40k Das Schwinden Band IV bis VI vollendet

@Slashy
Geflügel?
Hmmm, an Orangensauce...

@Schwinden
Sehr genial. Freue mich immer wieder hereinzulesen. Auch wenn es einigen Kommentatoren nicht soo gefallen hat, würde ich mich
ebenfalls auf Schilderungen aus der Sicht der unteren Dienstgrade weiter sehr freuen. Natürlich sind Bewertungen immer eine Geschmacksfrage, aber die stillen Leser kommentieren halt wenig (Muss ich mich selbst an die eigene Schulter fassen), auch wenn es gefällt.
 
Gegen Schilderungen aus sicht unterer Dienstgrade habe ich nix, nur vermisst man teilweise die Spannung wenn selbst die unteren Dienstgrade mit übermächtiger Technik rumhantieren und im alleingang nen Elite Trupp des Gegners fertig machen (so genau hab ich das mit "der kleinen" im Spiderschw... äh -Panzer im Kopf, aber das war schon ziemlich ... naja.)
 
Naja, ich fand die Kämpfe trotzdem relativ spannend. Auch bei den Spinnenpanzern (oder wie die auch hießen) war zwar klar, wer am Ende gewinnt. Aber man wusste ja trotzdem nicht, ob/wen es im Einzelnen erwischen würde und es wurde dann ja auch für die kleine im Panzer recht knapp gegen Ende (die kleine hätte gegen den Ober-Chaos-Marine ja fast verloren (kann mich an den Namen nicht mehr erinnern)).
Auch ging es m.E. wohl auch darum, deutlich zu machen, was technologisch in früherer ZEit möglich war bzw. möglich wäre, wenn das Imperium nicht dauerhaft stagnierte. Und schließlich hätte die Allianz wohl kaum eine Chance gegen irgendwen, wenn sie nicht technologisch weit überlegen wären, da sie zahlenmäßig wohl jedem potenziellem Gegner weit unterlegen sind. Insofern besteht ja auch Spannung, wenn man ne Geschichte Eldar gegen Imps liest. Die Imps sind da auch technologisch weit hinten, können das aber durch Masse wieder wett machen.

(Ist aber nur meine Meinung, kann deine Ansicht auch nachvollziehen 🙂

PS: Richtig gut fand ich dabei auch, dass deutlich wurde, wie gestresst/überfordert die Neulinge ohne Kampferfahrung in ihrem ersten Gefecht waren (trotz ihrer tollen Technik).
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf der Spitze des einen stand der Imperator höchst selbst als über einhundert Meter hohe Statue mit Lorbeer gekröntem Haupt. Auf der anderen stand, nur einen Meter kleiner, die des amtierenden Senators des Administratums in seiner Amtsrobe.

Meine Güte, da war ja Abbadon mit seiner Statue neben der von Horus richtig bescheiden...
 
Leider habe ich es bisher noch nicht fertig gebracht, einen Kommentar zu schreiben. Aber immerhin musste ich so nicht immer wieder neue Formulierungen finden, um dir mein Lob auszusprechen. Der neue Band ist für mich nämlich bisher wieder einmal ganz großes Tennis.:happycrying:


Bei der Beschreibung der Chaosstadt/-festung hast du deiner Phantasie offensichtlich wieder freien Lauf gelassen, mit faszinierendem Ergebnis. (Allerdings muss ich dir dringend raten, einen Therapeuten aufzusuchen:wacko2🙂 Die anschließende Zerstörung Feste ist ebenfalls sehr gelungen, ich hoffe noch weitere solcher Kämpfe zu sehen. Sonst wird immer viel von der Macht hochrangiger Psioniker geschrieben, zu sehen bekommt man selbige aber kaum mal. Nur: Wenn Gabriel früher wirklich in der Lage war, eine solche Anlage mit einem einzigen Gedanken zu vernichten, wofür brauchte der Imperator dann eigentlich noch seine Marines? Zum Reste wegkehren?:blink:


Tabelmanns Gehirnwäsche war hübsch aufgebaut und wohldurchdacht, ging aber irgendwie zu glatt von statten. Wieso glaubt er anscheinend alles, was ihm gezeigt wird?

Die Abenteuer von James Bo… äh, des Witwers haben mir ebenfalls gut gefallen, die Perspektive der einfachen Soldaten sollte nie ganz fehlen, sie ist die, mit der man letztlich am meisten anfangen kann.

Das du aus Zeitgründen viel wegschneiden musst, finde ich sehr schade, aber ich verstehe deine Gründe. Man hat ja schließlich noch ein Leben außerhalb des Internets, zumindest sollte man eines haben😉
 
Ich habs gewusst! Die Chaoten sind Briten.

Oder Kontinentaleuropäer. :angel2:

Das mit der Chaos Jenna erscheint mir irgendwie zweifelhaft - wenn der Kommandotrupp entkommen soll wird der ja sicherlich teleportiert. Hätte er nicht viel gekonnt, denn ich glaube nicht das Handschellen Teleportausrüstung eingebaut haben. Und außerdem, wer sagt das sie ihn überhaupt mag, gesetz dem Fall sie lässt sich überhaupt bekehren. Da scheint mir jemand nicht bis 4 gedacht zu haben, aber das ist ja offenbar so sein Stil

Ich glaube, es kam eigentlich ziemlich deutlich rüber, dass er nirgendwo wirklich etwas zu Ende gedacht hat. Wird in diesem Kapitel nochmal thematisiert.

Na definitiv ist denken nicht des Witwers Stärke, was?

Gut erkannt.

Zwei Sachen die mir aufgefallen sind und mich ein bischen gestört haben sind:
1.) ne volle hermetisch versiegelte Rüstung und er "spürt" wie er in Nährflüssigkeit gebadet wird? Ich weiss, kann man irgendwie mit Sensoren und so erklären, aber die Überleitung/Metapher "in Schmerzen baden" und "in Flüssigkeit baden" wird durch die Rüstung irgendwie...doof.

Das waren halt Sensoren, die ihm das Gefühl übermittelt haben.

.) Bremsen und Startknopf drücken ist doch bei uns nen Automatikgetriebe, oder? Trotzdem schaltet er ordentlich die Gänge durch. Hat das Ding Tiptronic? Cooles Teil, von wegen veraltete Tech

Ich hab auch Startknopf und mechansiche Gangschaltung. Ist also keine exotische Kombination.

Ansonsten finde ich den Teil aber ziemlich cool. Der Gegensatz von Witwer und dem Sachbearbeiter als "Verzweifelnder" und "Stoisch glaubender" ist schön, wenn auch kurz. Schön ist auch, das Witwer zwar bei der Legion ist, aber noch an den Imperator glaubt. Man könnte ja Gabriel durchaus vorwerfen die alle Gehirngewaschen zu haben, aber man sieht so daß es eben um die Sache und nicht den Glauben geht.

Yup, sie propagiert den freien Willen, da würde es nicht passen, jemanden zum glauben zu zwingen.

Super Teil. Nette Action und dass das Fußvolk wieder etwas Raum bekommt, finde ich auch gut.

Fußvolk lässt sich halt nicht immer so einfach einbauen.

@Schwinden
Sehr genial. Freue mich immer wieder hereinzulesen. Auch wenn es einigen Kommentatoren nicht soo gefallen hat, würde ich mich
ebenfalls auf Schilderungen aus der Sicht der unteren Dienstgrade weiter sehr freuen. Natürlich sind Bewertungen immer eine Geschmacksfrage, aber die stillen Leser kommentieren halt wenig (Muss ich mich selbst an die eigene Schulter fassen), auch wenn es gefällt.

Auch die unteren Dienstgrade werden nicht vergessen werden. Aber manchmal sind sie halt eher schwer rein zu bringen. Besonders da es hier halt Primär um Gavri/Gabriel vs. Herad geht.

Gegen Schilderungen aus sicht unterer Dienstgrade habe ich nix, nur vermisst man teilweise die Spannung wenn selbst die unteren Dienstgrade mit übermächtiger Technik rumhantieren und im alleingang nen Elite Trupp des Gegners fertig machen (so genau hab ich das mit "der kleinen" im Spiderschw... äh -Panzer im Kopf, aber das war schon ziemlich ... naja.)

Man darf halt den technologischen Unterschied nicht außer Acht lassen. Eine römische Elitelegion aus den Gallischen Krieg würde auch kein Land gegen einen Panzer I aus dem zweiten Weltkrieg sehen. Und fortschrittliche Waffen aus einem hochtechnologischen Zeitalter machen halt Hackfleisch aus allem, was nicht über die entsprechende Schutztechnologie verfügt.

Naja, ich fand die Kämpfe trotzdem relativ spannend. Auch bei den Spinnenpanzern (oder wie die auch hießen) war zwar klar, wer am Ende gewinnt. Aber man wusste ja trotzdem nicht, ob/wen es im Einzelnen erwischen würde und es wurde dann ja auch für die kleine im Panzer recht knapp gegen Ende (die kleine hätte gegen den Ober-Chaos-Marine ja fast verloren (kann mich an den Namen nicht mehr erinnern)).
Auch ging es m.E. wohl auch darum, deutlich zu machen, was technologisch in früherer ZEit möglich war bzw. möglich wäre, wenn das Imperium nicht dauerhaft stagnierte. Und schließlich hätte die Allianz wohl kaum eine Chance gegen irgendwen, wenn sie nicht technologisch weit überlegen wären, da sie zahlenmäßig wohl jedem potenziellem Gegner weit unterlegen sind. Insofern besteht ja auch Spannung, wenn man ne Geschichte Eldar gegen Imps liest. Die Imps sind da auch technologisch weit hinten, können das aber durch Masse wieder wett machen.

Yup, genau so ist es.

PS: Richtig gut fand ich dabei auch, dass deutlich wurde, wie gestresst/überfordert die Neulinge ohne Kampferfahrung in ihrem ersten Gefecht waren (trotz ihrer tollen Technik).

Ja, manches kann man eben nicht kompensieren.

Meine Güte, da war ja Abbadon mit seiner Statue neben der von Horus richtig bescheiden...

Abbadon und Bescheidenheit in einem Satz zu finden…. :lol:

Leider habe ich es bisher noch nicht fertig gebracht, einen Kommentar zu schreiben. Aber immerhin musste ich so nicht immer wieder neue Formulierungen finden, um dir mein Lob auszusprechen. Der neue Band ist für mich nämlich bisher wieder einmal ganz großes Tennis.

Danke schön für das große Lob.

Bei der Beschreibung der Chaosstadt/-festung hast du deiner Phantasie offensichtlich wieder freien Lauf gelassen, mit faszinierendem Ergebnis. (Allerdings muss ich dir dringend raten, einen Therapeuten aufzusuchen ) Die anschließende Zerstörung Feste ist ebenfalls sehr gelungen, ich hoffe noch weitere solcher Kämpfe zu sehen. Sonst wird immer viel von der Macht hochrangiger Psioniker geschrieben, zu sehen bekommt man selbige aber kaum mal. Nur: Wenn Gabriel früher wirklich in der Lage war, eine solche Anlage mit einem einzigen Gedanken zu vernichten, wofür brauchte der Imperator dann eigentlich noch seine Marines? Zum Reste wegkehren?

Aus dem gleichen Grund, warum die Amis neben Atomwaffen noch Marines haben. :lol: Außerdem gibt es nur eine Gabriel, aber es gab Millionen von Systemen zu erobern. :angel2:

Tabelmanns Gehirnwäsche war hübsch aufgebaut und wohldurchdacht, ging aber irgendwie zu glatt von statten. Wieso glaubt er anscheinend alles, was ihm gezeigt wird?

Weil er die ganze Sache erst später hinterfragt und analysiert.

Die Abenteuer von James Bo… äh, des Witwers haben mir ebenfalls gut gefallen, die Perspektive der einfachen Soldaten sollte nie ganz fehlen, sie ist die, mit der man letztlich am meisten anfangen kann.

Aber meist bringen sie die Story nicht wirklich voran.

Das du aus Zeitgründen viel wegschneiden musst, finde ich sehr schade, aber ich verstehe deine Gründe. Man hat ja schließlich noch ein Leben außerhalb des Internets, zumindest sollte man eines haben

Es gibt ein Leben außerhalb des Internets? 😱 :lol:

Hallo!

Auch von mir mal wieder eine Lesebestätigung, war zwar länger weg vom Forum, hatte die Geschichte aber immer im Hinterkopf.

Ich kann mich nur wiederholen, ich würde die Bücher kaufen.

Weiter so!

He, danke schön! Freue mich über jede Lesebestätigung eines Stammlesers.

Persona Dramatis
Gabriel - Engel des Herrn und Bringerin des Lichtes
Gavri Pilgerstochter - Gabriels Wirtin
Lucius - Gabriels erster und einziger Champion
Admiral Lino Lope - Anführer der Konföderierten Flotte
Kommando Hughes "der Witwer" Broman - Ist nun bei den Kommandos gelandet.
Jenna Broman - Seine verstorbene Frau
Chaos Jenna aka Char´ka - junge Frau, die Hughes an seine Frau erinnert
Gad "der Denker" Varner - Hughes ehemaliger Vorgesetzter

Kapitel 6

Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Fabrik
Zeit: 2 847 996.M41
Person: Gabriel

Gabriel betrachtete die Holoprojektion, welche ihre Flotte im Orbit über Fabrik abbildete. Neben ihr Stand Lino Lope, der kettenrauchend mit einem Glas Amasec in der Hand unablässig Befehle gab. Über hundert Kampfschiffe und Angriffsverbände zu koordinieren war keine leichte Aufgabe. Bis jetzt lief alles nach Plan. Ihre Maßnahmen hatten sich ausgezahlt. Das Schutzfeld war noch nicht wieder aufgebaut worden und würde es wohl auch niemals wieder, da jetzt viele der Projektorenpyramiden im inneren Festungswall zerstört waren. Schutzfeldtechnologie war komplex und empfindlich. Hunderte kleiner Icons ploppten nun auf, als der Feind an der Oberfläche seine Weltraumjäger und Bomberstaffeln losschickte. Beim ersten Angriff auf das System waren viele dieser Kleinschiffe entkommen und hatten sich nach Fabrik gerettet. Nun wurden sie ein weiteres Mal losgeschickt. Den Besatzungen musste klar sein, dass dies eine Selbstmordmission war, aber sie lebten in dem Bewusstsein, dass Khorne Feiglinge ins ewige Feuer in seiner Thronhalle warf. Letztendlich war es egal, welcher Gott sie in die Flammen des Fegefeuers warf, aber Gabriel wusste es besser. Allerdings hatte sie die Masse des Feindes unterschätzt. In den letzten Wochen mussten viele Ressourcen in die Produktion neuer Jäger und Bomber geflossen sein. Sicherlich nicht die schlechteste Idee, die man in einer solchen Situation haben kann. Einige der Staffeln stiegen genau über erhaltenswerten Strukturen auf.

"Die werde ich übernehmen! Kein Abwehrfeuer auf diese Verbände, solange sie über den wichtigsten Anlagen der Oberfläche sind." Gabriel markierte einige der Icons, die unheilvoll über den Fabriken von Raumschiffbauteilen flogen. "Haltet mich auf dem Laufenden", befahl sie noch zum Abschied und versiegelte ihre Rüstung. Kurz überprüfte sie aus reiner Routine die Zustandsanzeigen ihrer Waffensysteme. Inzwischen hatte sie sich mit ihrer langen Glefe ausgerüstet. Der Stab war eine Plasmabeschleunigereinheit mit einer sehr hohen Schussfrequenz und stufenloser Dosierbarkeit der Stärke der Geschosse. Von einer Sekunde zur anderen konnte sie statt eines Stromes kleiner Geschosse richtige Flächenangriffe ausführen oder auch ein besonders starkes produzieren. Die lange krumme Monoklinge des Stichblattes war aus einer sehr exotischen Legierung und verfügte über ein Energiefeld.

Dann sprang sie durch den Warp. Sie kam im freien Fall in der Stratosphäre des Planeten heraus. Nach einem kurzen Moment der Desorientierung fixierte sie eine Staffel von Chaos Torpedobomber, die auf einem Muster aus den Tagen der Gründungsphase des Imperiums basierte. Trotz ihrer Freiheit von abergläubischen Dogmen waren auch die Schwarzen Adepten nur zu wenig mehr in der Lage als ihre loyalen Gegenstücke vom Mars. Ein Umstand, über den Gabriel überhaupt nicht traurig war. Auch hier waren überall die hässlichen Symbole des Chaos zu finden. In dem einen oder anderen war sogar etwas unheilige Energie gespeichert. Aber nichts, was wirklich vor ihren Kräften geschützt hätte. Mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten erfasst sie den ersten der Bomber. Mit einem Gedankenimpuls komprimierte sie die Struktur, was die Antriebsflüssigkeit und Torpedoköpfe zur Detonation brachte, da diese auf den viel zu hohen Druck reagierten. Der Bomber verging in einer grellen Explosionswolke. Nur kleine glühende Trümmerteile trudelten noch zur Oberfläche, zu klein, um nennenswerte Schäden an Gebäudestrukturen zu verursachen. Sie verfuhr mit den nächsten sieben Fliegern auf die gleiche Weise und löschte die gesamte Staffel in weniger als zehn Sekunden aus.

Dann spürte sie die dämonische Präsenz. Über ihr materialisierte sich ein besessener Hexer. Damit hatte sie schon die ganze Zeit gerechnet. Als letzten Notanker konnten die Götzendiener sich Dämonen aus dem Warp beschwören. Im Extremfall sogar ein Tor öffnen, was die Welt mit Dämonen überfluten würde. Das Ding war blau und geflügelt. Der deformierte Körper ähnelte noch keiner bestimmten Dämonenart. Für einen Schicksalsweber war die Kreatur zu mickrig. Die Formen der Diener Tzeentchs waren mannigfaltig. Man konnte sie zwar grob in Kategorien einteilen, aber sie waren wandelbar und schwer zu katalogisieren. Die Form konnte auch ein Trick sein, um die wahre Stärke zu verschleiern. Da dieses Ding allein aufgetaucht war und wissen musste, wer hier vor ihm war, lag es auf der Hand, dass sie es entweder mit einem hochmotivierten größenwahnsinnigen Horror oder einer wirklichen Gefahr in Form eines Herrscher des Wandels zu tun hatte. Der geflügelte Mutant war mit einem Stab aus Kristall bewaffnet und mit einer blau schimmernden Rüstung bekleidet, auf der sich unheilvoll leuchtende Runen ineinander krallten und unablässig ihre Position änderten, um neue Wörter zu bilden. Es gab zwar einen Schädel, aber der war wie ein Ikasoeder geformt. Auf der Höhe der Brustwarzen befand sich je eine Öffnung, die ihre Position hielt. Wahrscheinlich waren darunter die Augen der Kreatur. Tzeentch selbst hatte ja auch keinen Kopf mehr, sondern Augen, Nase und Mund befanden sich im Brustkorb. Damit Khorne seinen Schädel nicht abreisen konnte, hieß es in den einen Quellen, in anderen, dass Khorne das schon getan hatte und ihn als Nachttopf benutzte. Wahrscheinlich stimmte keins vom beiden. Der Mund schien sich im Schritt zu befinden, an einem flexiblen Tentakel mit Geruchsrezeptoren, welche den Schlund ringförmig umschlangen.

Ein greller Lichtstrahl schoss auf sie zu, dessen Energie sie mit der linken offenen Hand einfing. In einer Drehbewegung formte sie die Energie zu einem Ball und schleuderte sie auf den Ursprung zurück. Der Besessene wich im letzten Moment geschickt aus, da er schon mit der Ausweichbewegung begonnen hatte, bevor sie die Energie überhaupt eingefangen hatte. Das Ding konnte also die Fäden des Schicksals erkennen. Jedenfalls zum Teil, sonst hätte es nicht den Blitz aus Energie geformt. Mit beiden Händen umfasste sie ihre Glefe, welche dem hochentwickelten Baumuster entsprach, das sie einst in ihrer ersten Inkarnation von den Menschen zur Verfügung gestellt bekommen hatte, um die Maschinen zu bekämpfen. Ihre Zielsysteme erfassten den Feind und ein Gedankenimpuls reichte, um einen Fächer aus hundert kleinen Sonnen loszuschicken. Über zwanzig davon trafen das Ding. Das Plasma verbrannte die ledernen Flügel, zerschmolz den Kopf, trennte einen Arm brennend ab. Dann zerplatzte der Wirtsträger und sein unheiliger Passagier trat vollständig in die Ebene ein. Gabriel hatte sein Gefäß zerstört und wahrscheinlich hatte der Besucher das auch gewollt. Es war doch ein Herrscher des Wandels, der nun in seiner ganzen hässlichen Pracht vor ihr schwebte. Seine Spannweite betrog sicherlich fast zwanzig Meter und er war mindestens viermal so hoch wie sie. Seine Augen in seinem Vogelkopf waren brennende Seen aus gelbem Hass, seine Existenz eine Verhöhnung des Herrn. Diesen Frevel würde sie aber heute beenden. Es war nicht der erste der großen Diener der falschen Götter, dem sie gegenüberstand, und bis jetzt hatte sie noch jeden vernichtet, der ihren Weg gekreuzt hatte. Denn sie war Gabriel, die Kraft Gottes, und der Herr hatte sie entsandt, um das Böse zu bekämpfen. Und das Böse stand nun in seiner reinen Form vor ihr. Der Herrscher schien zu improvisieren, da er keinerlei Unterstützung dabei hatte und sie nicht durch Horden minderer Dämonen geschwächt worden war. Oder er wollte einfach wissen, wer hier der Bessere war. Auch intrigante weit vorausschauende Dämonen hatten den Makel der Todsünde des Stolzes, für die Tzeentch ja stand.

"Ich werde deine Seele fressen! Ich werde mich an deinen Schreien und Qualen ergötzen, wenn ich dich Stück für Stück verschlinge!", zwitscherte es aus seinem Vogelkopf.
"Große Worte für so einen kleinen Piepmatz", erwiderte Gabriel und feuerte einen weiteren Fächer sonnenheißen Plasma ab. Diesmal blieb aber ihre Salve in einem Schutzfeld stecken. Im Gegenzug wurde sie mit psionischen Strahlen bombardiert, die aber an ihrem psionischen Abwehrschild entweder absorbiert oder abgelenkt worden. In einiger Entfernung zischten ein paar Bomber vorbei und Gabriel griff mit ihren geistigen Kräften nach einem, riss ihn aus seiner Flugbahn und warf ihn auf ihren Kontrahenten. Diese gigantischen Kräfte reichten aus, um die Besatzung innerhalb des Gerätes zu töten und die Struktur der Flugmaschine nachhaltig zu beschädigen. Ihr Gegner hatte exakt die gleiche Idee gehabt. Während sie sich weg teleportierten, stießen die zwei gigantischen Geschosse zusammen und explodierten in einem Feuerball. Es war offensichtlich, dass sie beide synchron ihre eigenen Zeitstränge im Auge behielten und so jeden Angriff vereiteln konnten. Man musste allerdings kein Hellseher sein, um zu wissen, dass man bei einer Invasion einer Chaoswelt auf Dämonen treffen wird. Deswegen hatte Gabriel schon im Vorfeld mehrere Szenarien entwickelt, wie sie mit Gegnern dieses Kalibers fertig werden konnte, falls denn wirklich sogar eine große Dienerkreatur der Warpgötzen auftauchen sollte. Es war äußerst gefährlich, was sie jetzt tun musste, aber der einzige Weg mit einem Herrscher des Wandels fertig zu werden. Aber im Gegensatz zu dieser Kreatur war sie eben vorbereitet.

"Gavri, du musst übernehmen, während ich mich kurz ausklinke", warnte Gabriel ihre Wirtin vor.
"Gut, ich werde das schon schaffen!", machte sich Gavri selbst Mut. In den letzten Wochen hatte sie viel gelernt und war auch ohne Gabriel in der Lage, sich mächtigen Gegner allein zu stellen. Gabriel verschwand aus ihrem Bewusstsein und sie fühlte sich einen kurzen Moment schrecklich allein gelassen. Aber dieses widerwärtige Ding, diese misslungene Parodie auf einen wahren Diener des Herrn ließ ihr keine Zeit zum Angst haben, denn Gavri war nun beschäftigt, am Leben zu bleiben, was keine leichte Aufgabe war. Sie war nicht so gut darin, gleichzeitig die Fäden der Zeit und einen Gegner im Blick zu haben. Aber ihr Potential erlaubte es, die schlimmsten Attacken einfach mit einem Feld abgleiten zu lassen, während sie selbst immer noch austeilte, damit dem Dämon nicht zu wohl wurde.

"Kleines süßes Mädchen, du hast keine Chance gegen mich und du weißt das nur zu gut! Dein Tod ist für heute schon seit Äonen bestimmt!", säuselte der Lügendämon und Gavri wusste von Gabriel, dass ein Dämon niemals die Wahrheit sagen würde. Sie logen, wenn sie ihren krummen Schnabel aufmachten.

"Weißt du eigentlich, wen du da in dir trägst?", zwitscherte der riesige Piepmatz und buntschillernde Strahlen schossen auf sie zu. Manche verwandelten sich in Geschosse aus Adamantium, andere aus Eis oder gerade in der Nähe befindlichen Trümmerteilen. Den meisten wich sie aus, einen zerschlug sie im Flug mit der Glefe, während die restlichen am Schutzfeld abprallten.

"Weißt du eigentlich, was du für ein hässlicher Flattermann du bist?", fragte Gavri zurück und feuerte ein lange Lohe aus Plasma ab, welche die Kreatur zwang, auf eine andere Position zu teleportieren, auf die sie schon eine Garbe weiterer Geschosse abgab, die aber leider an seinem Feld verpufften.

"Nichts weniger als das, was in dir ist", sang der Herrscher des Wandlers zurück, Dienerkreatur des Herrn der Lügen und deswegen konnte Gavri trotz der momentanen Anstrengungen nur über seine durchsichtigen Lügen lachen. Wahrscheinlich dachte er, bei einem naiven Teenager ohne große Kenntnisse des Warps müsste er sich keine Mühe geben. Oder er wollte sie das glauben machen und sie wütend oder unvorsichtig werden lassend. Diese Dinger dachten um fünfzig Ecken, fünfzig scheinbar fehl gehende Pläne, die zu einem großen Erfolg führten. Die Wege der Wandler waren voller Heimtücke und so verschlungen, dass kein sterbliches Wesen es wagen konnte, diese zu entwirren. Also verschwendete Gavri keine weiteren Gedanken an dieses Thema, sondern konzentrierte sich darauf, dieses Ding irgendwie weh zu tun und gleichzeitig am Leben zu bleiben.

Etwa zwei Minuten lang beharkten sie sich gegenseitig mit Geschossen, psionischen Attacken und benutzten Bomber als Geschosse, formten sie um in hauchdünne Scheiben von der Dicke eines Moleküls, die alles durchschneiden konnten. Währenddessen vernichtete sie nebenbei einen kompletten Bomberverband des Feindes. Sie losch wieder Leben aus, aber nur um andere zu beschützen. Das ehemalige Pilgermädchen fühlte, wie diese Götzendiener durch ihre Kräfte starben und es war kein gutes Gefühl. Und vielleicht war das auch ganz gut so.

"Bin wieder da! Ich übernehme jetzt!" Gavri ließ sich mehr als nur bereitwillig wieder übernehmen. Noch bevor die Übernahme gänzlich abgeschlossen war, begann schon der nächste Angriff. Eine weitere Salve mit nur einem Molekül dicken Schrapnellen kam auf sie zu. Einer der dünnen Scheiben traf sie, riss ihr die seitliche Rüstung auf. Warnrunen begannen rot zu flackern. Ein schrecklicher Schmerz tobte in ihrem Körper, brachte sie an den Rand der Ohnmacht.

"Erwischt!", triumphierte der Dämon und flog auf sie zu, um ihr die Seele zu entreißen und zu fressen. Sie teleportierte und der Dämon folgte ihr, aufgeladen von der Energie des auf dem Planeten tobenden Holocausts an Milliarden von Chaosanhängern. Sie kam in einer Halle an Bord eines der Schlachtschiffe heraus. Der Dämon kam nur einen Sekundenbruchteil später an.

"Hab ich…!?" Erst jetzt erkannte die widerwärtige Kreatur des Warps die Falle, als das antipsionische Feld ansprang, ebenso eine nach innen gerichtete verstärkte Gellerbarriere, die mehr als nur die Realität einfing. Symbole uralter bannender Macht waren im Boden eingelassen. Während ihrer unendlich lang erscheinenden Zeit des Exils hatte Gabriel gelernt, wie man die dünnen Fäden der Zukunft strecken, verbiegen, verbergen oder gar fälschen konnte. Es kostete viel Kraft und Konzentration, aber es war ihr möglich und nun hatte sie ihn Dank falscher Zukunftsfäden in eine tödliche Falle gelockt.

"Oh, schön dass du es noch hierher geschafft hast. Heute triffst du auf Vergebung und Verdammnis", grinste Lucius, ihr erster und einziger Champion und schwang seine beiden gekrümmten Klingen der von ihr gefertigten Schwerter, die er in der Mitte verbunden hatte. Der riesige Vogel war von der Situation vollständig überwältigt. Von den Strömen der Zeit und aller Macht abgeschnitten zu sein, war eine verstörende Erfahrung. Es war, als wäre man aller Sinne beraubt, wie der Engel aus eigener schmerzhafter Erfahrung wusste. Gabriel befand sich außerhalb des antipsionischen Feldes und heilte ihre schwere Verletzung. Lucius wusste um die Gefährlichkeit des Gegners und war sich darüber klar, dass jetzt nicht der Zeitpunkt war, jemanden einfach tot zu quatschen. Selbst ohne Magie verfügte dieser Wandler über rasiermesserscharfe Krallen, die Verbundwerkstoffe wie Pappe durchschneiden konnten. Auch sein Kopf war mit einem gefährlichen Schnabel versehen. Auch wenn diese Kreaturen sich zu 99.9% auf ihre verderbliche Magie und hinterlistigen Intrigen verließen, waren sie doch im Nahkampf nicht zu unterschätzen.

Der Angriff ihres Champions war schnell, hart und kompromisslos. Mit einem Doppelhieb seines Doppelschwertes durchschlug er die vergleichsweise dünnen Beine des Dämons. Ihre Klingen durchschnitten die riesigen Hühnerbeine wie eine Axt einen Ast. Violettes Blut blubberte aus den Stümpfen, welche den Boden verätzte. Ein weiterer Grund, sich zu beeilen, da dieses Ding durchaus in Lage war, aus diesem Feld zu entkommen, indem es die Sigel am Boden zerstörte und sei es mit seinem eigenen toxischen Blut. Der Länge nach fiel die Widerwärtigkeit vor Schmerz schreiend hin und Lucius löste die Verbindung seiner Schwerter und hatte nun jedes davon einzeln in einer Hand. Er sprang auf den Rücken der Kreatur und stach in schneller Folge in den Balg der Bestie. Der weiße Wappenrock mit dem purpurnen Kometen des Tzeentch färbte sich blau von dessen kochendem Blut, zersetzte sich aber nicht. Panisch geworden versuchte die Warpkreatur, den schweren Mann von sich herunter zu bekommen und bockte. Lucius sprang in die Höhe und ließ sich von seinem Schwebemodul kurz tragen, bevor er sich auf den nun auf dem Rücken liegenden Wandler mit voller Wucht fallen ließ. Über zweihundert Kilo Masse merkte auch so eine große Kreatur wie der Wandler. Der Dämon versuchte, seinen Stab als Waffe einzusetzen, aber dieser Zauberfokus eignete sich nun mal nur bedingt als Waffe und zerbrach, als Lucius den kraftvollen Hieb parierte. Sofort setzte ihr Champion nach und schlug in schneller Folge beide Klauen ab, die durchaus in der Lage waren, seine geschichtete Rüstung aus Verbundwerkstoffen zu beschädigen. Die Kreatur schrie kläglich auf und versuchte in letzter Verzweiflung nach ihrem Peiniger zu picken.

"Dein Tod heißt Lucius! Grüß Tzeentchilein von mir!", schrie ihr einziger Champion und zerteilte den Vogelkopf in mehrere Teile, zuerst nutzte er die Angriffswucht des Feindes, um seinen Schnabel zu spalten, dann hakte er brutal drauf los. "Kein Schädel für den Bronzethron!" Der Leib des Dämons begann augenblicklich zu verfaulen. Lucius sprang von der Leiche herunter, schlug dabei theatralisch einen Salto und kam vor ihr zu stehen.
"Das war erfrischend, ich hoffe doch sehr, da kommen noch viel mehr."
"Gut gemacht, Lucius, mein einziger und erster Champion. Und wie viel mehr davon wir heute noch töten werden", erwiderte Gabriel. "Ich komme wieder!" Diese Sätze sprach sie für die Kameras, die den Kampf aufgenommen hatten. Diese Filme würden Lucius den Ruhm geben, nach dem er so sehr strebte. Natürlich würde das Ganze deutlich gefiltert werden, da ein Anblick eines so großen bösartigen Dämons etwas sehr Verstörendes hatte, selbst auf einem Film. Immerhin war das ein Teil eines der mächtigsten Götzen überhaupt gewesen.

Sie lud sich die aktuellen Daten der feindlichen Angriffsverbände herunter, erstellte eine Reihenfolge und sprang zu den ersten der Bomberpulks. Wieder kam sie in der hohen Stratosphäre heraus. Unter ihr zog in einer Sternformation ein Verband schwerer Angriffsbomber vorbei. Jeder war über hundertzwanzig Meter lang, führte zwei sechzig Meter lange Standardtorpedos mit Plasmasprengköpfen mit. Die Oberflächen der Maschinen waren von Abwehrtürmen mit Lasergeschützen bedeckt. Die Frontseite war schwer gepanzert, geschichtetes Adamantium und Ceramit, der tragende Rumpf aus Plastoid. Mit ihrer Kraft griff Gabriel einfach nach den Zündern der Torpedos und löste sie aus. Der Verband verging in einer Reihe von Plasmaexplosionen. Wieder ein Problem weniger. Nach und nach rieb sie alleine die Hälfte der Bomber auf, während der Rest von ihrer Flotte abgeschossen wurde. Einige wenige Angreifer konnten sogar noch ihre Waffen abfeuern, bevor sie im Abwehrgewitter vergingen. Die meisten Torpedos konnten abgeschossen werden, nur wenige trafen ihr Ziel und richteten Schaden an. Danach kümmerte sich Gabriel um die Jagdmaschinen, welche den neuartigen Donnerkeilen durchaus im Verband gefährlich werden konnten. Die Donnerkeile waren sehr teuer in der Fertigung gewesen und jeder Verlust würde das Vertrauen in diese neuartige Waffe erschüttern. Viele erwarteten wahre Wunderdinge von den Waffen des dunklen Zeitalters der Technologie. Diese Systeme waren durchaus äußerst fortschrittlich, aber eben leider auch nicht unverwundbar.

Die Flotte hatte nun ihre neue Parkposition erreicht und Abaddonpolis war einem vernichtenden Bombardement aus Markokanonen allerlei Bauarten und Laserlanzen ausgesetzt. Zuerst vergingen die Bastionen im konzentrieren Feuer. Allein die Irrläufer und Fehlschüsse zerstörten Habblocks, verwandelten ganze Viertel in eine Flammenhölle zusammenstürzender Gebäude. Jede Sekunde starben dort hunderttausend Menschen einen qualvollen Tod. Krieg war niemals sauber, Krieg war der schlimmste Zustand, in dem man sich befinden konnte. Es war nur ein geringer Trost, dass diese Kreaturen dort unten mutiert, korrumpiert und bösartig waren. Besonders Gavri schien der psionische Nachhall schwer mitzunehmen. Nach und nach vergingen die inneren Bastionen und das Feuer wurde nun auf die äußeren gelenkt, die nicht von ihren Truppen genommen worden waren. Hier und da war es zu Fehlsprüngen gekommen. Leider hatte sie nicht die notwendige Kapazität, jedes Ziel mit zwei oder noch mehr Einheiten anzugreifen. Ihre Ressourcen waren immer noch sehr knapp, auch wenn täglich umgeleitete imperiale Regimenter von Welten mit der Konföderation wohlgesonnenen Herrschern eintrafen. Dummerweise waren nicht alle diese Männer und Frauen bereit, einfach so dem Imperium den Rücken zu kehren und viel Überzeugungsarbeit war vonnöten, um diesen Menschen klar zu machen, dass dieses überkommene System einfach keine Zukunft hatte.

Die ersten Wellen von Landungsbooten setzten sich nun in Bewegung. Sie vernichtete die letzten fliegenden Verbände, um die Verluste ihrer Leute zu minimieren. Mehrmals musste sie blitzartig ihre Position wechseln, um nicht im eigenen Feuer ihrer Flotte zu vergehen. Wie ein Sternenregen drangen die Landungsschiffe in die Atmosphäre ein. Passenderweise hieß die Klasse dieser Landungsboote auch "Sternschnuppe" und basierte auf einem bewehrten Baumuster aus dem letzten Maschinenkrieg. Die Schiffe waren knapp neunzig Meter lang, fünfundzwanzig breit und etwas über zwölf Meter hoch. Bewaffnet waren sie als Offensivwaffen mit zwei Türmen wie sie auch der überschwere Kampfpanzer Mammut trug. Als Defensivwaffen waren vier Abwehrlaser montiert. Zwei Kuppeln befanden sich seitlich vorne über der Schleusenrampe, eine vor der Kabine der Besatzung und einer am Heck. Die Unterseite wie auch die Front waren massiv gepanzert. Der meiste Beschuss kam beim Anflug doch von vorne und unten. Wobei auch die Seiten und Toppanzerung sehr stabil waren und direkten Treffern von 175mm Tremorgranaten standhalten konnten.

Hier und da wurde immer noch Abwehrfeuer gegeben und sie spürte, wie eines der Schiffe einen schweren Treffer abbekam. Leider war es zu spät, noch helfend einzugreifen. Das Schutzfeld brach zusammen, die Hüllenpanzerung auf Höhe des Plasmareaktors durchschlagen. Eine sekundäre Explosion zerrstörte den Reaktor, tötete die sich darüber befindliche Besatzung und ließ die Hülle aufbrechen. Die Triebwerke setzten aus und die Maschine begann unkontrolliert zu trudeln. Die Schotte und Schutzwände zur Transportsektion hatten gehalten, weil der Druck durch den Hüllenbruch abgeleitet worden war. Alle der zu transportierenden Soldaten lebten noch, auch wenn einige durch die Aufprallkräfte verletzt worden waren und es waren selbst für sie zu viele, um sie alle weg zu teleportieren. Aber sie konnte mehr als das. Sie sprang und kam auf der bockenden Hülle heraus. Mit ihren Kräften griff sie nach der halb zerstörten "Sternschnuppe" und zwang sie zurück auf Kurs. Wie üblich bei solchen Dingen, wo es darum ging, etwas zu retten, flossen ihre Kräfte viel stärker, da sich Gavri nicht unbewusst gegen das Kanalisieren durch ihren Körper wehrte.

Von der Oberfläche starteten nun die Atmosphärenjäger und wie Fliegenschwärme schwirrten sie den Landungsbooten entgegen. Begleitende Hybridjäger der Konföderation schossen nun an den Landungsschiffen vorbei und versuchten die angreifenden Jäger abzudrängen. Die Formationen lösten sich auf in tausende gleichzeitig stattfindende Duelle, welche mit Laser, Raketen und Maschinenkanonen ausgeführt wurden. Dem einen oder anderen Chaosjäger gelang es sogar, bis zu den Landungsschiffen durchzubrechen. Deren Abwehrlaser eröffneten das Feuer und Treffer des Feindes wurden zum größten Teil durch die Schilde geblockt. Einst waren Schutzschilde etwas Alltägliches gewesen und es hatte auch die entsprechenden Gegenmaßnahmen gegeben. Der ewige Wettlauf zwischen Waffe und Schutz. Allerdings war dieses Wissen über die entsprechenden Waffen in Vergessenheit geraten, die Schablonen für die Herstellung verschollen, zerstört oder schlicht nicht mehr lesbar. Ebenso war die Schutzfeldtechnologie stark in Vergessenheit geraten und zu etwas Exotischem geworden. Die heutigen Modelle im imperialen wie auch im Chaosraum waren relativ primitiv, schwer im Vergleich zu ihrem Wirkungsgrad und sehr energieintensiv.

Über Kurzwellenfunk nahm Gabriel Kontakt mit den Passagieren des Landungsbootes auf und koordinierte mit ihnen den Landevorgang. Statt mit konventionellen Triebwerken, war es nun Gavris und Gabriel vereinte Macht, welche das Boot auf Kurs hielt. Und davor bewahrte, endgültig auseinander zu brechen. Die stark zugebaute Oberfläche des Planeten kam schnell näher. Tausende von Tonnen von Plaststahl in eine dem Planetenanziehungskräften entgegengesetzte Richtung zu bewegen war dann nicht leicht, wenn man diese Masse abbremsen musste, ohne dass die darin sich befindlichen Menschen durch die einwirkenden Kräfte getötet wurden. Zu viel und die Soldaten würden schlicht durch die massiven Fliehkräfte zerquetscht werden, zu wenig, sie würden auf der Oberfläche zerschellen. Schnell stellte sich heraus, dass es unmöglich war, dabei auch noch die Formation zu halten oder den eigentlichen Landungspunkt zu treffen. Es war schon beinahe wie der Ritt auf einem Schwebebrett. In der Zeit ihrer ersten Inkarnation waren diese Bretter ein beliebter Zeitvertreib für jene gewesen, die sich solche Spielzeuge hatten leisten können.

"Fall nur nicht herunter, kleiner Knödel!", hörte sie den Nachhall einer männlichen Stimme, die eher amüsiert als besorgt klang. Ein wohliges Gefühl der Geborgenheit kam einen kurzen Moment in ihr hoch. Ein sonniger Tag, es roch nach frisch gemähten Gras der Parkanlage und der süße Duft, der von einem schwebenden automatisierten Stand für gebrannte Mandeln und Hot Dogs ausging. Sie hörte den Lärm vor Vergnügen schreiender Kinder von einem nahen Abenteuerspielplatz, Gesprächsfetzen von Müttern, die sich unterhielten. Die frühsommerliche Sonne kitzelte ihre nackten Arme und Beine und sie sah einen lächelnden Mann mit blauen Augen und gescheitelten blonden Haaren, die vom Wind zerzaust waren. Sie stand auf einem blau bemalten Schwebebrett, auf dem das Logo eines silbernen Drachen gesprüht war. So schnell, wie dieser Erinnerungsfetzten einer ihrer früheren Inkarnationen in ihr hochgekommen war, verblaste die Erinnerung an einen lauen Sommertag auf einer fremden Welt. Das Jetzt nahm nun all ihre Aufmerksamkeit gefangen und im nächsten Moment hatte sie die seltsame Erinnerung schon wieder verdrängt. Das Landegebiet war stark verbaut und etwa dreißig Kilometer vor der eigentlichen Landungszone. Der Engel spürte, wie die Anstrengung und Konzentration langsam ihren Tribut forderte. Vor ihr ragten große Montagehallen auf, nach ihren Informationen, die bei ihr eingeblendet wurden, handelte es sich um eine Panzerfabrik. Also etwas, das sie ohne Reue zerstören konnte. Die wichtigen Fabriken standen etwa vierzig Kilometer von hier, wo Raumschiffsnormalien für imperiale Baumuster hergestellt wurden. Schließlich bestand ein Großteil der Flotte der Chaoten inzwischen aus erbeuteten imperialen Raumschiffen aktueller Baumuster und letztendlich waren ihre alten Modelle auch auf Werften des Mars und des Mondes entstanden.

Mir ihren psionischen Sinnen tastete sie die Umgebung ab, ging kurz ihre Möglichkeiten durch, stellte die entsprechenden Berechnungen an und befahl dann einen kurzen Lanzenschlag in die voraussichtliche Landezone. Nur fünf Sekunden später blitzte es kurz auf. Der Impuls war zu kurz, um die Gebäude einzuebnen, lockerte aber die Struktur auf und setzte viel Energie frei, mit der sie einfacher arbeiten konnte. Mit voller Macht griff sie nun fokussiert in die die elementare Zusammensetzung der Umgebung ein und formte sie nach ihrem Willen um. In weniger als fünfzehn Sekunden baute sie eine Landrampe, um ein vertikales Aufschlagen zu verhindern. Das Ganze nahm sie so in Anspruch, dass sie den anfliegenden Zerstörer, also ein mit Maschinen und Laserkanonen zugepackten vierstrahligen Bomber eines imperialen Schemas, erst im letzten Moment wahrnahm. Da hämmerten auch schon die Garben auf die Oberfläche der flackernden Schilde, brachten sie zum Einsturz und hagelten nun auf die gepanzerte Hülle des Landungsbotes. Und dummerweise auch auf sie. Manchmal war es eben nicht möglich, auch noch die Ströme der Zeit vollständig im Blick zu behalten. Ihre Schilde wurden stark belastet, zerbrachen und sie bekam einen Wirkungstreffer in den Torso ab. Das Hochgeschwindigkeitsgeschoss zertrümmerte eine der Panzerplatten, drang aber nicht durch die mehrlagige Schicht aus hochwertigen Verbundwerkstoffen und Adamant Ceramit Legierungen. Allerdings reichte die kinetische Energie aus, sie von den Beinen zu fegen. Augenblicklich ließ ihre Konzentration nach, da sie damit beschäftigt war, Halt zu finden. Der Zerstörer rauschte über sie hinweg. Hinten hatte er zwei koaxiale ferngesteuerte Sturmgeschütze, die auf sie feuerten. Bei den Massen an Geschossen, die um sie herum einschlugen, war es kein Wunder, dass sie mehrere Treffer erhielt. Ihr Schild hatte sich noch nicht wieder aufgebaut und die Stärke ihrer Panzerung wurde mehrmals hart geprüft. Einiges an Material wurde aus ihrer Rüstung gesprengt und sie weiter herum gewirbelt. Trotzdem gelang es Gabriel, einen ruhigen Kopf zu bewahren. Mit ihren Sinnen griff sie nach dem Petrochem in einem der Tanks und ließ es reagieren. Der Marauder Zerstörer verging in einem großen Feuerball. Inzwischen war das Landungsschiff deutlich abgesackt.

Gabriel griff mit aller Macht nach dem Schiff und sie spürte, wie ihr Wirtskörper Nasenbluten bekam. Gavris Körper war bis zur Grenze des Möglichen belastet. In dem Schiff befand sich eine komplette Kompanie unter Hauptmann Gad Varner des 1. Schweren Luftlandesturmregiment der VII Legion. Dazu noch einige unterstützende Elemente der 1. Luftlandedivision. Sie würde diese Menschen nicht aufgeben. Endlich zeigten ihre Bemühungen die erhoffte Wirkung. Das Landungsboot glitt wieder dahin wie ein Blatt im Wind. Der Winkel der Rampe stimmte nicht mehr und der Engel sah sich gezwungen, ihn zu ändern. Sie drückte die Masse zusammen und erschuf eine zweite Schanze, um die Bremskräfte am Ende zu erhöhen. Dann krachte der Lander kontrolliert mit dem Bauch auf die Oberfläche auf. Es knirschte und krachte. Mit aller Kraft versuchte sie nun, die Aufprallenergie abzumildern, was ihr recht gut gelang, da sie nur vorhandene Energie umwandeln musste, was immer leichter ging, als welche zu erschaffen. Das kleine Raumschiff rutschte die erste Schräge herunter, überwand die Talsohle und wurde nun durch die aufragende Schräge weiter abgebremst. Schlitternd kam das Schiff zum Stehen.

Das war jetzt hart gewesen und Gabriel spürte, wie sie vor Erschöpfung zitterte. Die Rampe senkte sich und die Truppen begannen sich auszuschiffen. Zuerst huschte ein Schwarm kleiner Einmannpanzer heraus. Die führende Pilotin hatte den Rufnamen "Kleine", was deutlich auf dem Turm des Hummerpanzers zu lesen war. Sie konnte sich an die kleingewachsene tapfere Frau erinnern. Die Renegatin hatte großen Mut bewiesen und war schrecklich gefoltert worden, wo ihre Gliedmaßen abgetrennt worden waren. Körperliche Größe hatte eben nichts mit Mut und Opferbereitschaft zu tun. Dann fuhren in geordneten Formationen die beiden Züge der Kompanie in Transportfahrzeugen heraus und die Unterstützungseinheiten folgten ihnen.

"Vielen Dank, Lichtbringerin!", bedankte sich Hauptmann Varner, ein ehemaliger imperialer Sergeant, der durch seinen Einsatz auf "Der Werft" inzwischen zum Hauptmann befördert worden war. Ihre Sinne zeigten an, dass momentan keine Gefahr der Truppe hier drohte.
"Viel Glück, Hauptmann Varner, versuchen Sie die reguläre Landungszone zu erreichen" erwiderte Gabriel. Die Ströme der Zeit sahen ein Gelingen voraus, also sprang sie zum nächsten Krisenherd.
Sie kam auf einem Schrottplatz heraus, wo sich eine Einheit Kommandos eingeigelt hatte und einer gewaltigen Übermacht des Chaos trotzte. Der Trupp war fehlgesprungen und bisher waren alle Versuche gescheitert, ihn wieder heraus zu teleportieren. Etwas in diesem Bereich machte konventionelle Teleportation fast unmöglich und auch Gabriel spürte einen gewissen Widerstand, als sie auf den Schrottplatz ankam. Unter ihr befand sich etwas, das einen aktiven Störsender hatte. Mit ihren Sinnen erfasste sie ein geheimes Forschungslabor eines Genetors, der schon seit Jahrtausenden tot war. Nur die Technik funktionierte immer noch. Leider war sie zu weit weg, um es von hier aus zu zerstören oder wenigstens die Maschinen auszuschalten. Eines Tages würde sie das wieder können, aber heute noch nicht.

"Hier spricht die Lichtbringerin! Sammeln zum Evakuieren, jetzt!" Um ihren Leuten Zeit zu verschaffen, formte sie aus herumliegenden Plaststahl Wurfgeschosse mit scharfen Kanten und feuerte sie wie ein Hagel in die umliegenden Deckungen, um die feindlichen Truppen zu zwingen, die Köpfe unten zu halten. Ihnen einfach die Herzen zu zerdrücken wäre einfacher gewesen, aber Gavri blockte solche Kräfte gerne reflexartig ab. Auch ihr war es lieber, mit ihren Kräften indirekt zu töten als direkt. Es half, die notwendige Distanz zu wahren. Auch Engel konnten fallen.

Die Kommandos sammelten sich, der Trupp war vollständig, einer war schwer verwundet und wurde zwischen zwei Kameraden mitgeschleift. Einer der Soldaten hatte eine nackte Gefangene dabei. Sie blickte in Hughes Bromans Herz und sah einiges, was ihr nicht behagte. Er trug großen Groll auf die Verwaltung des Imperiums in sich, was wohl den psionische Trigger in den Plakaten ausgelöst hatte, die sie überall im Segmentum aufhängen ließ, um eine Armee der Willigen aufzustellen. Aber da war noch viel mehr und seine Personalakte schien geschönt worden zu sein. Es war noch alles im akzeptablen Rahmen, da ihr bewusst war, dass Soldaten niemals Samariter waren. Krieg war eine Bestie und nur wer die Bestie in sich willkommen hieß, konnte überleben. Sie war keine naive Politikerin des 21. Jahrhunderts, sondern ein gestählter Engel des Herrn und kannte die Realität des Krieges. Aber was ihr gar nicht gefiel, war die Gefangene, denn in ihr war nur Dunkelheit. Sie war den dunklen Götzen geweiht, trug ihr Mal und ihre Seele wie auch ihr Leib waren verloren. Und Gabriel erkannte, was Unteroffizier Hughes Broman in ihr sah, seine tote Frau. Deswegen stellte sie keine Fragen, da es keine Zeit gab, dieses Thema auszudiskutieren. Der Trupp war nun zusammen und Gabriel öffnete das Tor. Einen kurzen Moment später befanden sich auf dem Schlachtschiff, auf die Kommandos stationiert waren.

"Die Frau ist schwer verletzt, ich bringe sie zur Krankenstation!", sagte die Lichtbringerin in einem Befehlston. Nach kurzem Zögern übergab der Kommando ihr die Gefangene.
"Sie ist kein schlechter Mensch."
- Doch, dass ist sie. - dachte Gabriel abgeschirmt. Der Mann wollte sich noch erklären, aber Gabriel sprang einfach, bevor sie etwas versprechen sollte, das sie nicht halten konnte.

"Irgendwie ist das herrlich romantisch!", seufzte Gavri in ihr, während Gabriel die junge Frau in einem unbenutzten Zimmer des Hospitals des Kriegsschiffes ablegte. Der Engel sah in das Herz der Sklavin und sah darin nur Dunkelheit. Diese Frau war mit dem Glauben an das Chaos aufgewachsen und ihr größter Wunsch war es gewesen, dafür zu kämpfen, zu töten und zu sterben, weil man ihr beigebracht hatte, dass sie im Jenseits für ihre Mühen und Entbehrungen reich belohnt werden würden. Sie war aber zu schwach gewesen, hatte die Auswählkämpfe für die Amazonenausbildung nicht brutal genug gewonnen und war als ziemlich Unmutierte zur Gebärmaschine für die Gruben eingeteilt worden. Sie hatte das nicht gewollt, weil sie befürchtete, dass die großen Vier sie dafür nicht wirklich belohnen würden.
"Aber leider endet es hier", meinte Gabriel traurig und griff nach dem Herz der jungen Frau.
"Nein!", brüllte Gavri in ihr und warf ihr ganzes psionisches Potential in die Waagschale, um sie aufzuhalten. Sofort brach Gabriel ab und richtete ihre Gedanken an Gavri.
"Diese junge Frau ist verdammt. Sie ist eine überzeugte Chaosgläubige. Sie ist der Dunkelheit anheimgefallen."
"Aber wir können sie retten!"
"Sie will aber nicht gerettet werden!"
"Aber dieser Kommando, Broman, er liebt sie doch vom ganzen Herzen."
"Nein, er liebt seine verstorbene Frau und hat noch nicht losgelassen. Das da ist nicht seine Jenna, nicht seine ihm angetraute Frau. Dies ist Char´ka, ein Sklavin des Chaos. Sie ist eine überzeugte Anhängerin dieser Religion und wenn wir sie jetzt nicht von ihrer Existenz erlösen, hat sie das Potential, einen Haufen Ärger zu machen. Wenn sie jetzt stirbt, wird Hughes Broman eine Zeitlang traurig sein, aber schließlich diesen Verlust abschreiben und lernen, endgültig loszulassen. Stirbt sie nicht, wird er sich um sie kümmern wollen, bei ihr sein und sie wird ihn bei der ersten Gelegenheit zu töten versuchen. Das wird ihr nicht gelingen, Hughes wird den Vorfall verschweigen und die Sache nur noch Schlimmer machen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie ihn über kurz oder lang töten und das wird nicht alles sein. Diese Frau ist eine tickende Zeitbombe, die bereit ist, alles zu tun, um bei den vier Erzdämonen gut dazustehen. So wurde es ihr beigebracht und sie glaubt fest daran. Sie ist eine Fanatikerin und sie wird nie von ihrem Irrweg ablassen. Jeder Strom der Zeit zeigt dies deutlich! Wir können nicht jeden retten, nicht jedem ein Happy End gewähren. Hätte dieser Hughes auch nur eine Sekunde nachgedacht und sich nicht von seinen sentimentalen Emotionen leiten lassen, womit er sein ganzes Team und auch sich gefährdet hat, wäre sie schon längst tot!"
"Ich kann diese Zeitlinien sehen. Aber wir können das verhindern! Wir haben die Macht dazu!" Es hatte schon beinahe etwas anrührendes, wie verbissen Gavri um dieses eine Leben kämpfte.
"Ja, indem wir sie jetzt von ihrem Leid erlösen!"
"Nein! Indem wir sie komplett umformen! Wir können sie mit unserer Macht gemeinsam retten!" Gavri hatte etwas Hysterisches an sich. Die Gefühle ihrer Wirtin waren so stark, dass Gabriel spürte, wie Tränen ihre Wangen herunterliefen. Immer wieder vergaß Gabriel, dass dieses Mädchen sehr schnell hatte erwachsen werden müssen, weil es ihre Eltern früh verloren und für andere Kinder Verantwortung hatte übernehmen müssen. Gavri war emotional sehr reif für ihr Alter, aber letztendlich war sie doch nur ein Teenager und sah viele Dinge aufgrund fehlender Lebenserfahrung eben anders als Gabriel, die schon viele Jahrzehntausende alt war. Heute hatte sie ihrer Wirtin sehr viel zugemutet. Jeder tote Chaosanhänger war ein Segen, aber ihr Sterben war für sie beide deutlich fühlbar und bis heute Abend würden Milliarden von diesen Verdammten verdient sterben. Und viele durch ihre vereinten Kräfte. Es war wichtig für Gavries inneres Gleichgewicht, wenigstens ein Leben gerettet zu haben. Und Gabriel erkannte, dass Gavri in Char´ka ihr Chaosgegenstück sah. Ein Mädchen, das nie eine Wahl gehabt hatte, die in einer Welt aufgewachsen war, wo es nur eine Religion gab, die man entweder annahm oder grausam starb.

Char´ka hatte nie eine Chance gehabt, irgendeine freie Entscheidung zu treffen. Geboren in einer Gebärgrube, aufgezogen von erbarmungslosen Zuchtmeisterinnen, schon früh in die Fabriken zum Arbeiten geschickt worden. Der einzige Traum den Char´ka je gehabt hatte, war bei den scharlachroten Amazonen angenommen zu werden, einer weiblichen Kampfeinheit, die Khorne blutig huldigte, die unter anderem in dieser Gebärgrube aufgrund uralter Pakte rekrutierte. Allerdings hatte sie sich bei den Auswahlkämpfen nicht weit genug hervorgetan, um genommen zu werden. Sie hatte zwar das andere Mädchen getötet, aber nicht überzeugend und grausam genug, um sich zu qualifizieren. Da sie körperlich gesund, ihre Mutationen so gut wie nicht sichtbar waren, wurde sie zur Mutter ausgewählt. Sie war darüber natürlich nicht erbaut gewesen. Allerdings hatte ihr die Zeremonie, wo sie von einem Kult des Slaanesh in eine Welt der Lust und Schmerz eingeführt wurde, durchaus gefallen und in ihrem Leib war schon ein verdorbener Samen eingepflanzt.

Hätte Hughes vor lauter Dummheit und sentimentalen Gefühlen einer Toten gegenüber nicht eingegriffen, wäre sie schon längst tot, wie es das Schicksal eigentlich für sie bestimmt hatte. Dieses Mädchen am Rande der Frauwerdung hatte nie etwas Anderes kennengelernt als die Unbarmherzigkeit des Chaos, aber die Religion hatte ihr Kraft gegeben und sie war eine wahre fanatische Gläubige an die dunklen Vier. Wäre dieses Mädchen in den Habs einer Imperialen Welt geboren, wäre sie eine inbrünstige Imperatorgläubige geworden, vielleicht sogar eine geweihte Klerikerin. Um sie zu retten, würde sie die komplette Erinnerung nehmen müssen, ihr Erinnerungsvermögen komplett neu aufbauen und ihr eine gänzlich andere Persönlichkeit verpassen. Mit vereinten Kräften würde Gabriel mit Gavries Hilfe das bewerkstelligen können.

"Ja, wir können sie retten, wir können sie umformen", gab der Engel ihrer Wirtin recht. Sie könnte weiter mit moralischen Argumenten kommen, Gavri versuchen klar zu machen, dass es das Recht eines Menschen war, falsche Entscheidungen zu treffen. Und dafür dann die absoluten Konsequenzen zu tragen. Manchmal spielte es keine Rolle, ob derjenige eine Alternative gehabt hatte. Der Weg in die Dunkelheit war in den meisten Fällen eine Einbahnstraße, die schnell steil bergab ging.

"Ich bitte dich, lass sie uns retten!", flehte Gavri weiter und Gabriel erkannte, dass ihr kleiner Teenager keiner vernünftigen Argumentation zugänglich sein würde. In dieser Situation war eine bockige Gavri das Allerletzte was sie gebrauchen konnte. So moralisch fragwürdig eine vollständige Persönlichkeitsumformung auch war, hier war sie die Option mit dem meisten Gewinnpotential. Gavri würde ihre Kanäle offen halten und wäre glücklich darüber, wenigstens ein Leben an diesem dunklen Tag gerettet zu haben. Hughes Broman würde eine neue junge Frau bekommen, mit der er glücklich sein konnte. Und sie würde den Chaosgöttern eine weitere Seele entreißen, auch wenn das bei dem milliardenfachen Holocaust des heutigen Tages keinerlei Rolle spielte. Aber es würde Gavri gut tun und sie brauchte eine willige Wirtin. Nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. Das Leben dieser jungen Frau spielte keine Rolle und wenn sie damit Gavri eine Freude machen konnte, ihr helfen konnte, das heutige Grauen damit zu bekämpfen, wenigstens ein Leben gerettet zu haben, dann sollte das eben so sein. Auch wenn sie etwas Falsches aus den richtigen Gründen heraus taten.

"Gut, dann geben wir ihr eine Persönlichkeit, mit der Hughes Broman gut klar kommt", gab Gabriel nach.
"Danke!", hauchte Gavri in ihr erfreut und ihre Freude war so groß, dass ihr gemeinsamer Körper ein Jauchzen ausstieß und in die Hände klatschte. Bei sehr starken Emotionen war Gavri immer noch in der Lage, ihrer beider Körper zu kontrollieren.
"Dann fangen wir mal an, sehen wir nach, wie Jenna wirklich war."
Sie reisten auf den Strömen der Zeit, betrachteten die originale Jenna, extrahierten ihre guten Eigenschaften und dämpften deren Schwächen, immerhin hatte diese Frau Selbstmord begangen, eine ziemlich schlimme, unverzeihliche Sünde. Gavris Kanäle öffneten sich in einer noch nie dagewesenen Weise und sie löschten die Persönlichkeit der Chaossklavin Char´ka vollständig aus, nichts blieb davon übrig. Auch zerschmetterten sie das Mal, den Bund mit dem Chaos, das sie in sich trug. Während Gavri voller Freude über die vermeintlich gute Tat war, hatte Gabriel schon beinahe seelische Schmerzen dabei. Es war nicht richtig, einem Menschen seine Persönlichkeit zu rauben, ihn auf eine Hülle zu reduzieren und dann nach eigenem Gutdünken etwas Neues, vermeintlich Besseres zu erschaffen. Das Gegenteil von Gut war oft nicht das reine Böse, sondern einfach nur gutgemeint. Auch dies war ein Weg in die Dunkelheit und viele mächtige Psioniker waren schließlich darüber gestürzt, dass sie die Welt um sie herum einfach besser machen wollten und am Ende nur noch Puppen kontrollierten. Puppenspieler meinten es nie böse, aber letztendlich herrschten sie nur noch über Seelenlose Sklaven. Die Analen der Menschheitsgeschichte waren mit tausenden solchen Fällen gefüllt. Aber in diesem Fall war es notwendig, um die geistige Gesundheit von Gavri zu erhalten. Der heutige Tag war der schwerste in ihrer bisherigen Zusammenarbeit, das Grauen um sie herum schien schier übermächtig, da war dieses Ventil einfach nur ein kleines Übel. Mit dieser Erkenntnis konzentrierte sich Gabriel auf ihr Werk, auf dass es wenigstens ein langfristiger Erfolg werden würde.

Dann erschufen sie Neojenna, eine junge lebensfrohe Frau, die ihrem Ehemann eine treusorgende Ehefrau sein würde, ihren zukünftigen Kindern eine liebevolle Mutter. Die in Hughes Broman verliebt sein würde, hatte er sie doch durch mannigfaltige Gefahren aus der Dunkelheit der Sklaverei an das Licht geführt. Die Narben und Zeichen des Chaos verschwanden, der von Mangel und Misshandlungen gezeichnete Körper wurde gestärkt und der ehemaligen Jenna angeglichen, sogar verbessert. Schließlich lag auf der Liege der wohlgeformte Körper einer Frau mit Idealmaßen ohne äußeren und inneren Makel. In einer Schale lagen die Dinge, die sie aus ihrem Körper extrahiert hatten, unter anderem der fast unsichtbare Zellklumpen, der ein werdender Mensch gewesen war. In ihren Enthusiasmus scheinbar etwas wirklich Gutes zu tun, hatte Gavri noch nicht mal mitbekommen, wie Gabriel dieses verdorbene Ding aus dem Unterleib der jungen Frau entfernt hatte.

Als Gavri begann, sie zu einer Gläubigen der Konföderation zu machen, schritt Gabriel sofort ein.
"Stopp! Das werden wir nicht machen, lass sie ihren Glauben selbst wählen, dieses Recht müssen wir ihr gewähren."
"Aber das könnte alles gefährden!"
"Damit müssen wir leben. Wir werden niemals, ich wiederhole niemals, jemanden in diesem Punkt unseren Willen aufzwingen. Es ist der einfachste Weg, allen einfach das Gehirn zu schruppen, aber das ist böse! Das ist Chaos! Wir haben so etwas nicht nötig, denn unsere Mission, unser Glaube spricht für sich selbst!" Gabriels Worte waren scharf und dämpften Gavries Enthusiasmus kräftig. Für einen Moment hatte der Engel Angst, dass die ganze Aktion eben für die Katz war.
"Du hast Recht, Gabriel! So etwas dürfen wir nicht! Unser Angebot soll für uns sprechen, sie soll wählen und ich weiß, dass sie die richtige Entscheidung letztendlich fällen wird, denn wir sind die Zukunft, die neue Ordnung!" Erwiderte Gavri und bewies doch noch eine ziemliche Reife für ihr Alter.

Sie war nicht erfreut über dieses Werk, aber Gabriel hatte gelernt, dass es gute, falsche und vorteilhafte Entscheidungen gab. Die psionischen Kanäle von Gavri waren offen wie noch nie, seit sie im Körper ihrer jungen Wirtin existierte und dort unten auf Fabrik gab es noch viel zu töten.

Gedanke des Tages
Dies ist eines der wenigen komplett neuen Kapitel für den Band. Ich wollte noch etwas Gabriel in Aktion zeigen und dass sie durchaus in Lage ist, auch moralisch fragwürdige Entscheidungen zu treffen, wenn es nicht anders geht. Das Kapitel hat eine recht gute Balance zwischen Action und Handlung. Bringt zwar die Geschichte an sich nicht entscheidend weiter, aber ich wollte einfach mal die verschiedenen Weltanschauungen von Gavri und Gabriel aufzeigen und noch ein paar Andeutungen platzieren. Beim nächsten Kapitel geht es weiter mit Herad Tabelmann.
 
Vielen Dank für die Rückmeldungen, freue mich über jede einzelne.

Persona Dramatis
Die Inquisition

Ordo Hereticus
Herad Tabelmann: Inquisitor , stammt von Boonhaven, ehemals Angehöriger der PVS, gehört der gemäßigt radikalen Fraktion der Rekongregatoren an.
Seine Akolythen
Shiloh: Interrogatorin und Geliebte von Herad, stammt von der Wüstenwelt Toth
Zebulon: Explikator und hochgewachsener Spezialist für schwere Waffen, führt am liebsten seine "Kreissäge", ein Maschinengewehr, ins Gefecht, stammt von Plaines.
Syntyche: Novizin und Sanktionierte Psionikerin, etwas schusselig und weichherzig
Mattan: Älterer Mann und wissenschaftlicher Berater

Bewohner von Boonhaven

Kysor VI, Gouverneur von Boonhaven
Janina Tabelmann, Herads kleine Schwester

Konföderation des Lichtes
Schwester Luna - Streitbare Schwester aus Gabriels Leibwache
Gabriel - Die Lichtbringerin
Gavri Pilgerstochter - Gabriels Gefäß
Lucius - Gabriels erster und einziger Champion
General Jäger - Oberkommandierender der Streitkräfte der Konföderation des Lichtes

Kapitel 7

Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Fabrik
Nördliche Hemisphäre
Kommandoschiff
Zeit: 2 847 996.M41
Person: Herad Tabelmann

Diese Hexe war unglaublich fähig. Bis heute hatte er gedacht, dass Shiloh die Sollbruchstelle in seinem Panzer aus Pflichterfüllung war. Aber das stimmte nicht, Janina war seine größte Schwäche, ihren Tod hatte er nie überwunden. Sein Versagen, seine Schuld. Natürlich hatte er nichts anderes tun können, als Janina Huckepack zu nehmen und in den Bunker zu tragen. Mehr konnte ein Junge von acht Jahren in dieser Situation einfach nicht tun, dem war sich Herad nur zu bewusst. Trotzdem waren seine Schuldgefühle nie erloschen. Dieses Trauma um den Tod seiner Schwester und Mutter hatte er nie überwunden. Sein ganzes Leben lang hatte er diese offene Wunde mit sich herum getragen, nie wirklich schließen können.

Und jetzt erfuhr er, dass ihr Tod, die Vernichtung von Mühlstadt eiskalt kalkuliert und von oben befohlen worden war. Dezimierung durch den Feind, um Rationen zu sparen. Von der dieser durchaus gängigen Verfahrensweise zu lesen war das Eine, seine ganze Familie, alle Freunde und Verwandten dadurch zu verlieren, war etwas ganz Anderes. Und das bei einem Agrarplaneten, was für ein Wahnsinn. Und das war ja nur die Spitze des Eisberges, der ganze Krieg war von Anfang an als Steuerersparnis geduldet worden und erst als die Orks außer Kontrolle gerieten, war ernsthaft etwas dagegen unternommen worden. Was er naiv für Unfähigkeit gehalten hatte, war in Wahrheit ein gewolltes und kalkuliertes Wagnis gewesen, um Steuern am Zehnt einsparen zu können. Für einen kurzen Moment versuchte er zu leugnen, was Gabriel ihm gezeigt hatte, aber in seinem Innersten wusste er, dass sie die Wahrheit gezeigt hatte. Unterschwellig hatte er das schon lange vermutet, aber immer verdrängt. Was nicht wahr sein durfte, konnte einfach auch nicht sein. Allerdings konnte es durchaus sein, dass alles nur gelogen war. Also ging er geistig die einzelnen Szenen noch einmal durch, verglich sie mit seinem eigenen Erfahrungsschatz. Den einen oder anderen Protagonisten hatte er selbst bei offiziellen Anlässen etwas kennengelernt, wenn auch meist nur ein paar oberflächliche Sätze gewechselt worden waren. Letztendlich passte alles mit seinen Erfahrungswerten überein. Wobei Restzweifel natürlich blieben. Ein Dämon würde ihm genau das präsentieren, alles Schlechte dem Imperium zuschreiben und selbst eine lohnenswerte Alternative anbieten. Es war möglich, dass alles gezeigte wahr war, aber ebenso, dass alles nur Lügen waren, um ihn zum Überlaufen zu animieren.

Vor Herads innerem Auge erschienen ein paar Szenen aus seiner Jugend. Seine Mutter im Umstandskleid mit dickem Bauch, seine Hand darauf und er konnte spüren, wie die kleine Janina um sich trat. Damals dachten alle, Herad würde ein Brüderchen bekommen und keinen Wirbelwind von Schwester. Seine Schwester hatte laut gegickst, als sie ihn mit ihren großen blauen Kulleraugen zum ersten Mal angesehen hatte. So ein kleines Bündel Mensch und doch so vollkommen. Er sah, wie er ihr das Fläschchen geben durfte, hörte ihr erstes Wort "Herad", wie sie ihre ersten tapsigen Schritte auf ihn zukam und in seine Arme fiel. Seine Mutter war damals wie jede Frau oft beschäftigt gewesen, der Krieg fraß erbarmungslos jede Ressource, auch die Zeit, welche Mütter mit ihren Kindern verbringen sollten. Er konnte sich noch gut erinnern, wie seine Mutter erschöpft von den langen Arbeitsschichten nach Hause gekommen war, um kurz zu essen und dann zu ihrem Schwesternkurs zu eilen, während seine Großmutter auf Janina und ihn aufpasste. Oder er alleine Janina hüten musste, auch seine Großmutter hatte ihre Aufgabe in der gewaltigen Kriegsmaschinerie zu erfüllen. Eine große Verantwortung für einen kleinen Jungen, aber im Krieg galten eben andere Maßstäbe.

Er sah vor seinem inneren Auge, wie Janina langsam größer wurde, wie er ihr blutiges Knie mit seinem sauberen Taschentuch verband. Sah, wie Janina nachts, wenn sie nicht schlafen konnte, in sein Bett kletterte, weil er versprochen hatte, sie vor den bösen Monstern zu beschützen. Sie zu schützen oder blutig zu rächen. Wer hätte ahnen können, dass die Monster nicht grüne Haut hatten, sondern die Form von Menschen mit Rechenschiebern.

Mord, befohlen von höchster Stelle. Und ihr Tod, der Tod aller in Mühlstadt war so sinnlos gewesen. Zum einen, um die Karriere eines Mannes zu schützen, der aus politischen Gründen in ein Amt gehievt worden war, das er nicht ausfüllen konnte. Ein Kompromiss zwischen verschiedenen Fraktionen, die ihre eigenen Interessen auf Kosten des Allgemeinwohls schützten. Ein Fakt, der ihm nur zu vertraut war. Auf Boonhaven war er vielleicht zum ersten Mal wirklich persönlich davon betroffen worden. Aber im Laufe seiner Karriere als Inquisitor hatte er sich oft mit politischen Ränkespielen des Adels, der Adepta, der regionalen Verwaltungen und der Gouverneure auseinander setzen müssen.

Der Inquisitor dachte wieder bedrückt an den Tag zurück, an dem seine Mutter und Schwester gestorben waren. Wie er mit Janina auf dem Rücken tragend durch die verstümmelten Leichen gerannt war, nur um gerade so noch den Bunker zu erreichen. Herad konnte förmlich den Gestank der Vernichtung riechen, die schrecklichen Schreie der zu Tode Verwundeten hören. Eine Kulisse des Grauens, in der seine Kindheit zu Grabe getragen worden war. An diesem Tag war er im Feuer des Krieges geschmiedet und im Blut der Unschuldigen abgekühlt worden. Tränen rannen aus seinem gesunden Auge und er schämte sich seiner Tränen nicht. Er weinte um seine Mutter, seine kleine unschuldige Schwester, seine Großmutter, seine ganze Verwandtschaft. Ausgelöscht vom Imperium, nicht von den Orks.

So sinnlos, niemand hätte sterben müssen, wenn die Warnung nur rechtzeitig erfolgt oder die Bommer abgedrängt worden wären. Beides wäre wohl ohne Probleme möglich gewesen. Oder war alles nur eine Lüge? Er hatte die Wochenschauen nach dem Angriff in der Schola sehen können. Es hatte diese Szenen geben, Bilder von Bordkameras die Abschüsse von Bommern zeigten. Bilder von wütenden, nach Rache schreienden Frontkämpfern. Bilder der toten Zivilisten, meist Frauen und kleine Kinder. Das war alles real, so real wenigstens, wie er seinen eigenen Erinnerungen vertrauen konnte. Was diese Hexe ihm gezeigt hatte, machte auf erschreckende Weise durchaus Sinn. Die letzten Minuten mit Janina im Bunker kamen wieder in seiner Erinnerung schmerzhaft hoch, wo er neben ihr kniete, wie da das Leben aus Mund und Nase geronnen war. Und wie sie ihm sagte, dass sie ihm böse war. Bei dem Gedanken stutzte er, da er nie genau gewusst hatte, was sie hatte sagen wollen. Vielleicht wusste Gabriel es. In dem Moment erkannte Herad, dass er mit dem Imperium schon innerlich abgeschlossen hatte. Es machte keinen Sinn, sich mehr etwas vorzumachen. Dieses Gebilde war nicht mehr von innen heraus zu reformieren. Zu viele mächtige Fraktionen hatten dieses Status Quo bis zum Untergang des Imperiums zementiert. Sabotierten sich gegenseitig und verurteilten die Menschheit zu einem grausamen Schicksal. Auch wenn das Leuchtfeuer nicht verloschen würde, dieses Imperium würde an seinen eigenen unbeweglichen Strukturen, unendlicher Gier und totaler Unfähigkeit zur Reformation zu Grunde gehen.

Aber war diese Gabriel, diese unglaublich mächtige Psionikerin die Alternative zwischen Imperium und Chaos? War sie wirklich kein Dämon sondern ein Engel? Ein dritter Weg, der nicht in den Untergang führte? Viele Systeme hatten die Sezession versucht, auch ohne Chaoseinfluss, oft weil überzogene Abgaben sie langsam, aber sicher ruinierten. Weil sture Beamte sinnlose, falsch übertragene oder missverstandene Anweisungen vom fernen Terra mit Gewalt durchsetzten. Eine verrutschte Kommastelle konnte verheerendere Folgen haben, als dass ganze Generationen von Kindern Spinat essen mussten. Er selbst hatte geholfen, solche Aufstände niederzuschlagen. Hatte geholfen, Aufständische zu vernichten. Und ihre Familien, wie viele Vierjährige hatte er auf dem Gewissen? Der Inquisitor wusste es nicht. Genau genommen wusste er gar nichts mehr. Sein ganzes Leben entpuppte sich als ein Lügengebilde, das gerade in sich einstürzte. Aber war sie wirklich etwas Anderes als ein äußerst raffinierter Dämon? Im Zweifel gegen den Angeklagten, so hatte er es immer gehalten. Aber was hatte dieses Dogma ihn eingebracht?

Erinnerungen an die Stationen seines bisherigen Lebens glitten an ihm vorüber. Was hatte er bisher erreicht? Sicherlich hatte er einige Aufstände finsterer Kulte niedergeschlagen, hatte Dämonen zurück in den Warpraum gebannt, hatte durchaus einige Erfolge vorzuweisen. Aber wirklich etwas Außergewöhnliches hatte er nicht erreicht. War das vielleicht die Chance, an der Geschichte der Menschheit mitzuschreiben? Wirklich etwas zu bewirken in Bezug auf die Lebensqualität der einfachen Untertanen des lebendigen Gottes der Menschheit? Eines Mannes, der wahrscheinlich seit zehntausend Jahren tot in einem Stasisfeld lag, während gewissenlose Verbrecher in seinem Namen die Menschheit ausbluten ließen? Dessen gebundene Seele das Astronomicon mit zum Leuchten brachte und vielleicht in ein paar Jahren verlosch?

Wo lag seine Zukunft? In einem sterbenden Imperium, geleitet von menschenverachtenden Beamten, die stoisch sinnlose Anweisungen umsetzten und damit alles erst noch viel schlimmer machten? Die oft sogar absichtlich noch Öl ins Feuer gossen? Oder in einem neuen Reich, geleitet von einer mächtigen Person, die vielleicht sogar wusste, was sie tat? Wie viele Menschen würden bei ihrer Rebellion sterben? Wie viel Blut würde dabei an seinen Händen kleben? Ob nun als Inquisitor des Imperiums oder als Verräter in den Diensten von Gabriel? Was würde Gabriel machen, wenn er ablehnte? Ihn wahrscheinlich einsperren, auf sein Wissen zugreifen und ihn schließlich, wenn er keinen Nutzen mehr hatte, töten. Shiloh würde überlaufen, da war er sich sicher, aber der Rest von seinem Gefolge? Was würde aus ihnen werden?

"Nicht immer so kompliziert denken, Herad, fange klein an und dann der Reihe nach!", hörte er seine Mutter schimpfen, als er an einer Hausaufgabe verzweifelte, weil er manchmal die einfachsten Dinge übersah und sich in nicht vorhandenen Komplexitäten verlor. Wo war für ihn persönlich der größte Gewinn zu holen? Im Imperium war er ein Inquisitor einer Fraktion, die einen schweren Stand hatte. Die Puritaner waren die Mehrheit und die Radikalen waren sehr zersplittert in teilweise sehr extreme Fraktionen. So mächtig er eigentlich als Individuum auch war, so ohnmächtig war er doch letztendlich gegenüber den alles beherrschenden Apparaturen wie dem Administratum, dem Mechanicum und dem Ministorum. Es war unmöglich, diese Behörden von außen ohne totale Gewalt zu Reformen zu bewegen. Aber wenn man sie zerschlug, ihre Macht brach, würde Raum für etwas Neues geschaffen werden. Etwas, was vielleicht besser als das alte war. Ein Ziel, dass er als Rekongregator immer angestrebt hatte. Allerdings hatte Gabriel nicht verraten, was sie eigentlich anstelle des Imperiums genau errichten wollte.

Aber vielleicht sollte er die Zeit nutzen, sich hier etwas umzusehen. Vielleicht bekam er nur eine perfekte Kulisse zu sehen. Möglicherweise konnte er aber ein paar neue Details in Erfahrung bringen, welche seine Entscheidungsmatrix etwas erweiterten. Also trat er aus seiner kleinen, aber komfortablen Kabine heraus. Wahrscheinlich war dies ein Quartier für mittlere Ränge.
"He, Luna Schwesterchen!", scheuchte er respektlos seine Bewacherin auf. "Ich will mir mal das Schiffchen ansehen". Sie versuchte ihn ausdruckslos anzusehen, konnte aber in ihren himmelblauen Augen die Wut über seinen unverschämten Ton aufblitzen sehen. Was er nun zu sehen bekam, war alles sehr fortschrittlich und neu. Basierend auf der Technologie des Dunklen Zeitalters. Wenn die Lichtbringerin wirklich Zugriff auf diese Technologie in uneingeschränkten Maß hatte, würde vieles davon auch dem zivilen Sektor zugutekommen. Er hoffte nur, dass damit nicht die Fehler aus alter Zeit wiederholt wurden. Schließlich kamen sie zum Kommandoraum, der wirklich beeindrucken aussah. Herad hatte schon viele solche Orte gesehen, aber keiner war auch nur annähernd so gut ausgestattet und modern gewesen. Obwohl gerade eine Schlacht dort draußen tobte, war alles ruhig. Ein Mann mit einer mechanischen Armprothese schien der ruhende Pol zu sein, um den sich alles drehte. Es war dem Verrätergeneral anzusehen, dass er seine Karriere nicht in einer Schreibstube begonnen hatte, sondern im Feld. Die Uniform war schlicht geschnitten und hatte nichts von dem Pompösen, in dem sich gerne imperiale Befehlshaber kleideten. Die meisten hassten sicherlich innerlich diesen äußeren Pomp, aber aufzufallen gehörte einfach mit zum Berufsbild. Als Zeichen, dass er der Oberkommandierende war, trug er einen Stab. Der Griff war mit blauem Samt eingeschlagen, silberne Fleur-de-Lys bildeten ein Muster. Auf der Spitze thronte ein kleiner Engel mit ausgestrecktem Schwert, wahrscheinlich sollte das Gabriel darstellen. Der Stab diente mehr als nur repräsentativen Zwecken, denn damit schien er auch in der Lage zu sein, Einheiten Befehle zu geben. Er zeigte damit nur auf ein Icon und meist veränderte sich diese nach ein paar Sekunden leicht, neue Statusanzeigen blinkten auf und manchmal setzte es sich auch in Bewegung.

So wie es aussah, wurde eine gigantische Metropole mit einem Durchmesser von achttausend Kilometern angegriffen. Die Chaosikonographie war so allgegenwärtig, dass es schon äußerst penetrant wirkte. Aber Chaos zelebrierte den Symbolkult noch deutlich konsequenter als das Imperium und das war schon von Symbolen und Ikonographie besessen. Viele Strukturen des Chaos waren allein an seiner Symmetrie und Außenmaße zu erkennen. Diese Stadt legte darauf Wert, dem ungeteilten Chaos zugerechnet zu werden, da keiner der vier großen dunklen Götter bevorzugt wurde. Die meisten Erbauer waren doch dem einen oder anderen Gott verfallen und huldigten ihm mit ihren Werken, was die Architektur nachhaltig beeinflusste.

Über der dreidimensionalen Karte schwebten über hundert Icons, welche wahrscheinlich Schiffe oder Flugverbände symbolisieren sollte. Auf einem Monitor, welchen den vor ihnen liegenden Horizont abbildete, begann der Himmel zu flackern. Da war ein orbitales Bombardement im Gange. Auf der Karte der Makropole veränderte sich die Landschaft. Ganze Stadtteile wurden eingeebnet, Abwehrfestungen pulverisiert. Verschiedene Satellitenbilder wurden eingeblendet und er konnte die Auswirkungen aus mehreren hundert Kilometer Höhe sehen. Es waren wohl hauptsächlich konventionelle Waffen, welche auf die Makropole herabregnete. Aber bei der konzentrierten Feuerkraft von diesem Ausmaß brauchte man keine ABC Waffen. Da reichten die guten alten Sonnenfeuerlaser, die konventionellen Makrogeschütze, welche Habgroße Geschosse auf die Welt herabregnen ließen, um alles an der Oberfläche zu zerstören. Da unten starben momentan Chaosanhänger zu Milliarden.

"Da hat sich wohl jemand nicht mit guten Worten überzeugen lassen", warf er locker in die Runde der hohen Offiziere, die sich um den Oberkommandierenden geschart hatten und die Livebilder beobachteten.

"Der Feind hat jede Art der Verhandlung abgelehnt", erklärte der Generalfeldmarschall ruhig, auch wenn Herad ihm ansehen konnte, wie die Bilder ihn bewegten. Niemand konnte bei einem Milliardenfachen Genozid unberührt bleiben.
"Die Geduld der Lichtbringerin ist also nicht unerschöpflich."
"Nein, uns läuft allen die Zeit davon. Heute werden Milliarden verlorener Seelen dem reinigenden Feuer des Holocausts übergeben, auf das Trilliarden Menschen eine Chance auf ein Leben bekommen."
"Hat Gabriel sie damit herum bekommen? Das Trilliarden sterben werden, wenn sie nicht nach ihrer Pfeife tanzen?" Einige der versammelten Offiziere zogen scharf die Luft ein.
"Nicht direkt, Inquisitor Tabelmann. Sie kam zu mir und erklärte mir in aller Ruhe die momentane und zukünftige Situation", erklärte der Generalfeldmarschall mit dem Namen Jäger, da dieser Name auf seiner Uniform aufgenäht war. Wie auch alle Offiziere dieses Stabes ihre Namen offen trugen.
"Die Situation ist?"
"Das das Leuchtfeuer des Imperators im Jahre 41014 verlöschen wird und die Menschheit mit dem Imperium untergehen wird."
"Und welche Beweise hat sie dafür präsentiert?"
"Keine!"
"Sie sind also auf das Wort eines kleinen Mädchens übergelaufen?"
"Die Lichtbringerin ist sehr überzeugend."
"Aufgrund ihrer Argumentation oder ihrer Kräfte?"
"Ihre Argumentationskette ist einleuchtend. Außerdem wissen wir doch Beide, wie schlecht es um die imperialen Strukturen bestellt ist. Dieser bürokratische Moloch ist dem Untergang geweiht, egal ob nun das Leuchtfeuer verlöscht oder nicht. Wenn sie mich bitte entschuldigen würden? Ich habe einen Krieg zu gewinnen." Der Generalfeldmarschall wandte sich ab und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen auf der Karte. Herad nahm ein paar Schritte Abstand und schätzte die umstehenden Offiziere ein. Sie hatten alle die Statur von Berufssoldaten und waren mit Kampfnarben gezeichnet. Der Stab bestand wohl ausschließlich aus Praktikern, die alle lang genug im Feld gestanden hatten, um tiefergehende Narben davon zu tragen. Was wiederum bedeutete, dass er allesamt Veteranen der Imperialen Armee vor sich hatte. Damit waren es alle Verräter. - Was wohl ihre persönlichen Gründe gewesen waren, überzulaufen? Was hatte sie ihnen gezeigt, um alles zu verraten, für das sie ihr bisheriges Leben geblutet haben? - überlegte der Inquisitor und fixierte Schwester Luna.

"Und wie hat das Mädchen dich und deine Schwestern herum gekriegt? Mit dem Märchen über den Imperator oder war da noch mehr?" Schwester Luna sah ihn diesmal ganz ruhig an, als hätte sie diese Frage schon lange erwartet. Die sogenannte Lichtbringerin konnte nachweislich in die Zukunft sehen und hatte ihre Leute sicherlich auf diese Situation eingehend vorbereitet. Letztendlich würde er von ihr nur eine einstudierte Antwort bekommen.
"Schlicht mit der Wahrheit."
"Und die wäre?"
"Wer der Imperator wirklich war, dass Horus, sein eigener Sohn, aufgrund der Manipulation des Chaos des Seiten wechselte und alles ruinierte, was der Imperator je hatte erreichen wollen. Dass der Imperator sich geopfert hat, um der Menschheit eine weitere Chance zu erkaufen. Und wie diese Chance von engstirnigen Fanatikern vertan wurde. Und dass die Zeit des Imperators abläuft und das Leuchtfeuer mit all seiner schrecklichen Konsequenz erlöschen wird."
"Und das hat gereicht, um eine ganze Einheit Sororitas geschlossen überlaufen zu lassen?"
"Sie war sehr detailreich und hat ihre eigenen Fehler und Fehleinschätzungen eingeräumt. Außerdem war die Schwesternschaft ursprünglich als ihre Leibgarde gegründet worden. Und die Lichtbringerin hat die Mission um ihre Mithilfe gebeten, die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Wenn nicht wir, wer dann?"
"Das war alles?"
"Nein, sie hat uns auch noch vor Augen geführt, wie korrupt die Führungsschicht der Ekklesiarchie auf Ghersom IV war."
"Hat es dir nicht in den Fingern gejuckt, der Sache sofort ein Ende zu bereiten?"
"Doch, aber die Lichtbringerin hat gemeint, die gerechte Strafe würde in Form eines unbestechlichen Inquisitors kommen, der sich nicht zu schade ist, sich die Hände blutig zu machen und sich auch mit den Mächtigen anzulegen." Da musste Herad doch etwas lachen, auch wenn das Thema so bitter war.
"Ja, so kann man das auch ausdrücken."
"Wie Ihr also seht, ist diese Prophezeiung schon eingetreten."
"In der Tat!" Das Gespräch verebbte und er sah aus einer ruhigen Ecke zu, wie eine Makropole starb. Die meisten Zerstörungen konzentrierten sich auf das Zentrum, das vollständig zerstört wurde. Selbst vom Orbit aus war es eine einzige Fläche aus Feuer. Dort tobte gerade ein Feuersturm unvorstellbarem Ausmaßes. Die Lichtbringerin schien an den zentralen Strukturen nicht interessiert zu sein. Trotzdem wurde weiter gefeuert, um wahrscheinlich auch tieferliegende Bunkerkomplexe aus dem Orbit zu zerstören. In der Peripherie waren es Schwerpunkte, wohl meistens große Festungskomplexe mit Raumschiffabwehrlasern. Einige wurden wohl von Innen zerstört, andere vom Orbit aus. Mehrere Raumschiffe der Konföderation wurden dabei beschädigt. Eines so schwer, dass es aufgegeben werden musste, bevor es zerbrach und als Trümmerregen auf die Oberfläche prasselte, was weitere verheerende Zerstörungen nach sich zog. Landungsschiffe lösten sich in Pulks von den Trägern und ihm Kommandoraum wurde es zum ersten Mal richtig hektisch, wo nun die eigentliche Operation für die Bodenstreitkräfte begannen. Neben den Landungsschiffen stießen auch Schwärme von Bombern und Jagdbomber in Richtung der Oberfläche vor, zerstörten Luftabwehrstellungen und unterstützten die anlandeten Bodentruppen mit Punktangriffen. Die Verluste der Konföderation schienen sich in Grenzen zu halten und hier im Hauptquartier wurden scheinbar keine Detailfragen geklärt, sondern Verbände im Ganzen geführt. Bei vielen Imperialen Einheiten lag die ganze Befehlsgewalt beim weit im Hinterland liegenden Armeehauptquartier, was viel Reibung verursachte. Hier wurde eher nach der Philosophie der kurzen Wege gehandelt und vor Ort entschieden. Wenn eine Einheit Unterstützung brauchte, forderte sie diese einfach an, ohne dass jetzt etwas genehmigt werden musste. Es wurde erst lenkend eingegriffen, wenn die unterstützenden Elemente von Anfragen überfordert wurden.

Damals auf Boonhaven hatte man ihm jede Unterstützung verweigert und seine Leute einfach verrecken lassen. Eigentlich hatte er gedacht, dass dies ein Angriffspunkt wäre, wo Gabriel hätte bohren können. Aber die Vernichtung seiner Familie ging ihm natürlich persönlich viel näher als das sinnlose Sterben seiner neunundvierzig Kameraden auf der Höhe 495. Hin und her gerissen verfolgte er den weiteren Verlauf der Schlacht. So etwas hatte er sich immer als Ideal vorgestellt. Truppen die von vorne direkt geführt wurden, deren Kommandeure ein klar definiertes Missionsziel hatten und ihren eigenen Weg gehen konnten. Das Hauptquartier sorgte für den Gesamtplan und den Fluss des Materials. Hier und da schien die Lichtbringerin persönlich einzugreifen. Immer wieder blinkte ihr Ikon irgendwo auf, ein Bildschirm zeigte dann Bilder ihrer Helmkamera. Es war beeindruckend, welche Kampfkraft dieses Mädchen dabei entwickelte. Es war das, eine über die Verheerungen eines mächtigen Psionikers zu lesen, etwas anderes, Livebilder davon zu sehen. Meist war sie alleine unterwegs. Nur einmal nahm sie einen Astartes mit, der dann einen Haufen Verräterlegionäre einschlägig bekannter Chaos Space Marines Ordens mit einem Schwertpaar erschlug. Eigentlich hätte die Lichtbringern das auch selbst erledigen können. Aber sie schien ihrem Astartes den Spaß zu gönnen.

"Wer ist dieser Astartes?", fragte er Schwester Luna, die immer noch neben ihm stand und ihn keinen Moment aus den Augen ließ.
"Das ist Lucius, der erste und einzige Champion der Lichtbringerin."
"Sie braucht wirklich einen Kämpen?", fragte er etwas erstaunt.
"Das war wohl sein Preis."
"Sein Preis?"
"Er hat sich selbst angeboten, für sie zu kämpfen. Sein internes Wissen über dieses System war äußerst hilfreich und ressourcenschonend."
"Woher kennt er sie?", fragte Herad überrascht.
"Wohl von früher."
"Früher?"
"Aus den Anfangszeiten des Imperiums, als die Lichtbringerin mit dem Imperator die Galaxis eroberte, um die Menschheit im Licht zu einen."
"Das ist unmöglich! Selbst ein Astartes wird nicht so alt! Es gibt keine Veteranen des Bruderkrieges mehr."
"Natürlich, viele Angehörige der Chaos Space Marines sind Veteranen aus dieser Zeit."
"Dann ist dieser Lucius ein Chaos Space Marine?", fragte Herad fassungslos. Es kam viel zu oft vor, dass Astartes vor lauter Stolz, Wut oder Arroganz das Licht des Imperators aus den Augen verloren und sich den dunklen Mächten hingaben. Aber er hatte noch nie gehört, dass ein Verräter zurückgefunden hatte. Eigentlich war Lucius auch nicht in den Schoß des Imperiums zurückgekehrt, sondern hatte eine andere Alternative gewählt. Offensichtlich waren die restlichen Marines in diesem System wohl nicht an einem weiteren Verrat interessiert und starben für ihre Sturheit.

"Das war er wohl. Er gehörte zum Orden der Emporers Children und hatte den Rang eines Hauptmannes inne." Herad war erstmal sprachlos. Das hatte er nicht erwartet. Oder vielleicht doch? Es war höchst strategisch unklug einen Chaos Space Marine in seinem Gefolge als Kämpe zu haben, wenn man einen auf seriösen Engel machen wollte. In Gedanken versunken verfolgte er den weiteren Verlauf der Kämpfe nur am Rande. Mehrere Brückenköpfe wurden im Innern der Festung gebildet, Landezonen eingerichtet und die zweite Welle landete nur kurze Zeit nach der ersten an. Vom Orbit aus wurden Teile des äußeren Festungswalls in Schutt und Asche gelegt. Mit dem Ausschalten der mächtigen Geschütze der Festungsanlage begann eine weitere Bodenoffensive gegen die Chaostruppen in der Frontlinie. Panzerverbände setzten sich in großen Pulks in Bewegung.

Fasziniert betrachtete er den Verlauf der Schlacht. Die Brückenköpfe wurden erweitert und verbanden sich schließlich. Widerstandsnester wurden eliminiert und die wenigen Gegenangriffe abgewehrt. Die dritte Welle landete und erste Feldflughäfen wurden installiert. Teilweise senkten sich gewaltige Hybridschiffe ab, welche als mobile Festungen dienten. Die Geschwindigkeit, mit der alles vonstattenging, war wirklich beeindruckend. Die Imperiale Armee hätte wahrscheinlich Tage, wenn nicht gar Wochen gebraucht, um Ähnliches mit sehr hohen eigenen Verlusten verbunden zu erreichen. Innerlich wusste Herad, dass er genau dass immer gewollt hatte. Oder war es das, was Gabriel ihm glauben lassen wollte? Dämonen waren raffiniert, spielten mit Wünschen und Sehnsüchten ihrer Opfer. Bei manchen rannten sie offene Türen ein, andere verführten sie subtil. Es war sicherlich kein Zufall, dass er heute mit ihr redete. Der Truppentransporter war wahrscheinlich schon seit Tagen im System. Gabriel hatte bis jetzt gewartet, um ihn auf ihre Seite zu ziehen. Er sollte das hier alles zu sehen bekommen, weil sie wusste, dass er immer gern ein General geworden wäre. Sein Vater hätte es zum Generalfeldmarschall gebracht, hätte man ihn nicht aus politischem Kalkül von den Orks ermorden lassen. Von klein auf hatte Herad immer Soldat werden wollen. Allerdings war ihm damals dann eine mögliche Karriere als Inquisitor verlockender erschienen, da man einfach viel mehr Freiraum hatte und er doch einiges hatte reformieren wollen. Wobei er letzteres schon sehr bald aus den Augen verloren hatte. Gabriel hatte durchaus recht, er war ein Abenteurer, der sich bisher vom Wind hatte treiben lassen.

Die Panzerverbände vor der Metropole hatten inzwischen an mehreren Stellen die Front durchbrochen, Motorisierte Infanterie unterstütze die Kampfpanzer und räucherte die Chaosanhänger aus. Zwei motorisierte Verbände bewegten sich nun von Land her auf die zum Tode verurteilte Chaosmakropole zu. In dem Moment kam die Lichtbringerin mit ihrem Kämpen zurück. Jedenfalls tauchte dieser schwer gepanzerte Riese in seiner aufwendig verzierten Rüstung im Kommandosaal auf. Wie jeder Astartes war er viel größer und breiter als ein normaler Mensch und überragte besonders Herad, der durchschnittlich groß war, bei weitem.

"Die Lichtbringerin möchte Euch sehen, Inquisitor Tabelmann!", meinte der Kämpe des Engels, nachdem er sich vor ihm aufgebaut hatte. Es war interessant, dass Gabriel ausgerechnet diesen Mann schickte, um ihn zu holen. Immerhin stand Schwesterchen Luna direkt neben ihm und sie hatte ein Mikrofunkgerät am Ohr. Also war es Absicht, dass er mit ihm reden konnte. Er hätte eh das Gespräch mit diesem gefallenen Engel gesucht, also machte sie es ihm nur einfach. Oder steckte mehr dahinter?
"Ihr seid Lucius, ein Angehöriger der Emporers Children, nicht wahr?"
"Ihr habt schon mal meinen Namen gehört? Es ist selten, dass ein Imperialer etwas mit meinem Namen anfangen kann", erwiderte der gefallene Marine hocherfreut. Es schien ihm viel zu bedeuten, bekannt zu sein. In der Tat glaubte Herad schon mal von einem gewissen Lucius gehört zu haben. Er wünschte, Mattan wäre hier, der hätte bestimmt mit einigen Details aufwarten können.
"Ja, ich habe schon von Euch gehört", erwiderte der Inquisitor unverbindlich. "Ihr kennt Gabriel schon von früher?"
"Oh ja, aus der Zeit, wo sie noch in Begleitung des Imperators war. Sie ist sozusagen die Mutter der Astartes. Es hat schon seinen Grund, warum Schwert und Flügel das offizielle Symbol der imperialen Space Marines bilden." Über diesen Umstand hatte Herad sich noch keine Gedanken gemacht. Ein weiteres Indiz, dass Gabriels Geschichte stimmen konnte. Oder vielleicht nur ein glücklicher Zufall. Flügel und Schwertsymbole waren häufig im Imperium. Die Herkunft und Bedeutung imperialer Zeichen war oft im Nebel der Zeit verschollen. Da konnte man bei Bedarf alles Mögliche hinein deuten.

"Ich habe gehört, Ihr hättet freiwillig die Fronten gewechselt? Warum?", fragte Herad.
"Für den ewigen Ruhm. Es gibt leider nicht allzu viele miteinander vernetzte Chaoswelten und die Heldenverehrung ist sehr regional begrenzt, da kaum Kommunikation zwischen den wenigen etablierte Hegemonien des Chaos besteht. In der Vergangenheit sind diese meist auch recht schnell vom Hammer des Imperiums zerschlagen worden. Nur imperiale Helden erfreuen sich eines gewissen Bekanntheitsgrades. Jedes Kind kennt den Namen von Macharius, Commander Dante, der große Wolf Logan Grimnar, aber kaum jemand kennt den meinen. An der Seite der Lichtbringerin werde ich als Ihr erster und einziger Champion zu ewigen Ruhm gelangen. Man wird noch in Jahrzehntausenden von meinen Taten sprechen und mich verehren."
"Ihr habt das Chaos wegen Ruhm verraten?"
"So ist es. Das war auch einst meine Triebfeder, dem Imperium auf Istvaan den Rücken zu kehren und mein Glück bei den Gefolgsleuten des Kriegsmeisters Horus zu suchen. Damals dachte ich, dass man meine Taten dort besser zu würdigen wüsste, nachdem meine Heldentaten von den Loyalisten einfach nicht gewürdigt wurden. War teilweise auch der Fall, aber der ewige Ruhm blieb mir auch dort bis heute versagt." Der Gigant seufzte tief.

"Das dieser Gedanke von der Lichtbringerin Euch eingepflanzt worden sein könnte, kam Euch nie?"
"Nein, mein Verstand ist psionisch nicht zu beeinflussen. Ein kleines Geschenk meines früheren Dienstherrn. Das war mein eigener Entschluss! Da hat mir niemand hineingeredet!" Herad horchte auf, da er spürte, dass zumindest der letzte Satz gelogen war. Im Verlaufe tausender Verhöre hatte er ein Gespür für Lüge und Wahrheit entwickelt, das ihn selten trog. Aber wenn nicht Gabriel, wer dann? Er behielt diesen Gedanken für sich.

"Hat sie Euch je Bilder über Eure Vergangenheit gezeigt, Familie, Geschwister oder dergleichen?"
"Nein, warum sollte sie auch? Ich habe zwar eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder gehabt. Beide müssen aber schon seit über zehntausend Jahren tot sein. Selbst als meine Heimatwelt vom Imperium von der Sternenkarte getilgt wurde, mussten beide schon vor einem Jahrhundert an Altersschwäche gestorben sein. Ganz abgesehen davon, dass meine Schwester eine blöde Kuh gewesen ist. Sie war vier Jahre älter als ich und hat immer ihre Größe und überlegene Kraft gegen mich ausgespielt, als ich noch kleiner war. Aber ich habe mich eines Tages fürchterlich gerächt, als ich ihre Kleider beim Besuch des Badehauses versteckte und eine Ratte in ihrem Waschraum aussetzte. Hach, war das lustig, sie nackt kreischend durch das gesamte Badehaus flitzen zu sehen in einem Alter, wo Mädchen anfangen sich zu schminken und runder zu werden." Lucius lachte bei der Erinnerung auf und auch Herad konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Inzwischen waren sie wieder beim Büro der Lichtbringerin angekommen und Herad ging alleine hinein.

Die Ketzerin trug nun eine Gefechtsrüstung, die an einigen Stellen deutliche Beschädigungen aufwies. Nur ihr Gesicht war zu sehen und sie machte einen etwas leicht erschöpften Eindruck. Die letzten Kämpfe schienen sie wenigstens etwas mitgenommen zu haben. Auch ihre Energie schien ihre Grenzen zu haben.

"Was würde an Stelle des Imperiums treten, falls du mit deiner Rebellion gegen das bestehende System Erfolg hast?", fragte er sie direkt, nachdem er wieder Platz genommen hatte.
"Eine Konföderation, die auf freiwilliger Mitgliedschaft beruht. Gestützt durch eine Reihe von strategischen Kernwelten, auf denen sich Flottenbasen und Industrielle Komplexe für die Herstellung modernster Gerätschaften befinden."
"Eine Konföderation?"
"Genau, ein freiwilliger Zusammenschluss bis auf die Kernwelten quasi autonomer Systeme."
"Und welche Reformen werden durchgeführt werden, um die ganze Sache überlebensfähig zu gestalten?"
"Ein funktionierender Staat besteht aus sechs Säulen. Eine Regierung, die in erster Linie nicht an ihr eigenes Wohl und das ihrer Klientel denkt, sondern welcher das gesamte Volk am Herzen liegt." Damit meinte Gabriel sich wohl selbst. "Ein Wirtschaftssystem, wo sich unternehmerisches Wirken lohnt, ohne dabei auf Kosten der Allgemeinheit und Umwelt zu gehen. Ein Rechtssystem, welches sich durchsetzt und nach Gerechtigkeit strebt und nicht danach, ungerechte Gesetze umzusetzen. Ein Bildungssystem, welches Schulen nicht als Aufbewahrungseinrichtung oder Kaderschmiede begreift, sondern jungen Menschen wirklich wichtige Dinge für das Leben und späteres Fortkommen beibringt. Eine intakte Umwelt, in der Menschen ohne Atemmaske und Schutzanzug überleben können. Und ein Militärsystem, welches in der Lage ist, alle äußeren Bedrohungen zurückzudrängen."

"Und wie willst du den notwendigen militärischen industriellen Komplex finanzieren?" Armeen waren immer teuer im Unterhalt. Besonders wenn sie viele Lichtjahre von der nächsten Versorgungsbasis entfernt operierten.
"Durch Gebühren verschiedener Dienstleistungen, wie interstellaren Handel mit hochwertigen Produkten, die nur auf bestimmten Kernwelten hergestellt werden dürfen. Über Maut für die Benutzung von Routen, die von den Leuchtturmschiffen offen gehalten werden. Und natürlich ganz profan über Steuern in den Kernwelten."
"Also kein Zehnt? Keine Zwangsabgaben an Regimentern, Rohstoffen und Psionikern? Besonders der letzte Punkt wäre sehr interessant."
"Das Eintreiben des Zehnts ist bei Randwelten teilweise aufwendiger als der letztendliche Nutzen. Viele Welten pressen ihre Kriminellen in die Zehntregimenter oder die Regimenter sind so spezialisiert, dass sie kaum einen Nutzen in einem normalen Konflikt haben und müssen über wahnwitzige Entfernungen zum Einsatzort transportiert werden. Allerdings sind Psioniker sicherlich ein äußerst heikler Punkt. Aber da ich vorhabe, die Wahrheit über den Warp zu verkünden, dürfte mit recht wenig Widerstand zu rechnen sein, wenn ich gewisse Lösungen anbiete, das Problem auszulagern. Sei es nun Abführung zur weiteren psionischen Ausbildung auf ausgesuchten Kernwelten oder regionalere Lösungen wie Aufbewahrungsstätten für die Gefährlichen und Lehranstalten für die geistig stabilen." Herad glaubte sich verhört zu haben.

"Du willst was?", fragte Tabelmann fassungslos.
"Die Wahrheit über die Gefahren und das wahre Wesen des Warps offenbaren", meinte die Lichtbringerin in einem ganz normalen Tonfall. Als ob sie über das Wetter reden würde.
"Bist du verrückt? Dieses Wissen würde die Menschen vor lauter Furcht in den Wahnsinn treiben."
"Ich wage zu behaupten, dass die meisten Menschen durchaus ahnen, dass im Warp mehr lauert, als nur geistlose Todesbestien. Vieles an den Gerüchten ist sicherlich äußerst vage und das meiste schlichtweg falsch. Es war meiner Meinung nach der größte Fehler des Imperators, das wahre Wesen des Warps zu verleugnen. Besonders, da er ja so von seiner reinen Wissenschaft überzeugt war. Man kann nicht auf der einen Seite den Anspruch vertreten, die Wahrheit zu verkünden und auf der anderen Seite die Wahrheit über die wahre Natur des Warps verschleiern. Eines der Dinge, die zu seinem bedauernswerten Tod geführt haben." Gabriel schien die Wahrheit zu sagen, aber den "Tod" des Imperators schien sie nicht wirklich zu bedauern. In der Tat stimmte es, dass Gerüchte über Dämonen im Warp in der menschlichen Bevölkerung verbreiteter waren, als die Ordos der Inquisition das wahrhaben wollten. In einigen Segmenten waren Dämonen durchaus ein Teil der offiziellen Religion, ohne konkretes Wissen über die vier Chaosgötter und ihre Dienerkreaturen. Ein äußerst vages Gerücht war das eine. Aber es war etwas ganz Anderes, wenn dies offiziell werden würde. Die Folgen waren nicht wirklich kalkulierbar, aber da er Gabriel nicht als Närrin einschätzte, schien für sie dieses Szenario beherrschbar zu sein. Und natürlich sicherte dies auch die Treue der Welten, wenn sie gleichzeitig bekannt gab, was mit konkret Wissenden im Imperium passierte. Bei einer Rückeroberung war das Imperium gezwungen, alle Mitwisser zu töten und danach die beteiligten Regimenter. Dieses Verfahren war eine gängige Prozedur und schon tausendfach angewandt worden. Mit diesem Zug zeigte Gabriel, dass sie mit hohem Einsatz spielte. Und mit dem Leben der Zivilbevölkerung. Natürlich würde so auch jede Tendenz zur Rückkehr in den Schoß des Imperiums für die Bevölkerung verbaut sein. Siegen mit Gabriel oder Tod durch das Imperium. Also nicht die üblichen zehn Prozent der Bevölkerung, die nach Zufallsprinzip willkürlich ausgesucht und dann hingerichtet wurden, wie es bei nieder geschlagenen Sezessionen das allgemeine Standardverfahren war.

"Wie wird deine Armee aussehen, wenn du keine Zehntregimenter haben wirst?", wechselte er das Thema.
"Durch eine Armee von Freiwilligen, die in Verbänden dienen werden, die nicht nach Herkunftswelt gebildet werden. Diese Legion ist sozusagen der Prototyp aller späteren Armeen. Herkunft spielt weniger eine Rolle als die körperlichen und geistigen Voraussetzungen für den Truppentyp und den Rang. Die Legionäre verpflichten sich normalerweise für mindestens zwanzig Jahre. Auch werden die Verbände von vorneherein als Division organisiert, bestehend aus zwei bis drei Brigaden verschiedener Regimenter und Abteilungen bestehen, welche auf einem Träger oder ähnlichem Kriegsschiff stationiert sein werden. So werden Verbände verschiedener Waffengattungen immer zusammen als eine Division oder als Teilverband in der Brigade kämpfen. Durch das gemeinsame Training und Zugehörigkeit zu einem festen Verband werden von vornerein viele Probleme der heutigen Imperialen Armee vermieden. Auch wird das Offizierschor nicht mehr aus den Adligen oder Führungselite einer Heimatwelt bestehen. Sondern aus kompetenten Leuten, die aufgrund ihrer Fähigkeiten, persönlichen Eignung und nicht wegen ihres Stammbaumes oder politischer Ränkespiele ein Kommando haben.

Neben der Legion gibt es dann noch die Engelsgarden, welche mir direkt unterstehen. Die Kernwelten werden von direkt auf ihnen stationierten Truppen verteidigt werden. Desweiteren wird es Bewährungseinheiten geben, wo sich Überläufer ehemaliger imperialer oder anderer Armeen beweisen können. Und als taktische Einsatzreserve wird es mobilisierbare Divisionen aus Reservisten und Milizionären geben, die von Kernwelten gestellt werden, falls einmal mehr Truppen benötigt werden. Ähnlich wie ein Zehntregiment heutzutage, aber doch schon in einer Division organisiert und nur als Notlösung, nicht als das Gro der interstellaren Verteidigung."

"Das hört sich interessant an." Teile dieses Konzepts wurden von den Rekongregatoren favorisiert. Es kam zu oft vor, dass nur einzelne spezialisierte Regimenter an einen Kriegsschauplatz ankamen, so dass dann eine Waffengattung im Überfluss vorhanden war, während wichtige unterstützende Elemente einfach fehlten. Was in der Regel zu katastrophalen Verlusten führte. Aber da bisher die menschliche Ressource im Überfluss vorhanden war, waren solche Fakten für die militärische und administrative Führung nur unwesentliche Randnotizen. Jeden Tag fielen viele Millionen Soldaten auf den ungezählten Schlachtfeldern des Imperiums und genau so viele neue Rekruten wurden eingezogen.

"Wie wird diese freiwillige Mitgliedschaft von Welten in der Konföderation aussehen?"
"Es wird mehrere Abstufungen geben. Auf der einen Seite werde ich niemanden zwingen, der Föderation beizutreten, aber ich werde auch nicht automatisch jeden sofort aufnehmen. Der Imperator hat damals den Fehler gemacht, jede Welt ins Imperium zu zwingen, ob eine Mitgliedschaft nun überhaupt sinnvoll war oder nicht.

Die unterste Stufe werden die Welten sein, mit denen die Konföderation einen Nichtangriffspakt hat. Darauf folgt dann ein Handelsabkommen und den Zugriff auf fortschrittliche Produkte, welche auch das Imperium produzieren könnte, nur eben in durchdachteren und funktionelleren Schemata als das Mechanicum mit seinen beschränkten Mitteln das heute vollbringen kann. Die Handelsabkommen können dann schrittweise vertieft werden. Will eine Welt wirklich gute Technologie einführen, muss sie gewisse Standards aufweisen können. Sprich darüber werde ich dann versuchen, gewisse Pflichten der Regierenden gegenüber den meist rechtlosen Massen zu etablieren. Werden gewisse Standards an Rechtstaatlichkeit, Antikorruption und Lebensqualität erreicht, kann eine Welt dann Vollmitglied werden. Nach einer Frist wird es dann eine Abstimmung geben, ob man dann nicht zur Kernwelt werden möchte. Ist man einmal Kernwelt, wird es kein Zurück mehr geben, da dann dort Technologie des Dunklen Zeitalter hergestellt werden wird und ich werde nicht dulden, dass diese unkontrolliert weiter produziert wird, falls die Welt austritt. Allerdings wird es für alle Unzufriedenen dann noch die Möglichkeit geben, kostenfrei auszuwandern. So in etwa wird das später ablaufen."

"Wirst du Terra angreifen?"
"Nein! Warum sollte ich?"
"Weil Terra die Hauptwelt des Imperiums ist. Der Senat wird deinem Treiben nicht tatenlos zusehen."
"Stimmt, das wird er sicherlich nicht. Ein Konflikt mit dem Imperium wird unvermeidbar sein, aber sobald das Leuchtfeuer erloschen ist, wird der Senat nur noch symbolische Macht haben. Die Ströme der Zeit sind hier sehr undeutlich, aber ich schätze einfach mal, dass man dort über kurz oder lang zwangsweise zur Vernunft kommen wird."

"Wie sehen konkret deine zukünftigen Pläne aus?"
"Darüber kann ich dir momentan nichts sagen. Es gibt durchaus Ströme der Zeit, welche deine Gefangenname durch das Imperium beinhalten und wir wissen beide, dass jeder irgendwann bei der Folter zusammenbricht."
"Da ist etwas dran", erwiderte Herad und lehnte sich nachdenklich zurück. Mehr würde er über ihre konkreten Pläne wohl nicht herausfinden. Allerdings hatte sie ihm schon viel erzählt.

"Du verfügst über ein weitreichendes Wissen über die technologischen Errungenschaften des Dunklen Zeitalters der Technologie. Wie willst du den Missbrauch dieser fortschrittlichen Waffen verhindern?", wechselte er das Thema.
"Die meiste Technologie wird den absolut loyalen Kernwelten vorbehalten sein. Die freiwilligen Mitglieder werden nur begrenzten Zugriff auf nicht mit ihren Mitteln reproduzierbare Produkte haben. Ich habe nicht vor, die Schrecken dieser Zeit jedem zugänglich zu machen. Allerdings wird es fortschrittliche zivile Technik für alle geben. Mit recht wenig Aufwand lässt sich der Lebensstandard auf Makropolwelten deutlich verbessern, was gleichzeitig mit einer Senkung der Mutationsrate einhergeht. Auch sind mit wenig Aufwand die meisten Panzertypen modernisierbar, wie der Leman Russ, für die es Nachfolgemodelle geben wird, die auch auf einfachem Technologieniveau zu bauen sind", erklärte die Lichtbringerin.

"Und wie sieht es mit eigenständigen Maschinengeister aus? Habt ihr vor, Falschmenschen einzusetzen?"
"Das mit den Maschinengeister ist kruder Aberglaube, geboren aus vollständigem Vergessen über die technischen Grundlagen. Geister in der Form eines eigenen Bewusstseins haben die wenigsten Maschinen. Es gibt sicherlich einige künstliche Intelligenzen in Titanen und Raumschiffen und sicherlich auch äußerst hochentwickelte Programme am Rande der Eigenständigkeit, wie sie zum Beispiel die Autopiloten von Land Raidern haben. Aber das Gro aller Maschinen sind nur simple Elektronik und Mechanik ohne irgendeine Art von Eigenleben oder gar Bewusstsein."
"Aber Techpriester wirken Rituale und ich habe gesehen, wie dreifach gesegnetes Öl durchaus in der Lage ist, defekte Maschinen zu reparieren."
"Dieses spezielle Öl ist mit Naniten versetzt. Das sind unglaublich kleine Maschinen, welche im Verbund in der Lage sind, beschädigte Bauteile zu reparieren. Viele alte Maschinen haben schon Nanitenspender eingebaut. Die ganzen Rituale beinhalten verschiedene Kommandoworte oder Befehle. Die Anhänger des Maschinengottes sind durchaus in der Lage, mit den Naniten über ihre Maschinensprache oder durch Wortbefehle zu kommunizieren. Aber die eigentlichen Rituale drum herum haben keine Auswirkungen, außer dass sie viel Zeit in Anspruch nehmen. An dem Ganzen ist nichts wirklich Mystisches, sondern einfach eine äußerst komplexe Technologie, die mit normalen Sinnen schlichtweg nicht erfassbar ist", erklärte die Lichtbringerin und brachte Herads komplettes Technologieverständnis zum Einsturz.

Was sie vorhatte, schien vernünftig zu sein. Oder erzählte sie ihm nur, was er hören wollte? Er lehnte sich zurück und musterte sie. Eigentlich war sie unscheinbar, ein Teenager in einer Rüstung. War dies eine Fassade, eine Täuschung? Das Mädchen war nur Verpackung, es kam darauf an, was in ihr steckte. Dämonen mutierten ihre Wirte mit der Zeit recht deutlich. War der Makel der Besessenheit am Anfang äußerlich nicht zu erkennen, deformierten die Wirte fortlaufend immer mehr, bis sie dem Dämon in ihnen immer mehr glichen. Hier war keinerlei Makel zu erkennen. Aber es gab keinerlei gesicherte Informationen, wie lange ein Dämon sich wirklich tarnen konnte, wenn er das nur wollte. Das Ding war schon über zwei Jahre in ihr und Gavri müsste eigentlich mutiert sein. Herad wurde klar, dass er keine wirklichen Fakten erlangen konnte. Letztendlich würde er sich auf seinen Instinkt verlassen müssen. Schweigend sah er sie an und versuchte über seine Gefühle klar zu werden. Das Imperium war am Ende und so nicht überlebensfähig, da hatte sie recht. Durch Gier der Herrscherelite seines Heimatsystems war seine Familie ausgelöscht worden. Ihm war mehrmals von verschiedenen imperialen Stellen großes Unrecht zugefügt worden. Man hatte seine neunundvierzig Kameraden sinnlos verrecken lassen. Als Inquisitor und Angehöriger der Rekongregatoren war er gescheitert, da er nichts wirklich in die richtige Richtung bewegt hatte. Ganz abgesehen davon, dass ihm massiver Ärger wegen der Hinrichtung des führenden Klerus von Ghersom IV auf Terra drohte. Und die Lichtbringerin würde ihn mit den Informationen, die er hier erhalten hatte, niemals gehen lassen. Eine persönliche Zukunft hatte er nur noch in ihrem Dienst. Ihm wurde klar, dass er sich schon längst für sie entschieden hatte. Sie war die Alternative, alles andere führte in den Tod. Er musste ihr glauben, dass sie die Mutter der Astartes war, dass sie ein sehr mächtiges Wesen war, dass nur das Beste für die Menschheit im Sinn hatte.

Momentan war er in einer Position, wo er alles von Gabriel fordern konnte, was er sich nur vorstellen konnte. Persönliche Macht und Reichtum hatten ihn nie besonders interessiert. Aber es gab durchaus Dinge, die er begehrte. Dinge, die eine so mächtige Psionikerin und Kriegsherrin möglich machen konnte. Was wollte er? Was würde er bekommen? Es dauerte einen Moment, bis er im Geiste eine Liste an Forderungen zusammen gestellt hatte. Wie jeder Mensch hatte auch er seinen Preis.

"Ich habe meinen Preis!", eröffnete er die Verhandlungen, nachdem er sich halbwegs über seine Forderungen klar geworden war.
"Natürlich, jeder hat seinen Preis", erwiderte sie ihm neutralen Tonfall. Wahrscheinlich waren schon viele ihrer Überzeugungssitzungen zu diesem Punkt gekommen, wo ein Verräter seinen Preis nannte. Das war er nun, ein Verräter am Imperium, um die Menschheit zu retten. Viele, die dieses von sich behauptet hatte, waren durch seine Hand gerichtet worden. Jetzt war er selbst an diesem Punkt anbelangt, aber das Imperium hatte ihn zuerst verraten, seine Familie heimtückisch aus politischem Kalkül ermordet. Diesem System konnte er keine Loyalität mehr entgegenbringen. Und um Rache für die Ermordung seiner Schwester zu üben, wie er es ihr einst geschworen hatte. Sein Vater hatte ihm gelehrt, dass man Versprechen halten musste und das gegenüber Janina stand zeitlich vor allen anderen. Auch wenn er damals nur ein naives kleines Kind gewesen war.

"Ein paar meiner Forderungen sind als Vorkasse zu tätigen, ein paar werden später beglichen werden, sobald sich die Arche IV in deinem Besitz befindet."
"Aber sicher", sie strahlte ihn regelrecht an. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie schon die ganze Zeit gewusst hätte, dass es genau so und nicht anders laufen würde. Sie konnte die Zukunft sehen und wahrscheinlich hatte sie ihm genau das einzige gezeigt, was seinen Panzer durchbrechen konnte. Aber das spielte keine Rolle mehr. Sie war die Alternative, die er sein ganzes Leben für die Menschheit ersehnt hatte. Nun war es an der Zeit, ein unkalkulierbares Risiko einzugehen. Er würde diesem Kind vertrauen müssen. Daran glauben, dass in dieser niedlichen Hülle wirklich ein Engel und kein Dämon steckte. Er hatte keinen Beweis, nur ihre Worte, in denen sehr viel Wahrheit lag. Aber Lüge war dann am heimtückischsten, wenn sie mit Wahrheit vermischt war. Vielleicht war er ein Narr, ihr zu vertrauen, aber sie war vielleicht die einzige Rettung der Menschheit vor der vollständigen Auslöschung. Sie verlangte viel und er würde es ihr gleich tun.

"Als erstes möchte ich wissen, was Janinas letzte Worte waren. Ich konnte sie damals nicht richtig verstehen." Die Lichtbringerin berührte seine Hand und sie tauchten wieder ein in das Gespinst aus Zeitfäden. Sie reisten fast zweihundert Jahre in die Vergangenheit zurück. Von oben rasten sie auf das brennende Mühlstadt zu, das von einem Feuerstrum verheert wurde. Sie drangen durch Betonwände und er sah sich auf den Boden neben Janina knien. Sie gingen ganz nah heran und diesmal konnte er Janinas letzte Worte wirklich verstehen. "Herad…arg….böse…nicht….lieb" hatte er damals verstanden, aber Janina hatte noch viel mehr gesagt. Es brach ihm beinahe das Herz, seine kleine Schwester ein weiteres Mal sterben zu sehen.

"Herad, ich hab dich ganz arg lieb und sei mir nicht böse, aber ich kann nicht mehr dein Adjudings sein. Hab dich so lieb", stieß Janina nun gerade so hörbar hervor. Seine kleine Schwester hatte ihn also nicht verflucht, wie er Jahre lang befürchtet hatte. Ihm fiel ein großer Stein vom Herzen. Er brauchte einige Sekunden, um sich zu beruhigen. Selbst im Augenblick ihres Todes hatte sie an ihn gedacht. Als ob er seiner kleinen Schwester je wirklich böse gewesen wäre. Sie war manchmal sehr nervig und überaus anstrengend gewesen, aber er hatte sie immer bedingungslos geliebt.

"Gut, dann mein zweite Bedingung, meinen Leuten wird kein Leid geschehen, auch wenn sie nicht überlaufen sollten. Jeder soll für sich selbst entscheiden. Die, nicht überlaufen, sollen gut behandelt und sobald sie mit ihrem Wissen keinen Schaden mehr anrichten können auf einer imperialen Welt frei gesetzt werden."
"Natürlich, akzeptiert."
"Sehr schön! Dann meine dritte Bedingung, ich will Shiloh glücklich und versorgt wissen, egal wie es mit der Arche IV ausgeht."
"Dann mach Shiloh am beste heute noch einen Antrag."
"Einen Antrag?"
"Ja, einen Heiratsantrag. Sie wartet schon lange darauf, dass du den ersten Schritt machst. In ihrer Kultur ist es unmöglich, dass eine Frau den Mann bittet. Deswegen liegt es an dir, ihr einen Heiratsantrag zu machen und den Brautpreis zu entrichten."
"Brautpreis?"
"Obwohl du über ein Jahr auf Toth gewesen bist, ist erschreckend wenig von der regionalen Kultur zu dir vorgedrungen", tadelte ihn die Lichtbringerin leicht. In der Tat hatte er sich wenig um die regionalen Gegebenheiten jenseits seiner Arbeit gekümmert. Für solche Dinge hatte er Mattan in seinem Gefolge, der Informationen jeder Art wie ein Schwamm aufsog und nur zu bereitwillig auf Stichwort abspulte. "Eine Frau hat einen Brautpries, der normalerweise von den Eltern schon in deren Kindheit ausgehandelt wird, auch wenn die Hochzeit erst Jahre später stattfinden wird. Der Brautpreis wird in goldenen Thronen berechnet und die Münzen werden zu einem Schleier zusammen gebunden, welche die Braut dann an ihrer Hochzeit trägt. Dieses Gold ist normalerweise als Altersvorsoge gedacht, da die Männer meist älter als die Bräute sind und deswegen früher sterben. Mittellose Witwen haben es auf Toth schwer. Du wirst das hier brauchen." Sie öffnete eine Schublade und holte einen Barren Gold heraus. Vor seinen Augen verformte sich das edle Metall, wurde weich und auseinander gezogen. In nicht einmal zwanzig Sekunden hatte sie ein Gehänge aus Goldmünzen erschaffen. Sie reichte es ihm und mit Erstaunen nahm er es entgegen. Er hatte davon gehört, dass mächtige Psioniker Material umformen konnten, aber diese Demonstration war doch beeindruckend gewesen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass diese Münzen aus der Münze Toths stammten.

"Dann möchte ich dich weiter duzen dürfen."
"Gewährt." Er glaubte einen kleinen Hauch von Belustigung in ihrer Stimme erkennen zu können.
"Meines Wissens lebt Gouverneur Trevyn I Luterroth, Despot der Makropolwelt Tempris noch. Ich will mir seinen Kopf holen dürfen. Ich will ihm die gleiche Gerechtigkeit widerfahren lassen, die er auch meinem Vater, meiner Mutter, meiner Schwester, meiner Großmutter, meiner ganzen Familie hat widerfahren lassen." - Und auf die Weise kann ich zweifelsfrei verifizieren, ob deine Rückblenden der Wahrheit entsprochen haben oder nicht. - fügte Herad in Gedanken hinzu.
"Gewährt!"
"Und nun zu meiner letzten Bedingung. Ich bin sicher, du kennst meine Forderung schon."
"Ich habe erwartet, was nun kommt. Aber das kann ich dir nicht sofort gewähren. So etwas muss man sich verdienen. Bei mir gibt es keine politischen Gefälligkeiten dieser Art."
"Gut, dann sind wir uns also einig?" Es war erstaunlich, wie schnell so was gehen konnte.

Gedanke des Tages
Tja, da ist Herad doch noch übergelaufen. War anfangs gar nicht geplant gewesen. Aber im Laufe der Zeit ist mir Herad immer stärker ans Herz gewachsen und wollte ihn einfach auch weiter dabei haben. Im ersten Entwurf war hier der inzwischen im Vorfeld veröffentlichte Rückblick von Lucius implantiert gewesen. Aber der hätte nur das Kapitel unnötig zerpflückt.

Man erfährt hier zum ersten Mal etwas über Gabriels zukünftige konkrete Pläne für einen alternativen Sternenbund. Sie hat also nicht vor, das gesamte Imperium zu vereinnahmen sondern nur die Welten, welche auf freiwilliger Basis einen Anschluss suchen. Ich habe sehr lange über eine sinnvolle Alternative zum Imperium nachgedacht. Ich denk mal, das macht alles halbwegs Sinn.

Auch wird hier mal die Thematik mit den Aberglaube über Maschinengeister etwas beleuchtet. Mein Erklärungsversuch ist nicht offiziell, da die Wirkungsweise der Riten der Maschinenpriester nirgendwo wirklich erklärt werden.
 
Ich finde den Teil wirklich gut. Ich hoffe Louhi wird dereinst ähnlich Gnade widerfahren, wenn sie erst einmal auf die Lichtbringerin trifft. Sie ist mir halt ans Herz gewachsen, vor allem weil sie auf eindrucksvolle Weise mit ihren Wutausbrüchen gegen Maschinengeister eindrucksvoll deine Erklärung zu Maschinengeistern als das entlarvt was es ist. Ketzerei der übelsten Sorte.
 
[...]weil man doch ein paar dunkle Aspekte an den Plänen unseres kleinen Engels entdecken kann. Dass die Welten nicht wieder austreten können... Ts Ts...

Das an sich finde ich nicht wirklich dunkel. Wenn eine Welt sich in diesem Bündnissystem so weit hochgearbeitet hat, dass sie den Status einer Kernwelt erlangt, hat sich ihre Bevölkerung, Kultur und Regierungsform (die ja zum erlangen einer niedrigeren Stufe recht nahe an einer Demokratie sein zu müssen scheint) wahrscheinlich so sehr an die Konfüderation angepasst/sich an die Konföderation gewöhnt, dass die Welt so eng eingebunden ist wie die einzelnen Bundesländer in Deutschland - und dass die nicht einfach aus Deutschland austreten können halte ich für nicht allzu beklagenswert. Zudem wird den Welten wahrscheinlich klar sein, worauf sie sich einlassen, wenn sie zur Kernwelt werden. Auch hat Gavriel ja auch schon mehrmals die potentielle zerstörungskraft der Dark-Age-Waffen angedeutet, und es erscheint mir sehr sinnvoll, deren Verbreitung einzuschränken und deren Einsatz kontrollieren zu können.

Was mir dagegen als kleines Manko aufgefallen ist, ist dass diese Kernwelten für ihre Verpflichtungen keine Mitspracherechte/Stimmrechte/was auch immer in der art bekommen - zumindest wurde nichts in der Richtung erwähnt. zudem habe ich keine Ahnung, wie lange Gabriel sich in einem Körper halten kann, ohne alterungserscheinungen zu bekommen bzw. irgendwann (k.a. ob in tausenden oder milliarden Jahren) Gavris Körper an Altersschwäche stirbt (sollte das laut Fluff offensichtlich falsch sein, bitte ich um Vergebung - so genau kenn ich mich damit nicht aus). Wenn sie kein 'Verfallsdatum' hat und das ganze als one-Man-Show (one-Angel-Show?) betreibt kann man sie ja lassen.

was mir in dem letzten Parts positiv aufgefallen ist, ist dass Gavri anscheinend noch immer ein eigenständiges Bewusstsein hat - der Gedanke, dass sie einfach nur ein weiterer Tropfen in Gabriels riesigem Persönlichkeitsgefäß wird hat mir gar nicht gefallen.

weiter so
Hector

PS: für Rechtschreibfehler haftet die Tastatur
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass Gavri mehr Bewusstsein bekommen hat finde ich auch gut. Für mich hat sie außerdem auch erst in den letzten Kapiteln einen "runden" Charakter bekommen.

Vielleicht denke ich bei dem Konzept der Förderation schon zu weit voraus... Die Dark-Age-Waffen sind natürlich ein Argument, nicht aus dem Verbund der Kernwelten austreten zu können, doch könnte dieser "Vorteil" durch unter Umständen wieder auftretende Forschung (im 40k universum betreiben das bisher nur die Tau) relativiert werden. Was dann? Klar, es ist cool, wenn alle unter einer Regierung geeint sind, aber bei der Dauer von Informationsübertragung und allgemeinen Meinungsverschiedenheiten/ sektorbedingten kulturellen Veränderungen/ technischem Fortschritt wäre eine seperate Regierung auch nicht schlecht. (Probleme, die das Imperium bisher immer mit Waffengewalt niedergerungen hat)

Seperatismus ist in der vorgeschlagenen Förderation vor allem eine mögliche Geschichtswendung, da ein gewisser Engel über die Zeit wahnsinnig werden könnte...
 
Ich fand ja viel interessanter, daß hinter der Verkündung über den Warp die Welten auf jedenfall verdammt sind. Etwas dass wie ich finde in der Tragweite gar nicht so offensichtlich ist.

Ein bischen erinnert mich die Beschreibung von Gabriel aber an das Firefly/Serenity Universum. Und dort ist die Föderation nicht unbedingt "lieb".

Schöner Teil. Das Herad "The Man" überläuft war zwar klar, aber wie immer bleibst du deiner konsistenten Linie treu. Ich finde das ist mit das beste an deiner Geschichte. Ich bin gespannt wie es weitergeht, mit all den vielen Charakteren 😀

Grüße
 
Und so kam es, wie es kommen musste😉 Da bin ich ja mal auf Herads Entermanöver gespannt. Seine Konvertierung ist für mich zwar nicht hundertprozentig glaubwürdig, aber ich wüsste auch nicht, wie man es besser beschreiben könnte. Sagen wir einfach, dass die Lichtbringerin wirklich gut im Überreden ist.

Das Gabriel ganz offen zugibt, in der neuen Ordnung einiges an Macht zu besitzen, sehe ich positive, ansonsten wäre sie einfach zu „gut“. In meinem Augen wird ja beständig suggeriert, dass es in dieser neuen Konföderation kaum Korruption und Inkompetenz geben würde, dadurch wirkt sie schon utopisch genug.

Da Gabriel ja auch nur ein Faktor in einem größeren Plan ist, bin ich mal gespannt, was aus diesen Absichten wird.
 
Vielen Dank für die sehr vielen Rückmeldungen. Kann leider nicht alle im Einzelnen beantworten.

Ich finde den Teil wirklich gut. Ich hoffe Louhi wird dereinst ähnlich Gnade widerfahren, wenn sie erst einmal auf die Lichtbringerin trifft. Sie ist mir halt ans Herz gewachsen, vor allem weil sie auf eindrucksvolle Weise mit ihren Wutausbrüchen gegen Maschinengeister eindrucksvoll deine Erklärung zu Maschinengeistern als das entlarvt was es ist. Ketzerei der übelsten Sorte.

Eher Aberglaube der übelsten Sorte. Und es wäre doch langweilig, wenn jeder Inquisitor gleich überlaufen würde, nur weil er vorkommt.

Das an sich finde ich nicht wirklich dunkel. Wenn eine Welt sich in diesem Bündnissystem so weit hochgearbeitet hat, dass sie den Status einer Kernwelt erlangt, hat sich ihre Bevölkerung, Kultur und Regierungsform (die ja zum erlangen einer niedrigeren Stufe recht nahe an einer Demokratie sein zu müssen scheint) wahrscheinlich so sehr an die Konfüderation angepasst/sich an die Konföderation gewöhnt, dass die Welt so eng eingebunden ist wie die einzelnen Bundesländer in Deutschland - und dass die nicht einfach aus Deutschland austreten können halte ich für nicht allzu beklagenswert. Zudem wird den Welten wahrscheinlich klar sein, worauf sie sich einlassen, wenn sie zur Kernwelt werden. Auch hat Gavriel ja auch schon mehrmals die potentielle zerstörungskraft der Dark-Age-Waffen angedeutet, und es erscheint mir sehr sinnvoll, deren Verbreitung einzuschränken und deren Einsatz kontrollieren zu können.

Demokratie ist keine Voraussetzung, wenn sicherlich auch kein Hindernis, um Kernwelt zu werden. Gut auf dem Punkt gebracht, einmal in einer Konföderation Mitglied, ist ein Austritt meist nicht mehr möglich oder nur mit Gewalt. Das ist in der Realität ja genauso.

Was mir dagegen als kleines Manko aufgefallen ist, ist dass diese Kernwelten für ihre Verpflichtungen keine Mitspracherechte/Stimmrechte/was auch immer in der art bekommen - zumindest wurde nichts in der Richtung erwähnt. zudem habe ich keine Ahnung, wie lange Gabriel sich in einem Körper halten kann, ohne alterungserscheinungen zu bekommen bzw. irgendwann (k.a. ob in tausenden oder milliarden Jahren) Gavris Körper an Altersschwäche stirbt (sollte das laut Fluff offensichtlich falsch sein, bitte ich um Vergebung - so genau kenn ich mich damit nicht aus). Wenn sie kein 'Verfallsdatum' hat und das ganze als one-Man-Show (one-Angel-Show?) betreibt kann man sie ja lassen.

Irgendwo wurde erwähnt, dass je mächtiger der Wirt ist, desto länger kann sich Gabriel in der Realität halten. Falls es niemanden gelingt, sie zu töten, ist sie in diesem Körper praktisch unsterblich was Alterungserscheinungen oder Abnutzung anbelangt. Über die eigentliche Regierungsform und Mitspracherecht hat sie in der Tat noch nichts konkretes verlauten lassen. Ich brauch ja auch noch Stoff für später.

was mir in dem letzten Parts positiv aufgefallen ist, ist dass Gavri anscheinend noch immer ein eigenständiges Bewusstsein hat - der Gedanke, dass sie einfach nur ein weiterer Tropfen in Gabriels riesigem Persönlichkeitsgefäß wird hat mir gar nicht gefallen.

Das gefällt Gavri ebenso wenig, aber sie wusste ja halbwegs, worauf sie sich einlässt. Und ob das auch so alles klappen wird, wie Gabriel sich das so vorstellt, mal sehen.

Dass Gavri mehr Bewusstsein bekommen hat finde ich auch gut. Für mich hat sie außerdem auch erst in den letzten Kapiteln einen "runden" Charakter bekommen.

Es muss ja auch Platz für Charakterentwicklung bleiben.

Vielleicht denke ich bei dem Konzept der Förderation schon zu weit voraus... Die Dark-Age-Waffen sind natürlich ein Argument, nicht aus dem Verbund der Kernwelten austreten zu können, doch könnte dieser "Vorteil" durch unter Umständen wieder auftretende Forschung (im 40k universum betreiben das bisher nur die Tau) relativiert werden. Was dann? Klar, es ist cool, wenn alle unter einer Regierung geeint sind, aber bei der Dauer von Informationsübertragung und allgemeinen Meinungsverschiedenheiten/ sektorbedingten kulturellen Veränderungen/ technischem Fortschritt wäre eine seperate Regierung auch nicht schlecht. (Probleme, die das Imperium bisher immer mit Waffengewalt niedergerungen hat)

Die Kernwelten behalten durchaus einen gewissen Grad an Autonomie, was ihre Innenpolitik betrifft. Dadurch das es kein Güterabgabensystem gibt, wird schon viel Reibung heraus genommen, die im Imperium oft zu Aufständen führt.

Seperatismus ist in der vorgeschlagenen Förderation vor allem eine mögliche Geschichtswendung, da ein gewisser Engel über die Zeit wahnsinnig werden könnte...

Die Gefahr des Wahnsinns halte ich für das kleinste ihrer Probleme. :lol:

Ich fand ja viel interessanter, daß hinter der Verkündung über den Warp die Welten auf jedenfall verdammt sind. Etwas dass wie ich finde in der Tragweite gar nicht so offensichtlich ist.

Yup, dass wird dann zu einem Punkt ohne Widerkehr oder das Imperium kapituliert vor der Masse an Völkermord und schwenkt um. Aber so flexibel, wie das Imperium seit einigen Jahrtausenden ist...... :dry:

Ein bischen erinnert mich die Beschreibung von Gabriel aber an das Firefly/Serenity Universum. Und dort ist die Föderation nicht unbedingt "lieb".

Die Allianz war durchaus eine gewissen Inspiration. Und die Leute gehören zur Kategorie "Gut gemeint".

Und so kam es, wie es kommen musste Da bin ich ja mal auf Herads Entermanöver gespannt.

Das wird es ausführlich nicht geben. Hatte anfangs vor, dass zu behandeln, aber der Teil hätte nur wenig zur eigentlichen Story beigetragen. Ich habe zwar schon ein schwarzes Schiff in groben Zügen designt und auch einen Plan es zu erobern, aber es gibt zu viele Knackpunkte und habe deswegen den Band gestrichen. Es wird vielleicht irgendwann noch einen Rückblick geben.

Seine Konvertierung ist für mich zwar nicht hundertprozentig glaubwürdig, aber ich wüsste auch nicht, wie man es besser beschreiben könnte. Sagen wir einfach, dass die Lichtbringerin wirklich gut im Überreden ist.

Seine kleine Schwester und deren Tod war eben seine Bruchstelle. So etwas kann einen schon dazu bringen, alles an das was man geglaubt hat, in Frage zu stellen und sich eine Alternative zu suchen. Und da Gabriel recht gut darin ist, Menschen und ihre Stärken/Schwächen einzuschätzen, weiß eben, wo sie ansetzen muss.

Das Gabriel ganz offen zugibt, in der neuen Ordnung einiges an Macht zu besitzen, sehe ich positive, ansonsten wäre sie einfach zu „gut“. In meinem Augen wird ja beständig suggeriert, dass es in dieser neuen Konföderation kaum Korruption und Inkompetenz geben würde, dadurch wirkt sie schon utopisch genug.

Für beides gibt es durchaus erfolgreiche Gegenmaßnahmen, die sich auch schon im realen bewährt haben. Und wie "gut" Gabriel wirklich ist, wird sich später noch zeigen. 😎

Da Gabriel ja auch nur ein Faktor in einem größeren Plan ist, bin ich mal gespannt, was aus diesen Absichten wird.

Ich auch! :lol:

Persona Dramatis
Die Inquisition

Ordo Hereticus
Herad Tabelmann: Inquisitor, stammt von Boonhaven, ehemals Angehöriger der PVS, gehört der gemäßigt radikalen Fraktion der Rekongregatoren an.
Seine Akolythen
Shiloh: Interrogatorin und Geliebte von Herad, stammt von der Wüstenwelt Toth
Zebulon: Explikator und hochgewachsener Spezialist für schwere Waffen, führt am liebsten seine "Kreissäge", ein Maschinengewehr ins Gefecht, stammt von Plaines.
Syntyche: Novizin und Sanktionierte Psionikerin, etwas schusselig und weichherzig
Mattan: Älterer Mann und wissenschaftlicher Berater

Bewohner von Boonhaven

Kysor VI, Gouverneur von Boonhaven
Herad Tabelmann, Sohn eines Oberst von Mordian und einer einheimischen Lehrerin
Oberst Johann Tabelmann, Vater von Herad
Janina Tabelmann, seine kleine, manchmal nervige Schwester
Hilde Kopinski, Schwester von Lars "Stecher" Kopinski,
"Heradine" Gruman, angehende Märtyrerin

PVS Boonhaven
Märtyrer des Rekrutenzug, Charlie Kompanie, 2. Bataillon, 77. PVS 2. Armee Boonhaven
Lars "Stecher" Kopinski,
Edgar "Metzger"
Kleiner Günther
Großer Günther
Friedrich "Mühlstadt" Gruman
Willi "Kabel" Zastler, Funker, Sohn eines Rundfunktechnikers
Ronni "Feuerkopf"

Kapitel 8

Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Orbit von Fabrik
Transporter GK MK.103 SP XXIV
Zeit: 2 849 996.M41
Person: Herad Tabelmann

Es war nach der Bordzeit später Abend, als er auf den Truppentransporter zurückkehrte. Obwohl schon der Schlafzyklus angebrochen war, saß seine Crew im Wohnbereich auf einer Sitzecke und hatte auf seine Rückkehr gewartet.

Herad blickte in die Runde, Syntyche hockte in einer Ecke und sah ihn neugierig an. Mattan saß hinter seinem Datablock und legte es nun zur Seite. Shiloh wirkte sehr nervös und sah ihn mit einer Mischung aus Erwartung und Furcht an. Zebulon machte den ausgeglichensten Eindruck von allen, wie ein Fels in der Brandung.

"Wie ist es gelaufen?", fragte Shiloh, nachdem er sich gesetzt hatte.
"Ich habe Gabriel getroffen" Seinen Verrat auszusprechen, kostete ihn Mühe. Syntyche goss ihm unaufgefordert einen Fruchtsaft ein, mit dem er seine Kehle befeuchtete.
"Und, wie ist sie so?" Syntyche rutschte wie ein kleines Scholamädchen aufgeregt hin und her.
"Äußerst zuvorkommend. Sie hat jedem von uns die Wahl überlassen. Falls sich jemand gegen sie entscheidet, wird dieser nach einer gewissen Zeit frei kommen."
"Als ob Verrat eine Option wäre!" Zebulon ballte die Fäuste und seine Knöchel liefen weiß an.
"Das Imperium hat für mich keine Zukunft mehr. Ich bin übergelaufen", verkündete Herad nach einem kurzen Zögern. Er hatte einen dicken Klos im Hals, den er nicht wegräuspern konnte. Shiloh sah ihn überrascht an, Syntyche erfreut, Matten zweifelnd und Zebulon wurde bleich. Gabriel hatte ihn vor Zebulon gewarnt, dass dieser möglicherweise rabiat werden könnte.

"Du bist was?", hakte Shiloh nach.
"Übergelaufen. Das Imperium hat meine Familie aus politischem Kalkül ermordet und ich kann nicht länger diesem überholten System dienen. Gabriel hat einen großartigen Plan, der klappen könnte. Sie wird der Menschheit nicht nur eine Zukunft geben können, sondern uns alle in eine goldene Zukunft führen." Und das war noch nicht mal gelogen, sondern seine persönliche Überzeugung.
"Blasphemie!" Zebulons Faust hämmerte auf den Tisch und nicht nur Syntyche sah den Hünen erschrocken an.

"Nein, die bittere Wahrheit. Das Imperium hat keine Überlebenschance und wird die Menschheit mit in den Untergang reißen. Ich lebe nun seit zweihundert Jahren im Imperium. Und ich kann mich an keine gute Zeit erinnern. Ich wurde in einem Krieg geboren, der von unfähigen Kommandeuren geführt wurde, welche ihren Posten aufgrund politischer und nicht militärischer Erwägungen erhalten haben, die schließlich auch mich sinnlos verheizt haben. Der ganze Krieg war eine Farce, um Steuern sparen zu können. Dies war einer der Gründe, warum ich mich bei dieser Gelegenheit der Inquisition anschloss. Ich wollte nicht primär die Hexe, den Mutanten, den Verräter und das Xenos bekämpfen, sondern den Idioten auf die Finger klopfen, welche sinnlos Ressourcen jeder Art durch ihre Unfähigkeit oder bewusste Sabotage verschwenden. Allerdings hielten mich die ganzen Kulte davon ab, mich je wirklich darum kümmern zu können. Das Böse ist immer und überall. Nun hat eine neue Fraktion die Bühne betreten, welche das Imperium zerreißen wird. Einst dachte ich, in Gavri Pilgertochter wäre ein Dämon, ein raffinerter, weit planender Dämon. Ich weiß immer noch nicht, was in ihr ist, aber es ist keine bekannte Dämonenart, sondern eher etwas Anderes. Ich habe gesehen, wie sie tötet, sie hat keinerlei Freude daran, sondern erledigt es als eine notwendige Pflicht. Kein Dämon wäre dazu in der Lage. Nicht nach meinem Wissenstand. Sie strebt nach Ordnung, also ist sie der Gegenpart des Chaos.

Gavri Pilgerstochter oder Gabriel, wie immer sie nun auch heißt, hat dafür gesorgt, dass ich nach Terra zurückbeordert werde. Die Passage wird auf einem schwarzen Schiff der Scholastica Psikana erfolgen. Allerdings wird diese Ernte nicht beim Imperium abgeliefert werden, sondern bei Gabriel. Mit den Psionikern wird sie kleine Leuchtschiffe unterhalten und damit wichtige Handelsrouten nach dem erlöschen des Astronomicon offen halten, um die Makropolwelten mit überlebensnotwendigen Gütern zu versorgen.

Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen. Entweder ich halte dem Imperium die Treue und verrate die Menschheit oder ich verrate das Imperium und helfe dabei, dass die Menschheit überleben wird. Es kann sein, dass ich irgendwann als der größte Trottel der Galaxis dastehe, der einer gut getarnten Chaosrebellion den Weg geebnet hat. Aber es kann auch gut sein, dass unser und mein Handeln einen wichtigen Beitrag leisten wird, die Menschheit vor der vollständigen Vernichtung zu retten. Wer mir folgen will, kann das tun. Alle anderen werden interniert werden, bis der Krieg vorbei ist. Wann auch immer das sein mag." Alle schauten ihn an, Syntyches Gesicht war reiner Unglauben, Mattan sah erschreckt aus, Shiloh lächelte leicht und Zebulons Mine verriet, dass er ganz und gar nicht begeistert war.

"Könnte ich Euch unter zwei Augen sprechen?", fragte Zebulon. "Hüte dich vor Zebulon", waren Gabriels letzte Worte gewesen, bevor sie weggesprungen war und entsprechend war er auf der Hut.
"Gerne, wenn ihr uns bitte allein lassen würdet?" Die anderen gingen nach kurzem Zögern.
"Ihr wollt dem Imperium wirklich den Rücken kehren oder ist das nur ein Test für unsere Loyalität?"
"Das ist kein Test, das ist die Realität. Das Imperium nähert sich dem Untergang. Ich weiß mehr als Ihr und ich kann nur sagen, dass das Imperium weit über die Grenze belastet ist. Tyraniden fallen in den östlichen Sektoren wie Heuschrecken ein, Orks machen sich immer breiter, neue Imperien wie die der Tau steigen auf, sogenannte Necrons, uralte Wesen in Metallkörpern fordern ihre Planeten zurück. Inzwischen habt ihr die Rede von Gabriel ja alle gesehen und sie hat recht. Das Imperium wird an seinem eigenen Verwaltungsapparat und überkommenen Doktrinen ersticken, während der Leib von allen Seiten gefressen wird. Ein neuer Wind muss her. Einst hatte ich geglaubt, dass ich als Inquisitor etwas dazu beitragen könnte, den Muff aus Jahrzehntausend alten, längst überholten Anweisungen zu vertreiben. Aber entfernt man einen Idioten aus einem Amt, wartet schon jemand darauf, der auch nicht viel kompetenter ist. Die Abstammung ist für ein hohes Amt zu wichtig, sodass nicht die Fähigsten den Posten bekommen, sondern die mit der besseren Abstammung und dem größeren Filz."

"Und deswegen wollt ihr die Gnade des Gottimperators zurückweisen? Fehlt es euch so an Glauben?"
"Ich glaube an den Imperator in dem Sinne, dass er uns vor dem Bösen beschützt. Aber der Verwaltungsapparat des Imperiums vernichtet seine Werke. Seine große Zeit war vor Zehntausend Jahren, aber sein eigener Sohn hat ihn getötet."
"Aber das ändert nichts daran, dass er die Menschheit beschützt. Vielleicht nicht so gut, wie es wünschenswert wäre. Aber ohne Imperator kann die Menschheit nicht sein. Ich kann ihn nicht verraten, ich werde ihn nicht verraten. Und ich werde nicht zulassen, dass Ihr ihn verratet!" Für einen großen Mann bewegte sich Zebulon sehr schnell auf ihn zu. Obwohl er auf einen Angriff gefasst war, zog er seine Pistole nicht schnell genug aus dem Holster, die er nach seinem Überlaufen zurückbekommen hatte. Während Zebulon seine Armgelenke packte und unverrückbar wie in einem Schraubstock fest hielt, gab der Hüne ihm eine äußerst schmerzhafte Kopfnuss. Er sah nur noch Sterne. Zebulon rammte ihn zu Boden und drückte ihm die Luft aus den Lungen. Seine Pistole flog weg. Verdammt, war dies sein Ende?

- Rückblick
Segmentum Pacificus
Sektor Cabulis
System Cabulis
Planet Boonhaven
Nördliche Hemisphäre
Stellung vor Höhe 495
Zeit: 2 824 810.M41
Person: Herad Tabelmann

Es war ein sonniger spätherbstlicher Morgen, als die Zeremonie begann. Ehrenformationen der PVS, der am Feldzug beteiligten imperialen Regimenter verschiedener Welten und eine Abordnung der Space Marines des Ordens der White Consuls waren angetreten, um den neunundvierzig gefallenen Helden ihren Respekt zu zollen. Drei Monate war es nun her, dass die Ereignisse, die Herads Lebens so verändert, stattgefunden hatten. Nach Gorshagas Tod waren die Orks wie verwandelt gewesen. Hatten sie vorher als eine Armee mit strategischer Weitsicht gehandelt, zerfielen sie innerhalb kürzester Zeit in einen unkoordinierten Haufen kleiner Kontingente, die sich auch gegenseitig um Ressourcen bekriegten. Nun war es ein Leichtes, die einzelnen Verbände einzukesseln und zu vernichten. Die Raumgewinne waren phänomenal, innerhalb von drei Monaten konnte die Frontlinie fünftausend Kilometer weit nach Osten verlegt werden. Die allesamt motorisierten Orks zogen sich teilweise schneller zurück, als die Imperiale Armee ihnen zu folgen vermochte.

Es gab inzwischen drei große Horden von Grünhäuten, die sich halbwegs koordiniert auf den Brocken zurückzogen, aus dem einst die Orks gekrochen waren. Es war ersichtlich, dass die Orks nur noch weg wollten und es war nur eine Frage der Zeit, bis der ganze Planet wieder den Menschen alleine gehören würde. Wobei es natürlich jetzt galt, wachsam zu bleiben. War einmal eine Welt teilweise von Orks besetzt gewesen, war sie für lange Zeit kontaminiert. In jedem Ort würden Milizen dafür sorgen, jeden grünen Pils zu verbrennen, bevor ein elendiges Xenos daraus schlüpfen konnte.

Aber heute war ein Tag der Trauer, des Triumphes und des Jubels. Die Schlacht um Höhe 495 hatte den Wendepunkt gebracht und innerhalb kürzester Zeit hatten Bautruppen aus dem unscheinbaren Hügel ein Heldendenkmal gemacht. Auf der Spitze stand nun ein Gebäude mit fünfzig marmornen Säulen, die ein Dach trugen, auf dessen ebener Fläche die Skulptur eines Tremorgeschützes stand, dazu die überlebensgroßen Statuen der Bedienmannschaft. Also von Stecher, Metzger und ihm selbst. Auf jeder der Säule waren großen goldenen Lettern der Name des Rekruten gemeißelt, die hier gekämpft hatten. Unter der Säulenhalle lag eine Gruft mit fünfzig Nischen, von denen heute neunundvierzig gefüllt wurden.

Herad schritt in der grünen Paradeuniform voraus. Auf seinen Litzen prangte nun das Abzeichen eines Leutnants der PVS von Boonhaven. Seine schwarzen Stiefel waren so blank poliert, dass sich die Szenerie in ihnen spiegelte. Auf dem Gurt seines schwarzen Wehrgehänges aus Leder prangten das Honorifica Imperalis, welches Herad für seine Teilnahme an der Schlacht um Höhe 495 bekommen hatte. Knapp darunter steckte das scharlachrote Ehrenmedaillon, ebenfalls eine Auszeichnung die mit den Ereignissen jenes Tages zusammenhing. Weitere regionale Orden, die er in die letzten Tage für seine Heldentat an die Brust gesteckt bekommen hatte, reihten sich auf. Bei jedem Schritt klimperten sie. Das war schon zu viel des Guten, aber er durfte sie nicht ablegen, weil das Protokoll eine volle Brust vorschrieb. Jeder Idiot sollte ihn auf hundert Meter Entfernung als Boonhavens größten Helden erkennen. Auf seiner grünen Schirmmütze prangte schon beinahe einsam ein goldener Stern.

Hinter ihm folgten die neunundvierzig Särge, jeder von sechs Angehörigen der Regimenter getragen, die an diesem Krieg teilgenommen hatten. Hinter den mit der offiziellen Flagge von Boonhaven bedeckten Särgen schritten die Familien der Gefallenen, manchmal waren es nur ein oder zwei Personen, in anderen Fällen über fünfzig. Einige Familien hatten einen gewaltigen Blutzoll in diesem Krieg entrichtet. Der ganze Hügel war nun eingezäunt und nur ein Triumphbogen erlaubte den Zugang. Auch dieses Bauwerk war aus weißem Marmor gefertigt, an der Außenseite hing der doppelköpfige Adler des Imperiums. Darunter war das Wappen der 77. PVS gemeißelt und die Worte: Hier bezwangen fünfzig Mutige Krieger von Boonhaven den Anführer der Xenoshorde, "Gorshaga". Mögen ihr Mut und ihre Opferbereitschaft uns für alle Zeit ein inspirierendes Beispiel sein. Auf der anderen Seite stand unter einem weitere Aquila der Satz: Nur wer alles gibt, kann den Sieg erringen.

Hinter dem Tor lag ein Platz, auf dem später ein Museum und eine Kirche errichtet werden würden. Als Notlösung übernahmen momentan zwei große Zelte diese Aufgabe. Dann kam die Treppe mit den fünfzig Stufen. Auf jeder war ein Mosaik, die ein Bild, den Namen und die Lebensdaten eines der Helden von Höhe 495 in alphabetischer Reihenfolge zeigte. Teilweise waren die Konterfeis so weit vom Original entfernt, dass er nur durch den Namen auf der Stufe erkennen konnte, wer da abgebildet sein sollte. Von einigen kannte er nicht mal ihren richtigen Namen, da er sich nur ihre Spitznamen gemerkt hatte.

In der Säulenhalle selbst standen einige hohe Würdenträger der Imperialen Verwaltung, der Ekklesiarchie, des Mechanikus, der Imperialen Armee, der Armee von Boonhaven, der Hauptmann der 3. Space Marine Kompanie der White Consuls, Adlige des Segments und der Gouverneur Kysor VI von Boonhaven und der Systemgouverneur Trevyn I Luterroth von Tempris bereit. Alle wollten sich im Zeichen des Sieges sonnen. Egal, ob sie nun dazu beigetragen hatten oder nicht. Darunter hatte sich auch sein neuer Vorgesetzter, der Großinquisitor gesellt. Seine Callidus Assassine trug ein aufwendiges Kleid und niemand hätte in ihr etwas Anderes vermutet, als eine wunderschöne Kurtisane. Beide schienen sich köstlich in ihrer kleinen Scharade zu amüsieren. Wenigsten jemand hatte heute seinen Spaß. Eine breite Treppe führte in die mit Leuchtkugeln erhellte Gruft.

Danach wurden die Särge nach und nach in die vorbereiteten Wandnischen eingebettet. Die Zeremonie war jedes Mal dieselbe. Ein Bischof der Ekklesiarchie schwenkte seinen Weihrauchbehälter und murmelte eine für Herad kaum verständliche Formel in Hochgotisch, das garantiert keiner der Familienangehörigen verstand, während er das wenigstens in der Schola hatte pauken müssen. Dann nahm Herad die Fahne vom Sarg, faltete sie zusammen und übergab sie einem Vertreter der Familie seines Kameraden. Meist war dies die Mutter, manchmal auch der vom Krieg verstümmelte Vater oder eine Schwester. Mühlstadt hatte nur noch eine kleine Schwester als einzige Angehörige, die mit großen Augen die Fahne entgegennahm. Sie trug die Uniform der Schola Progenium und war in Begleitung einer Nonne angereist. Das war ein Aufstieg für das dürre Kind, welches bisher nur in provisorischen Waisenhäusern aufgewachsen war, da sie am Tag des Bombenangriffs, der Mühlstadt von der Landkarte radiert hatte, geboren worden war.

Manche weinten, als er ihr die Fahne übergab, andere zitterten, die Mutter vom Kleinen Günther drückte ihn an ihre bebende Brust. "Ich danke dir, mein lieber Junge, dass du auf meinen Kleinen achtgegeben hast. Er hat immer von dir geschrieben. Günther hat gemeint, du würdest noch Großes tun, da du ein guter Anführer bist. Sechs Söhne habe ich dem Imperator geschenkt, ich danke dir, dass ich meinen Siebten nun behalten darf." Damit war der große Junge neben ihr gemeint, etwa vierzehn Jahre alt, bald wäre er normalerweise eingezogen worden. Das blieb ihm nun erspart. Herad hatte einen trockenen Hals, dachte daran, wie der Kleine Günther von dem Orkboss ganz beiläufig erschossen worden war.

Einmal übergab er einer jungen Frau in der Uniform einer Lernschwester die Fahne. Sie war die Schwester von Lars Kopinski, den sie wegen seiner erfundenen Weibergeschichten nur "Stecher" genannt hatten. Sie war sehr hellhäutig, hatte blaue Augen mit dunklen Ringen unter den Augen und unter ihrer Schwesternkappe lugte frech eine blonde Haarsträhne hervor. Ihre blutroten Lippen zogen unweigerlich den Blick an. Etwas an ihr fand Herad überaus erregend, selbst in dieser bizarren Situation. Wortlos nahm sie die Fahne mit dem aufgesteckten Todeskreuz an sich und ihre Hände berührten sich länger, als es hätte sein müssen. Dann war der Augenblick vorüber, sie stellten sich gemeinsam für die Erinnerungslithographie auf und Herad ging zur nächsten Zeremonie.

Endlich war auch der neunundvierzigste Sarg verstaut und die letzte Fahne übergeben. Das war die Familie von Willie, eigentlich Wilhelm Zastler, den sie nur Kabel genannt hatten. Sein Vater war Rundfunktechniker, hatte keine Beine mehr. Willie hatte ihm mal erzählt, dass sein Vater sich am sehnlichsten Prothesen für seine Beine wünschte, aber er die nicht genehmigt bekam. Als Vater eines Märtyrers und Helden hatte er nun künstliche Beine und nahm stehend die Fahne seines Sohnes entgegen.

Alle versammelten sich wieder oben unter dem Dach des Ehrenmals und die Geschütze der Artillerie feuerten einen fünfzigfachen Ehrensalut. Für die Lebenden hatten sie keine Munition übrig gehabt, für die Toten nun schon. Das war alles eine riesengroße Farce und Herad bebte innerlich vor Wut. Hätte er nur die notwendigen Ressourcen gehabt, ein Großteil seiner Leute würde noch leben. Aber so lagen ihre Überreste in den Särgen unter ihm. Nach dem Sieg waren zwar die Leichen geborgen worden, aber teilweise waren sie so verstümmelt gewesen, dass eine Identifizierung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln angeblich nicht mehr möglich war. Wahrscheinlich hatte ein Schreiberling die entsprechenden Mittel nicht bewilligt. In Särgen steckten tatsächlich die Überreste seiner Leute, aber die wenigsten dürften richtig zugeordnet worden sein.

Um den Hügel herum hatte sich eine gewaltige Menschenmenge versammelt, die nach dem letzten Schuss in einen gewaltigen Jubel ausbrach. Der Krieg war so gut wie vorbei, der Feind in ungeordneter heilloser Flucht und die ersten Flüchtlinge zogen in ihre zerstörten Städte und Häuser, um diese wieder aufzubauen. Jahre harter Arbeit und Entbehrungen erwartete sie, aber heute jubelten sie und freuten sich. Schließlich erstarb der Beifall und hohe Würdenträger hielten Ansprachen. Der Gouverneur sprach von einem Neuanfang, davon, dass es aufwärts ging, dank des ultimativen Opfers der tapferen Neunundvierzig. Danach sprach der Bischof, auch er predigte Opferbereitschaft und das sich das Märtyrertum immer auszahlte. Millionen von planetaren und imperialen Soldaten waren vor ihnen verreckt, weil Gorshaga mit etwas strategischem Können und dem Umstand, den imperialen Code geknackt zu haben, diesen Planet nun zwei Jahrzehnte lang terrorisieren hatte können. Viele Orks waren es nie gewesen, aber sie waren einfach besser geführt gewesen, trotz ihrer Undiszipliniertheit.

Dann sprachen noch andere hohe Würdenträger, ihre Worte wiederholten sich, leere Worthülsen, Hauptsache an diesem wichtigen geschichtsträchtigen Tag eine Rede gehalten. Endlich wurde zum Trauergottesdienst in dem Zelt geladen, welches die geplante Kirche ersetzte. Hier waren nur er und die Familienangehörigen eingeladen. Eigentlich hatte Herad die gleiche Leier noch einmal erwartet, aber der alte gebeugte Bischof hatte seien Hausaufgaben gemacht und bedachte jeden einzelnen Rekruten mit einer kurzen persönlich gehaltenen Ansprache. Er ging auf ihre Vorlieben und Werdegang ein. Und der Bischof hatte noch nicht einmal ein Manuskript, sondern redete frei heraus. Das beeindruckte Herad ungemein. Nicht jeder von der Ekklesiarchie schien ein gemeiner Kerl zu sein. Seine Rache gegenüber Vater Isaiah war ins Leere verpufft, hatte dieser doch von der Schola Progenium seinen Abschied genommen und hatte einen Zelotentrupp in den Heldentod geführt. Dabei hatte der ehemalige Drillabt das Martyrium erlitten, wie das so schön umschrieben wurde.

Schließlich neigte sich auch dieser Gottesdienst seinem Ende zu, als sie alle gemeinsam das Lied vom Märtyrer und das vom guten Kameraden sangen. Den meisten standen die Tränen in den Augen und Herad schämte sich der seinen nicht. Damit war das offizielle Programm für heute beendet. Herad war sofort umringt und er musste einige Fragen beantworten. Und auf den meisten Fragen musste er Lügen. Besonders wenn er von Müttern gefragt wurde, ob ihre Söhne hatten Leiden müssen. "Nein, es war ganz schnell gegangen." war seine Standardantwort auch bei denen, die mit heraushängenden Gedärmen von ihm erlöst oder von Grotz totgeschlagen worden waren.

"Du!" die kleine Schwester von Mühlstadt zupfte an seiner Uniform. Herad ging in die Knie, um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein. "Wenn ich groß bin, werde ich auch Märtyrerin!", erklärte sie mit dem Brustton der Überzeugung.
"Die Grünhäute sind besiegt, du brauchst keine Angst zu haben", erwiderte Herad etwas gerührt. Er versuchte sich verzweifelt an den bürgerlichen Namen von dem Jungen zu erinnern. Friedrich Gruman, wenn ihm nicht alles täuschte.
"Ich habe keine Angst, denn der Imperator beschützt mich doch! Ich werde eine Sororitas Schwester und dann müssen die Grünhäute vor mir ganz doll Angst haben, denn ich werde ihnen wirklich richtig fest wehtun", erklärte sie mit fester Stimme und in ihren Augen leuchtete ein fanatisches Feuer. Die Schola schien bei ihr schon viel bewirkt zu haben.
"Mach das!", meinte Herad und hatte Mühe, dabei ernst zu bleiben.
"Und ich werde mich dann zu deine Ehren Schwester Heradine nennen!", meinte sie und drehte sich dann ohne weitere Worte um, die zusammengefaltete Fahne fest an die Brust gepresst. Kopfschüttelnd sah Herad ihr nach. So klein und schon so fanatisch. Im nächsten Moment bekam er ein weiteres Gespräch aufgedrängt und vergaß den kleinen Zwischenfall.

Nach weiteren Gesprächen wurde zur Festtafel gerufen. In dem Zelt, in dem Trophäen wie abgeschossene Orkpanzer und das Tremorgeschütz ausgestellt war, mit dem er angeblich Gorshaga ins Jenseits gepustet hatte, bevor die Jagdbomber es schwer beschädigt hatten. Auf einem Sockel aus grünem Stein ruhte der fleischlose Schädel von Gorshaga. Seine leeren Augenhöhlen schienen ihn vorwurfsvoll anzusehen. Nach dem Fünf-Gänge-Menu, das ihm trotz allem unglaublich schal vorkam, konnte er sich endlich etwas absetzen. Alleine ging er hoch zu dem Ehrenmahl und genoss es für einen Augenblick für sich alleine zu sein. Vor der Säule, die seinen Namen trug, blieb er stehen. War es richtig, dass sein Name hier stand? Sollte hier nicht lieber an zwanzig Jahre Unfähigkeit erinnert werden, einen Anführer zu töten, der ganz alleine diese Horde hatte zusammen halten können? Schwere Schritte hinter ihm rissen ihn aus seinen düsteren Gedanken.

"Ein Sieger sollte glücklicher aussehen, Leutnant!", meinte der Hauptmann der 3. Kompanie der White Consuls. Herad überzeugte sich kurz, dass sie allein waren.
"Ihr kennt doch die Wahrheit, ich bin kein Held, ich habe Gorshaga nicht getötet."
"Indirekt eigentlich schon. Ohne euch wäre es um einiges schwieriger geworden."
"Aber es war die Callidusassassine Sheila, die Gorshaga getötet hat. Ihr habt das Kommando selbst geführt, das den Angriff des Großinquisitors die notwendige Schlagkraft verliehen hat."
"Sicher, mein Orden war beteiligt, es war eine Callidus, welche den letzten Hieb geführt hat. Aber dennoch, Ihr habt uns zu der Höhle des Waaghbosses geführt. Ohne Euch und den Kampf um Höhe 495 wäre der Konflikt nicht so schnell beendet worden. Und für die Bevölkerung ist es wichtig, dass es ihre Jungs waren, die den Sieg errungen haben, nicht die Imperiale Armee, nicht die Space Marines. Ihr habt dieser Welt ihren Stolz zurück gegeben. Der Preis ist eine kleine Lüge. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass die glorreichen Schlachten der Vergangenheit sich so abgespielt haben, wie sie in den Geschichtsbüchern stehen?" Eigentlich hatte Herad das geglaubt, jedenfalls bis gerade eben. Er sah ein, dass er noch viel zu lernen hatte.

"Ihr habt sicherlich recht", meinte Herad etwas unbehaglich. Dieser Welt ihren Stolz zurück geben, ja, der Marine hatte recht. Er konnte sich nicht erinnern, die Menschen seiner Welt so stolz und selbstbewusst erlebt zu haben wie in den letzten Tagen. Und er dachte an die Angehörigen, die so stolz auf ihre Söhne, Brüder, Neffen und Enkel waren. Was Herad so störte, er hätte all das erreichen können, wenn man ihn nur etwas unterstützt hätte, wenn die Nachfragen nach Artillerieunterstützung einfach positiv beantwortet wären. Vielleicht hätte er Gorshaga auch so aus seinem Kommandostand gelockt und irgendwie töten können. Dann wäre dieses Ehrenmal zu Recht errichtet worden.
"Macht es gut, Jungs, eines Tages sehen wir uns auf der anderen Seite wieder!", sagte Herad in Richtung Boden und blickte vorwärts.

Auf dem Weg nach unten bemerkte er eine einsame Gestalt zusammengesunken auf eine der Stufen hocken. Es war die Stufe von Lars Kopinski und die Person trug die Uniform einer Lernschwester. Er konnte deutlich hören, dass sie schluchzte. Aus einem Impuls setzte er sich neben sie und zog sein neues Etui mit Lho-Stäbchen heraus. Er öffnete es und bot dem Mädchen eines an. Sie blickte auf und ihre tränennassen blauen Augen bohrten sich in die seinen. Etwas war seltsam an der jungen Frau. Von ihrem Aussehen her musste sie wohl älter als Lars gewesen sein.

"Wie ist Lars gestorben?", fragte sie und nahm sich ein Stäbchen. Er zündete es ihr an und nahm sich auch eines. Das gab ihm Zeit, über die Antwort nachzudenken.
"Schnell!", erwiderte er. Sie lachte bitter auf.
"Ich bin angehende Krankenschwester und ich kann dir sagen, der Tod kommt selten schnell. Also erzähl mir keinen Scheiß." Sie blickte ihn mit harten Augen an und nahm dann einen tiefen Zug vom Stäbchen. Da sie nicht hustete, schien sie öfters zu rauchen.
"Stecher ist wirklich schnell gestorben, mehrere Projektile aus nächster Nähe in die Brust."
"Stecher? War das der Spitzname von Lars?"
"Ja, so haben wir ihn genannt. Er gab immer mit Frauengeschichten an." Das Mädchen lachte traurig.
"Lars und Mädchen, der bekam doch kein Wort in Anwesenheit von Mädchen heraus, geschweige denn bei Frauen."
"Waren auch alle erfunden."
"Ja, Lars, er hatte immer eine so blühende Fantasie. Als wir uns am Bahnhof verabschiedet haben, hat er mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen brauchen würde. Er würde an einem Stück und als Held zurück kommen. Ein Held ist er geworden, aber ich hätte ihn lieber an einem Stück zurück bekommen." Sie nahm einen langen Zug und stieß dann den Rauch stoßweise aus. Dann nahm sie einen tiefen Schluck aus einer Amasec Flasche und reichte sie ihm. Auch er nahm einen großen Schluck und musste husten. Er war so harte Sachen nicht gewöhnt. Auf der Schola hatte es nie Alkohol gegeben und im Feld hatten sie zu wenig zum Tauschen gehabt, um sich was wirklich Starkes zu organisieren. Schnell stieg ihm der Alkohol zu Kopf und hatte Mühe, ihren Worten zu folgen. Sie erzählte von zu Hause, wie sie immer auf ihren kleinen Bruder hatte aufpassen müssen. Wie sie schließlich vor den Orks von ihrem Hof hatten fliehen müssen. Es hatte einen unerwarteten Durchbruch gegeben und Grünhäute mit roten Fahrzeugen hatten das Hinterland verwüstet. Ihr Vater war schon lange gefallen, ihr Großvater hatte den Hof geführt und hatte sich als Köder geopfert, um die Orks von der restlichen Familie abzulenken. Sie waren schließlich aufgesammelt und in ein Flüchtlingslager gesteckt worden. Ihre Mutter war krank geworden und war nur kurz vor ihrem Sohn gestorben. Krista, so hieß das Mädchen, war schließlich in das Schwesternchor eingetreten, da sie nicht in den Munitionsfabriken arbeiten wollte. Schließlich versandeten ihre Worte und Herad betrachtete die Szenerie unter ihm. In den Zelten wurde noch gefeiert. Adlige und Würdenträger hatten einen gewaltigen Appetit auf Essen und alkoholische Getränke, während die arme Zivilbevölkerung sich schon längst mit knurrenden Magen in ihre Zelte zurückgezogen hatte. Irgendwie war das alles nicht richtig. Nichts war hier richtig.

"Willst du mit mir schlafen?"
"Hä?", fragte Herad, der nicht glauben konnte, was er gerade gehört hatte.
"Willst du mit mir schlafen?", wiederholte sie ihre Worte und ihre Hand ruhte auf seinem Schenkel.
"Nein, nie würde ich das wollen", wehrte er ab, obwohl allein schon ihre Nähe sein Gemächt hatte hart werden lassen.
"Bin ich so hässlich?" Kristas Augen funkelten ihn wütend an.
"Nein, aber du bist die Schwester von Lars! Er würde das sicher nicht wollen", stammelte er und kam sich wie der komplette Idiot vor, der er wohl war.
"Natürlich würde er das wollen! Für ihn warst du ein verdammter Held. Seine Briefe waren voll von dir. Herad hier, Herad da. Du machst mich feucht in deiner feschen Uniform und das Leben kann so kurz sein." Sie griff seine Hand und zog ihn hoch. Ohne wirklich Widerstand zu leisten, trottete er etwas bedeppert hinter ihr her. Irgendwie hatte er sich sein erstes Mal anders vorgestellt. Er dachte an Sheila, an ihre großen Brüste und wusste, dass sie ihn niemals ran lassen würde. Er war noch nicht mal sicher, ob sie mit seinem Lehrmeister intim war. Die beiden foppten sich zwar andauernd, aber ob sie eine sexuelle Beziehung hatten, war ihm nicht wirklich klar.

Krista führte ihn in eines der Zelte, welche für die Angehörigen der "Helden von Hügel 495" reserviert waren. Es waren neunundvierzig an der Zahl und da Krista die einzige überlebende Kopinski war, hatte sie das Zelt für sich ganz allein. Sie schubste ihn rücklings auf ihr Bett und legte sich auf ihn. Er spürte ihren Körper und weichen Rundungen unter der Schürze, die sie immer noch trug. Ihr Lippen trafen sich und Krista zeigte ihm, wie man richtig küsste. Sein anfänglicher Widerstand war gänzlich geschmolzen und ihre Küsse waren heiß. Er hatte wenig Ahnung von der Materie, was bei Krista nicht der Fall war. Sie richtete sich auf ihm auf und zog ihre Schürze aus, knöpfte ihre Bluse auf und befreite ihre weißen Hügel aus ihrem Gefängnis.

"Hu!", meinte Herad und wusste nicht genau, was sie von ihm erwartete. Sie nahm seine Hand und drückte sie auf ihre Brust. Ungeschickt begann er, sie zu liebkosen. Ihr Fleisch war so herrlich weich. Sie beugte sich vor und er nahm eine ihrer harten Warzen in den Mund und nuckelte etwas daran. Sie kicherte. Weil sie das kitzlig fand oder ihn wegen seiner gänzlichen Unerfahrenheit auslachte, wusste er nicht. Offensichtlich hatte sie eingesehen, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, was da gerade ablief, also übernahm sie die Initiative. Sie knöpfte seine Hose auf und zog sie runter. Als er anfangen wollte, seine Jacke auszuziehen, hielt sie ihn auf.
"Deine Uniform macht mich geil, lass sie bitte an." Dann umfasste sie sein Gemächt und fing an zu reiben. Das war schön und er stöhnte auf.
"Nicht, dass du mir gleich abspritzt."
"Woher kennst du dich so gut aus?", fragte er und erkannte augenblicklich, dass er das Falsche gefragt hatte.
"Was glaubst du, wie man als Mädchen allein in einem Flüchtlingslager überlebt?" In ihren Augen blitzte Wut auf. Ob nun über ihn im Besonderen oder die Ungerechtigkeit der Welt im Allgemeinen konnte er nicht sagen. Aber er sah ein, dass dies ein Fehler war. Sie wollte nicht mit ihm schlafen, sondern mit dem, was er für alle darstellte, dem Held von Höhe 495. Er wollte sich aufrichten, aber sie drückte ihn zurück und beugte sich zu ihm herab. Ihre roten Lippen wussten, was sie zu tun hatten, als sie sein Schwert umschlangen. Gleich darauf war jeder Gedanke daran geschwunden, das Ganze abzubrechen. Es war erstaunlich, wie viel von seinem Gemächt in ihrem Mund Platz hatte, da ließ sie schon wieder los und bestieg ihn mit gerafftem Rock. Sie hatte ihre Unterhose ausgezogen und wetzte seine Spitze an ihrer wirklich sehr feuchten Spalte. In der Beziehung hatte sie die Wahrheit gesagt. Dann war er in Krista drin und wusste gar nicht, wie ihm geschah. Zuerst bewegte sie sich sehr sachte und nur ein kleines Stücken auf und ab. Schließlich fuhr die Reiterin in immer schnellerer Folge bis zum Anschlag auf ihn herab. Dabei rieb Lars Schwester sich an ihm. Kristas Atem wurde schneller, ging stoßweise, bis sie anfing, leise zu stöhnen. Das Gesicht der Schwesternschülerin glänzte vom Schweiß und auch ihm war heiß. Dann konnte er sich nicht mehr halten und ergoss seinen Samen in ihr. Für einen kurzen Moment wurde im eiskalt und er glaubte, etwas sehr Finsteres zu spüren. Aber dann war wieder alles, wie es sein sollte, und er achtete nicht weiter darauf, da er es auf den ungewohnten Amasec schob. Krista hörte auf, sich auf ihm zu bewegen, und sank neben ihm ermattet auf das Feldbett.

-Das ist also die Liebe, - dachte Herad und fand das Ganze eher peinlich als wirklich erregend. Er hatte keine Ahnung, warum alle um diesen Akt einen solch Aufheben machten.

"Puh, nicht schlecht für eine Jungfrau", sagte Krista und meinte ihn damit. Es war wirklich sein erstes Mal gewesen und er fühlte sich ehrlich gesagt nicht männlicher als zuvor. Die ganze Sache hatte etwas Surreales an sich und er hatte keine Ahnung, was sie jetzt wohl von ihm erwartete. Lobte er ihre Kunstfertigkeit, würde sie das wohl so verstehen, dass er sie für eine Hure hielt, die für Essen an Schwänzen gelutscht hatte.
"Es war schön", log er und zog seine Hose wieder hoch.
"Ich muss mal für große Helden", entschuldigte er sich und stolperte beinahe über seine eigenen Beine, als er überstürzt das Zelt verlies. Er sollte Krista Kopinski nie mehr wiedersehen und erfuhr nie, dass sie im Kindbett verstarb, als sie ihrer gemeinsamer Tochter das Leben schenkte. Er konnte sich am nächsten Morgen noch nicht einmal mehr erinnern, was er in der Nacht getan hatte.

Gedanke des Tages
Ursprünglich waren dieses und das nächste Kapitel eins, aber als ich dann gesehen hab, das es zusammen fast 12000 Wörter hat, habe ich es doch geteilt. Es zeigt sich, dass Herads Gefolge teilweise doch nicht so einfach überlaufen will und ein weiterer Aspekt von Herad wird enthüllt. Das nächste Kapitel ist das Letzte des Bandes.