahmsweise setzte Gavri dieser Kraft keinen Widerstand entgegen. Wahrscheinlich, weil sie eingesehen hatte, dass Malträger niemals unschuldig waren und den Tod verdienten, so lange nicht irgendjemand aus falschen Gründen romantische Gefühle für einen hegte.
"Dieser Moment muss für die Ewigkeit festgehalten werden!", meinte Gavri in ihr und setzte ihre Idee sofort um. Was eigentlich ein Naherholungsgebiet hatte werden sollen, war nun ein heiliger Ort geworden. Der Ort ihrer Apotheose, die sie schon seit langer Zeit herbeigesehnt hatte. Und da Gavri ihr ganzes Leben mit dem Besuch von gigantischen Kathedralen und gewaltigen Pilgerstätten des Imperialen Kultes verbracht hatte, wusste das Pilgermädchen, was wahre Gläubige erwarteten. Im Zentrum des Tafelberges, dort wo ihre körperliche Apotheose stattgefunden hatte, errichtete sie eine gigantische Statue eines Engels mit einem brennenden Schwert und ausgebreiteten Flügeln. Die Figur sah aus wie sie, nur dass sie eine kurze Tunika trug. Der Engel schien gerade von seinem kreuzförmigen Sockel abzuheben, was der Statue etwas sehr Dynamisches gab. Innerhalb weniger Augenblicke errichtete Gavri darum eine gewaltige erhabene Prozessionsstraße in Sternform, an fünf der sechs Spitzen errichtete sie die notwendige Infrastruktur einer Pilgerstätte. Eine gigantische Kathedrale nahm Form an, die ihren gotischen Ursprung nicht ganz verleugnen konnte, aber vollständig aus weißem Marmor mit goldenen Sprenkeln errichtet war. Statuen in Form dynamischer Engel ersetzten die dämonischen Wasserspeier imperialer Gotteshäuser. Die Türme waren mit Kuppeln gekrönt, die etwas kitschig wie Sahnehäubchen wirkten. Als würde ein verspieltes Kind eine Kirche kreieren und genau genommen war Gavri ja auch kam etwas Anderes. Gabriel ließ Gavris Kreativität zuerst freien Lauf, griff dann aber doch ein, als sich das Ganze doch mehr in Richtung Märchenschloss entwickelte. Gewaltige Reliefs von ihrem Antlitz schmückten die Türme in dem gleichen Stil, wie auch das Imperium sie darstellte, nur eben ohne Robe oder Totenschädel. In der Kathedrale selbst erschufen sie ein Wandrelief, welche ihre neuste Geschichte zeigte. Wie Gavri in die Gruft fiel, sie fand und ihre gemeinsame Reise begann. Wie sie anfing, neue Gläubige zu rekrutieren, ihr Kampf gegen den Dämonenprinzen. Und alle herausragenden Ereignisse bis heute. Dazu kreierte sie passende Fenster aus buntem Glas.
Auch erschufen sie eine komplette Infrastruktur aus Flugterminal mit Einschienenanschluss, Pilgerheime, ein Museum im Sockel und eines außerhalb, eine weitläufige Parkanlage voller Blumenbeete in religiösen Formen, mit kleinen Andachtskapellen und mit Statuen gesäumte Wege. Wo einst die vier Götzen ihre Kultstätte hatten, errichtete nun sie die ihre. Religion war eine starke Waffe und brauchte entsprechende Symbole und Bauwerke. Die Ekklesiarchie wie auch die finsteren Demagogen des Chaos hatten das schon früh erkannt. In diesem Fall war Klotzen und nicht Kleckern angesagt. Letztendlich flossen ihre beider Ideen ein und verbanden sich letztendlich zu einer sehr harmonischen Symbiose. Ernst, aber doch voller kindlicher Freude, leicht, aber doch gewichtig. Innerhalb einer Stunde erschufen sie ein neues religiöses Zentrum. Schließlich standen sie viele Kilometer hoch auf dem Heiligenschein des Engels, der von innen heraus erstrahlte, und betrachteten ihr Werk.
"Das war wohl getan!", meinte Gabriel und Gavri pflichtete ihr begeistert bei. Für eine so spontane Sache war alles wohldurchdacht und funktionsfähig. Das Baumaterial war aus dem Boden entnommen und einfach umgeformt worden. Es war einfacher, etwas Vorhandenes zu nehmen, als es gänzlich aus dem Nichts zu erschaffen, was sehr kräftezehrend war. In dem Moment spürte Gabriel ein leichtes Ziehen und für einen kurzen Augenblick konnte sie spüren, wie etwas sehr Böses seinen Blick auf sie richtete. Erschreckt blickte Gabriel auf und sah sich mit all ihren Sinnen um. Aber was immer auch gerade seinen Unwillen kundgetan hatte, befand sich nicht auf dieser Ebene, nicht mal in der Nähe im Warpraum. Der Bau dieser Anlage hatte gerade etwas ausgelöst und Gabriel war nicht sicher, was.
"Was war das?", fragte Gavri etwas furchtsam in ihr.
"Ich bin nicht sicher, aber es könnte sein, dass gerade mal wieder einer der großen Vier auf uns aufmerksam wurde und es hat ihm nicht gefallen, was er zu sehen bekommen hat."
"Das ist gut! Dann haben wir was richtig gemacht", meinte Gavri und hatte damit durchaus Recht.
- Ende von Band V -
Gedanke des Tages
So sind nun die Hintergründe von Herad und seinem Team weitestgehend enthüllt. Normalerweise wären hier noch die beiden Rückblicke von Syntyche und Zebulon integriert gewesen. Aber das hätte die Dynamik der Geschichte noch weiter zerpflückt. Es tut dem Kapitel gut, dass die beiden doch recht umfangreichen Rückblicke nun am Anfang oder in den Origins gelandet sind. Noch einmal haben alle wichtigen Charaktere aus dem Gefolge einen großen Auftritt, bevor sie teilweise für längere Zeit in den Hintergrund treten. Es gibt einen Entwurf eines Kapitels, der noch das Schicksal von Syntyche und Zebulon klärt, der dann in einem der späteren Bände erscheinen wird.
Der Band ist recht kurz geworden, spielt aber letztendlich nur an einem einzigen Tag. Hier und da sind wichtige Punkte über Gabriels Pläne enthüllt worden. Ich bin recht zufrieden mit dem Band, auch wenn es sehr lange gedauert hat, ihn fertig zu stellen. Für Gabriel/Gavri war das für längere Zeit der letzte Auftritt als POV Charakter. Durch ihre Apotheose hat sie sehr an Macht gewonnen und hat eigentlich fast schon den Gipfel des Möglichen erreicht. Eine komplette Verschmelzung hat bis jetzt nicht stattgefunden und wird noch ein Thema im vorletzten Band sein. Dieser nun komplett vorliegende Band war recht schwer zu schreiben. Es ist eine Gratwanderung bei einem solch mächtigen Wesen wie Gabriel, die Sache noch interessant zu machen. Deswegen wird sie dann auch erst mal rein im Hintergrund wirken und hier und da einen kurzen Gastauftritt haben. Aber zurück zu Band V. Fragmente waren schon recht früh vorhanden und sollten schon in Band III Verwendung finden. Allerdings geriet Band III etwas aus den Fugen und die ganze Thematik wurde nach hinten verlegt. Dann kam Band IV dazwischen, weil ich nach der teilweise doch heftigen Kritik an Band III wieder ein normales Niveau erreichen wollte und einfach mal zeigen wollte, dass Chaos ungleich blöd bedeutet. Band V wurde dann zusätzlich noch durch den Kauf meiner Eigentumswohnung und den Umzug verzögert. Aber nun ist der Band endlich fertig und ich bin recht zufrieden damit. Action und Story halten eine gute Balance, es gibt einiges an Charakterentwicklung und auch einiges vom Hintergrund wird enthüllt. Auch geht die eigentliche Geschichte deutlich weiter. Alles in allem bin ich mit dem Band doch zufrieden, auch wenn einiges vielleicht raus gekürzt werden musste. Was aber vielleicht doch gar nicht so schlecht war, da der Band dadurch recht dynamisch wurde. Freue mich weiterhin über jedes Feedback.
Ausblick:
Der nächste Band wird Louhi behandeln. Eventuell wird es wieder ein Doppelband mit einem weiteren neuen Protagonisten, da es um das gleiche Thema geht und sich eine Bündelung anbietet. Darauf geht es weiter mit Herad, Gad Varner und der 7. Legion, welche dann eine größere Rolle spielen werden. In dem Band wird dann auch die offizielle Zeitlinie verlassen werden. Momentan bin ich am Schreiben des Doppelbandes und feile schon gedanklich am großen Finale.
Danksagung:
Hier an der Stelle noch einmal ein großes dickes Dankeschön an SHOKer für sein Lektorat. Ohne ihn wäre es ein anderes Schwinden.
Und zum Schluss noch, welche Person kam diesmal am Besten an und welche am schlechtesten? Was hat gefallen und was nicht? Vielleicht erbarmt sich ja mal jemand wieder mal zu einem etwas ausführlicherem Statement oder Review. Wäre Echt Nett.
Ich denke, du hast einen Knackpunkt schon ganz gut umrissen. Die wachsende Macht von Gabriel und ihr immer göttlicher werdendes Handeln sprengt ein wenig den Handlungsrahmen. Bisher erscheint die Föderation des Lichtes wie eine Maschinerie, die wie eine Marionette an den Fäden der Lichtbringerin hängt. Das birgt die Gefahr auf Dauer langweilig zu werden. Es wäre also in der Tat von Vorteil, Gabriel rückte ein wenig in den Hintergrund überlässt das Feld ihren Mitstereitern, damit diese Konturen erhalten können und derFöderation ihren Stempel aufprägen könne. Denn nach meiner Meinung ist die Hauptstärke deiner bisherigen Erzählung das Entwickeln der verschiedenen Charaktere, die in ihrem Tun menschlich allzu menschlich sind und Fehler machen und in Situationen Entscheidungen treffen, deren Tragweite sie nicht abschätzen können. Nun habe ich zwar schon geschrieben, dass Louhi mein Lieblingscharakter ist. Daher freue ich mich auch schon darauf, wenn sie im nächsten Band wieder eine Rolle spielen wird. Aber nichts desto trotz sind mir die anderen Charaktere, die in diesem Band vorkamen auch sehr ans Herz gewachsen. Du solltest nur darauf achten, dass ihnen trotz dessen, dass sie jetzt auf der Seite der Lichtis stehen, eine gewisse Ambivalenz erhalten bleibt. Denn sollten sie zu Charakteren werden, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Föderation des Lichtes nur noch das Gute und Richtige tun, würden sie an Tiefe verlieren.
Zum einen finde ich es schade, dass dieser Band nun schon vorbei ist. Zum anderen freue ich mich umsomehr auf den nächsten. Ich finde es gut, dass dieser Band nun endlich das große ? um die Person Tabelmann beantwortet hat. Bisher war er für mich einfach nur ein Nebencharakter der noch gar nichts mit dem großen Ganzen zu tun hatte... Aber nun hat er eine sinnvolle und wichtige Aufgabe und ich hoffe, dass bei der Erfüllung dieser Aufgabe, die einzelnen Elemente die man bisher von ihm kennengelernt hat, nochmals zum Tragen kommen und nicht nur dazu dienten sein "überlaufen" zu erläutern.
Syntyche ist mir sehr ans Herz gewachsen obwohl man noch nicht viel von ihr erfahren hat. Ich mag einfach personen die nicht immer den drang haben sich in den Vordergrund zu stellen, sondern eher Taten für sich sprechen lassen (evt weil ich mich selber zu diesem Personenkreis zähle). Ich hoffe ihre "Mission" wird nochmals genauer erläutert.
Wenn es im nächsten Band mit Louhi weitergeht lüftet sich auch hoffentlich das Geheimnis bezüglich der verwandten DNA der ganzen Charakteren! Diese Frage beschäftigt mich schon ewig, und vorallem welcher Sinn dahinter steckt!!!
Auch wirft der Band wieder neue Fragen auf! Hatte die Chaosgebährmaschine nur die Funktion Gavri am Ball zu halten oder wird sie noch zu einer wichtigen Person?
Geht es eigentlich in einem der nächsten Bände auch mit den Slaneeshnymphen weiter?
Ich hoffe es geht bald weiter, mit jedermenge Action und Antworten! 😀
Ich lese fleissig seit zwei Monaten still und heimlich und möchte mal kurz betonen das die Géschichte unglaublich fesselnd und gut ist. Ich lese im Urlaub fliessig, im Dienst und Zuhause. Und wenn ich lese dann bin ich hin und weg.
Weiter so.
Die Story mag teilweise vom Fluff abweichen aber das gehört dazu. Da ich erst beim Teil bin wo die Inquisition angreift und Belial jagd hoffe ich es wird noch so einiges kommen.
Ah, du hast meinen Vorschlag umgesetzt 🙂 Freut mich sehr.
Mein Feedback zu diesem Band hast du ja schon bekommen. Dieses Mal habe ich hier im Forum nicht nochmal mitgelesen, weil auch der Abstand zwischen meiner Korrektur und dem Posten der Kapitel nicht so groß war wie bei Band IV und weil mir die Zeit fehlte, das nochmal zu lesen. Ich hoffe, dass sich das beim nächsten Band wieder ändert.
Ansonsten gute Arbeit und ein gelungenes Lesevergnügen. Ich freue mich auf die Fortsetzung!
Bin auch gespannt auf die Fortsetzung. Sehr gutes Buch (schon wieder). Für ein Ranking zwischen den Büchern mit Begründung müsste ich mich sonst sonst noch ein wenig von der kleinen Bombastik am Schluss erholen ^^.
Weiterhin frage ich mich natürlich, wer WIRKLICH hinter Gabriel an sich steckt... Ein Mensch, ein Alien, ein Dämon oder doch der Imper...ähh Gott.
(Jeder gute Cliffhanger braucht seine Spekulanten. Je mehr sie sind und umso unterschiedlicher die Auffassungen, desto besser....)
Ich denke, du hast einen Knackpunkt schon ganz gut umrissen. Die wachsende Macht von Gabriel und ihr immer göttlicher werdendes Handeln sprengt ein wenig den Handlungsrahmen. Bisher erscheint die Föderation des Lichtes wie eine Maschinerie, die wie eine Marionette an den Fäden der Lichtbringerin hängt. Das birgt die Gefahr auf Dauer langweilig zu werden. Es wäre also in der Tat von Vorteil, Gabriel rückte ein wenig in den Hintergrund überlässt das Feld ihren Mitstereitern, damit diese Konturen erhalten können und derFöderation ihren Stempel aufprägen könne.
Genau deswegen wird Gabriel erstmal anderswertig beschäftigt sein, während der Fokus auf einen Teil des Geschehens sich konzentrieren wird und die Fortschritte des Gesamten nur als Randnotizen erscheinen werden.
Denn nach meiner Meinung ist die Hauptstärke deiner bisherigen Erzählung das Entwickeln der verschiedenen Charaktere, die in ihrem Tun menschlich allzu menschlich sind und Fehler machen und in Situationen Entscheidungen treffen, deren Tragweite sie nicht abschätzen können.
Nun habe ich zwar schon geschrieben, dass Louhi mein Lieblingscharakter ist. Daher freue ich mich auch schon darauf, wenn sie im nächsten Band wieder eine Rolle spielen wird. Aber nichts desto trotz sind mir die anderen Charaktere, die in diesem Band vorkamen auch sehr ans Herz gewachsen. Du solltest nur darauf achten, dass ihnen trotz dessen, dass sie jetzt auf der Seite der Lichtis stehen, eine gewisse Ambivalenz erhalten bleibt. Denn sollten sie zu Charakteren werden, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Föderation des Lichtes nur noch das Gute und Richtige tun, würden sie an Tiefe verlieren.
Zum einen finde ich es schade, dass dieser Band nun schon vorbei ist. Zum anderen freue ich mich umsomehr auf den nächsten. Ich finde es gut, dass dieser Band nun endlich das große ? um die Person Tabelmann beantwortet hat. Bisher war er für mich einfach nur ein Nebencharakter der noch gar nichts mit dem großen Ganzen zu tun hatte... Aber nun hat er eine sinnvolle und wichtige Aufgabe und ich hoffe, dass bei der Erfüllung dieser Aufgabe, die einzelnen Elemente die man bisher von ihm kennengelernt hat, nochmals zum Tragen kommen und nicht nur dazu dienten sein "überlaufen" zu erläutern.
Der nächste Part von ihm wird erst nach einem kleinen Zeitsprung statt finden, also keine Action auf einem schwarzen Schiff. Wäre zwar interessant gewesen, bringt aber die eigentliche Story kein Stück weiter und wurde deswegen aus Zeitgründen von mir gecancelt. :mellow:
Syntyche ist mir sehr ans Herz gewachsen obwohl man noch nicht viel von ihr erfahren hat. Ich mag einfach personen die nicht immer den drang haben sich in den Vordergrund zu stellen, sondern eher Taten für sich sprechen lassen (evt weil ich mich selber zu diesem Personenkreis zähle). Ich hoffe ihre "Mission" wird nochmals genauer erläutert.
Syntyche ist eigentlich schon in meinen Augen umfassend erklärt worden. Man kennt nun ihre Herkunft, ihre Motivation und sie hat sich von ihrem ersten Auftritt immer weiter entwickelt. Das Kapitel mit der Mission steht schon, wird wohl aber noch massiv umgeschrieben werden, da ich nicht mehr wirklich zufrieden damit bin. 😴
Wenn es im nächsten Band mit Louhi weitergeht lüftet sich auch hoffentlich das Geheimnis bezüglich der verwandten DNA der ganzen Charakteren! Diese Frage beschäftigt mich schon ewig, und vorallem welcher Sinn dahinter steckt!!!
Auch wirft der Band wieder neue Fragen auf! Hatte die Chaosgebährmaschine nur die Funktion Gavri am Ball zu halten oder wird sie noch zu einer wichtigen Person?
Nein, ich denke nicht. Eigentlich wollte sie schon in diesem Band bringen, hat sich aber nicht wirklich ergeben. Ist auch immer eine Gratwanderung, Chaosanhänger so expliciet zu beschreiben. Was die so treiben ist halt nicht Jugendfrei.
Ich lese fleissig seit zwei Monaten still und heimlich und möchte mal kurz betonen das die Géschichte unglaublich fesselnd und gut ist. Ich lese im Urlaub fliessig, im Dienst und Zuhause. Und wenn ich lese dann bin ich hin und weg.
Weiter so.
Die Story mag teilweise vom Fluff abweichen aber das gehört dazu. Da ich erst beim Teil bin wo die Inquisition angreift und Belial jagd hoffe ich es wird noch so einiges kommen.
Klar, hab die Situationen total verpeilt und das Potential einfach verkannt. Habe mich zu sehr auf andere Aspekte konzentriert und das offensichtliche vollständig übersehen. Aber dafür hat man ja seinen Lektor, der einen auf solche Sachen aufmerksam macht. Nochmals vielen Dank dafür.
Bin auch gespannt auf die Fortsetzung. Sehr gutes Buch (schon wieder). Für ein Ranking zwischen den Büchern mit Begründung müsste ich mich sonst sonst noch ein wenig von der kleinen Bombastik am Schluss erholen ^^.
ich bin ein sehr grosser Fan dieser Story und würde sie anstandslos in die Top 3 der spannendsten Storys des 40K Universums setzten, die ich bis jetzt gelesen habe. Gerade weil du kein professioneller Schreiber bist (bist du doch nicht, oder?) und aus diesem Grund deine Geschichte weniger "kommerziell" aufbaust, finde ich sie so gut.
Aus diesem Grund finde ich es nur passend, wenn du deinen Job kündigst, dich von deiner Frau/Freundin trennst, dich an einen einsamen Ort (mit Internetzugang natürlich) zurückziest und die so freigesetzte Zeit nutzt die Geschichte zügig weiterzuschreiben. Oder anders gefragt: Wann geht es weiter?
ich bin ein sehr grosser Fan dieser Story und würde sie anstandslos in die Top 3 der spannendsten Storys des 40K Universums setzten, die ich bis jetzt gelesen habe. Gerade weil du kein professioneller Schreiber bist (bist du doch nicht, oder?) und aus diesem Grund deine Geschichte weniger "kommerziell" aufbaust, finde ich sie so gut.
Was nur in die Top 3 und nicht an die Spitze? :death:He he, nur Spaß. :lol: Nein, ich bin in der Tat kein professioneller Autor. Und Danke für das Lob! :wub:
Aus diesem Grund finde ich es nur passend, wenn du deinen Job kündigst, dich von deiner Frau/Freundin trennst, dich an einen einsamen Ort (mit Internetzugang natürlich) zurückziest und die so freigesetzte Zeit nutzt die Geschichte zügig weiterzuschreiben. Oder anders gefragt: Wann geht es weiter?
Zeit, sie ist so endlich und es gibt soviel zu tun. :sleeping::shifty:😛rost:😛artytime2::lesen::lighten::greedy:
Lange Rede kurzer Sinn, diesen Samstag geht es weiter mit einem Ausflug ins Segmentum Ultima. Eigentlich sollte zuerst etwas mit Louhi kommen, aber gewisse Szenen bereiten mir große Mühe und ich weiß momentan nicht, wie ich zwei wichtige Probleme lösen kann. Deswegen wird zuerst der hintere Teil von Band VI als erstes gepostet. Der Band hat sechs Kapitel, die aufgrund ihrer Länge meist zwei geteilt werden. Also für fast drei Monate wird es dann regelmäßig Nachschub geben. Die Charaktere sind allsamt neu und ich hoffe, sie kommen an.
Hach, da kommt bald der neue Band und nun fällt mir auf, dass ich bisher noch gar nicht meinen Senf zu Band V gegeben habe.
Wie ich ja während der Veröffentlichung schon angemerkt hatte, fiel es mir etwas schwer, die doch recht schnelle Wandlung von Herad nachzuvollziehen, wobei selbige ja eigentlich schon mit der Affäre um die pädophilen Geistlichen ihren Anfang genommen haben dürfte. Daher wirkt es rückblickend überzeugender. Für mich definitiv gut gelungen waren die Rückblicke in seine Vergangenheit, durch die auch gleich noch etwas Licht auf die Herkunft von Gavri/Gabriel geworfen wurde. Zieht man noch die letzten beiden Sätze des Bandes und die Hinweise auf Gabriels Machtambitionen mit hinzu, scheint sich Herr Morgenstern wirklich einen sehr perfiden Plan ausgedacht zu haben. Ich bin außerordentlich gespannt!
Shiloh hat mir ebenfalls gut gefallen. Wobei du vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen bist, als du uns klar machen wolltest, dass sie schon immer außerordentlich willensstark war😉
Was Gabriel angeht, so war es sehr unterhaltsam zuzusehen, wie sie diese Festung praktisch im Alleingang auseinander nimmt. Das sie aber dann auch so starke, ja eigentlich schon göttliche Schöpfungskräfte gewinnt, wirkt etwas übertrieben. Sie scheint ja potenziell jede Form von Leben erschafften zu können und hält sich nur wegen Verboten zurück.
Größtes Manko an der ganzen Geschichte ist für mich das die sie, gerade im Vergleich mit dem vorherigen Band, eben doch recht komprimiert wirkt. Du hast ja erklärt warum dem so ist und ich habe dafür auch volles Verständnis. Da für mich aber immer gerade auch der hohe Detailgrad den Reiz deiner Geschichten ausgemacht hat.:wub: An dem wieder sehr positiven Gesamteindruck dieses Bandes ändert das glücklicherweise nichts. Aber ich hatte mich irgendwie auf eine ausführliches Gemetzel mit Lucius gefreut.
Aber jetzt bitte weiter! Ich bin gespannt auf die versprochenen, neuen Charaktere.
Wie ich ja während der Veröffentlichung schon angemerkt hatte, fiel es mir etwas schwer, die doch recht schnelle Wandlung von Herad nachzuvollziehen, wobei selbige ja eigentlich schon mit der Affäre um die pädophilen Geistlichen ihren Anfang genommen haben dürfte. Daher wirkt es rückblickend überzeugender. Für mich definitiv gut gelungen waren die Rückblicke in seine Vergangenheit, durch die auch gleich noch etwas Licht auf die Herkunft von Gavri/Gabriel geworfen wurde. Zieht man noch die letzten beiden Sätze des Bandes und die Hinweise auf Gabriels Machtambitionen mit hinzu, scheint sich Herr Morgenstern wirklich einen sehr perfiden Plan ausgedacht zu haben. Ich bin außerordentlich gespannt!
Was Gabriel angeht, so war es sehr unterhaltsam zuzusehen, wie sie diese Festung praktisch im Alleingang auseinander nimmt. Das sie aber dann auch so starke, ja eigentlich schon göttliche Schöpfungskräfte gewinnt, wirkt etwas übertrieben. Sie scheint ja potenziell jede Form von Leben erschafften zu können und hält sich nur wegen Verboten zurück.
Das ist schon beabsichtigt und wohl überlegt. Am Ende wird sich alles zu einem harmonischen Bild einfügen. Genau aus diesem Grund rückt das Engelchen auch erstmal aus dem Fokus der Geschichte.
Größtes Manko an der ganzen Geschichte ist für mich das die sie, gerade im Vergleich mit dem vorherigen Band, eben doch recht komprimiert wirkt. Du hast ja erklärt warum dem so ist und ich habe dafür auch volles Verständnis. Da für mich aber immer gerade auch der hohe Detailgrad den Reiz deiner Geschichten ausgemacht hat.:wub: An dem wieder sehr positiven Gesamteindruck dieses Bandes ändert das glücklicherweise nichts. Aber ich hatte mich irgendwie auf eine ausführliches Gemetzel mit Lucius gefreut.
Es ist halt alles eine Zeitfrage. Inzwischen habe ich wieder mehr Zeit, aber manchmal will man halt auch was anderes machen, als Stundenlang vor dem Computer zu hocken und zu schreiben.
Und ich bin gespannt, wie gut die ankommen werden.
Persona Dramatis
Thaddäus Felta - Erzkardinal von Tawkor, ehemaliger Konfesser der Endstation von Cresidia III
Bruder Leon von den "Red Lion" - Astartes, Leibwächter und Sicherheitschef des Erzkardinals, trägt eine rote Rüstung
Schwester Beatrice "Trixi" - Junge, äußerst freche Sororitas
Procurata Heradine - Stammt aus Boonhaven und predigt oft von ihrem toten Bruder, war im Ruhestand auf und trat aus religiösen Gründen zurück in den aktiven Dienst, um Erzkardinal Thaddäus zu schützen.
Lord Kommissar Paston - Hat im Dienst für den Imperator beide Beine und den linken Arm verloren, ebenso beide Augen und sein Schädel besteht mehr aus Stahl aus Fleisch. Fährt in einem kleinen Panzer durch die Gegend
Kappa VI - frecher kleiner Junge
Kappa Prime - Mutter von Kappa VI und Zimmermädchen
Theta Prime - Leibköchen von Erzkardinal Thaddäus Felta, Mutter von Theta VI und VII
Vorwort
Wie versprochen geht es nun weiter mit dem nächsten Band von "Das Schwinden". Wieder einmal sind es gänzlich neue Charaktere und der Fokus ist diesmal auf die imperiale Religion gerichtet. Und deren Auswüchse. Diese Thematik wurde ja auch schon im ersten und auch im zweiten Band erörtert, wird hier aber noch einmal vertieft. Ich finde das Thema Religion generell sehr interessant und das Setting von 40K hat da ja sein ganz eigenes Flair. Genau genommen ist Religion eigentlich ein zentrales Thema in 40K, was aber eher stiefmütterlich in den offiziellen Publikationen wie auch in Fanfiction behandelt wird. Da die einzelnen Kapitel meist sehr lang geraten sind, werde ich sie in den meisten Fällen in zwei Teilen posten, so dass es für fast drei Monate nun Wöchentlich regelmäßig Nachschub geben wird.
An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an SHOKer, der wie üblich die Teile lektoriert und mich auf den einen oder anderen Missstand hingewiesen hat.
Viel Spaß beim Lesen und Feedback ist immer willkommen. Und natürlich ist auch Lob herzlich willkommen, schließlich muss ja von irgendwoher die Motivation für ein so umfangreiches Werk herkommen.
Das Schwinden: Buch VI
Die Leiden der alten Heradine
Kapitel 1
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Unter dem Schwert
Palast des Erzkardinals
Zeit: 2 259 998.M41
Person: Bruder Leon von den "Red Lions"
Bruder Leon registrierte auf den in seinem Visor eingeblendeten Auspexdaten, wie Signal Kappa IV seinen äußeren Sicherheitsperimeter durchdrang und schnell aus dem rückwärtigen Bereich zu ihm aufschloss. Vor dem Astartes lag ein Gang mit weißen Fließen, darüber ein roter tiefer Teppich mit einer Borte aus goldenen Fransen. Die Wände waren sauber verputzt und mit dem Gemälde einer lieblichen grünen Landschaft bemalt, wie es sie etwa sechstausend Kilometer südlich von hier auf einem anderen Kontinent durchaus gab. Links und rechts befanden sich Alkoven, in denen sich lebensgroße Statuen von Heiligen aus erlesensten Materialen befanden. Signal Kappa IV hatte sich offensichtlich hinter einer der Statuen versteckt und kam nun mit großer Geschwindigkeit auf ihn zu. Nicht, dass ihm das überhaupt etwas genutzt hätte, da er ihn schon aus fünfzig Metern Entfernung erfasst hatte. Der Space Marine ließ sich nicht anmerken, dass er Signal Kappa IV im Visor hatte und bereit für Gegenmaßnahmen war. Er hielt seine normale Geschwindigkeit konstant bei, während der Blip deutlich an Tempo gewann. Erst im letzten Moment drehte sich Bruder Leon um, bückte sich und ergriff mit beiden Händen Kappa IV. Er hob es hoch und warf es bis unter der Decke, wo sich das Objekt überschlug, was Kappa IV mit einem durchdringenden Schrei quittierte. Dann fing er das lachende Kind mit beiden Händen auf, als er sich wieder auf seiner Höhe befand.
"Oh, nochmal! Das hat Spaß gemacht! Nochmal! Bitte!", skandierte der fünf Jahre alte Junge begeistert. Die dunklen Haare auf seinem Kopf waren kurzgeschoren und er trug ein ausgewaschenes helles Leinenhemd und eine Latzhose aus blauem strapazierfähigem Material, dass im Bereich seiner Knie geflickt war.
"Nein, genug Spaß für heute, Kappa VI, Kappa Prime sucht dich schon."
"Woher willst du denn das wissen?"
"Ich sehe das am Bewegungsmuster von Kappa Prime, die dich aus ihrem inneren Perimeter verloren hat."
"Reden alle Astartes so ulkig wie du?", fragte der dunkelhaarige Junge mit zwei Zahnlücken frech, da ihm die vorderen Schneidezähne in den letzten Tagen ausgefallen waren.
"Das ist die Art der Astartes und nun Lauf schnell zu deiner Mutter!", befahl Leon im strengen Tonfall, sich jedes Anzeichen von Amüsiertheit verkneifend. Dieses tägliche Ritual des vergeblichen Anschleichens hatte etwas anrührend Konstantes und Kinder wurden so schnell groß. Lachend drehte sich der Junge um und rannte in Richtung seiner Mutter den Gang herunter und verschwand dann in einer der vielen abgehenden Türen. Bruder Leon setzte sich ebenfalls in Bewegung und kontrollierte die Bewegungsmuster in seiner Umgebung im ersten Untergeschoss des Eta Sektor. Alles im grünen Bereich. Auch die Außenposten meldeten sich in den vorgeschriebenen Parametern und signalisierten Grün. So langsam hatte er die Sicherheit im Kardinalspalast auf Tawkor im Griff. Anfangs waren sehr viele Übungen katastrophal verlaufen, es hatte Unfälle gegeben und leider auch Verletzte. Für alle war dies Neuland, weit weg von zu Hause. Fremde in einem fremden Land, das sie nicht mit offenen Armen empfangen hatte.
Bruder Leon trug seine MK8 "Errant" Servorüstung. Die Grundfarbe war rot. Auf seinem rechten Schulterschutz war der rote Löwe plastisch auf schwarzem Grund herausgearbeitet. Sein Orden hieß die "Red Lions", was auf Altgotisch nichts Anderes als Rote Löwen bedeutete. Auf seinem linken Schulterpanzer prangte die rote Säule der Ekklesiarchie mit umrahmtem Schädel auf ebenfalls schwarzem Grund. Darunter stand auf einem pergamentgrauen Spruchband "Leibwächter", darunter eine goldene 108, eingerahmt von einem knochenfarbenen Totenschädel und einem roten Helm. Auf der Kniekachel wiederholte sich die Heraldik in kleinem Maßstab. Am schwarzen Gürtel trug er in einem Holster eine reich verzierte Boltpistole, hergestellt in den Hallen des Mars von wahren Meistern ihres Handwerks. Der Maschinengeist war so gut motiviert, dass die Waffe niemals eine Ladehemmung oder eine Fehlzündung hatte. In einer Schlaufe auf der anderen Seite hatte er sein Kettenschwert, dessen Zähne aus Adamantium glänzten. Am Gürtel hing noch sein Auspex, von dem mehrere Kabel in seinem Brustpanzer verschwanden, wo sie sein Visor mit Daten versorgten und im Gegenzug Strom von seinem kleinen kompakten Kraftwerk im Rückentornister erhielten. Von der Oberseite seines Helmes fielen viele eng beschriebene Pergamentstreifen nach hinten weg. Jeder dieser Streifen kündete von einem erfolgreich abgeschlossenen Feldzug, einer siegreichen Schlacht, einer erwähnenswerten Heldentat oder einer hervorragend ausgeführten Mission. Das war sozusagen seine Löwenmähne, an dem jedes Ordensmitglied sofort einschätzen konnte, wie erfahren sein Bruder war. Bruder Leon hatte es bis zum Sergeanten gebracht, war schon für die erste Kompanie vorgesehen gewesen und hätte es vielleicht bis zum Captain geschafft. Deswegen trug er auch eine neuartige Servorüstung vom Typ VIII "Errant", welche nur an verdiente Mitglieder eines Ordens übergeben wurde. Aber seine Begegnung mit dem damaligen Konfessor Thaddäus Felta hatte dieser Karriere ein jähes Ende bereitet.
Er erreichte eine kurze Treppe und passierte einen Doppelposten. Die Männer in der neuen prächtigen Garderüstung des Erzkardinals grüßten zackig und er grüßte ernst zurück. Inzwischen hatte er sehr viel Respekt vor diesen einfachen Menschen gewonnen. Am Ende der Treppe erwartete ihn ein schmuckloser Gang, der frisch gestrichen und renoviert war. Er konnte die Farbe dank des offenen Atemsystems noch gut wahrnehmen, bevor diese vom intensiven Essensgeruch überlagert wurde. Der Lärm einer Großküche schlug ihm entgegen. Die Bewegungsmuster des Personals signalisierten die übliche Betriebsamkeit um diese Zeit. Hier arbeiteten hauptsächlich Frauen, einige kleine Kinder wuselten in der Nähe ihrer Mütter herum und spielten unter den Tischen. Die älteren Kinder waren in der Schola oder einige schon ältere Töchter mit kleinen Aufgaben beschäftigt, um das Handwerk ihrer Mütter zu lernen.
Nachdem er sich vom Normalzustand der Situation überzeugt hatte, schritt er auf Theta Prime zu, Theta VI hing an ihrem Rockzippel und sah ihn wie Theta VII, die unter dem Rock ihrer Mutter hervor linste, mit großen Augen an.
"Ich habe für seine Heiligkeit extra viele frische Karotten in die Gemüsesuppe hinein geschnitten", meinte Theta Prime wie üblich gut gelaunt. Die füllige Frau von etwa vierzig Jahren hatte rosige Wangen und man sah ihr an, dass sie ausgiebig von ihren Speisen Probe schmeckte. Sie hatte sich die Ärmel ihrer Bluse hochgekrempelt und man konnte die rituellen Narben ihres ehemaligen Narcostammes und Makropolgangtätowierungen deutlich sehen. Ungefragt schöpfte sie eine der hölzernen handgeschnitzten Schüssel voll. Bruder Leon setzte seinen Helm ab und probierte die Gemüsesuppe mit einem gusseisernen Löffel, die wie üblich hervorragend schmeckte und keinerlei Gift enthielt. Es gehörte zu seinen Aufgaben, die Speisen seiner Heiligkeit vorzukosten. Dieses Personal war durch die besonderen Umstände der Rekrutierung über jeden Zweifel erhaben, aber feindliche Elemente waren sich auch schon in Vergangenheit nicht zu schade gewesen, einfach eine ganze Lieferung von Lebensmitteln zu vergiften. Theta VII war eine hervorragende Köchin, die perfekt mit dem Messer umgehen konnte. Sie hatte mindestens vier Morde damit begangen, bevor sie verhaftet worden war. Jedenfalls hatte man vier verschiedene DNA Muster von Menschen in ihrer Grillstube gefunden. Nach den rituellen Narben auf ihrem rechten Unterarm zu urteilen, hatte sie über fünfzig Menschen getötet, aber wie viele davon vor ihrer Einfahrt in die Endstation war für ihn nicht ersichtlich.
"Das wird seiner Heiligkeit sicherlich munden", lobte Bruder Leon die Köchin und setzte seinen Helm auf. Im nächsten Moment kam über Funk das erste Warnsignal von einer der Außenschranken, die dem Alphasektor vorgelagert war. Ein Maschinengeist zeigte an, dass die Schranke gewaltsam durchbrochen wurden war. Im nächsten Moment konnte er das Peitschen von Lasergewehren und das Rattern von Maschinengewehren hören. Der Außenbereich lag von seiner Position sechshundert Meter entfernt, da er sich im genau gegenüberliegenden Eta Sektor aufhielt. Dann ging der Alarm los, bevor er ihn per Gedankenbefehl geben konnte. Sofort setzte eine allgemeine Betriebsamkeit in der Küche ein. Die älteren Kinder sammelten die jüngeren ein, nahmen sie an die Hand und schafften sie in den nächsten Schutzraum. Ihre Mütter unterbrachen ihre Arbeit, eilten zu den Ausrüstungsschränken, zogen sich Schutzwesten an und bewaffneten sich mit Gewehren. Es gab kein Geschrei, kein Gedränge, sie hatten das alle inzwischen oft genug geübt und jeder Handgriff saß nun. Allerdings sah er das nur am Rande, da er sich schon in Bewegung gesetzt hatte.
"Das ist keine Übung! Das ist keine Übung! Setze Protokoll Stab in Kraft!", befahl er im primären Kanal, während er zu einem die Empfangsbestätigungen registrierte und Kontakt mit dem Torbereich aufnahm.
"Lastwagen hat Schranke durchbrochen. Dieses Drecksding ist massiv gepanzert!", meldete einer der Posten vom Eingang. "Scheiße! Da kommen noch mehr von diesen Wichsern!" So trainiert diese Leute auch waren, in solchen Situationen verfielen sie wieder in ihren alten Slang. Dann waren weitere Schüsse zu hören, dann brach die Verbindung ab. Das sah nicht gut aus. Der äußere Torbereich war massiv unter Druck, wahrscheinlich schon gefallen. Sofort setzte er weitere Truppen in Bewegung, um den Innenhof zu sichern und das Tor zurückzuerobern. Dann krachte es gewaltig. Der Boden bebte, überall war das Splittern von Glas zu hören. Einiges ging darüber hinaus zu Bruch. Die Beleuchtung in dem Gang flackerte zuerst, fiel dann komplett aus. Die Maschinengeister der Notbeleuchtung erwachten träge aus ihrem Schlaf und sorgten für etwas Licht. Dann hörte er die Detonation, keine Sekunde nach dem Beben. Die Bombe musste im Hof explodiert sein und Leon schätzte, dass dies mindesten zehn Tonnen konventionellen Fycelin gewesen waren. Allerdings schien das Beben von tiefer gekommen sein, aber wahrscheinlich täuschte er sich. Das Schlimmste war, dass durch die gewaltige Detonation alle Maschinengeister der Bewegungsmelder den Dienst quittiert hatten. Es würde eine Zeit lang dauern, bis die Maschinengeister aus ihrer Ohnmacht erwachen und wieder ihre Arbeit aufnehmen würden. Obendrein meldeten Hunderte von Maschinengeistern, dass ihr Glas zerbrochen oder das Fenster offen war.
"Hier ist Posten Turm Delta! Zeppelin nähert sich uns an, reagiert nicht auf Funksprüche, hat jetzt den äußersten Sicherheitsparameter erreicht." In dieser Situation war das kein Zufall oder Versehen.
"Gegenmaßnahmen einleiten. Zeppelin ist als Tango zu klassifizieren!" Die Luftabwehr auf den Türmen begann augenblicklich zu feuern. Gleichzeitig meldeten auch die Piloten der Schutzstaffel ihren Angriffsbeginn. Vier schwer bewaffnete Avenger sollten mit einem Zeppelin fertig werden können.
"Hier Trupp Speer! Setzen Protokoll Stab um!", hörte er die krächzende Stimme von der Procurata Heradine. Er überprüfte die Position von Primus zu seiner und korrigierte seinen Kurs. In dem Moment verlor er den Kontakt zur inneren Wache des kleinen Audienzsaales im My Sektor, wo schon eine von außerhalb angereiste Delegation von Arbeitern auf seine Heiligkeit wartete. Der Feind befand sich schon im Innern des Gebäudes, jedenfalls musste er davon ausgehen. Ein Angriff von drei Seiten. In den zwölf Jahren, seit dem er auf Erzkardinals Thaddäus Feltas Leben aufpasste, hatte es schon mehrere Mordanschläge gegeben, aber keiner war je so mächtig gewesen. Jedenfalls nicht seit der Invasion von Cresidia III. Aber das war Krieg gewesen. Tawkor war eine beschauliche Schreinwelt und hier herrschte Frieden. Die Leute hatten wegen seiner ständigen Übungen stets hinter seinem Rücken gemurrt und geflucht, aber diese ständige Training machte sich nun bezahlt.
Sofort beorderte er eine Reserveeinheit aus der Garnison der Leibwache im Iota Sektor in Richtung Audienzsaal. Weitere Explosionen erschütterten das Gebäude. Dann eine große Detonation. Bruder Leon war schon lang genug im Krieg, um herauszuhören, dass dies explodierende Flakmunition war. Wahrscheinlich hatte der Zeppelin einen Wirkungstreffer auf einen der Falktürme erzielt und dessen Munitionsvorräte in die Luft gejagt. Im Sekundentakt kamen Kontaktmeldungen verschiedener Posten und die meisten verstummten darauf für immer. Es war schlimmer als anfangs gedacht. Wer immer da Angriff, er meinte es verdammt ernst. Und er war fähig genug, es mit der Garde des Kardinals aufzunehmen. Und das waren ausschließlich hartgesottene Veteranen des 1. Endstation und die hatten einer der härtesten Belagerungen standgehalten, die es in der imperialen Geschichtsschreibung gab.
Mit großen Schritten schloss er auf eine der Alarmeinheiten auf, die von Lord Kommissar Paston angeführt worden. Wie üblich fuhr er in seinem kleinen Panzer durch den Palast. Schon vor dem Krieg auf Cresidia III war Paston ein Krüppel gewesen, der für den Imperator seine Beine samt Unterleib, seinen linken Arm, seine Augen, sein Unterkiefer und seine Schädeldecke gegeben hatte. Allerdings hatte ihm das Adeptus Mechanikus einen kleinen Panzer als Vollprothese gebaut, in dem er nun steckte. Nur sein Kopf mit der uralten ramponierten Mütze ragte aus einer Luke heraus, um den Überblick zu behalten. Bewaffnet war das Vehikel mit einem schweren Bolter und einem seitlich am Turm angebrachten Raketenwerfer mit automatischer Zuführung.
"Vorwärts Jungs! Macht diese Bastarde fertig! Für seine Heiligkeit!", brüllte der Veteran unzähliger Schlachten, denn Paston war noch älter als Leon und er hatte schon zwei Nägel für je ein Jahrhundert Dienst in seiner Stirn stecken. Die "Jungs" waren Kämpfer in prächtigen polierten Plattenpanzern der Leibgarde des Erzkardinals. Ihre Bewaffnung bestand aus uralten Hochenergielasergewehren, von deren Schäfte kleine Bildtafeln ihres selbsternannten Schutzheiligen Thaddäus herunter baumelten.
"Achtung! Fünf Tangos von links! Siebenundreißig Meter näher kommend!", gab Leon bekannt, als sein Aupex den Feind erfasste. Der Maschinengeist seines Scanners musste wegen der ganzen Explosionen verwirrt sein, dass er den Feind erst jetzt klassifizierte.
"Deckung nehmen und Sperrfeuer!", befahl der alte Lord Kommissar und der Trupp verteilte sich augenblicklich in den Alkoven. Er selbst sank in seinen Panzer zurück und verschloss die Turmluke. Bruder Leon zog seine Boltpistole und Kettenschwert. Mit einer kurzen Litanei stimmte er die Maschinengeister gnädig und fuhr sein Schwert hoch. Knatternd erwachte der Motor zum Leben und die Kettenglieder begannen melodisch zu surren. Der Astartes in ihm freute sich auf den Kampf. Dafür war er erschaffen worden. Sein menschlicher Teil machte sie aber große Sorgen um seinen Schutzbefohlenen. Thaddäus Feltas Leben zu schützen war seine primäre Mission. Vielleicht die wichtigste Mission in seiner ganzen Karriere und das einzige, was er fürchtete, war darin zu versagen.
"Für seine Heiligkeit!", brüllten die Männer, welche einst alles zum Tode verurteilte Gewaltverbrecher gewesen waren. Die meisten waren ehemalige Makropolgänger, andere Syndikatssoldaten oder gar Auftragsmörder gewesen. Dann brach der Feind um die Ecke. Sie waren verdammt schnell. Schneller als Menschen sein sollten. Die fünf Tangos waren definitiv auf Kampfdrogen, sehr wirksamen und hochwertigen Kampfdrogen. Wahrscheinlich waren sie sogar augmetisch modifiziert. Oder es handelte sich um humanoide Xenos. Ihre Trikotanzüge waren schwer gepanzert und hitzeabweisend, denn sie tanzten mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit durch das Feuer der Lasergewehre. Obendrein war die Außenseite noch mit Chamäleonit behandelt, das war eine Beschichtung, welche die Farbe und Struktur des Hintergrundes annahm. Bei dieser Geschwindigkeit sorgte sie nur dafür, dass die Konturen des Trägers etwas undeutlicher wurden und das Zielen erschwerten. Die Attentäter selbst waren mit Maschinenpistolen bewaffnet, die panzerbrechende Munition verschossen und an ihren Unterarmen befestigt waren. Die Munitionszuführung erfolgte über Band aus Rückentornistern. Hochwertige Ausrüstung vom Feinsten, was es auf menschlichen Schwarzmärkten zu kaufen gab, und sie bewiesen mit einem halben Dutzend tödlichen Wirkungstreffern, dass sie damit umgehen konnten. Drei Garben prasselten gegen seinen Torso und sprengten die rote Lackierung von den oberen Schichten des Ceramit ab. Es handelte sich aufgrund der verwendeten Ausrüstung also wohl doch um Menschen und nicht um Xenos.
Leon erschoss einen mit seiner Astartes Boltpistole, ein weiterer wurde von einer Boltergarbe des schweren Bolters von Pastons Vehikel getroffen und in eine Wolke aus explodierendem Fleisch und Blut verwandelt. Einer der drei Überlebenden warf ein leibhaftiges Chakram mit einem zweifachen gegeneinander drehenden Kettenkranz nach Leon. Instinktiv parierte er mit dem Kettenschwert, was eine fatale Kettenreaktion auslöste, als die mit Adamant beschichteten Kettenglieder seines Schwertes durch die Aufprallwucht des mit dem gleichen Material verstärkten Chakrams zerfetzt wurden. Er hatte die Wurfscheibe zwar abgewehrt, dafür hatte er sein Kettenschwert eingebüßt. Dann war der Feind heran. Einer befestigte eine magnetische Panzerabwehrmine auf Pastons Panzer, ein anderer griff Leon in wahrlich selbstmörderischer Absicht an. Der dritte wurde von einem scharfen Bajonetts eines der Leibgardisten aufgespießt. Diese Männer waren eben besser im Nahkampf, da sie das von klein auf in einer feindlichen Umgebung gelernt hatten. Leon parierte einen Hieb von einem Mononschwert mit seinem defekten Kettenschwert und hieb dem Angreifer einfach den Pistolenkolben ins Gesicht, das unter der Wucht des Aufpralls zerschmettert wurde. Im nächsten Moment zündete der tödlich getroffene Angreifer seine Sprengstoffweste, die er unter seinem Trikotanzug getragen hatte. Aus kürzester Nähe prasselten scharfe Metallteile gegen seine Rüstung. Zwei Schwachstellen an seinen Armgelenken wurden sogar durchschlagen, aber die Wunden waren oberflächlich und verschlossen sich sogleich wieder. Bruder Leon erfasste das nächste Ziel und erschoss kurzerhand den letzten Angreifer. Die Panzermine detonierte am hinteren Teil des motorisierten Rollstuhls. Die Explosion zerriss den Antriebsblock und entzündete des Petrochem des Hybridantriebs. Leon überwand mit zwei Schritten die Distanz und öffnete mit aller Kraft die von Innen verriegelte Wartungsluke, um Paston aus seinem brennenden Panzer zu reißen. Der Veteran trug seine alte Uniform, die in Flammen stand. Er riss ihm den gekürzten Mantel vom Leib und schlug mit seinen großen Händen die Flammen auf den Mann aus. Paston lebte noch, auch wenn er rauchte und stark mitgenommen aussah.
"Thronverdammt! Diese verdammten Bastarde! Kümmer dich nicht um mich! Beschützt seine Heiligkeit!", keuchte der eigentlich pensionierte Lord-Kommissar mit seinem Kehlkopflautsprecher. Aber für Männer wie Paston war eine Pensionierung kein Grund, ihren Dienst am Imperator einzustellen. genau so wenig wie der Verlust von drei Gliedmaßen und des Unterleibs. Solche Fleischwunden hielten einen wahren Diener des Imperators eben nicht davon ab, weiter im ewigen Krieg zu kämpfen. Schließlich wimmelte es in der Galaxis von den Feinden der Menschheit und auch im Innern gab es genug von ihnen, dass es niemals so etwas wie einen Ruhestand im ewigen Krieg geben konnte.
"Der Erzkardinal wäre äußerst verstimmt, wenn ich sein Leben über deines stellen würde, alter Freund. Kümmert euch um ihn! Bringt ihn ins Hospital und bewacht ihn", befahl Leon den wenigen Überlebenden und koordinierte noch in der Bewegung die weitere Verteidigung des Palastes. Dank der hochentwickelten Systeme seiner Rüstung war er in der Lage, diese kleine Armee in Bataillonsstärke zu koordinieren. Der Zeppelin setzte gerade Truppen auf dem Dach ab, bevor er zerbrach, als die Bordkanonen der Avenger endlich ein System kritisch trafen, nachdem die Außenhülle hunderte von direkten Treffen überstanden hatte. Jedenfalls war das aus den eingehenden Funksprüchen zu entnehmen. Weitere Erschütterungen durchfuhren das Gebäude, als der Zeppelin darauf zerschellte. Staub rieselte von der Decke, aber die Strukturen hielten, waren Paläste dieser Art trotz ihrer prunkvollen Ausstattung doch in erster Linie von Grund auf als Wehrbau konzipiert.
"Trupp Speer wird angegriffen! Setzen uns nach Mütze ab", kam die Meldung und Leon eilte der Position entgegen, wo sich die Leibwache aus Sororitas Schwestern befinden musste. Wenn Thaddäus fiel, würde er sich das nie verzeihen. Er konnte das Brüllen der Bolter noch aus den drei Stockwerken über ihm vernehmen, als er in eines der prächtigen Treppenhäuser stürmte. Er rannte regelrecht in eine Gruppe der Angreifer hinein. Der Maschinengeist seines Aupex hatte offensichtlich komplett die Lust an seinem Dienst verloren, anders war dieser Umstand fast nicht zu erklären. Wahrscheinlich war ein Ritual der Neujustierung notwendig, um den Maschinengeist wieder zu motivieren, seine Arbeit wie gewohnt zuverlässig zu verrichten.
Diese Angreifer trugen richtige Rüstungen aus Armaplast und die allgegenwärtigen Chaossterne machten ihm klar, mit wem er es zu tun hatte, mit dem Erzfeind. Da wollte wohl jemand Revanche für die Niederlage in der Schlacht um die Endstation auf Cresidia III üben. Die hier hatten Sturmschrottflinten in den Händen und feuerten sie unverzüglich auf ihn ab. Statt der erwarteten Schrotgarben prasselten Explosivgeschosse auf ihn ein, welche ganze Brocken von geschichtetem Ceramit, Pastoid und Adamantium aus seiner Rüstung sprengten. Der Erzfeind hatte sich gut auf seine Opposition vorbereitet. Panzerbrechende Munition, Chakrams, Panzerminen, das waren alles Indizien, dass diese Attentäter über gute Informationen über ihre zu erwartende Opposition verfügten. Allerdings dachte Leon nicht nur über seinen Feind nach, sondern begann sofort mit der unbarmherzigen Auslöschung von diesem. Sofort zuckte seine Boltpistole nach oben, richtete sich im vollen Lauf auf das erste Ziel aus, einen Chaoskultist mit einer eisernen Schädelmaske des Blutgottes. Das massereaktive Projektil mit Deuteriumkern durchschlug das primitive Material und sprengte den dahinter liegenden Kopf. Kein Schädel für einen Götzenthron aus Bronze.
Auch ein kaputtes Kettenschwert war in der Hand eines Astartes selbst für gepanzerte Gegner eine überaus tödliche Waffe. Er nutzte den Schwung und schlug mit aller Kraft nach dem Nächsten, der noch versuchte, mit dem Gewehr zu parieren. Als ob der Attentäter ein Kind mit einem dürren Stock wäre, schlug er einfach durch die schwache Parade hindurch auf den Hals und die Schulter des Mannes. Das Schwert zertrümmerte den darunter liegenden Knochen und die Aufprallwucht warf ihn gegen die Brüstung und darüber hinweg. Vor Schmerz und Angst schreiend verschwand dieser wild um sich schlagend in die Tiefe, bevor das jämmerliche Geschrei mit einem dumpfen Aufschlag beendet wurde. Über den dritten rannte er einfach darüber. Ein Mensch war kein Hindernis für ihn und manchmal reichte es einfach, über den Feind hinweg zu trampeln, um ihn zu töten. Zum Glück hatten diese hier keine Sprengstoffwesten an. Die restlichen drei Angreifer stoben auf der Treppe auseinander und behinderten sich in ihrer Panik gegenseitig. Einen schoss Leon einfach in Brust, was dessen Herz und Lungenflügel offenlegte. Den zweiten in den Rücken, was sein Rückgrat heraussprengte und dem dritten schlug er den Hinterkopf ein. Die Gehirnmasse spritzte mehrere Meter weit. Das Ganze hatte keine vier Sekunden gedauert, was nach seinem Standard äußerst miserabel war. Offensichtlich hatten ihn die letzten zwölf Jahre Frieden langsam werden lassen, da seine täglichen Pflichten ihm nur wenig Zeit für das normale exzessive Training eines Astartes gelassen hatten. Und natürlich hatte es auch nur wenig Gelegenheit für die praktische Anwendung seiner Fähigkeiten gegeben.
Nun rannte er das Treppenhaus weiter nach oben. Das Geländer bestand aus gotischen Bögen, deren Spitzen jeweils einen vergoldeten Engel mit brennendem Schwert zeigten. Die Vorgänger seiner Heiligkeit hatten wirklich jeden offiziellen Bereich so aufwendig wie möglich verziert. Die Wände bestanden aus marmornen Wandreliefs, welche Heilige zeigte, deren riesige Statuen auf dieser Welt zu besuchen waren.
"Speer hat obsiegt! Wir begeben uns jetzt nach Mütze! Status Primus grün!", meldete sich die Procurata. Offensichtlich hatten die Schwestern die Situation geklärt. Ganz von oben hörte er einzelnes stetiges Bolterfeuer, dem ein Stakkato verschiedener Waffen antwortete, vom Rattern kleiner kompakter automatischer Projektilwaffen, über das starke Peitschen von Hochenergielaserwaffen bis hin zum Brüllen von Schrotgewehren. Jemand schien einsam dort oben die Stellung zu halten und würde wohl gleich von einer Übermacht überrannt werden. Er versuchte die Schützin über Funk zu erreichen, aber niemand antwortete ihm. Da in diesem Palast neben ihm nur Sororitas Bolter besaßen, ging Leon einfach mal davon aus, dass dort eine geweihte Schwester sich verschanzt hatte. Auch wenn er keine Ahnung hatte, welche. Laut Einsatzplan hatte dort oben keine der Sororitas Wache gehalten.
In dem Moment wurde die Tür vor ihm aufgerissen und er konnte die unmittelbare Leibwache aus Sororitas Schwestern in schwarzen Rüstungen sehen. Ihre Bolter glänzten im polierten Silber und waren filigran mit Blütenranken und dem allgegenwärtigen Fleur-de-Lys verziert. Auch hier hingen kleine Bildtäfelchen mit dem gemalten Antlitz von Erzkardinal Thaddäus Felta an goldenen Schnüren, die am Gehäuse befestigt waren, herab. Angeführt wurde die Gruppe von Procurata Heradine, die wohl älteste aktive Sororitas im ganzen Imperium. Ab einem gewissen reifen Alter gab eine Schwester ihre geweihte Rüstung einer jüngeren agileren Schwester und zog sich zu neuen Aufgaben zurück. Nicht so Procurata Heradine. Neben ihr stand seine Heiligkeit, der Erzkardinal Thaddäus Felta. Ein Mann unbestimmten Alters, seine silbergraue Haarmähne stand in alle Richtungen ab und machte den Eindruck, dass er schon vor zwei Wochen dringend zum Haareschneiden gemusst hätte. Sein Gesicht wurde von einem zu seinem Haaren vergleichsweise kurzen silbergrauen Bart eingerahmt, was ihm etwas Mildes und Großväterliches gab. Bekleidet war er mit seiner typischen braunen abgetragenen Robe, die er immer trug, wenn er keine offiziellen Termine mit Außenstehenden hatte. Seine Heiligkeit sah müde aus, als hätte er wieder schlecht geschlafen. Er hatte den Kopf leicht schräg geneigt und schien zu lauschen.
Weit über ihnen explodierte eine Granate und Leon dachte schon, das wäre es für die einsame Verteidigerin gewesen, als der Bolter wieder wütend antwortete.
"Das muss Trixi sein, alleine wird sie es nicht schaffen", meinte der Erzkardinal und sah direkt Bruder Leon an. Auch wenn dies nur eine Feststellung war, so konnte der Astartes doch die Bitte, ihr zu helfen darin verstehen. Und diese angedeutete Bitte hatte er durchaus als Befehl zu verstehen. Procurata Heradine war eine äußerst erfahrene Kriegerin und ihre Schwestern waren versierte Kämpferinnen. Seine Heiligkeit war in guten Händen, also entschied er sich, der einsamen Schützin zu helfen und dem Befehl seiner Heiligkeit nachzukommen.
"Ich werde sehen, was ich tun kann!", erwiderte Bruder Leon und rannte los. Der Trupp der zwölf handverlesenen Sororitas setzte sich nach unten in Bewegung, wo sich der Zugang zu den zyklonsprengkopfsicheren Schutzräumen befanden. Drei Stockwerke weiter oben, wo das Treppenhaus im Dachgeschoss endete, hockte neben dem Flur hinter dem massiven Sockel einer Statue eine einsame Sororitas ab und gab mit ihrem silberfarbenen Bolter im Godwin-Deaz Schema stetig Einzelschüsse in den Gang ab. Auf dem Boden um sie herum lagen fast einhundert Hülsen aus Messing und drei leere Magazine. Er erkannte sie als Schwester Beatrice, die alle trotzdem nur unter ihrem alten Spitznamen "Trixi" anredeten. Seine Heiligkeit hatte richtig gelegen. Sie hatte statt eines Helmes eine Mütze aus Papier auf und trug noch ihren verkleksten Malermantel über ihrer schwarzen Servorüstung. Viele der Schwestern halfen bei den Renovierungsarbeiten des Palastes. Während die offiziellen Bereiche im Prunk versanken, waren die restlichen Quartiere geradezu schäbig und vernachlässigt. Trotz des massiven Gegenfeuers war Trixi die Ruhe selbst. Einige Brandflecken im Malermantel und Einschusslöcher zeigten, dass sie einige Treffer abbekommen hatte, die aber ihre gute Servorüstung nicht durchschlagen hatten. Jede Servorüstung einer Sororitas war ein Meisterwerk vom Mars, ein Relikt aus alter Zeit, als sich das Imperium auf seinem Höhepunkt befunden hatte. Schwester Trixi war die vielleicht beste Schützin im Konvent, aber so herausragend ihre Schussfertigkeit auch war, ihre Undiszipliniertheit und Frechheiten waren noch legendärer. "Du bist frech wie Trixi" war ein geflügeltes Wort bei den Müttern innerhalb dieser Mauern, wenn sie ihre Kinder schalten. So war es auch nicht verwunderlich, dass in ihrem Mundwinkel ein glimmendes Lho-Stäbchen hing.
Leon bremste seinen Sturmlauf ab und versuchte aus den Anzeigen seines Auspex schlau zu werden. Das Bild flackerte, der Maschinengeist war immer noch äußerst übellaunig. Die Explosion hatte ihn wohl schwerer verstört, als er zuerst angenommen hatte. Er riskierte schnell einen Blick in den Gang hinein. Hier waren die Schlafquartiere der männlichen unverheirateten Schreiber untergebracht und links und rechts gingen kleine Schlafsäle ab, die jeweils einem Dutzend Schreiber als Unterkunft dienten. Im Gang selbst erfasste er zehn Leichen und drei Schwerstverwundete, die noch röchelnd im Sterben lagen. Interessanter waren die Angreifer, die in den Türrahmen in Deckung gegangen waren und versuchten, die Sororitas zu töten. Nach Blutflecken auf den Türrahmen nach zu urteilen lagen weitere Tote in den Räumen außerhalb seines Sichtbereiches. Trotzdem waren es noch etwa zwanzig Angreifer, die versuchten durchzubrechen. Rauchgranaten hätten hier Wunder gewirkt, aber die schienen die Angreifer nicht dabei zu haben. Sie waren wohl doch nicht so gut vorbereitet, wie gedacht. Oder sie haben nicht mit einer kleinen rothaarigen Teufelsbraut in schwarzer Rüstung gerechnet, die stoisch die Stellung hielt und gerade einen weiteren erschoss, der todesmutig einen am Boden liegenden Flammenwerfer bergen wollte. Da sich darum schon einige Leichen türmten, war davon auszugehen, dass dies nicht der erste Versuch in dieser Richtung gewesen war. Gerade in diesem Moment flog eine weitere Granate heran und der Engel des Todes erkannte, dass sie ziemlich gut gezielt war.
Ein gelungener Einstieg, würde ich mal sagen. Gleichzeitig auch ungewöhnlich actionreich für deine Verhältnisse (also, was den Beginn eines Bandes betrifft). Über die Charaktere kann man bisher natürlich noch nicht viel sagen, aber bisher gefallen sie mir. Auch das Szenario ist wieder sehr stimmig, dass muss man bei dir eigentlich schon nicht mehr extra erwähnen.:happy:
Das du dem Thema Religion in diesem Teil besondere Aufmerksamkeit widmen willst, freut mich, schließlich ist es ja ein essentieller Bestandteil des 40k-Universums.
Nur das die Sororita in ihrer Rüstung Anstreicharbeiten ausführt, dass konnte ich nicht so ganz glauben, allerdings hat es mir ein kurzes Lächeln abgerungen. Außerdem würde Leon wohl eher Primus oder Prima sagen, aber Prime klingt wahrscheinlich cooler.😉
Davon abgesehen bin ich jetzt erst recht auf diesen Band gespannt.
Ein gelungener Einstieg, würde ich mal sagen. Gleichzeitig auch ungewöhnlich actionreich für deine Verhältnisse (also, was den Beginn eines Bandes betrifft).
Über die Charaktere kann man bisher natürlich noch nicht viel sagen, aber bisher gefallen sie mir. Auch das Szenario ist wieder sehr stimmig, dass muss man bei dir eigentlich schon nicht mehr extra erwähnen.
Das du dem Thema Religion in diesem Teil besondere Aufmerksamkeit widmen willst, freut mich, schließlich ist es ja ein essentieller Bestandteil des 40k-Universums.
Yup, Religion und Fanatismus ist eigentlich eines der essentiellen Kernelemente des Hintergrundes, wird aber in den meisten Romanen fast gänzlich ausgeklammert.
Nur das die Sororita in ihrer Rüstung Anstreicharbeiten ausführt, dass konnte ich nicht so ganz glauben, allerdings hat es mir ein kurzes Lächeln abgerungen.
Ich habe darüber einige Zeit nachgedacht, ob eine Sororitas für eine Strafarbeit ihre Rüstung trägt oder nicht. Letztendlich ist es wichtig, mit ihrer Rüstung regelrecht zu verschmelzen, also wird eine aktivie Sororitas wahrscheinlich für jede Aufgabe ihre volle Montur tragen, ob das nun wirklich sinnvoll ist, sie mal dahin gestellt.
Glaube und Karriere schließen sich nicht gänzlich aus. Auch ein Astartes kann ja innerhalb der Ordensinternen Hierarchie aufsteigen, also Karriere machen.
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Unter dem Schwert
Palast des Erzkardinals
Zeit: 2 259 998.M41
Person: Bruder Leon von den "Red Lions"
Leon hatte genug gesehen. Da sein Schwert ohnehin fast nutzlos war, ließ er es fallen und hoffte, den Maschinengeist darin nicht zu sehr zu verärgern. Vor dem Versöhnungsritual, eine neue Kette aufzuziehen und die wahrscheinlich ausgeschlagenen Lager zu ersetzten, graute ihm jetzt schon. Mit der nun freien Hand fing er geschickt die Granate auf und schleuderte sie augenblicklich in Richtung des nächsten Raumes, wo er zwei Männer erkennen konnte. Massives Feuer brandete ihm entgegen und schon nach einer Sekunde hatte er ein gutes Dutzend Treffer abbekommen. Aber auch seine Rüstung war ein Meisterwerk eines Rüstungsschmiedes vom Mars. Vor ihm hatte die Rüstung ein halbes Dutzend Brüder seines Ordens über ein ganzes Jahrtausend beschützt und auch jetzt hielt die hochwertige geschichtete Legierung aus Ceramit, Adamantium und Plastoidstahl dem einprasselnden Feuer stand. Nur ein Hochenergielaserstrahl durchschlug seine Brust und wurde erst durch die massive Knochenplatte seines Brustkorbes gestoppt. Es tat kurz weh, erinnerte ihn daran, dass auch wenn er kein Mensch mehr war, doch noch immer sterblich war. Die Granate detonierte. Einem Mann wurden die Arme abgerissen, weil er den gleichen Trick wie Leon versucht hatte. Der andere im gleichen Raum wurde durch die Splitter schwer verwundet, da ihm der Kiefer abgerissen wurde. Diese hier waren weniger stark als Erzfeinde zu erkennen, auch wenn sie die blasphemischen Ikonen des Chaos bei sich trugen, wie achtstrahlige Sterne, Schädelrunen, Mondpfeile, Kometen und Dreifachsysmbole. Seine Boltpistole suchte sich Ziele und was sie traf, war danach zerfetztes totes Fleisch. Hinter ihm schoss die Sororitas an ihm vorbei und tötete gezielt zwei weitere Angreifer, die sich zu weit aus der Deckung wagten. Nachdem das letzte Boltgeschoss des Magazins verschossen war, rammte er mit einer Litanei ohne langsamer zu werden ein neues Magazin in den Schacht und zog nun auch sein Kampfmesser. Allerdings war niemand so vermessen, ihn im Nahkampf freiwillig anzugreifen. Die Schwester hörte mangels sichtbarerer Ziele auf zu feuern und folgte ihm mit nun aufgepflanzter Sarissa, wie das dornenbestückte Bajonett der Sororitas hieß. Die Moral des Feindes war nun gänzlich erschüttert und sie wandten sich panisch zur Flucht, nur um von ihm erschossen zu werden. Diese Angreifer waren deutlich schwächer gewesen als jene, die er unten im Gang getroffen hatte. Auch war ihre Ausrüstung nicht annähernd so hochwertig. Nicht einmal richtige Rauchgranaten hatten sie gehabt oder nicht eingesetzt, da einer der Toten einige am Gürtel trug. Vielleicht der Anführer, der als erster gefallen war. Durchaus möglich, dass die Schwester ihn gezielt als ersten ausgeschaltet hatte.
"Das waren wohl alle, Großer", meinte Schwester Trixi, nachdem sie ihr Lho-Stäbchen im Auge eines der Schwerverwundeten ausgedrückt hatte und ihm dann den Schädel mit dem Absatz ihres Stiefels zerschmettert hatte. Die Sororitas war nicht für Gnade oder Nachsichtigkeit im Bezug auf den Erzfeind bekannt.
"Gute Arbeit, Kleine", erwiderte er, da er inzwischen aufgegeben hatte, sie dazu zu bringen, ihn mit Bruder Leon anzusprechen oder irgendeine Art von Respekt zu zollen. Anfangs hatte er sich sehr daran gestört, aber inzwischen hatte er gelernt, darüber zu stehen. Dass sie ihn Großer und nicht Dicker nannte, war wohl schon als eine Art von ihrem sehr seltsamem Respekt zu verstehen. Er studierte kurz die Statusanzeige seines Auspex und schaltete ihn dann ab, da der verwirrte Geist darin endgültig alles Mögliche anzeigte.
"Hätte das auch ohne dich geschafft, Großer", meinte die Schwester und erstach einen weiteren schwer Verwundeten. Dabei drehte sie mehrmals das Bajonett in der Wunde, bevor sie tiefer drückte und ihn damit endgültig tötete.
"Klar, aber ich dachte, ich sorg dafür, dass du deine eigentliche Arbeit nicht zu sehr vernachlässigen musst", erwiderte Bruder Leon ruhig. Das war das einzige, was bei Trixi ankam, eine Provokation mit einer Provokation zu erwidern. Er hatte lange gebraucht, um auf diese Strategie zu kommen.
"Hm!", meinte die Schwester und sah sich missmutig den demolierten Gang an.
"Procurata Heradine! Status!", befahl er und rückte mit der Schwester im Schlepptau weiter vor. Sie richtete mit dem Bajonett alle noch zuckenden Feinde hin. Gefangene zu machen war in dieser Situation zu gefährlich. Es war nicht abzusehen, ob sie vielleicht noch wirklich gefährliche Ausrüstung bei sich trugen. Bei Anhängern des Erzfeindes konnten ziemlich üble Überraschungen lauern. Die meisten Schlafkammern waren leer, da die Tagschicht schon begonnen hatte. Aber eine der Kammern war von Schreibern der Nachtschicht besetzt gewesen und die waren alle tot. Einige hatten noch versucht, ihre Schutzwesten anzulegen, aber der Feind war zu schnell über sie gekommen. Bruder Leon fragte sich kurz, warum der Erzfeind sich damit aufgehalten hatte, unbewaffnete Schreiber systematisch abzuschlachten, statt sofort auf das nächste Treppenhaus vorzurücken, um seine Heiligkeit anzugreifen. Das Massaker war zu gezielt, um spontan zu sein. Aber irgendwie machte diese Strategie in seinen Augen keinerlei Sinn.
"Beim goldenen Thron von Terra, der Gang ist voll im Arsch, jetzt darf ich wieder ganz von vorne anfangen!", fluchte die Sororitas und schlug Asche von ihrem gerade neu angezündeten Lho-Stäbchen, nachdem sie den Punkt passiert hatten, wo die Schwester die Wände bemalt hatte. Der Eimer mit Farbe war umgekippt und die Angreifer waren durch die Lache gelaufen und hatten deutliche Spuren auf dem Boden hinterlassen.
"Wir führen Protokoll Stab weiter aus. Nähern uns Mütze, kein signifikanter Kontakt, Primus ist grün", meldete sich Heradine endlich. Bruder Leon versuchte sich einen Überblick zu verschaffen, die Meldungen waren aber lückenhaft, widersprüchlich und konfus. Also forderte er die in Bereitschaft stehenden Einheiten der Fratas Militia aus der nächst gelegenen Kaserne zur Unterstützung an, während er losrannte, um Position "Mütze" zu erreichen. "Mütze" war die Codebezeichnung für den Eingang zu Schutzbunker Gamma im zweiten Untergeschoss des Ostbereichs des Regierungssitzes des Erzkardinals von Tawkor. Er erreichte ein weiteres Treppenhaus, das genau so prächtig ausstaffiert war, wie das, durch das er hoch gelaufen war. Der Palast verfügte über zwölf dieser gewaltigen Treppenhäuser. Die Zahl Zwölf war allgegenwärtig, war sie doch dem wahren Gläubigen und Anhänger des lebendigen Gottes der Menschheit heilig. Von oben betrachtet sah der Palast aus wie ein zwölfzackiger Ring und symbolisierte den Herrschaftsanspruch auf diese Welt für die Kirche. Tawkor war eine Schreinwelt des Adeptus Ministorums und hatte dadurch einige Privilegien.
Von überall waren Feuergefechte zu hören. Die meisten seiner Einheiten schienen unter massivem Druck zu stehen und er rannte so schnell wie möglich nach unten. Seine Heiligkeit in Sicherheit zu wissen, war wieder zum primären Ziel geworden. Er hängte die Schwester recht schnell ab, da sie viel kleiner war als er und deswegen nicht so große Schritte wie er machen konnte. Dann hörte er ein Dutzend von Boltern aufbrüllen und wusste, dass die unmittelbare Leibwache des Erzkardinals nun angegriffen wurde.
"Kontakt!", brüllte Heradine das Offensichtliche durch das Microcom ihres Helmes auf der primären Befehlsleitung. Bruder Leon wurde noch einmal schneller und bewegte sich so schnell es die physikalischen Begebenheiten zuließen.
"Position und Status?", fragte Leon so ruhig wie möglich.
"Wir sind im Erdgeschoss, Bereich Gamma Zero Zwo. Angreifer von allen Seiten. Primus ist grün!"
"Ankunft in zwanzig Sekunden!" Der Astartes mobilisierte alle Reserven und rannte so schnell wie es mit einer Servorüstung eben möglich war, dem Erdgeschoss entgegen, ganze Absätze überspringend, bis er endlich das Erdgeschoss erreichte. Er wandte sich nach rechts, durchbrach im vollen Lauf eine wertvolle Doppeltür aus uraltem Holz mit erlesenen Intarsien aus Elfenbein und befand sich nun in einem großen Empfangssaal, der für wichtige offizielle Anlässe genutzt wurde. Die gegenüberliegende doppelflügelige Tür war offen, dahinter ein weiteres Treppenhaus. Gerade durchquerte es ein Trupp Angreifer, die hier gelauert hatten und griffen die Eskorte an. Sein gewaltsames Eindringen war selbst in diesem Gefechtslärm nicht gerade unauffällig gewesen und ein Großteil der feindlichen Einheit wirbelte zu ihm herum. Bruder Leon riss eine Fragmentgranate vom Gürtel, machte sie scharf und warf sie. Ein Maschinengewehr begann zu hämmern und gut gezielte Kugeln prallten sirrend von seiner Rüstung ab. Die Ladung einer Schrotkanone hämmerte in seinen Brust und beschädigte seinen Aquila. Ein Frevel, der nur mit Blut gesühnt werden konnte. Der Aufprall verlangsamte ihn nur minimal. Was einen Menschen wie einen Pappkameraden auf dem Schießstand umgeworfen hätte, tangierte ihn in seiner massiven Rüstung nicht wirklich. Einer der Erzfeinde hatte einen primitiven RPG, auf dessen Raketenkopf ein grinsendes Gesicht gemalt war, wie es die Grünhäute so gerne bei ihren simplen Raketenwerfer taten. Der Kerl wirbelte sehr schnell herum und feuerte seinen Werfer, während Bruder Leon ihm ein Boltgeschoss in den Kopf jagte. Der Schädel des Schützen explodierte und seine Schädelfragmente verletzte die Umstehenden. Die Rakete flog haarscharf an seinem Helm vorbei und detonierte in der Wand hinter ihm, wo sie vergoldeten Stuck von der Mauer riss. Das war jetzt gerade knapp gewesen. Ein direkter Treffer mit einem Hohlladung konnte auch ihn töten.
Seine Granate flog und detonierte innerhalb der Angreifer. Zwei Granaten kamen ihm noch entgegengeflogen, die aber erst detonierten, als er schon längst in den Feind fuhr, der durch die Explosion durcheinander gewirbelt worden war. Einer war durch die Detonation getötet worden, zwei waren schwer verletzt, der Rest nur leicht verwundet und noch kampffähig, wenn auch etwas desorientiert. Einem rammte er seine Faust ins Gesicht, zertrümmerte Nasen und Jochbein, was bei der gewaltigen Wucht ausreichte, um ihn zu Boden zu schmettern, wo er wie eine zerbrochene Holzpuppe liegenblieb. Zwei weitere schoss er nieder, einen anderen rammte er seitlich so, dass er auf die Kante des Türrahmens geworfen wurde und sich einen Großteil seiner Knochen brach. Einer der Männer schoss mit einem Sturmgewehr im Kaliber 8.25 auf ihm, auf das mit Blut ein Chaosstern gemalt worden war. Die Munition war panzerbrechend und biss sich durch die oberen Lagen seiner Rüstung. Ein Boltgeschoss in den Brustkorb des Mannes beendete die Verschandelung der Rüstung des Astartes mit kleinen Kratern. Nun war er durch und weitere Angreifer hatten sich hier verschanzt, um die Leibwache des Erzkardinals zu bedrängen. Eine Sororitas lehnte in Deckung an der Wand und presste ein inzwischen blutgetränktes Verbandpäckchen an ihre Wunde im Leib, die restlichen Toten gehörten zum Erzfeind, der heute einen wahrlich hohen Blutzoll für seinen Frevel bezahlte. Nun, er würde sie für ihren Glauben richten. Ihren Glauben, Hand an seinen Schutzbefohlenen legen zu können. Für diese ketzerische Annahme bezahlten sie nun den ultimativen Preis. Wie ein riesiger roter Rachegott fuhr er unter sie. Seine Boltpistole spie Tod und Verderben. Seine Faust zertrümmerte Knochen und zerfetzte Fleisch. Der Feind hielt hier auch im Angesicht des Todes stand und wich diesmal nicht zurück. Einer warf eine panzerbrechende Granate auf ihn, der er nur mit großer Mühe ausweichen konnte, bevor er mit einem zermalmenden Faustschlag dem Leben des Ketzers ein Ende setzte.
Diese Gegner hatten wieder hochwerte Rüstungen getragen, auch wenn sie zusammen gestückelt wirkten. Beute aus vielen Quellen. Imperiale Armee, Garde, Flotte, Söldner, Haustruppe und das eine oder andere Bauteil einer Xenosrüstung war zu finden. Die Waffen waren aller möglichen Bauart, aber durch die Bank weg von guter Qualität, wie sie Männer tragen würden, die weit oben in der Hackordnung standen. Aber keiner von ihnen machte den Eindruck eines Offiziers oder war mit einem wirklichen Funkgerät ausgestattet. Auch hier war die Chaosikonographie allgegenwärtig, aber etwas daran schien ihm nicht stimmig zu sein. Der Astartes hatte schon oft gegen den Erzfeind gekämpft, gegen jede der Fraktionen und Gruppierungen. Aber diese hier waren irgendwie seltsam, auch wenn er nicht greifen konnte, was ihn nun genau störte. Vielleicht, dass er keine verdorbene Hexerei roch und auch keine Mutanten unter den Angreifern entdecken konnte. Auch ihr sonst so typisches Geschrei fehlte.
"Flanke gesichert! Rücke vor!", rief er den Schwestern zu, die auf seiner Seite aufgehört hatten zu feuern. Vorsichtig lief in den Gang, zwei weitere Schwestern lagen hier verwundet auf dem Boden, eine davon schwer. Der Erzkardinal Thaddäus Felta kniete neben ihr und betete. Offensichtlich unverletzt, da fiel Bruder Leon ein wahrer Steinbrocken vom Herzen. Schwester Heradine stand wie ein Fels vor ihm und stütze sich auf ihren Speer, während sie das Feuer der anderen Gruppe leitete, welche den Angriff von der anderen Flanke abwehrte. Dieser Raum war eine geweihte Kirche innerhalb des Komplexes. Steinerne Sitzbänke sorgten für gute Deckung und von dort aus hinderten ein halbes Dutzend Schwestern dem Erzfeind am Eindringen in diese heiligen Hallen. Er warf das leere Magazin aus seiner Boltpistole aus und rammte ein neues mit den heiligen Worten "Akzeptier mein Geschenk und spei aus den Tod" in den Schacht hinein. Bis jetzt war der Maschinengeist der Waffe immer guter Dinge gewesen und noch nie war eine Hülse verklemmt worden. Es half eben, die Rituale gewissenhaft einzuhalten. Tief gebückt arbeitete er sich durch die Sitzreihen vor und konnte einen Blick auf den Erzfeind erhaschen. Die Schwestern hatten den Feind am Eingang festgenagelt und von dort aus war der Angreifer zu weit entfernt, um gezielt Handgranaten auf die Schwestern zu schleudern, nicht dass er es nicht trotzdem gerade wieder versuchen würde. Aber bevor der Werfer seine Granate schleudern konnte, war er schon von mehreren Einschlägen zerrissen worden. Bevor er die Lage klären konnte, brüllte ein weiterer Bolter aus der Flanke heraus auf und das satte Explodieren von Körpern zeigte an, das dort jemand gekonnt aufräumte.
"Gebt mir Deckung!", befahl Leon und rannte auf das Tor zu. Er kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Schwester Trixi den letzten der Erzfeinde erschoss.
"Zu langsam, Großer!", meinte die Schwester, nachdem sie ihren Glimmstengel aus dem Mund genommen hatte, um die Asche abzuschlagen. Sie musste ziemlich schnell gerannt sein, um diese Position vor ihm erreicht zu haben. Offensichtlich hatte sie sich an der Kette eines der Kronleuchter im Treppenhaus herunter gehangelt. Bei ihrem Gewicht war das noch möglich, er würde die Halterung aus der Decke reißen.
"Nicht schlecht, Kleine! Wir müssen weiter!" Die Verwundeten wurden mitgeschleift, während die eine Schwester, welche der Erzkardinal gesund gebetet hatte, schon wieder alleine laufen konnte und auch kampffähig war. Die anderen Sororitas begrüßten Trixi anerkennend.
"Hört auf, wie Gänselieschen zu schnattern! Hätten damals Herad Tabelmann und mein Bruder Friedrich Gruman nur Reden auf Höhe 495 geschwungen, würde die gemeine Grünhaut Gorshaga noch heute Boonhaven verwüsten!", meldete sich Procurata Heradine zu Wort, um wie immer bei jeder Gelegenheit das Martyrium ihres älteren Bruders heraus zu stellen. Schwester Trixi blies genervt die Backen auf und rollte mit den Augen. Vor einigen Jahren hatte er es ertragen müssen, den Film dazu zu sehen. Ein schreckliches Propagandawerk mit dem Namen "Der Held von Höhe 495". Die Ereignisse konnten sich niemals so abgespielt haben, wie in dem Film dargestellt wurden. Aber in einem hatte Procurata Heradine recht, es war jetzt nicht die Zeit zum reden.
"Vorwärts! Sichert den Erzkardinal!" Er drehte sich um, die Vorhut übernehmend. Das Treppenhaus vor ihm war noch frei. Der Feind stieß nun von oben in mehreren Gruppen aufgeteilt quer durch das Gebäude vor. Er schätzte die Anzahl des Gegners auf mindestens achtzig, maximal zweihundert, aufgeteilt in sieben weiteren Gruppen. Eine Einheit hatten sie vernichtet und wie üblich waren es acht, die unheilige Zahl des Chaos. Die Gruppe aus dem Audienzsaal wütete gerade durch die Schreibstuben, wahrscheinlich ein Ablenkungsmanöver. Die Angreifer mit Lastwägen hatten sich im Erdgeschoss in mehrere Gruppen aufgeteilt, zwei davon hatten sie gerade eliminiert. Der Maschinengeist des Aupex weigerte sich noch immer standhaft, verlässliche Werte zu liefern, auch nachdem er das Ritual des heiligen Neustarts versucht hatte. Wahrscheinlich war das Ritual der Grundkonfiguration notwendig, um dem zickigen Maschinengeist wieder zur vollständigen Mitarbeit zu motivieren.
Sie stiegen das Treppenhaus hinunter, gingen im dritten Untergeschoss davon ab. Diese Gänge waren aus massivem Stein und in den rötlichbraunen Fels geschlagen worden, aus dem das ganze Gebirge des Nordkontinents bestand. Die Wände waren bar jeder Verzierung, aber übertrieben hoch, so dass selbst er mit ausgestreckter Hand die Decke nicht erreichen konnte. Links und rechts lagen von Türen aus Ferroplast verschlossene Vorratsräume. Oder Kammer voller Gerümpel von Erzkardinälen, die schon vor Jahrhunderten das Zeitliche gesegnet hatten und deren Nachlass hier eingelagert worden war. Die Lumen an der Decke waren ausgefallen, aber auch die Helme im Sabbathschema verfügten über Geräte, mit denen der Träger im Dunkel sehen konnte. Nur seine Heiligkeit und Trixi hatten Probleme, sich in der Dunkelheit zu orientieren. Und ausgerechnet die Kleine war es, welche den Feind entdeckte.
"Über uns!", brüllte die rothaarige Sororitas und ihr Stäbchen fiel ihr glatt aus dem Mundwinkel. Dann brüllte auch schon ihr Bolter im vollautomatischen Modus los. Bruder Leon sah nach oben und schon beinahe automatisch ging auch seine Bolterpistole mit hoch. Der Astartes hatte noch nie so gut ausgerüstete Truppen des Erzfeindes gesehen. Es gehörte schon einiges dazu, einen angepassten Körperpanzer so zu isolieren, dass er ihn nicht mehr mit den hochentwickelten Sichtsystemen seines Visors wahrnehmen konnte. Die freche Sororitas ohne jedwede Sichtverstärkung hatte den ersten Attentäter von der Decke gepflückt, der in mehreren blutigen Stücken zu Boden klatschte. Weitere Angreifer lösten sich von dem Gewölbe und sprangen sie an, da sie wohl meinten, dort unten hätten sie eine bessere Chance. Einen erschoss Bruder Leon noch im Fallen, einen zweiten packte er am Arm, an dem dessen vollautomatische Waffe befestigt war und schmetterte ihn zu Boden. Knochen brachen unter der Wucht und ein Tritt mit dem gepanzerten Stiefel zerschmettert den Schädel des Kultisten. Die anderen Schwestern gaben mehr oder weniger Sperrfeuer, aber auf dem engen Raum konnten sie kaum danebenschießen. Der eigentlich gut geplante Hinterhalt verwandelte sich in ein Massaker. Ein Massaker an den Angreifern. Einer kam direkt neben Thaddäus Felta herunter und Bruder Leon warf sich auf den Attentäter. Keinen Augenblick zu früh, denn der Bastard hatte eine Sprengstoffweste getragen. Mit Rüstung wog er fast vierhundert Kilo und das reichte, um die Splitterwirkung gänzlich zu reduzieren. Trotzdem spürte er deutlich, dass seine Rüstung aufs Äußerste belastet wurde, aber die hochwertigen Verbundwerkstoffe hielten selbst dieser Belastung stand. Ein Engel des Todes hatte eben das Beste an Rüstung und Ausrüstung, was das Imperium zu bieten hatte. Mit den Überresten des Attentäters besudelt stand er wieder auf. Etwa ein gutes Dutzend Attentäter hatte hier gelauert und sie waren allesamt tot. Thaddäus Felta kauerte benommen neben ihm. Sein Gesicht war voller Blut und er hielt sich die Ohren zu.
"Alles in Ordnung, Erzkardinal Felta?", fragte Bruder Leon besorgt. Der Erzkardinal blickte in seine Richtung und nickte dann zögernd.
"Mir geht es gut, aber so viele müssen wieder meinetwegen leiden!"
"Wir müssen hier weg, Erzkardinal Felta! Ihr seid immer noch gefährdet!" Die Procurata half Thaddäus auf. Sofort brachten sie Thaddäus heraus aus den Leichen, bevor diese eventuell detonierten. Es waren nur noch wenige Meter zum Bunker und es war für Bruder Leon, als wäre er Lichtjahre entfernt. Wenn die Attentäter ihr Versagen mit einkalkuliert hatten, dann war dieser Bereich eventuell mit Sprengfallen oder ähnlichem präpariert. Es war ein großes Risiko, weiter nach Plan zu verfahren. Der Feind wusste offenbar, wo die Zugänge zum Schutzraum lagen. Also löste er sich von der Gruppe und rannte vor, bereit mit seinem Leben das von seiner Heiligkeit zu schützen. Selbst wenn er dafür einen lebendigen Bombendetektor sein musste. Ohne Zwischenfälle gelangte er zu der Sicherheitstür. Das Schott war verschlossen, die Siegel noch intakt. Er öffnete das Schott mit seinem hochverschlüsselten Code, überzeugte sich, dass kein Feind darin auf sie lauerte und bugsierte dann seine Heiligkeit hinein, nachdem der mit der Leibwache nach gerückt war. Ein kurzer Gang folgte, der an einem Fahrstuhlschacht endete. Die Kabine war oben, der Maschinengeist dieses Bereiches meldete grün.
"Imperator sei Dank! Ihr seid in Sicherheit, Eure Heiligkeit!", keuchte die Procurata Heradine und die uralte Frau stütze sich erschöpft auf ihren Energiespeer, als sie in der Kabine standen. Ihre bevorzuge Waffe, da es nicht lächerlich wirkte, ihn als Stock zu missbrauchen.
"All das Leid, all die Toten. Hört das denn niemals auf? Ich bin in Sicherheit, aber alle anderen nicht", meinte der Erzkardinal dazu traurig. Ein Teil der Sororitas blieb hier sichernd zurück, während der Rest nach unten fuhr. Der Schacht reichte tief unter den Berg.
"Ihr habt viele Wunder vollbracht. Ihr seid ein Symbol der Hoffnung, ein herausragendes Beispiel, was ein Mann von wahrem Glauben erfüllt vollbringen kann", versuchte die Procurata ihrem alten Freund und Weggefährten Mut zuzusprechen. Thaddäus schüttelte den Kopf und senkte betrübt sein Haupt, während die Schlacht über ihnen weiter tobte.
"Es hätte auf Cresidia III vorbei sein müssen. Ich hab meine Aufgabe erfüllt, ich habe die Menschen dort gerettet. Warum lässt man mich nicht einfach in Ruhe? Ich bin doch nur ein kleiner Kleriker und ich bin all diesem sinnlosen Blutvergießens so überdrüssig."
"Aber Eure Heiligkeit! Ihr habt eine Verpflichtung! Die Synode hat euch einstimmig gewählt! Einstimmig! Das ist noch nie geschehen!", ereiferte sich Heradine und nahm ihren Helm ab. Das Gesicht einer uralten greisen Frau kam zum Vorschein. Sie wirkte noch älter, als sie wirklich war. Als könnte der nächste Windhauch sie einfach umwerfen.
"Achtung! Bereit machen, wir sind gleich unten!", würgte Leon das Gespräch ab. Die Fahrstuhltüre hielt an und die Türen fuhren auf. Maschinengeister erwachten aus ihrem Schlaf und Lumen erwachten flackernd zum leben. Normalerweise hielt sich hier unten niemand auf. Nur einige Servitoren verrichteten hier ihren einsamen Dienst. Seine Boltpistole fuhr suchend den Gang entlang, aber kein Feind war zu sehen. Leicht gebückt übernahm er die Spitze, da er hier in dem für normal große Menschen gebauten Gang nicht aufrecht stehen konnten. Sie waren etwa achthundert Meter in der Tiefe. Der Korridor knickte mehrmals ab, bevor er an einem weiteren Schott endete. Dieser Bunker dahinter war angeblich Zyklonbomben sicher. Langsam fuhr das gewaltige Schott auf und eine unbesetzte Sicherheitsschleuse erwartete sie. Auch hier waren die Siegel in Ordnung und die Maschinengeister des Sicherheitssystem waren guter Dinge. Die Anlage stammte noch aus der ersten Besiedlungsphase von Tawkor und sein Namensgeber hatte mächtige Feinde gehabt. Da machte so ein Bunkerkomplex schon Sinn. Die Wände waren unverziert und alles war äußerst funktionell gehalten. Hinter der Schleuse ging es zum einen in das untere Level, zum anderen zu den Wirtschaftsräumen und Unterkunft der Bediensteten. Unten war eine äußerst luxuriöse Unterkunft, deren Einrichtung aber uralt war. Dort brachte er Thaddäus hin, der einen äußerst niedergeschlagenen Eindruck machte. Wie üblich zeigte er keinerlei Angst. Ermattet setzte er sich in einen der Ledersessel, der aus Knochen und Leder einer seit Jahrtausenden von Jahren toten Bestie stammte, die Leon gänzlich unbekannt war. Der schmächtige Erzkardinal sah darin beinahe aus wie ein Kind im Lesesessel seines Vaters.
Schwester Beatrice hatte es in Rekordzeit geschafft, sich ihres lächerlichen Aufzuges zu entledigen und hatte eine Waschschüssel mit warmem Wasser, ein Handtuch, Schwamm und Seife organisiert. Sie kniete sich neben dem Kardinal hin und fing an, sanft sein Gesicht von den noch vorhandenen Blutspuren zu reinigen. Vor sich hin brütend ließ der Kardinal die Prozedur schweigend über sich ergehen. Auf einmal hatte Schwester Beatrice etwas sehr Mütterliches an sich, wie sie mit großem Ernst und fürsorglicher Behutsamkeit seine Heiligkeit von den Spuren des Kampfes reinigte.
"Haltet hier die Stellung! Ich werde mich um den Rest kümmern!", meinte Bruder Leon etwas betrübt über den Zustand von Erzkardinal Thaddäus Felta. Von Tag zu Tag wirkte er niedergeschlagener, niedergedrückter. So sah kein Sieger aus, kein Heiliger und schon gar nicht ein Triumphator über eine Armee des Erzfeindes. So sah ein gebrochener Mann aus, der an seiner Aufgabe verzweifelte. Viele Würdenträger würden für dieses Amt morden, betrügen, bestechen, erpressen und jede nur mögliche Schandtat begehen. Aber Thaddäus hatte das nie gewollt, weder den Bischofstitel, den Kardinaltitel und erst recht nicht den Erzkardinaltitel.
Leon verließ den Bunker, fuhr nach oben und orientierte sich. Von außerhalb waren weitere Reserven heran geführt worden und er verstärkte die Präsenz der Kardinalsgarde auf diesem Stockwerk. Die Zeit lief nun für sie, Thaddäus war in Sicherheit und mit dem Rest würde er auch noch fertig werden. Der Erzfeind hatte sich das falsche Ziel herausgesucht und würde blutig für seine Ignoranz bezahlen.
Gedanke des Tages
Eigentlich sollte der sechste Band mit Louhi starten. Allerdings gibt es starke Probleme in einigen Punkten, die ich so schnell nicht zu lösen vermag, falls überhaupt. Deswegen starte ich mit diesem Segment, dass der zweite Teil des sechsten Bandes werden sollte, um die Wartezeit nicht zu lang werden zu lassen.
Wieder werden ein paar neue Personen eingefügt. Einige sind sicherlich nur schmückendes Beiwerk, andere für die spätere Handlung essentiell wichtig. Damit dürften nun so ziemlich alle wichtigen Protagonisten vorgestellt sein. Ich hoffe die neuen Charaktere kommen gut an. Und ich hoffe, man will auch mehr über sie erfahren.
Mit Bruder Leon betritt zum ersten mal ein normaler loyaler Astartes die Bühne. Die "Red Lions" sind vollständig von mir selbst ausgedacht. Ob Hochgotisch nun wirklich Englisch ist, ist nicht wirklich offiziell. Hochgotisch dürfte ein kruder Mischmasch alter terranischer Sprachen sein. In den Rollenspielbüchern sind Hochgotische Namen meist Lateinischen Ursprungs. Es ist sehr schwer, einen Marine wirklich eigenständiges Leben einzuhauchen und ihn zu etwas anderes als einen einfach zu großen und sehr starken Menschen zu machen, der vor Testosteron und Arroganz kaum mehr laufen kann.
Ich bin sicher, dass Trixi als qualmende, respektlose, freche und so unerwartet andere Sororitas einiges an Irritationen hervorrufen wird. Das ist durchaus beabsichtigt und wird sich in den nächsten Kapiteln erklären.
Zur Einführung habe ich ein Actionreichen Einstieg gewählt. Diesmal wird nur wenig von der Welt und Umgebung beschrieben, dafür kommt gleich einer der wichtigsten Kämpfe in diesem Teil. Ich hoffe, der Abschnitt hat soweit gefallen.