40k Das Schwinden Band IV bis VI vollendet

So dann bringe ich auch mal einen Kommentar...
Ich habe deine Bände verschlungen und freue mich das es endlich weiter gehtwas Trixianfeht finde ich den Charakter sehr erfrischend im gegensatz zu den sonst so verklemmten Sorroritaswie sie sonst beschrieben werden.
Ich freue mich sehr auf mehr und erwarte den nächsten Teil mit spannung.
Lg letas
 
Hm, der Erzkardinal scheint im imperialen Klerus ja eine echt positive Ausnahme zu sein. Wahrscheinich will das Establishm… äh, wollen die „Chaoten“ ihn deswegen aus dem Weg räumen. Auch hübsch wie die Geschichten wieder ineinander zu greifen beginnen.
Die Kampfszenen sind bisher ziemlich gut gelungen.


Was Trixi angeht, so habe ich meinen Widerstand gegen dein Faible für extrem freche und aufsässige Rebellen in Positionen, in welchen man sie nie vermuten würde, schon längst aufgegeben😉 Ich sehe sie nun als eine Art Comic Relief.😛 Also nur weiter so.
 
Wegen eines guten Vorbilds ist die bestimmt nicht bei den Sororita, vielleicht ist sie dort aus anderen Gründen gelandet und dort behalten worden.
Hätte ja erst vermutet das sie das Kind von dem Mädel das Herad auf Höhe xyz verführt hat sein könnte, und evtl die Prioritas die Mutter. Aber wenn die schon eine Greisin ist, dann fehlt ja theoretisch eine Generation wenn Trixi jung und aufsässig sein soll. Aber irgendeinen Zusammenhang gibt es, da bin ich mir sicher :happy:
 
Juhu es geht weiter, hab den Start doch glatt verpasst, da ich die komplette Schwindenreihe nochmal gelesen habe. Ich muss wirklich sagen man merkt von Buch zu Buch, dass du dich als Schreiber weiterentwickelst und auch deine Charaktäre bekommen eine immer größere Tiefe. Ich bin echt dankbar das du mir mit deinem Epos immer wieder die Nachtschicht versüsst.
Die neuen Chars sind auch interessant, vor allem das Geplänkel zwischen Leon und Tixi finde ich sehr entspannend.
Was Keep anspricht ist auch sehr interessant. Was wurde aus dem Kind von Herad und dem Mädel (Namen vergessen). Oder ist das sogar die Mutter von Louhi, laut der DNA-Untersuchung ist sie ja mit Herad verwandt.
Hoffe es geht bald weiter. Du schreibst einfach ganz großes Kino :clap:
 
So dann bringe ich auch mal einen Kommentar...
Ich habe deine Bände verschlungen und freue mich das es endlich weiter geht

Danke schön. Ich hoffe, dass die Wartezeit nicht zu lange war.

was Trixianfeht finde ich den Charakter sehr erfrischend im gegensatz zu den sonst so verklemmten Sorroritaswie sie sonst beschrieben werden.

Trixi ist eben etwas besonderes. Warum sie eine Soro werden konnte, wird bald aufgeklärt werden.

Ich freue mich sehr auf mehr und erwarte den nächsten Teil mit spannung.
Lg letas

Und da kommt er auch schon.

Hm, der Erzkardinal scheint im imperialen Klerus ja eine echt positive Ausnahme zu sein.

Nicht jeder hohe Kirchenfürst kann ein korruptes soziopathisches Arschloch sein.

Wahrscheinich will das Establishm… äh, wollen die „Chaoten“ ihn deswegen aus dem Weg räumen. Auch hübsch wie die Geschichten wieder ineinander zu greifen beginnen.

Das wird sich noch zeigen, wer den Angriff geplant und ausgeführt hat. Wird im folgenden Kapitel aufgegriffen werden.

Die Kampfszenen sind bisher ziemlich gut gelungen.

Danke schön, die waren auch ein hartes Stück arbeit die so auszuarbeiten.


Was Trixi angeht, so habe ich meinen Widerstand gegen dein Faible für extrem freche und aufsässige Rebellen in Positionen, in welchen man sie nie vermuten würde, schon längst aufgegeben Ich sehe sie nun als eine Art Comic Relief.Also nur weiter so.

Trixi hat schon einen ernsten Hintergrund, wird später noch einmal ausführlich im Kapitel 3 thematisiert werden.

Wegen eines guten Vorbilds ist die bestimmt nicht bei den Sororita, vielleicht ist sie dort aus anderen Gründen gelandet und dort behalten worden.

Davon kann man ausgehen.

Hätte ja erst vermutet das sie das Kind von dem Mädel das Herad auf Höhe xyz verführt hat sein könnte, und evtl die Prioritas die Mutter. Aber wenn die schon eine Greisin ist, dann fehlt ja theoretisch eine Generation wenn Trixi jung und aufsässig sein soll. Aber irgendeinen Zusammenhang gibt es, da bin ich mir sicher

Das Mädel hat Herad verführt, nicht umgekehrt. Aber Heradine hatte dort in dem Abschnitt ihren Auftritt. Das war die kleine Schola Schülerin, die unbedingt Märtyrerin werden und sich Heradine nennen wollte.

Juhu es geht weiter, hab den Start doch glatt verpasst, da ich die komplette Schwindenreihe nochmal gelesen habe. Ich muss wirklich sagen man merkt von Buch zu Buch, dass du dich als Schreiber weiterentwickelst und auch deine Charaktäre bekommen eine immer größere Tiefe. Ich bin echt dankbar das du mir mit deinem Epos immer wieder die Nachtschicht versüsst.

Schön das du da Zeit hast während der Arbeit noch zu lesen. :lol: Vielen Dank für dein großes Lob, dass motiviert mich ungemein.

Die neuen Chars sind auch interessant, vor allem das Geplänkel zwischen Leon und Tixi finde ich sehr entspannend.

Ich hoffe nur, dass sie nicht zu nervig geraten ist.

Was Keep anspricht ist auch sehr interessant. Was wurde aus dem Kind von Herad und dem Mädel (Namen vergessen). Oder ist das sogar die Mutter von Louhi, laut der DNA-Untersuchung ist sie ja mit Herad verwandt.

Stimmt, laut der DNA Untersuchung ist Herad Louhis Großvater.

Hoffe es geht bald weiter. Du schreibst einfach ganz großes Kino

Und schon kommt der nächste Teil, viel Spaß damit!

Persona Dramatis
Thaddäus Felta - Erzkardinal von Tawkor, ehemaliger Konfessor der Endstation von Cresidia III
Bruder Leon von den "Red Lion" - Astartes, Leibwächter und Sicherheitschef des Erzkardinals, trägt eine rote Rüstung
Schwester Beatrice "Trixi" - Junge, äußerst freche Sororitas
Arbitrator Stone - auf Tawkor zwangsversetzter Arbitrator, Mitglied der Ermittlergruppe
Schreiber Repax - Assistent des Erzkardinals und Mitglied der Ermittlergruppe
Rechnungsprüfer Johaf - ermordeter Schreiber und Rechnungsbuchprüfer
Procurata Heradine - Stammt aus Boonhaven und predigt oft von ihrem toten Bruder, war im Ruhestand auf und trat aus religiösen Gründen zurück in den aktiven Dienst, um Bruder Thaddäus zu schützen.
Lord Kommissar Paston - Hat im Dienst für den Imperator beide Beine und den linken Arm verloren, ebenso beide Augen und sein Schädel besteht mehr aus Stahl aus Fleisch. Fährt in einem kleinen Panzer durch die Gegend


Kapitel 2
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Unter dem Schwert
Palast des Erzkardinals
Zeit: 2 262 998.M41
Person: Bruder Leon von den "Red Lions"

"Der Erzfeind griff ab Achthundertundzwei koordiniert von vier Seiten her an. Die größte Angriffstruppe kam das das Haupttor, welches sie stürmten. Auf dem Innenhof brachten sie einen Lastwagen mit etwa zwölf Tonnen Fycelin zur Explosion. Damit legten sie unsere Alarmsysteme lahm. Diese etwa zweihundert Mitglieder starke Truppe splittete sich in zehn Angriffsgruppen auf. Die zweite Truppe griff über einen Zeppelin an, sie konnten etwa hundert Mann vor dem Abschuss des Luftschiffes absetzen. Diese splittete sich in fünf Gruppen auf und sorgten für große Verwüstungen in den oberen Stockwerken. Die dritte Truppe sprengte sich durch uralte vergessen Abwasserschächte in die unteren Bereiche. Sie war sechzig Mann stark und splittete sich in drei Gruppen. Sie zerstörten unter anderem die Archive des Palastes und den Speicherkern des Cogitatornetzwerkes. Eine vierte Gruppe von etwas zwanzig Mitgliedern sickerte verkleidet als Bittsteller ein, sie richteten massiven Schaden an, verwüsteten die Schreibhallen und töteten alle anwesenden Schreiber." Während Bruder Leon den Vortrag im kleinen Ratssaal hielt, zeigte er mit einem Stab auf der Tafel mit der schematischen Darstellung des Palastes die verschiedenen Punkte. Er trug keinen Helm und jeder konnte die zwei silberglänzenden Nägel in seiner Stirn sehen. Er trug sein Haar kurz geschoren. Auf der linken Seite hatte er eine tiefe Narbe, von einem Spalta verursacht, als er noch in der Scoutkompanie diente.

Im kleinen Ratssaal hatten etwas hundert Leute Platz, aber es waren nur knapp dreißig anwesend. Die meisten gehörten zum engsten Stab von Erzkardinal Thaddäus, mehrere Dekane, die hohe Verwaltungsämter in der örtlichen Hierarchie bekleideten und der Marschall des Hofes, also der Anführer der hier stationierten Arbites, waren anwesend, ebenso die obersten Meister der Sicherheitstruppen von Kardinalsstadt und "Unter dem Schwert". Dazu noch deren Milizchefs und der Kommandeur des 1. Sicherungsregiments, Oberst Une, dessen Truppen am finalen Gegenangriff mitbeteiligt gewesen waren.

"Der Feind war gut ausgerüstet, fanatisch und gründlich."
"Trotzdem hat er sein Ziel nicht erreicht und wir haben ihn vernichtet!", meldete sich Oberst Une zu Wort. Er war ein recht junger Mann für einen solch hohen Posten, machte aber einen tüchtigen Eindruck. Jedenfalls hatte er seine Truppen effizient geführt und war durchaus persönlich am Ort des Geschehens gewesen, was ja nicht selbstverständlich war.

"Ich bin nicht sicher, was das Ziel der Angreifer war", ließ Bruder Leon seine Bombe platzen. Es gab leises Gemurmel und zum ersten Mal sah der Erzkardinal ihn direkt an. Bis jetzt hatte der Erzkardinal in seiner seinem Amt entsprechender Lilafarbener Robe mit Goldrand nur scheinbar teilnahmslos mit seinem Aquila gespielt. "Während des Angriffs ging ich davon aus, dass sie primär unseren Erzkardinal töten wollten. Aber wäre dem so, hätte der Feind einen schlechten Zeitpunkt ausgewählt. Ihnen ist es schon gelungen, als Bittsteller getarnte Attentäter den Palast infiltrieren zu lassen und während der allmorgendlichen Audienz wäre es ihnen ein Leichtes gewesen, direkt an unseren Kardinal heranzukommen. Außerdem hätten sie seinen definitiven Aufenthaltsort gekannt. Durch den frühen Angriffspunkt und der Tatsache, dass der Erzkardinal sein Quartier jeden Tag im Palast verlegt, haben sie raten müssen. Es ist mir unverständlich, warum sie diesen taktischen Vorteil nicht genutzt haben."

"Aber was gibt es hier sonst noch so Wertvolles wie unsere geliebte Heiligkeit?", ereiferte sich Procurata Heradine, die wie eine uralte Oma in der Servorüstung überaus deplatziert wirkte. Leon war sich sicher, dass es sonst nirgendwo im Imperium eine so alte aktive Sororitas wie Heradine gab. Normalerweise gingen Schwestern ab einem gewissen Alter in die zivilen Orden und gaben ihre gesegnete Rüstung und Waffen an eine junge Schwester weiter.
"Die Vorgehensweise des Feindes macht keinen Sinn, wenn der Erzkardinal das primäre Ziel gewesen wäre", erklärte der Astartes.
"Wurde etwas gestohlen?", fragte der Marschall des Hofes, ein uralter Greis, der hier seinen letzten Posten inne hatte und in der wuchtigen Rüstung seines Amtes wie ein Kind wirkte.
"Unbekannt. Wir gehen davon aus, alle feindlichen Elemente aufgespürt und eliminiert zu haben. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich im frühen Zeitpunkt des Angriffs feindliche Einheiten in die Kanalisation zurückgezogen haben könnten. Ich habe die Schächte zwar untersuchen lassen, aber falls jemand einen großen Vorsprung hat erarbeiten können, wäre eine Flucht durchaus im Bereich des Möglichen. Aber meines Wissens lagen in den zerstörten Archiven nur Tonnen von Rechnungsbüchern, Verwaltungsvorschriften und ähnlichen Dingen. Ich wage zu bezweifeln, dass der Erzfeind dort etwas stehlen wollte."

"Was war nach Ihrer Einschätzung dann das primäre Ziel des Angriffs?"
"Die Faktenlage ist noch zu dünn, um eine endgültige Analyse abgeben zu können. Aber meine erste Einschätzung geht dahin, dass die Zerstörung der Archive das primäre Ziel war. Sie sind sehr sorgfältig dabei vorgegangen und haben nichts übrig gelassen."

"Ich habe noch nie gehört, dass der Erzfeind gezielt Archive des Adeptus Ministorums zerstört hat", brachte es die Procurata auf den Punkt.
"Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es überhaupt der Erzfeind war."
"Wir alle haben diese blasphemischen Symbole gesehen. Wer außer dem Erzfeind trägt das sonst noch?" Die Procurata zeigte mit ihrem Speer auf einen Tisch, wo auf einem Tuch die Symbole des Feindes lagen. Teilweise abgedeckt, da ihr Anblick Übelkeit verursachte und sie damit echt waren.

"In der Tat, das haben wir. Aber es waren keine Mutanten bei dem Angriff beteiligt."
"Was bei einer Infiltration einer Schreinwelt eher hinderlich wäre", warf der Marschall des Hofes berechtigt ein.
"Und keine Hexer."
"Vielleicht waren es Diener dieses Blutgötzen!", warf einer der Hauptmänner der Kardinalsgarde ein. Ein stiernackiger Mann, der einst eine Syndikatscrew geführt hatte.
"Nein, sie hatten alle möglichen Symbole bei sich. Wie gesagt, die Faktenlage ist noch zu dünn."

"Ich brauche Gewissheit! Ich will wissen, wer meine lieben Menschen so schrecklich umgebracht hat", meldete sich Thaddäus leise zu Wort. Es war das erste Mal, dass der Erzkardinal sich aktiv meldete. "Jeder von Ihnen schreibt nun den Namen eines Menschen auf einen Zettel, von dem er glaubt, dass diese Person bei der Ermittlung der Hintermänner hilfreich wäre. Der Wille des Imperators wird dafür sorgen, dass eine schlagkräftige Ermittlungsgruppe sich dieses Problems annimmt." Der Erzkardinal hatte seine feste Stimme wieder gefunden und ließ durch seinen Gehilfen kleine Zettel aus dessen Notizblock verteilen. Jeder der Anwesenden schrieb nun einen Namen mit demjenigen auf, von dem er glaubte, dass er Licht ins Dunkel bringen würde. Die ganzen Zettel wurden in eine der prächtigen Vasen geworfen, die in den Ecken vor sich hinstaubten. Da dies eine der Marotten seiner Heiligkeit war, Entscheidungen zu treffen, gab es kein Stirnrunzeln über diesen Modus Operandi bei seinen Gefolgsleuten, wohl aber bei den Gästen. Als Leon zum ersten Mal bei einer solchen heiligen Ziehung anwesend war, hatte er ernsthaft an Feltas Geisteszustand gezweifelt. Aber noch nie war es zu einer Fehlentscheidung gekommen.

"Meine Liebe, bist du so Nett und ziehst ein paar Zettel heraus?" Thaddäus winkte einer der Dienerinnen her, welche dafür sorgten, dass die Anwesenden nicht verdursten mussten. Das Mädchen hatte ein vernarbtes Gesicht und typische Makropoltätowierungen an den Händen. Sie trug das repräsentative Livree einer Dienerin des Erzkardinals. Ihre roten Wangen glühten, als sie sich auf einmal im allgemeinen Fokus wiederfand.

"Wie viele soll ich ziehen, Eure Heiligkeit?"
"So viele, wie du für richtig hältst, mein liebes Kind. Der Imperator wird deine Hand führen."
"Der Erzfeind hat vier Götzen, also sollen vier Streiter des Imperiums sie bekämpfen!", erwiderte die Dienerin und zeigte damit, dass sie sich noch gut an die Ereignisse von Cresidia III erinnerte. Sie zog vier Zettel heraus und reichte sie Thaddäus. Der lass sie für sich durch und legte sie dann zur Seite.

"Es ist entschieden. Die Untersuchung wird ausführen: Bruder Leon von den Red Lions, Schwester Beatrice, Schreiber Repax und ein gewisser Stone. Dies ist der Wille des Imperators!"
"Arbitrator Stone wird unverzüglich von dieser Ehre unterrichtet werden", gab der Marschall des Hofes trocken bekannt, da dieser sich im Vorraum befand und wohl dessen Fahrer war.

Leon konnte nicht glauben, was er da zu hören bekam. Es war seine heilige Pflicht, Thaddäus zu schützen. Er war kein Ermittler, kein Detektiv, er analysierte Daten, trug sie aber nicht zusammen. Aufklärungsmissionen waren für ihn immer ein Graus gewesen, wenn sicherlich auch ein notwendiges Übel. Aber er kannte Thaddäus und solche Losentscheidungen hatte er schon früher gemacht. Bis jetzt war die Rechnung immer aufgegangen. Schreiber Repax war einer der engsten Gehilfen des Erzkardinals, ein ehemaliger Buchhalter eines Syndikates, ein schmächtiger Mann um die Vierzig, dem so langsam die Haare ausgingen. Stone war ein Arbites aus dem Gefolge des Marschalls. Ein großer, breit gebauter Mann mit einem harten kantigen Gesicht. Genau so stellte sich ein braver Untertan einen Arbites vor, als wäre er von einem Propagandabild heraus gestiegen. Zu guter Letzt noch Schwester Trixi, eine ehemalige Taschendiebin eines Syndikates und ziemlich frech. Sie war sicherlich die respektloseste Sororitas, die er je kennengelernt hatte. In einer andere Mission wäre sie wahrscheinlich schon längst eine Repentia oder gar nicht erst als Novizin zugelassen worden. Aber Thaddäus hatte seinen Schwestern verboten, selbst Hand an sich zu legen, um Buße zu tun. Ihre Buße bestand darin, bei den Malerarbeiten zu helfen. Es hatte schon einen Grund, warum Schwester Beatrice immer mit Malermütze herumlief. Mit diesen Leuten sollte er also heraus finden, wer die Angreifer gewesen waren und was ihr Ziel war? Das konnte ja heiter werden.

Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Unter dem Schwert
Palast des Erzkardinals
Zeit: 2 267 998.M41
Person: Bruder Leon von den "Red Lions"

In den letzten beiden Tagen hatte Leon sehr viel über Tatortanalyse, Forensik und Spurensicherung gelernt. Stone sah aus wie ein Holzklotz, aber sein Schädel war definitiv nicht hohl. Der Mann konnte etwas und der Astartes fragte sich, warum dieser kluge erfahrene Mann einen so niedrigen Rang hatte und auf einen solchen unwichtigen Posten versetzt worden war. Trixi hatte ihn offen gefragt und Stone hatte gemeint. "Dazu sage ich jetzt nichts."

Sie hatten seine Zimmerflucht im zwölften Stockwerk des Epsilon Segmentes des Palastes als Hauptquartier bezogen. Normalerweise waren hier hochrangige Gäste oder Pilger in sehr hohem Rang untergebracht. Jetzt waren sie hier. Nicht das Leon so etwas wie ein Bett brauchte, aber er hatte doch ein paar Kisten mit persönlichen Gegenständen und Ausrüstung, die sich nun in seinem Gemach stapeln. Auf einer saß er, da die meisten Möbel ihn nicht mit Rüstung aushielten. Trixi lag halb auf dem Tisch, blies ihren Kaugummi auf und spielte mit einem Chaossternanhänger aus Messing, den sie zu einer Spinne umgebogen hatte. Repax tippte immer noch auf seinem tragbaren Cogitator herum, der ein wertvolles Gehäuse aus geschnitztem Elfenbein hatte, dessen Reliefs Heiligenbilder zeigten. Stone saß aufrecht, als hätte er einen Stock verschluckt. Oder wie es Trixi formuliert hätte, einen Stock im Arsch.

"Und was macht Euch so sicher, dass es nicht der Erzfeind ist?", fragte Stone, da sie wieder dieses Thema durchkauten.
"Erstens riechen die anders", begann Trixi aufzuzählen, ohne ihre gelangweilte Haltung aufzugeben. "zweitens brüllen die immer herum, wenn sie angreifen. Wahrscheinlich sehen ihre Götzen nicht alles automatisch und müssen mit diesem nerv tötenden Gegröle auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht werden. Und drittens waren die Angreifer falsch geschmückt. Sie sollten so aussehen wie der Erzfeind, aber keiner von diesen Wichsern hat die offensichtlich je wirklich in Aktion gesehen. Sonst hätten die sich ja nicht so dämlich angestellt."

"Ihr wisst ziemlich viel über den Erzfeind, wenn man Euch so reden hört."
"Ich hab selbst etwa zwanzig von ihnen in der Schlacht um die Endstation umgebracht. Ich war bei den einhundertundacht Tagen der Belagerung zwar erst zwölf, aber ich war fast vom ersten Tag an vorn mit dabei. Zuerst als Melderin, später habe ich meinen eigenen Laserkarabiner bekommen. Solange ich lebe, ich werde nie deren Geruch vergessen. Die haben ein ganz eigenes Aroma. Nicht so wie Leute, die in einem Feldlager leben oder sich nicht regelmäßig waschen. Es ist ein ganz spezifischer Gestank, den diese Drecksäcke haben. Ich kann es nicht erklären, man muss es selbst gerochen haben."

"Und was ist an der Dekoration der Chaossymbole falsch?"
"Der Erzfeind hat fünf Fraktionen", zählte Trixi auf und bequemte sich endlich, eine aufrechte Position einzunehmen. "Da gibt es diejenigen, die alle vier Götzen gleichermaßen anbeten. Die Ungeteilten nennen diese Flachwichser sich. Die würden also den Stern und Symbole von allen tragen. Die anderen vier Fraktionen folgen jeweils einem Götzen und zwar immer nur einem. Die mögen sich laut deren Mythologie nicht so. Der Mächtigste ist der Blutgötze. Der haut regelmäßig alle anderen in die Pfanne. Deren Anhänger brüllen immer so was wie Blut für die Blutwurst, Schädel für seinen Hocker. Nicht wortwörtlich, aber kann man so sagen, ohne sich gleich die Seele zu beflecken." Trixi machte trotzdem den Aquila für ihrer Brust und ratterte in Rekordzeit eine Schutzformel herunter.

"Sein Symbol ist so ein komischer stilisierter Schädel. Dann gibt es den Götzen für Hexerei, der war mal die Nummer eins, aber der Blutknilch hat ihm seinen Stiefel in den Arsch gerammt und dann vom Thron runter gekickt. Der Hexenknilch hat diesen um die Ecke fliegenden Kometen. Dann gibt es den großen nörgelnden Stinker, der die ganze Zeit Fliegen futtert und furzt. Keine Ahnung, warum jemand den anbetet, aber der hat immer so ein dreier Symbol mit Kreisen, Einschusslöchern, Fliegen und so ein scheiß Zeug halt. Dann gibt es noch den schwächsten, den Perversen. Den mag der Blutgötze ganz besonders nicht. Sein Symbol ist so ein Kreis mit steifem Pimmel, der einen Mond fickt, mit noch nem Mond darunter." Stone sah deutlich irritiert aus, was bei seiner minimalen Mimik eine ziemliche Gesichtsentgleisung bedeutete. Wahrscheinlich erwartete er von einer Sororitas eine kultiviertere Sprache und nicht solche unverblümten Obszönitäten. Aber Trixi war eben sehr eigen und sehr frech. Sie war von Thaddäus höchstpersönlich als Sororitas auserwählt worden, sie selbst wäre wohl zu Recht nie auf die Idee gekommen. "Auf alle Fälle würde ein Anhänger des Perversen niemals gleichzeitig den Blutknilch anbeten oder dessen Symbole zusammen tragen. Ist aber hier teilweise vorgekommen. Also waren die Angreifer nicht vom Erzfeind. Sondern wollten nur den Eindruck schinden, haben aber ihre Hausaufgaben nicht gemacht."

"Dann können wir die ja wohl getrost von unserer Liste der Verdächtigen streichen." Der Arbites stand auf und strich auf einer Tafel den Namen Erzfeind durch.
"Toll, ein Verdächtiger mit einem Motiv weniger, sind jetzt nur noch ein paar andere Millionen übrig", jubelte Trixi übertrieben, um sich danach resignierend wieder auf die Tischplatte fallen zu lassen.
"Ich denke, über den Punkt Motiv kommen wir nicht weiter. Der Erzkardinal hat sich viele Feinde allein dadurch geschaffen, dass er unorthodox ist und nicht aus der normalen Hierarchie entstammt. Wir sollten uns lieber auf den Punkt konzentrieren, wer hat die Ressourcen, knapp vierhundert Selbstmordattentäter zu rekrutieren, auszurüsten, hierher zu schaffen und sie so präzise zu koordinieren, wie es geschehen ist", versuchte Leon wieder das eigentliche Thema anzuschneiden.

"Ein Syndikat vielleicht?", fragte Trixi und stütze sich nun wenigstens das Gesicht ab.
"Syndikatssoldaten geben sich zwar gern als harte Kerle, aber das sind keine Selbstmörder. Sie leben für das Syndikat, aber sie opfern sich nicht einfach dafür", warf Repax ein, der einst als Buchhalter für ein Syndikat tätig gewesen war.

"Einer der vierundzwanzig Kardinäle dieses Sektors, der findet, er würde einen besseren Job als unsere geliebte Heiligkeit machen?", fragte Trixi, aber ihr war anzusehen, dass sie selbst nicht wirklich an diese Theorie glaubte.
"Die Wahl ist gerade mal ein halbes Jahr her und sie war einstimmig", warf Repax ein.
"Hier geht es um die Mittel, nicht das Motiv", versuchte Leon krampfhaft beim eigentlichen Thema zu bleiben.
"Wir kommen so nicht weiter! Wie wäre es mit einer Pause?", fragte Trixi hoffnungsvoll.
"Wir hatten erst vor zwei Stunden eine!", warf Leon etwas genervt ein.
"Yo, Großer! Vor zwei Stunden! Nicht jeder ist so ein riesiger Muskelprotz wie du!", wehrte sich die Sororitas. Der Astartes sah in die Runde und befand, dass eine Pause mehr auch nicht mehr schaden konnte.

"Nun, wenn es denn sein muss!", gab er resignierend nach. In die Schwester kam wieder Leben und sie sprang auf, um auf den Balkon zu eilen. Noch im Laufen zog sie ein Lho-Stäbchen hinter dem Ohr hervor und zündete es auf dem Balkon an. Die anderen beiden folgten, um ebenfalls zu rauchen, da stand auch Bruder Leon auf, um etwas frische Luft zu schnappen und die Aussicht zu genießen. Sie befanden sich im zwölften Stockwerkes des Ostflügels des Palastes. Der Balkon war als Aussichtsterrasse konzipiert, denn der Anblick den er bot, suchte seinesgleichen. Etwa zwanzig Kilometer entfernt ragte eine fünf Kilometer hohe Statue des Imperators auf. Er stand aufrecht, das Schwert auf den Palast zeigend. Das Schwert selbst war vier Kilometer lang und trotze dank einer ausgeklügelten Technologie der Schwerkraft. Es war von buntem Licht umhüllt, was so wirkte, als würde die Klinge von einem brennenden Energiefeld umhüllt werden. Die gigantische Terminatorrüstung des Imperators war vergoldet und wurde von gigantischen Scheinwerfern angestrahlt. Über dem Lorbeerkranz schwebte ein Ring aus Licht. Das war der Grund, warum Tawkor eine Schreinwelt war. Dies war die erste Statue von vielen gewesen.

Einst hatte sich hier ein mächtiger Freihändler mit dem Namen Tawkor im fünfunddreißigsten Jahrtausend niedergelassen. Auf seinen Fahrten hatte er einen märchenhaften Reichtum angehäuft und wollte sich für seinen Reichtum beim Imperator bedanken. Oder er hatte ein schlechtes Gewissen und versuchte sich so von seiner angehäuften Schuld freizukaufen. Beide Geschichten waren darüber gleich populär, aber Bruder Leon tendierte dazu, der zweiten einen größeren Glauben zu schenken. Aus einem Bergmassiv wurde die Statue heraus gesprengt. Das Material des Schwertes kam von einem Raumschiff, das so umgeformt wurde, dass es wie eine Klingenwaffe aussah. Auf der Höhe des Herzens der Statue befand sich die Gruft des Freihändlers, der die Fertigstellung dieses Monuments nicht mehr erlebte, da noch viele Generationen von Arbeitern, Sprengmeistern und Steinmetzen daran arbeiteten. Schon bald kamen viele Pilger, um sich dieses Wunder anzusehen, noch während daran gebaut wurde. Die Nachfahren Tawkors selbst traten der Ekklesiarchie bei und schenkten die Welt dem Ministorum. Inzwischen gab es hunderte von gigantischen Statuen auf dem nördlichen Kontinent, der außer Bergen und Steinen wenig mehr zu bieten hatte. Es gab zwar eine ausgeklügelte Infrastruktur, um den Massen von Pilgern gerecht zu werden, aber das eigentliche Wirtschaftszentrum waren die drei Kontinente auf der Südhalbkugel, in deren milden Klima sich eine florierende Agrarwirtschaft etabliert hatte, die ausreichte, die unzähligen Pilger mitzuversorgen.

Hier oben wehte ein starker Wind und die feuerroten Haare der Sororitas wurden durcheinander gewirbelt. Die Sicht wurde nur wenig von dem Schutzfeld gemindert, unter dem der ganze Palast lag. Unter ihnen breitete sich das Lichtermehr der Stadt unter dem Schwert - oder kurz Schwertstadt genannt – aus. Viele Pilger hatten ihre eigene Laterne dabei, sodass das Lichtermeer in stetiger Bewegung war. Dieser Anblick gehörte zu den schönsten, die Leon je gesehen hatte und sich nicht daran satt sehen konnte. Zwei mal zwei Avenger der ständigen Luftpatrouille drehten im vorgeschriebenen Abstand in hoher Höhe ihre Kreise. Schweigend rauchten sie zu Ende und gingen dann wieder hinein. Ein Diener brachte gerade weitere Autopsieberichte, auf die sich Stone stürzte. Als ob die genauen Todesursachen ihnen weiter helfen konnte. Es waren zwölf neue Ordner, einer davon war der Bericht von Theta V und Theta Prime, die beide bei dem Überfall ermordet worden waren. Die Mutter hatte sich über ihren Sohn gelegt, aber die panzerbrechenden Projektile hatten sie beide durchschlagen. Der arme kleine Junge tat ihm leid, den er noch vor zwei Tagen bis unter die Decke geworfen hatte. Er erinnerte sich an das Lachen des Kindes mit der frechen Zahnlücke, der jetzt nur ein Bericht war, ein Name auf einer sehr langen Liste von Opfern. Der einzige Trost war, dass er wohl recht schnell gestorben war und nur wenig hatte leiden müssen. Die meisten starben nicht so schnell und viele waren lebendig verbrannt worden.

"Hier ist etwas Interessantes. Einer der Schreiber hatte diesen Zettel im Mund." Stone zeigte eine Klarsichtfolie, die ihm sofort von Trixi aus der Hand gerissen wurde.
"Öh! Nur Namen von ollen Heiligen!", gab die Sororitas nach fünf Sekunden kund und warf den Zettel enttäuscht auf die Mitte des Tisches zurück. Schreiber Repax griff nun danach und warf mehr als nur einen oberflächlichen Blick darauf. Nach kurzer Untersuchung gab er ihn an Stone zurück, der geduldig darauf gewartet hatte. Bruder Leon nahm sich derweil weitere Akten vor und warf jeweils einen kurzen Blick darauf. Die üblichen Verletzungen, Schusswunden durch panzerbrechende Explosionsmunition, schwere Verbrennungen durch Laserstrahlen, Stichverletzungen durch Monoklingen oder multiple Gewalteinwirkung durch Explosion und anschließendes Verbrennen. Oder nur durch Verbrennen. Stone reichte ihm kommentarlos den zerknitterten Zettel weiter und Leon sah auf eine handgeschriebene Liste mit Heiligennamen. Die meisten waren ihm geläufig, da ihrer Statuen auch im Palast herumstanden. Neun der Zwölf Namen waren mit einem Haken versehen, die drei ohne Haken waren umkreist. Eine Liste, die abgearbeitet worden war. Es handelte sich um Gängiges hier verwendetes Notizpapier, die Buchstaben waren sauber mit Thermofeder in genormter Schrift geschrieben. Akribisch betrachtete er es von allen Seiten.

"Ich kann nichts besonderes an diesem Beweisstück erkennen", gab er schließlich kund, um überhaupt etwas zu sagen.
"Da ist auch nichts Besonderes daran zu sehen. Trotzdem war es dem Schreiber Johaf wichtig genug, es in seinen Mund zu stecken, bevor er erschossen und dann verbrannt wurde." Stone hatte die Unterlagen noch vor sich aufgeschlagen liegen.
"Schreiber Johaf war ein Fälscher, freischaffend, gute Ausweise, gute Arbeit. Wurde von einem Konkurrenten verpfiffen und fuhr lebenslänglich in die Endstation ein", erklärte Schreiber Repax aus dem Kopf. Es hatte schon einen Grund, warum er zu dem engsten Gehilfenkreis um den Erzkardinal gehörte.
"Und warum hat er sich dann diesen Zettel in den Mund gesteckt?", fragte Trixi gelangweilt und spielte wieder mit ihrer Chaossternspinne herum.
"Das ist die Frage. Gibt es ein mir nicht bekanntes Ritual in dieser Form?", fragte Leon und sah Schwester Beatrice fragend an.
"Keine Ahnung, nie davon gehört", murmelte sie undeutlich, bevor sie herzhaft gähnte.

"Drei Namen sind umrandet, Crassus, Kalderian und Stephanie. Ist an denen etwas Besonderes?"
"Crassus war General von Macharius, sehr populär im Segmentum Pacificus, hier kennen ihn nur die, die gezwungen werden, die ganzen Namen auswendig zu lernen. Die heilige Stephanie war eine Ordensschwester, die ein Waisenhaus leitete. Sie ließ sich vom Erzfeind zu Tode foltern, ohne einen Laut von sich zu geben. Die hatten gedroht, für jeden Schmerzensschrei von ihrer Seite eines der Kinder zu töten. Kalderians Taten sind mir unbekannt, steht auf der Liste der Heiligen noch vor der Apostie, aber keiner weiß mehr so genau, warum der nun heilig ist."
"Das bringt uns nicht weiter", fand Leon und legte den Zettel zur Seite.
"Die Heiligen auf der Liste mit einem Haken haben monomentale Statuen auf dieser Welt", gab Repax seinen Senf dazu.
"Die mit dem Kreis nicht?"
"Nicht das ich wüsste. Sie gehören jedenfalls nicht zu den bekannten Stationen auf den Pilgerpfaden. Ich war jedoch nur auf zwei der Pfade bisher persönlich. Mag sein, dass es irgendwo Orte auf dieser Welt gibt, wo ihre gigantischen Statuen in den Himmel ragen", führte der Schreiber weiter aus und tippte auf seinem Cogitator herum. "Ich sehe gerade, Schreiber Johaf hatte am Vortag einen Dringlichkeitstermin bei seiner Heiligkeit beantragt und er hat einen für den nächsten Tag vor der normalen Arbeitssitzung bekommen."
"Steht da, warum er den Erzkardinal sprechen wollte?", fragte Leon, sich an jeden Hinweis klammernd, den er bekommen konnte.
"Unregelmäßigkeiten in den Rechnungsbüchern."
"Und das bedeutet?"
"Unregelmäßigkeiten in den Rechnungsbüchern!"
"Welches Aufgabengebiet hatte Schreiber Johaf?", fragte Stone und tat mal das, was ein Arbites konnte.
"Rechnungsprüfung." Leon rollte mit den Augen. Er war eine lebende Waffe, das Schwert des Imperators und kein Detektiv. Seine Aufgabe war, den Erzkardinal zu schützen, die Verteidigung seines Palastes zu koordinieren. Stattdessen verplemperte er hier seine Zeit mit einer schlappen, frechen, desinteressierten Sororitas, einem verschwiegenen Schreiber, dem man fast jede Antwort aus der Nase ziehen musste und einem Arbites, der wahrscheinlich wegen Pflichtverletzung degradiert und auf diese Welt strafversetzt worden war. So langsam fühlte er einen nicht wirklich kleinen Unmut über diese unbefriedigende Situation in sich aufsteigen. Erzkardinals Thaddäus Feltas Methoden waren unorthodox und hatten eigentlich immer funktioniert, aber diesmal lag er offensichtlich falsch. Sie waren die falschen Leute für diese Aufgabe. Sie drehten sich im Kreis, kamen nicht weiter und Leon war mehr als nur frustriert. Konnte er nicht einfach irgendjemand töten?

"Ist Euch bekannt, welche Bücher er genau geprüft hat?", fragte Stone, sich nützlich machend.
"Nein, alle Unterlagen darüber wurden vernichtet", erwiderte Repax.
"Das wäre sicherlich äußerst hilfreich gewesen. Ermittlungen für Verbrechen dauern manchmal Jahre", warf Stone ein, wohl Bruder Leons Verzweiflung spürend. Aber diese Worte taten nichts um ihn aufzuheitern. Er hatte gedacht, sie rekonstruieren den Angriff, schrieben ihre Erkenntnisse auf die Tafel und der Rest würde sich durch Kombinationsgabe und Logik erklären. Sobald er ein Ziel hatte, würde er einen Plan ausarbeiten, es zu vernichten und dann ausführen. So machte ein Astartes das. Dafür war er geschaffen, dafür war er ausgebildet worden, dafür hatte er die passenden Werkzeuge. Aber das hier war nicht seine Welt.

"Wir haben rein gar nichts! Soll das etwa ewig so weiter gehen?", fragte Leon leicht aufgebracht.
"Oh nein! Und ich dachte, Gänge streichen wäre das Schlimmste, was mir hier passieren könnte", klagte Schwester Trixi und warf ihre Chaosspinne auf den Rücken.
"Wir haben sehr viel!" Stone stand auf und schritt zur Tafel. "Die Verbrecher waren gut organisiert, gut vorbereitet, gut ausgebildet, gnadenlos und gut ausgerüstet. Sie gingen koordiniert zielstrebig vor, zerstörten die Archive, liquidierten die Schreiber und zerstörten die Schreibstuben."
"Und sie haben versucht, seine Heiligkeit zu ermorden!", warf Schwester Beatrice ein und richtete sich für ihren Ausruf sogar auf. Für einen kurzen Moment blitzte sogar so etwas wie Zorn in ihren Augen auf.
"Wir sind uns wohl einig, dass der Angriff auf Erzkardinal Felta höchstwahrscheinlich ein Ablenkungsmanöver war."
"In der Tat!", rief Bruder Leon aus in der Hoffnung, dass Stone jetzt des Rätsels Lösung präsentieren würde.
"Gut, also wissen wir schon sehr viel!" Zufrieden mit sich selbst ging der Arbites zurück zu seinem Stuhl und setzte sich.
"Und?", fragte Bruder Leon inzwischen nicht mehr so hoffnungsvoll.
"Das waren die Fakten, alles andere, was wir daraus schließen können ist reine Spekulation."
"Und was würden Sie spekulieren?", fragte Bruder Leon der Verzweiflung nahe.
"Dazu ist es noch zu früh." Der Kopf von Schwester Trixi schlug auf der Tischplatte auf und sie drückte ihre Spinne aus Messing platt, sodass sie wieder ein Chaosstern war.
"Was würde denn ein Arbites als nächstes tun?"
"Die Sonderermittler rufen."
"Und was würden die Sonderermittler tun?", fragte Leon verzweifelt.
"Den Spuren nachgehen. Woher stammt die Ausrüstung? Wie gelangten sie auf diese Welt? Hatten sie Kontaktpersonen? Woher hatten sie die notwendigen detaillierten Informationen über dieses Gebäude? Und wer hat den Befehl dazu gegeben?"
"Toll! Befinden sich fähige Sonderermittler auf dieser Welt?"
"Leider nein, diese Dienststelle ist sehr klein und da diese Welt keinen Zehnt bezahlt, ist der Posten eher symbolisch zu sehen." Ein Versuch war es wert gewesen.
"Gut, was machen wir nun?" Alle sahen den Arbites an, der stoisch zurückstarrte.
"Wir sammeln weiter Fakten, bis sich ein brauchbares Gesamtbild herauskristallisiert hat." Leon hatte kurz eine Vision davon, wie er seine Mitstreiter einfach mit seiner gepanzerten Faust erschlug, dann hatte er sich soweit wieder in Griff, dass er bewusst ruhig seine Hände ineinander verschränkte.

"Dann sammeln wir mal weiter Fakten! Schreiber Johaf muss sich was dabei gedacht haben, als er als letzte Handlung diesen Zettel zusammenknüllte und in seinem Mund steckte. Er muss in den letzten Sekunden seines Lebens davon überzeugt gewesen sein, dass wir diesen Zettel finden und etwas damit anfangen können. Was gibt es sonst noch über Johaf zu berichten, außer dass er Fälscher war und nun als Rechnungsprüfer tätig war?"

"Hm, er kam gerade von einer viertägigen Dienstreise zurück. Wenn die Belege den Anschlag überlebt hätten, könnte ich sagen, wo er war." Wieder mal eines dieser kleinen wichtigen Details, die man dem Schreiber aus der Nase ziehen musste.
"War Johaf verheiratet?", fragte Stone.
"Nein", antwortete Repax.
"Und ich nehme an, mit allen den er sonst gesprochen hat, dürften ebenfalls tot sein?", mutmaßte Bruder Leon.
"So sieht es aus", zerschlug auch der Schreiber diese Hoffnung mit einem kurzen Satz.
"Gut! Gehen wir davon aus, er hat eine Unregelmäßigkeit entdeckt und hat sich persönlich von der Faktenlage überzeugt. Das hat vier Tage gedauert, damit lässt sich arbeiten", ließ Stone ihn hoffen.
"Ich will Euch nicht in eurem Enthusiasmus bremsen, aber wir wissen nicht, was Johaf sich bei seiner letzten Tat gedacht hat. Vielleicht hat auch einer der Angreifer den Zettel in den Mund seines Opfers postmortem gesteckt, um uns auf eine falsche Spur zu lotsen?", meinte Repax.
"Durchaus möglich! Aber irgendetwas müssen wir tun", rief Bruder Leon mit zunehmender Verzweiflung. So musste es sich anfühlen, wenn man wahnsinnig wurde.
"Vielleicht sollten wir herausfinden, was an den Archiven so vernichtenswert war", warf Repax ein.
"Und wie können wir das machen?"
"Die Archive fassten genau ein Jahrhundert an Aufzeichnungen, Rechnungen und Büchern. Danach geht alles auf ein Wiederverwertungshof, wo aus alten Büchern neue gemacht werden, die von Schreibern vollgeschrieben werden. Ein nie endender Kreislauf."
"Die Bücher werden nur ein Jahrhundert aufbewahrt?"
"Hier schon. Das spart Ressourcen." Leon dachte an den verschwenderischen Prunk dieser Anlage, an die vergoldete Rüstung der fünf Kilometer hohen Statue und musste sich ein lautes Lachen über diesen Geiz verkneifen. "Auf anderen Welten wartet man, bis sie zu Staub verfallen sind."
"Nun, dann gehen wir zu diesen Wiederverwertungshof und schauen uns dann eben Bücher an, die über ein Jahrhundert alt sind. Vielleicht finden wir ja irgend welche Hinweise!" Der Astartes sprang auf und löste dabei ein kleines Erdbeben aus.
"Nachts haben die aber zu", wies Trixi zurecht hin. Auf ihrer Stirn prangte nun die roten Abdrücke des Chaossterns, was ein äußerst bizarrer Anblick war.
"Guter Einwand! Wir brechen um sechshundert auf! Wir treffen uns im zentralen Innenhof vor Garage XXIII Iota Sektor. Bis dahin weggetreten!" Leon stampfe aus dem Raum in sein Gemach. Nachdem er betont leise die Tür zugemacht hatte, stand er etwa zehn Minuten mit geballten Fäusten da und versuchte die aufbrodelnde Wut in seinen beiden Herzen zu bekämpfen. Er liebte Thaddäus, Leon würde für den Erzkardinal sterben. Aber diese Mission nahm ihn wirklich mit. Das war eine Arbeit, für die er nicht gemacht war. Ein Astartes hatte durchaus Möglichkeiten, Informationen aus Gehirnmasse zu extrahieren. Und er hatte das auch versucht, aber die wenigen Informationen waren nicht verwertbar gewesen.

Nachdem er sich beruhigt hatte, ging er zu dem Tisch, auf dem immer noch sein defektes Kettenschwert lag. Er war bisher nur dazu gekommen, die Schäden seiner Rüstung oberflächlich mit seinen beschiedenen Mitteln auszubessern. Nachdem er sein Reparaturset geholt hatte, zündete er eine Schale mit Weihrauch an und begann die Litanei der Reparatur zu skandieren, um den Maschinengeist seines Schwertes zu versöhnen. Nachdem er die Waffe sorgfältig abgerieben und gereinigt hatte, zerlegte er sie und breitete die Einzelteile auf einem geölten Tuch mit dem Zeichen des Kults des Mechanicum aus. Jedes Einzelteil überprüfte er auf Beschädigungen und tauschte die aus, welche ihm defekt erschienen. Dann zog er einen neuen Kettenstrang auf. Sorgfältig ölte er alle beweglichen Elemente mit gesegnetem Öl und verschloss dann das Gehäuse. Nach einem weiteren Gebet betätigte er den Startknopf. Surrend erwachte der Maschinengeist zum Leben. Er betätigte die Kupplung und der Kettenstrang bewegte sich wie erhofft ohne störende Geräusche. Das Ritual war erfolgreich gewesen und der Maschinengeist wieder versöhnt. Danach reinigte er seinen Boltpistole, an der noch in den Ritzen das Blut der Attentäter klebte. Auch hier hielt er akribisch die Reinigungsrituale ein, wie sie ihm im Orden gelehrt worden waren. Diese Routine erlaubte ihn, sich zu beruhigen und gelassen der morgigen Aufgabe entgegen zu sehen. Als letztes holte er noch seinen Bolter hervor und hielt auch hier die vorgeschriebenen Litaneien ab. Nur ein zufriedener Maschinengeist half ihm bei seiner Arbeit.

Er gönnte sich vier volle Stunden erholsamen Schlaf, um mental stark genug zu sein, einen ganzen weiteren Tag mit Schwester Trixi verbringen zu können. Ausgeruht vollzog er die Reinigungsrituale und nahm seine Waffen an sich. Auch auf Detektivmission war er immer noch ein Astartes. Zehn Minuten vor der Zeit kam er vor Garage XXIII im zentralen, mit großen Steinplatten gepflasterten Innenhof des Palastes an. Schreiber Repax war schon da, er trug einen dunklen Trikotanzug. Ein offizieller Aquila baumelte vor seiner Brust und er war mit einer Laserpistole im Gürtelholster bewaffnet. Am rechten Arm trug er ein Band mit dem offiziellen Amtswappen von Erzkardinals Thaddäus Felta. Neben sich stand ein massiver Plaststahlkoffer für seinen wertvollen Cogitator. Stone war auch schon da, hatte ein Motorrad mit aufmontierten Granatwerfer dabei. Nur Schwester Beatrice war nirgendwo zu sehen, aber noch war ja Zeit. Er öffnete das Garagentor mit einem Codegeber und zog dann sein rotschwarzes Motorrad mit aufmontierten Zwillingsboltern heraus. Es war noch dunkel, der Hof wurde von Scheinwerfern erhellt. Bauarbeiter begannen gerade ein weiteres Gerüst aufzubauen, um die teilweise durch die Explosion stark in Mitleidenschaft gezogene Fassade zu auszubessern. Sein Auspex registrierte die schlurfenden Schritte von Trixi, bevor er sie visuell wahrnehmen konnte. Sie sah total übermüdet aus, hatte ein Lho-Stäbchen im Mundwinkel und hatte ihren Bolter lässig umgehängt. Das Mädchen trieb ihn irgendwann noch in den Wahnsinn. Einen kurzen Moment fragte er sich rein wissenschaftlich, wie weit eine gerüstete Sororitas wohl flog, wenn er ihr mit voller Wucht einen Tritt in ihr Hinterteil verpasste.

"Morgen!", nuschelte sie und zeigte etwas Interesse, als sie sein Motorrad näher in Augenschein nahm. "Geiler Hobel! Ich fand Kuttenträger und ihre Kisten immer geil."
"Schön, dass wir pünktlich abrücken können!", stellte er mit aller Beherrschung fest. "Wie gedenkt Ihr zu reisen?" Trixi blickte demonstrativ in eine ihrer Munitionstaschen und sah ihn dann scheinbar überrascht an.
"Verdammt! Ich habe mein Rhino nicht eingepackt", stellte sie voller gespieltem Ernst fest. Stone keuchte und Repax unterdrückte sein Lachen mit einem Hustanfall.
"Nicht lustig!", stellte Bruder Leon von den Red Lions fest und war froh, dass er einen Helm trug, denn er merkte, wie sein Gesicht tiefrot anlief.
"OK, ich nehm den Sozius", meinte die Schwester und machte tatsächlich Anstalten, auf sein Motorrad zu klettern.
"Ich werde garantiert keine Sororitas wie ein Kuttenträger seine Freundin mitnehmen!"
"Warum denn nicht?"
"Weil ich ein Astartes bin! Ich bin eine lebendige Waffe des Gottimperators! Space Marines fahren Bikes! Sororitas nicht!"
"Mach mal nicht so nen Wind, Großer! Ich will ja nicht lenken, nur mitfahren! Und wenn wir noch weiter hier sinnlos herum diskutieren lösen wir den Fall nie." Leon überlegte kurz, was er mit einer standhaften Weigerung gewinnen oder verlieren würde. Aber sie hatte in dem Punkt recht, dass sie hier Zeit verschwendeten. Je schneller sie das alles gemeinsam hinter sich bringen konnten, desto schneller konnte er sich wieder seiner primären Mission widmen. Und damit wäre er die nervige Trixi auch wieder los.

"Gut, auf Eure eigene Verantwortung!", brummelte Leon und bestieg sein Motorrad. Trixi setzte ihren Helm auf und kletterte auf den Sozius. Repax machte das Gleiche beim Motorrad des Arbites und sie konnten ohne weitere Diskussionen abrücken. Am liebsten hätte der Space Marine sein Motorrad mit voller Stärke beschleunigt, aber das wäre äußerst kindisch gewesen. Also fuhr er gesittet an und durchquerte den Innenhof. Die Schranken des Inneren, wie auch des äußeren Tores öffneten sich. Hier waren die Beschädigungen frappierend. Neu aufgebaute Sandsackbarrikaden und Stahlwände sorgten für provisorische Deckung. Die doppelte Menge an Gardisten sicherte diesen Posten. Sie passierten zwei weitere Wachposten, dann verließen sie auf der Rampe die oberste Ebene des Palastes, der auf der Spitze eines Berges gebaut war. Sie passierten mehrere Klöster, Kirchen und sakrale Gebäude. Dann ging es durch eine weitere, von der Miliz gehaltene Mauer. Seit der Apostasie war es dem Adeptus Ministorum offiziell nicht mehr gestattet, ein stehendes Heer zu unterhalten. Diese Aufgabe übernahmen auf Schreinwelten sogenannte Milizen. Diese Einheiten wurden von Berufsoffizieren geführt, ihre Untergebenen waren aber Zivilangestellte. Jedenfalls in der Theorie. In der Praxis war es so, dass die Schreiber, Gärtner oder sonstige Angestellte einfach im Alter von zwanzig bis fünfundzwanzig mehrere Jahre lang aktiv den Dienst mit der Waffe verrichteten, bevor sie wieder ihren zivilen Beruf ausübten. Letztendlich war dies nichts anderes als eine Wehrpflichtarmee mit durchaus schwerem Gerät wie Leman Russ Kampfpanzer oder Artillerie auf Basilisken Selbstfahrlaffetten.

Nun erreichten sie eine offene Fläche, wo sich Parkanlagen mit vielen kleinen Kapellen befanden. Eigentlich hätte dieser Bereiche offen und deckungslos sein sollen. Aber schon bald nach der Errichtung des Palastes hatten die Erzkardinäle angefangen, hier einen gewaltigen Park anzulegen, den sie mit Heiligenstatuen und Kapellen ausschmückten. Am Rande des Parks erhoben sich dann ein Ring aus offiziellen Gebäuden wie Pilgerheime, Spitäler, Waisenhäuser, Klöster, Hospitäler und weitere Kasernen der Fratas Militia. Dahinter befand sich ein breiter Boulevard, der von prächtigen Bäumen gesäumt war, die je einem Heiligen geweiht waren. In diesen Innenring bogen sie nun rechts ein. Hier und da waren ein paar Lastwägen, hauptsächlich schwere Vierachser, zu sehen. Sonst war es noch ziemlich ruhig. Schließlich bogen sie links ab und bewegten sich nun schräg auf den Imperator zu, der gigantisch vor ihnen aufragte. Alle Häuser waren aus Bruchsteinen errichtet, Abraum der von der Baustelle der gigantischen Staute stammte. Auch die Straßen waren mit Steinplatten bedeckt. Nach drei Kilometern schwenkten sie auf den Innenring ein. Diese über hundert Meter breite Straße hatte auf ihrer Länge zwölf Triumphtore von je dreihundert Meter Höhe. Sie kündeten von großen Siegen und vollendeten Kreuzzüge des Imperiums. An jedem Tor war auch ein Dom angegliedert, wo der Märtyrer dieses Krieges gedacht werden konnte. Sie fuhren durch zwei dieser Tore hindurch und bogen dann weiter zum Außenring ab. Hier standen nun etwas abseits die Viertel für die Habs und Manufakturen, um den täglichen Bedarf an Verbrauchsgegenständen zu befriedigen. Hier war schon etwas mehr los, Männer und Frauen der regulären Tagesschicht eilten ihrem emsigen Tageswerk entgegen. Manche fuhren auch mit elektrisch betriebenen Straßenbahnwagen zu ihren Arbeitsstellen. Oder gingen zu Fuß. Der Verkehr erwachte so langsam zum Leben.

Schließlich ragte am Rande der Stadt der Komplex der Wiederverwehrtungsmanufaktur vor ihnen auf. Das Tor wurde von zwei Engeln mit verhüllten Gesichtern flankiert. Eine überaus verbreite Wandzier auf einer Schreinwelt. Der Innenhof war vollgestellt mit Bergen aus allem möglichen Schrott und Abfall. Die ersten fleißigen sortierten schon. Es gab ein Hauptgebäude mit der Verwaltung. Davor waren einige Parkplätze und Leon rollte mit seinem Bike auf einen drauf.
"Gut gefahren, Großer!", meine Schwester Beatrice beim Absteigen und zündete sich augenblicklich ein Lho-Stäbchen an. Leon beschloss, ihren frechen Ton einfach zu ignorieren, und setzte sich auf das Portal zum Verwaltungsgebäude in Bewegung. Stone und Repax schlossen zu ihm auf, während Trixi hinter ihnen her trödelte. Dies würde ein langer Tag werden.

Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Unter dem Schwert
Wiederaufbereitungsmanufaktur
Zeit: 2 268 998.M41
Person: Schwester Beatrice

Gähnend streckte sich Trixi und sah den anderen nach. Der Große drehte sich zu ihr um und blickte zu ihr herab. Da er wie üblich seinen pompösen Helm trug, konnte sie seine Mimik nicht lesen. Aber seine Körperhaltung sprach Bände.
"Ich sehe mich hier mal um, Großer!", meinte sie und der Astartes nickte ihr zu. Wahrscheinlich war er erleichtert, sie aus seiner unmittelbaren Nähe zu haben. Das war bei den meisten Leuten so, da ihre Art die meisten irritierte oder nervte. Ein Umstand, den ihr bei den meisten schlichtweg an ihrem wohlgeformten Arsch vorbei ging. Sie nahm ihren Helm ab und steckte sich ein Lho-Stäbchen zwischen die Lippen. Der aromatische Rauch weckte ihre Sinne und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft sah sie sich um. Links von ihr war das pompöse Verwaltungsgebäude, ein eher unpraktischer Turm, dessen Fassade einen verhüllten Engel zeigte. Ein beliebtes Motiv, da man sich die Kosten sparte, ein Gesicht heraus zu meißeln, was meist viel Zeit und damit Throne kostete. Auf der ganzen linken Seite reihten sie dahinter kleine Manufakturhallen auf, in denen der Abfall getrennt und aufbereitet wurde. Auf der rechten Seite des Hofes waren Berge von Abfall zu sehen. Manche schon nach offensichtlichen Kriterien vorsortiert, andere bestanden aus allem möglichen Müll. Auf manchen Hügeln kletterten Dutzende von Kindern herum und sortierten die Rohstoffe. Sie schlenderte rauchend darauf zu und betrachtete das geordnete Chaos. Aufseher mit Stöcken und Peitschen in den Händen trieben die Schuldsklaven an, denn um solche handelte es sich offensichtlich bei den Kindern. Die meisten waren Jungen und sahen eher schwächlich aus, dazu noch Mädchen, deren durchgehendes Merkmal war, dass sie nicht lieblich wirkten oder entstellt waren. Der Hof war von etwa einer fünf Meter hohen Mauer umgeben, die mit Stacheldraht gekrönt war. Das Ganze erinnerte nicht von ungefähr an ein Gefängnis. Wobei die Endstation deutlich massiver gesichert gewesen war.

"Kann ich Euch helfen, Schwester?" Einer der Aufseher, ein besonders großer Kerl mit kahlgeschorenem Schädel, blickte auf sie herab.
"Ich schau mich hier nur um", meinte sie unverbindlich, da sie zu diesem Zeitpunkt nicht mit einer provozierenden Antwort einen unvermeidlichen Streit vom Zaun brechen wollte. Deswegen schluckte sie herunter, was sie eigentlich hätte antworten wollen. Thaddäus hatte sie gelehrt, dass man manchmal mit etwas Freundlichkeit weiter kam als mit flapsigen Antworten.

"Wie ihr meint, Schwester", erwiderte der bullige Kerl, der wohl klüger war, als er aussah. Sie schlenderte weiter und zwei weniger breite Aufseher hefteten sich an ihre Fersen, während ein dritter zum nächsten Telefon lief, um seine Bosse zu informieren, dass eine Sororitas hier spazieren ging. Es dauerte nicht lange, da hatte sie die Halle gefunden, in der Papier sortiert und aufbereitet wurde. Große scheibenlose Fenster mit Läden ließen Luft und Licht in die Halle, die sonst eher spärlich ausgeleuchtet wurde. Gewaltige Stapel Bücher und Papier türmte sich auf. Hier arbeiteten eher alte Männer. Nur einen Aufseher konnte sie sehen, der gerade telefonierte. Hier ging es eher gemächlich zu, solange die Quote stimmte.

"Hier ist rauchen verboten!" Der Aufseher, eher ein schmächtiges Kerlchen ihrer Größe mit einer eckigen Frisur, die von einer äußerst untalentierten Frau geschnitten worden war, wahrscheinlich seiner eigenen. Er trug einen Trikotaufzug mit einem Aufnäher mit dem Namen der Manufaktur und hatte ein Stöckchen im Gürtel stecken. Da hier in der Nähe von einem Berg Papier ein Rauchverbot sinnvoll war, nahm sie die Fluppe aus dem Mund und drückte sie aus.

"Wo sind die Bücher aus den Kardinalsarchiven des letzten Jahres?"
"Äh, die sind schon längst weiterverarbeitet", erwiderte der Aufseher nach einem kurzen Zögern. Trixi konnte an einigen Anzeichen erkennen, dass er sie belog. Unvermittelt rammte sie ihm ihre Faust in den Magen, was ihn keuchend zusammenklappen ließ.
"Bei der nächsten Lüge breche ich dir einen Finger!"
"Die meisten sind wirklich schon weiterverarbeitet!", keuchte der Aufseher ängstlich.
"Aber nicht alle?"
"Nein!"
"Wo ist der Rest? Heraus damit oder ich werde echt sauer!" Trixi baute sich drohend vor dem Kerl auf, der sich schmerzverkrümmt auf die Beine quälte. Alle Arbeiten waren im Raum zum erliegen gekommen.
"Wollt ihr Hunde wohl weiter arbeiten?", brüllte er die Schuldsklaven an, die sofort wieder beschäftigt taten und schleppte sich dann zu einem abgetrennten Bereich zu einer Nische, wo sich auf einer Palette einige zusammen gebundene Pakete befanden. Jedes enthielt vielleicht hundert Seiten. Neugierig öffnete sie eines und der Inhalt bestand aus Seiten der Rechnungsbücher, fast ausschließlich die letzte, welche offizielle Stempel des Ministorums trugen. Und die Unterschriften der Schreiber und ihrer Prüfer.

"Warum bewahrt ihr die auf?", fragte Trixi, die etwas anderes erwartet hatte. Der Mann zögerte mit der Antwort. "Raus damit oder du spuckst gleich deine Zähne aus!"
"Die werden noch etwas aufpoliert und dann als Reliquien verkauft."
"Warum das denn? Da sind nur Stempel und Unterschriften drauf!"
"Das reicht für manche schon, um sie für heilig zu halten."
"Was für Schwachköpfe!", murmelte Trixi. "Ist das alles was noch übrig ist?"
"Ja, das Papier der Kirche ist hochwertig und wird immer bei Lieferung sofort weiterverarbeitet. Nur das hier bleibt übrig und wird dann im Laufe des Jahres an Reliquienhändler weiterverkauft."
Schwester Beatrice sah den Kerl kurz prüfend an und kam zu dem Schluss, dass er die Wahrheit sagte. Ihrer eigentlichen Mission waren sie keinen Schritt weiter gekommen, trotzdem ließ sie die verbleibenden Pakete von dem Kerl zu den Bikes tragen.

Gedanke des Tages
Ein eher ruhiges Kapitel, welches verschiedene Charaktere beleuchtet. Ein paar Kleinigkeiten werden enthüllt, aber vieles bleibt noch im Dunkeln, was die Hintergründe des Attentates betrifft. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich diesen Teil durchaus straffen können, aber so wie er jetzt ist, gefällt er mir trotzdem recht gut.

Irgendwie hat es mich gereizt, eine Schreinwelt zu beschreiben. Im offiziellen Setting zum Calixis Sektor gibt es eine Welt, auf der riesige Statuen stehen, das hat mich zu Tawkor inspiriert. Ich wollte einfach mal zeigen, wie das Geschäft mit den Pilgern so läuft. Hier sieht man schön, dass auch andere versuchen, sich vom Fanatismus der Pilger eine Scheibe abzuschneiden, indem man einfach gestempelte Dokumente unter der Hand überteuert als eigentlich vollständig wertlose Reliquien verkauft. Im dritten Kapitel wird noch näher darauf eingegangen werden, wie das ganze Geschäft, eine regelrechte Pilgerindustrie funktioniert und was für Missstände es da gibt. Ein sehr interessantes und vielschichtiges Thema, das meines Wissens noch nie wirklich thematisiert wurde. Sicherlich nicht der Actionkracher, aber doch einfach mal was anderes.

Die Red Lions sind von mir komplett frei erfunden. In Schlachtenriten finden sich Regeln, bzw. Vorschläge wie man einen eigenen Orden kreieren kann. Ich habe mich grob an das Muster gehalten. Da die Heimatwelt der Red Lions eine Feudalwelt ist, wollte ich ein verbreitetes Wappentier als ihren Namen haben. Red wie auch Lions stehen auf der offiziellen Tabelle drauf. Auf den Löwenhelm aus Pergamentstreifen war meine eigene Idee. Ich wollte diesen Astartes etwas Löwenartiges mitgeben. Zuerst dachte ich an Löwenfell, dass sie wie ein römischer Standartenträger über den Kopf tragen, fand das aber zu unpraktisch. Einen Haufen Pergamentstreifen auf dem Helm mit sich herum zu tragen ist sicherlich auch nicht Praktisch, aber erschien mir funktionaler.

Zum ersten Mal gibt es in diesem Band einen kleinen Schwenk auf Trixi, die etwas andere Sororitas Schwester. Dieser Teil diente dazu, sie zu zeigen, wenn sie vernünftig und ruhig ist, auch wenn diese Besonnenheit eher der Übermüdung geschuldet ist und nicht wirklicher innerer Überzeugung. Dieser Teil ist auch als Kontrastpunkt zu ihrem Auftreten im dritten Kapitel zu verstehen.
 
Sehr interessante Weiterführung. Der Detektivmodus gefällt mir.
Dazu wird der Hintergrund von Trixi wird ja immer dunkler, was mir auch gefällt. Außerdem finde ich es übrigends sehr erfrischend, dass die Geschichte scheinbar doch nicht gleich gegen den Erzfeind losgeht und freue mich schon auf die nähere Beschreibung der Neulinge Repax und Stone.

Bin gespannt, wen aus den vorhergehenden Bänden wir zuerst wiedersehen dürfen.

Weiter so!
 
CSI 40k! Wenn jetzt noch einer von den vieren ein Sonnenbrille trägt, die er vor jedem wichtigen Satz abnimmt und (selbst für 40k Verhältnisse) unrealistische Technik zum Einsatz kommt, ist die Sache perfekt.😎

Nett, dass du dir für das Auffinden der Unterlagen ein glaubwürdige Geschichte ausgedacht hast, anstatt sie irgendwo rumliegen zu lassen, wo sie zufällig übersehen wurden.

Mit Leon kann ich wirklich mitfühlen, er kennt hoffentlich Yoga-Übungen zum Stress abbauen.
 
Sehr interessante Weiterführung. Der Detektivmodus gefällt mir.
Dazu wird der Hintergrund von Trixi wird ja immer dunkler, was mir auch gefällt. Außerdem finde ich es übrigends sehr erfrischend, dass die Geschichte scheinbar doch nicht gleich gegen den Erzfeind losgeht und freue mich schon auf die nähere Beschreibung der Neulinge Repax und Stone.

Freut mich, dass die Geschichte nicht vorhersehbar abläuft. Heute wird eher Trixis Charakter vertieft. Und auch Stone kommt etwas zum Zug.

Bin gespannt, wen aus den vorhergehenden Bänden wir zuerst wiedersehen dürfen.

Ich auch!

CSI 40k! Wenn jetzt noch einer von den vieren ein Sonnenbrille trägt, die er vor jedem wichtigen Satz abnimmt und (selbst für 40k Verhältnisse) unrealistische Technik zum Einsatz kommt, ist die Sache perfekt.

CSI ist da eher weniger das Vorbild gewesen. Fand die ersten Staffeln teilweise zwar recht faszinierend, hatte aber mit der Realität nur noch wenig gemein.

Nett, dass du dir für das Auffinden der Unterlagen ein glaubwürdige Geschichte ausgedacht hast, anstatt sie irgendwo rumliegen zu lassen, wo sie zufällig übersehen wurden.

Der Feind war schon gründlich.

Mit Leon kann ich wirklich mitfühlen, er kennt hoffentlich Yoga-Übungen zum Stress abbauen.

Wohl eher weniger. :lol: In der zweiten Hälfte des dritten Kapitels, also nächste Woche, kann man dann Bruder Leon beim Stressabbau begleiten. 😎

Yoga Marines :lol: Sehr belustigende Vorstellung. Ich würde eher behaupten die bauen Frustration und Stress durch Kampftraining ab (was im übrigen sehr effektiv ist nach meiner erfahrung)

Yup, so was wohl eher.

wow
mal wieder richtig super mega epischt total titanisch gut

Danke!

gibt es das schwinnden auch irgentwo als z.b. PDF zum downloud?

Nein! Ich halte nichts mehr davon.

Persona Dramatis
Thaddäus Felta - Erzkardinal von Tawkor, ehemaliger Konfessor der Endstation von Cresidia III
Bruder Leon von den "Red Lion" - Astartes, Leibwächter und Sicherheitschef des Erzkardinals, trägt eine rote Rüstung
Schwester Beatrice "Trixi" - Junge, äußerst freche Sororitas
Arbitrator Stone - auf Tawkor zwangsversetzter Arbitrator, Mitglied der Ermittlergruppe
Schreiber Repax - Assistent des Erzkardinals und Mitglied der Ermittlergruppe
Rechnungsprüfer Johaf - ermordeter Schreiber und Rechnungsbuchprüfer
Procurata Heradine - Stammt aus Boonhaven und predigt oft von ihrem toten Bruder, war im Ruhestand auf und trat aus religiösen Gründen zurück in den aktiven Dienst, um Bruder Thaddäus zu schützen.
Lord Kommissar Paston - Hat im Dienst für den Imperator beide Beine und den linken Arm verloren, ebenso beide Augen und sein Schädel besteht mehr aus Stahl aus Fleisch. Fährt in einem kleinen Panzer durch die Gegend


Kapitel 3
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Pfad der Märtyrer
Stätte der Heiligen Cintia
Speiseterrasse
Zeit: 2 271 998.M41
Person: Bruder Leon

Von dieser Terrasse hatte man einen wirklich herrlichen Blick auf die gesamte Anlage der Heiligen Cintia. Die Pilgerstätte befand sich in einem weitläufigen Talkessel, während darum herum die Statuen der Heiligen Cintia und ihrer elf Gefährtinnen kilometerweit in den Himmel ragten. Die Statuen waren noch züchtig in der durch ausladende Epauletten sicherlich unpraktischen Uniform einer regionalen PVS bekleidet und nichts deutete auf ihr schreckliches Schicksal hin. Diese zwölf Frauen hatten ein furchtbares Martyrium erlitten und waren auf unglaublich grausame Weise zu Tode gefoltert worden. Die heilige Cintia war etwas älter, da sie damals den Rang einer Oberst innegehabt hatte. Der Legende nach hatte sie wichtige Informationen der Verteidigung gehabt und Separatisten hatten diese Information unbedingt gebraucht. Um sie zu brechen, wurde ihr gesamter weiblicher Stab vor ihren Augen zu Tode gefoltert und auch an ihr legte man schließlich Hand an, bis sie keinerlei Gliedmaßen und Sinnesorgane bis auf ihre Zunge gehabt hatte. Trotzdem hatte sie weiter geschwiegen. Durch ihr Martyrium war die Rebellion der Separatisten zum Scheitern verurteilt worden. Die heilige Cintia wurde deshalb von Gefolterten in höchster Not angerufen, um durchzuhalten. So war jedenfalls der religiöse Hintergrund.

Hier wurde ihrer nicht nur mit Statuen gedacht, sondern in einem riesigen Theater wurden auch in täglichen Passionsspielen für die Pilgermassen die grausamen Folterungen nachgestellt. Das Ganze hatte die Züge eines perversen Karnevals, fand jedenfalls Bruder Leon, der genötigt worden war, einer dieser kranken Vorstellungen beizuwohnen. Einer der Höhepunkte war gewesen, wie einer Frau die nackten Brüste blutig gepeitscht worden waren. Das war nicht gestellt gewesen, denn es fanden sich immer Freiwillige, um so Buße zu tun. Oder um sich öffentlich entblößen zu können. Die Frau hatte den Eindruck gemacht, als hätte das Ganze sie erregt, nicht spirituell, sondern ganz profan und rein körperlicher Natur.

Danach waren sie essen gegangen, da Trixi so lange gequengelt hatte, dass Leon um seiner Ruhe willen nachgegeben hatte. So musste es einem Vater mit einer kleinen Tochter gehen. Nur war er kein Mensch mehr und Trixi eigentlich zu alt für solch ein Gehabe. Trotzdem saßen sie nun alle vier auf einer der steinernen Stufen der Terrasse des Lokals zu Füßen einer der Heiligen und verspeisten einen Topf mit frittierten Hühnerkeulen garniert mit süßer Soße. Die heilige Cintia hatte auf dem im Mund von Schreiber Johaf gefundenen Zettel gestanden und war einfach zu erreichen gewesen. Dies war eine ganz normale Pilgerstätte, in der sich wahrscheinlich momentan mehrere hunderttausend Pilger aufhielten. Die Passionsspiele waren sehr beliebt und die Heilige im Segmentum Ultima durchaus allgemein bekannt. Stone und Repax waren der Meinung gewesen, die auf dem Zettel aufgeführten Pilgerstätten zu besuchen, um vielleicht irgendeinen Hinweis zu finden, warum sie so wichtig waren. Da Leon keine Ahnung hatte, was in diesem Fall sinnvoll war und was nicht, hatte er sich dieser Meinung einfach angeschlossen. Trixi selbst hatte keine Meinung und war ihnen einfach hinterher gedackelt. Ihre Gruppe fiel auf wie ein bunter Hund. Ein Astartes war ein Wunder, eine Seltenheit. In Begleitung einer Sororitas und eines Arbites war er ein einmaliger Anblick.

- Was tu ich hier nur? - dachte Bruder Leon verzweifelt, immer noch die blutigen nackten Brüste vor Augen habend.
"Herausfinden, warum der Schreiber den Zettel im Mund hatte", erwiderte Schwester Beatrice und spuckte einen Hühnerknochen aus. Erst jetzt wurde dem Astartes klar, dass er laut gedacht hatte.
"Ich kann an diesem Zielgebiet nichts außer der Norm Befindliches feststellen, bis auf die sogenannten Passionsspiele", merkte er an.
"Och, die sind noch vergleichsweise harmlos", erwiderte die Schwester und fing an, am nächsten Hühnerschlegel zu knabbern.
"Ihr findet diese obszöne Darstellung von abartigen Folterpraktiken als allgemeine Volksbelustigung als harmlos?", fragte Bruder Leon fassungslos.
"Die Frau, die sich die Brüste hat peitschen lassen? Viele Pilgerinnen machen so was. Es gibt hier regelrechte Bußzentren, wo man sich entweder von kräftigen, gutaussehenden Schergen durchpeitschen lassen kann oder von Automaten. Manche Übertreiben es sicherlich bei diesen Bußübungen, aber in letzter Zeit gab es meines Wissens nur wenige Tote", meinte Trixi gut gelaunt.
"Nur wenige?" Leon schnaubte angewidert, der solche Praktiken eigentlich nur ekelerregend fand. So ein solches gebaren hätte er eher mit verkommenen Slaaneshanhängern in Verbindung gebracht und nicht mit imperialen Gläubigen.
"Kommt vor. Und wenn ich so tolle Titten wie die Frau hätte, würde ich das in ihrer Lage auch machen", gab die Schwester vergnügt von sich.

"So etwas ist einfach nicht richtig!", erwiderte Leon etwas gereizt, während Stone zwanghaft auf die Heilige starrte. Das Gespräch verebbte und Leon betrachte die Massen, die zwischen Gaststätten, Pilgerheimen, Kirchen, Bußhäusern, dem riesigen Theater und der eigentlichen Kathedrale hin und herliefen. Die Passionsspiele wurden im Theater insgesamt viermal täglich aufgeführt, sodass es ständig Ströme vom und zum Theater gab. Es gab einen zentralen Bahnhof für die in diesem Bereich komplett unterirdisch verlegten Gleise. Der Bahnhof war fast genau so groß wie eine Kathedrale. Es gab auch mehrere Masten, an denen Luftschiffe anlegen konnten. Zwei große prächtige Ausführungen lagen gerade vor Anker, mit gewaltigen Segeln aus Messing, die sich träge nach dem Wind ausrichteten. Diese Zeppeline benutzten Adlige für ihre Reise. Ein weiterer Zeppelin legte gerade an, der deutlich schäbiger aussah. Wahrscheinlich ein fahrender Händler.

Manche Zeppeline waren wohl nur gemietet, andere Adlige schienen darin regelrecht zu residieren. Riesige Wappen strahlten in kräftigen Farben von der Oberfläche und leuchteten sogar in der Nacht. Glaube konnte durchaus eine Droge sein. Allerdings bewegten sich die Adligen nicht zu Fuß durch die Massen der Pilger, sondern ließen sich in prächtigen Sänften herum tragen. Die Sänftenträger schienen eine eigene Gilde zu haben, denn sie trugen alle die gleiche Uniform. Ab und zu waren auch uniformierte Ordnungskräfte zu sehen, die hier und da mal lenkend in die Menschenströme eingriffen. Neben den festen Läden gab es auch Buden, wo gegrillte Speisen oder kühle Getränke verkauft wurden. Auch Männer und Frauen liefen mit kleinen Bauchläden herum, um direkt die Bedürfnisse der Pilger befriedigen zu können. Der Astartes schätzte das Gewusel zu seinen Füßen auf etwa eine Million Menschen. Er wusste, dass sich jederzeit die unglaubliche Summe von etwa fünfhundert Millionen Pilgern auf dem Planten aufhielt. Jeden Tag kamen neue Raumschiffe, um ihre Massen zu entladen. Manche warteten auf ihre Pilger, andere nahmen einfach andere Pilger wieder an Bord, um sie zur nächsten Schreinwelt zu kutschieren. Die Raumschiffpalette reichte von Kleinstraumschiffen, die auf Planeten landen konnten und nicht mal vierhundert Meter lang waren, bis zu riesigen schwerfälligen Raumschiffen mit über sechzehn Kilometer Länge, die mit bloßem Auge im Orbit auszumachen waren.

Den letzten ganzen Tag hatten sie in Schwertstadt verbracht. In der Wiederaufbereitungsanlage war nichts mehr zu holen gewesen. Der letzte Jahrgang war schon längst komplett recycelt worden. Trixi hatte zwar auf ihre charmante Art herausgefunden, dass einige Blätter mit offiziellen Stempeln als billige Reliquien unter der Hand verscherbelt wurden, aber mehr war dabei nicht heraus gekommen. Dann hatten sie auf den Vorschlag von Stone hin untersucht, wie die Attentäter an den Zeppelin gekommen waren. Hatten sie ganz legal vor einer Woche erworben und mit einheimischen Thronen bezahlt. Wo sie das Geld eingetauscht hatten, war nicht herauszufinden gewesen. Falls sie es überhaupt eingetauscht hatten. "Folge dem Geltstrom" war wohl eine gängige Ermittlungsmethode, hatte leider aber rein gar nichts gebracht, da sich die Throne zu nichts und niemandem zurückverfolgen ließen. Man hätte natürlich alle Wechselstuben abklappern können, aber davon gab es allein am Raumhafen schon hunderte, die offiziell waren. Und wahrscheinlich die gleiche Anzahl, die nicht so offiziell waren. Das Ganze war eine Sackgasse. Oder würde in eine sehr zeitaufwendige Arbeit ausufern.

Anschließend prüften sie nach, was mit der offiziellen Gesandtschaft der streikenden Steinhauer von Thor I/III passiert war, deren Identität die Mörder angenommen hatten. Auf dieser Welt gab es drei Kultstätten für Thor I, dem großen Reformator und wohl bekanntesten Heiligen des Imperiums, der auf so ziemlich jeder Welt bekannt war. Man hatte sie allesamt wohl am Vortag des Anschlages leise in ihrer Unterkunft ermordet und im Keller des Gasthauses versteckt. Das alles bestätigte nur, dass der Gegner gut vorbereitet, kompetent und der Anschlag nicht spontan ausgeführt worden war. Nun waren sie hier an dieser Kultstätte, gut hundert Kilometer von Schwertstadt entfernt und das Naheliegenste Objekt auf der ominösen Liste. Nur, was gab es hier zu finden?

"Und haben wir nun irgendetwas herausgefunden?", fragte Leon nach fünf Minuten, wo er rein gar nichts Auffälliges hatte entdecken können. Was immer hier an dieser Anlage die Aufmerksamkeit des ermordeten Rechnungsbuchprüfer erregt hatte, hier war es nicht zu sehen. Jedenfalls nicht von ihm.
"Hier sind Taschendiebe am Werk, ich sehe drei Gruppen. Und ich sehe ein Bordell", bequemte sich Stone schließlich zu antworten.
"Es sind fünf Gruppen und die Greifer sind geschmiert. Und ich sehe vier Bordelle, eines als Wirtshaus, eines als Bußstube und zwei als Pilgerheime getarnt. Zwei haben nur weibliche Huren, eines ist für beide Geschlechter und eines für Schwanzlutscher." Leons Auge war darauf geschult, Gelände, Stellungen und bewaffnete feindliche Einheiten einzuschätzen, er hatte keine Ahnung, nach welchen Gesichtspunkten Stone und Trixi vorgingen. Wenn er das Gelände musterte, sah er nur potentielle Stellungen von verschiedener Qualität, überlappende Todeszonen, Schwerpunkte, Schwachpunkte und taktische Möglichkeiten. Er sah Positionen, die sich für einen Hinterhalt eigneten, andere, die leicht zu verteidigen waren. Vor seinem Auge sah er ein potentielles Schlachtfeld und die sich ihm bietenden taktischen Möglichkeiten. Alle anderen Gesichtspunkte dieses Terrains waren ihm fast vollständig Unverständlich.

"An welchen Parametern stellt ihr das fest?", fragte er schließlich neugierig.
"Die Diebe oder die Bordelle? Nun, die Diebe, das sieht man wie sie Vorgehen. Es sind immer mehrere. Einer stiehlt und gibt die Beute sofort an einen Komplizen weiter. Der bringt es dann zum Beschützer und Verwahrer. Jeder Verwahrer hat zwei bis drei Zuträgergruppen. Hier sind es jeweils zwei. Man sieht, dass sie die Greifer geschmiert haben daran, dass sie die gar nicht beachten. Die werden jede Woche einen festen Betrag fürs Wegschauen bekommen", erklärte Trixi.
"Ihr kennt Euch gut mit der Materie aus", gab Stone seinen Senf dazu.
"Kein Wunder, ich war einst eine Taschendiebin."
"Wohl keine gute, wenn Ihr in der Endstation gelandet seit", versuchte der Arbitrator die Schwester etwas zu ärgern.
"Ich wurde nicht auf frischer Tat ertappt und als man mich gegriffen hat, war ich schon längst keine mehr, sondern war schon zur Einbrecherin aufgestiegen. Hab mich da auch ganz gut geschlagen und wäre sicherlich eine hochdotierte Attentäterin geworden. Leute umbringen kann ich gut, habe ich inzwischen festgestellt. Aber der Gottimperator hatte wohl was Anderes mit mir vor.

In unserem Viertel von Elelzwo ist so ein wahnsinniger Schlitzer umgegangen. Waren wohl Kultisten, Vorboten des herannahenden Erzfeindes. Man ging aber aus irgendeinem Grund immer von einem Einzeltäter aus. Damals war er eben nur ein Psychopath mit einem großen scharfen Messer. Das Problem war, der Kerl kannte kein Maß. Wenn sich Leichen in einem Viertel anfangen zu stapeln, ist der Bezirksleiter unglücklich, da das ein schlechtes Licht beim Meister der Stadt auf ihn wirft. Deswegen waren die Greifer recht stinkig, weil sie echten Druck von oben bekamen. Da unsere Greifer nur gut im Wegsehen waren, bekamen sie es natürlich nicht gebacken, den Mistkerl zu schnappen. Und da er immer weiter gemordet hat, brachte auch deren übliche Strategie, einfach ein armes Schwein als Sündenbock zu präsentieren, rein gar nix. Also machten sie dem Syndikat der "Fünf Ringe" Druck, dass die was machen. Irgendwie dachten die Greifer, Verbrecher wären besser darin, psychopathische Schlitzer aufzuspüren als sie selbst. Da jeder besser darin war als sie, war das keine schlechte Strategie.

Die Jungs vom Syndikat fanden zwar jemand auf frischer Tat und lieferten ihn mit einem Berg von Beweisen ab. Aber das Morden ging danach weiter. Lag wohl auch daran, dass es halt mehr als einen Schlitzer gab. Jedenfalls standen nun die Greifer echt doof da und ließen es am Syndikat aus. Also machten sie eine Razzia auf einen der Stützpunkte und da wurde ich hopps genommen. Die wollten dann noch mehr Druck ausüben und haben mich voll durch die Mangel gedreht, weil die wussten, dass mein Vater ein hohes Vollmitglied im Syndikat ist. Aber ich bin keine Ratte und habe geschwiegen. Das hat sie echt sauer gemacht und ich bekam einen schönen Schauprozess mit einem Berg falscher Beweise für so ziemlich jedes denkbare weltliche Verbrechen. Also fuhr ich lebenslänglich trotz meiner Jugend in die Endstation ein", erzählte Trixi in einem Tonfall, als würde so von einem Scholaausflug in einen Park erzählen.

"Und an was erkennt Ihr die Bordelle?", fragte Bruder Leon, als er kurz über die Lebensgeschichte von Trixi nachgedacht hatte.

"Daran, wie die Gebäude aufgebaut sind, wer da davor steht und wer reingeht. Und man kann es auch an den Frauen sehen. Ich erkenne eine Hure aus tausend Metern." Bruder Leon setzte seinen Helm auf und zoomte auf eines der von Trixi als Bordell klassifizierten Gebäude. Wirklich signifikante Unterschiede konnte er an der Bausubstanz zu den Gebäuden links und rechts daneben nicht feststellen. Vor dem Eingang standen zwei Frauen, die regional übliche Kleidung trugen, auch wenn sie sicherlich die notwendigen Proportionen aufwiesen, um einem normalen Mann zweimal hinschauen zu lassen. Auf Kemelon, seiner Heimatwelt, hatte es auch Huren geben, aber die hatten rote Bänder im Haar getragen und ebensolch farbige Kleidung. Ihre Blusen hatten immer großzügige Einblicke gewährt und die Röcke waren seitlich geschlitzt gewesen. Von dieser Aufmachung waren die beiden Frauen meilenweit entfernt.
"Und warum das?"
"Weil unter anderem meine Mutter eine war, ich in einem Bordell geboren worden bin und dort auch meine ersten Lebensjahre verbracht habe."
"Oh!"
"Das ist doch nicht schlimm, Großer. Meine Mutter war eine gute Hure, sie hatte ihr eigenes Bordell und das war echt edel. Ich liebe meine Mutter. Sie hat alles für mich getan, dafür gesorgt, dass ich nicht im Bordell bleiben musste, sondern Taschendiebin werden konnte. Will gar nicht wissen, wie viele Schwänze sie dafür gelutscht hat." Um ihre Worte zu untermauern, leckte die Sororitas überaus obszön an einem der Hühnerschenkel. Leon spürte, wie er rot anlief. Stone prustete sein gerade getrunkenes Getränk aus und Repax schaute betreten weg. So viel zur sprichwörtlichen Reinheit einer Sororitas. Leon hoffte innständig, dass sie die große Ausnahme war.

"Hier im Zielgebiet laufen also massive illegale Aktivitäten ab. War es das, auf das Schreiber Johaf die Nachwelt aufmerksam machen wollte?", fragte Leon in die Runde, um von dieser Peinlichkeit abzulenken. Vielleicht hatten sie endlich einen Ansatzpunkt gefunden.
"Das ist mehr oder weniger normal. Korruption in den Reihen der normalen Ordnungskräfte ist Gang und Gäbe", meinte Stone abgeklärt, nachdem er sich wieder im Griff hatte. "Bordelle in Pilgerstätten auch. Taschendiebe bei Menschenmengen ist auch ein natürlicher Zustand, wenn sicherlich auch ein höchst unerwünschter. Von außen betrachtet ist alles noch im Rahmen. Der hier vorhandene Organisationsgrad könnte einem allerdings doch zu denken geben."
"Örtliche Syndikate haben wir doch von der Liste gestrichen, oder?", fragte Leon etwas irritiert nach.
"Haben wir, da das Vorgehen der Attentäter nicht dem von Syndikatssoldaten entspricht", bestätigte Stone und wechselte das Thema. "Werte Schwester Beatrice, aus welchem Grund seid ihr in die Reihen der Sororitas aufgenommen worden?"
"Wenn du Greifer mir erzählst, warum die degradierst und hierher strafversetzt wurdest, erzähl ich es dir", erwiderte Trixi mit einem frechen Grinsen.
"Nun gut, das Geschäft gilt. Ich war einst Meister des Hofes einer Festung auf einer Agrarwelt. Auf dem Kontinent meiner Wache gab es eine Hungersnot, welche durch eine Dürreperiode ausgelöst worden war, welche wiederrum die Ernte vernichtet hatte", begann der Arbitrator etwas umständlich zu erzählen. Selbst Leon konnte sehen, dass es ihm schwer fiel, darüber zu sprechen.

"Da der örtliche Gouverneur nicht in der Lage war, notwendige Nahrungsmittel zu beschaffen, kam es zu einem Sturm auf die Zehntspeicher mit Getreide. Dieses Getreide war für eine Festungswelt bestimmt, die seit über einem Jahrzehnt gefallen war, was aber aus politischen Gründen nicht offiziell zugegeben werden konnten. Das Getreide wäre als nur irgendwo unter der Hand verkauft worden. Meine Pflicht wäre es gewesen, den Aufstand niederzuschlagen. Aber ich entschied mich, die Speicher zu öffnen und eine geregelte Verteilung der Lebensmittel mit meinen zur Verfügung stehenden Kräften zu ermöglichen. Die Bevölkerung wurde so von einem Aufstand abgehalten und die Hungersnot damit erfolgreich bekämpft. Damit beging ich allerdings ein todeswürdiges Verbrechen, wurde aber aufgrund meiner jahrzehntelangen Verdienste nur auf die unterste Stufe degradiert und nach Tawkor straf versetzt", erzählte Stone nach anfänglichen stocken flüssig.

"Wow, ein Greifer mit Herz und Verstand. Eine unglaublich seltene Kombination", kommentierte Trixi die Geschichte. Bruder Leon glaubte sogar so etwas wie ein klein wenig Respekt aus ihrem Kommentar heraus zu hören. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
"Nun, dass ich Sororitas wurde, war die Idee seiner Heiligkeit", erklärte Trixi, nachdem sie sich ein Lho-Stäbchen angezündet hatte.
"Wie kam er darauf?"
"Nach den Ereignissen der Endstation, bekam seine Heiligkeit nach seiner Erhebung zum Bischof die Erlaubnis, einhundertundacht Rekrutinnen für seine Sororitas Leibwache auszuwählen."
"Lasst mich raten, Euer Namen stand auf einen Zettel, der gezogen wurde."
"Falsch. Ich wurde von ihm bestimmt, die anderen hundertundsieben wurden gezogen."
"Aha? Und warum wurdet ausgerechnet Ihr von dem Erzkardinal bestimmt?" Es war deutlich Stone anzusehen, dass er diese Idee für reinen Wahnsinn hielt.
"Als Martyrium.", bekräftigte Trixi.
"Als Martyrium?", eine Augenbraue von Stone ruckte etwa einen Millimeter nach oben. Wahrscheinlich war dies seine Mimik für grenzenloses Erstaunen.
"Yup, während der Kämpfe um die Endstation hat Procurata Heradine alles getan, um das Martyrium vom Erzfeind zu erlangen. Aber seine Heiligkeit hat Ihr das verboten, da ihre Aktionen immer auch Kämpferinnen mit in den Tod gerissen haben. Er versprach ihr dafür nach den Kämpfen ein so unglaublich brutales Martyrium, wie es noch nie eine gläubige Sororitas hatte erleiden musste. Und nach den Kämpfen bestimmte seine Heiligkeit, dass Heradine um ihr absolutes Martyrium zu erleiden, mich zur Sororitas ausbilden musste, ohne mich dabei in irgend einer Art körperlich zu züchtigen oder zu demütigen", erzählte Schwester Beatrice vergnügt.
"Ich hätte nicht gedacht, dass der Erzkardinal zu solcher Grausamkeit fähig wäre", kommentierte Stone deutlich geschockt.
"Ja, die Moral der Geschichte, pass auf, was du dir von seiner Heiligkeit wünscht, es könnte in Erfüllung gehen", kommentierte Trixi mit einem äußerst breiten Grinsen.

Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Pfad der Märtyrer
Stätte der Heiligen Cintia
Speiseterrasse
Zeit: 2 271 998.M41
Person: Schwester Beatrice

Schwester Beatrice fühlte sich so wohl wie seit Tagen nicht mehr. Sie war satt, hatte ein gut schmeckendes Lho-Stäbchen im Mundwinkel stecken und spürte die Sonne auf ihrem Gesicht. Da würden bald noch viel mehr Sonnensprossen aufblühen als bisher, aber Trixi war jenseits aller Eitelkeiten einer normalen Frau. Sie war eine geweihte Sororitas, auch wenn sie sich in vielen Dingen unorthodox und unkonventionell verhielt. Manche bezeichneten sie auch als verrückt, durchgeknallt, obszön und einer Sororitas unwürdig. In der Endstation war es das erste Mal gewesen, dass sie Wind und Sonne direkt ausgesetzt gewesen war. Ein paar Mal hatte sie mit ihrer Mutter eine der Dachterrassen auf den Dächern der Makropole besucht, um sich die Sonne anzusehen. Aber da war massives Panzerglas gewesen, weil es auf dem Dach einer Makropole zu windig war und man einfach herunter geweht worden wäre. Auch war die Luft zu dünn zum Atmen. Nie war sie aus Elelzwo heraus gekommen.

Erst als zerbrochene Strafgefangene hatte sie zum ersten Mal freien Himmel gesehen. Es war ein erschreckendes und einschüchterndes Erlebnis gewesen. Sie hatte sich so klein und verloren gefühlt. Inzwischen hatte sie sich an freien Himmel gewohnt, auch wenn ihr Tawkor immer noch sehr fremd war. Häuser aus natürlichem Stein hatten etwas sehr Befremdliches, der ganze Planet war ihr immer noch fremd, beinahe Feindseelig. Dies war nicht ihre Welt und dieser Teil von Tawkor war besonders abweisend. Mit seiner Heiligkeit war sie eine Woche auf den südlichen Kontinenten gewesen, die so grün und flach waren. Der Norden war öde, kalt und steinig. Außer Kultstätten gab es hier nichts, was diese Region bereisenswert machte. Unter ihr wuselten die Menschen durcheinander, ein durchaus gewohnter Anblick. Sie betrachtete die stümperhaften Taschendiebe bei ihrer Arbeit. Drittklassig und nur durch die Unbedarftheit der naiven Pilger waren sie erfolgreich. Sie sah, wie einer der Diebe einer vollständig verarmten Pilgerin die letzten Throne stahl. Durch ihre frühere Tätigkeit als Taschendiebin hatte sie sehr viel über Menschen gelernt und wie man sie richtig einschätzte. Die Frau war alt, vereinsamt und verarmt. Auf ihren Händen hatte sie eine lebenslange Fahrkarte eintätowiert. Ihr ganzes restliches Vermögen hatte sie in einem ledernen abgewetzten Beutelchen bei sich, welches das Abbild eines Heiligen trug und wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten sich im Besitz der Frau befand. Von ihrer hohen Position hatte sie einen guten Ausblick auf die Menge unter ihr und ihr Sehvermögen war schon immer überdurchschnittlich gewesen.

"Armen Pilgern das Gelt wegzunehmen ist echt das Allerletzte!", rief die Sororitas wütend aus und schnippte die Asche von ihrem Stäbchen. Sie griff entschlossen nach ihrem Bolter in Godwin-Deaz Schema und lud ihn mit einer Litanei durch.
"Was habt Ihr vor?", fragte Repax, überrascht von seiner Datenmaschine aufblickend.
"Diese verschissenen Diebe hier haben offensichtlich keine Ehre. Ich habe gerade gesehen, wie dieser Abschaum einer ärmlich gekleideten Frau ihren Beutel mit ihren letzten Thronen genommen haben. So was tut ein Dieb von Ehre nicht! Man bestiehlt keine Armen!"
"Weil sie sowieso kein Gelt haben?" Stones Gesicht war die typische undurchdringliche Maske eines Greifers. Der Mann symbolisierte alles, was sie zu hassen gelernt hatte. Für einen kurzen Moment war sie wieder im grün gekachelten schalldichten Verhörzimmer, angekettet auf dem Stuhl ohne richtigen Sitzboden, sodass ihre Ausscheidungen frei in eine darunterliegende Schüssel fließen konnten. Sie roch ihr Blut, ihr Erbrochenes, ihren Urin, ihren Kot, ihren Schweiß und die abgestandene Luft. Sie sah das Gesicht ihres Folterers, ein Dutzendgesicht ohne wirkliche Merkmale, der in jeder Menge einfach untergehen würde. Und vor nichts im Universum hatte sie in diesem Moment mehr Angst als vor ihm und die unerträglichen Schmerzen, die er ihr mit vergleichsweise simplen Methoden bereitete. Dann war sie wieder im Jetzt und die Umklammerung ihres Herzens löste sich.

"Nein, weil ein Dieb von Ehre nur solche beklaut, die den Verlust verschmerzen können." Kurzerhand sprang sie im Sitzen die über zwei Meter hohe Begrenzungsmauer nach unten. Agil kam sie unten auf, federte in die Knie und eilte vorwärts. Hinter ihr hörte sie verblüffte Ausrufe vom Großen, Greifer und Rekaf, wie sie Repax nannte. Die Pilger machten ihr schnell Platz, als sie die Sororitas heran stapfen sahen. Trixi war eine normal große Frau in Elelzwo gewesen, der Makropole, in der sie aufgewachsen war. Wirklichen Mangel hatte sie bis zur Endstation nie kennen gelernt. Ihre Mutter hatte sie immer mit Leckereien gefüttert und die Aufpasser des Syndikats der Fünf Ringe hatten sie nie darben lassen, da diese wussten, wessen Tochter sie war. Aber die meisten Pilger waren doch eher klein gewachsen, da die Nahrung auf Pilgerschiffen sprichwörtlich spärlich war. Sie war keine Riesin mit ihren knapp ein Meter fünfundsiebzig, aber sie war deutlich größer als die meisten Frauen auf den Straßen und gleich groß mit den meisten Männern. Ihre Rüstung hatte hohe Absätze, was sie noch größer wirken ließ, da auch ihre Schultern ausladend gepanzert waren.

Da sie einen Kurs hielt, der sie am Aufpasser vorbei führen würde, war dieser total überrascht, als sie auf seiner Höhe zu ihm herumwirbelte und ohne Vorwarnung mit aller Kraft ihre abgewinkelte flache Hand in sein Gesicht rammte. Sie brach ihm dem Unterkiefer und schlug ihm die oberen Schneidezähne aus. Die Wucht reichte aus, um den Kerl von den Beinen zu fegen. Der Aufpasser war etwa so groß wie sie, trug schlichte Pilgerkleidung und ging normalerweise vollständig in der Menge unter, wahrscheinlich hatte er genau aus diesem Grund den Posten inne. Vollkommen perplex starte er sie schockiert an, unfähig sich zu regen oder gar zu wehren. Blut floss aus seinem Mund.

"Wo lieferst du deine Beute ab, du Wichser?"
"Äh?" Er spuckte ein paar Zähne aus.
"Red ich Eldar oder was?" Sie verlieh ihrer Frage damit Nachdruck, dass sie sich nun halb neben ihn hinkniete und ihre geballte Faust hob. Nun war er motiviert genug, im wahrsten Sinne des Worte die Information auszuspucken. Sie nahm ihm seine Beute ab, mehrere Börsen und Beutel verschiedenster Fertigung und Schwere. Diese minderwertigen Amateure klauten wirklich alles. Eine Schande für die ganze Zunft!

"Du bist ein echtes Arschloch, weißt du das?", fragte sie ihn und trat ihm ungehemmt in seine Weichteile. Der Schmerz war zu viel für den Aufpasser und glitt in die Ohnmacht. Die umstehenden Passanten sahen sie verstört mit großen Augen an.
- Wahrscheinlich denken sie, ich bin verrückt geworden, - dachte Trixi, aber ihr war egal, was Zivilisten von ihr dachten. Es gab in diesem Universum nur ein Wesen, dessen Meinung über ihr wichtig war und das war seine Heiligkeit. Die anderen aus ihrer Schicksalsgemeinschaft hatten sie schon beinahe eingeholt, als Trixi sich umdrehte und der armen Frau hinterher eilte, die ihren Verlust noch gar nicht bemerkt hatte. Rücksichtslos bahnte sie sich ihren Weg durch die dichter werdende Menge.

"Gute Frau, stehen bleiben!", rief sie und transferierte ein paar Goldthrone von einer der Börsen in die ärmlichste, welche der verhärmten Frau gehörte. Die Alte trug ein ledernen Rucksack aus ehemaligen Militärbeständen auf dem Rücken und hatte einen einfachen Pilgerstock, den sie wirklich zum Gehen brauchte. Die Frau sah sie mit offenem Mund an, der viele Lücken in ihrer gelben Zahnreihe enthüllte.

"Pass in Zukunft gefälligst besser auf dein Gelt auf!" Ohne weitere Worte abzuwarten, drückte sie der Frau die Börse in der Hand und drehte sich um. Die genannte Adresse befand sich nur zwei Hausreihen von hier und ihr Auftritt war bestimmt nicht unbemerkt geblieben. Sie begann nun zu rennen, um die Zeit einzuholen, die ihr noch blieb, bevor das Haus als korrumpiert angesehen und geräumt wurde. Wenn die hier halbwegs auf Zack waren, geschah so etwas innerhalb weniger Minuten. Und sie hatte keine Lust, sich einen neuen Ansatzpunkt zu suchen. Diese Sache war nicht damit erledigt, die Börse der armen Frau zurückzugeben. Diese Verletzung von allem Anstand verlangte ihrer Meinung nach ein deutliches Exempel.

Die Schwester bog in die entsprechende Gasse ein, schlug im Vorbeigehen den obligatorischen Späher einer solchen Einrichtung mit einem schnellen Schlag auf seine Schläfe nieder und rannte in die kaum bevölkerte Gasse. Die Häuser waren aus Bruchsteinen errichtet. Im Eckhaus befand sich noch jeweils ein Laden, der Rest waren eher Werkstätten und Wohnhäuser. Ihr Ziel unterschied sich in keinster Weise von den anderen Häusern. Im Erdgeschoss war eine Korbflechterwerkstatt mit Schuldsklaven, welche sie an ihren Fußfesseln erkannte, mit denen sie an den Boden gekettet waren. Es roch hier streng nach ungewaschenen Körpern und Ausscheidungen aus einem schon fast vollen Eimer, um den fette Schmeißfliegen schwirrten. Eine Stiege führte nach oben. Die Tür zur Werkstatt war offen und ihm Rahmen stand eine feiste Gestalt, welcher die Arbeiter zur Eile antrieb und neugieriges Gesindel draußen hielt. Der Kerl war einen Kopf größer als sie, wahrscheinlich deutlich schwerer und sie trug eine fünfunddreißig Kilo schwere Rüstung. Ihre Faust landete in seinem Gesicht, bevor er überhaupt reagieren konnte. Sie brach ihm das Nasenbein. Der Aufpasser taumelte vollständig überrascht zurück und sie trat ihm in den Unterleib, was ihn erbärmlich nach Luft japsend zusammenbrechen ließ. Ein letzer wuchtiger Schlag gegen den Hinterkopf schaltete den Syndikatsschläger vollständig aus. Nicht das dieser Hieb noch nötig gewesen wäre, aber manchmal war mehr einfach besser. Und ein Mehr an Gewalt war immer besser.

Sie musterte kurz die Arbeiter, aber keiner reagierte aggressiv auf sie. Eher erschreckt, ängstlich und abwehrend. Dann wandte sie sich der Steige zu, nahm polternd je zwei Stufen auf einmal und stand vor einer massiven verriegelten Tür. Mit einem herzhaften Tritt trat sie diese auf. Die Tür prallte gegen einen weiteren Mann, der überrascht aufschrie, als diese ihn am Kopf erwischte und er zu Boden ging. Trixi trat brutal nach und ließ ihn kotzend zurück, während er sich zusammengekrümmt den Unterleib hielt. Sie ging durch einen großen Raum, der wahrscheinlich nachts als Schlafraum für die Taschendiebe genutzt wurde. An einer Wand waren jedenfalls Strohmatratzen aufgestapelt. Ein Tisch und zwei Bänke waren neben einem Regal mit Geschirr die einzigen Möbelstücke. Auf der anderen Seite war eine weitere schmale Treppe, die nach oben führte. Und eine offene Tür, die in eine Küche führte, in der eine junge Magd angekettet war. Sie hatte ein blaues Auge und eine aufgeplatzte Lippe.

"Was ist da unten los, verdammt noch mal? Muss ich nochmal runter kommen und dir dummen Fotze eine verpassen?", hörte sie von oben jemand brüllen. Das musste der Crewchef sein. Jede Crew hatte einen Chef und der nahm meist die Katzenstellung ein. Die Katzenstellung bedeutete, meist an einem sicheren Ort zu hocken und auf die Mäuse zu warten, die andere anschafften. Nur in Problemfällen griff der Chef selbst ein oder um Leute mit dem Stock zu motivieren, die nicht die erwünschte Quote erwirtschafteten. Solche Leute und Orte kannte sie gut genug von früher. Als Taschendiebin war sie ein Naturtalent gewesen und hatte oft den weniger geschickten Kindern ihrer Gruppe ihre Beute zugesteckt, damit sie ihre Quote erfüllen konnten. Wer die Quote nicht schaffte, wurde gestriegelt, wie das so verharmlosend genannt worden war. Gestriegelt zu werden hieß nichts anderes, als mit einer Drahtbürste auf die bloße Haut geschlagen zu werden.

Schwester Beatrice durchquerte den Raum, rannte die Stiege hoch und diese Tür brauchte sie nicht einzutreten. Hier befand sich die gut möblierte Wohnung des Chefs. Natürlich war dies nur seine Arbeitswohnung, wahrscheinlich hatte er irgendwo noch eine, wo seine Frau und Kinder wohnten und er sie ab und zu besuchte. Familie gehörte zu einer Vollmitgliedschaft in einem Syndikat immer dazu. Familie machte einen beherrschbarer, da Taten nicht nur auf einen selbst zurückfielen. Sozusagen eine Versicherung. Auch ihr leiblicher Vater hatte eine reguläre Familie neben seinen Bastarden wie ihr gehabt.

Der etwa dreißig Jahre alte Crewchef trug vergleichsweise normale Kleidung, wie man es von einem Meister eines Handwerkbetriebes erwarten würde. Sein Arbeitszimmer war nicht übertrieben wohlhabend eingerichtet, auch wenn alles von guter Qualität und recht neuwertig war. Auf dem Boden war ein Teppich, die Wände waren verputzt und hellblau bemalt. Der Kerl glotzte sie zuerst ungläubig an, griff dann aber zu einer Schublade. Was immer da drin sein mochte, er schaffte es nie, es herauszuholen, denn vorher war Trixi heran. Sie flankte über den stabilen Schreibtisch und trat ihn mit ihren gepanzerten Stiefeln um. Er kippte mit seinem Stuhl nach hinten weg. Bevor er überhaupt reagieren konnte, war die Sororitas schon über ihm. Mit ihrem Gewicht nagelte sie ihn am Boden fest. Sie hörte es deutlich knirschen, wahrscheinlich hatte sie ihm mindestens eine Rippe gebrochen. Realistisch betrachtet wohl eher mehr als eine.

"Mach bloß keinen Scheiß, du Arschficker, oder ich schick dich zum Imperator, bevor du einen Pups machen kannst. Kapiert?"
"Was ist los? Ich habe meine Abgabe immer pünktlich bezahlt!", wimmerte der Kerl, von der bizarren Situation deutlich überfordert.
"Deine Crew beklaut arme alte Frauen, dass ist los!"
"Hä?" Sie schlug ihn fest mit der offenen Hand auf die Wange. Sein Kopf wurde zur Seite gerissen. Ihre Rüstung sorgte nicht nur für höhere Stabilität beim Fernkampf, sondern sie machte sie auch einen Tick stärker.
"Au!"
"Jetzt kriegst du mal deine Medizin zu kosten. Beantworte wahrheitsgemäß meine Fragen und du bleibst am Leben. Lügst du, wird mein großer Freund verdammt ungemütlich werden, kapiert? Er liebt es, solch Flachwichsern wie dir zuerst den Schwanz abzureißen, bevor der dir einen Arm ausreißt und dich damit totprügelt!" Sie hörte wie der Große die Stiege herauf gepoltert bekam, die deutlich unter dem immensen Gewicht der Astartes Servorüstung ächzte und knarzte. Es war schon beeindruckend, wie sich der Astartes durch die Tür quetschte und die Zarge dabei ziemlich beschädigte. Der Sektionsboss schluckte deutlich, als er eine lebendige Waffe des Gottimperators vor sich aufragen sah. Dagegen wirkte Stone schon richtig mickrig und der war auch ein Schrank von einem Mann.

"Alles klar! Ich sag alles, wirklich!", flehte der Mann in einem Anflug von gesundem Menschenverstand.
"Wie heißt das Syndikat hier?"
"Wir sind der Bund der Heiligen Cintia!"
"Ohne Scheiß?"
"Wirklich, so heißt unser Bündnis. Wir stehen im Dienst der Kirche!"
"Im Dienst der Kirche?", fragte der Greifer überrascht nach.
"Ja, wir zahlen jeden Monat eine Stange Throne an den Bischof."
"An den Bischof?" Der Greifer sah sich kurz im Raum um, wie es wohl ein Arbites tun würde.
"Ist hier vielleicht ein Scheiß Echo? Wasch dir deine blöden Ohren, Greifer und quatsch nicht andauernd dazwischen!", wies sie den Fremdweltler zurecht und kümmerte sich wieder um die kleine Made, die sich vor ihr wand.
"OK, der dämliche Bischof ist ein korruptes Arschloch, was geht hier sonst noch so ab? Wo stecken eure Stinkefinger sonst noch so über all drin?" Schnell stellte sich heraus, in so ziemlich allem.

"He, Greifer, zeig ihm die Lithographie von Schreiber Johaf, vielleicht hat diese Made den hier gesehen." Was leider nicht der Fall war. Sie quetschte den Wurm noch nach dem Oberboss dieses Syndikats von Möchtegernorganisierten aus und erfuhr seinen Namen und wo er wohnte. Dann schickte sie ihn ins Reich der Träume, nachdem sie ihn mehrmals ihre Faust in sein Gesicht gerammt hatte und ihm Kiefer, Joch- und Nasenbein gebrochen und ein paar Zähne ausgeschlagen hatte.
"Besuchen wir den Sack und überbringen ihm eine Botschaft."
"Ich bin nicht sicher, wie zielführend das für unsere eigentliche Aufgabe ist", wagte Rekaf einzuwenden, der sich deutlich unbehaglich fühlte. Als Schreiberling hielt er nichts von Action. Sie dagegen schon.
"Wir finden so heraus, ob Schreiber Johaf hier auf eine Spur gekommen ist", meinte Trixi, auch wenn sie persönlich das eher weniger glaubte.
"Dieses kleine Syndikat scheint nur örtlich zu operieren, verfügt nicht über die notwendigen Ressourcen, diese gewaltige Anzahl an selbstmordbereiten Attentäter aufzustellen und hat dafür nach unseren momentanen Erkenntnissen auch keinerlei Motivation", argumentierte Rekaf und hatte damit wahrscheinlich nicht einmal so unrecht. Aber darum ging es Trixi ja auch gar nicht.
"Überprüfen wir die Faktenlage und nutzen die Initiative aus", meinte der Große dazu und sagte endlich mal etwas Sinnvolles.
"Gut, besuchen wir eben diesen Boss und fühlen ihm auf den Zahn!", pflichtete der Greifer ihr bei.

>Wird fortgesetzt<​
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ja ein sehr bizarrer Freizeitpark, den das Imperium da betreibt. Was die da alles beim Merchandising im Angebot haben, will ich gar nicht wissen…

Soweit halte ich deine Beschreibung einer Schreinwelt für ziemlich gelungen, in kleinerem Maßstab hat sich das wohl auch in der Realität so abgespielt, wobei ich dafür kein Experte bin. Allerdings habe ich nicht gegen das Prinzip des Pilgerns, wer das machen will, soll es ruhig tun.

Ich dachte ja jetzt eine Zeit lang, dass vielleicht mal ein bestimmtes Pilgerschiff auf diesem Planeten gelandet war und die Inquisition nun dessen Spuren verwischen wollte. Aber auf jeder von selbigem einmal angeflogenen Welt so eine Nummer abzuziehen, wäre dann wohl doch zu auffällig. Bin also weiterhin gespannt.
 
Das ist ja ein sehr bizarrer Freizeitpark, den das Imperium da betreibt. Was die da alles beim Merchandising im Angebot haben, will ich gar nicht wissen…

Ja, da hätte es äußerst bizarre Möglichkeiten gegeben, dass stimmt.

Soweit halte ich deine Beschreibung einer Schreinwelt für ziemlich gelungen, in kleinerem Maßstab hat sich das wohl auch in der Realität so abgespielt, wobei ich dafür kein Experte bin. Allerdings habe ich nicht gegen das Prinzip des Pilgerns, wer das machen will, soll es ruhig tun.

Gewisse Extreme gab es schon im Mittelalter. Ich habe mir das ganze nicht aus den Fingern gezogen, sondern an realen Ereignissen orientiert. Auch werden gewisse praktiken ebenfalls im "Blut der Märtyrer" beschrieben, eben auch die auswüchse mit den Bußstuben, die eigentlich nichts mehr sind als ein SM Studio mit religiösem Anstrich sind.

Ich dachte ja jetzt eine Zeit lang, dass vielleicht mal ein bestimmtes Pilgerschiff auf diesem Planeten gelandet war und die Inquisition nun dessen Spuren verwischen wollte. Aber auf jeder von selbigem einmal angeflogenen Welt so eine Nummer abzuziehen, wäre dann wohl doch zu auffällig. Bin also weiterhin gespannt.

Nein, das hat damit nichts zu tun.

Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Pfad der Märtyrer
Stätte der Heiligen Cintia
Speiseterrasse
Zeit: 2 271 998.M41
Person: Schwester Beatrice

Das Anwesen des Bosses des Syndikates des Bundes der Cintia thronte freistehend auf einem Hügel, umgeben von einer sehr hohen Mauer aus Stein. Es gab eines großes Zugangstor und eine Seitenpforte, beide mit massiven Torflügeln aus reich verziertem Plastoid verschlossen. Das Ganze sah eher wie ein Festung als wie ein Herrensitz aus. Dahinter konnte man die oberen Stockwerke herausragen sehen, die zwar prächtig verziert waren, aber Trixi fatal an das Gefängnis mit den engen vergitterten Fenstern erinnerten. So wie es aussah, lebte man als Boss nicht ungefährlich, sonst war diese Festung nicht nachvollziehbar. Offensichtlich war ihre kleine Aktion in der Stadt nicht unbemerkt geblieben, ebenso ihre Annäherung. Etwa ein Dutzend Männer in gepanzerten Trikotanzügen mit breiten Schultern und Repetierschrotflinten in den Händen erwartete sie nervös vor dem Tor. Eine ernstzunehmende Streitmacht. Rekaf war sichtlich unwohl in der Haut, Greifer und Großer machten einen entschlossenen Eindruck. Das war ihre Welt und deswegen war ihnen nicht bange. Trixi lud ihren Bolter demonstrativ durch, den sie in Vorhalte hielt.

"He ihr Penner, Eure Hurenmütter rufen zum verfickten Abendessen. Verpisst Euch, solange ihr noch auf den eigenen Beinen gehen könnt!", herrschte sie die Bande an, als sie noch etwa fünfzehn Meter entfernt waren. Die Männer waren mit der Situation sichtlich überfordert. Es kam wahrscheinlich selten vor, das man gleichzeitig der geballten Macht des Adeptus Arbites, des Adeptus Astartes und des Adeptus Sororitas gegenüber stand. Unbeeindruckt von der Masse der Gegner schritt sie in gleichbleibender Geschwindigkeit auf sie zu. Die ersten wichen seitlich aus und rannten dann an ihnen vorbei. Dann gab es für den Rest kein Halten mehr und sie orientierten sich in den rückwärtigen Raum. Mit ihrer bewährten Taktik trat sie gegen die Tür und musste feststellen, dass es Riegel gab, die ihr widerstehen konnten.

"Thronverdammt! So eine verfickte Scheiße!" Sie blickte die verputzte Mauer hoch, die eine Szene aus dem Leiden der heiligen Cintia zeigte. Blutrot und Hautfarbe waren die dominierenden Farben dieses Werkes. Dies war durchaus als Warnung zu verstehen, leg dich nicht mit dem Syndikat an oder du erleidest das, was der Heiligen widerfahren ist. Die Sororitas konnte sich vorstellen, dass einige der "Freiwilligen" der Passionsspiele nicht so ganz freiwillig die Martern erlitten. Die Mauer war mindestens sechs Meter hoch, manchmal mehr, da der Boden uneben war. Mit einem Wurfhaken wäre es leicht, sie zu überklettern, aber leider gehörte das nicht zur standardisierten Ausrüstung einer Sororitas. Grübelnd nahm sie den Helm wieder ab und zündete sich ein Lho-Stäbchen an. Tief inhalierte sie den beruhigenden Rauch. Seit sie sechs war, rauchte sie dieses Zeug. Es half ihr, den Kopf frei zu bekommen.

"Im Namen des Adeptus Arbites! Ihr habt dreißig Sekunden das Tor zu öffnen oder wir kommen rein!", brüllte Greifer in eine Gegensprechanlage aus Messing. Großer stand wie ein Ochse vor dem Berg unbeweglich da.
"Das Tor ist zu dick, um es mit meinem momentanen Möglichkeiten zu öffnen", meinte dieser schließlich. Wahrscheinlich hatte er es mit seinem Auspex gescannt. "Auch die Wand ist zu stabil, um einfach durchzubrechen. Ein halbes Kilo konventionelles Fycelin oder eine gut plazierte Melterladung könnte hier Wunder wirken, aber ich bin momentan damit nicht ausgerüstet."
"Rekaf, an die Pforte mit dir und schieß jeden nieder, der versucht zu fliehen! Großer, wir machen Räuberleiter und du hebst mich hoch bis zur Krone. Dann klettere ich rüber und mach dann das Scheißtor von Innen auf."
"Stone, geben Sie uns Deckung!" Dass der Große einfach so mit ihrem Plan ohne Diskussion einverstanden war, überraschte Trixi nun doch.

"Gut! Der Imperator ist mit jenen, die was tun!", kopierte sie eines von Heradines Leitsprüchen, die so abgrundtief während ihrer langwierigen Ausbildung von einer Novizin zur geweihten Schwester zu hassen gelernt hatte. Der Astartes stellte sich an die Mauer und formte seine Hand zu einer Steighilfe. Sie trat darauf und kletterte auf seinen Helm. Leider reichte das nicht ganz.
"He Großer! Heb mich hoch!" verlangte sie und er tat es. Sie erreichte die Mauerkrone, in der zerbrochene Glasflachsen und Stacheln eingebaut waren. Dank ihrer guten Rüstung musste sie diese Maßnahmen nicht fürchten. Ohne Verletzungsrisiko hockte sie auf der Krone ab, nahm den Bolter im Anschlag und spähte durch ihr Skope nach Heckenschützen. Offenbar war sie bis jetzt unbemerkt geblieben, da wohl alle eher auf das Tor starrten. Nun gut, sie arbeitete sich vor und spähte auf der anderen Seite nach unten. Der Boden war bepflanzt und ein freundlicher Busch erwartete sie unten. Der Garten selber war sehr gepflegt und weitläufig. Die Zufahrtsstraße war mit verschiedenfarbigen Pflastersteinen zu einem Mosaik gepflastert. Die Darstellung erschloss sich nur ab einer gewissen Höhe und war noch deutlich geschmackloser als die Bilder an der Mauer. Die Straße teilte sich zu einem Kreisel, wo Limousinen an die massive Treppe vorfahren konnten, die mit Statuen von leicht bekleideten weiblichen Heiligen gesäumt wurde. Eine kleine Straße führte beidseitig um das Anwesen herum, wahrscheinlich zu einer Garage oder einer Einfahrt für eine Tiefgarage. Im Kreisel befand sich ein großer Brunnen mit mehreren übereinander liegenden Becken verschiedenfarbiger Marmorarten. Das unterste Becken bildete eine gute Deckung vor Beschuss.

Sie schulterte wieder ihren Bolter, schob sich über die Krone, bis sie mit ausgestreckten Armen an der Kante hing. Dann ließ sie sich fallen, rutschte an der Wand entlang und knallte auf den weichen Erdboden. Geschickt rollte sie sich ab, kam auf die Beine und nahm den Bolter wieder in beide Hände. Noch immer rührte sich nichts, als sie anfing in Richtung des Tores zu sprinten. Dann pfiff das erste Projektil an ihrem Kopf vorbei und erinnerte sie daran, dass sie ihren verdammten Helm nicht wieder aufgesetzt hatte.

"Nur ich bin so total blöd!", schimpfte Schwester Beatrice auf sich selbst. Weitere Kugeln zischten an ihr vorbei und einige trommelten gegen ihre Rüstung, aber die hochwertigen Verbundwerkstoffe ließen sich von konventionellen Geschossen nicht wirklich beeindrucken. Solange keiner mit panzerbrechender Munition oder einem Hochenergielaser auf sie schoss, musste sie sich wenig Sorgen machen. Außer um ihr Köpfchen natürlich, das gänzlich schutzlos einem Projektil nicht wirklich stand halten würde. Wirkliche Angst hatte sie keine, nichts, was ihr noch passieren konnte wäre für sie neu. Zum Glück war sie innerhalb von drei Sekunden am Tor und schob den massiven Riegel von Hand zur Seite. Hätte man dafür einen Schlüssel gebraucht, wäre es ihre Ende gewesen, das hatte sie in ihrer Planung gar nicht berücksichtigt.

Kaum war das Tor entriegelt, sprang es auch schon auf und der rote Riese stand im Torrahmen und erwiderte das Feuer aus seinem Astartes Bolter im Godwin Schema. Seine Knarre war deutlich größer als die ihre, die neben seinem Teil schon beinahe wie ein Kinderspielzeug wirkte. Auch das Kaliber der Astartes Waffe war größer als ihres. Die lebendig gewordene Waffe des Imperators machte sich nützlich und brachte einiges an Gegenfeuer zum Schweigen. Sie huschte auf der anderen Seite in Deckung und erwiderte in aller Ruhe das Feuer. Eine Garbe zischte so scharf an ihrem Ohr vorbei, dass sie die Kugeln pfeifen hörte.

"Stone! Vorrücken zum Brunnen! Kleine! Feuerschutz!", brüllte der Astartes und der Arbites rannte mit seiner Schrotflinte in Vorhalte aus seiner sicheren Position heraus und zum Brunnen, welcher den Zugangsweg in einen Kreisverkehr aufteilte. Die Sororitas brachte ihren Bolter hoch, blickte durch das Skope, suchte sich ein Ziel und feuerte eine kurze Salve durch die Scharte, aus der ein Lauf eines Automatikgewehres ragte. Eine rote Wolke belohnte sie für ihre Bemühung. Sofort schwenkte ihr Bolter auf die nächste Scharte. Während sie vorher befeuert worden war, hatte sie einen kurzen Blick auf das Anwesen geworfen und das hatte gereicht, um sich jede Position eines Schützen zu merken. Wie auf einer Schießbahn schwenkte sie von Ziel zu Ziel, gab eine Zweiersalve ab und vernichtete das Ziel dahinter, falls es nicht schon seine Position gewechselt oder in Deckung gegangen war. Treffsicher und diszipliniert. Schade nur, dass Schwester Heradine sie so nicht in Aktion sehen konnte. Aber wahrscheinlich hätte die alte Eule an hundert Sachen doch was zu mäkeln. Stone hatte derweil den Brunnen erreicht und gab von dort nun Deckungsfeuer, während der Astartes nachlud.
"Kleine! Deckungsfeuer, bis ich am Brunnen bin, dann nachrücken!", befahl der Astartes.
"Warte Großer! Lade nach!", meinte sie kurz angebunden, warf das leere gebogene Magazin aus, schlug das frische gegen ihren Brustpanzer, sprach die notwendige rituelle Litanei, um Thady, so hatte sie den Maschinengeist ihres Bolters getauft, nicht zu verärgern, und rammte es dann in den Munitionsschacht. Im Skope leuchteten jetzt wieder die Zahl 30 für ein voll bestücktes Magazin, was fünfzehn todbringende Salven bedeutete. Die Feuerrate eines Bolters im Godwin-Deaz Schema war niedriger als eines im Astartes Godwin Schema. Trixi vermutete, dass Sororitas einfach bessere Schützinnen waren und deswegen weniger Projektile für ein Ziel brauchten. Oder die Kirche war einfach knausriger und wollte an den nicht ganz billigen Patronen sparen.

"Kannst Großer!", meinte sie dann und eröffnete das Feuer auf eine Scharte, aus der vor Kurzem noch geschossen wurde. Ziel der Übung war ja auch, den Feind dazu zu zwingen, den Kopf unten zu halten. Das Feuer hatte deutlich nachgelassen. Zum einen weil eine deutliche Anzahl der Arschlöcher ins Gras gebissen hatte, zum anderen, weil ein nicht unerheblicher Anteil der übrig gebliebenen Syndikatssoldaten dieses Möchtegern Syndikats in einem Anfall gesunden Menschenverstandes die Köpfe unten hielten, um ihren erbärmlichen Arsch zu retten. Der Astartes rannte los, bis er in unglaublich kurzer Zeit den Brunnen erreichte und dort abkniete.
"Folgen!", brüllte er und eröffnete wieder das Feuer. Sofort sprang sie auf und sprintete auf den Brunnen zu. Das Feuer wurde nicht mehr erwidert und unbeschadet erreichte sie die stabile Deckung.

"Gebt mir Deckung, ich öffne die Tür! Dann folgt ihr mir!", befahl der Große und wechselte seine Waffen. Nun hatte er ein Kettenschwert und eine Boltpistole in den Händen, während er seinen Bolter schulterte.

"Geht klar, Großer!", erwiderte Trixi und kniete ebenfalls ab. Ihr Bolter schwenkte von Scharte zu Scharte, ohne ein Ziel zu finden. Der Greifer rammte ein neues Magazin in seine Bleispritze und tat es ihr nach. Der Astartes sprintete mit seiner irrwitzigen Geschwindigkeit los, übersprang mehrere Stufen und krachte einfach in die massive Tür, die hielt. Aber die Zarge nicht und so krachte der Große ohne Probleme ins Anwesen.

"Das gibt dem Sprichwort, mit der Tür ins Haus fallen, eine ganz neue Definition", meinte der Greifer trocken in einem Anfall von spontanem Humor und sprang auf. Sie blieb kurz zurück, sah keine Ziele und folgte ihm. Aus dem Haus hörte sie das Brüllen der Boltpistole, eine kurze Salve einer Automatikwaffe und Schreie. Als sie die Empfangshalle betrat, lagen zwei Schergen in sehr großen Blutlachen, während drei andere mit erhobenen Händen dämlich aus der Wäsche glotzten. Einer stand in der Lache seines eigenen Urins.

"Verpisst euch, ihr Wichser!", herrschte sie die Typen an und nahm dann einen tiefen Zug von ihrem Lho-Stäbchen, das fast abgebrannt war. Die Kerle ließen sich nicht zweimal bitten und rannten aus dem Gebäude raus.

"Wohin nun?", fragte der Große, der sich suchend umblickte und wahrscheinlich aus den Daten seines internen Auspex schlau zu werden versuchte. Trixi hatte so ihre Vermutung, wo der Obermacker dieses Vereins sich aufhalten konnte. Der linke Flügel war höher und massiver, das war garantiert der Bereich, wo der Boss residierte. Im rechten Flügel wohnten höchstwahrscheinlich seine Leibwächter, befanden sich die Wirtschaftsräume und all das, was man brauchte, um ein Syndikat und einen Haushalt am Laufen zu halten. Also wandte sie sich nach links, zeigte auf eine repräsentative, doch massiv wirkende Tür, welche der Große mit einem herzhaften Tritt aus den Angeln sprengte. Einen eigenen Astartes als Türöffner zu haben hatte was richtig Erhebendes. Das konnten wahrlich wenige von sich behaupten. Sie dirigierte ihre kleine Gruppe durch ein Labyrinth von Räumen und Treppen. Die ganze Anlage war von Grund auf als Verteidigungsanlage konfiguriert worden. Aber dabei sollte Bequemlichkeit der Bewohner und ihr Repräsentationsanspruch nicht darunter leiden. Der Architekt hatte einiges an Kompromissen schließen müssen. Sie war in Syndikatshäusern und Verstecken aufgewachsen. In schäbigen, wie auch in sehr gehobenen. Letztendlich gab es immer gewisse Gemeinsamkeiten, aus der sie mit der ihr bekannten Außenansicht des Anwesens durchaus einen Lageplan extrapolieren konnte. Solche Sachen hatte sie schon als Kind gut gekonnt. Deswegen war sie nach einer sehr erfolgreichen Karriere als Taschendiebin zu den Einbrechern gekommen. Die Lüftungsschächte der Markropole waren in den Anwesen der Reichen so konzipiert, dass kein Erwachsener da durch konnte, ein gelenkiges Kind wie sie kam da noch recht gut durch. Sie war eine gute Einbrecherin gewesen, hatte viele gut dotierte Raubzüge für das Syndikat ermöglicht oder selbst durchgeführt. Nur wenn man sich schon früh einen Namen machte, kam man weiter. Die Vollmitgliedschaft war für einen Bastard schwer zu erreichen, für ein Mädchen noch schwerer. Sie musste doppelt so viel Beute anschaffen, um auch nur die Hälfte der Anerkennung zu kriegen wie ein männlicher Bastard.

Sie trafen auf dem Weg auf mehrere Syndikatssoldaten, die aber alle ihre Waffen wegwarfen, als sie ihnen ansichtig wurden. "Verpisst Euch!", verscheuchte sie die Kerle, die sich das nicht zweimal sagen ließen. Es stimmte schon, was Rekaf sagte, Syndikatssoldaten hatten ne große Lippe und einen breiten Gang, aber wenn sie waren keine Selbstmörder und wussten, wann sie Fersengeld zu geben hatten. Zielstrebig erreichten sie das Büro des Bosses. Für einen kurzen Moment spürte Trixi einen Anflug von Stolz, dass sie den Kerl ohne Umwege gefunden hatte. Aber Stolz war eine Sünde, so kämpfte sie dagegen an und fokussierte all ihren Hass auf den Boss. Ein Mann um die Fünfzig, leicht füllig aber trainiert, seine Haare gingen ihm schon etwas vorne aus und er hatte einen reich verzierten Revolver eines verdammt großen Kalibers in den Händen. Da sie vorausging, blickte sie direkt in die übergroße Mündung. Im nächsten Moment explodierte der Schädel des Mannes, als ein massereaktives Geschoss durch sein linkes Auge in sein Schädel drang. Ohne es zu merken hatte Trixi abgedrückt.

Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Pfad der Märtyrer
Stätte der Heiligen Cintia
Pilgerheim
Zeit: 2 271 998.M41
Person: Schwester Beatrice

Die Kante eines schlecht behauenen Bruchsteines drückte in ihren nackten Rücken. Die Zellen in diesem schäbigen Pilgerheim hatten unverputzte Wände. Aber diese waren noch frei gewesen und Trixi wollte einfach nur allein sein. Natürlich hätten sie auch die Gastfreundschaft des regionalen Bischofs in Anspruch nehmen können, aber das hatte Trixi nicht gewollt. In der spartanisch eingerichteten Zelle stand nur ein Rüstungsständer als einzigen Einrichtungsgegenstand. Sie saß auf einer Strohmatratze, die ziemlich muffelte. Die Decke war kratzig und rau. Aber das war ihr gerade recht. Ein kleiner flackender Lumen mit einem offensichtlich missgelaunten Maschinengeist an der Decke sorgte für gedämpfte Beleuchtung. Schwester Beatrice blickte dem Rauch nach, den sie aus ihren Lungen blies, bevor sie wieder an ihrem Lho-Stäbchen zog. Die Asche schnippte sie von Zeit zu Zeit in eine leere Bolterhülse. Rekaf hatte die ganze Aktion als offizielle Maßnahme gegen die Attentäter des Erzkardinals den regionalen Greifern verkauft. Genau genommen stimmte das ja auch. Würden sie hier nicht nach Phantomen haschen, wären sie nicht hier gewesen. Am liebsten würde sie sich geißeln, sich den Rücken aufreißen und die Sühnegebete sprechen. Aber seine Heiligkeit hatte ihr verboten, sich selbst zu verletzen.

Schwester Beatrice hatte versucht zu beten, zu meditieren, aber vor ihrem Inneren Auge sah sie immer nur den Kopf explodieren. Genau genommen wusste sie noch nicht einmal, wie der Kerl wirklich ausgesehen hatte, trotzdem konnte sie in dem Gesicht jedes Detail erkennen. Allerdings dies nicht das Gesicht des Mannes, den sie heute erschossen hatte. Es war das Gesicht ihres Vaters, dass Gesicht, auf das sie geschossen hatte.

Ihr Vater war ein mächtiger Syndikatsboss gewesen. Dreimal hatte sie ihn persönlich getroffen, als er ihre Mutter besuchte. Jedes Mal brachte er Spielzeug für sie mit, einmal eine Babypuppe mit Porzellankopf, dann ein Kuscheltier in der Form eines Bären und schließlich eine erwachsene kleine Anziehpuppe mit zwanzig Kostümen. In ihrer damaligen Naivität hatte sie geglaubt, ihr Vater hätte dieses Spielzeug nur für sie gekauft. Sich überlegt, mit was er seiner Tochter eine Freude machen konnte. Natürlich hatte einer seiner Soldaten beim Kassieren von Schutzgeld bei einem Spielzeughändler auch gleich das Spielzeug mitgehen lassen. Wahrscheinlich hatte ihr Vater einen Vorrat an Spielzeug für seine Bastarde, schließlich war sie nicht sein einziges Kind. Ein Mann an der Spitze musste nicht nur führen können, sondern auch seine Manneskraft unter Beweis stellen. Trotzdem hatte sie sich sehr über die Geschenke gefreut. Am Anfang war sie stolz gewesen, dass ihr Vater der Boss war und es hatte ihr auch sicherlich den einen oder anderen Vorteil verschafft. Kein Aufpasser würde die Tochter des Bosses einfach verheizen oder ihr die risikoreichste Arbeit geben. Das sie jemand anfasste oder zu etwas Sexuellem zwang, war eh ausgeschlossen gewesen. Ein Syndikat beging fast jedes Verbrechen, aber man hasste Kinderficker und Schwanzlutscher. Da wurden keine Kompromisse gemacht, so was war das Letzte und wurde mit dem Tod bestraft. Als die Greifer sie schnappten, wurde sie zu einem Objekt, das eine Botschaft an ihren Vater übertrug. Deswegen folterten die Greifer sie erbarmungslos, brachen ihr Fingerknochen und verkrüppelten sie. Seine Heiligkeit hatte schließlich ihren Körper wieder geheilt. Und sie zu einer Sororitas gemacht. Nicht dass sie das hätte werden wollen. In die Endstation war nur ihre Mutter sie besuchen kommen, hatte immer nützliche Geschenke mitgebracht, die man gut gegen Gefälligkeiten tauschen konnte. Auch hatte ihre Mutter versucht, die Greifer zu schmieren, um sie herauszuboxen, was leider aufgrund der besonderen Umstände keine Früchte getragen hatte. Am Tag ihrer Weihe war ihre Mutter in der Kathedrale gewesen, züchtig gekleidet wie eine Dame von Welt. Aber ihr Vater war nicht erschienen, auch wie er sich sonst nie um sie geschert hatte. Und nun bezahlte er dafür. Oder stellvertretend das Arschloch, dem sie heute den Kopf weggeschossen hatte.

Die junge rothaarige Frau merkte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Dann fing sie an zu schluchzen. Vieles was sie in den letzten Monaten in sich hinein gefressen hatte, brach sich Bahn. Sie hörte gewichtige Schritte, dann klopfte es an die Tür.

"Verpiss dich! Großer!", rief sie schluchzend, aber der unsensible Engel des Todes öffnete einfach die Tür. Geradeso quetschte er sich durch den Türrahmen in die enge Zelle. In seiner massiven Servorüstung passte er hier hinein wie eine Faust ins Auge.
"Es gehört sich nicht das Gemach einer Dame zu betreten, wenn sie es nicht erlaubt", fauchte sie ihn an, ihr Tränen wegwischend. Sie musste schrecklich aussehen, da sie ihre Augen mit Kajal umrundete und das bestimmt verlaufen war.
"Das ist aber nicht das Gemach einer Dame!", konterte der Große, schloss vorsichtig die Tür hinter sich und hockte sich einfach ungefragt hin.
"Unter der Decke bin ich nackt!", zischte sie ihn empört an und linste nach ihrem Bolter, der am Rüstungsständer hing.
"Du glaubst gar nicht, wie wenig mich das interessiert", meinte er schon beinahe sanft und nahm seinen Helm ab. Sie blickte in sein vernarbtes Gesicht, sah die beiden Nägel, die für je ein Jahrhundert Dienst standen.
"Was willst du?"
"Mit dir reden."
"Das hast du nun und jetzt verpiss dich endlich!"
"Es gibt wenige Menschen, die so unverschämt und respektlos sind wie du."
"Mag sein, und?"
"Ich frage mich, was das heute sollte."
"Wir haben ein paar Möchtegern-Berufsverbrecher ihrer gerechten Strafe zugeführt. Ich bin sicher, dem Greifer geht jetzt einer ab."
"Sie auf offener Straße zusammenzuschlagen oder sie zu erschießen hat nichts mit imperialer Rechtsprechung zu tun. Selbst ich weiß das. Und du weißt das auch."
"Ihr habt alle mitgemacht."
"Stimmt, es war ein willkommenes Ventil um unsere aufgebaute Frustration über den bisherigen Missionsablauf abzubauen. Wir hatten einen sichtbaren Feind und haben ihn vernichtet. Trotzdem ist es vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Ich hätte dich früher stoppen sollen, bevor wir mehr als ein Dutzend Tote produziert haben. Das ist mein Fehler gewesen und werde dafür auch die Verantwortung übernehmen. Also, warum das alles?" Trixi konnte sehen, welch Mühe sich der Große gab, von seinem üblichen abgehakten militärisch prägnanten Sprachschema abzuweichen.
"Hältst du dich jetzt für seine Heiligkeit und willst meine Seele retten?"
"Nein, so etwas überlasse ich lieber dem Erzkardinal. Aber ich frage mich, kann ich mich auf dich verlassen?"
"Ich tu meinen Job! Also lass mich verdammt noch mal in Ruhe und zieh verdammt noch mal endlich Leine!"
"Das bezweifle ich doch sehr. Etwas hat dich vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht, dich aus deiner üblichen Lethargie gerissen und dich in eine Kampfmaschine verwandelt. Warum?" Trixi nahm einen tiefen Zug, ließ den Rauch in Richtung des Großen entweichen und drückte das aufgerauchte Stäbchen in der Bolterhülse aus. Normalerweise wurden solche Hülsen wiederverwendet oder als Reliquien benutzt. Es war schon beinahe ein kleines Sakrileg, die Messinghülse als Aschenbecher zu missbrauchen.

"Warum? Ich könnte es dir erklären, aber du würdest es nicht verstehen, du kommst nicht aus meiner Welt."
"Die Welt des Verbrechens?"
"Yo! Der wunderbaren Welt der Syndikate. Es gibt dort in dieser Welt durchaus einen Codex. Er ist in einigen Punkten eindeutig. Fick keine Kinder, Männer dürfen keine Männer ficken und bestiehl keine Armen. Und diese miesen Wichser haben eine arme Pilgerin bestohlen. Wahrscheinlich ficken sie auch Kinder, Ziegen, Grox und andere Männer."
"Und deswegen das ganze Blutvergießen?"
"Yo!", meinte sie und nahm ein neues Stäbchen aus ihrem Etui und zündete es mit einem verchromten Feuerzeug an, auf dem auf der Vorderseite ein Fleur-de-Lys und auf der Rückseite die Säule mit den Engelsflügeln abgebildet war.
"Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass die Verbrecher hier vielleicht einen ganz anderen Codex haben könnten?"
"Ist nicht mein Problem", meinte die Sororitas pampig. Der Große seufzte und sah ein, dass sie momentan nicht bereit war, sich ernsthaft mit der Materie auseinander zu setzen.

"Wie konntest du den Attentäter im Gang bei vollständiger Dunkelheit sehen?", fragte er sie abrupt ein anderes Thema anschneidend.
"Hä?"
"Der letzte Angriff auf den Erzkardinal. Du hast die angreifende Opposition in vollständiger Dunkelheit gesehen. Und ich frage mich, wie hast du das gemacht? Kein Helm, kein augmetischen Augen und dein Skope hat keine so gute Nachtsichtfunktion um mit meinem Visor mithalten zu können. Also, wie hast du sie sehen können?" Der Große sah sie fragend an.
"Ich wusste einfach, dass sie da oben über uns waren", antwortete sie wahrheitsgemäß.
"Aha?"
"Weibliche Intuition", erklärte sie, obwohl sie wusste, dass dies nicht alles war.
"Die Ausrede von Frauen seit Jahrtausenden. Woher also?"
"Ich wusste es eben! Ist doch kein Hexenwerk, verdammte Scheiße nochmal!"
"Doch, genau das ist es eigentlich schon….", dehnte der Große den Satz aus. Sie sah ihn ganz normal weiter an und schwieg dazu. Die Stille dehnte sich zwischen ihnen aus und füllte den Raum.

"Warum sind wir hier?", wechselte der Astartes das Thema, nachdem Leon eingesehen hatte, dass er so nicht bei ihr landen konnte.
"Verarsch mich nicht, dass weißt du ganz genau."
"Ich will es aber von dir hören." Da der Große so verdammt stur sein konnte, seufzte Trixi bevor sie antwortete.
"Wir sind hier, weil wir diesen furchtbaren Schlamassel aufklären müssen."
"Das ist unsere Mission. Aber warum wir?"
"Weil die dämliche Maid vier verwichste Zettel aus diesem Scheiß Kübel gezogen hat, deswegen!"
"Ich kann Repax nachvollziehen. Der Mann ist gescheit, kann mit Cogitatoren umgehen, kennt die Interna des Erzkardinals und ist nicht auf dem Kopf gefallen. Und er weiß mehr, als er zu sagen bereit ist. Aber die restlichen drei? Stone ist ein degradierter Arbitrator mit einem äußerst niedrigen Dienstrang, neu hier und ihn kennt niemand. Ich weiß inzwischen, dass Stone über einen sehr hohen professionellen Standard verfügt, aber wer sonst? Wer hat ihn also auf einen der Zettel geschrieben?"
"Vielleicht sein Vorgesetzter in der Hoffnung, seinen dämlichsten Greifer loszuwerden?"
"Und wer hat mich auf einen Zettel geschrieben?"
"Du bist ein Astartes, vielleicht dachte jemand, in deinem großen Schädel ist auch ein großes Hirn."
"Und wer hat dich drauf geschrieben?"
"Keine Ahnung, Procurata Heradine vielleicht um mich loszuwerden?"
"Procurata Heradine ist nicht so fahrlässig, jemand wie dich auf die Bevölkerung von Tawkor loszulassen. Niemand ist so fahrlässig, dir mehr als das Anstreichen von Gängen zuzumuten."
"Danke Großer! Hast ja ne echt hohe Meinung von mir", meinte Trixi eingeschnappt, die für dieses Gespräch nichts übrig hatte. Ihr ging es am Arsch vorbei, warum sie hier war. Sie wollte nur wissen, wie sie aus diesem Scheiß wieder herauskam.
"Ich denke, der Erzkardinal hat uns zusammen gestellt."
"Wie soll das gehen? Das wurde doch per Los entschieden."
"Ich bin der festen Überzeugung, dass der Erzkardinal uns zusammen gestellt hat und er macht nie etwas ohne Grund. Er glaubt oder weiß, dass wir in dieser Konstellation die Mission erfolgreich abschließen können."
"Wie er wohl darauf nur kommt?"
"Das entzieht sich meiner Kenntnis. Und falls du weiterhin nur quengelst oder einfach so Leute umbringst, werden wir die Mission in keinem akzeptablen Zeitrahmen erfolgreich abschließen. Also reiß dich nun zusammen und gemeinsam knacken wir das Rätsel! Wir sehen uns morgen um Siebenhundert im Frühstücksraum, dort besprechen wir unsere weitere Vorgehensweise. Analysiere bis dahin dein heutiges Verhalten auf Verbesserungsmöglichkeiten für zukünftige Aktionen." Damit stand er auf und bequemte sich endlich zu gehen. Trixi sah im kommentarlos nach, bis er die Tür hinter sich zugemacht hatte. Inzwischen waren ihre Tränen getrocknet und sie schloss die Augen. Gierig sog sie den beruhigenden Rauch in ihre Lungen und dachte über die Worte des Großen nach.

Gedanke des Tages
Ein Kapitel mit etwas Hintergrund der Charaktere, Beschreibung des (Un)wesen des Pilgergeschäftes und etwas Action. Ich wollte einfach darstellen, was für teilweise perverse auswüchse das Pilgerwesen nehmen kann. Die frühen christlichen Heiligen haben meist das gemeinsame Merkmal, dass sie äußerst brutal zu Tode gefoltert wurden. Das ist auch imperialen Raum so, wenn man sich so die wenigen offiziellen Heiligen ansieht. Es gibt natürlich auch Heilige, die durch ihre Taten berühmt und heilig wurden, wie Thor, Macharius, Drusus, etc. Neben den schon folterpornoartigen Auswüchsen des Pilgerpfades wollte ich auch dunkleren Aspekte etwas ausleuchten. Taschendiebstahl und Prostitution. Wobei der Fokus in diesem Kapitel auf dem profanen Verbrechen lag.

Diesmal lag der Schwerpunkt ganz klar auf Schwester Beatrice, ein großer Teil ihres früheren Lebens wurde nun erzählt und warum jemand wie sie zur Sororitas wurde. Sie verbirgt ihre Verletzlichkeit und tiefen seelischen Wunden unter einer Schale aus Obszönitäten und Unverschämtheiten. Sie soll irritieren und auch anecken. Auch Stone wurde etwas näher beleuchtet, auch wenn er nicht im Rampenlicht stand.

Ich empfinde das Kapitel als recht gelungen, eine gute Mischung aus allem irgendwie.
 
wow mal wieder sehr guz
es gab teile wo man lachen und sich auf die schenkel klopfen musste:
Trixi lud ihren Bolter demonstrativ durch, den sie in Vorhalte hielt.

"He ihr Penner, Eure Hurenmütter rufen zum verfickten Abendessen. Verpisst Euch, solange ihr noch auf den eigenen Beinen gehen könnt!", herrschte sie die Bande an, als sie noch etwa fünfzehn Meter entfernt waren. Die Männer waren mit der Situation sichtlich überfordert. Es kam wahrscheinlich selten vor, das man gleichzeitig der geballten Macht des Adeptus Arbites, des Adeptus Astartes und des Adeptus Sororitas gegenüber stand.
Der Astartes sprintete mit seiner irrwitzigen Geschwindigkeit los, übersprang mehrere Stufen und krachte einfach in die massive Tür, die hielt. Aber die Zarge nicht und so krachte der Große ohne Probleme ins Anwesen.

"Das gibt dem Sprichwort, mit der Tür ins Haus fallen, eine ganz neue Definition", meinte der Greifer trocken in einem Anfall von spontanem Humor und sprang auf.

ABER es gibt auch teile wo man nachdenklich wird:
Die junge rothaarige Frau merkte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Dann fing sie an zu schluchzen. Vieles was sie in den letzten Monaten in sich hinein gefressen hatte, brach sich Bahn. Sie hörte gewichtige Schritte, dann klopfte es an die Tür.

"Verpiss dich! Großer!", rief sie schluchzend, aber der unsensible Engel des Todes öffnete einfach die Tür. Geradeso quetschte er sich durch den Türrahmen in die enge Zelle. In seiner massiven Servorüstung passte er hier hinein wie eine Faust ins Auge.
"Es gehört sich nicht das Gemach einer Dame zu betreten, wenn sie es nicht erlaubt", fauchte sie ihn an, ihr Tränen wegwischend. Sie musste schrecklich aussehen, da sie ihre Augen mit Kajal umrundete und das bestimmt verlaufen war.
"Das ist aber nicht das Gemach einer Dame!", konterte der Große, schloss vorsichtig die Tür hinter sich und hockte sich einfach ungefragt hin.

eine sehr sehr gute geschichte
(hast du schonmal darüber nachgedacht GW ein angebot zu schreiben??)

genaro1998
 
Danke für die Rückmeldungen.

Persona Dramatis
Thaddäus Felta - Erzkardinal von Tawkor, ehemaliger Konfessor der Endstation von Cresidia III
Bruder Leon von den "Red Lion" - Astartes, Leibwächter und Sicherheitschef des Erzkardinals, trägt eine rote Rüstung
Schwester Beatrice "Trixi" - Junge, äußerst freche Sororitas
Arbitrator Stone - auf Tawkor zwangsversetzter Arbitrator, Mitglied der Ermittlergruppe
Schreiber Repax - Assistent des Erzkardinals und Mitglied der Ermittlergruppe
Rechnungsprüfer Johaf - ermordeter Schreiber und Rechnungsbuchprüfer
Procurata Heradine - Stammt aus Boonhaven und predigt oft von ihrem toten Bruder, war im Ruhestand auf und trat aus religiösen Gründen zurück in den aktiven Dienst, um Bruder Thaddäus zu schützen.
Lord Kommissar Paston - Hat im Dienst für den Imperator beide Beine und den linken Arm verloren, ebenso beide Augen und sein Schädel besteht mehr aus Stahl aus Fleisch. Fährt in einem kleinen Panzer durch die Gegend

Kapitel 4

Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Pfad der Märtyrer
Stätte der Heiligen Cintia
Pilgerheim
Zeit: 2 272 998.M41
Person: Bruder Leon

"Nun gut", seufzte Leon resigniert, "schauen wir uns an, was dem Schreiber bei den eingekreisten Namen aufgefallen ist. Aus irgendeinem Grund muss er doch den Zettel gerettet haben!" Er saß mit seinen Leuten an einem steinernen Tisch mit steinernen Bänken im Frühstücksraum des einfachen Pilgerheimes. Er saß etwas zurückgesetzt, da er mit seinen Beinen nicht unter den Tisch passte.

"Die eingekreisten Namen haben hier aber keine gigantischen Statuen oder Kathedralen!", meinte Trixi mit vollem Mund, auf eine inzwischen bekannte Tatsache bezugnehmend, dass die eingekreisten Namen gar keine Kultstätten auf Tawkor besaßen. Die Sororitas machte einen gefassten Eindruck, während sie ihr Frühstück aus süßem Brei in sich hinein schaufelte, als gäbe es danach nichts mehr zu essen.

"Crassus war ein General des Macharius. Suchen wir dort nach ihm", schlug Bruder Leon vor, der sich intensiv mit den Feldzügen des Macharius auseinander gesetzt hatte. Die Red Lions waren einer der siebzig Orden gewesen, welche die danach ausbrechenden Diadochenkriege zwischen den Generälen beendet hatten. Und Crassus war der einzige dem Imperium loyal gebliebene General. Oder besser gesagt, er hatte sich schnell genug um die Unterstützung des Senats gekümmert und so seine Ansprüche auf die Nachfolge von Macharius und seinem Erbe offiziell gemacht hatte. Die Anlage war nur knapp hundertfünfzig Kilometer von hier. Es war natürlich fraglich, ob sie dort etwas finden würden, aber alles war besser als nur herum zu sitzen und nichts zu tun.

Sie schwangen sich auf ihre Motorräder und fuhren los. Trixi klammerte sich an ihm fest. Die Straße war gut ausgebaut, aber nur wenig befahren. Allerdings gab es viele Fußgänger auf den Seitenstreifen. Arme Pilger, die sich eine Bahnfahrt oder gar einen Transfer mit einem Zeppelin nicht leisten konnten. In regelmäßigen Abständen gab es kleine Pilgerheime und Kapellen. Für das leibliche und geistige Wohl war auch hier Bestens gesorgt. Über ihnen zog ein Frachtzeppelin einsam seine Bahn. In großer Höhe waren die Kondensstreifen von zwei Avenger der hiesigen Miliz auf Patrouille zu sehen. Ohne Probleme erreichten sie nach zwei Stunden das Areal des Macharius.

Die Statue des Macharius war relativ klein mit nur einem Kilometer Höhe. Seine Statue war bar jeden goldenen Schmuckes. Dafür waren die umliegenden Gipfel zu einem gigantischen Schlachtenpanorama umgestaltet worden. Teilweise wurde immer noch an den weitläufigen Szenen gearbeitet. Jeder Soldat oder Xenos war zwischen fünfzig und hundert Meter hoch. Auch einige gewaltige Leman Russ Kampfpanzer waren aus dem Fels geschlagen worden. Einer dieser Panzer war ausgehöhlt und zu einer gigantischen Gedenkstätte umgebaut worden. In den gewaltigen Hallen war jeder Baureihe von Waffen ein eigener Schrein gewidmet, wo der betreffende Schutzheilige samt entsprechender Waffe ausgestellt war. Jede Waffe im Imperium, selbst die unzähligen Baureihen von Lasergewehren, hatten ihren eigenen Heiligen. Damit konnte Leon schon mehr anfangen und ließ es sich nicht nehmen, diese gewaltige Ausstellung militärischen Ausrüstungsgutes zu inspizieren. Auch Crassus war ein Schrein und eine eigene Baureihe schwerer Maschinengewehre wie auch ein gewaltiges Transportfahrzeug geweiht, das es allerdings nur als Modell im Maßstab eins zu achtundvierzig zu bestaunen gab. Ein paar schön bemalte Miniaturen, welche den General mit seinem Gefolge zeigen sollte, rundeten das kleine Diorama mit dem Fahrzeug in einer Vitrine ab. Leider konnten die dort tätigen Kleriker sich nicht an den Schreiber Johaf erinnern. Auch unterschied sich dieser Schrein in keinster Weise mit den tausenden anderer in diesem gewaltigen Gebäude.

"Hier kommen wir nicht weiter!", stellte Trixi fest. Und zum ersten Mal war Leon mit ihr vollständig einer Meinung. Er betrachtete die mit nur fünf Meter hohen Statue geradezu vergleichsweise winzig wirkenden Crassus in der ihm geweihten kleinen Kapelle.
"Entschuldigen Sie" Einer der Fratas, ein älterer Mann mit ergrauten Haaren in einfachen Robe, war etwas schüchtern näher getreten. "Falls Sie sich für die Reliquien von General Borgen Crassus interessieren, die befinden sich in seinem eigentlichen Schrein."
"Ich dachte, das hier wäre sein Schrein?"
"Hier werden nur allgemeine Waffen und ihre Heiligen gezeigt. Aber es gibt noch einen richtigen Schrein für diesen großen General. Der befindet sich etwas mehr als fünfzig Kilometer von hier." Der Fratas gab ihnen eine Wegbeschreibung und zog sich dann wieder zurück.

"Seltsam, im offiziellen Pilgerführer ist der nicht vermerkt!" Repax hatte die Seiten für diesen Bereich aufgeschlagen und in der Tat war nichts davon erwähnt. Vielleicht kamen sie dort weiter. Sie fuhren mit ihren Bikes zu der angegebenen Straße. Anfangs war es ein prächtiger Boulevard. Rechts und links reihten sich Pilgerheime, Kirchen, Veteranenheime des Munitorums und Gedenkhallen auf. Ab und zu fuhren sie durch einen der vielen Triumphbögen, für jeden Sieg des Macharius einen. Dann wurde die Straße schmal. Hier waren nun die Habs für die normale Bevölkerung, welche die Infrastruktur stellte. Auch die der Steinmetze und Arbeiter für die gewaltigen Baustellen. Dann endete die gepflasterte Straße und ging über in eine Kiesstraße, die sich durch eine schnell einsam werdende Einöde zog. Vegetation war auf diesem Kontinent eh Mangelware und hier wuchsen nur Büsche. Es war zu sehen, dass hier irgendwann noch weitere gigantische Figuren aus dem Fels geschlagen werden sollten, aber bis auf ein paar Markierungen war nichts zu sehen. Sie folgten weiter dem etwas besseren Feldweg. Anderer Verkehr oder Pilger begegneten ihnen keine. Nur über ihnen war eine Zeitlang ein Zeppelin zu sehen, der sie schließlich aber mit seinem Impellerantrieb überholte. Der immer schlechter werdende Weg wand sich durch die Berge. Schließlich waren sie länger als die fünfzig Kilometer unterwegs und Leon zog es schon in Erwägung, dass der Fratas sie vielleicht in die Irre geführt hatte. Oder in einen Hinterhalt. Allerdings zeigte sein Auspex keine weiteren Bewegungen im weiten Umkreis an. Sie waren hier allein im Nirgendwo.

Dann fuhren sie in ein weitläufiges Hochtal. Die umliegenden Gipfel waren recht niedrig, wahrscheinlich hatte man deswegen hier noch keine Statuen errichtet. Allerdings ragten nun überall Eisenstangen aus dem Boden, die verrostet waren. Leon schätzte, dass sie Vermessungsstäbe gewesen waren und diese Straßen oder Baugrundstücke markierten. Hier und da waren sogar Gruben ausgehoben worden und mehrere Rampen führten ins Nichts. Sie fuhren praktisch durch eine Anlage, die nie gebaut worden war, aber durchaus wohl geplant war. Schließlich fanden sie im Talkessel selbst eine kleine Kirche und ein einstöckiges Pilgerheim aus Bruchstein. Leon ließ sein Bike ausrollen und bockte es neben dem Kircheneingang auf. Die Kirche war für etwa hundert Personen ausgelegt. Die Tür war aus wurmstichigen Holz, aber mit handwerklich hochwertigen Schnitzereien versehen, die wohl Taten des Crassus darstellten. Er öffnete die Tür und betrat mit den anderen im Schlepptau die kleine Kirche mit zwölf Sitzbänken, die in zwei Reihen zu je sechs zum Mittelgang aufgereiht waren. Eine einsame ergraute Pilgerin saß auf einer der Bänke und schreckte scheinbar aus dem Gebet auf, als sie eintraten. Die etwas schlampig frisierte Frau trug einfache Kleidung und war barfuß. Ein Kleriker trat aus einer Seitentüre herein und richtete sein Ornat. Der Mann hatte eine vom Schweiß glänzende Glatze und war etwa fünfzig Jahre alt.

"Willkommen in der Kirche des Heiligen Crassus!", begrüßte er sie überschwänglich. "Ein leibhaftiger Astartes in dieser bescheidenen Halle! Der Gottimperator segnet diesen Ort! Mein Name ist Vater Sikan."
"Mein Name ist Bruder Leon von den Red Lions. Das ist Schwester Beatrice, Arbites Stone und Schreiber Repax", stellte Leon sich und seine Begleiter vor.
"Eine leibhaftige Sororitas sollte man auch als Segen empfinden", murmelte Trixi, die vorher sogar ihr Lho-Stäbchen vor dem Eingang ausgedrückt hatte.
"Viel Besuch scheint ihr hier nicht zu haben", stellte Leon fest und blickte sich weiter um. Der Altarstein war aus rotem Marmor und mit Gold verziert. Der übliche Aquila war ausgearbeitet. Dahinter stand ein mit fünf Metern Höhe im Gegensatz sonstiger Statuen geradezu winziger Crassus, offenbar eine Kopie jener aus dem Schrein. Dahinter waren mehrere gotische steinerne Schreine zu sehen, die sich im Halbrund aufreihten.

"In der Tat, diese Kirche liegt leider etwas abgelegen von den populäreren Pilgerstätten. Wollen Sie die Reliquien sehen?"
"Aber sicher doch!", preschte Repax vor. Dienstbeflissen führte der Kleriker sie zum Bereiche der Schreine, die recht einfach gehalten waren. Jede Nische barg auf einem Sockel ein mehr oder weniger prächtig gearbeitetes Reliquiengefäß. Für sich gesehen waren sie prächtig und handwerklich gut gearbeitet, aber wenn man tagelang nur wirklich äußerst verschwenderisch eingerichtete und gigantische Kathedralen besucht hatte, war dies hier einfach geradezu armseelig. Die Reliquien waren auch nicht gerade hochgradig. Ein Gefäß enthielt nur ein Haar, ein anderes die Hülse einer angeblich von Crassus abgefeuerten Boltpatrone. Keine Knochen, kein Schädel, kein wirkliches herausragendes Teil, wie man es sonst hier auf Tawkor zu sehen bekam. Allerdings war nichts von dem jetzt irgendwie bemerkenswert. Was war hier dem Schreiber so wichtig gewesen, dass er den Namen auf eine Liste gesetzt hatte?

"Vater Sikan, kennen Sie diesen Mann?" fragte Stone und zeigte die Lithographie von Johaf. Der Kleriker kniff die Augen zusammen und hielt das Bild weit von sich. Er schien kurz zu überlegen, wahrscheinlich ob er die Wahrheit sagen sollte oder nicht.
"Ja, der Mann war kürzlich hier", gab der Kleriker schließlich zu und sah sie etwas nervös an.
"Keine Angst, wir sind nicht hier, weil du mit einer alten Pilgerin herum vögelst. Uns ist es egal, ob du die alte Vogelscheuche fickst", meinte die Sororitas unverblümt. Leon blickte kurz irritiert zu Trixi und dann zum Kleriker, der rot anlief. "Erzähl uns alles, was du weißt, dann erfährt niemand was hier läuft." Die Schultern des Mannes sackten kurz zusammen, dann seufzte er.

"Ja, er war hier, hat sich umgesehen und viele Fragen gestellt. Dann hat er sich meine Bücher angesehen und hat gelacht."
"Warum hat er gelacht?" bohrte Stone nach.
"Ich bin nicht sicher. Er murmelte etwas in sich hinein."
"Und was sagte er?", fragte der Arbites lauernd weiter.
"Ich habe es nicht genau verstehen können, so was wie, das ist also nun zwei Billionen Throne wert."
"Zwei Billionen Throne?"
"Ja, dass glaubte ich zu verstehen."

"Zeigen Sie uns einfach mal die Bücher", forderte Repax und der Kleriker trottete voraus in das kleine Nebengebäude, wo er auch seine Dienstwohnung hatte. Er hatte nur zwei Zimmer, sein Bett war zerwühlt und darunter lugten zwei Frauensandalen hervor. Wahrscheinlich hatte er gerade mit seiner Freundin Unzucht getrieben, als sie hereingeplatzt waren. Die Wände waren mit Zeichnungen und Plänen bedeckt. Wahrscheinlich sollte mal so die ganze Anlage aussehen. Der Priester schloss einen Sekretär auf und legte mehrere Bücher auf die Platte. Da es vier waren und alle sich eines griffen, nahm sich auch Leon eines. Es war voller Zahlenreihen. Ausgaben und Einnahmen der letzten Jahrzehnte, teilweise im einstelligen Thronbereich. Die Schriften änderten sich mehrmals im Laufe der Zeit. Der Marine konnte sich vorstellen, dass dieser Posten nicht mit den Leuten besetzt wurde, die eine glänzende Karriere noch vor sich hatten. Einige Zahlen waren recht zittrig, vielleicht von einem Alkoholiker oder Altersschwachen. Ohne schlauer zu sein, legte er das Buch zurück. Trixi hatte ihres schon zurückgelegt und sie schlenderte gelangweilt durch den Raum und sah sich die Bilder an den Wänden an. Leon konnte hier nicht mal richtig aufrecht stehen und verließ das Zimmer. Das Hochtal ragte um ihn herum hoch und jetzt wo er die Bilder kannte, formten sich aus den Massiv verschiedene Personengruppen. Ein einsamer Frachtzeppelin kam gerade über die Gipfel geschwebt.
"Wann wird hier begonnen zu bauen?", fragte er den Kleriker, der ebenfalls nervös heraus getreten war. Die barfüßige Pilgerin huschte mit gesenktem Haupt an ihnen vorbei in die kleine Wohnung.

"Gar nicht. Das Projekt wurde abgeblasen, nachdem die Ankauf einiger wichtiger Reliquien nicht gelang. Der heilige General Borgen Crassus ist im Segmentum Pacificus sehr beliebt und seine Reliquien entsprechend sehr geschätzt. Damit sind die in Thronen fast unbezahlbar."
"Das ist natürlich sehr schade. Die Schlachtenszenen sind sehr dynamisch. Ich kann sie förmlich vor meinem inneren Auge sehen." Vater Sikan seufzte.
"Ja, dass wären gut angelegte zwei Billionen Throne gewesen."
"Das hätte zwei Billionen gekostet? Das hat auch der Schreiber Johaf vor sich hin gemurmelt."
"So habe ich ihn verstanden, aber der Betrag wurde ja nie ausgegeben."
"Ich glaube, ich habe etwas vergessen. Bruder Leon, ich brauche mal kurz ihre Hilfe", meinte Schreiber Repax trat zu ihnen hinaus. Der Astartes fragte sich kurz, bei was er beim Imperator Schreiber Repax wohl helfen könnte, bis ihm klar wurde, dass dies nur der Versuch war, ihn unter vier Augen sprechen zu können.
"Natürlich Schreiber Repax, Vater Sikon, falls Ihr uns entschuldigen könnt?", fragte Bruder Leon und sie gingen zum Vordereingang der Kirche.
"Also was ist los?"
"Ich denke, ich weiß jetzt, was Schreiber Johaf hier gesucht hat. Wahrscheinlich fiel ihm beim Prüfen der Bücher Einträge zu Kultstätten auf, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt."
"Ihr meint, jemand vom Klerus auf Tawkor hat Geld unterschlagen? Ist das nicht normal im Ministorum?" Der Schreiber lachte bitter auf.
"Touché! Aber ich denke, hier geht es um Dimensionen, die jeden Rahmen sprengen."
"Wollt Ihr damit andeuten, ein paar von den ehemaligen Schreibern haben sich zusammengetan und einen Todeskult auf seine Heiligkeit angesetzt, um ihre Unterschlagungen zu verheimlichen?" Leon konnte dem Schreiber nicht ganz folgen.
"Nein, ich spreche von offizieller Unterschlagung von Beträgen in Billionen, vielleicht sogar Billiarden Höhe im Laufe der Jahrhunderte."
"Das kann doch nicht sein, das würde doch auffallen."
"Ja und genau deswegen wurden die Archive vernichtet und alle Schreiber getötet. Und ich spreche nicht davon, dass dies die Vorgänger waren. Ich spreche von ganz oben."
"Ganz oben?"
"Nun gut. Wie gut kennt Ihr Euch mit imperialen Steuergesetzen aus?"
"Ich bin ein Astartes! Eine lebendige Waffe der Menschheit! Ich habe Thronverdammt noch mal keine Ahnung von imperialen Steuergesetzen", erwiderte Leon gereizt, der von dem ganzen hier furchtbare Kopfschmerzen bekam. Der Drang, irgendetwas in Stücke zu schießen, wurde schier übermächtig.
"Dachte ich mir. Schreinwelten werden vom imperialen Zehnt verschont, wenn sie jährlich mindestens sechsunddreißig Prozent ihrer Einnahmen in den Unterhalt und Errichtung von Kultstätten investieren. In früher Zeit waren einige Ekklesiarchen sehr dominierend im Senat und haben deswegen Steuervergünstigungen für Schreinwelten durchgesetzt."
"Das Ganze wegen Steuerhinterziehung? Ist das Euer Ernst?"
"Meine Theorie ist, dass die Bücher schon seit Jahrhunderten, vielleicht sogar Jahrtausenden frisiert werden. Es wurden dort Projekte bezahlt, die nie verwirklicht wurden. Wer weiß, wie viele Phantomstätten es wie diese gibt. Wahrscheinlich wurden in den letzten Jahrtausenden unzählige Projekte abgerechnet, die es nie gab. Und die, die es gibt, haben wahrscheinlich auch nicht annähernd so viel gekostet. Schreiber Johaf ist wahrscheinlich über drei Stätten gestolpert, von denen er nichts weiteres gefunden hat, aber die immense Summen gekostet und hohe Beträge im Unterhalt verschlingen. Deswegen die Namen auf dem Zettel. Wahrscheinlich wollte er seine Beobachtung seiner Heiligkeit mitteilen. Aber bevor dies geschehen konnte, wurde er ermordet und alle Spuren beseitigt."

"Das erscheint mir sehr weit hergeholt. So eine Operation wie wir sie erlebt haben, braucht eine langwierige Vorbereitung. So was stellt man nicht innerhalb weniger Stunden auf die Beine."
"Ihr habt Recht, die Aktion war schon länger geplant gewesen. Davon gehe ich auch aus. Dass Johaf die Diskrepanz gerade jetzt heraus gefunden hat, dürfte Zufall gewesen sein."
"Seit wann habt Ihr diese Theorie?", fragte Leon etwas gereizt und der Schreiber trat erschreckt einen Schritt zurück, da der Astartes instinktiv eine aggressive Haltung angenommen hatte.
"In dem Moment, als der Angriff begann."
"Beim goldenen Thron von Terra! Warum habt ihr nicht gleich etwas gesagt?" Leon spürte, wie er richtig wütend wurde. Die ganze Sucherei hätten sie sich sparen können, wenn Repax gleich mit seiner Vermutung herausgerückt wäre.
"Es ist eine Theorie und wirklich untermauern kann ich sie nicht. Ganz abgesehen davon, dass ich sie nicht vor Stone präsentieren konnte. Ein Zehntverbrechen ist eine verdammt ernste Sache."
"Und wer hat den Angriff nun initiiert?"
"Höchstwahrscheinlich jemand von ganz weit oben in der Kirchenhierarchie." Leon blieb für einen kurzen Moment die Luft weg, als er die Tragweite dieser Aussage begriff.
"Und warum ist der Angriff zum jetzigen Zeitpunkt erfolgt?"
"Ich denke einfach mal, so eine Order muss eben von ganz oben kommen und das dauert seine Zeit. Einen Erzkardinal zu liquidieren ist nichts, was man einfach so auf seine Kappe nimmt. Wahrscheinlich wurde im Moment der Wahl von Thaddäus zum Erzkardinal entsprechende Botschaften losgeschickt."
"Aufgrund welches Parameters?"
"Ihr kennt Euch wahrlich nicht mit imperialer Politik aus, nicht wahr?"
"Ich führe Befehle aus, das Warum und Wieso sind für mich nur rein akademisch oder philosophischer Natur", erklärte Bruder Leon genervt.
"Welcher Charakterzug würdet ihr als erstes nennen, wenn man Euch nach seiner Heiligkeit fragen würde?"
"Aufrichtigkeit!"
"Genau und damit ist die Frage schon beantwortet. Seine Heiligkeit ist ehrlich und aufrichtig. Er wird niemals Steuern hinterziehen und er wird niemals dulden, dass welche hinterzogen worden sind. Seine Heiligkeit würde nachzahlen und zwar von Anbeginn der Gründung. Und das würde dem Ministorum empfindliche Einbußen bereiten. Dafür lohnt es sich einen Kult zu opfern. Dafür lohnt es sich, einen Erzkardinal zu töten." Bruder Leon wurde einen Moment schwindlig, als er die Tragweite des Ganzen begriff. Der Kult war nur der Anfang gewesen. Da würde noch einiges auf ihn zukommen. Sollten sie nur kommen, würden schon sehen, was sie davon hatten. Nämlich den Tod aus seiner gepanzerten Hand.

Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Sektor Sapkol
System Tawkor
Tawkor Prime
Tal des Crassus
Zeit: 2 273 998.M41
Person: Schwester Beatrice

Die rothaarige Schwester war gerade am Einduseln, als das Bike des Marines auf einmal abrupt stoppte. Rekaf und der Große hatten sich unterhalten und dann hatte der Große beschlossen, dass sie hier alles gesehen hatten. Eigentlich hatten sie hier gar nichts gesehen. Abgesehen von dem Pfaffen und seiner Metze. Hier war nichts und niemand, der einen Grund gehabt hätte, seine Heiligkeit umzunieten. Wahrscheinlich war das hier wieder der übliche Griff ins Klo. Sie wollte zurück in den Kardinalspalast, zu ihrem Thaddäus, dessen fehlende Nähe ihr so langsam körperlich weh tat.

"Was´n los, Großer?", fragte sie und sah sich um. Sie waren immer noch im Crassustal, wie Trixi diese Umgebung getauft hatte. Überall waren halb ausgehobene Baugruben zu sehen, wo Pilgerheime, Gasthäuser und die übliche Infrastruktur hätte entstehen sollen. Sie befanden sich schon ziemlich weit hinten im Tal, die kleine Kirche mit dem Liebesnest war nicht mehr zu sehen.

"Da vorne ist ein Objekt vergraben worden!", meinte der Marine und stand nun aufrecht. Kurzerhand kletterte die Sororitas auf den Sozius und war nun gerade so in der Lage am massiven Schulterpanzer des Astartes vorbei zu spähen. Sie konnte nichts Besonderes entdecken, hatte aber auch nicht wirklich auf diese eintönige Umgebung geachtet.

"Wo?", fragte sie deshalb nach.
"Viertel Klick voraus am Wegesrand. Der Steinhaufen war vorher noch nicht da." Die Sororitas glaubte dem Engel des Todes, da er ein geschultes Auge für solche Details hatte. Sie versuchte eine vernünftige Erklärung für das Auftauchen eines Steinhaufens am Wegesrand zu ergründen. Aus dieser Entfernung konnte sie das Objekt noch nicht mal richtig ausmachen und versuchte es mit den optischen Systemen ihres Visors zu fokussieren. Warum sollte jemand einen Steinhaufen neben einer Straße aufschichten? Um etwas zu verstecken. Und warum direkt neben der Straße und nicht irgendwo im Gelände? Weil es nur ein temporäres Versteck ist, das einer unbedarften Annäherung standhalten soll. Das naheliegenste war, da hatte jemand eine Bombe versteckt, um sie damit zu töten. Oder jemand hatte Müll vergraben. Aber nein, dafür gab es genug offene Baugruben, um einfach was hinein zu kippen, was man nicht offiziell entsorgen wollte. Schließlich war man hier im Nirgendwo.

"Deckung nehmen! In die Baugrube auf ein Uhr! Los!", brüllte der Große, der wohl auf die gleiche Idee gekommen war. Trixi sprang sofort vom Bike und hechtete in die Grube. Der Greifer sauste mit seinem Motorrad und Rekaf auf dem Sozius an ihm vorbei, der Große folgte sofort hinter her. Dann knallte auch schon der erste Laserstrahl an ihr vorbei, kurz bevor sie in vollständiger Deckung war. Sie versuchte die Position des Schützen auszumachen, was ihr aber nicht gelang. Aber sie konnte sehen, wie sich keine Vierhundert Meter etwas bewegte, was sie als ein RPG Team identifizierte.
"Scharfschütze mit Überladungszelle! Etwa Elf Uhr! Entfernung unbekannt! RPG Team mit Einfachwerfer, unter vierhundert Meter auf Halb Zwei", keuchte sie und schmiegte sich an die niedrige Felswand des nie fertig gestellten Kellers. Geröll und Unrat vieler Jahrzehnte war in die Grube geweht oder bei Regen hier hinein geschwemmt wurden.
"Ein Hinterhalt!", folgerte der Greifer messerscharf.
"Thronverdammt! Jemand muss uns observiert haben", erklärte Rekaf das Offensichtliche. Trixi hatte derweil ihren Bolter entsichert und sah den Großen an, der zusammengekauert in der Deckung hockte. Wahrscheinlich studierte er eingeblendete Karten und Auspexauswertungen in seinem Display. Leider hatte die Schwester keinen Auspex, dafür aber einen kleinen Schminkspiegel. Im Unrat lag eine Vermessungsstange, an der sie den Spiegel mit ihrem Kaugummi befestigte. Die Stange hob sie dann hoch und versuchte, etwas zu erkennen. Leider sah sie nicht besonders viel, auch wenn sie die Augen zusammen kniff und sich konzentrierte. Die Landschaft war ziemlich zerklüftet und voller Geröll. Die Vegetation war spärlich und beschränkte sich auf ein paar kleine dürre Büsche. Aber dann sah sie weitere Bewegung.

"Ich bekomme keinen Funkkontakt, offensichtlich wird der Funk vom Feind gestört. Sie haben also mehr als nur einen Scharfschützen, ein RPG Team und eine Bombe."
"Ein zweites RPG Team rückt auf, dreihundert Meter, Halb Elf. Die schnapp ich mir!" Trixi holte die Stange ein, drehte sie um, setzte ihren Helm ab und steckte diese auf die Stange.
"Rekaf, auf mein Zeichen, Helm genau hier hoch!". befahl sie und wechselte die Position.
"Gute Idee! Mach das!", meinte der Große und lud nun ebenfalls seinen Bolter durch.
"Jetzt!", befahl Trixi und Rekaf hob vorsichtig den Helm über den Rand. Einen kurzen Moment peitschten zwei Schüsse. Einer zischte haarscharf am Helm vorbei, der andere traf ihn und schleuderte ihn samt Stange aus Rekafs Hand. Damit waren es zwei Scharfschützen. Nun stand Trixi mit dem Bolter in Anschlag auf, der Große tat es ihr nach. Gleich würden sie merken, ob ihre Einschätzung einer Überladungszelle zutraf. Die Logik sprach dafür, da normalerweise gegen schwere Infanterie wie Astartes oder Sororitas prinzipiell Überladungszellen eingesetzt wurden, um die massive geschichtete Panzerung durchschlagen zu können. Aber ein gewisses Restrisiko blieb. Es gab durchaus exotische Baureihen, in die man mehr als ein Magazin stecken konnte.

"Ich nehm den linken Arsch!", rief sie noch und visierte das Ziel durch den Skope ihres Bolters an. Mann, trainiert, Armaplast Rüstung aus offiziellen Beständen mit einem grau braunen Tarnmuster, die wohl irgendwann unter der Hand verkauft oder gestohlen worden waren. Der Schatten eines entfernten Emblems eines geflügelten Schädels war auf der Brust zu sehen, das Zeichen der imperialen Armee. Er trug einen einfachen RPG Werfer im Locke Schema, in der Unterwelt einfach das "Ofenrohr" genannt. Eigentlich war der Werfer ja auch nichts weiter als Rohr mit Griff und Zielvorrichtung. Einfach in Herstellung und Gebrauch. Kapierte jeder Depp und war deshalb auch in der Unterwelt und nicht nur bei Söldnern sehr beliebt. Sie zentrierte ihr Ziel im Skope und drückte sofort ab. Eins von zwei Geschossen verfehlte das Ziel, aber der eine Treffer reichte, um den Brustkorb des Mannes in ein fleischig blutiges Etwas zu verwandeln. Armaplast bot nur ungenügend Schutz vor einem Boltertreffer.

Auch der Große erledigte sein Ziel ohne Probleme. Der Lader explodierte regelrecht in einer Kette von Explosionen, als der Astartesbolter sein Ziel regelrecht zerfetzte und die mitgeführte Munition detonieren ließ. Sie blickte über das Skope und suchte nach weiteren Zielen. Die Scharfschützen waren immer noch nicht auszumachen. Es dauerte seine Zeit, bis ein neues Überladungsmagazin eingelegt und das Präzessionsgewehr auf ein Ziel ausgerichtet war. Aber trotzdem konnte jeden Moment ein todbringender Strahl durch ihren Schädel fahren und ihr Gehirn zum Verdampfen bringen. Kein schöner Gedanke, denn sie mochte ihr Köpfchen doch so wie es war sehr. Procurata Heradine schimpfte zwar immer, in ihrem Kopf wäre nur verschimmeltes Stroh, Vakuum oder ein schwarzes Loch, aber dem war definitiv nicht so.

Das erste von ihr entdeckte RPG Team legte gerade auf sie an und sie sah noch zwei weitere, von denen gerade schon einer auf sie feuerte. Das andere bewegte sie auf der rechten Flanke und versuchte sie gerade zu überflügeln. Sofort schwenkte sie auf die neuen Ziele ein, darauf vertrauend, dass kein RPG Schütze sie auf fünfhundert Meter Entfernung treffen würde. Der Große hatte auch den Feind gesehen und schwenkte ein. Die abgefeuerte Rakete flog zischend in dem Moment etwa vier Meter entfernt knapp über sie hinüber und verschwand heulend.

"Du links!", befahl er und sie hatte das Ziel schon anvisiert und drückte ab. Diesmal war sie überhastet gewesen und die kurze Salve zischte an ihrem Feind vorbei, der sich sofort zu Boden und damit außer ihr Sichtfeld warf. Der Große zerlegte sein Ziel ohne Probleme. Der Astartes hatte auch den stärkeren Bolter und die sehr viel längere Kampferfahrung.

"Runter!", meinte sie nur und ging in Deckung. Die Rakete traf nun irgendeinen Widerstand oder hatte ihre maximale Reichweiter erreicht und detonierte. Dort wo sie gerade noch gestanden hatte, knallte ein weiterer Strahl hindurch. Sie konnte die Hitze des Lasers noch spüren. Aber da nur einer geschossen hatte, war der andere jetzt feuerbereit und lauerte auf sie.
"Hast du einen Scharfschützen ausmachen können?", fragte der Große sie.
"Negativ!", antwortete sie kurz angebunden und steckte sich ein Lho-Stäbchen an. Sie nahm einen tiefen Zug und ließ den Rauch durch ihre Lungen strömen.
"Einer ist links, einer Rechts. Wer immer den Hinterhalt gelegt hat, weiß halbwegs, was er tut. Dass die Bombe fehlschlagen könnte, war von vorne rein eingeplant. Ich schätze, der Feind wird nun weitere Truppenelemente heranführen, uns umzingeln und dann aus dem Loch in den Feuerbereich ihrer nachgerückten RPGs zwingen. Dazu dürfen wir es nicht kommen lassen. Die rechte Flanke ist geschwächt, wir rollen sie von dort auf."
"Und die Scharfschützen?"
"Ich hab Rauchgranaten", der Große zeigte ihr ein paar gelbe Explosionskörper.
"Coole Sache, aber in einem haste Unrecht, Großer. Die überflügeln uns nicht, die Scheiß Kerle kommen von oben und reißen uns den Arsch auf!" Trixi hob ihren Arm und zeigte auf den Zeppelin, der sehr tief gerade in das Tal herein schwebte.
 
da ist das imperium du glaubst doch wohl nicht das die das inefektivere helium nehmen Wasserstoff ist evektiver.
den nimt das imperium selbst wenn dann mal n paar tausend draufgehen

:eagle:=:stupid:

und selbst wenn nicht dann bringt der Space marine halt die tanks der motoren zum explodieren

was mir noch einfällt wie verdamt willst du alle diese super karaktere zusamen bringen ohne das die sich zefleischen (obwohl die Slaneshhweiber wohl spaßdabei hätten)??
😉
 
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