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Gefällt mir sehr gut. Ich fand das ganze Setting mit dem Prairieplaneten und dem Panzerzug ziemlich interessant, hätte mich da auch noch über mehr gefreut. Kann auch daran liegen, dass mir das Konzept an sich zusagt 😉
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. :lol: Danke fürs Feedback. Und vielen Dank mal wieder an SHOKer fürs Lektorat.
Persona Dramatis
Usagi Kawashima aka 986-2934 - Schülerin
Sakura "Senpai" - Kapitänin der Holzschwertmannschaft
986-2939 - Schülerin der Scholastica Psikana
Direktor Ango - Direktorin des Zehntgefängnisses auf Nenihon
Rektor Noa Shimida - Leiter der Fakultät der Scholastica Psikana auf Nenihon
Origins II
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
System Nenihon
Verwaltungsgebäude des Adeptus Administratums
Zeit: 2 104 986.M41
Person: Usagi Kawashima
Usagi Kawashima blickte frustriert auf die Skizze, welche sie mit Bleistift auf die Rückseite ihres Formulars gekritzelt hatte. So eine Sitzordnung zu erstellen, war verdammt schwer. Warum durfte sie auch nur acht Freundinnen zu ihrer Verlobungsfeier einladen? Wie sollte das nur gehen? Ihre Clique waren zwar genau acht, das ging auf, aber sie war auch auf der Verlobungsfeier eines Mädchens gewesen, das sie aus dem Kampfsportclub in der Schule kannte, und musste sie nun auch einladen. Und auch die Kapitänin der ersten Holzschwertmannschaft konnte sie auf keinen Fall außen vor lassen, da Sakura Senpai sich so viel Mühe gegeben hatte, sie zu trainieren und anzuleiten. Usagi war nur eine mittelmäßige Kampfsportlerin. Aber als Schreinjungfrau einer Schmiede, welche gleichzeitig auch ein Tempel war, musste sie mit einem Schwert umgehen können. Schon als ganz kleines Kind hatte sie gelernt, mit einem kleinen Schwert umzugehen, das ihr Vater für sie geschmiedet hatte. Leider hatte sie nur wenig Talent in dieser Beziehung, was sie durch sehr viel Training kompensieren musste. Sakura Senpai war in der letzten Klasse der Oberstufe und es war eine große Ehre, dass sich der Kapitän der ersten Mannschaft persönlich um eine zwei Stufen niedrigere Schülerin kümmerte. Deswegen war es unmöglich, sie nicht zu ihrer Verlobungsfeier einzuladen. Also musste sie zwei ihrer engsten Freundinnen ausladen, die dann verdammt sauer auf sie sein würden. Was natürlich auch nicht ging. Egal, wie sie es drehte oder wendete, sie brauchte zwei Plätze mehr.
"Weiter!" Das Mädchen hinter ihr in einem rotkarierten Rock schubste sie nun schon zum dritten Mal und riss Usagi abrupt aus ihren Gedankengängen.
"Geh ja schon!", maulte Usagi und warf ihr trotzdem einen äußerst finsteren Blick zu. Usagis Uniform dagegen war dunkelblau mit weißen Säumen. Sie stand in einer langen Schlange von Schulmädchen in dieser langen großen Gewölbehalle, die von massiven Säulen getragen wurde. Eigentlich waren es mehrere Schlangen, die parallel verliefen. Es gab auch andere Uniformen als die ihre. Viele Schulklassen waren heute zu der alljährlichen Überprüfung zusammen gerufen worden und standen nun in chronologischer Abfolge ihrer Geburtsdaten an. Jedes Jahr, bevor das schwarze Schiff vorbeikam, mussten sich alle Schüler der dritten bis neunten Klasse prüfen lassen, um den begehrte Stempel in den Ausweis zu bekommen, dass man keine Hexe war. Frauen in dunklen Rüstungen mit großen Gewehren standen bedrohlich zwischen den Schlangen und wachten darüber, dass keine aus der Reihe tanzte. Einige der Uniformierten hatten große Hunde aus Metall dabei, die sehr einschüchternd wirkten. Servoschädel flogen kontrollierend die Reihen auf und ab. Dies war ein offizielles imperiales Gebäude und gehörte eigentlich zu einem Komplex des Adeptus Administratums. Aber ein paar Wochen im Jahr wurden hier die psionischen Tests für diese Provinz durchgeführt und von überall her wurden komplette Schulklassen herangefahren. Der Boden bestand aus schwarzen Fliesen, was diesem Raum ein äußerst bedrückendes Ambiente verlieh. Die Luft war abgestanden, roch nach starken Putzmitteln und körperlichen Ausdünstungen. Die Wände waren aus gemauerten Stein, auf dem gotische Buchstaben Leitsprüche bildeten, die Usagi nicht wirklich lesen konnte, dafür war sie einfach zu schlecht in Gotisch. Auf Nenihon sprach man eine Sprache, die rein gar nichts mit der offiziellen Sprache des Imperiums zu tun hatte. Auch verwendete man andere Zeichen. In der Schule war Gotisch ein Zwangfach, das man nicht abwählen konnte, aber Usagi war darin eher schlecht.
Sorgen, dass sie auf das schwarze Schiff musste, hatte Usagi keine. Sie hatte keines der Symptome auf dem Fragebogen angekreuzt. Sie hörte weder Stimmen, noch wusste sie manchmal nicht, wie sie gerade hergekommen war. Auch gab es keine seltsamen Phänomene in ihrem Umkreis und nie war jemand aus ihrer Familie auf ein schwarzes Schiff gebracht worden. Früher, als Nenihon noch nicht dem Imperium angehörte, waren viele Angehörige der Priesterkaste sogenannte Psioniker gewesen. Früher war das kein Makel gewesen, sondern viele der Kaiser waren selbst den damals so bezeichneten gesegneten Zauberkünsten mächtig gewesen. Sicherlich hatte es auch immer wieder böse Magier, Totenbeschwörer und finstere Hexer gegeben, aber die waren immer von den guten Klerikern niedergekämpft worden. Warum das Imperium nun so scharf war, jeden Psioniker einzusammeln, begriff Usagi nicht. Aber sich darüber Gedanken zu machen, hatte Usagi keine Zeit, sondern musste eine komplexe Gästeliste zusammenstellen, dass niemand sich vor dem Kopf gestoßen fühlte und sie nicht ihr Gesicht verlor. Eine unmögliche Aufgabe bei diesen verzwickten Voraussetzungen.
Sie blickte die Schlange entlang, nur noch fünf Mädchen vor ihr, bis es durch den schwarzen Vorhang ging. Dahinter standen die uralten Prüfungsmaschinen, welche die psionische Aktivität bei einem Menschen messen konnten. So langsam stellte sich bei ihr ein menschliches Bedürfnis ein und sie hoffte, danach einen Waschraum aufsuchen zu können. Im Minutentakt ging es vorwärts, sie kritzelte auf ihrer Liste herum und kam zu dem Schluss, zu Hause so lange Theater zu machen, bis sie alle einladen konnte, die sie musste. Ihren Vater würde sie schon rumkriegen und der würde ihre Mutter überzeugen, dass sie einfach zwei Plätze mehr brauchte oder sie verlor für alle Zeiten ihr Gesicht bei zwei ihrer wichtigsten Sozialkontakte. Und solche Kontakte waren wichtig. Schließlich verlobte man sich nur ein einziges Mal und sie hatte den süßesten Jungen von Nenihon abbekommen. Schon bei ihrem ersten Treffen hatte es klick gemacht. Ihr angehender Verlobter war schlank und doch trainiert, er sah so süß aus und seine Manieren waren für einen Jungen hervorragend. Und eines Tages würde er ein Meisterschmied sein. Täglich quatschten sie schon über Televid und spielten zusammen "Space Marine V, Nicht mal ein totes Xenos ist ein gutes Xenos". Also musste sie diesen kleinen Schatz allen ihren Freundinnen auch in Natura zeigen können, damit die richtig neidisch auf sie wurden, weil ihre Eltern eine so gute Partie für sie ausgehandelt hatten.
Endlich war sie dran. Eine sauertöpfisch aussehende Gardistin winkte sie durch den Vorhang und eine andere Frau an einem Schreibpult nahm ihre Akte in Empfang. Die große Fremdweltlerin runzelte kurz irritiert ihre Stirn, als sie die Skizze entdeckte. Fremdweltler waren ein seltener Anblick auf Nenihon und meist nur in offiziellen Verwaltungsbehörden des Imperiums zu finden, wie eben hier. Fremdweltler schüchterten Usagi ziemlich ein. Die waren größer als die Einheimischen und hatten oft komische Haarfarben, wie braun, gelb oder gar rot. Auch ihre Augenfarbe variierte ziemlich. Als kleines Kind hatte Usagi gedacht, dass dies Mutanten seien und hatte immer beim Anblick eines Fremdweltlers zu weinen begonnen. Ihre Mutter hatte öfters, wenn sie nicht brav war, gedroht, dass Mutanten sie nachts aus ihrem Bett entführen und in dunkle unterirdische Kammern sperren würden, wo es dunkel und kalt sei. Und wo man ganz arg schreckliche Dinge mit ihr tun würde. Aber brave Mädchen, die das taten, was ihre Eltern ihnen sagten, waren geschützt vor Mutanten. Also hatte Usagi immer das getan, was ihre Eltern von ihr verlangten, um ja nicht von den bösen Mutanten geholt zu werden.
"Die Sitzordnung für meine Verlobungsfeier!", erklärte das Schulmädchen mit einem strahlenden Lächeln.
"Das Herumkritzeln auf Eigentum des Imperiums ist verboten!", herrschte die Frau sie erbost auf Gotisch an, was sie besser verstehen als lesen konnte. "Das wird noch Konsequenzen haben, junges Fräulein!" Irritiert starrte Usagi die Frau an. Was machte es denn für einen Unterschied, wenn auf der Rückseite etwas stand? Hoffentlich war das jetzt eine leere Drohung gewesen, um sie einzuschüchtern, was durchaus gelungen war.
Mit mulmigem Gefühl musste Usagi sich in ein Pentagramm aus Silber auf einer Plattform aus Messing stellen. An einem großen Bügel hingen zwei Platten, auf denen leuchtende Felder befestigt waren. Kabelstränge in verschiedenen Farben führten hoch zum Bügel und verschwanden im Boden. Einige schon vergilbte Reinheitssiegel waren ans Gehäuse angebracht. Die zwei Platten fuhren herunter und rotierten um 180° um sie herum. Einige der Felder blinkten in einem hektischen Rhythmus. An einem Datenterminal saß eine Fremdweltlerin mit gelben Haaren, welche konzentriert auf ein Datafeld starrte, auf dem gotische Symbole huschten, mit denen Usagi nichts anfangen konnte. Die Felder drehten zurück und fuhren wieder hoch in die Ausgangsposition. Das Mädchen blieb auf dem Pentagramm stehen, da sie dieses erst nach Erlaubnis verlassen durfte.
"Positiv!" meinte die gelbhaarige Fremdweltlerin auf Gotisch. - Dann ist ja alles gut. - dachte Usagi etwas erleichtert und wollte aus dem Pentagramm treten, da bekam sie einen Sack von der zweiten Frau über den Kopf gestülpt.
"Hä?" fragte das Mädchen überrascht. Sie wurde festgehalten und ihre Hände nach hinten fixiert, während ihr ein Halsband angelegt wurde. "He!" Jetzt bekam Usagi es richtig mit der Angst zu tun. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und das Mädchen spürte, wie sie Anfing am ganzen Körper stark zu schwitzen. Ihr Magen war ein einziger fester Klumpen.
Man schubste Usagi und sie stolperte los. Eine der Frauen zerrte sie am Halsband vorwärts. Das Mädchen stürzte, wurde brutal wieder auf die Beine gezerrt.
- Das kann gar nicht sein! Ich bin keine Hexe! Das ist ein schrecklicher Irrtum! Außerdem habe ich bald eine ganz tolle Verlobungsfeier mit einem der süßesten Jungen von ganz Nenihon! Das kann doch alles gar nicht wahr sein! - dachte Usagi voller Panik. Der Boden änderte sich, fühlte sich hohl und metallen an. Auch ging es nun aufwärts. Nach etwa dreißig Schritt wurde der Boden massiver, eben und ihre Schritte halten nicht mehr nach. Ein stetiges Summen umgab Usagi nun und selbst durch ihre Maske konnte sie den Gestank nach Exkrementen riechen.
- Iiiih! Ich bin auf einer Toilette! - dachte Usagi voller Ekel, dann wurde sie auch schon grob auf den Boden gezwungen. Etwas rasselte und das Schulmädchen spürte, wie etwas an ihren Handschellen und dann an dem Halsreif befestigt wurde. Sie wurde an etwas gekettet und dann saß sie sie alleine in der Dunkelheit der Maske da. Jedenfalls konnte sie gerade noch durch die schwere Kapuze hören, wie sich schwere Schritte von ihr entfernten und eine Tür in ein automatisches Schloss fiel. Das einzige Geräusch, was jetzt noch blieb, war das stetige Summen. Die Ketten hielten sie am Boden fest und sie konnte nicht aufstehen. Vorsichtig tastete sie die Umgebung ab und stieß auf dicke Stäbe um sie herum, die sehr stabil wirkten.
- Das ist alles nur ein furchtbarer Irrtum. Wahrscheinlich ist der Maschinengeist dieses Dings verwirrt und schon bald wird man mich hier wieder heraus holen. Wahrscheinlich hatte jemand vergessen, das Gehäuse der gesegneten Maschine mit heiligem Öl abzureiben und jetzt lässt es der missmutige Maschinengeist an mir aus. Etwas anderes kann das gar nicht sein. - dachte Usagi hoffnungsvoll.
- Und wenn nicht? - flüsterte eine furchteinflößende Stimme in ihr. - Was, wenn ich wirklich eine Hexe bin? - Diesen Gedanken würgte sie aber sofort wieder ab, denn das durfte einfach nicht sein!
"Hallo? Ist da jemand?", rief das Mädchen, aber niemand antwortete. "Das ist alles nur ein Irrtum! Bitte lasst mich hier raus, ich muss mal ganz dringend auf die Toilette! Bitte!" Mehrmals wiederholte sie ihr Flehen, immer lauter werden, bis sie mit aller Kraft schrie. Aber niemand reagierte. Wahrscheinlich dämpfte der Sack die Geräusche auch ziemlich herunter. Was sollte das nur? Zeit verging. Sie meinte zu hören, wie andere Positive in diesen Raum geführt wurden. Sie musste dringend, aber ihre Rufe verhalten immer ungehört. Das Mädchen weinte nun hemmungslos und fragte sich, wann sich dieser furchtbare Irrtum endlich aufgeklärt wurde. Und so langsam kroch eine nie gekannte Angst in ihr hoch. Was, wenn das ganze kein Irrtum war? Wenn sie wirklich eine Hexe war? Was würde aus ihr werden? Aus ihrer Familie? Aus ihrem süßen Verlobten? Mit nie gekannter Inbrunst begann sie nun an den Gottimperator auf seinem goldenen Thron auf Terra zu beten, sie hier doch bloß wieder herauszuholen. Schließlich sollte er doch beschützen und jetzt war eine gute Gelegenheit zu zeigen, was in ihm steckte.
Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit kam ein neues Geräusch hinzu, wie das Aufbrüllen von Turbinen. Dann schüttelte sich der Raum und sie war starken Schwankungen ausgesetzt. Wahrscheinlich hatte man sie in einen Flieger gebracht, der jetzt abhob. Das Schwanken stabilisierte sich und auch die Geräusche der Turbinen wurden leiser. Usagi schätzte, dass sie nun in Horizontalflug übergegangen waren. Zwar war sie noch nie selbst geflogen, aber sie hatte genug Filme im Televid gesehen, um zu wissen, wie so was aussah.
"Nein! Holt mich doch hier raus! Das ist alles ein Irrtum und ich muss mal!", brüllte sie mit aller Kraft, aber niemand antwortete ihr. Andere Kinder schienen auch zu schreien, aber Usagi konnte sie nicht verstehen. Zeit verging, sie bekam Durst und Hunger. Und schließlich verlor sie den Kampf und saß in ihrem eigenen Urin, der auf ihren Schenkeln brannte. Das ließ sie noch lauter weinen. Nach gefühlten tausend Jahren wurden die Schwankungen wieder schlimmer, die Turbinen lauter, bis ein starker Ruck die Flugmaschine durchfuhr und sie offenbar gelandet waren. Um sie herum wurde es kurz still.
Dann spürte sie, wie man sie loskettete und auf die Beine zerrte. Ihre Füße waren eingeschlafen und sie konnte sich nicht auf den Beinen halten. Sie spürte einen brennenden Schmerz auf ihrem Oberschenkel, wahrscheinlich ein Schlag mit einem dünnen Stock oder einer Gerte, schätzte Usagi. Nach weiteren Schlägen quälte sie sich zurück auf die Beine und ihr gelang es, stehen zu bleiben. Andere Mädchen schienen an sie gekettet zu werden und dann ging ein Marsch durch die Dunkelheit los. Zuerst spürte sie das massive Metall unter sich, dann wieder das dünne, bevor sie wieder massiven Boden betrat.
Wohin brachte man sie nur? Auf ein schwarzes Schiff? Oder in ein Gefängnis, wo der Zehnt aufbewahrt wurde, bis ein schwarzes Schiff der Scholastica Psikana kam, um die Auserwählten nach Terra zu schaffen? Jedes Jahr wurde im Televid übertragen, wie der Zehnt an psionisch Begabten als Tribut an das Imperium übergeben wurden. Nie hätte Usagi auch nur im Entferntesten daran gedacht, einmal selbst ein Zehnt zu sein. Schließlich hielten sie wieder an, mussten stehen bleiben. Weit waren sie nicht gekommen. Jemand zerrte an ihrer Kleidung, riss ihr Uniform, Unterwäsche, Kniestrümpfe und Schuhe vom Leib. - Nein! Das gehört sich nicht! Wenn nun Männer mich so sehen? - dachte Usagi erschreckt, ohne die Möglichkeit zu haben, ihre Brüste und Scham auch nur notdürftig bedecken zu können. Nackt stand sie nun da, dann wurde sie von einem harten Wasserstrahl getroffen und schließlich von anderen Gefangenen mit umgeworfen. Sie schrie und konnte den intensiven Geruch von Desinfiziermitteln selbst durch den nun klatschnassen Sack riechen. Wieder wurde sie äußerst rüde auf die Beine gerissen. Endlich wurde ihr die Haube wieder abgezogen und sie blinzelte im grellen Licht der Leuchtstoffröhren an der Decke. Sie befand sich mit einer Gruppe von etwa dreißig Mädchen in einem grün gekachelten Raum. Verschieden uniformierte Frauen umgaben sie. Sie konnte Symbole des Adeptus Arbites, Administratums, Inquisition, Scholastica Psikana und des Ministorums an den dunkel gehalten Uniformen und Rüstungen erkennen. Auch einheimische Frauen in den streng geschnittenen Uniformen der Inneren Sicherheit taten hier Dienst. Erst kürzlich hatten sie in der Schola die Symbole des Imperiums durchgenommen. Usagi hätte nie gedacht, dass dieses Wissen eines Tages mal nützlich sein würde. In einen Rollcontainer aus grauem Plast hatte man die Scholauniform und übrige Bekleidung geworfen.
Als erstes wurde sie auf einen Hocker aus grünem Plast gezerrt, mit Ketten fixiert und eine Frau in der Uniform des einheimischen Sicherheitsdienstes schnitt ihr die Haare mit einer laut surrenden Maschine mit einem Gehäuse aus gebürstetem Stahlplast ab, an dem ein Reinheitssiegel klebte.
"Bitte nicht meine Haare!", flehte Usagi und bekam zur Antwort einen schmerzhaften Schlag gegen den linken Oberarm mit einer Gerte versetzt. Der Schlag tat weh und hinterließ eine blutige Schmisse. Nach dieser Lektion unterließ das Mädchen es, um ihre Haare zu flehen.
- Meine schönen lange Haare! Das sind meine Haare! - dachte Usagi schockiert, während ihre Haare in großen Büscheln zu Boden fielen. Die waren so lang gewesen, das sie ihr fast bis zum Po gereicht hatten. Jeden Morgen und jeden Abend hatte sie ihre schönen glänzenden Haare mit einer Bürste hundertmal durchgekämmt. Sie weinte um ihre schönen Haare, auf die sie so stolz gewesen war. Aber das war nur der Anfang der Prozedur. Eine metallene Haube mit einem neuen Reinheitssiegel wurde auf ihren Kopf gepresst und ein stechender Schmerz breitete sich aus. Es fühlte sich an, als würden Tausende von kleinen Nadeln gleichzeitig in ihre Haut stechen. Nach dieser schmerzhaften Prozedur wurde sie zurück in die Reihe gestellt und sie konnte zusehen, wie die anderen Mädchen geschoren und mit der Maschine einen Strich und Zahlencode und das Zeichen für Psioniker auf Vorder- und Hinterkopf tätowiert bekamen. Anschließend drückte man ihr eine rote Tunika mit einem schwarzen Zeichen der Scholastica Psikana und der Nummer 986-2934 in die Hand. Sofort zog sie sich das Kleidungsstück über und endlich konnte sie ihre nackte Haut bedecken.
Als ihre Gruppe fertig war, wurden sie wieder zusammengekettet und aus dem Raum getrieben. Endlich konnte sie sehen, wo sie sich befand. Der Gang bestand aus Ferrobeton, der Boden aus reinem Ferro mit einer geriffelten Oberfläche. An den Wänden waren Gesetzestexte in Gotisch und den Zeichen von Nenihon geschrieben. Sie kamen in einen weiteren Raum und wurden in einen Käfig geführt. Dort wurden sie auseinander gekettet, nur um danach an die Wand mit Ketten befestigt zu werden. Als erstes wurde Usagi gleich wieder heraus geführt und musste sich dann vor einer Wand mit schwarzen und weißen Streifen stellen. Wahrscheinlich zeigten diese an, wie groß sie war. Das war wie im Televid, wenn Straftäter von einer Lichtbildmaschine aufgenommen wurden. Nachdem man sie von allen Seiten abfotographiert hatte, wurde sie weitergeführt. Eine junge Frau in der Uniform der Inneren Sicherheit stellte ihr ein paar Kontrollfragen und stellte dann eine Akte zusammen, die sie auf ein Klemmbrett aus Messing befestigte. Dieses Klemmbrett hatte eine massive Kette aus Stahlplast, die ihr um den Hals gelegt wurde. Das Ganze hatte ein recht hohes Gewicht und Usagi konnte spüren, wie die Kette in ihrem Nacken über dem Ring rieb.
"Dein Name lautet nun 986-2934! Merk dir das!" Danach ging es zurück in den Käfig. Es war äußerst peinlich, vollständig nackt zu sein. Zum Glück war es in den Räumen ziemlich warm, sodass sie nur wenig fror. Trotzdem war das alles höchst unangenehm. Endlich hatte auch die letzte diese Prozedur durchlaufen, dann wurden sie wieder aneinander gekettet durch einen weiteren Gang geführt. Sie passierte mehrere Schleusen, wurden an mehreren Abzweigungen vorbeigeführt, in einen Fahrstuhl getrieben und landeten schließlich in einem Kuppelsaal mit Wänden aus einem durchsichtigen Material. In einem Halbkreis mussten sie sich vor einem Pult aufstellen. Hinter dem Pult stand eine zierliche Einheimische in der Uniform der Scholastica Psikana. Ihr Haar war ergraut und die Frau trug es zu einem strengen Haarknoten gebunden.
- Mit der ist nicht gut Kirschen essen! - dachte Usagi und starrte auf deren verkniffen Mund, auf dem ein viel zu roter Lippenstift aufgetragen war. Das sah aus, als hätte sie gerade was Blutiges gegessen. Nach und nach blickte die Frau die Gefangen ungerührt an. Usagi fühlte sich schutz- und hilflos. Draußen war es Nacht, aber dank gigantischer Scheinwerferbatterien nicht Dunkel. Sie konnte ein beleuchtetes Flugfeld hinter sich sehen, an das dieses Gebäude und einige Hangarkomplexe angrenzten. Ebenso waren mehrere wuchtige Bastionen mit schweren Geschützen darauf zu erkennen. Nach dem gewaltigen Kaliber der Waffen zu urteilen, mussten das Makrokanonen sein, die riesige Geschosse in den Orbit schießen konnten, um Raumschiffe abzuschießen. Auch waren mehrere Habs zu sehen. Ein gewaltiger Graben umschloss dieses Areal, über den nur eine einzige Brücke zu führen schien, die von diesem Gebäude ausging. Die anderen Komplexe sahen sehr gedrungen aus, wie Gefängnisse. Dahinter schien es einen weiteren Graben vom Ausmaß einer Schlucht zu geben. Und dahinter wiederrum erstreckte sich eine weiße Landschaft. Sie mussten in einer Klimazone sein, in der gerade Winter war. Oder sie befanden sich an einem der Pole. Usagi fiel auf, dass nur noch Angehörige der Scholastica Psikana und der Inquisition mit in diesem Raum gekommen waren.
"Willkommen im Zehntgefängnis von Nenihon. Mein Name ist Direktor Ango, ich leite diese Einrichtung. Ihr wurdet als Psioniker klassifiziert und damit gehört Euer Leben nun ganz allein dem Imperator und dem Imperium. Ihr seid nun ein Tribut, ein Teil des Zehnts, den dieser Planet jedes Jahr an das Imperium abführen muss. Dies ist eine große Ehre, für Eure geliebten Familien seid Ihr nun tot." Die Frau ließ die Worte wirken, die Usagi wie ein Schlag trafen. Sie war nun tot? Und ihre Verlobung? Das durfte doch gar nicht wahr sein! Besonders da dies eh ein Irrtum sein musste, gar nicht anders sein durfte.
"Hier werdet ihr in den nächsten Tagen untersucht und über euer weiteres Schicksal wird entschieden werden. Diejenigen unter euch, denen es an Disziplin und Geistesstärke fehlt", bei diesen Worten schien Direktor Ango direkt Usagi anzustarren, "werden dem Imperator bei seinem Kampf gegen die finsteren Mächte des Warps helfen, indem sie ihm mit Freude im Herzen die Energie ihrer Seelen zu seiner Verfügung stellen. Jene unter euch, die mehr Willen haben, werden das Leuchtfeuer unterstützen, um den Navigatoren ein Signal der imperialen Herrschaft zu sein. Oder gar zu gesegneten Astropathen werden, um wichtige Botschaften der Adepta zu übermitteln. Und diejenigen, die klug, zäh, willensstark und diszipliniert sind, werden es vielleicht sogar zu den Primarispsionikern schaffen, welche unseren Truppen im Kampf gegen die Äußeren Feinde beistehen werden. Und vielleicht ist sogar jemand unter euch, der würdig ist, in die Reihen der Inquisition aufgenommen zu werden. Beweist euch im Angesicht des Imperators und ihr werdet ihm mit ganzer Seele dienen. Alle, die sich als Unwürdig erweisen, werden ohne Gnade ausgelöscht und in das ewige Vergessen geschickt werden. Euer eigenes Leben hat heute geendet. Eure Namen sind ausgetilgt, ihr seid nun Nummern, bis ihr euch als würdig erwiesen habt, wieder einen Namen tragen zu dürfen. Und seid euch eines gewiss, von hier könnt ihr nicht fliehen. Dieses Areal ist von einem Gellerfeld wie auch von einem Schutzschild umgeben, überall befinden sich Nullfelder. Und selbst wenn es euch gelingen würdet, die Barrieren, Wälle und Gräben zu überwinden, ihr seid hier am Nordpol und in jeder Richtung sind es dreitausend Kilometer bis zum Eismeer und weitere fünftausend Kilometer, bis ihr bewohntes Gebiet erreicht. Also akzeptiert euer Schicksal und nehmt es mit Freude an. Ihr werdet nur noch reden, wenn Ihr angesprochen werdet. Ihr werden den Wärterinnen gehorchen. Jeder Widerstand ist zwecklos und wird ultimativ gebrochen werden, das verspreche ich euch!" Mit jedem Wort fühlte sich Usagi hilfloser. Das war ein Albtraum! Die Ansprache war damit beendet und jetzt wäre die vielleicht letzte Möglichkeit, den Irrtum zur Sprache zu bringen. Aber Usagi traute sich nicht, auch keine der anderen und die Gruppe wurde wieder in den Fahrstuhl hinein getrieben. Sie kamen in ein anderes Stockwerk und wieder ging es durch verschiedene Gänge und Schotts, die sich hinter ihnen schlossen. Schließlich erreichten sie einen Zellentrakt, der sich hinter einer massiven Sicherheitstür befand. Das Mädchen fragte sich, warum hier alles so massiv war. Als erstes wurde sie in eine kleine würfelförmige Zelle geführt. Die Maße der Wände betrugen keine zwei Meter. Auf dem Boden lag ein Futon mit Decke als einziger Einrichtungsgegenstand. In der Ecke gab es eine Sitztoilette und einen Wasserhahn. Da sie einen brennenden Durst hatte, stürzte sie sich regelrecht darauf und trank, bis sie nicht mehr durstig war. Dann konnte sie sich endlich erleichtern, was eine wahre Wohltat war. Sie kroch in die Ecke und zog die Decke zu sich her.
Eine Leuchtstoffröhre in einem Gittergehäuse sorgte für mehr als ausreichend Licht. Die Wände waren mit seltsamen Zeichen bedeckt, die weder dem Gotischen noch der einheimischen Kultur entsprachen. Auch waren sie nicht einfach nur aufgemalt, sondern aus verschiedenen Metallen in den Ferrobeton eingearbeitet. Die Zellentür schloss hermetisch, verfügte aber über eine von außen zu öffnende Sichtluke und eine weitere Luke in der Mitte. Zwei kleine Lüftungsgitter waren zu sehen, aus einem war ein deutlicher Luftstrom zu spüren. Noch nie hatte Usagi sich so allein und verlassen gefühlt. Und so hilflos. Sofort fingen wieder ihre Tränen an zu strömen. Sie war gefangen in einer lebensfeindlichen Umgebung. Draußen war es bestimmt fünfzig Grad unter Null, sie würde dort nur wenige Minuten überleben können. - Aber bei den Untersuchungen wird heraus kommen, dass alles nur ein Irrtum ist! - redete sich Usagi ein, die nicht akzeptieren konnte, nur noch eine Nummer zu sein. Schließlich wurde das Licht gelöscht und sie saß vollständig im Dunklen. Nicht der kleinste Lichthauch verirrte sich in ihre Zelle. Langsam überkam sie die Müdigkeit und sie streckte sich auf ihrem Futon aus. Nach einem inbrünstigen Gebet an den Gottimperator schlief sie ein.
Als das grelle Deckenlicht wieder anging, wurde Usagi aus ihren Träumen gerissen. Usagi hatte im ersten Moment überhaupt keine Ahnung, wo sie sich überhaupt befand. Erst als die Zellentür ruckartig aufgezogen wurde, fiel ihr alles wieder ein.
"Zehnt 986-2934 sofort heraus aus der Zelle treten!", wurde sie von einer Frau in der Uniform der Scholastica Psikana angebrüllt. Augenblicklich sprang Usagi auf und stolperte aus ihrer kleinen engen Lebenswelt hinaus in den kalten Gang. Wieder wurde sie mit den anderen Mädchen aneinander gekettet und mit knurrenden Magen durch diesen Ort des Schreckens getrieben. Sie kamen in einem kleinen Saal voller entsetzlicher Apparaturen heraus. Fünf dieser infernalischen Maschinen standen darin. Als eine der ersten wurde sie auf eine Behandlungsliege geschnallt, nachdem sie ihre Tunika hatte ausziehen müssen. Die Position war äußerst entwürdigend, besonders da man ihr noch einen Gummiringknebel in den Mund befestigte. Sie schämte sich so. Aber schon bald hatte Usagi ganz andere Sorgen, als dass jemand sie so sah. Von oben senkte sich die Apparatur herunter, an der ein gutes Dutzend Mechadendriten befestigt waren, deren flexible Schläuche in verschiedenen Werkzeugen ausliefen. Eines dieser Dinger an dessen Spitze eine Lampe und Sensoren befestigt war, drang durch ihren Anus in ihren Darm ein. Obwohl das Ding nur einen kleinen Durchmesser hatte, tat das ziemlich weh. Ein anderer Arm zapfte ihr Blut ab. Einige berührten sie nur, ein weiterer erzwang einen Weg durch ihren Mund in sie hinein. Es war wie in einem Albtraum. Stumm weinte Usagi und betete darum, in eine gnädige Ohnmacht zu fallen, wie die Heldinnen in ihren Schnulzenromanen, wenn der galante Retter nicht rechtzeitig auftauchte. Aber sie fiel weder in Ohnmacht, noch tauchte ein Retter auf. Dieses Ding war unerbittlich und sie war in seinen Fängen gefangen. Sie versuchte, den grellen Lumen in der Mitte der Anordnung zu fixieren, aber nur hüpfende bunte Punkte bildeten sich auf ihrer Netzhaut.
Nach einer gefühlten Ewigkeit zogen sich die Schläuche aus ihr zurück und Usagi übergab sich. Ein Mechadendrit schien die Funktion zu haben, das Erbrochene von ihr und der Anlage abzusaugen. Schließlich fuhr der obere Teil zur Decke und die Liege kippte sich zurück in die Senkrechte, wo sie abgeschnallt und zum nächsten Raum getrieben wurde. Hier standen in einer langen Doppelreihe Laufbänder. Auf eines wurde sie gestellt und angekettet, verschiedene Sensoren wurden auf ihrer Haut befestigt und das Band begann sich zu bewegen. Sie lief und lief. In der Zwischenzeit wurden auch die anderen Probandinnen nach und nach in den Raum geführt. An einer der Wände hing ein großes Chrono, dessen Zeiger wie Säulen der Scholastica Psikana geformt waren. Nach der ersten Stunde wurde das Band unmerklich schneller. Usagi war durch das unbarmherzige Ausdauertraining von Sakura Senpai ziemlich fit. Was ihr an Talent für den Schwertkampf gefehlt hatte, hatte sie durch Ausdauer, Stärke und den Willen zum Sieg wettgemacht. Als Schreinjungfrau eines Schwertschreines war sie praktisch für die erste Mannschaft automatisch gesetzt gewesen. Und dank des vielen Trainings hatte sie sich soweit bewährt, dass sie weder ihrer Mannschaft noch ihrer Familie Schande gemacht hatte. Usagi war sich immer bewusst gewesen, dass sie nie eine überragende Sportlerin in dieser Disziplin sein würde, aber etwas über den Durchschnitt zu sein hatte ihr immer gereicht. Sie war auch keine überragende Schülerin gewesen. Allerdings hatte sie immer den Ehrgeiz besessen, in der oberen Hälfte der Rangliste der Klasse und auch der Schule zu bleiben. Einmal in der dritten Scholaklasse war sie sogar Klassenbeste gewesen. Voller Stolz hatte sie die Rangliste nach Hause gebracht. Mutter hatte vor Freude geweint und Vater hatte sie übermütig herumgewirbelt. Selten waren ihre Eltern so stolz auf sie gewesen. Noch heute hing die Liste im kleinen Familienschrein. Leider war es ihr nie gelungen, diesen Erfolg zu widerholen. Was jetzt ihre Eltern denken würden? Hatten Vater und Mutter schon Usagis Namen aus der Familienchronik gelöscht? Waren sie nun gezwungen, ein anderes Kind als Erben zu adoptieren? Oder würde Vater sich von seiner Frau scheiden lassen, weil diese nach der schweren Geburt von Usagi keine weiteren Kinder hatte bekommen können? Aber vielleicht würde sich ja alles noch aufklären und sie würde nach Hause kommen. Aber daran glaubte Usagi immer weniger. Nach zwei Stunden wurde die Laufbahn leicht angehoben, so dass sie nun bergauf trabte. Eines der Mädchen brach nach einer weiteren halben Stunde einfach zusammen. Wärterinnen schnallten sie kommentarlos ab und schliffen sie aus dem Raum. Die meisten Mädchen waren in Schweiß gebadet und keuchten. Auch Usagi merkte so langsam die Anstrengung.
"Schneller, du kleines lahmes Häschen, Schneller!", hörte sie Sakura Senpai rufen, wenn sie gemeinsam die Extrarunden liefen, während die anderen Mannschaftsmitglieder schon Duschen gingen. Anfangs hatte Usagi es abgrundtief gehasst, in den Holzschwertclub der Schule gehen zu müssen, um ihre Schwertkampftechnik zu verbessern. Aber schon am ersten Tag hatte sich Sakura Senpai um sie gekümmert, sie trainiert, animiert das Beste zu geben. Nun wurde jede halbe Stunde die Steigung und Geschwindigkeit des Bandes angehoben. Ihre Schicksalsgenossinnen brachen nun nach und nach zusammen. Nach fünf Stunden rannten nur noch Usagi und ein anderes Mädchen auf den unerbittlich dahin rollenden Laufbändern. Nach deren trainiertem schlankem Körperbau zu schließen, war sie im Leichtathletikclub ihrer Schule gewesen. Usagi war auf in den letzten Jahren auf genug Sportfesten gewesen, um einen Blick dafür zu entwickeln, wer in welchen Sportclub ging.
"Lauf, du kleines lahmes Häschen, lauf!" Eigentlich war es sinnlos, was sie hier tat. Was spielte es schon für eine Rolle, was mit ihr passierte? Sie hatte keinen Namen mehr, für ihre Familie war sie tot oder schlimmer, ausgelöscht. Es war so sinnlos. Aber Sakura Senpai wäre enttäuscht, wenn sie einfach so aufgab. Inzwischen hatte sie unglaublichen Durst und großen Hunger. Schließlich wurde das Band immer langsamer und fuhr auf die Grundposition zurück. Schweratmend blieb Usagi stehen, ihr war schwindlig und ihr Herz raste. Eine Wärterin kettete sie los und trieb sie in einen Duschraum. Gierig trank sie das Duschwasser, bevor sie sich wusch. Sie wechselte einen Blick mit dem anderen Mädchen, das bis zuletzt durchgehalten hatte. Usagi war durchaus stolz auf ihre Leistung und das sie Sakura Senpai keine Schande bereitet hatte. Letztendlich war es nur Trotz gewesen, dass sie so lange durchgehalten hatte. Heiße Luft trocknete ihre Haut und sie durfte wieder ihre rote Tunika anziehen. In einem weiteren kleinen Saal gab es nun endlich etwas zu essen. Aber kein traditionelles Gericht aus der Küche von Nenihon, sondern einen nach nichts schmeckenden Brei, den sie mit einem Plastlöffel mit kurzem Stiel zu sich nahm. Zu trinken gab es wenigsten einen wässrigen Tee. Auch wenn die Pampe nach nichts schmeckte, fühlte sich Usagi bald pappsatt. Eigentlich hatte sie erwartet, in die Zelle zurückgeleitet zu werden, aber es ging nun in einem Raum, wie er auch in einer Schola hätte sein können. Auf den Tischen lagen Datentafeln, auf denen Testaufgaben zu allen möglichen Themen waren. Für je dreißig Fragen zu einem Themengebiet hatten sie eine halbe Stunde Zeit. Schon bald rauchte ihr der Kopf und sie musste unbedingt auf die Toilette. Allerdings traute sie sich nicht zu fragen. Erst nach sechs Blöcken, also drei Stunden, durften sie einen Toilettenraum aufsuchen. Auch hier war es unmöglich, sich zu unterhalten, weil Wärterinnen sie selbst hier begleiteten. Nach zehn Minuten ging es weiter. Wieder drei Stunden Tests, dann eine Viertelstunde Pause, wo es zusätzlich einen Tee gab. Bei vielen Antworten hatte sie nur geraten. Ihr Kopf tat weh und sie war sehr müde, da es inzwischen schon später Abend und sie um die Zeit normalerweise schon längst im Bett war. Was würde ihren Eltern jetzt tun? Für einen kurzen Augenblick sah Usagi ihr kleines Zimmerchen mit den bunten Bildern an den Wänden vor sich. Mutter saß auf Usagis Futon und hielt eine der Babypuppen in der Hand, mit der das Mädchen so gern gespielt hatte, als sie noch keine zehn Jahre alt gewesen war. Tränen liefen über die Wangen ihrer Mutter. Vater saß hinter ihr und tröstete ihre Mutter. Aber vielleicht räumten sie schon ihre Sachen weg, einen Teil in den Müll, einen Teil zum Verschenken und ein kleiner Teil als Erinnerung. Aber Usagi hoffte, dass ihre Eltern um sie trauerten und vielleicht noch hofften, dass sich dieser schreckliche Irrtum endlich aufklären würde.
Als nächste Aufgabe musste sie einen Aufsatz schreiben, um zwei Fragen ausführlich zu beantworten. 1. Was sind sie bereit für das Imperium zu opfern und 2. Was erwarten sie vom Leben? Usagi betrachte nachdenklich die Thermofeder in ihrer Hand und gähnte herzhaft. Die stählerne Spitze glänzte im Licht der viel zu hellen Leuchtkörper. Ein kurzes Umschauen offenbarte ihr, dass alle anderen Mädchen schon fleißig am Schreiben waren. Noch vor zwei Tagen hätte sie mit Nichts und Alles geantwortet. Aber seit sie irrtümlicherweise als Psionikerin klassifiziert wurde, konnte sie die beiden Antworten gerade tauschen.
"In der Kürze liegt die Würze!", sagte ihr Vater immer, wenn Usagi aufgeregt von ihrem Schulalltag erzählen wollte. Ihr Vater interessierte sich ehrlich für das, was sie in der Schule erlebte. Aber er zog es vor, in knappen präzisen Sätzen zu hören und nicht in ausschweifenden blumigen Romanen. Also beantwortete sie die erste Frage knapp mit "Alles" und die zweite mit "Nichts". Damit war ihr Aufsatz fertig und sie schlief fast augenblicklich ein. Ein schmerzhafter Hieb gegen den Oberarm mit einer dieser gemeinen dünnen Gerten riss sie zurück in die Realität. Es war Zeit, ihren Aufsatz abzugeben. Die Aufseherin zog nur die Augenbraue einen kurzen Moment hoch, als ihr gewahr wurde, dass Usagi nur zwei Wörter aufgeschrieben hatte. Aber keine weitere Züchtigung erfolgte. Sie wurden wieder in ihre Zellen zurückgetrieben und Usagi gelang es, dort einfach weiter zu schlafen, da sie zu erschöpft war, um über ihr Schicksal zu weinen.
Die nächsten Tage waren voller Tests. Es gab äußerst unangenehme, wo ihre Schmerztoleranz gemessen wurde, bei anderen merkte sie gar nicht, was eigentlich gerade in ihr ausgelotet wurde. Mehrmals noch wurden Ausdauertests gemacht, wo schließlich auch Usagi irgendwann die Puste ausging. Eines Tages konnte sie zum ersten Mal ausschlafen. Aber mehr als in der Ecke zu kauern konnte sie trotzdem nicht tun. Um sich etwas Mut zu machen, begann sie zu singen. Traurig hallte ihre Stimme an den kahlen Wänden zurück. So langsam war es sicher, dass dies kein Irrtum war. Wieder und wieder war sie getestet worden. Und das mit verschiedenen Geräten. Sie war wohl doch eine Psionikerin! Eine schreckliche Erkenntnis, deren langwierige Folgen sich Usagi nicht bewusstmachen wollte.
Schließlich wurde die Zellentür geöffnet. Aber diesmal warteten nicht die übliche Kettenkameradinnen auf sie, sondern nur das Mädchen, das wie sie den Ausdauertest am ersten Tag geschafft hatte. Wie üblich hängte sie sich ihr schweres Klemmbrett um den Hals und bemerkte, dass die anderen Zellen leer waren, da die Bretter fehlten. Vier Wärterinnen geleiteten sie durch Gänge, die sie vorher noch nie betreten hatte. Irgendwann hörte Usagi auf zu zählen, durch wie viele Sicherheitsschleusen sie gingen. Über zwanzig waren es auf alle Fälle. Dann kamen sie in einen Bereich, der subtil anders war, wohnlicher.
Zum ersten Mal durfte sie richtig baden und bekam danach eine Art Scholauniform mit schwarz kariertem Rock, schwarzen Kniestrümpfen, weißen Slippern, weißer Bluse und einem grauen Pullunder mit einem schwarzen Symbol der Scholastica Psikana. Und Unterwäsche, endlich fühlte sich das Mädchen nicht mehr halbnackt selbst mit dieser hässlichen Tunika. Endlich empfand sich Usagi wieder als Mensch. Wie lange sie wohl schon hier war? Sie hatte die Tage nicht gezählt, aber es mussten Äonen sein. Danach ging es weiter, einen Fahrstuhl hoch, einen Gang hinunter und Usagi traf auf den ersten Mann innerhalb dieser Mauer. Der Mann ähnelte etwas ihrem Urgroßvater, dem Großvater ihrer Mutter. Sein Schädel war fast kahl und voller Altersflecken. Ein dünner weißer Bart gab ihm etwas Würdevolles. Die dunklen Knopfaugen hatten etwas Sezierendes an sich, während er die Mädchen vor sich eingehend musterte, um dann wieder in den Akten ihres Klemmbrettes zu blättern. Manchmal brummte er etwas Unverständliches vor sich hin und strich sich dann den Bart glatt.
"Mein Name ist Rektor Noa Shimida, ich leite die Fakultät der Scholastica Psikana auf Nenihon. 986-2934 und 986-2939, ihr habt beide das Zeug, zu einem höheren Dienst gelangen zu können. Eure Ausbildung beginnt heute! Willkommen auf der Scholastica Psikana!"
Usagi bekam 2939 als Zimmergenossin für ihr Zweibettzimmer. Da alles durchnummeriert war, erübrigte sich jede Diskussion, wer oben liegen und wer das linke Terminal bekommen würde. Es war sauber, aber abgewohnt, schon beinahe etwas schäbig. Die ganze Anlage stammte aus der Zeit, als Nenihon während des Machariuskreuzzuges ins Imperium eingegliedert wurde. Das war vor mehr als sechs Jahrhunderten gewesen und manchen Dingen sah man dieses Alter einfach auch an. Wie 2939 früher geheißen hatte, fragte sie nicht. Private Gespräche waren tabu. Alles war hier eigentlich verboten. Usagi fühlte sich teilweise wirklich, als wäre sie schon tot. Leider schien sie tatsächlich über eine gewisse psionische Begabung zu verfügen. Nachdem sie die Einordnungsskala zu lesen gelernt hatte, begriff das Mädchen, dass sie in der zwölfköpfigen Klasse die Psionikerin mit dem größten Potential war und das mit großem Abstand. Allerdings merkte Usagi recht wenig von dieser theoretisch starken Kraft. Sie tat sich eher schwer mit dieser ihr total fremden Materie. Ihre ersten Versuche einen Blitz heraufzubeschwören waren mehr als jämmerlich. Zwischen Daumen und Zeigefinger konnte sie einen kleinen Lichtbogen formen, der furchtbar kitzelte. Aber mehr daraus zu machen wollte ihr einfach nicht gelingen.
Man lehrte den Scholaren, dass sie ein Tor seien, durch das, sobald sie bewusst oder unbewusst mit ihrer Gabe hantierten, Wesen aus dem Immatarium die Möglichkeit bekamen, sie zu besetzen. Oder noch schlimmer, gleich ein Tor aus ihnen zu machen. Deswegen war es so wichtig, dass jeder Psioniker eingesammelt und nach Terra geschafft wurde. Was aber nicht in den Kopf von Usagi wollte, war, dass Nenihon seit über zwanzigtausend Jahren besiedelt war. Erst vor wenigen hundert Jahren war Nenihon von Macharius zu ihrem eigenen Wohl erobert und in das allumfassende Imperium der Menschheit eingegliedert worden. Früher waren psionisch begabte Mitglieder der klerikalen Oberschicht gewesen, trotzdem war Nenihon nie von Wesen aus anderen Ebenen überrannt worden. Es brannte Usagi auf der Zunge, diese Frage zu stellen. Aber inzwischen hatte sie selbst mir ihrem beschränkten Horizont begriffen, dass es nicht ratsam war, irgendetwas am Imperium auch nur theoretisch in Frage zu stellen.
Ihr Vater hielt nichts vom Imperium. "Sie stehlen unsere begabten Kinder und die besten jungen Männer für ihre Armee. Verlangen Waffen, Rohstoffe und Güter. Dafür bekommen wir Schutz. Aber Schutz vor was? Zwanzigtausend Jahre ging es uns ohne diesen Imperator auf seinem goldenen Thron gut. Jetzt auf einmal lauern Xenos an allen Straßenecken. Schon mal ein Xenos gesehen? Oder einen Mutanten? Ich nicht. Verfluchtes Imperium! Nenihon hat einen Kaiser auf dem Thron der Blumen, wir brauchen keinen Kerl auf einem golden Thron, der dort nur auf seinem fetten Hintern herumsitzt und nichts tut!", hatte ihr Vater einmal geschimpft, als er eines Abends etwas zu viel Reiswein getrunken hatte. Am nächsten Morgen hatte er ihr eingeschärft, niemals darüber zu Fremden zu reden. Wer gegen das Imperium war, wurde von der Inneren Sicherheit abgeholt und wer einmal in deren Fängen war, kam normalerweise nie wieder.
Nach drei Monaten Unterricht bekamen sie Nachricht, dass das jährliche schwarze Schiff ins System einflog. Wie jedes Jahr würde es eine kleine offizielle Verabschiedungszeremonie durch den jüngeren Bruder des Kaisers geben, welche später dann im Televid gesendet werden würde. Da Usagi eine Schreinjungfrau war und damit zu einem angesehen Stand gehörte, wurde sie ausgewählt, ein Teil der zu verabschiedenden Gruppe zu sein. Es wurden keine Zahlen veröffentlicht, wie viele gesegnete Kinder jedes Jahr dem Imperium übergeben wurden, aber gezeigt wurde nur eine kleine Gruppe. Auch wusste das Mädchen, dass sie recht niedlich war, ein Umstand, den sie oft genug ausgenutzt hatte. Wenigstens würde sie so noch kurz ihre Eltern sehen dürfen. Zu diesem Anlass durfte sie die Gewänder einer Schreinjungfrau anziehen. Beim Anlegen merkte Usagi, wie fremd ihr diese einst tägliche Kleidung geworden war. Ihr ganzes bisheriges Leben war zu einem fernen Traum verblast und dieses Ritual riss schmerzhaft vernarbte Wunden in ihrer Seele auf. Auch war die Farbe kein reines Weiß, sondern das Rot eines Hochzeitskleides. Es war, als würde sie mit dem Imperium verheiratet werden. Sie gehörte sich nun nicht mehr selbst oder ihrer Familie oder ihrem zukünftigen Ehemann. Nun würde sie eine Fremdwelterin sein, auf Terra, auf jedem Planeten, auf denen die da Oben sie schicken würden.
Die Zeremonie der offiziellen Zehntübergabe fand in einer der großen Hangarhallen des Zehntgefängnisses statt. Überall hingen imperiale und offizielle Symbole von Nenihon. Meist der imperiale Aquila oder die rote Sonne auf weißem Grund. Eine reich geschmückte Tribüne war aufgebaut worden und die Zuschauer bildeten zum größtenteils Wachmannschaften in Zivil und deren Angehörige. Das war die notwendige Masse, um die Zeremonie televidgerecht in Szene zu setzen. Zusätzlich hatte man einige Eltern und Geschwister eingeflogen. Usagi merkte bald, dass alles eine Farce war. Zuerst sprach der Bruder des Kaisers, dankte den Psionikern für ihr großes Opfer und verabschiedete sie ihm Namen seines Bruders, des Kaisers von Nenihon. Danach durften einige Eltern ein paar Worte sprechen, unter anderem auch ihr Vater. Stoisch laß er den Text vom Teleprompter ab und überreichte ihr für den zukünftigen Dienst ein Energieschwert, dessen Energiequelle ausgebaut war und das sie sofort wieder abgeben musste, als die Kamera von der Szene wegschwenkte. Aber wenigstens konnte sie die Hände ihres Vaters noch einmal kurz berühren.
"Du schaffst es, meine Tochter! Bleib dir selbst treu! Vergiss nie, was wir dich gelehrt haben!", flüsterte er ihr zu, bevor sie wieder getrennt wurden. Ihre Mutter stand daneben und durfte nur winken. Weitere Worte wurden ihnen nicht gestattet. In Reih und Glied marschierten sie, begleitet von einer Marschkappelle, hinaus auf das eiskalte Flugfeld, wo schon ein dickbäuchiger Lander wartete. Schwarz uniformierte Gardistinnen in der Uniform der Scholastica Psikana nahmen sie in Empfang und verfrachteten sie in stabile Käfige. Nullfelder umfassten sie und unterbanden jede psionische Aktivität. Still vor sich hin weinend nahm Usagi kaum wahr, wie das kleine Raumschiff abhob. Eine Zeitlang wurde es ziemlich holprig, als sie die Atmosphäre verliesen. Das war der Abschied von ihrer Heimat, ein letzter Gruß, bevor es für immer in die Fremde ging, wo sie ihr einsames trostloses Grab fern der Heimat und der Ahnen finden würde.
War das Zehntgefängnis auf Nenihon wie eine restriktive Hölle vorgekommen, auf dem Schwarzen Schiff war es noch viel schlimmer. Disziplin wurde mit aller Gewalt durchgesetzt. Die kleinste Verfehlung zog Hiebe mit einem Stock nach sich, schwere Vergehen wurden mit der Peitsche und Ungehorsam meist mit dem Tod geahndet. Töte eine, um tausend zu warnen. Nenihon hatte eine Quote zu erfüllen gehabt, deswegen war jeder lebende Psioniker ein wertvoller Teil des Zehnt gewesen. Hier auf dem schwarzen Schiff schien man die Durchsetzung der Disziplin höher als ihr Leben einzuschätzen. Die meisten waren eh zu einem kurzen Leben verdammt und würden dem Imperator geopfert werden, um aus ihren Seelen Energie gegen die mannigfaltigen Gefahren des Warps Kraft zu schöpfen, um diese Abscheulichkeiten in ihre Schranken weisen zu können. Andere würden im Astronomicon ausbrennen, andere nichts weiter sein als lebende Sende- und Empfangsstationen für Nachrichten. Die, die Glück hatten, durften ihr Leben als Kampfpsioniker für die Imperiale Armee opfern. Das würde ihr Schicksal sein, auf irgendeinem Schlachtfeld im Namen des Imperators zu sterben.
Untergebracht waren sie auf der Arche in kleinen Einzelzellen, in denen man nicht mal stehen konnte. Ihr ganzer Lebensraum bestand aus einem quadratischen Raum, der ein Meter Hoch, ein Meter breit und zwei Meter lang war. Sie konnte nur hineinkriechen. Eine Matratze mit einer abwaschbaren Oberfläche war der Bodenbelag. Es gab ein Brett über dem Kopfende, wo sie Bücher und Datentafeln ablegen konnte. Auch für ihr Schreibzeug war noch Platz, um die Hausaufgaben machen zu können. Ihre Notdurft konnte sie nur draußen in den Toiletten verrichten, also am Morgen oder Abend. Wer im Ruhezyklus musste, der war dazu verdammt, es zu verheben. Und wer das nicht konnte, die Oberfläche der Matratze war nicht umsonst abwaschbar. Der Unterricht begann kurz nach Ende des Schlafzyklus, wo sie eine Stunde Zeit hatten, sich zu waschen, zu essen und ihren körperlichen Bedürfnissen nachzukommen. Als Uniform hatten sie einheitliche rote Roben bekommen, auf denen das Symbol der Scholastica schwarz prangte. Und die furchtbar auf der Haut kratzten. Der Unterricht zog sich bis zur Mittagsstunde hin, dann gab es Essen, meist die nach gar nichts schmeckende Proteinpampe, die es schon im Zehntgefängnis gegeben hatte, und es ging dann zu den praktischen Übungen in einem der oberen Sektoren des Schiffes, die außerhalb der permanent aktiven Nullfelder lagen. Sie lernte, mächtige Blitze zu schleudern, nachdem sie es geschafft hatte, ihre inneren Schleusen zu öffnen. Die Blitze waren kraftvoll, aber mehr als die Richtung zu bestimmen, wollte ihr nicht gelingen. Usagi konnte einfach die Stärke nicht regulieren. Entweder alles oder es ging gar nichts. Dann wurde etwas meditiert und es kam danach zu den körperlichen Übungen, um sie für das Schlachtfeld fit zu machen. Sie bekamen so etwas wie eine kleine Grundausbildung und wurden in verschiedenen Nahkampfwaffen und der Laserpistole unterrichtet. Wenig überraschend war Usagi gut im Schwertkampf, aber eine miserable Schützin.
"Normalerweise heißt es, richte eine Waffe nie auf deine eigenen Leute, aber bei 986-2934 müsste es heißen, schieße auf deine Leute, dann triffst du vielleicht mal den Feind!" Für jeden Fehlschuss gab es einen Schlag mit dem Stock und bald waren ihre Arme und Beine mit in allen Farben blühenden Hämatomen überzogen. Nach dem Abendessen musste sie lernen, geistige Übungen machen, bis schließlich um 22.00 Uhr Bordzeit das Licht gelöscht wurde. Normalerweise weinte sich dann Usagi in den Schlaf. Dabei hatte sie eigentlich noch Glück. Die meisten Passagiere verbrachten den Transfer in Kryokapseln im Tiefschlaf, falls sie nicht schon bei der Ankunft selektiert und in den Plasmaöfen aufgelöst worden waren.
Sie vermisste ihr Zuhause. Ihre Eltern, die manchmal streng, aber doch immer voller Liebe gewesen waren. Ihr kleines, quietschbuntes Zimmerchen. Ihre lieben Freundinnen, ihre Schule und natürlich Sakura Senpai. Ihren Verlobten, der so eine gute Partie gewesen wäre. Nun hatte sie niemanden mehr, mit dem sie einfach reden konnte. Die ganze Zeit zu schweigen fiel ihr immer schwerer. Früher hatte sie oft wie ein Wasserfall geredet, nun konnte jedes Wort zu viel ein Ende im Plasmaofen bedeuten. Ihr Leben war vorbei und das alles nur, weil das Imperium so unnachgiebig und grausam war. Tief in ihrem Innersten, verborgen in der Schwärze ihres Herzens begann sie dieses Gebilde zu hassen. Nenihon war zwanzigtausend Jahre ohne diesen Imperator ausgekommen, der offenbar nichts weiter tat, als seinen Hintern auf dem goldenen Thron platt zu sitzen und die Seelen von Psionikern zu fressen. Diese Empfindungen waren gefährlich in einer Umgebung, wo die Lehrer durchaus in der Lage waren, die Gedanken und Gefühle ihrer Schüler zu lesen. Deswegen verborg sie dies so gut sie konnte und heuchelte absolute Loyalität und Gehorsam. Jeder Tag zu leben war ein Geschenk und ihr Tod nur ein falscher Gedanke von ihr entfernt.
Die Psionikerin hatte keine Ahnung, wie viele Jahrtausende vergangen waren, als man sie und zwei andere Mädchen der Klasse mitten aus dem Unterricht herausholte und in einen kleinen Saal führte, wo schon andere Psionikerinnen warteten. Sie mussten auf einer Linie antreten und stramm stehen. Angestrengt blickt Usagi nach geradeaus und versuchte einen Punkt an der vertäfelten Wand zu fixieren. Nach den Einrichtungsgegenständen zu urteilen, war dies eine Art Konferenzraum, wahrscheinlich des Lehrkörpers. Trotz des dicken Teppichs konnte sie die schweren Stiefelschritte hören, bevor der große Mann in ihr Blickfeld trat. Der Fremdweltler trug eine Servorüstung und zwei große Pistolen ihr unbekannter Machart an der Seite. Ein hoher Hut bedeckte seinen Kopf, auf dem die Säule der Inquisition in poliertem Messing glänzte. Der Mann blieb genau vor ihr stehen und Usagi begann zu beten, auch wenn der Imperator sie wie bisher einfach ignorieren würde. Sie wusste nicht genau warum, aber der Gerüstete machte ihr große Angst. Ihr schlotterten die Knie und sie hatte das Gefühl, sich jetzt unbedingt erleichtern zu müssen. Sie fixierte seine Säule, die auf der gepanzerten Brust hin und her rutschte. Er hielt eine Datentafel vor ihr Gesicht und dem Registrierungscode auf ihrer Stirn. Offensichtlich scannte er gerade den Code ein und rief ihre Akte auf. Er keuchte einmal, dann gluckste er und dann kam ein Kichern aus seiner Kehle. Usagi war äußerst irritiert über den Gefühlsausbruch des Inquisitors, denn um so einen schien es sich zu handeln. Sie wusste recht wenig darüber, was ein Inquisitor eigentlich war. Aber auf alle Fälle war er es nicht gut, im Fokus seiner Aufmerksamkeit zu stehen.
"Scholarin 986-2934 ist perfekt geeignet. Die nehme ich!", erklärte der Mann und beugte sich grinsend zu ihr herunter. So nah, dass Usagi die geplatzten Äderchen in seinen Augen sehen konnte und seinen üblen Atem riechen konnte. Der Mann war ihr unheimlich und er hatte nichts Gutes mit ihr vor. - Imperator steh mir bei - flehte Usagi in Gedanken, auch wenn sie nicht wirklich glaubte, dass der das von seinem goldenen Thron aus konnte.
"Ähm, ich will ja nicht Eure Entscheidung in Frage stellen, aber habt Ihr die Akte von Scholarin 986-2934 auch wirklich gelesen?" Der Stimme nach zu urteilen gehörte die zu einer der hochrangigen Lehrerin, deren Namen Usagi nicht kannte. Sie wagte nicht, den Blick abzuwenden, denn ihr war kein Rühren befohlen worden. Und sie hatte schon genug blaue Flecken am ganzen Körper.
"Und wie ich das habe. Sie ist perfekt!"
"986-2934 ist in fast allen Bereichen unterdurchschnittlich. Nur ihre ansehnlichen Fähigkeiten im Schwertkampf und ihr hohes psionisches Potential haben sie bis jetzt davor bewahrt, dass sie für das Opfer eingeteilt wurde. Sie kann ihre Kräfte nicht regulieren, ist oft unkonzentriert und sehr weinerlich. Obendrein kommt sie von einer Welt, wo der Imperatorglaube noch stark von regionalen Strömungen durchsetzt ist. Schon als Primarispsionikerin ist sie ein Risiko. Sie braucht eine erfahrende und unnachgiebige Führung."
"Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Durchaus bewusst." Der Mann lachte amüsiert auf. "Für meine Zwecke erfüllt sie alle notwendigen Kriterien. Haltet sie am Leben, bildet sie aus und übergebt sie dann der Inquisitionszentrale auf Terra zu weiteren Ausbildung und Verwendung. Der Name von 986-2934 lautet von heute an Syntyche, denn du wirst Inquisitor Tabelmann eine reine Freude sein."
Gedanke des Tages
Ein Teil ohne Action, nur mit vielen Hintergrundinformationen über die Figur Syntyche. Zur Erinnerung, das war die etwas schusselige Psionikerin im Gefolge von Herad Tabelmann. Er hatte sie durch einen eingeforderten Gefallen zugeteilt bekommen. Seine Prämisse war damals mächtig und gutaussehend. Beide Faktoren treffen auf 986-2934 zu. Da der Inquisitor aber als Amalathianer unseren Herad als Rekongregator nicht leiden konnte, hat er ihm eine schusslige, unkontrollierbare, nervige Psionikerin untergeschoben.
Ich wollte einfach mal zeigen, wie das Imperium und die planetare Autorität mit Psionikern umspringt. Es kommt teilweise sicherlich etwas harmlos rüber, weil Syntyche nie wirklich mit Problemfällen konfrontiert wurde. Sie gehört zu der Gruppe von früh entdeckten Psionikern, die für eine Ausbildung geeignet sind. Anfangs wollte ich noch ein paar exemplarische Hinrichtungen einbauen, aber letztendlich sind Psioniker eine sehr wertvolle Ressource, besonders wenn man sie noch relativ jung entdeckt und sie ausbilden kann. Die Scholastica Psikana erstellt für jeden Planeten verbindliche Quoten, die jedes Jahr mit einer gewissen Toleranz erreicht werden müssen. Deswegen können planetare Regierungen Psioniker weder zurückhalten noch einfach verbrennen. In den mir bekannten Quellen wird nirgendwo näher beschrieben, wie Psioniker auf ihren Heimatplaneten aufbewahrt werden. Aber es ist Fakt, dass sie eingesammelt und interniert werden. Ich habe mir einfach vorgestellt, dass sie wohl am besten an einen Ort versammelt werden, der weit abgelegen und durch seine klimatischen Verhältnisse einen potentiellen Ausbruch durch die Widrigkeiten der Umgebung im Keim erstickt. Wahrscheinlich beginnt die erste Selektion schon in diesem Stadium, so wie ich sie beschrieben habe. Die Schwachen und schwer kontrollierbaren werden wohl in der Testphase eingefroren werden. Schließlich muss eine gewisse Anzahl übergeben werden. Früher waren Schwarze Schiffe generell unter der Ägide der Inquisition. Aber in den neueren Publikationen gehören sie zur Scholastica Psikana. Die Informationen über diese Institution sind sehr rar und teilweise widersprüchlich. In einer Publikation war mal die Rede, dass es Zweigstellen auf Planeten gibt, in einer anderen wurden alle Psioniker nach Terra geschafft. Auf der einen Seite mach ein Einschwören auf den Imperator auf Terra Sinn, auf der anderen karrt man viele Millionen höchst gefährlicher Individuen ins Herz des Imperiums, an die Stelle, wo ein psionische Katastrophe die zentrale Regierung samt Imperator und Astronomicon auslöschen könnte. Ganz abgesehen davon, dass dieser Transfer viele Jahre dauern wird. Ich gehe davon aus, dass Schwarze Schiffe ihre Route abfliegen und Psioniker einsammeln, bis sie keinen Platz mehr haben. Ab dem Moment geht es dann recht fix, da Warpreisen recht wenig Zeit in Anspruch nehmen, wenn alles klappt. Was viel Zeit kostet, ist es in ein System hinein und dann wieder zum nächsten Sprungpunkt hinaus zu fliegen. Aber wie bei so vielen im Imperium ist Effizienz nicht das erste Kriterium der Organisation. Nun ja, ich hoffe, der Teil war trotzdem unterhaltsam und hat ein paar Facetten beleuchtet. Der nächste Rückblick wird Lucius behandeln.
Juhu es geht wieder weiter :lol: War bisher eher der heimliche Leser im Hintergrung, melde mich etz aber auch mal zu Wort.
Nach dem ich die vorherigen Bände auch schon verschlungen habe, und sich da einiges zusammengefügt und neue Fragen aufgeworfen hat, bin ich echt wahnsinnig gespannt wie es weiter geht. Danke für die vielen Stunden Lesespaß und immer fleißig weiterschreiben :spitze:
Auch dein "Nebenprojekt" verfolge ich mit regem interresse 😉
Ich bin froh, dass du diese Texte hier einstellst, es wäre wirklich schade gewesen, hättest du sie einfach so rausgefallen lassen.
Die Weise wie die Einbringung des Zehnten hier beschrieben wird, halte ich für durchaus „realistisch“, human werden die Auserwählten nämlich sicher nicht behandelt.
Den Wechsel von einer Erzählweise in die Nächste empfinde ich hier und da als etwas sehr holprig. Da gibt es keinen wirklichen Übergang.
Bin jetzt auch soweit durch.hab erst "vor kurzem" angefangen zu lesen.
Ich steh voll auf die ruhigeren Episoden, die mit erzählerischem Humor nach meiner Meinung mehr glänzen als die Kampfszenen. Gerade wenn jeder Absatz mit einem Stoßgebet und einem Befehl beginnt schalte ich irgendwann ab weils mir zu dröge wird (war im 4. Teil bei mir der Fall).
Gerade das Verweben von Fluff mit unserer Film- und Alltagskultur beherrschst du meisterhaft. (James-Bond-Inquisitor in Bademode... wobei ich mehr an die älteren Bonds denke.)
Dass die neuesten Episoden mir gefallen steht somit außer Frage (kurzes, aber knackiges Gefecht mit Überraschungsmoment war keinesfalls dröge) Mit Nurgle hast du nun außerdem alle dunklen Götter einmal durch.
Ich würd mich freuen, wenn die Reizkulturschwestern d.h. die Witwen mal wieder auftauchen würden. Die würde ich an Gabriels Stelle sogar Lucius vorziehen... irgendwie würde ich denen mehr trauen... warum nur weiß ich nicht ^^.
Nakago mein Bester, wie schreibt es sich ? Der gierige Mob wartet auf neues Lesefutter ... eine kleine Info wäre schön, wann und ob man mit einem neuen Teil rechnen kann. :happy:
Der Teil um Zebulon fand ich nett. Ein zwei Rechtschreibfehler sind deinem Lektorat zwar durch die lappen gegangen, aber es war sehr gut zu lesen.
Inhaltlich ist Zebulon ja mal voll der Strahlemann. Könnte ein Space Marine sein.
Wenn mich nicht alles irrt, dann müsste Plaines der Heimatplanet einer liebenswürdigen Slaneshbraut sein, oder? Wenn ja, sehr schöne Anspielung.
Ich werde jetzt den nächsten Abschnitt verschlingen.
Juhu es geht wieder weiter War bisher eher der heimliche Leser im Hintergrung, melde mich etz aber auch mal zu Wort.
Nach dem ich die vorherigen Bände auch schon verschlungen habe, und sich da einiges zusammengefügt und neue Fragen aufgeworfen hat, bin ich echt wahnsinnig gespannt wie es weiter geht. Danke für die vielen Stunden Lesespaß und immer fleißig weiterschreiben
Auch dein "Nebenprojekt" verfolge ich mit regem interresse
Ich bin froh, dass du diese Texte hier einstellst, es wäre wirklich schade gewesen, hättest du sie einfach so rausgefallen lassen.
Die Weise wie die Einbringung des Zehnten hier beschrieben wird, halte ich für durchaus „realistisch“, human werden die Auserwählten nämlich sicher nicht behandelt.
Ich steh voll auf die ruhigeren Episoden, die mit erzählerischem Humor nach meiner Meinung mehr glänzen als die Kampfszenen. Gerade wenn jeder Absatz mit einem Stoßgebet und einem Befehl beginnt schalte ich irgendwann ab weils mir zu dröge wird (war im 4. Teil bei mir der Fall).
Gerade das Verweben von Fluff mit unserer Film- und Alltagskultur beherrschst du meisterhaft. (James-Bond-Inquisitor in Bademode... wobei ich mehr an die älteren Bonds denke.)
Dass die neuesten Episoden mir gefallen steht somit außer Frage (kurzes, aber knackiges Gefecht mit Überraschungsmoment war keinesfalls dröge) Mit Nurgle hast du nun außerdem alle dunklen Götter einmal durch.
Ich würd mich freuen, wenn die Reizkulturschwestern d.h. die Witwen mal wieder auftauchen würden. Die würde ich an Gabriels Stelle sogar Lucius vorziehen... irgendwie würde ich denen mehr trauen... warum nur weiß ich nicht ^^.
Nakago mein Bester, wie schreibt es sich ? Der gierige Mob wartet auf neues Lesefutter ... eine kleine Info wäre schön, wann und ob man mit einem neuen Teil rechnen kann.
Wie schnell die Zeit vergeht. Irgendwie rauscht die gerade mit Überlichtgeschwindigkeit an mir vorbei. Umzug ist zwar so gut wie abgeschlossen, aber andauernd tauchen neue kleine Probleme auf, die behoben werden müssen. Marder im Auto, defekte Dusche, Kleinigkeiten zwar nur, fressen aber trotzdem Zeit beim beheben. :crash:
Als ich das Schwinden vor drei Jahren begann, hatte ich Kurzarbeit und viel Zeit für das Projekt. Und Zeit ist gerade Mangelgut bei mir. Mal mehrere Stunden am Stück ohne Störung schreiben zu können ist selten geworden. Die Fahrten der Audacia nehmen auch noch viel Zeit in Anspruch und das merke ich eben auch. Der nächste Teil eher am Ende des Monats, vielleicht sogar erst Dezember. Der eigentliche Band dann darauf, hoffe die zwei Wochen Weihnachtsferien diesbezüglich gut nutzen zu können. Er wird ziemlich kurz werden, da ich viel wegstreichen muss. Zum einen aus Zeitmangel, zum anderen, weil es die Story nicht wirklich voran bringt. Wenn allen Ballast kippe, wird es dann auch recht flott mit der Veröffentlichung weiter gehen. Allerdings werden so lange Bände wie Band IV wohl nicht mehr vorkommen. Ich werde mich auf den Kern der Story beschränken, um irgendwann wieder Land zu sehen. Rückblickend begann ich mich in Band III zu verzetteln, Band IV ist ausgeufert, wenn auch sicherlich eine Rückbesinnung auf das Grundsetting ohne eigenen Schnickschnack gewesen, der teilweise ja gar nicht gut angekommen ist. Die Motivation ist nach wie vor vorhanden, aber die Zeit läuft mir gerade einfach davon. :einstein:
Klar, die Inquisition ist nun mal ein Sammelbecken für die Elite. Hans Wurst von der Stange wird da nicht angeheuert, sondern nur die Besten der Besten. Würde auf Plaines ein Orden rekrutieren, wäre er sicher ein Aspirant geworden.
Lucius Osrano- größter Held des Universums und Gabis Champion
Lucilla Osrano - dämlichste große Schwester des Universums und aller Zeiten
Gabriela Sabeli - Lucius dufte Nicht-Freundin und Spielkameradin
Frau Sabeli - Gabis Mutter, Keksmacherin und Limonadenmischerin
Mutter - Mutter des größten Helden des Universums
Großmutter - ewig nörgelnde Großmutter des größten Helden des Universums
Wahrsagerin - Ominöse Frau mit eigenem Laden
Oberster Direktor Fulgrim - geliebter Herrscher von Chemos, weilt auf Terra
Fieser Imperator - verhasster Entführer des allseits geliebten Direktor Fulgrim
Hopups von den Luna Wauzies - Primarch der Luna Wauzies und Bösewicht
Position:
Imperium
Segmentum Ultima
Chemos
Callax
Sektor 6
Hab 973
Zeit: 2 423 855.M30
Person: Lucius Junior Osrano
"Ich bin Lucius, der Champion von Gabriel! Mein Name ist gefürchtet von einem Ende des Universums zum anderen! Gib auf, gemeiner Imperator! Gib uns unseren geliebten Direktor Fulgrim zurück oder du wirst Blitz und Donner kennenlernen!", brüllte Lucius und reckte seine beiden imaginären Schwerter Blitz und Donner bezeichnend nach oben.
"Und ich bin Gabi! Ein wunderhübscher Engel und jetzt gibt es aber Saures!", rief Gabriela enthusiastisch und sauste vom Himmel herab, ihre weißen Flügel weit gespreizt. Ein flammendes Schwert hielt sie in der Hand und trug ein blaues bauschiges Gewand.
"Das ist aber ne ziemlich lausige Ansprache! Da gibt es mehr als nur saures!", maulte Lucius und wandte sich zu Gabi um, die neben ihm auf dem Boden in ihrem kleinen Zimmer hockte und eine kleine Engelsfigur aus bemaltem Stein in der Hand hielt. Stein war der einzige Rohstoff, den es auf Chemos von jeher in Überfluss gegeben hatte. Das Zimmer war mit neuen bunten Möbeln aus Plast eingerichtet, wie es sie nun überall zu kaufen gab, nachdem Chemos vor einem Jahr vom richtigen Imperator besucht worden war. Chemos war nun Teil eines ganz großen Imperiums und von überall her kamen riesige Sternenschiffe, um noch coolere Sachen zu bringen. Allerdings musste man schon mehr als ein paar lausige Bezugsscheine haben, um die sich leisten zu können.
"Ähm, wie wäre es mit: Jetzt gibt so ne Tracht Prügel, dass du einen Monat nicht mehr sitzen kannst?" probierte es Gabi.
"Schwach! So was würde meine Oma zu mir sagen. Aber das da drüben ist der gemeine Imperator!" Lucius zeigte empört auf die importierte Spielfigur aus Plast in der Ecke, der von vierzigtausend seiner Leibgardisten umgeben war. Eigentlich waren es nur dreieinhalb Gardisten, da einer schon kaputt gegangen war, aber in seiner Vorstellungskraft war eine gigantische Halle voll mit ihnen. Ihre goldenen Rüstungen glänzten, ihre roten Haarbüschel tropften von Blut der Unschuldigen und sie fürchteten ihn, denn er war Lucius, der unbesiegbare Schwertkämpfer, Champion eines Engels. Nichts in diesem Universum war ihm gewachsen.
"Ich mag das Spiel nicht.", maulte Gabriel, die wie er fast sechs Jahre alt war und zog eine Schnute. "Lass uns lieber Vater, Mutter und Kind spielen.", schlug sie stattdessen vor und sah ihn erwartungsvoll an.
"Ne, dass ist öde. Voll das Mädchenspiel. Und du willst mich nur wieder küssen." Lucius machte eine abwehrende Handbewegung.
"Gar nicht wahr!" wehrte sich Gabi und wurde knallrot. "Warum hat der Imperator eigentlich keinen richtigen Namen? Selbst der oberste Direktor heißt Fulgrim.", lenkte das Mädchen schnell auf ein anderes Thema ab.
"Wahrscheinlich heißt der fiese Imperator in Wahrheit Ringelschwanz Pullermann von Klobürste und will nicht, dass jemand ihn so nennt." Da musste Gabi laut gicksen.
"Pullermann! Hihi!" Beide lachten sie nun. Eigentlich spielte Lucius nicht mit Mädchen, weil die meist echt doof waren. Aber Gabi mochte er. Sie waren in der gleichen Spielgruppe im Kindergarten und manchmal, wenn die anderen Jungen keine Zeit hatten, ging er dann zu ihr. Meist fragte er die anderen Jungs erst gar nicht. Weil er eben doch lieber mit Gabi spielen wollte, die meist das tat, was er wollte, ohne jemanden verprügeln zu müssen. Und sie hatte immerhin ein eigenes kleines Zimmer, das hatten nur wenige. Lag wahrscheinlich auch daran, dass sie noch ein Einzelkind war. Und dass sie keinen Vater hatte, was ja eigentlich gar nicht ging. Jedenfalls hänselten andere Kinder sie deswegen, aber Lucius verteidigte sie immer und wer gemein zu seiner Gabi war, bekam Hiebe. Schließlich war er ihr Champion und Beschützer. Das lag daran, dass Gabis Mutter echt nett war und ihm immer einen Keks mit Schokoladenguss gab, wenn er bei seiner Nicht-Freundin war. Und er mochte diese Kekse unheimlich gern.
"Nun gut, Imperator Pullermann von Klobürste! Wir drehen dich so durch die Mangel, dass du deine Einzelteile in der ganzen Galaxis suchen kannst!" Gabi wandte sich Erwartungsvoll zu ihm um, "War das besser?"
"Ja, nun Imperator Pullermann von Klobürste, gibt uns unseren geliebten Direktor zurück oder du hast ein ernstes Problem!", rief Lucius begeistert.
"Ha!" Lucius schlüpfte nun in die Rolle des gemeinen Imperators, "Euer Direktor ist mein Sohn! Ihr werdet ihn nie wieder sehen, elendes Gewürm von Chemos. In meinem Imperium ist kein Platz für Drecksäcke aus Chemos! Leibwache, holt Verstärkung, um diese beiden größten Helden des Universums zu vernichten!"
"Ja, holt Verstärkung ihr Luschen, damit ich euch alle mit meinem Super Duper Todeslichtstrahl das Licht ausblasen kann. Denn ich bin Gabriel, ein wahrer Engel! Und du kannst mit deiner imperialen Wahrheit deinen Popo abputzen!"
"Das war gut, Gabi!" Natürlich war Gabriel, die im Gefolge des Imperators reiste, kein wahrer Engel, aber Gabi war da in Bezug auf ihre Namensvetterin unglaublich stur. Die richtige Gabriel hatte irgend was mit Psi Dingsbums zu tun und hatte eine eigene große Schule auf Terra, die sich solch begabten oder verfluchten, je nachdem wen man fragte, Schülern annahm. Natürlich war Gabriel mit ihren Flügeln und ihrer überirdischen Schönheit die wohl am meisten im Gedächtnis haftendes Mitglied aus dem Gefolge des bösen Imperators von Terra gewesen. Der hatte nämlich seine Söhne verloren, wie das auch immer passieren konnte und reiste nun durch die Galaxis, um sie wieder zu finden. Um seinen angeblichen Sohn, den von hier allen geliebten obersten Direktor Fulgrim zu finden, hatte er fünfzig Jahre gebraucht. Lucius verlor manchmal auch Sachen, aber er hatte noch nie so unendlich lange gebraucht, sie wieder zu finden.
"Ja, auf sie mit Gebrüll!" Gabi schwenkte ihre kleine Engelsfigur und setzte zum Sturzflug an. "Todesstrahl!" Mit einer Taschenlampe imitierte sie diesen Effekt.
"Blitz und Donner!", brüllte Lucius begeistert und brachte seine Fulgrim Figur nach vorne, die er großzügig für sich selbst in Anspruch genommen hatte. Vierzigtausend Leibwächter stürmten heran und wurden von einem Schwertwirbel empfangen. "Auf Blitz folgt Donner!" Der Kampf war hart und brutal, aber niemand war ihm gewachsen, schließlich war noch der fiese Imperator übrig.
"Vierzigtausend besiegt, das war Hammer!", freute sich Lucius, sein blutiges Werk betrachtend.
"Oh nein! Der Imperator hat einen Super Automat zur Hilfe geholt." Fluchs stellte Gabi ihren kleinen Kuschelbären vor der Figur des Imperators. Dafür mochte er Gabi, die immer so coole Einfälle hatte, die solche Sachen noch viel spannender machten. Für ein Mädchen war seine Gabi echt dufte.
"Ha, ein Titan kann uns nicht aufhalten." So hieß ein Super Automat nämlich in Wirklichkeit.
"Hier, friss meinen Super Mega Feuerball!", rief Gabi und warf einen kleinen roten Ball auf den Bär, der prompt nach hinten wegkippte.
"Treffer und kaputt!", jubelte Lucius und setzte seine Figur auf den gefallenen Titan, den fiesen Imperator im Blick.
"Oh, verschone mich! Ich gebe Euch auch euren geliebten Direktor Fulgrim zurück!". flehte nun der Imperator, den nun kurz Gabi übernahm.
"Ha, dass hättest du dir vorher überlegen müssen. Keine Gnade!", brüllte Lucius und köpfte den Imperator für seine Untaten. Dafür nahm er der Figur den Kopf ab und lies den über den Boden kullern. Darauf kippte der Imperator dramatisch um. Das war geschafft! Das Gute hatte triumphiert und den fiesen Imperator besiegt. Ihren geliebten Direktor Fulgrim konnten sie nun aus dem Kerker befreien, wo er schmählich bei Wasser und Brot hatten schmachten müssen. Aber halt! Ein neuer Gegner offenbarte sich.
"Halt, ihre elenden Ba.., Drecksäcke!" Zuerst wollte Lucius Bastard sagen, aber das sagten die anderen Kinder immer zu Gabi und die mochte den Ausdruck gar nicht. Mit einem kurzen Blick überzeugte er sich, dass sie nichts von seinem Fauxpas mitbekommen hatte und spielte weiter. "Ihr habt meinen Vater getötet und ich Hopups von den Luna Wauzies werde ihn rächen."
"Hopups von den Luna Wauzies?" fragte Gabi gicksend nach.
"Ja, Hopups von den Luna Wauzies, dass ist nämlich sein wahrer Name." Eigentlich hieß der ja Horus, aber Hopups war einfach lustiger.
"Hihi! Hopups! Auch du wirst uns nicht aufhalten können! Denn ich habe den größten Helden des Universums als meinen Champion! Und jetzt spüre seine Macht!" ging seine Nicht-Freundin auf das Spiel ein und überließ generös ihm die Ehre, den Bösewicht fertig zu machen.
"Blitz und Donner Todeswirbel Supergewitter!" kündete er seine Spezialattacke an und wirbelte seine Spielfigur um ihre eigene Achse. Gabi baute den Imperator wieder zusammen und übernahm schnell den Part des Schurken Hopups.
"Ha, hier sind Pups und Furz! Du kannst mir nicht widerstehen!" Der fiese Hopups griff nun Lucius an, wurde aber vom größten Helden des Universums geköpft. Wieder einmal rollte ein Kopf in die Zimmerecke. Nun war der Weg frei zum Kerker ihres geliebten Direktors.
"Lucius, der größte Held aller Zeiten! Ich werde dir ewig dankbar sein und dich mit vielen coolen Sachen belohnen.", lobte Fulgrim ihn, als Lucius ihn aus seinem finsteren Kerker befreite, tief unten im Palast des fiesen Imperators auf dem fernen Terra. Er hob seine beiden Arme und die Menge tobte von Horizont zu Horizont, als er siegreich nach Chemos zurückkehrte.
"Oh oh! Hinter dir!", meinte auf einmal Gabi und dann spürte er schon den Einschlag auf seinem Hinterkopf.
"Lucius Osrano! Du hast nur dumme Flausen im Kopf! Was soll aus dir nur mal werden?", schimpfte seine Großmutter, die ihn mit einem verkniffenen Mundwinkel missbilligend ansah. Eigentlich sah sie immer so aus, nur schien sie diesmal noch schlechtere Laune als sonst zu haben. Lucius rieb sich den Hinterkopf, wo der Schlag seiner Oma ihn getroffen hatte. Wo kam die auf einmal her? Er hatte vor lauter spielen gar nicht gemerkt, dass jemand das Zimmer betreten hatte.
"Ich werde mal der größte Held aller Zeiten! Wirst schon sehen", verteidigte sich Lucius.
"Momentan bist du der frechste Junge aller Zeiten! Ich habe dir doch gesagt, dass du nach dem Kindergarten sofort nach Hause kommen sollst!" Seine Großmutter schnappte ihn am Schlafittchen und zerrte ihn einfach mit. Ihm fiel ein, dass er wirklich heute früher nach Hause hätte kommen sollen. Das hatte er ganz vergessen, als er nach dem Ende des Kindergartens zu Gabi gegangen war.
"Und jetzt sag auf Wiedersehen zu deiner kleinen Freundin."
"Sie ist nicht meine Freundin!"
"Er ist nicht mein Freund!", riefen beide Kinder gleichzeitig. Gabi war Lucius Nicht-Freundin, weil Freundinnen haben einfach doof war, weil Mädchen eben prinzipiell nervig, weinerlich, dämlich und schwach waren.
"Wie auch immer!" Seine Großmutter zerrte ihn einfach aus dem Zimmer an der händeringenden Frau Sarbeli vorbei, Gabis Mutter. Wie auch ihre Tochter hatte sie helle Haare und blaue Augen. Die meisten Bewohner auf Chemos hatten helle Haare. Lucius waren sogar weißblond. Wegen seinem hellen Haarschopf hatte seine Mutter ihn Lucius genannt, was in einer uralten Sprache so viel wie Licht bedeutete. Jedenfalls erzählte sie das, aber sein Vater hieß auch Lucius und es war Brauch, dass der Erstgeborene wie sein Vater hieß.
"Auf Wiedersehen Frau Sabeli, danke für den Keks und die Limonade! Tschüss Gabi!" Er winkte zum Abschied und bemühte sich, mit seiner Großmutter Schritt zu halten, die nun förmlich den Flur des Habs herunter stürmte. Allerdings wusste er nicht mehr, warum er früher nach Hause hätte kommen sollen. Wahrscheinlich hatte das seine Mutter ihm gesagt, aber Frauen redeten so viel, dass er das meiste davon gleich wieder als unwichtig vergaß. Seine Familie hatte eine Wohnung in einem der gehobenen Habs, nur einen Block weiter. Deswegen hatten sie geräumige zwölf Quadratmeter zur Verfügung, den sich Lucius, seine beiden Eltern, seine große Schwester und sein kleiner Bruder mit der Großmutter teilten. Früher war alles noch viel schlimmer gewesen, aber Direktor Fulgrim hatte alles zum Besseren gewendet. Und jetzt wo sie Teil des Imperiums waren, gab es Vieles im Überfluss, was es früher überhaupt nicht gegeben hatte. Allerdings vermissten die Bewohner von Chemos ihren geliebten Obersten Direktor Fulgrim, welchen der Imperator mit nach Terra genommen hatte. Fulgrim war nämlich kein normaler Mensch, sondern ein Primarch. Lucius hatte keine Ahnung, was das nun genau sein sollte. Auf alle Fälle sollte Direktor Fulgrim nun eine Armee aus Überkriegern mit dem Namen Astartes oder besser gesagt den Emporers Children bekommen. Es wurde auch eine gewaltige Festung in der Nähe aus dem Boden gestampft, wo später einmal seine Krieger leben sollten, falls der Direktor je zurück kommen sollte. Viele Bewohner von Chemos waren deswegen immer noch erbost, da sie alle ihren obersten Direktor geliebt hatten, schließlich hatte er sie in nur fünfzig Jahren aus der permanenten Hungersnot zu einer Gesellschaft ohne Mangel geführt. So hatte es Lucius Vater ihm erklärt.
"Ich habe dir doch gesagt, dass du früher nach Hause kommen sollst!", schimpfte seine Großmutter weiter. Vater hatte mal gemeint, Oma wäre immer so mies drauf, weil bei ihr kein Rohr mehr verlegt wurde. Lucius hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Er hatte seine Mutter gefragt, was damit gemeint war und hatte sich eine Ohrfeige eingefangen. Danach hatte er weitere Fragen in dieser Richtung lieber unterlassen.
"Hab ich glatt vergessen!", verteidigte sich Lucius, der eine Einladung von Gabi selten ausschlug. Immerhin war Frau Sabeli eine sehr nette Frau und gab ihm immer einen Keks und ein Glas Limonade. Daheim gab es nur an Feiertagen Limonade. Aber es war nur richtig, dass Frau Sabeli so nett zu ihm war, schließlich war er der Champion ihrer Tochter und die brauchte Schutz, weil die anderen Kinder immer so gemein zu ihr waren, weil sie keinen Vater hatte. Aber Lucius war das egal, solange er für seine Mühen nur mit Lob, Keksen und Limonade belohnt wurde. Für sein Alter war Lucius sehr hoch gewachsen und wie sein Vater breit gebaut. Er war der größte und stärkste Junge im ganzen Kindergarten. Deswegen machte es ihm nichts aus, sich gleichzeitig mit mehreren anzulegen, auch wenn er dann verschrammt und mit lädierter Kleidung nach Hause kam und von Mutter gleich noch eine Abreibung bekam, weil er sich wieder geprügelt hatte. Frauen verstanden meist einfach nicht, dass Männer eben kämpfen mussten, um ihren Standpunkt klar zu machen. Besonders wenn sie ein Champion einer schutzbedürftigen Maid waren. Mit vier Jahren hatte Lucius zu lesen gelernt und gleich ein paar Bücher mit alten Sagen von Helden vergangener Tage verschlungen. Er hatte nicht mal ein Viertel von dem verstanden, was da drin stand, aber doch genug um zu lernen, was es hieß, ein Held zu sein.
"Und ich habe dir doch gesagt, dass du dich von den Sabelis fern halten sollst! Frau Sabeli ist eine Hure!"
"Was ist eine Hure?", fragte Lucius neugierig, da er die genaue Bedeutung des Wortes nicht kannte.
"Eine Hure ist eine schlimme Frau! Mehr brauchst du nicht zu wissen!" Das war der typische Tonfall, wenn es um Themen ging, die den Unterleib und das Herkommen von Babys betraf. Lucius wusste es dank Gabi inzwischen, die es ihm erklärt hatte, nachdem seine Eltern und Oma sich immer in Ausflüchte geflüchtet hatten, warum er das noch nicht zu wissen brauchte. Frau Sabeli war nett, sie war sogar unglaublich hübsch. Er kannte keine hübschere Frau als Gabis Mutter. Sein Vater hatte ihm mal erklärt, ein Mann sollte sich immer zuerst die Mutter seiner zukünftigen Frau ansehen, damit man weiß, was einem erwartet, wenn die mal nicht mehr sechzehn ist. Sein Vater hatte dabei ziemlich bitter geklungen. Lucius hatte den Verdacht, dass sein Vater diesen Rat bei seiner eigenen Frau wohl nicht befolgt hatte. Er würde es auf alle Fälle besser machen und dachte dabei an Gabriella. Inzwischen hatten sie das Hab verlassen, wo die Sabelis wohnten und überquerten eine unterirdische Straße. Das gesamte Straßennetz von Chemos war bis jetzt unterirdisch angelegt, ein Relikt aus dem Zeitalter der Verteilungskriege, wo die einzelnen Fabriken gegeneinander um die letzten Ressourcen von Chemos gekämpft hatten.
Sie mussten nur ein kurzes Stück laufen, dann hatte sie ihr eigenes Hab erreicht, wo sich ihre Wohnung befand. Im Gegensatz zu den Sabelis war sie mit uralten Möbeln eingerichtet, die seit Generationen im Besitz der Familie befanden. Entsprechend sahen sie auch aus. Hier war es ganz anders als bei Gabi. Auch hatten sie nur einen einzigen Raum und durften froh sein, ihn nicht mit einer anderen Familie teilen zu müssen. Es gab Habs, wo das immer noch üblich war, trotz der vielen Reformen von Direktor Fulgrim.
"Na endlich! Da ist ja der freche Lümmel! Was denkst du dir eigentlich?", schimpfte seine Mutter und gab ihm gleich mal eine Ohrfeige.
"Hab es vergessen! Warum sollte ich denn früher nach Hause kommen?" Lucius unterließ es, sich die schmerzende Wange zu reiben. Helden kannten keinen Schmerz.
"Weil du nächsten Monat eingeschult wirst und du heute die Zukunft geweissagt bekommst, deswegen! Hast du bestimmt auch wieder vergessen!", schalt ihm seine Mutter. Seine große Schwester Lucilla stand feixend hinter der Mutter und streckte ihm die Zunge heraus. Er schwor sich, diese Schmach zu rächen. Seine Schwester konnte sich schon mal auf Schleimschnecken in den Schuhen freuen. Ein Waschzuber stand schon bereit und nachdem er sich ausgezogen hatte, wurde er mit lauwarmem Wasser übergossen. Mutter und Großmutter schrubbten ihn ab, während seine Schwester Grimassen schneidend zusah, um ihn zu ärgern. Er bekam ein Seifenstück zu fassen und warf es dem blonden Mädchen an den Kopf. Er traf sie präzise auf der Stirn. Volltreffer! Er war eben nicht nur der größte Schwertkämpfer aller Zeiten, sondern auch ein Meister im Seifewerfen. Leider wurde man dafür nicht als Held gefeiert.
"Autsch! Das tut doch weh, du Blödi!" rief seine dämliche Schwester Lucilla empört und dramatisierte weit genug, dass seine Oma ihm nochmal einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste.
"Nur Flausen im Kopf, der Junge. Er kommt einfach zu sehr nach seinem nichtsnutzigen Vater!" schimpfte Großmutter.
"Lass Lucius Senior aus dem Spiel! Er arbeitet hart und ist schon Stellvertretender Gruppenführer bei seinen Leuten. Aus ihm wird noch was." Sein Vater war wie immer auf der Arbeit, wo er frühmorgens, noch bevor Lucius aufstand, hinging und erst abends, wenn der kleine Lucius schon schlief, zurück kam. Er bekam seinen Ernährer nur an dessen freien Tagen zu Gesicht und von denen gab es nur wenige. Meist war dann sein Vater müde und erschöpft. Aber trotzdem gingen sie dann meist raus und unternahmen etwas. Allerdings landeten sie oft in einer kleinen Bar und Lucius bekam dann interessante Geschichten und noch interessantere Worte zu hören. Da hielt er immer seine Lauscher ganz weit auf, um ja nichts zu verpassen.
"Du hättest Marius heiraten sollen, der ist schon stellvertretender Abteilungsleiter!", schimpfte Oma, ein altes, oft wiedergekäutes Thema aufgreifend. Seine Mutter stöhnte genervt auf.
"Ja, Marius ist auch zwanzig Jahre älter! Lucius ist ein guter Mann, der mir drei gesunde Kinder geschenkt hat. Er arbeitet hart und auch er geht noch seinen Weg nach oben!", wiederholte seine Mutter, als ob Oma das interessieren würde. Diesem Gespräch hatte er schon oft lauschen müssen und schwor sich, falls er heiraten würde, er keine Schwiegermutter in seine Wohnung lassen würde. Außer sie war so lieb wie die von Gabi, da würde er dann großzügig eine Ausnahme machen, besonders wenn es dann immer einen Keks und ein Glas Limonade gab, wenn er nach Hause kam.
"Dieses Mädchen! Immer noch Flausen im Kopf! Dabei wäre Marius so eine gute Partie gewesen!" Mutter erwiderte mit verkniffenem Mund nichts weiter darauf und schruppte ihm verbissen schon beinahe die Haut ab. Endlich wurde er abgetrocknet und musste sich in seinen neuen guten Anzug zwängen, den er bei Einschulungszeremonie tragen würde. Neu war er nur für ihn. Wahrscheinlich hatten in diesem Anzug schon viele andere Jungen vor ihm gesteckt. Der Anzug war ihm etwas zu klein und zwickte ihn überall. Aber auf seinen Protest achtete niemand und er wurde quengelnd einfach mitgeschleift. In Begleitung von Mutter und Großmutter verließen sie das Hab.
Schon bald kamen sie in Bereiche, die er nicht kannte. Sie liefen durch eine unterirdische Einkaufsstraße für jene, die sich etwas mehr leisten konnten. Hier hatten die Läden richtige Schaufenster und die Lumen an der Decke brannten alle in regelmäßigen Abständen. Alles war sauber und ordentlich. Einer der neuen Elektrowagen säuselte an ihnen vorbei und Lucius sah dem Gefährt aus rotem Plast mit offenem Mund nach. So etwas hätte er auch gerne. Am liebsten hätte er alles näher in Augenschein genommen, aber Mutter zerrte ihn einfach mit. Seine Familie gehörte zu denen, die nur wenig zum Leben hatten. Besonders da sie Oma noch mit versorgen mussten. Normalerweise zog man zum ältesten Sohn, aber mit dem hatte sich seine Großmutter ordentlich verkracht. Oder sein Onkel hatte einfach nur eine Möglichkeit gefunden, seine Mutter loszuwerden.
Seine Mutter führte ihn in eine Seitengasse und vor einem ganz kleinen Laden hielten sie an. Oma zupfte an ihm herum, bis er ihrer Meinung nach schick aussah und gemeinsam betraten sie den Laden. Er war klein, die Wände waren mit schwarzen Vorhängen bedeckt, auf denen seltsame Motive und Symbole mit goldenen Fäden gestickt waren. Es gab eine Sitzbank, vor der ein Tisch stand. Auf dem Tisch stand ein Becher voller Stäbe, ein weiterer Becher und ein komischer geometrischer Körper, auf dessen Seite je ein komisches Symbol eingraviert war. Auch sorgten hier zwei Kerzenleuchter für schummriges Licht. Hinter dem Tisch saß auf einem Stuhl eine Frau, deren Gesicht von einem ebenfalls schwarzen Witwenschleier bedeckt war. Bekleidet war sie passenderweise ebenfalls in Schwarz. Im Raum schwebte ein seltsamer schwerer Duft, der so anders roch, als alles, was Lucius kannte.
"Ah, der kleine Lucius. Morgen wirst du sechs Jahre alt." Die Stimme war überraschend jung und melodisch. Er hätte bei dem Aufzug die Stimme einer alten Frau erwartet, wie die von seiner Oma.
"Woher wisst Ihr das?", fragte Lucius verblüfft.
"Ich weiß vieles. Und vielleicht auch deine Zukunft….." Die Frau dehnte den letzten Teil des Satzes und ihre Mutter griff überhastet in eine ihrer Rocktaschen und brachte ein paar Bezugsscheine zum Vorschein, welche die Frau schnell verschwinden ließ, kaum dass sie auf dem Tisch gelegen hatten.
"Du bist groß für dein Alter.", stellte die Frau fest.
"Hm!", meinte Lucius unbestimmt, da er das oft zu hören bekam. Die ganze Situation war äußerst seltsam und er wusste nicht, was er hier eigentlich sollte.
"Er ist ein guter und starker Junge.", stellte seine Mutter fest und das überraschte Lucius, da sie sonst immer wegen allem an ihm herum mäkelte. "Mit vier hat er schon gelernt zu lesen."
"Das hat er aber bestimmt nicht von seinem Vater.", murmelte seine Großmutter leise.
"Was willst du mal werden?"
"Abteilungsleiter!" sagten seine Mutter und Oma im Chor, bevor er überhaupt die Frage realisiert hatte. Was er mal werden wollte?
"Der größte Held aller Zeiten! Jeder soll meinen Namen kennen. Lucius!", widersprach er, da er nicht so werden wollte wie sein Vater, der immer nur erschöpft war. Er wollte, dass alle Menschen ihn kannten und ihn cool fanden. Eben ein richtiger Held, wie aus den Geschichten.
"Dieser Junge, nur Flausen im Kopf!", wiederholte Oma ihren liebsten Spruch ein weiteres Mal. Wenn Lucius für diesen Satz jedes Mal einen Keks bekommen hätte, würde er bis zum Ende aller Tage genug zum Essen haben.
"Ein großer Held, so so. Nun, dann wollen wir mal sehen, was aus dir werden wird. Nun würfle dein Schicksal aus." Die Frau drückte Lucius den geometrischen Körper in die Hand. Jede der etwa zwanzig Seiten trug ein anderes Zeichen, die er vorher noch nie gesehen hatte. Es waren weder Buchstaben noch Zahlen.
Der Ikasoeder war aus einer Art Plast und fühlte sich kühl in seiner kleinen Hand an. Er pustete auf den Würfel und warf ihn dann auf den Tisch. Er rollte und blieb schließlich liegen. Die Frau sah dem kommentarlos zu und gab ihm dann den Becher, in dem sich weitere Würfel befanden. Nun musste er neunzehnmal würfeln und jedes Mal zog die Frau ein Stäbchen aus dem Becher und legte es auf dem Tisch. Auf jedem Stab waren weitere Zeichen. Je nachdem welche Zeichen auf dem Würfel oben lagen, legte sie den Stab darauf. So gab es bald ein ziemlich langes Labyrinth, was sein Schicksal war.
"Lucilla hatte nur dreimal würfeln dürfen. Der Junge muss ein großes Schicksal haben.", raunte seine Großmutter.
"Vielleicht wird er ja ein Direktor!", erwiderte seine Mutter höchst erfreut.
"Vielleicht tritt er eines Tages ja die Nachfolge von unserem geliebten obersten Direktor Fulgrim an, wo der arme Junge jetzt doch nach diesem schrecklich weit entfernten Terra musste."
Schließlich war während des geflüsterten Gesprächs der letzte Stab gelegt worden. Die Frau betrachtete das Labyrinth sinnierend. Dann wurde es auf einmal eiskalt in dem Raum. Lucius konnte seinen Atem sehen und er fröstelte in seinem dünnen Anzug. Erschreckt blickte er die Frau an, die auf einmal etwas sehr Unheimliches an sich hatte. Alles in ihm schrie, sofort wegzulaufen und sich nicht umzudrehen. Aber er konnte sich nicht rühren, auch wenn er alle seine Sinne noch hatte. Auf einmal war etwas Furchtbares in diesem Raum, was er fühlen, spüren, aber nicht sehen konnte. Es war da, aber doch irgendwie nicht. Die Stimme der Frau hatte sich verändert, war seltsam verzerrt, als würde sie versuchen, Worte mit einem fremden Mund zu bilden.
"Ein großes Schicksal erwartet dich, großer Lucius. Bester Schwertkämpfer aller Zeiten. Du wirst der Sohn eines ultimativen Herrschers werden, ein Riese unter den Menschen. Unüberwindbar für seine Feinde. Großes wirst du als Krieger vollbringen und Karriere machen. Aber der Tag wird kommen, wo du die verraten wirst, die dir am Herzen liegen. Tief wird den Sturz sein. Schreckliches wirst du tun, Grausames und Widerwärtiges. Unsterblichkeit ist dein Fluch, aber das was du am meisten begehrst, wirst du so nicht bekommen. Ewiger Ruhm bis zum Ende der Menschheit bleibt dir verwehrt…." Mit den letzten Worten war die unheimliche Frau immer leiser geworden. Lucius glaubte schon, das wäre alles gewesen, aber die Wahrsagerin war noch nicht fertig. "Nach zehntausend Jahren der Finsternis wirst du das Geschenk der zweiten Chance bekommen. Du wirst es erkennen, wenn die Langeweile dein ultimativer Feind geworden ist. Du wirst die Wahl haben zwischen unsterblichem Ruhm oder Unsterblichkeit. Wähle weise." Lucius verstand nicht, was das zu bedeuten hatte. Das alles verwirrte ihn, ängstigte ihn bis ins Mark. Aber jedes ihrer Worte war eingebrannt in sein Gedächtnis und er wusste, dass er sie nie vergessen würde. Er wollte Fragen stellen, aber seine Zunge gehorchte ihm immer noch nicht. Sein Herz pochte bis zu seinem Hals und als er glaubte, es würde zerspringen, wurde es wieder warm. Es war, als wäre gar nichts passiert. Außer ihm schien niemand etwas mitbekommen zu haben. Nicht einmal die Wahrsagerin selbst.
"Ich sehe seinen Weg. Dieser junge Mann wird schnell aufsteigen, wenn er sich in der Schule anstrengen und zu Hause die notwendige Förderung erhalten wird. Er wird noch zu Lebzeiten seinen Vater überflügeln und Großes vollbringen. Der Weg an die Spitze ist weit, aber mit dem notwenigen Fleiß zu schaffen."
"Ich wusste doch, dass in dem Jungen was steckt!" meinte seine Großmutter stolz.
"Wird er mir Enkel schenken?" fragte seine Mutter gespannt.
"Ich sehe drei Söhne und zwei Töchter. Denn sein Einkommen wird für eine große Familie reichen."
"Ist das nicht toll, Lucius?" Seine Oma zwickte ihn in die Wange. Etwas, was er wirklich hasste. Er verstand gar nichts mehr. Die Frau sprach jetzt wieder normal und sagte jetzt was ganz Anderes. Was stimmte denn nun? Das erste, dass er der beste Schwertkämpfer aller Zeiten werden oder dass er in einer Fabrik wie sein Vater arbeiten würde? Aber niemand erwartete, dass er etwas dazu sagte, während Oma und Mutter immer mehr Details erfahren wollten. Langsam beruhigte sich Lucius Herzschlag wieder. Es brannte ihm auf der Zunge zu fragen, ob jemand anderes auch das gerade äußerst Unheimliche mitbekommen hatte, aber so wie sich die drei Frauen gaben, konnte er sich die Frage sparen. Hatte er das ganze vielleicht nur geträumt? Lucius wusste es einfach nicht und die ganze Sache war doch sehr unheimlich. Er wollte nur noch von hier weg.
Gedanke des Tages
Das ist sicherlich nicht das, was die meisten erwartet haben dürften. Statt satte Astartes Action gibt es zwei spielende Kinder. Ich wollte einfach das Wesen von Lucius noch einmal näher beleuchten, so wie ich ihn in der Anfrangstriologie der Horus Heresy Reihe verstanden habe. Er will unbedingt ein geachteter und beachteter Held sein. Bekommt er keine Bestätigung, ist er schnell eingeschnappt. In dieser frühen Phase ernennt er sich selbst zum Champion seiner Nicht-Freundin, was diese und deren Mutter entsprechend honorieren, wenn auch nur in Form von Keksen und Limonade. Beides Luxusgüter, die er sonst nicht hat. So fühlt er sich für seine "Heldentaten" belohnt und bestätigt.
Die Informationen über Chemos sind äußerst dürftig, möglicherweise wird der Planet in späteren Publikationen näher beleuchtet werden. Deswegen blieb ich diesmal sehr vage in den Umgebungsbeschreibungen, da ich in diesem Fall nichts kreieren wollte, was sich später beißt. Die Position mit Segmentum Ultima ist seit Neustem offiziell, auch die Jahreszahl dürfte in etwa hinkommen. Fulgrims Wirken auf Chemos hat sich wie beschrieben abgespielt, auch das der Imperator Fulgrim nach Terra mitgenommen hat, was den Bewohnern des Planeten nicht geschmeckt haben dürfte. Das ist alles vom momentanen Fluff abgedeckt. Ob es Spielzeug vom Imperator gegeben hat, wer weiß. 😉
Für die Familie und die Umgebung habe ich lateinische und italienische Namen gewählt. Die meisten Emporers Children haben lateinische Namen und ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass die von Chemos stammen, während die mit anders klingenden Namen wohl Terraner waren. Offiziell bestand der Grundstock der Emporers Children ja aus 200 Terranern, während der Rest wahrscheinlich dann auf Chemos rekrutiert wurde. Darunter wohl auch Lucius, was aber nur meine Vermutung ist.
Da er es ja bis Captain einer Kompanie geschafft hat, gehe ich einfach mal davon aus, dass er schon als Junge überdurchschnittlich gewesen sein muss.
Ich konnte es nicht lassen und hab wieder mal ein paar Anspielungen auf unser geliebtes System versteckt.
So, dass waren meine Gedanken zu diesem Abschnitt.
Ich finds super, und schön gemacht, Lucius, den größten Schwertkämpfer aller Zeiten, so vorzustellen.
Letztendlich merkt man an diesen Stellen doch wie arg eindimensional der 40k Fluff manchmal ist. Die Space Marines sind/waren ja auch Menschen, mit Träumen und Kindheit, welche dann in einem Satz im Codex abgehandelt wird. Warum wird Ho(pups)rus vom Chaos versucht und Rogal Dorn nicht? Entscheidungen trifft man nicht einfach so. Aber 40k ist kein dramatischer Roman.
Deswegen liebe ich deine Geschichten. Auch wenn manches mit viel Augenzwinkern ist und manches etwas Klischeehaft rüberkommt (der Blowjob im Auto hängt mir immernoch nach), merkt man dass du deinen Figuren Charakter gibts. Ich find das super.
Bevor ich jetzt weitere Lobeshymnen abgebe und rumschleime,
toller Teil,
super Sache,
mehr mehr mehr (ich weiss dass das unfair ist, Lesen geht halt schneller als schreiben 😀).
Grüße
P.S.: diesmal sind mir auch keine Rechtschreibfehler o.ä. aufgefallen *thumbs up* .
Richtig richtig toll =D
War mal spannend etwas aus der Kindheit von Lucius erzählt zu bekommen.
Und du hast die Wortwahl einen Kindes sehr gut nachgeahmt.
Kleine Fehler
Deswegen hatten sie geräumige zwölf Quadratmeter zur Verfügung, den sich Lucius, seine beiden Eltern, seine große Schwester und sein kleiner Bruder sich mit der Großmutter teilten.
"Dieser Junge, nur Flauen im Kopf!"
Schönes Kapitel !!!
mach weiter so, ich freu mich immer auf Nachschub ^_^
Mir gefällt dieser sehr weite Rückblick ebenfalls ziemlich gut. Tatsächlich hatte ich jetzt gar nicht mehr mit einem weiteren solchen Teil gerechnet und war positiv überrascht. Es entzaubert den Mythos von Lucius etwas, aber schließlich war ja jeder mal jung.😉
Ich habe in den letzten zwei Wochen noch mal die letzten Bände quergelesen und bin ganz kribbelig wie es weiter geht.
Du hast ja gesagt es geht mit Herad "The man" Tabelmann weiter, und wenn ich es nun richtig sehe ist dass dann (erstmal) ein Rückblick als das Engelchen noch 12 war. Bin gespannt ob unser Inquisitor mit zu den ausgesuchten Verfolgerteams gehört, und wie stark sein glauben ist.
Vielen Dank für die vielen lieben Rückmeldungen, habe mich über jede einzelne sehr gefreut. :wub: Bin leider etwas in Zeitnot und kann deswegen nicht jede einzelne ausgiebig mit einem Kommentar versehen. Und nun geht es los, mit Band V, heute als kleines Weihnachtsgeschenk.
Buch V
Die Zeit der Entscheidung
Persona Dramatis
Die Inquisition
Ordo Hereticus
Herad Tabelmann: Inquisitor, stammt von Boonhaven, ehemals Angehöriger der PVS, gehört der gemäßigt radikalen Fraktion der Rekongregatoren an.
Seine Akolythen
Shiloh: Interrogatorin und Geliebte von Herad, stammt von der Wüstenwelt Toth
Zebulon: Explikator und hochgewachsener Spezialist für schwere Waffen, führt am liebsten seine "Kreissäge", ein Maschinengewehr ins Gefecht, stammt von Plaines.
Syntyche: Novizin und Sanktionierte Psionikerin, etwas schusselig und weichherzig
Mattan: Älterer Mann und wissenschaftlicher Berater
Bewohner von Boonhaven
Kysor VI, Gouverneur von Boonhaven
Herad Tabelmann, Sohn eines Oberst von Mordian und einer einheimischen Lehrerin
Oberst Johann Tabelmann, Vater von Herad
Janina Tabelmann, seine kleine, manchmal nervige Schwester
Luciella "Lucy" Tabelmann geborene Gennaro, Herads Mutter
Karli, Schulkamerad von Herad
Bewohner von Thoth
Aischa al Rahem: Mädchen, dass den Lauf des Feuers geschafft hat und in das Haus der Schwerter will
Haidar al Rahem: Ihr gestrenger Vater
Mehmet: Nachbarsjunge und Spielkamerad, zukünftiger Verlobter und Ehemann von Aischa
Firuz al Kaman: Mehmets Vater
Duha: Mehmets Mutter
Kapitel 1
Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
System Verräterstern
Orbit von Fabrik
Transporter GK MK.103 SP XXIV
Zeit: 2 844 996.M41
Person: Shiloh
Shiloh würgte bis, nur noch Magensäure kam. Sie betrachtete kurz angeekelt ihren Mageninhalt in der Edelstahlschüssel der Hygienekabine und betätigte dann den Spülmechanismus. Im Badezimmer gurgelte sie den fauligen Geschmack in ihrem Mund mit Minzwasser weg, putzte sich die Zähne und zog die dünnen Linien um ihre Augen mit Kajal nach. Dann schminkte sie mit rotem Lippenstift ihre Lippen und lächelte in den Spiegel.
"Du bist so feige, Aischa al Rahem!" Das Spiegelbild lächelte nur zurück und sie wusste, dass sie auch heute nicht den Mut haben würde. Sie kehrte zu ihrem kleinen Speisetisch in dem Schlafzimmer zurück, wo sie gemeinsam mit Herad zu frühstücken pflegte. Ihr vorgesetzter Inquisitor hatte kaum etwas angerührt und wühlte wie gewohnt in seinen Unterlagen. Die Interrogatorin trat hinter ihn und küsste ihn auf seine Glatze. Er quittierte das mit einem Brummeln und sah sie kurz aus seinem blutunterlaufenen Auge mit den Schatten an, die von viel zu wenig Schlaf kündeten, obwohl sie eigentlich alle Zeit zum Schlafen hätten. Innerlich seufzte sie und setzte sich ihm gegenüber und setzte ihr Frühstück fort. Ihr Vorgesetzter und Geliebter hatte noch nicht mal wirklich registriert, dass sie ihr Mahl unterbrochen hatte. Sie aß etwas von dem frischen Gebäck und nahm etwas Obst zu sich. Irgendwann hatte sie mal gehört, dass frisches Obst bei ihrem Zustand von Vorteil war. Sie lebten hier wie im Paradies, aber Herad hatte nur Interesse an seinen Unterlagen. Nachdem sie fertig war, räumte sie den Tisch frei und stellte es auf den Servierwagen zurück, den später die Ordonanz abholen würde.
Mit einem frisch gereinigten Trainingsanzug schlenderte sie in den Gemeinschaftsraum der Kabine. Mattan und Syntyche spielten verbissen eine Partie Königsmord, was sie vollständig fesselte. Die Tür zum Trainingsraum stand offen und Zebulon in kurzer Hose und Muskelshirt stemmte an der Bank Gewichte. Sie selbst schritt zum Laufband, stellte ihre bevorzugte Geschwindigkeit, Gravitation und den Steigungswinkel ein und begann zu laufen.
Seit fast drei Monaten waren sie nun Gäste in dieser luxuriös eingerichteten Zimmerflucht auf dem eigentlich imperialen Militärtransporter "Transporter GK MK.103 SP XXIV". Gefangene war der Ausdruck, den Herad bevorzugte, aber er hatte sich in seiner Theorie verrannt, dass Gavri Pilgerstochter von einem Tzeentchdämon besessen war, und wühlte seitdem in seinen Unterlagen, um eine unwiderlegbare Beweiskette zu erstellen, mit welcher er allen zweifelsfrei seine Theorie als unbestreitbarer Fakt präsentieren konnte.
Das Laufen auf dem Band lies ihre Gedanken schweifen und auf einmal glaubte sie die heiße Sonne ihrer Heimatwelt auf sich brennen zu spüren. Shiloh war wieder sieben Jahre alt, heute war ihr Geburtstag. Die Schlucht der Prüfung lag vor ihr und sie rannte hinein, um den Weg des Feuers zu beschreiten. Kühlende Schatten umgaben sie und sie rannte über die rote staubige Erde so schnell ihre langen grazilen Beine es erlaubten. Im Mund hatte sie einen Schluck Wasser, den sie nicht herunter schlucken durfte, wollte sie jemals diesen Planeten als Kriegerin des Imperators verlassen. Jeder vom Volk der Sieben Oasen musste am Siebten Geburtstag den Weg des Feuers beschreiten. So war es seit Jahrhunderten Brauch und diente dazu, die Unlebenswerten von denen zu trennen, die zum Leben oder Höherem bestimmt waren. Wer die Strecke schaffte, bevor die Mittagssonne keinen Schatten warf, durfte dem Imperator als Soldat dienen. Und dabei musste man noch den Schluck Wasser zurück in ein Glas spucken, was man am Beginn des Laufes in den Mund genommen hatte. Wem dies nicht gelang, aber wenigstens vor Sonnenuntergang die Strecke schaffte, blieb eben als normaler Stammesangehöriger auf der Welt Thoth. Wer den Weg überhaupt nicht schaffte, der war nicht wert, am Leben zu bleiben und wertvolles Wasser an ihn zu verschwenden. Die komplette Prüfung schaffte nur jeder zehnte Junge und das letzte Mädchen der Siedlung hatte das vor über dreißig Jahren geschafft. Aber Aischa al Rahem wollte zwischen die Sterne reisen, wollte die sagenhafte Orte sehen, die ihr alter Vater in den Geschichten beschrieb, die er abends immer erzählte. Und sie wollte Wasser sehen, das einfach so vom Himmel fiel. Dieser Wunsch ließ sie einfach nicht los, das zu sehen und zu spüren. Ob es weh tat? Wie sah so etwas nur aus? Sie konnte sich das einfach nicht vorstellen.
Ihr Vater hatte den Weg des Feuers beschritten und das Wasser zurück ins Glas gespuckt. Seit jenem Tag lebte er im Haus der Schwerter, wo die Jungen für ihren Dienst für den Gottimperator vorbereitet wurden. Nur die Besten waren gut genug, um für ihn auf Terra in den Krieg zu ziehen, der erbarmungslos zwischen den Sternen tobte. Im sechzehnten Lebensjahr wurde man dann von einer Flugmaschine abgeholt und in den Palast des Sultans geflogen, wie der Gouverneurstitel auf Thoth lautete. Von dort ging es dann weiter auf einem großen Schiff, um auf die Schlachtfelder des Gottkaisers gebracht zu werden, um für seinen Ruhm und Ehre zu kämpfen. Ihr Vater hatte von schrecklichen grünhäutigen Monstern erzählt, die Arme so dick wie die Reifen eines Jeeps hatten, deren Zähne den Lauf eines Gewehrs durchbeißen konnten. Von Welten, wo die Menschen so viel Wasser hatten, dass es aus Hähnen aus der Wand kam und sie darin in großen Wannen aus Kupfer badeten. Oder wo sogar große Teile des Planeten davon bedeckt waren. Wo es Häuser gab, die so groß wie Gebirge waren. Wo Türme bis ins Weltall ragten. Wo verheiratete Frauen ihre Gesichter zeigten. Wo riesige Männer in gewaltigen metallenen Rüstungen Seite an Seite mit den Kriegern von Thoth kämpften. Wo es unbeschreibliche Wunder zu bestaunen gab. Und natürlich das Wasser, das vom Himmel fiel. Besonders das wollte sie mit ihren eigenen Augen sehen und deshalb hatte sie seit einem Jahr jeden Tag geübt, wenn sie mit ihren täglichen Pflichten, wie dem Wasserholen aus den tiefen Kavernen und dem Reinigen der Solarkollektoren fertig war. Während alle anderen in Mittagshitze sich in die Wohnhöhlen verkrochen hatten, war sie draußen gelaufen und gelaufen, immer mit einem Schluck Wasser in dem Mund. Anfangs hatte sie ihn immer heruntergeschluckt oder ausgehustet. Aber inzwischen konnte sie damit gut laufen.
Und am Ende des Laufes hatte sie das fast unmögliche geschafft, war bevor die Sonne am höchsten Stand über die Linie gelaufen und hatte das Wasser zurück in das Glas gespuckt. Ihre Schwestern und Brüder hatten gejubelt, nur ihr Vater und Mutter hatten sie ganz versteinert angesehen und lächelten gequält, während sie aufgeregt herum hüpfte, als hätte sie nicht gerade in der gnadenlose Hitze einen mörderischen Lauf absolviert. Sie würde zu den Sternen reisen. Würde dem Gottimperator dienen und die Wunder der Galaxie sehen.
Shiloh kam wieder in der Gegenwart an und stellte das Laufband ab. Sie überredete Zebulon, mit ihr etwas Kampftraining zu absolvieren. Der Hüne, der sie um über einen Kopf überragte, wo sie selbst für eine Frau sehr groß war, schnallte sich einen Kopfschutz um und befestigte massive Polster an den Armen und übte so ihre Schlagtechnik. Es kam selten vor, dass ein Feind so nah an sie herankam, aber es kam vor und dann wollte sie nicht auf Hilfe angewiesen sein, schließlich war sie eine Kriegerin. Letztendlich hatte sie genug und ging zurück. Mattan und Syntyche spielten immer noch ihr Spiel, Herad war in seinen Unterlagen vergraben und registrierte noch nicht mal, als sie sich im Schlafzimmer entkleidete und in die Duschzelle ging. Es faszinierte sie immer noch, dass Wasser einfach so aus der Brause kam und ihr den Schweiß abspülte. Als Kind hatte sie schwere Eimer voll Wasser auf dem Kopf balanciert über schier unendliche Treppen getragen, denn ihre Familie hatte in einer Höhle direkt über dem Gipfel gewohnt, wo ihre Sonnenkollektoren Strom produziert hatten. Ihr Vater bekam als Veteran natürlich eine Pension, aber die war zu wenig, um mit vier Frauen und über zwanzig Kindern einen Haushalt zu führen.
Sie zog nun ein legeres Freizeitkleid an und baute sich vor Herad auf. "Zebulon hat mich gerade in den Arsch gefickt." Er sah nicht mal auf, sondern murmelte nur ein unverbindliches "Aha? Das ist aber schön für dich." Shiloh verdrehte nur die Augen und ging zurück in den Gemeinschaftsraum. Sie warf sich auf ein Sofa und überlegte, was sie tun konnte.
"Ist der Alte immer noch nicht ansprechbar?", fragte Syntyche. Sie und Mattan hatten endlich ihr Spiel unterbrochen und sahen Shiloh fragend an.
"Der würde noch nicht mal merken, wenn eine Horde Dämonen durch sein Zimmer marschieren würde. Er verrennt sich völlig in seine Theorie mit dem Tzeentchdämon."
"Hm!", meinte Zebulon, der sich auch gerade geduscht hatte.
"Du hast doch inzwischen auch die Aufnahme in vollständiger Länge gesehen."
"Hm! Hab ich, die verdammte Göre ist besessen, sie schwingt ketzerische Reden mit einer Sprengkraft, welche die Fundamente des Imperiums zerbrechen können, wenn sie das mal vor einem richtig großen Publikum macht.", führte der sonst so schweigsame Zebulon aus.
"Und wenn sie die Wahrheit sagt?"
"Hm! Shiloh! Ich bin seit über zwanzig Jahren Inquisitors Tabelmanns Explikator. Ich weiß, dass ich nie höher aufsteigen werde, da mir die Spürnase, der Instinkt und die Raffinesse abgeht, Interrogator oder gar Inquisitor werden zu können. Ich bin vielleicht nicht der hellste, aber ich bin nicht blöd. Das schlimmste was dem Imperium passieren kann, ist, dass sie die Wahrheit sagt. Das würde bedeuten, dass der Senat, das Administratum und die Ekklesiarchie seit Jahrtausenden lügen. Der gemeinsame Glaube würde ins Wanken geraten, viele würden ihn verlieren. Das ganze Imperium würde in Aufständen und Religionskriegen versinken. Und genau um so etwas zu verhindern, wurden wir gegründet. Der Ordo Hereticus ist der Hüter des Status Quo. Uns hat es nicht zu interessieren, ob die Ekklesiarchie recht hat mit ihren Lehren, wir haben sie nur zu verteidigen!"
"Du redest schon wie Herad!"
"Hm!" Zebulon sah sie finster an, seine dicken Finger kneteten einander und er machte den Eindruck, dass er nur auf ein falsches Wort von ihr wartete, um sie durch die Mangel zu drehen. Sie seufzte und überlegte sich, was sie darauf antworten sollte.
"Zebulon hat durchaus Recht, mit dem, was er sagt. So faszinierend das alles ist, die Folgen, wenn diese Ketzerei publik wird, sind nicht absehbar. Und so wie ich das sehe, haben die das im wirklich großen Stil irgendwie vor.", schaltete sich Mattan ein.
"Spätestens Imperator Himmelfahrt im Jahr 41014 werden wir Gewissheit haben, wer nun Recht hat."
"Hm! Es ist nur die Frage, wie viele bis dahin schon auf dem Scheiterhaufen gelandet sind." Zebulon sah sie bezeichnend an. "Und noch was, hat der Alte sich jemals geirrt?" Shiloh wusste, dass dies der Fall war.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
System Thoth
Welt Thoth
Südliche Hemisphäre
Ramlo-la-Filash
Zeit: 5 235 966.M41
Person: Aischa al Rahem
"Aischa Schatz? Kommst du mal bitte?", schrie ihre Mutter, um die laute Musikanlage aus Fremdweltfertigung zu übertönen, die im Mädchenzimmer auf voller Lautstärke dröhnte, wo sie ihren Geburtstag mit ihren Schwestern und Freundinnen aus der Nachbarschaft feierte.
"Komme!" Gab es noch mehr Geschenke für sie? In dem schönen bunten Kleid mit den Blumen darauf, was sie gerade bekommen hatte, hüpfte sie ihrer Mutter das Lied weiter summend hinter her. Ihre Mutter führte Aischa zu der zentralen Wohnhöhle, die bequem mit Teppichen ausgelegt war. Ihr Vater, Haidar al Rashem unterhielt sich gerade mit ihrem Nachbarn und Freund mit dem Namen Firuz al Kaman, dessen Frau Duha und sein Sohn Mehmed, der ein Jahr älter als sie war, hockte auch auf einem der Sitzkissen. Auf einem kleinen Tischchen aus importiertem Holz von Kneita III dampfte eine verchromte Kanne mit süßem Rekaf.
"Ah, da ist ja unser Geburtstagskind Aischa. Wie schön sie aussieht." rief Duha, die Mutter ihres Freundes freudig aus.
"Ja, sie ist wirklich jeden Meter Kupferkabel wert.", antworte ihr Nachbar, der deutlich jünger und kein Veteran wie ihr Vater war. Sollte sie Kupferkabel zum Geburtstag bekommen? Aber was beim Thron sollte sie denn damit anfangen?
"Alles Gute zum Geburtstag, Aischa!" Mehmed war knallrot angelaufen und rammte ihr vor lauter Aufregung beinahe ein eingepacktes Bündel in den Bauch. "Das ist für dich!" Mehmed war ihr bevorzugter Spielkamerad, weil sie ihn nach Belieben herumkommandieren konnte. Er war kein so guter Läufer und hatte den Lauf des Feuers letztes Jahr nicht bis zur Mittagszeit geschafft. Aber wirklich traurig war er darüber nicht, da er nie ein Krieger hatte werden wollen. Schließlich musste es auch Händler geben.
"Danke!" Begeistert wickelte sie die Gegenstände aus. Es handelte sich um ein prächtig mit Goldfäden besticktes seidenes Kopftuch mit einem schweren Schleier aus massiven Goldmünzen, die mit Draht verbunden waren. Das war kein Geburtstaggeschenk, das war eine Mitgift, die Anzahlung für eine Frau, die man zu heiraten gedachte. Das bindende Verlobungsgeschenk. Sie war ein kluges Mädchen und verstand.
"Was soll ich damit? Ich gehe ins Haus der Schwerter! Ich werde das Sternenmeer bereisen!", fragte sie aufgebracht und spürte, wie Blut in ihre Wangen schoss.
"Aischa! Hör zu, meine Tochter! Ich bin sehr stolz auf dich und du bist wirklich eine außergewöhnliche Läuferin. Aber Mehmed und du seid schon vor Jahren versprochen worden. Firuz hat mir geholfen, sehr günstig neues Kupferkabel für unsere Solaranlage zu besorgen und sein Lohn war das Versprechen, das eine meiner Töchter seinen Erstgeborenen Sohn Mehmed ehelichen wird. Und Mehmed hat dich ausgewählt. Ihr mögt euch doch! Du wirst seine Hauptfrau in einem wohlhabenden Haushalt sein. Es ist eine große Ehre für dich. Und ein großes Glück." Jedes Wort traf sie wie ein Schlag.
"Vater! Ich habe den Lauf des Feuers geschafft! Ich werde die Galaxie sehen! Häuser so groß wie Gebirge. Mehr Menschen als Sand in der Wüste. Wasser, das vom Himmel fällt! Monster, so gefährlich wie ein tollwütiger Sanddrache!" Wütend stampfte sie mit ihrem Fuß auf den Teppichboden auf.
"Tochter! Nur weil du dich für das Haus der Schwerter qualifiziert hast, bedeutet das nicht, dass ich dich dort auch hin gehen lasse. Du bist verlobt! Du wirst Mehmed heiraten und ein gutes und glückliches Leben in einem Haushalt führen! Du wirst tapfere starke Söhne und hübsche liebliche Töchter gebären, wie es sich für eine gesunde und ehrenhafte Frau geziemt!"
"Vater! Ich habe es mir verdient, in das Haus der Schwerter zu gehen!"
"Deine Widerworte stehen dir nicht gut zu Gesicht, Tochter! Hüte deine Zunge oder ich werde dich lehren, was Gehorsam ist!" Er warf ihr einen sehr strengen Blick zu und Aischa wusste, dass sie an eine gefährliche Grenze gekommen war. Aber ihr war eine nie gekannte Wut. Sie hatte über ein Jahr lang jeden Tag für den Lauf trainiert. Was sie vollbracht hatte, war seit dreißig Jahren keinem anderen Mädchen der Siedlung mehr gelungen. Sie wollte nicht den Mehmed heiraten, so süß er für einen Jungen vielleicht auch war. Es waren die Wunder der Galaxis, die sie wollte. Wasser, das7s einfach vom Himmel fiel. Das war einfach nicht fair, wäre sie ein Junge, wäre das kein Thema. Wütend sprang sie auf, schleuderte das Verlobungsgeschenk vor Mehmeds Füße.
"Ich will nicht!" Ihre Schwiegereltern in spe starrten sie entsetzt an, genauso wie ihre Mutter, während ihr Vater rot anlief. Der Junge glotzte sie mit großen weit aufgerissenen Augen verletzt an.
"Entschuldigt bitte das schlechte Benehmen meiner Tochter. Ich habe wohl ihre Erziehung zu sehr in die viel zu nachlässigen Hände ihrer unfähigen Mutter gelegt." Er blickte bezeichnend seine vierte Frau an, die noch nicht mal halb so alt wie er war. Veteranen heirateten erst nach ihrer Dienstzeit und waren da meist schon älter als vierzig Jahre. Ihr Vater war ein stattlicher Mann Mitte sechzig, mit einem langen grauen Bart und harten Augen, die sie unerbittlich zu durchfahren schienen. "Betrachtet das Verlobungsgeschenk als angenommen. Sie wird Mehmed heiraten, wenn sie vierzehn ist, wie wir es ausgemacht haben. Und bis dahin wird sie eine überaus fügsame gehorsame junge Frau sein, das schwöre ich im Namen des Gottimperators, möge seine Herrschaft auf Terra ewig währen! Weib, bringe unsere geschätzten Gäste doch bitte nach draußen, ich muss ein sehr ernstes Gespräch mit unserer ungezogenen Tochter führen."
Ihr Vater wartete, bis sie alleine waren. Einige neugierige Geschwister von ihr linsten herein, aber mit einer knappen Geste verscheuchte sie ihr Vater. "Du hast heute nicht nur unsere Gäste beleidigt, sondern auch mich. Du bist heute sieben Jahre alt geworden, damit bist du kein kleines Kind mehr. Ich will es dir noch einmal erklären. Du bist ein Mädchen, der Lauf des Feuers hat für dich nicht die gleiche Bedeutung wie für einen Jungen. Jeder Junge muss alles geben, wenn er den Lauf absolviert, nur die Besten unserer Krieger sind würdig, dem Gottimperator auf seinem goldenen Thron zu Terra in seiner Armee zu dienen. Ein Mädchen muss nur zeigen, dass sie zäh und agil genug ist, um die Strecke bis zum Sonnenuntergang zu schaffen, um später Krieger gebären zu können. Mädchen sind von Natur aus langsamer und schaffen deshalb so gut wie nie bis zur Mittagszeit. Geschweige denn, dass sie in der Lage sind, das Wasser im Mund zu behalten. Du bist hochgewachsen für dein Alter, du hast offensichtlich heimlich fleißig trainiert und hast es deswegen geschafft. Und es gibt durchaus Mädchen, die dann ins Haus der Schwerter ziehen. Aber das Haus der Schwerter ist nichts für Mädchen. Es bereitet auf den Krieg vor, Krieg auf anderen Welten. Ich habe euch Kindern bisher immer nur nette, lustige und unterhaltsame Geschichten über meine Reisen erzählt. Aber Krieg ist nicht schön, Krieg ist grausam, brutal, dreckig und tödlich. Nur wenige kommen an Geist und Körper unversehrt zurück. Alle anderen finden ihr Ende in einem Grab, fernab ihrer Heimat, wenn sie überhaupt das Glück haben, beerdigt zu werden. Als das 3. Toth zu den Sternen aufbrach, waren wir achttausend. Als wir nach über dreißig Jahren Krieg zurückkamen, waren wir keine achthundert mehr. Neun von zehn sterben für den Imperator! Nur die Härtesten überleben und die, die das Glück gepachtet haben. Ich habe Dinge erlebt, die so schrecklich sind, dass ich sie nicht erzählen kann und will. Alle in meinem Trupp sind gefallen. Manche hatten das Glück, dass es sehr schnell ging, bei anderen dauerte das Sterben viele Stunden. Oder sie siechten noch Monate in stinkenden Lazaretten vor sich hin. Verfaulten von innen heraus, bis man sie endlich von ihren Leiden erlöste.
Die Frauen aus dem Haus der Schwerter sind zu wenige, um eine eigenständige Kompanie zu bilden und sie mit Männern unseren Volkes kämpfen zu lassen, ist nicht schicklich. Diese Frauen bilden meist die Leibwache des Scheiks und genau genommen seinen Harem. Sie kämpfen nur, wenn der Gefechtsstand bedroht ist und das ist oft auch dann ihr letzter Kampf. Was ich damit sagen will, im Haus der Schwerter gibt es kein Glück für eine Frau. Du hast den Lauf geschafft, dafür lobe ich dich. Du wirst kräftige, ausdauernde und mutige Krieger gebären, welche dann in Kriegen zwischen den Sternen für den Imperator kämpfen und mit hoher Wahrscheinlichkeit in seinem heiligen Namen auch sterben werden. Du wirst dem Haushalt deines vermögenden Mannes vorstehen, du wirst die erste Frau, die unumstrittene Hauptfrau sein, die alles verwaltet. Das ist ein gutes Leben. Also akzeptiere dein Glück, lass die Narretei sein und sei ein liebes gehorsames Mädchen. Haben wir uns verstanden?"
Aischa stand immer noch vor Wut bebend nur da, ihre Zähne waren gefletscht. "Ich habe es mir verdient! Ich spuke auf Mehmed und die Verlobung! Ich habe noch andere Schwestern, soll er eine von denen heiraten!" Und sie spukte vor ihrem Vater auf dem Boden, was eine tödliche Beleidigung war. Das Gesicht ihres Vaters nahm eine noch tiefrotere Färbung und dann schlug er ihr kraftvoll mit der flachen Hand auf die Wange. Durch die Wucht wurde ihr Kopf zur Seite gerissen und ihre Backe brannte.
"Du wirst nie wieder in diesem Haus ein solch respektloses Verhalten an den Tag legen. Hast du mich verstanden?"
"Ich will ins Haus der Schwerter!", brüllte sie und sprang auf. Mit wild rudernden Armen schlug sie auf ihren Vater ein, der sie einfach packte und festhielt.
"Bist du eigentlich total von Sinnen? Du machst eine gute Partie. Mehmed ist doch ein netter Junge, höflich, gesund, im Gegensatz zu dir gut erzogen und nett anzusehen. Er ist kein Krieger, aber ein guter Mann, der Haupterbe seines Vaters, eines vermögenden Mannes. Er wird Händler werden und ein langes geruhsames Leben in Frieden und Wohlstand führen. Ich meine es doch nur gut mit dir. Wenn du es halbwegs geschickt anstellst, wirst du ihn um den kleinen Finger wickeln können. Also nimm endlich Vernunft an und akzeptiere dein großes Glück! Ich meine es doch nur gut mit dir!"
Aischa zappelte in seinem harten Griff, sie schrie, sie verfluchte ihn. Ihr Vater hob Aischa hoch und trug sie in eine leere Kammer, die manchmal als Abstellraum genutzt wurde. "Hier drin bleibst du, bis du Vernunft angenommen hast." Unsanft ließ er sie zu Boden plumpsen. Sofort rappelte sie sich auf und stürzte sich zu der Tür, die er ihr vor der Nase zuschlug. Hart prallte sie dagegen, ging zu Boden. Einige Herzschläge lang kämpfte das Mädchen gegen den Schmerz an, dann richtete sie sich wieder auf. Aischa schrie mit aller Kraft und hämmerte gegen die Tür. Nach kurzer Zeit riss ihr Vater die Tür wieder auf. Er hatte einige schwere Ketten in der Hand, mit denen Wachhunde angekettet wurden. Er legte ihr einen eisernen Halsreif an und schliff sie daran zu der nächsten Wand. Sie musste würgen und er kettete sie an. "Wenn du dich wie ein tollwütiges Tier benimmst, wirst du wie eines behandelt werden."
"Ich will die Galaxie sehen! Ich will Wasser sehen, das vom Himmel fällt!", brüllte sie nur.
"Du bist ja so was von verrückt! Hast du die Tollwut? Oder bist du einfach nur total durch geknallt? Ich könnte es ja noch verstehen, wenn ich dich als fünfte Frau einem fetten alten Kerl geben würde, der dein Großvater sein könnte. Aber Mehmed ist ein lieber hübscher wohlhabender Junge, fast genauso alt wie du und er mag dich sehr. Ich wage zu behaupten, dass er sogar in dich verliebt ist. Verstehst du denn nicht, was für ein großes Glück du hast? Aischa, du bringst Schande über dich und mich mit deinem Verhalten! Du bleibst hier drin, bis du wieder zu Verstand gekommen bist!"
Und sie blieb da drin, in dem etwa zweimal zwei Meter großen Raum, mit einem Halseisenring an die Wand gekettet. Wie eine Wilde zerrte sie an der Kette und ihr Vater kettete schließlich auch ihre Hände auf den Rücken. Ihre Mutter versorgte sie mit Brei und Wasser. Sie hatte keine Möglichkeit auf die Toilette zu gehen und vegetierte bald in ihrem eigenen Kot dahin, den ihr die Mutter jeden Tag mit Tränen in den Augen wegwischte. Jeden Tag besuchte ihr Vater sie und fragte, "Bist du Mensch oder immer noch ein Tier!"
"Ich will die Galaxie sehen! Wasser, das vom Himmel fällt!", brüllte sie immer nur, solange, bis ihre Stimme ein Krächzen war. "Ich will die Galaxie sehen, die Wunder! Wasser, das vom Himmel fällt! Die vielen Menschen, die großen Krieger in den Eisenrüstungen, ich will die Galaxie sehen, ich habe es mir verdient, mir verdient, mir verdient, mir verdient!"
"Aischa, werde doch vernünftig! Sie dich doch an! Du bist doch so ein liebes Kind gewesen, was ist nur mit dir los? Wir alle meinen es doch nur gut mit dir! Sage Vater, dass du Mehmed heiraten wirst, es dir leid tut und alles wird gut, ja?", redete ihre Mutter ihr ein, wenn sie ihr die Schalen mit Wasser und Brei brachte, ihr den Hintern abwischte. Aber sie wollte nicht hören, sie konnte nicht hören.
Und dann kamen die roten Männer. Aischa wusste nicht, wie lange sie schon an die Wand angekettet war, ihre Gelenke, wo die Bänder anlagen, waren aufgeschürft und wund. Sie lag in ihrem eigenen Kot und Urin, ihre fettigen Haare fielen ihr wirr ins Gesicht. An diesem Tag heulten die Sirenen, schlugen die Trommeln, dann peitschten die Lasergewehre, welche die bevorzugte Waffe des Volkes der sieben Oasen war. Explosionen erschütterten die Wohnhöhle und Staub und Steinchen lösten sich von der Decke. Sie hörte die Schreie ihrer Schwestern, Brüder und Mütter. Aischa verstand nicht, was los war. Sie verstand überhaupt nichts mehr. Sie wollte doch nur die Galaxie sehen, ihre Wunder und sie hatte es sich verdient, warum verstand das niemand? Sie wollte sehen, wie Wasser vom Himmel fällt. Warum lag sie überhaupt hier in ihrem eigenen Kot? Warum ließ man sie nicht einfach in das Haus der Schwerter gehen? Sie gehörte doch dahin, oder etwa nicht? Sie hatte es sich doch verdient! Dann hörte sie Schüsse im Haus, hörte weitere panische Schreie, schreckliche Schreie und Geräusche, die böse waren, wirklich böse.
Dann wurde die Tür aufgerissen und Männer in roter Kleidung kamen herein. Eigentlich war die Kleidung nicht wirklich rot, sondern triefte nur vom frischen Blut, das auf dem Boden tropfte. "Blut für den Blutgott!", rief einer und hob sein krummes einschneidiges Schwert.
"Warte!" sagte einer der Männer, der die Kopfbedeckung eines Scheicks trug. Aischa hatte sich nun aufgerichtet und fletschte die Zähne, zerrte an ihren Ketten, auch wenn der Halsring sie würgte.
"Pass auf, die Kleine hat die Tollwut!"
"Quatsch! Sie hat eher die richtige Einstellung. Na, Kleine, warum bist du hier drin angekettet?"
"Ich will die Galaxie sehen! Das Wasser, das vom Himmel fällt!", brüllte sie ihnen mit aller Wut entgegen.
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Cabulis
System Cabulis
Planet Boonhaven
Nördliche Hemisphäre
Mühlstadt
Zeit: 1 141 802.M41
Person: Herad Tabelmann
Die Tür zu seinem Kinderzimmer ging mit einem leichten Knarzen auf und Herad schrak zusammen. Schuldbewusst klappte er die zerlesene Ausgabe der Tactica Imperalis zu, die ihm sein Vater geschenkt hatte. Eigentlich sollte er schon längst schlafen, aber aus der angepeilten Seite waren ein gutes Dutzend geworden. Aber es war zum Glück nicht seine Großmutter, die da bibbernd im Türrahmen stand, sondern seine kleine Schwester Janina, die nur im Nachthemd bekleidet barfuß in sein Zimmer huschte. Ihr langes blondes Haar trug sie offen und es war noch glänzend vom Ausbürsten, was Mutter immer tat, bevor Janina ins Bett ging. Mutter war wie fast jeden Abend auf ihrem Schwesternkurs und ihre Mutter passte auf ihre Enkelkinder auf. Aber auch Oma schlief schon im breiten verwaisten Ehebett in der geräumigen Wohnung.
"Kann nicht schlafen!", schniefte Janina und sah ihn mit ihren großen blauen Kulleräuglein ganz lieb an. Er kannte diesen mitleidheischenden Blick nur zu gut. Mit einem Seufzen legte er das Buch zur Seite und schlug die Decke auf. Seine kleine Schwester huschte in sein Bett und kuschelte sich an ihn.
"Du bist so schön warm!", meinte das kleine Mädchen zufrieden.
"Kein Wunder, dass du einen Schnupfen hast, wenn du barfuß bei der Kälte durch die Wohnung läufst.", schalt Herad sie.
"Hab meine Schuhe nicht im Dunkeln gefunden.", rechtfertigte sich Janina.
"Dann gute Nacht!", meinte Herad und drehte das Licht aus.
"Gute Nacht, Küsschen!", befahl Janina und drückte ihn einen dicken Schmatz auf den Mund. Er ließ die Prozedur mit einem Augenrollen über sich ergehen. Waren eigentlich alle kleinen Schwestern so nervig anhänglich oder war nur Janina so?
"Du, Herad! Darf ich morgen mitkommen, wenn du und Karli Krieg spielt?", fragte Janina nach etwa fünf Sekunden Schweigen. Wahrscheinlich war sie wohl deswegen her gekommen.
"Du bist zu klein und du bist ein Mädchen, also nein!", wies Herad sie ab.
"Aber Gina darf auch mitspielen.", wies Janina auf diesen Fakt mit hoher Stimme entrüstet hin.
"Aber auch nur, weil sie unsere Cousine ist."
"Und ich bin deine Schwester!", empörte sie sich heftig. Auch wenn er sie nicht sehen konnte, wusste Herad, dass sie jetzt eine beleidigte Schnute zog.
"Aber Gina ist schon fast neun und hält auch mal einen Knuff aus, ohne gleich loszuheulen."
"Hm, ich will aber auch mitspielen! Bitte!", quengelte das Mädchen weiter.
"Du bist zu klein, die anderen werden dir vielleicht wehtun, immerhin spielen wir Krieg."
"Möchte aber bei dir sein! Bitte! Bitte! Bitte!", nervte Janina weiter. Und wie Herad seine Schwester kannte, würde sie auf kein Argument hören.
"Na, gut, du könntest mein Adjutant sein.", gab er in dem Wissen nach, dass Janina sonst gleich zu weinen anfangen würde, ihre bevorzugte Taktik ihm Schuldgefühle aufzuhalsen und damit ihren Willen durchzusetzen. Eigentlich sollte er endlich lernen, da hart zu bleiben. Aber er konnte seine kleine Schwester einfach nicht wegen ihm weinen sehen. Schließlich musste er auf sie aufpassen.
"Au ja!", quietschte das kleine Mädchen begeistert auf. "Danke! Danke! Danke!" Und er musste einen weiteren Kuss auf die Wange über sich ergehen lassen.
"Aber was ist denn das überhaupt?", fragte sie nach einer halben Minute des Schweigens.
"Ein Adjutant hilft seinem Offizier bei seinen Aufgaben.", erklärte Herad und war unglaublich stolz auf sich, weil er das so erwachsen erklären konnte.
"Und was sind das für Aufgaben?" fragte Janina gedehnt.
"Du darfst mein Schwert und mein Schild tragen."
"Das hört sich aber nicht sehr toll an", meinte Janina etwas enttäuscht.
"Willst du nun mitspielen oder nicht?", fragte er froh, eine Bresche gefunden zu haben, um sie doch noch abwimmeln zu können.
"Hm, dann bin ich eben dein Adjudingsbums.", antwortete sie nach ein paar Sekunden des Nachdenkens.
"Und du wirst auch nicht anfangen zu heulen, wenn eine Massivhandgranate dich trifft, versprochen?"
"Ja, versprochen, wenn du mich beschützt!"
"Klar, du bist ja mein Adjutant und meine kleine Schwester. Ich werde dich beschützen oder blutig rächen. Das schwöre ich!"
"Oh!", meinte Janina und versuchte ihm einen weiteren feuchten Schmatz auf die Wange zu drücken.
"Und wenn die bösen Orks kommen? Beschützt du mich auch vor denen?"
"Das macht Papa! Unser Vater hat viele Soldaten mit Gewehren. Die werden die bösen Orks vertreiben."
"Juhu!"
"Schlaf jetzt! Das ist ein Befehl und dem musst du Folge leisten.", befahl Herad und Janina schien endlich Ruhe zu geben.
"Nachti!", meinte seine kleine Schwester noch und schon bald verkündeten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie endlich eingeschlafen war.
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Cabulis
System Cabulis
Planet Boonhaven
Nördliche Hemisphäre
Mühlstadt
Zeit: 1 168 802.M41
Person: Herad Tabelmann
"Herad…arg….böse…nicht….lieb.", hallten Janinas letzte Worte in ihm nach. Seit Tagen schon, peinigten ihn diese Worte. Ja, er war böse, jemand der seinen Versprechen nicht hielt, der war eben ein schlechter Mensch. Herad hatte versprochen, auf seine Mutter und kleine Schwester aufzupassen und nun waren sie beide tot. Getötet von Bomben der fiesen bösen Orks.
Ein kalter Wind pfiff durch die zersplitterten Fenster der kleinen steinernen Grabkappelle am Rande der vollständig zerstörten Stadt und ließ Herad frösteln. Trübes Licht sickerte hinein und erhellte den Raum gerade weit genug, um den Sarg und die Urne vor dem Altar zu erkennen. Auch das kleine Bild im polierten glänzenden Messingrahmen, welche seine Mutter und Janina zeigte. Lachend, an sich geschmiegt und lebendig. Herad hatte einen dicken Klos im Hals und nicht nur, weil der Weihrauch so penetrant stank, dass ihm die Tränen kamen. Seine kleine Schwester war in seinen Armen verstorben und in ihren letzten gestammelten Worten hatte sie ihm gesagt, dass sie ihm böse war und ihn nicht lieb hatte. Er verdiente ihren Hass, da er auf ganzer Linie versagt hatte. Auch seine Mutter hatte er nicht beschützt, wie er es seinem Vater versprochen hatte. Aber sein Vater war deswegen gar nicht wütend auf ihn, hatte ihn nur tröstend in die Arme genommen, als er eine Entschuldigung gestammelt hatte. "Ich bin dir nicht böse, mein Sohn! Du hast alles getan, was du hast tun können. Du hast Janina in Sicherheit gebracht. Das sie trotzdem zum Imperator gegangen ist, das war sein Wille und nicht deine Schuld. So wie es deine Bestimmung ist, weiter zu leben. Ich bin stolz auf dich, mein Sohn!"
Sein Vater saß in seiner prächtigen blauen Ausgehuniform neben ihm, eine schwarze Binde als Zeichen der Trauer um seinen Arm. Während der letzten harten Gefechte hatte er sein linkes Auge verloren und noch keinen Ersatz dafür erhalten. Die Augenklappe gab ihm etwas äußerst Verwegenes. Begleitet wurde er von seinen Leibwächtern und Mitgliedern seines Stabes vom Regiment. Damit waren sie die einzigen Trauergäste in der Kapelle. Keiner ihrer Nachbarn, Bekannten oder Verwandten hatte das Bombardement überlebt. Sein Vater bezeichnete es als Wunder, dass Herad es geschafft hatte. Vielleicht war es das auch, ein Wunder, ein Schutzengel des Imperators, der ihn beschützt hatte.
Manchmal hatte seine Mutter ihn damit gefoppt, dass sie aufrief "Schau mal, dein Schutzengelchen!" Und wenn er sich umgedreht hatte, meinte sie enttäuscht, "Oh, jetzt ist es schon wieder weg."
"Och!", hatte er dann immer enttäuscht gemacht und sich trotzdem sorgfältig umgesehen, um vielleicht doch noch einen kleinen Blick auf seinen Schutzengel erhaschen zu können. "Und wie sieht mein Schutzengelchen aus?"
"Sie hat langes Haar, das wie Gold schimmert. Blaue Augen, klar und strahlend wie der Himmel. Sie trägt ein weißes Kleidchen, aus feinster Seide. Ihre Flügel haben ganz feine weiße Federn und damit kann sie fliegen. Und sie hat ein flammendes Schwert in der rechten Hand, um das Böse zu vernichten."
"Oh! Ich wünschte, ich könnte sie sehen!" Leider hatte er sie nie gesehen. Aber offensichtlich hatte sein Schutzengelchen ihn beschützt. Dummerweise hatten die Schutzengel von Mama und Janina deutlich versagt.
Die Predigt des alten Priesters in zerschlissener, an vielen Stellen geflickter Robe war monoton, ohne wirkliche Anteilnahme. Ein bettelnder Wanderprediger von außerhalb, so gut wie alle Geistlichen Mühlstadts waren im Bombenhagel gestorben. Sinnentleerte Floskeln reihten sich uninspiriert aneinander. Manchmal stutze der Kleriker und hatte sichtbare Mühe, sich daran zu erinnern, was er eigentlich hier tat. Dann war die Predigt nach gefühlten Ewigkeiten zu Ende. Die Trauernden standen auf. Sein Vater gab dem Bettelbruder eine Handvoll Throne für seine Mühe. Herad schritt zu der Urne seiner Mutter und nahm sie auf. Den Sarg von Janina trugen sein Vater und fünf seiner Untergebenen. Der Sarg war viel zu groß für Janina, aber etwas anderes war nicht zu besorgen gewesen. Die kleine Prozession schritt in die Katakomben des Friedhofes, wo die Familie seiner Mutter einen Grabbereich hatte. Es war düster und unheimlich, wenige Kerzen erhellten die langläufigen steinernen Gewölbe, in denen es nach Staub, Weihrauch und süßlich nach Verwesung roch. Einzelbegräbnisse hatte es kaum gegeben. Die meisten Opfer waren im Bombenhagel zerrissen und verbrannt. So enthielt auch die Urne, die Herad trug, nur Asche aus dem Bereich, wo er seine Mutter zurückgelassen hatte. Die Straße wo sie gewohnt hatten war vollständig zerstört. Wie durch ein Wunder hatte er in den Trümmern seine Munitionskiste gefunden, die ihm sein Vater vor gar nicht langer Zeit zum Geburtstag geschenkt hatte. Darin waren seine liebsten Schätze gewesen, darunter einige bunt angemalte Soldatenfiguren der Firma Spielwerkstatt, ein echtes Taschenmesser mit Adamantiumklinge, eine Datenblattsammlung Imperialer Panzer, seine zerlesene Ausgabe der Tactica Imperalis und ein kaputter Chrono. Der Firlefanz eines Jungen.
Schließlich hielten sie an einer Grabnische an. Der Kleriker sprach den Grabsegen und die Behältnisse mit den Überresten der Toten wurden hinein gelegt. Eine Platte mit den Lebensdaten der Verstorbenen wurde vor die Nische geschoben. Luciella "Lucy" Tabelmann geborene Gennaro, geliebte Frau und Mutter. Janina Tabelmann, geliebte Tochter und Schwester. Ein letztes Gebet, wo der Gottimperator um die Aufnahme und Schutz der Seelen gebeten wurde. Dann war es vorbei. Herad fühlte keinerlei Trost. Nur die eiskalte Verzweiflung, die sich in ihm befand.
"Warum?", fragte er vor Kälte zitternd seinen Vater.
"Warum was, mein Sohn?"
"Warum haben sie sterben müssen?"
"Im Krieg sterben nun mal Menschen."
"Warum hat sie der Imperator nicht beschützt?"
"Vielleicht, weil er seine ganze Kraft brauchte, dich zu beschützen. Du bist ihm wohl wichtig, Herad."
"Ich wünschte, Janina wäre ihm wichtiger gewesen.", schluchzte Herad. "Sie hat gesagt, dass ich böse bin und sie mich nicht lieb hat."
"Das hat sie bestimmt nicht so gemeint. Wahrscheinlich hast du sie nicht richtig verstanden." Das stimmte vielleicht. Janina hatte noch viel mehr gesagt, aber das andere hatte er nicht verstehen können. Was würde er nur dafür geben, zu wissen, was Janina wirklich zu ihm hatte sagen wollen.
"Verabschiede dich nun von ihnen, wir müssen fahren.", drängte nach einer Pause des Schweigens sein Vater, nachdem dieser auf seinen Chrono gesehen hatte.
"Mutter, ich liebe dich! Janina, du bist die beste Schwester der Welt gewesen, nein, des gesamten Imperiums. Und ich werde nicht eher ruhen, bis jene, die euch weh getan haben, vernichtet worden sind! Nicht mal eine tote Grünhaut ist eine gute Grünhaut. Ich werde sie alle töten!" Er stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihre Namen auf der kalten Platte. Sein Vater berührte schweigend die Platte, seine Lippen bewegten sich lautlos. Dann blickte er auf sein Chrono und nickte Herad zu.
Er nahm ihn bei der Hand und zerrte ihn schon beinahe weg. Herad warf einen letzten Blick auf die Grabstelle und fühlte sich so unendlich leer. Alle Menschen, die er gekannt hatte, waren tot. Seine Freunde, seine Schulkameraden, seine Vettern und Cousinen, seine Lehrer, seine Großmutter, seine Tanten. Er konnte immer noch nicht begreifen, dass sie alle weg sein sollten. Ihre Seelen waren nun beim Imperator, der sie bestimmt alle herzlich aufnahm, denn es waren gute Menschen gewesen. Und hoffentlich nervte Janina den Imperator nicht zu sehr, da sie schon sehr penetrant sein konnte.
Draußen vor der kleinen Kapelle parkten mehrere Fahrzeuge. Sie stiegen in einen schwarzen Wagen der Marke Gnadenvoll des Divisionsstabes ein. Es war selten, dass Herad in einem Fahrzeug hatte fahren dürfen. Er nahm hinten im Fond Platz. Die Sitze waren mit dem weichen Bauchleder von Groxen bezogen. Es roch nach kaltem Rauch, denn sein Vater zündete sich ein Lho-Stäbchen an. Der Chauffeur startete mit einer Litanei den Verbrennungsmotor und der Maschinengeist erwachte gehorsam zum Leben. Kies knirschte unter den Luftreifen, als sie vom Hof herunterfuhren. Herad blickte in Richtung Mühlstadt, das vollständig in Trümmern lag. Wie hohle Zähne ragten einige Ruinen der größeren offiziellen Gebäude aus dem Ruinenfeld. Die Orkbomber hatten ganze Arbeit geleistet. Mühlstadt war eine tote Stadt, in der immer noch einige Feuer schwelten und dunkle Rauchfahnen der Trauer gen Himmel sandten. Der schwarze Wagen fuhr auf eine geteerte Straße auf. Sie überholten in mäßiger Geschwindigkeit eine Kolonne von Flüchtlingen, die weiter nach Westen in Auffanglager oder Notquartieren flohen. Einige wenige hatten kleine Handwägen, auf denen sie ihre magere Habe gepackt hatten. Die meisten hatten aber nur Rucksäcke aus Militärbeständen mit dem allernötigsten, weil ihr ganzer Besitz ein Raub der Flammen geworden war. Schließlich passierten sie die Kolonne und der Maschinengeist brummte nun fröhlich vor sich hin, nachdem sie ordentlich Geschwindigkeit aufnahmen.
"Das wollte ich eigentlich deiner Mutter schenken, aber ich denke, du solltest es jetzt haben." Vater reichte ihm ein kleines Päckchen mit einer roten Schleife. Neugierig packte Herad es aus. Er nahm den silbernen Anhänger in die Hand. Außen war die Gravierung eines Aquila zu sehen, das Auge des Adlers war mit einem kleinen Diamanten angedeutet. Auf der Rückseite war eine Widmung eingraviert. Es gab Vorder- und Rückseite, man konnte es aufklappen und innen waren kleine Miniaturpotraits der Familie Tabelmann zu sehen.
"Danke, Vater!", hauchte Herad, ab heute würde er seine Familie immer um den Hals tragen können.
"Bitte schön! Es wird dich immer daran erinnern, wer deine Familie war."
"Was wird nun aus mir?", fragte Herad nach einigen Minuten.
"Ich bringe dich zu einer Schola Progenium auf einer schönen Insel. Dort wirst du eine gute Ausbildung bekommen."
"Ich will aber bei dir bleiben, Vater!"
"Das geht leider nicht, Herad. Ich bin an der Front, da kann ich mich nicht um ein kleines Kind kümmern."
"Aber Vater, ich kann doch kämpfen!" Sein Vater lächelte und tätschelte ihm den Kopf.
"Aus dir wird ein großer Krieger für den Imperator werden. Aber dazu musst du eben erst erwachsen werden. Es ist eine große Ehre, auf dieser Schola sein zu dürfen. Es ist die angesehenste auf Boonhaven und es wird dir dort gefallen. Dort wird man dir alles Notwendige beibringen, um die Feinde des Imperators zu zerschmettern. Sobald du sechzehn bist, werde ich dich mit Freuden als Fahnenjunker in meinem Regiment willkommen heißen."
Gedanke des Tages
So beginnt es also. 😉 Der Fünfte Band. Lange hat es gedauert. Wohnungssuche, Möbelkauf, Umzug, dass renovieren, die alltäglichen Aufgaben, alles hat mich ausgebremst. Teilweise hatte ich auch meine Probleme damit, wie es nun genau weiter gehen wird. Da wichtige Kernelemente des dritten Bandes nicht gut angekommen sind, war zusammenstreichen angesagt. Bei einigen war das kein Problem, da sie nur als Grundidee dastanden, bei anderen hatte ich mir doch etwas gedacht.
Die letzten beiden Rückblicke hätten eigentlich schon in den zweiten gehört, damals konnte ich sie aber nicht sinnvoll unterbringen. Genau genommen konnte ich die Abschnitte auch jetzt nicht gut platzieren und habe mich entschlossen, sie vor der entscheidenden Szene von Kapitel 2 und 3 zu posten, da sie die Struktur der nachfolgenden Handlung zu sehr unterbrochen hätten oder die Kapitel zu sehr unterschiedlich lang geworden wären. Es ist zwar nicht optimal, aber ich sie später zu bringen würde keinen Sinn mehr machen. Die letzte Sequenz führt dann direkt ins zweite Kapitel. Man kann sie auch als eine kleine Erinnerungsbrücke betrachten, um ein längst vergangenes Ereignis wieder ins Gedächtnis zu bringen.
Fragmente dieses Bandes sind schon zwei Jahre alt, da sie für Band III gedacht waren und dort durch eine Umstrukturierung rausgefallen sind. Es wird also gewisse Schwankungen geben, die leider nicht zu vermeiden sind. Dies ist immer noch ein kostenloses Fanprojekt und dahinter steht kein professionelles Team. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wird es aus zeitlichen Gründen nicht mehr zu dem bisher gewohnten Output kommen. Ich werde versuchen, mindestens einmal im Monat eine Fortsetzung zu posten, vielleicht auch mal mehr. Aber der schnelle Output der vorherigen Bände ist nicht mehr aufrecht zu erhalten. Deswegen habe ich auch einige Nebenstränge komplett gestrichen. Eigentlich hatte ich vor, vieles vom Geschehen von unten zu zeigen, aber da Varner und seine Leute nie wirklich gut angekommen sind, werde ich mich auf das notwendigste beschränken. Geschichten von normalen Soldaten gibt es ja auch wirklich genug.
Band VI wird sich wieder mit Louhi beschäftigen. Und es wird ein neuer wichtiger Handlungsstrang eingeführt.
Und zum Schluss noch mal ein großes Dankeschön an SHOKer, der wie üblich lektoriert hat.
Juhuu, endlich geht es weiter... sprachlich ist es mal wieder auf sehr hohem Niveau und auch der Aufbau ist gut gelungen. Ich weiß ja noch nicht wie sich dieser Band im weiteren gestalten wird aber für meinen Geschmack sind es zuviele Rückblenden am Anfang, hätte mir gerne etwas mehr aus der aktullen zeitlichen Handlung um Herad gewünscht aber vielleicht wird das ja noch.
Und ich wage schonmal eine kleine These aufzustellen, ist die gute Shiloh etwa schwanger 😱hmy: ?
Hallöchen,
schönes Kapitel, wäre aber auch nicht schlecht mal wieder etwas zubekommen, was die derzeite Handlung vorantreibt.
Nett, dass du mal wieder die gute alte Spielwerkstatt erwähnt hast, ist ja auch schon einige Bände her.
Fehler:
Wasser, das7s einfach vom Himmel fiel.
Frohe Weihnachten und nen guten Rutsch in neue Jahr euch allen !
und frohes Schaffen dir Nakago =D
Hiho,
vielen Dnak dafür, daß du vor Wiehnachten uns noch mit einem Teil beglückst. Ich hatte es gehofft 😀.
Hmm aber hab ich mich geirrt, und "The Man" Tablemann trifft doch nicht mit Gabriel zusammen? Oder ist das übersprungen?
Der Rückblick ist schon nice. Vor allem da schon angedeutet wurde, das Shiloh da eine verwegene Vergangenheit hat. Muss ich auch nochmal nachlesen.
Herads Rückblick war jetzt irgendwie weniger spannend, da das meiste eigentlich schon bekannt war. Aber seine kleine Schwester hast du schon gut getroffen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall ein frohes Fest und einen guten Rutsch.
Vielen Dank für das Jahr an Unterhaltung.