Damn, ich habe tatsächlich versprochen, dass es mit Strauß weitergeht, obwohl ich natürlich Bahrenberg meinte. Strauß kommt natürlich auch, aber doch jetzt noch nicht.
Sorry für die lange Unterbrechung, diesmal ist der Semesterbeginn schuld. Man sollte halt nicht eine Kneipentour nach der anderen mitmachen und gleichzeitig an der Stundenplanerstellung arbeiten...
Der Mörserbeschuss hatte den Lagerplatz in eine Kraterlandschaft verwandelt. Der Gestank von Blut und Erde, von explodiertem Sprengstoff und versengtem Metall hing in der von Rauchschwaden durchzogenen Luft. Nach dem donnernden, von allen Seiten auf ihn eindröhnenden Stampfen der Explosionen schmerzte die Stille in Kruppkes Ohren. Stollwerck unter ihm rührte sich nicht, hielt sich aber mit beiden Händen an der Feldbluse des Sergeants fest, sah ihn mit großen Augen aus seinem blassen, blutverschmierten Gesicht an und formte mit seinen Lippen stumme Klagelaute. Für einen Moment hatte Kruppke das Gefühl, taub geworden zu sein, dann drang das Wimmern des Verwundeten zu ihm durch, durchschnitt den zähen, schweren Mantel der Taubheit.
Kruppke zog sich am Rand der Mulde in die Höhe, dann richtete er Stollwerck auf, dem Gefreiten beruhigend den Arm um die Schultern legend. Stollwercks Körper zitterte und bebte, als Kruppke ihn näher an sich zog, ihn wie ein Kind an sich drückte und beruhigend auf ihn einredete. „Es ist gut, Junge. Es ist vorbei.“
Auch wen seine Hand nach dem Lasergewehr tastete, dass neben ihm in der Mulde lag, so musste er sich selbst doch Recht geben. Es war vorbei. Von den Eldar war außer einigen verstümmelten Körpern, die die umgepflügte Erde säumten, nichts mehr zu sehen. Kruppke erkannte die dunklen Panzerungen der Gardisten, ebensowo wie die heller gerüsteten Aspektkrieger. Zwischen ihnen, im Tode gleichgemacht, lagen in Fetzen grauer Uniformen die Überreste vieler Soldaten von Krieg. Hier und da ragte aus der geschundenen Erde ein menschlicher oder außerirdischer Arm auf, die Hand wie zu einem letzten Gruß oder zu einem Flehen um Hilfe gen Himmel gestreckt. Zwischen den Toten glänzte an einigen das zerborstene Metall einer Granate oder einer zerschmetterten Waffe auf dem dunklen, blutgetränkten Untergrund.
Kruppkes Hand tastete nach seiner eigenen Waffe, die neben ihm in der Mulde lag, umschloss den Handschutz des Lasergewehrs und zog es in die Höhe. Die Mündung gegen den Schenkel abstützend umfasste er das Griffstück, die Umgebung im Auge behaltend, aber den Griff seines rechten Arms um Stollwerck noch nicht lösend. Kruppke schalt sich sebst, dass er erst jetzt daran dachte, dass auch der ein oder andere Xenos den Beschuss überlebt haben mochte – und dass vielleicht kein einziger Soldat seiner Kompanie außer ihm und Stollwerck mehr am Leben war.
„Todeskorps?!“ rief er und brachte die Waffe über dem, was von der Brustwehr der Mulde übrig war, in Anschlag. „3. Kompanie?!“
Sein Herz machte einen Sprung, als sich aus den Kratern auf dem Lagerplatz erst zögerlich, dann in immer schnellerer Folge die dunklen Umrisse schwerer Helme erhoben. Von der völlig vernichteten Verteidigungslinie kam eine kleine Gruppe schattenhafter Gestalten heran, die in ihrer Mitte zwei Verwundete stützten und ebenfalls unverkennbar Waffen und Uniformen des Todeskorps trugen. Kruppke zählte, überschlug die Zahl derer, die noch am Leben waren. Siebenundzwanzig.
„Gnädiger Imperator!“, hörte er eine Stimme von der herankommenden Gruppe her rufen. Es war Burgsmüller. „Wir haben gesiegt!“
„Die Spitzohren?“, schrie ein anderer, den Kruppke nicht erkannte. „Sicher, dass keine mehr übrig sind?“
„Es hat sie im Offenen erwischt. Nichtmal die Xenos überleben das.“
Kruppke stemmte sich langsam in die Höhe, Stollwerck vorsichtig gegen die Wand der Mulde lehnend. „Ich bin gleich wieder da, Junge.“, sagte er langsam und ruhig, dann stieg er aus der Deckung, das Lasergewehr vor der Brust. Er hob kurz die Hand, winkte den Näherkommenden Männern, dann ging er auf sie zu, auf dem unebenen Boden vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend. Durch die Sohlen seiner Stiefel spürte er die Hitze verbrannter Erde, wo Mörsergeschosse sich vor der Detonation in den Boden gebohrt hatten. Er passierte die Überreste von Bahrenbergs Kampfstand, blickte hinunter und sah zu seiner Erleichterung, dass wenigstens Lilienthal noch am Leben war. Der Funker hielt mit beiden Händen sein Lasergewehr umklammert, drückte es ang an die Brust, starrte aus geweiteten Augen auf den von Granatsplittern zerfleischten Leichnam eines Aspektkriegers zu seinen Füßen, während ihm dunkles Blut aus Ohren und Nase lief. Lilienthal zitterte und zuckte unter den Nachwirkungen der Schockwaffen, die die Aspektkrieger eingesetzt hatten, um die Kampffähigkeit der Imperialen zu brechen. Seine Kameraden lagen um ihn herum tot am Boden, die Wunden von Energieklingen in ihren Körpern, die Hände auf der Suche nach Halt in die Erde gekrallt.
„Sanitäter!“, rief Kruppke. „Sani!“
Bahrenbergs Leiche lag wenige Meter weiter, von einer Explosion vor den Kampfstand geschleudert. Kruppke erkannte den Leutnant nur noch an seinem besser geschnittenen Uniformrock und den Rangabzeichen. Splitter hatten das Fleisch von seinem Gesicht gerissen, sodass blanker Knochen und zerschmetterte Zähne alles waren, was Kruppkes Blick erwiderte. Der Sergeant ließ sich neben der Leiche auf die Knie sinken und löste den Verschluss seines Tragegeschirrs. Mit wenigen Handgriffen hatte er die Knöpfe seiner Feldbluse geöffnet. Er sprach ein stilles Gebet an den Imperator, dann zog er die Feldbluse aus und bedeckte Bahrenbergs Leichnam damit.
Neben Kruppke erschienen zwei Stiefelspitzen in seinem Sichtfeld. Er blickte auf, in Sergeant Gutjohns ernstes, dreckverschmiertes Gesicht. „Er hat uns gerettet.“, murmelte Gutjohn heiser. „Er war ein besserer Offizier, als ich dachte. Wir stehen in seiner Schuld.“
Kruppke nickte.