Schreibblockaden, ich hasse sie mehr als irgendetwas anderes auf der Welt... Nun ja, zumindest gab es dadurch Zeit für die Neuleser, ordentlich nachzuholen. Vielen Dank an Krauthammer für das Updaten des Kompendiums.
Ansonsten hoffe ich mal, dass ihr zumindest durch die anderen Autoren dieses Forums gut unterhalten worden seid, es gab ja während meiner Inaktivität durchaus das ein oder andere kleine Juwel in anderen Topics zu lesen.
Das grelle Tageslicht stach in Calponias Augen, als die schweren Torflügel der Kathedrale ihrem Druck nachgaben und aufschwangen. Sie war für den Moment geblendet, aber sie lief unbeirrt weiter, ihre nackte Haut brennend in der kalten Luft. Hinter ihr röhrte und brüllte der Dämon, schlugen seine Hufe stampfend auf den Boden, während seine Dienerinnen kreischten und heulten. Calponias bloße Füße fanden den Weg die grobe Steintreppe hinunter von selbst – viele hundert Male war sie diesen Weg gegangen, zum Morgen- wie zum Abendgebet. Ihr Sicht kehrte langsam zurück, während sie rannte. Der grelle Schleier hob sich. Sie wünschte im selben Augenblick, er hätte es nicht getan.
Die Klosterfestung brannte. Grelle, fast rauchlose Flammen bleckten aus den Fenstern und Torbögen der aus schweren Granitblöcken erbauten, uralten Gebäude hervor. Die Balken der eingestürzten Dachstühle ragten wie verkohlte Knochen aus dem Inferno. Knackend und knarrend näherten sich die Gebäude ihrem endgültigen Ende, eine Wand aus Feuer, die den Innenhof einschloss und Calponia jede Hoffnung auf Flucht nahm. Sie blieb stehen, breitete die Arme aus und blickte zum grauen, leeren Himmel. „Mein Imperator, erbarme dich!“, schrie sie. „Hilf mir!“ Hoch über ihr, der hölzerne Dachstuhl in lodernden Flammen stehend, ragte der finstere Umriss des Glockenturms auf wie eine gewaltige Säule, die den Himmel stützte.
Ys’ijan’khar hinter ihr lachte donnernd, das Geräusch in seinem gewaltigen Brustkorb wiederhallend. „Er ist nicht hier! Du hast ihn verstoßen, Calponia. Er wird nicht kommen, um dich zu retten. Du gehörst mir!“
Calponia drehte sich um, die Arme noch immer ausgebreitet. Was von ihrem dünnen, zerfetzten Gewand noch übrig war, wehte im kalten Wind um ihren schlanken Körper. Sie spürte Tränen wie flüssiges Feuer aus ihren Augen rinnen. Ihre Kehle lag zusammengepresst in der Faust ihrer Verzweiflung, schmerzte und brannte. „Dann töte mich!“, schluchzte sie. „Mach ein Ende, Dämon! Mein Leben hat keinen Wert, wenn es nicht für den Imperator ist.“
Ys’ijan’khar und seine Gespielinenn, die die Masken von Calponias Schwestern trugen, waren stehengeblieben, kaum mehr als ein halbes Dutzend Meter von ihr entfernt, fast so, als trauten sie sich nicht näher heran. Ihre nackten Körper und ihre zu Fratzen verzogenen Gesichter bildeten einen Wall rechts und links der hochaufragenden Gestalt der Warpkreatur, die mit erhobenen, ausgebreiteten Klauen dastand, so als wolle sie sich auf Calponia stürzen, deren Schnauze aber die furchtbare Parodie eines Grinsens zeigte. Ys’ijan’khars lange Zunge bleckte über seine Zähne, als an seiner Seite die Erscheinung Antiochias hervortrat. Über das blasse Gesicht der Prioris rann Blut wie ein einziger, grotesker Tränenschwall aus ihren zerstörten Augen, aber dennoch lächelte sie und trat, als sei Sicht für sie völlig unbedeutend, sicheren Schrittes an Ys’ijan’khar vorbei und in die Lücke, die zwischen Calponia und der Horde des Dämons klaffte.
„Du weißt nicht einmal, welchen Wert dein Leben noch hat, Calponia.“, sagte sie sanft. „Du hast den Imperator zurückgewiesen in dem Moment, in dem du Ys’ijan’khar um Hilfe gebeten hast. Aber für das, was du verloren hast, kannst du so unendlich viel gewinnen! Du kannst unsterblich sein, Ys’ijan’khar für immer dienen. Du kannst ihm helfen, das Schicksal von Welten zu entscheiden. Er wird dich belohnen. Du und er, ihr werdet eins sein! Ein Körper, ein Wille...“ Sie streckte Calponia die Hand entgegen. „Komm, tritt zu uns. Wehr dich nicht.“
Calponia wusste, dass sie verloren war, dass das grausame Ding, das sich als Antiochia ausgab, Recht hatte damit, dass sich der Imperator von ihr abgewandt hatte ob ihres Verrats. Sie wusste, dass sie verdammt war, aber sie wusste auch, dass sie sich dem Dämon niemals ergeben würde. Ihre Hand stieß vor, doch anstatt in die ausgestreckte Rechte Antiochias einzuschlagen packte die die Prioris am Unterarm, riss sie zu Boden und brach ihr Genick mit einem von oben herabgeführten Tritt. Sie hatte sich umgedreht und begonnen auf den Glockenturm zu zu rennen, noch bevor Ys’ijan’khar und seine Schergen begriffen hatten, was vor sich ging.
Es geht dann bald mit dem Schicksal von Leutnant Strauß weiter.