40k Das Wort des Propheten!

Innerhalb von Sekunden war Bahrenberg vom Kommandanten zum einfachen Kämpfer geworden, der wie alle anderen im Kampfstand und in den restlichen Stellungen kämpfte, um seine Haut und die seiner Kameraden zu verteidigen. Der Leutnant hatte das Lasergewehr über den Stellungsrand angelegt, die Schulterstütze fest gegen sich gepresst. Er feuerte Impuls um Impuls, das Vorfeld über die Visiereinrichtung der Waffe im Blick. An Zielen herrschte kein Mangel – wie auf einer Gefechtsschießbahn tauchten immer mehr Eldar auf. Die ersten kamen aus dem Wrack eines abgeschossenen Serpent, der mit zerborstenem Cockpit und zerschmettertem Turm eine Schleifspur über den Boden gezogen hatte und schließlich halb um die eigene Achse gedreht liegengeblieben war. Die Gardisten waren noch benommen vom Absturz und leichte Ziele, doch die paar, die schnell genug am Boden waren, um zu überleben, erhielten bald Verstärkung – weitere Serpents drängten hinter dem ersten durch den Durchbruch. Sie versuchten nicht einmal mehr, weiter als bis durch die Lücke vorzustoßen. Sie gingen in einen tiefen Schwebflug und setzten ihre Truppen ab, um dann beizudrehen.
Die Kräfte der Eldar wuchsen von Augenblick zu Augenblick. Dutzende von Gardisten gingen vor, die Deckung des halboffenen Geländes mit der Diszipliniertheit und der Koordination gedrillter Truppen ausnutzend. Sie gaben sich gegenseitig Deckung, bemühten sich, durch Sperrfeuer die Gegenwehr der Imperialen ineffektiv zu machen. Zwischen ihnen bewegten sich mit der Geschicklichkeit von Balletttänzern und der Geschwindigkeit von Athleten in helle Rüstungen gekleidete Aspektkrieger, die mit Energieschwertern und Shurikenpistolen für den Nahkampf bewaffnet waren. Sie trugen auffällige, rote Haarbäusche an ihren hohen, gebogenen Helmen, zogen Aufmerksamkeit und Feuer gleichermaßen auf sich, doch Bahrenberg zweifelte keine Sekunde daran, dass genau dies ihre Absicht war. Die Unvorhersehbarkeit ihrer Bewegungen, die sie mit choreographischer Gleichförmigkeit ausführten, ihr das Auge verwirrender Zickzackkurs von Deckung zu Deckung und ihre an Akrobatik grenzende Herangehensweise an Hindernisse ließen viele Laserschüsse wirkungslos verpuffen, die andernfalls vielleicht ihre Opfer gefordert hätten.
Bahrenbergs ganze Konzentration lag in dem mechanischen Ablauf des Schießens. Wie beim Drill auf der Akademie führten seine Hände immer wieder dieselben Bewegungen aus: Schießen, Korrigieren, Schießen, Korrigieren, Schießen, Sichern, Energiezellenwechsel, Entsichern, Zielen, Schießen, Korrigieren... Er arbeitete wie eine Maschine, sich ganz auf sich und die Männer mit ihm im Kampfstand verlassend.
Sie hatten jeglichen Kontakt zu den anderen Stellungen verloren. Entlang der ursprünglichen Verteidigungslinie blitzte hier und dort immer noch Laserfeuer auf, doch Bahrenberg vermochte nicht zu sagen, ob der Widerstand dort noch in irgendeiner Weise koordiniert stattfand oder ob es sich nur um letzte, verzweifelte Überlebende handelte, die abgeschnitten von ihren Kameraden beschlossen hatten, ihre Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Die Jetbikes und Vypers hatten ihre Angriffsflüge jedenfalls eingestellt und waren in Richtung Hinterland geschwenkt, um die Offensive der Eldar voranzutreiben und anderswo Tod und Vernichtung zu säen. In den Stellungen auf dem Lagerplatz kämpften die Angehörigen der verbliebenen zwei Trupps verbissen, jede Schützenmulde für sich. Die Maschinenkanone in Hallers Stellung feuerte weiterhin, wenn jetzt auch mit größeren Pausen zwischen den Feuerstößen, um das völlig überhitzte Rohr nicht bis zur Funktionsuntüchtigkeit zu überlasten. Der Blutzoll, den Hintze und Kaltbach den Eldar abverlangt hatten, war bereits auf ein furchtbares Ausmaß angewachsen, doch die Xenos hatten scheinbar noch immer die zahlen- und materialmäßige Überlegenheit auf ihrer Seite. In keiner ihrer bisherigen Offensiven hatten sie eine derartige Todesverachtung und Entschlossenheit gezeigt, und bei keiner ihrer bisherigen Operationen hatten sie derartige Massen an Truppen eingesetzt. Die Außerirdischen schienen bereit zu sein, das Schicksal Orellions an diesem Tag zu entscheiden, wo Wetter, Kommunikations- und Versorgungslage gegen die Imperialen standen. Die Zeit spielte ihnen in die Hände – jeder weitere Schuss aus den Lasergewehren, jede Salve der Maschinenkanone fraß weitere, wertvolle Munition, die nicht mehr ersetzbar war und in absehbarer Zeit auch nicht zu ersetzen sein würde.
Wenn die Eldar den Druck aufrechterhielten, würden Bahrenberg und seine Männer bald nur noch mit bloßen Händen und leergeschossenen Waffen gegen sie stehen. Die Klappspaten steckten bereits in der Wand des Kampfstands. Hinter der aufgeschütteten Brustwehr waren die Bajonette griffbereit. Bahrenbergs Holster war aufgeknöpft und die Laserpistole darin gelockert, um schneller gezogen werden zu können.
Die vordersten Trupps der Eldar waren noch um die fünfundsiebzig Meter entfernt, als die Maschinenkanone mit einem letzten Aufdonnern leergeschossen den Dienst versagte. Ein kurzer Seitenblick auf die rauchenden Patronenhülsen, die sich in der Stellung türmten, die fragenden Gesichter von Hintze und Kaltbach, und Bahrenberg wusste, dass es keine weiteren Magazine mehr gab, mit denen ihre letzte Unterstützungswaffe hätte gefüttert werden können. Die Eldar bemerkten es fast im gleichen Augenblick. Sie beschleunigten ihren Vorstoß weiter, achteten weniger auf Deckung und Sperrfeuer.
Fünfzig Meter. Hintze und Kaltbach lagen neben dem rauchenden, glühenden Lauf ihrer Waffe an der Grabenwand, ihre Lasergewehre im Anschlag. Sie schossen nun alle sich nur noch auf die Zielmarker ihrer Waffen verlassend. Jedes Zielen über die Visiereinrichtungen war auf diese Entfernung reine Zeitverschwendung.
Die Gardisten feuerten im Vorgehen ihre Shurikenkatapulte aus der Hüfte ab. Es war keine zielgenaue Art zu schießen, aber die schiere Menge an Geschossen, die ihre Waffen Richtung Feind spuckten, war mehr als genug, um die Männer des Todeskorps so tief hinter ihre Deckung zu treiben, wie es gerade noch möglich war, ohne ihre Ziele aus den Augen zu verlieren. Lilienthal schrie getroffen, aber sein lasergewehr knackte weiter, ununterbrochen Impulse feuernd.
Sie waren verloren. Sie brauchten ein Wunder.
Bahrenbergs Waffe gab ein tiefes Summen von sich, dann versagte sie den Dienst. Die Energiezelle war verbraucht. Seine Hand tastete nach einer neuen in den Taschen seines Gürtels, fand aber keine mehr. Er ließ das Gewehr los und riss die Pistole frei, brachte sie hoch. Der erste Schuss traf die Brust eines Gardisten, der keine dreißig Meter mehr entfernt war. Der schwarzgerüstete Eldar brach zusammen, blieb in verkrümmter Stellung liegen.
„Fertigmachen zum Sturmabwehrschießen!“, befahl Bahrenberg. Die Pistole an seinem ausgestreckten Arm zitterte – so wie seine Stimme.
Fünf Daumen in der Stellung legten die Feuerwahlhebel der Waffen auf Vollautomatik um.
„Feuer frei!“
Die Wucht ihrer Salve brachte den Ansturm der Eldar für einen Augenblick zum Erliegen, als die Gardisten dutzendweise unter einer Sense gleißender Laserimpulse fielen. Die Nachrückenden ließen sich zu Boden fallen und erwiderten das Feuer, sich nun geduckt oder kriechend vorarbeitend. Bahrenberg spürte die Shuriekn deutlich näher an seinem Kopf. Die Xenos schossen sich ein.
Das Dauerfeuer hatte die Energiezellen geleert. Blohm und Lilienthal ließen sich in Deckung gleiten, um beim Nachladen nicht Opfer einer platzierten Shuriken zu werden, und Bahrenberg tat es ihnen gleich. Hintze und Kaltbach schossen wieder Einzelfeuer, während die drei anderen nachluden, lieferten sich ein verbissenes Duell mit den Eldar, die vor dem Kampfstand Deckung gefunden hatten und ihren weiter vorrückenden Kameraden Feuerschutz gaben. Das Singen und Jaulen der Shuriken war wie das Summen eines Hornissenschwarms, in einem bedrohlichen, unregelmäßigen Takt zu- und wieder abnehmend.
Weiter hinten auf dem Lagerplatz meldete sich mit einem dumpfen Schlag ein Granatwerfer. Das Projektil schlug unweit des Kampfstands ein, ließ Erdbrocken auf die Helme von Bahrenberg und seinen Männern niederregnen. Der Leutnant kam noch rechtzeitig hoch, um zu sehen, dass die Granate eine Lücke in die Reihen der Angreifer geschlagen hatte, die jedoch schnell wieder von einem der huschenden Aspektkriegertrupps geschlossen wurde.
Der Granatwerfer feuerte wieder. Die Waffe brachte die Eldar aus dem Konzept, bremste sie in ihrem Ansturm. Der Effekt würde nicht anhalten, aber er gab den fünf Soldaten im Kampfstand einen Moment Luft zum Atmen. Es war dieser Moment, den Bahrenberg brauchte, um eine Entscheidung zu fällen.
„Lilienthal, ich brauche eine Verbindung zur Mörserkompanie!“
Er wusste aus den Briefings, die er vor dem Antritt seines Kommandos erhalten hatte, dass irgendwo im Hinterland, nahe dem Lazarett, die Mörserkompanie des Regiments in Stellung lag. Die Chancen, dass sie noch gefechtsbereit war, waren verschwindend gering – die Eldar waren hier durchgebrochen, und es konnte an anderen Frontabschnitten nicht anders aussehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach lagen die Soldaten tot über ihren Waffen oder stemmten sich genau wie Bahrenbergs Männer mit letzter Entschlossenheit einem überlegenen Feind entgegen, aber sie waren die allerletzte Chance.
Der Leutnant hatte sie nicht in seine taktischen Überlegungen einbezogen, solange die Eldar mit ihren Gleitern vorgestoßen waren – der Effekt von Mörserfeuer gegen schnelle Antigravfahrzeuge war bestenfalls gering. Er hätte auch jetzt noch keinen Mörserbeschuss erwogen, hätte er sich sicher sein können, dass seine Männer entlang der Verteidigungslinie immer noch kampffähig und am Leben waren. Aber jetzt, in diesem Moment, wo die Eldar auf freiem Feld standen, die überrannte Verteidigung hinter sich, nur noch ein paar versprengte Männer am Ende ihrer Kraft vor sich, war er bereit, das Opfer zu bringen.
„Keine Verbindung, Herr Leutnant.“, erklärte Lilienthal schließlich. „Die Frequenz stimmt, aber hier aus der Stellung heraus... Keine Chance.“
Bahrenberg hörte sich selbst die Worte sagen, ohne dass er darüber nachgedacht hätte. „Geben sie mir das Funkgerät, Lilienthal. Ich gehe hinaus.“

@Synapris:

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Warum schreibst du in so kleiner Schrift. Wirkt ein bisschen unuerbersichtlich mMn.
[/b]

Das hat eine lange Tradition. Anfangs habe ich in der normalen Schriftgröße dieses Forums geschrieben, wurde dann aber von Lesern dazu aufgefordert, sie zu reduzieren. Die Gründe haben Scroll und Weltenschiff Chriztoph ja ausgeführt - man überlege nur mal, welchen Umfang dieses eh schon sehr lange topic hätte, würde ich in normaler Schrift posten. Die einfache Alternative besteht wie gesagt im Rauskopieren. Außerdem gibt es für Stammleser ja auch die Luxus-Variante des Kompendiums (siehe meine Signatur). Da hast du alle Krüger-Stories in augenfreundlicher Schrift als Word-Dokument. Man kann selbst mit copy&paste neue Teile hinzufügen, falls es nicht aktuell genug sein sollte. An dieser Stelle wieder einmal Dank an krauthammer, der sowohl die Idee zum Kompendium hatte als auch seine Wartung seit Jahr und Tag mit großem Engagement vollzieht. Vom zur Verfügung stellen des benötigten Webspaces mal ganz abgesehen.

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Wieder ein huepscher Teil. Ist wirklich wahnsinnig spannend geschrieben.
Auch die reichhaltigen Beschreibungen sind hilfreich. Ich bin zwar noch nicht lange dabei, doch kenne alle Jungs schon in-und auswendig! Weiter so. [/b]

Danke für das nette Kompliment. Ich bezweifle zwar, dass du wirklich jede Figur kennst ( da habe ich selbst gelegentlich Probleme... 😉 ), aber zumindest scheinen die Charaktere dann wirklich recht einprägsam zu sein, was ich als Erfolg und Qualitätsmerkmal sehe.

@Scroll:

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Hm ein Veteranen Trupp von Krieg.... und das auch noch unter Krügers und Hallers kommando.... eine unbesiegbare Truppe.  [/b]

Genau. Da könnten die Space Marines eigentlich abgebaut werden, um den Verteidigungshaushalt des Imperiums zu entlasten. 😛

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Aropos, was macht eigentlich unser guter Leutnant?[/b]

Er steht zusammen mit Calponia auf meiner Prioritätenliste für die nächsten Episoden ganz oben. Allerdings will ich erst der Ordnung halber die Handlungsstränge von Krüger und Bahrenberg zu einem jeweils befriedigenden, vorläufigen Haltepunkt führen, um ein ständiges Springen zwischen allzu vielen Ebenen zu vermeiden. Wenn jetzt in die Großoffensive, die sich immerhin aj bei den Inquis, der Kompanie und in Form der Pilgermasse auch bei Krüger vollzieht auch noch Haller und Calponia an einem wiederum anderen Schauplatz reinpfuschen, dann wird's denke ich etwas sehr haarig. Ich habe sie nicht vergessen, und ich weiß, was mit ihnen passieren wird, aber ein bisschen Geduld muss schon noch sein.
 
Schöner neuer Teil. Die Art und Weise wie du die Kampfhandlungen beschreibst ist wirklich meisterhaft, da merkt man das du beim Bund warst. Nur eines will mir hier nicht so recht passen: Wenn man den letzten Teil so liest könnte man meinen das Todeskorps kämpft gegen andere menschliche Gegner und nicht gegen die technologisch so hoch entwickelten Eldar. So große Verluste wie sie du beschreibst können die Spitzohren bei ihrer schwindenden Population doch eigentlich gar nicht verkraften. Das Vorgehen der Infanterie erscheint mir doch etwas zu primitive, zu brachial für dieses hoch entwickelte Volk. (Äh, ich meine natürlich, erbärmlichen Xenoabschaum :kommissar: ) So sehe ich die Sache zumindest, es liegt mir natürlich fern dem Meister etwas vorschreiben zu wollen. 😛h34r:
 
Nun was das vorrücken der Eldar angeht muss ich sagen ist es einfach nur verdammt gut beschrieben.
Ich denke die Eldar wollen nun mit allen Mitteln den Durchbruch an der Front erzwingen. Da müssen sie nun mal auch einiges an Verlusten einstecken damit sie diesen Durchbruch erreichen können. Und da ist diesem Xenos wohl auch etwas egal ob sie schwindend sind da man hier vielleicht einen Sieg erringen könnte!

@ Avenger

Die Geschichte nimmt ja an Spannung immer mehr zu. Das sich Bahrenberg doch noch zu einem "normalen " Soldaten mausert wundert micht. Er kam mir am Anfang fast so Arrogant vor wie es einst Haller's Kollege war, verdammt wie heißt er noch mal :whaa: . Nunja er macht sich und nun mal schauen was noch so alles kommt.

Mach weiter
 
@Flask: Ich bin zwar nicht Avenger, aber ich versuchs mal ...

Dem aufmerskamen Leser fällt ggf. auf, dass davon die Rede ist, dass die Eldar allen Anschein nach umbedingt einen Druchbruch erzwingen wollen - es ist ihnen also jedes Mittel recht und sie nehmen daher die Verluste in kauf. Da wir ja nur einen kleinen Teil des Konfliktes vor (geistigen) Augen geführt bekommen und die Sympathie des Lesers ja bei den Jungs von Krieg liegt und diese hier Gelegenheit bekommen zu zeigen, wie heroisch sie sein können, ist das wohl vertretbar. Außerdem scheinden sie doch eigentlich ganz gut ab, wenn man bedenkt, dass die Imps ne MK hatten 😉
 
Ich würde mich als aufmerksamen Leser bezeichnen und mir ist natürlich aufgefallen, dass es die Eldar hier ziemlich ernst meinen. Das mir ihr Vorgehen etwas zu brachial vorkommt liegt wohl daran, dass der technologische Stand der Eldar im Allgemeinen (also im ganzen 40k-Universum) mal so, mal so dargestellt wird. Sie haben Kampfanzüge mit denen sie durch den Warpraum springen können, andererseits sind ihrer Zielerfassenungsgeräte nicht in der Lage Gardisten aufzuspüren, die sich hinter Bäumen und Sträuchern versteckt haben, was ja eigentlich schon heute bei uns möglich ist.
So sehe ich die Sache eben, aber da kann man sich wohl genau so drüber streiten wie darüber ob die Tau in das 40k- Universum passen oder nicht.
 
Kruppke atmete gepresst und stoßweise, seine Lungen und seine Kehle waren verkrampft vor Anspannung und Stress. Seine Zielgenauigkeit litt unter der Unregelmäßigkeit der Atemzüge. Keuchend einen Fluch murmelnd machte er seinen Frieden mit dem Imperator.
Der Granatwerferbeschuss hatte ihnen eine winzige Pause verschafft, während der der Angriff der Eldar in seiner Wildheit gebremst worden war, aber nun hatten die Außerirdischen den Druck wieder erhöht und rannten unvermindert weiter an. Sie waren wie schnelle, zurückfeuernde Zielscheiben, ihre Rüstungen deutlich sichtbar im fahlen Zwielicht des Waldes, aber ihre Bewegungen zu schnell, um sie leicht zu treffen. Mit jedem Schuss litt Kruppkes Konzentration, seine Genauigkeit und vor allem sein Munitionsvorrat.
Wieder summte das Lasergewehr leergeschossen. Kruppke glitt in Deckung, während Stollwerck neben ihm weiterfeuerte, die Ellbogen auf der Deckung aufgelegt und Verwünschungen und Flüche vor sich hinmurmelnd. Der junge Funker schoss wie ein Besessener, seine Augen funkelnd hinter den Gläsern seiner Brille. Er störte sich nicht einmal mehr am Beschuss. Seine Welt bestand nur noch aus ihm und seinem Lasergewehr, und den abscheulichen Feinden, die er über die Visiereinrichtung seiner Waffe hinweg sah. Kruppke wusste, dass Stollwerck, wenn er diesen Tag überleben sollte, nicht mehr derselbe sein würde.
Der Hauptgefreite wischte sich mit dem Ärmel die Stirn, als er sich in der relativen Sicherheit der Mulde wusste. Blut färbte seinen Ärmel rot – ein verirrter Splitter hatte seine Stirn geritzt. Die Wunde brannte, als Schweiß hineinlief. Er schüttelte den Kopf. Nicht wichtig. Seine Rechte glitt zum Gürtel und legte eine neue Energiezelle frei, während seine Linke die Waffenmündung aus dem Dreck hielt. Zwei Handgriffe später summte die Waffe erneut, diesmal in dem zufriedenen, ansteigenden Ton, der eine frische Ladung verhieß. Er zog sich an der Deckung in die Höhe, um weiterzukämpfen, nicht ohne einen schnellen Blick über den rechten und linken Rand der Schützenmulde zu werfen.
Rechterseits ragte Kohlers Granatwerfer schräg nach oben gestellt aus der nächsten Mulde. Kohler feuerte seine wertvollen Geschosse in hohem Bogen über Bahrenbergs Kampfstand, ließ sie wie Mörsergranaten auf die Eldar herabstürzen. Die bogenförmige Flugbahn erlaubte es dem Gefreiten, hinter der sicheren Deckung des Erdaufwurfs vor seiner Stellung zu bleiben, anstatt sich wie Heinert, der mit ihm die Stellung geteilt hatte und nun leblos über seinem Lasergewehr zusammengesunken war, dem Feindfeuer auszusetzen.
Zu Kruppkes Linker lagen die restlichen Zweierteams seines Trupps in ihren Deckungen. Remmers und Feuchter stemmten sich in der nächstgelegenen Mulde gegen die Stellungsfront, ihre Waffen in die Schultern gepresst und scheinbar unbeeindruckt vom Beschuss der Eldar wie auf einem Schießplatz ihre Ziele anvisierend. Hinter ihren aus der Deckung ragenden Helmen flatterte ihre Zeltbahn wie ein Segel im Wind, zerrissen von irregeleiteten Shuriken.
Kruppke brachte sein eigenes Gewehr wieder in Anschlag. Im grünlichen Schimmer des Reflexvisiers sah er, dass die Eldar wieder ein Stück näher herangekommen waren. Sein Finger riss den Abzug durch, entließ den ersten Impuls der frischen Energiezelle in die Freiheit. Er korrigierte die Ausrichtung der Waffe um wenige Millimeter für das nächste Ziel, dann drückte er wieder ab. Ein weiterer Treffer.
Eine Bewegung am Visierrand ließ ihn innehalten. Etwas tat sich am Rand von bahrenbergs Kampfstand. Er blickte über das Visier hinweg um besser sehen zu können.
„Gütiger Imperator!“, kam es ihm über die Lippen. „Was hat der verdammte Idiot vor?!“
Bahrenberg kletterte aus der Vertiefung der Stelung hinaus ins Freie, sich mit den Armen empordrückend. Auf seinem Rücken trug er den kantigen Umriss eines Funkgeräts, die Antenne schwingend neben seinem Kopf. Der Leutnant drückte sich eng an den Boden, kroch auf Kruppkes Stellung zu, kaum dass er den Kampfstand verlassen hatte. Eine Shurikensalve riss nur wenige Zentimeter neben ihm den Boden auf. Der Leutnant feuerte eine ungezielte Salve aus seiner Pistole in Richtung der Eldar, dann kroch er weiter, bemüht darum, hinter dem Kampfstand etwas Schutz zu finden.
„Verdammt!“, fluchte Kruppke. „Feuerschutz, Männer, Feuerschutz! Sichert den Leutnant!“
Stollwerck neben ihm nickte im Schießen, wohl ohne ihn wirklich verstanden zu haben. Der Gefreite fuhr damit fort, wie eine Maschine wieder und wieder seine Waffe abzufeuern und dem Feind zwischen zuckenden Lippen einen Fluch nach dem anderen entgegen zu schleudern.
Kruppke stemmte sich auf ein Knie hoch. Hockend war er weniger geschützt, konnte aber selbst schneller neue Ziele anvisieren. Und das würde dringend notwendig sein: Die Eldar hatten Bahrenberg gesehen, wie er aus dem Kampfstand gekrochen war, und sie schienen nicht willens, ihn davonkommen zu lassen. Kruppkes Laserimpuls traf einen Gardisten in die Brust, als dieser vorstürmend sein Shurikenkatapult hochriss und auf Bahrenberg schwenkte. Ein zweiter und dritter Schuss folgten dem ersten, ließen den Xenos im Lauf zusammenbrechen. Stollwercks Schüsse fällten den Gardisten daneben.
Bahrenberg hatte sich hinter dem Kampfstand abgehockt. Er hielt das Mikrofon des Funkgeräts mit der Linken vor sein Gesicht, brüllte etwas hinein, während er mit der Rechten weiter auf die Eldar schoss. Kruppke platzierte einen Schuss um Haaresbreite an dem Leutnant vorbei, traf einen der weißgerüsteten Aspektkrieger in den Unterleib.
Es war sinnlos. Alle Bemühungen, die Eldar durch Laserfeuer aufzuhalten, waren zum Scheitern verurteilt. Sie stürmten zu schnell heran, hatten die zahlenmäßige Überlegenheit auf ihrer Seite. Das Feuer aus dem Kampfstand und die gezielten Schüsse von Kruppkes Männern ließen sie bluten, aber sie stoppten sie nicht.
Als die Aspektkkrieger den Kampfstand überraten, stießen sie ein markerschütterndes Geheul aus, verstärkt durch irgendeine fremdartige Apparatur in ihren Helmvisieren. Selbst Kruppke, der gute fünfzig Meter entfernt war, wurde von der Schockwelle getroffen wie von einem Hammerschlag. Schmerz explodierte in seinen Schläfen, raste die nervenbahnen des Rückenmarks herunter und ließ die Muskeln seiner Arme und Beine zucken. Das Blut rauschte in seinen ohren wie ein tosender Wasserfall.Er spürte seinen Gleichgewichtssinn aussetzen und fand sich am Boden wieder, eine Hand hilflos in die Erde krallend. Stollwerck neben ihm schrie vor Schmerzen. Aus der Nase des Gefreiten lief helles Blut. Er hatte sein Lasergweher fallengelassen und presste die Hände über den Ohren an die Seiten seines Helms.
Bahrenberg lag am Boden, zitternd und mit den Armen rudernd. Seine Pistole lag weit neben ihm, unerreichbar fern selbst wenn er nach ihr hätte greifen können. Einer der schlanken Aspektkrieger stand breitbeinig und mit glühendem Energieschwert über ihm, die Mündung der Shurikenpistole auf Bahrenbergs Kopf gerichtet.
Ein heulen ertönte, stetig anschwellend, näherkommend. Kruppke hatte Stollwerck zu sich in den tiefsten Punkt der Mulde gerissen, hielt den klagenden Gefreiten an sich gedrückt, noch bevor er darüber nachdenken konnte. Er war die größte Zeit seines Lebens Soldat gewesen, und dieses eine Geräusch, dieses langgezogene Heulen, dass den Tod von oben verhieß, war ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass keine Macht der Welt den Reflex hätte unterdrücken können.
„Mörser!“, schrie er. „Mörser!“


@Garde General Nimrutt:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Avenger wann gehts wieder weiter? Das ist ja mal wieder grausam von dir uns jetzt wo die spannung so hoch ist warten zu lassen [/b]

Tief in meinem Innern bin ich ein gelehriger Schüler des großen Marquis... 😉

@flask03:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Schöner neuer Teil. Die Art und Weise wie du die Kampfhandlungen beschreibst ist wirklich meisterhaft, da merkt man das du beim Bund warst. Nur eines will mir hier nicht so recht passen: Wenn man den letzten Teil so liest könnte man meinen das Todeskorps kämpft gegen andere menschliche Gegner und nicht gegen die technologisch so hoch entwickelten Eldar. So große Verluste wie sie du beschreibst können die Spitzohren bei ihrer schwindenden Population doch eigentlich gar nicht verkraften. [/b]

Naja, meine gesammelte Kampferfahrung hält sich ja doch eher in Grenzen, und die simulierten Kriege, die unsere Übungen begleiteten, waren immer seltsam unblutig... 😉
Zu der Kritik bzw. dem hintergrundmäßigen Einwurf. Ich verstehe natürlich, worauf du hinauswillst, der GW-grundtenor vom sterbenden Volk etc ist mir auch bekannt. Ich dene aber, dass die großen Verluste, die die Eldar sich nicht leisten können, dann doch eher auf größere Kampagnen bezogen zu sehen sind und nicht auf Scharmützel auf Kompanieebene. Natürlich ist das hier auch eine schmerzhafte Angelegenheit für die Eldar, aber eigentlich schlagen sie sich ganz gut - nach meinem Bild der Lage haben sie zwei Züge annähernd komplett ausgelöscht, selbst aber vielleicht gerade in Kompaniestärke angegriffen. Das ist recht weit entfernt von der 3:1 Überlegenheit, mit der man nrmalerweise bei solchen Angriffen kalkulieren muss, um als Angreifer erfolgreich zu sein. Die Eldar haben ja auch sehr erfolgreich auf ihre Hochtechnologie in Form des Illum Zar gesetzt - zu dumm nur, dass ein todesmutiger Soldat mit Melter dazwischenkam, ansonsten wäre die ganze Sache wohl beinahe ohne Verluste für die Spitzohren von statten gegangen.
Warum die Eldar so unbedingt durchbrechen und die menschlichen Verteidiger auslöschen wollen wird sich im Laufe der Geschichte noch beantworten, da möchte ich noch nichts vorwegnehmen.

@Count_Zero:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Verdammt!! Avenger jetz bringst du mich in eine verzwickte Lage; Ich bin das erste mal über deine Werke hier gestolpert und habe mir gleich das Kompendium runtergeladen.......Soll ich jetzt etwa "Wächter der Nacht! zu Seite legen?! [/b]

Du könntest beides parallel lesen, sowas mache ich auch häufiger. Ansonsten kannst du natürlich auch gerne erst das angefangene Werk zu Ende lesen, Krüger und Co. laufen ja nicht weg.
 
Hallo wie sieht es hier aus? Du hast Dich doch hoffentlich mit Awatron abgesprochen um uns hier auf Entzug zu setzen. So ein Delir kann sehr gefährlich sein. 😛h34r:

Ich hoffe Du findest bald die Zeit um hier weiterzuschreiben. 🙂


Gruß Chris


PS: Ich habe auch Deine Geschichte aboniert und warte jeden Tag auf eine Fortsetzung. Sie ist wirklich sehr gut.
 
Schreibblockaden, ich hasse sie mehr als irgendetwas anderes auf der Welt... Nun ja, zumindest gab es dadurch Zeit für die Neuleser, ordentlich nachzuholen. Vielen Dank an Krauthammer für das Updaten des Kompendiums.
Ansonsten hoffe ich mal, dass ihr zumindest durch die anderen Autoren dieses Forums gut unterhalten worden seid, es gab ja während meiner Inaktivität durchaus das ein oder andere kleine Juwel in anderen Topics zu lesen.

Das grelle Tageslicht stach in Calponias Augen, als die schweren Torflügel der Kathedrale ihrem Druck nachgaben und aufschwangen. Sie war für den Moment geblendet, aber sie lief unbeirrt weiter, ihre nackte Haut brennend in der kalten Luft. Hinter ihr röhrte und brüllte der Dämon, schlugen seine Hufe stampfend auf den Boden, während seine Dienerinnen kreischten und heulten. Calponias bloße Füße fanden den Weg die grobe Steintreppe hinunter von selbst – viele hundert Male war sie diesen Weg gegangen, zum Morgen- wie zum Abendgebet. Ihr Sicht kehrte langsam zurück, während sie rannte. Der grelle Schleier hob sich. Sie wünschte im selben Augenblick, er hätte es nicht getan.
Die Klosterfestung brannte. Grelle, fast rauchlose Flammen bleckten aus den Fenstern und Torbögen der aus schweren Granitblöcken erbauten, uralten Gebäude hervor. Die Balken der eingestürzten Dachstühle ragten wie verkohlte Knochen aus dem Inferno. Knackend und knarrend näherten sich die Gebäude ihrem endgültigen Ende, eine Wand aus Feuer, die den Innenhof einschloss und Calponia jede Hoffnung auf Flucht nahm. Sie blieb stehen, breitete die Arme aus und blickte zum grauen, leeren Himmel. „Mein Imperator, erbarme dich!“, schrie sie. „Hilf mir!“ Hoch über ihr, der hölzerne Dachstuhl in lodernden Flammen stehend, ragte der finstere Umriss des Glockenturms auf wie eine gewaltige Säule, die den Himmel stützte.
Ys’ijan’khar hinter ihr lachte donnernd, das Geräusch in seinem gewaltigen Brustkorb wiederhallend. „Er ist nicht hier! Du hast ihn verstoßen, Calponia. Er wird nicht kommen, um dich zu retten. Du gehörst mir!“
Calponia drehte sich um, die Arme noch immer ausgebreitet. Was von ihrem dünnen, zerfetzten Gewand noch übrig war, wehte im kalten Wind um ihren schlanken Körper. Sie spürte Tränen wie flüssiges Feuer aus ihren Augen rinnen. Ihre Kehle lag zusammengepresst in der Faust ihrer Verzweiflung, schmerzte und brannte. „Dann töte mich!“, schluchzte sie. „Mach ein Ende, Dämon! Mein Leben hat keinen Wert, wenn es nicht für den Imperator ist.“
Ys’ijan’khar und seine Gespielinenn, die die Masken von Calponias Schwestern trugen, waren stehengeblieben, kaum mehr als ein halbes Dutzend Meter von ihr entfernt, fast so, als trauten sie sich nicht näher heran. Ihre nackten Körper und ihre zu Fratzen verzogenen Gesichter bildeten einen Wall rechts und links der hochaufragenden Gestalt der Warpkreatur, die mit erhobenen, ausgebreiteten Klauen dastand, so als wolle sie sich auf Calponia stürzen, deren Schnauze aber die furchtbare Parodie eines Grinsens zeigte. Ys’ijan’khars lange Zunge bleckte über seine Zähne, als an seiner Seite die Erscheinung Antiochias hervortrat. Über das blasse Gesicht der Prioris rann Blut wie ein einziger, grotesker Tränenschwall aus ihren zerstörten Augen, aber dennoch lächelte sie und trat, als sei Sicht für sie völlig unbedeutend, sicheren Schrittes an Ys’ijan’khar vorbei und in die Lücke, die zwischen Calponia und der Horde des Dämons klaffte.
„Du weißt nicht einmal, welchen Wert dein Leben noch hat, Calponia.“, sagte sie sanft. „Du hast den Imperator zurückgewiesen in dem Moment, in dem du Ys’ijan’khar um Hilfe gebeten hast. Aber für das, was du verloren hast, kannst du so unendlich viel gewinnen! Du kannst unsterblich sein, Ys’ijan’khar für immer dienen. Du kannst ihm helfen, das Schicksal von Welten zu entscheiden. Er wird dich belohnen. Du und er, ihr werdet eins sein! Ein Körper, ein Wille...“ Sie streckte Calponia die Hand entgegen. „Komm, tritt zu uns. Wehr dich nicht.“
Calponia wusste, dass sie verloren war, dass das grausame Ding, das sich als Antiochia ausgab, Recht hatte damit, dass sich der Imperator von ihr abgewandt hatte ob ihres Verrats. Sie wusste, dass sie verdammt war, aber sie wusste auch, dass sie sich dem Dämon niemals ergeben würde. Ihre Hand stieß vor, doch anstatt in die ausgestreckte Rechte Antiochias einzuschlagen packte die die Prioris am Unterarm, riss sie zu Boden und brach ihr Genick mit einem von oben herabgeführten Tritt. Sie hatte sich umgedreht und begonnen auf den Glockenturm zu zu rennen, noch bevor Ys’ijan’khar und seine Schergen begriffen hatten, was vor sich ging.


Es geht dann bald mit dem Schicksal von Leutnant Strauß weiter.