40k Das Wort des Propheten!

Um Sylvana herum schrien die Menschen in Panik auf, als der Dämon Kanjevic mit einem einzigen Hieb seiner schlanken Klauen den Kopf von den Schultern riss. Blut spritzte aus dem Halsstumpf, besudelte die um ihn herum Angeketteten, als der massige Körper des Pilgers nach hinten fiel. Sylvana, selbst angekettet, versuchte vom Dämon fortzukriechen, doch jemand hinter ihr stieß sie zurück. Neben ihr wurde das verzweifelte Schluchzen eines jungen Mädchens laut. Ein Dutzend Stimmen murmelte in angsterfüllter Heiserkeit Gebete an den Imperator.
Der Dämon schien sich daran zu erfreuen. Hochaufgerichtet stand die Warpkreatur da, ihre ledrigen Flügel ausgebreitet, zeigte im glühenden Licht des Steins in der Mitte der Höhle ihren deformierten Körper. Ein Kranz aus dunklen, kurzen Hörnern – die blasphemische Parodie eines Heiligenscheins – umfing ihre bleiche Stirn, krönte ein einstmals menschliches Gesicht, in dem nun riesige, weit aufgerissene Augen wie heiße Kohlen brannten und das von einem weit über jedes menschliche Maß vergrößerten Mund beherrscht wurde, dessen feuchte Lippen nadelspitze Zähne und eine Schlangenzunge nur halb verbargen. Die Kreatur war nackt bis auf einige Platten schwarzer Panzerung, die mehr an das Chitin eines Insekts gemahnten als an künstlich gefertigte Rüstung und nichts von der wächsernen Haut vor den Blicken der Opfer verbargen. Auch wenn es sich einstmals um eine Frau gehandelt haben musste, so war davon nicht mehr viel zu erkennen – der Torso der Kreatur war nun nicht viel mehr als ein Verbindungsstück für die unfassbar langen, sehnigen Gliedmaßen, die in furchtbaren Klauen endeten.
„Va… Vade retro, Daimon!“, keuchte die junge Akolythin und schlug mit blutigen Händen das Zeichen des Aquila vor der Brust. Von allen Seiten spülte die Furcht der Opfer auf wie eine Welle über ihren Verstand, sodass sie die Schutzformel nicht psionisch verstärken konnte. Die Macht der Worte und des heiligen Zeichens waren alles, auf das sie vertrauen konnte.
Und es war nicht genug. Der Dämon kam unbeeindruckt näher, mit einem weiten Grinsen das Blut von seinen Klauen leckend. „Ein aufmüpfiges Kind…“, hauchte die Kreatur, ihre Stimme kehlig und voller boshafter Freude. „Wie erfrischend. Wir werden einander viel zu geben haben.“
Sylvana schloss die Augen, blockierte alle störenden Eindrücke. Sie zitterte vor Angst, doch Jahre der Übung unter Augusto Carmines Anleitung hatten sie gelehrt, wie sie Mauern um ihren Geist errichten konnte, wenn es darauf ankam. Nun hing ihr Leben davon ab, dass sie ihre Konzentration nicht von den Gefühlen der anderen stören liess. Ihr Bewusstsein wurde zu einem gläsernen Kasten um die strahlende Flamme, die ihre Seele war, durchlässig für das Licht ihres Empfindens, aber undurchlässig für das Äußere. Ihre Konzentration fachte die Flamme an, nährte sie mit gerechtem Zorn und dem Willen, das Unheilige zu vernichten, so wie der Glaube an den Imperator es verlangte. Eine Sekundenbruchteile dauernde Ewigkeit verging, dann fühlte sie sich stark genug: In dem Moment, in dem sie ihre Augen wieder aufschlug, stießen ihre Hände nach vorn, die Fingerspitzen in Richtung des Dämons, wiesen die Richtung der psionischen Attacke. Der Angriff war wuchtig genug, um alle im Raum – Kultisten wie Opfer – schreiend in die Knie brechen zu lassen, die Hände an die Köpfe gepresst, doch der Dämon selbst wankte nur für einen Augenblick auf seinen dünnenen Beinen, federte dann auf Sylvana zu. Die Klauen ergriffen sie und hoben sie vor das Antlitz der Bestie.
Sylvana, noch benommen von der Anstrengung der misslungenen Attacke, konnte sich nicht wehren, hing hilflos im Griff des Dämons. Zwei weitere Frauen wurden an Sylvana gekettet mit hinaufgerissen, doch die Kreatur schien sich an ihrer zappelnden, kreischenden Last nicht weiter zu stören. Sie lachte Sylvana ins Gesicht.
„Mächtig…“, stelte sie fest. „Nicht mächtig genug, um mich zu besiegen. Vielleicht mächtig genug, mich zu nähren.“ Die groteske Zunge glitt über Sylvanas Hals, brachte sie mit ihrer Berührung vor Ekel zum Erschaudern. „Dein Blut ist voller Kraft. Es wird den Stein nähren, ihm helfen, meine Macht zu stärken. Dann kann ich endlich die Göttin sein, die dieser Planet und seine unwürdigen Bewohner sich ersehnen.“
„Du wirst nicht siegen, Dämon.“, stöhnte Sylvana, vor Schmerz kaum fähig zu sprechen, als die Klauen des Dämons fester zupackten und wie Messer in ihr Fleisch schnitten. „Die Inquisition ist hier und wird dich aufhalten.“
„Wir werden sehen.“, erwiderte der Dämon. „Für dich ist es in jedem Fall zu spät, Menschenkind. Und jede Chance auf die Gnade eines Tods in Lust und Freude hast du mit deinem ungehörigen Benehmen verspielt. Nun wird es nur noch dein Leid und deine Verzweiflung sein, die mich erfreuen wird. Mich ganz allein!“ Der Dämon setzte sie ab und winkte seinen Kultisten, die nur mühsam wieder auf die Beine kamen, aus Ohren und Nasen blutend. „Bindet sie an den Stein, mit dem Gesicht zu mir. Ich will, dass sie alles mitansehen kann.“
Als die Maskierten sie ergriffen und zum Stein zerrten formte Sylvana mit dem letzten Aufbäumen, dass ihre geistigen und körperlichen Kräfte noch zuliessen, einen einzigen Gedanken:
„Augusto!“


@Archon:

Auch wenn du recht gut bist, an Satzkonstruktionen wie dem oben beschriebenen Jetbike-Piloten solltest du noch arbeiten - solche Konstrukte sind doch arg lang und stören den Lesefluss.
[/b]
Ich war jung, es war spät und ich brauchte Zeilen. 😉 Die Kritik ist zur Kenntnis genommen und wird umgesetzt.

Allerdings würde ich die TK Thematik am meisten interessieren. Also Punkt 2) aber warum in der Pre-Krüger Ära, warum nicht 1 & 2 kombinieren? Haller & Strauß beim Wiederaufbau, werden per Dringlichkeits Befehl in ein Kampfgebiet um eine Orkinvasion beordert. Nicht vergessen sowas wie die Thudgun und Kavallerie einzubauen.[/b]

Mh, das wird schwierig. Sagen wir mal so, Strauß und Haller passen beide denke ich nicht mehr in eine Geschichte, die tatsächlich mit der Thematik "Todeskorps von Krieg, die gnadenlosesten und todesverachtendsten Soldaten der IA" umgehen soll. Das ist ja nun oft genug (und zu Recht) moniert worden, ich sehe aber keine echte Möglichkeit mehr, das ohne Bruch mit den Charakteren zu ändern. Insofern bräuchte ich für eine "echte" Todeskorps-Geschichte neben einem neuen Setting auch neue Todeskorpsler. Ob nun prä- oder post-Krüger ist dabei eigentlich egal, eine zeitlich vorher liegende Story hätte mich gereizt, weil man dann trotz allem ein paar Anspielungen auf die Krüger-Geschichte hätte machen können, indem zum Beispiel der Urgroßvater von irgendwem in Erscheinung tritt.
Für die Haller und Strauß-Geschichte, die ich im Kopf habe, eignet sich zudem ein Grabenkriegs-Setting nur bedingt. Ich wollte eher wieder ein Garnisonssetting für einen ruhigen Einstieg, ähnlich wie damals bei "Ferien im Paradies". Und ich wollte in diesem Setting auch keine Orks, sondern andere Feinde der Menschheit. Grabenkrieg würde mir zuviel Action in zu schnellem Maße in die Geschichte bringen, da ich zu Anfang mehr auf das Zwischenmenschliche zwischen Haller und Strauß rauswollte und sie beide durch Situationen, die nicht in kämpferischem Kontext stehen, enger aneinander binden wollte.
Ich werde mir dazu aber nochmal gedanken machen und nach Abschluss dieser Geschichte vielelicht zwei Storyanfänge ausarbeiten und das Publikum entscheiden lassen.

@Esco:

ja auch Strauß. Ich mag dieses verwöhnte arrogante Arschloch[/b]

Da sind wir ja schon zwei. Wobei Strauß allerdings gewisse Qualitäten besitzt, die sich nur leider hinter seiner Arroganz und seiner Unfähigkeit zu zwischenmenschlicher Interaktion nur selten zeigen.
 
Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen, oder ist <div class='quotetop'>ZITAT</div>
Ys’ijan’khar[/b]
die <div class='quotetop'>ZITAT</div>
Lichtbringerin[/b]
umgetauft worden in <div class='quotetop'>ZITAT</div>
Dämon Kanjevic[/b]
?

Ansonsten wieder ein sehr schöner Teil, auch wenn Du Deiner Ansage nicht treu bleibst nur noch abgeschlossene Passagen zu posten. 😉

Viele Grüße und frohes weiter Schreiben!

Jaeger
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Avenger @ 14.02.2007 - 00:41 ) [snapback]970249[/snapback]</div>
Mh, das wird schwierig. Sagen wir mal so, Strauß und Haller passen beide denke ich nicht mehr in eine Geschichte, die tatsächlich mit der Thematik "Todeskorps von Krieg, die gnadenlosesten und todesverachtendsten Soldaten der IA" umgehen soll. Das ist ja nun oft genug (und zu Recht) moniert worden, ich sehe aber keine echte Möglichkeit mehr, das ohne Bruch mit den Charakteren zu ändern. Insofern bräuchte ich für eine "echte" Todeskorps-Geschichte neben einem neuen Setting auch neue Todeskorpsler. Ob nun prä- oder post-Krüger ist dabei eigentlich egal, eine zeitlich vorher liegende Story hätte mich gereizt, weil man dann trotz allem ein paar Anspielungen auf die Krüger-Geschichte hätte machen können, indem zum Beispiel der Urgroßvater von irgendwem in Erscheinung tritt.
Für die Haller und Strauß-Geschichte, die ich im Kopf habe, eignet sich zudem ein Grabenkriegs-Setting nur bedingt. Ich wollte eher wieder ein Garnisonssetting für einen ruhigen Einstieg, ähnlich wie damals bei "Ferien im Paradies". Und ich wollte in diesem Setting auch keine Orks, sondern andere Feinde der Menschheit. Grabenkrieg würde mir zuviel Action in zu schnellem Maße in die Geschichte bringen, da ich zu Anfang mehr auf das Zwischenmenschliche zwischen Haller und Strauß rauswollte und sie beide durch Situationen, die nicht in kämpferischem Kontext stehen, enger aneinander binden wollte.[/b]

Okay - das ist einzusehen. In dem Fall stimme ich eindeutig für KRIEG! 😎

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@Inquisitor Jaeger: Hier ist niemand umbenannt worden: "Um Sylvana (gefangene Akolytin) herum schrien die Menschen in Panik auf, als der Dämon (Ys’ijan’khar) Kanjevic (Pilger) mit einem einzigen Hieb seiner schlanken Klauen (Dämon) den Kopf (des Pilgers) von den Schultern riss."

Der Zusammenhang geht wahrscheinlich auf, wenn man die Story in einem Stück liest - oder Avenger muss hier besser Formulieren 😀 *duck*
 
grml...
verfluchter schmonzes...
ich bin entschieden der meinung, dass du dein schreibtempo besser an mein lesetempo anpassen solltest!!
hab vor drei tagen mit der story angefangen, bin eigentlich richtig begeistert...
...und musste jetzt schockiert feststellen, dass die ja noch gar nicht zuende geschrieben ist...
(bei den ersten posts von '05, dachte ich, ich könnte gefahrlos alles auf einmal lesen...zu früh gefreut...)

aber btw. gib niemals auf, streng dich an, steiger gefälligst dein tempo!!!
als leser muss ich dir sagen, dass das eindeutig eine der besten 40k-geschichten seit langem war/ist...
und der rotz den manch offizieller autor verzapft hat, kann dem hier nicht entfernt das wasser reichen ;-)
 
Franciscus klammerte sich mit seinen gepanzerten Händen an die Kante der Sitzbank, um nicht durch den Innenraum des Panzers geschleudert zu werden. Der Fahrer verlangte dem Antrieb der Chimäre alles ab; der Kampfraum hatte sich in eine von der Kakophonie der klirrend und mahlend umlaufenden Ketten und des zornigen Gebrülls des Motors wiederhallende Höhle verwandelt, in der es nach Treibstoff und Abgasen stank, den offenen Luken zum Trotz. Durch die Dachluke war über ihnen der graue Himmel zu sehen, dessen Wolken wie auf einer Rolle abgespult vorbeirasten. Voller Sorge betrachte Franciscus Carmine und Kroll, die auf dem Boden des Kampfraums lagen, Carmine sein verwundetes Bein weiter mit beiden Händen umklammernd, Kroll sich an einem lose hängenden Packgurt festhaltend.
Carmine wirkte abwesend, war bleicher als sonst, und sein Blick schien an den Wolken zu hängen. Seine Lippen formten unhörbare Worte, die Mundwinkel voller Ärger nach unten gezogen. Dann, ganz plötzlich, hörten die Lippenbewegungen auf, der Blick des Hexenjägers fokussierte sich. Er stieß einen Namen wie einen Fluch hervor: „Sylvana!“ Seine Hände ließen das Bein los – sofort tränkte sich der notdürftige Verband, den Kroll ihm angelegt hatte, mit frischem Blut. Ruckartig richtete sich sein Oberkörper auf, wie bei einer plötzlich in die Höhe gerissenen Marionette. Carmine stemmte sich auf die Beine, den Schmerz deutlich im Gesicht, aber offenbar für den Moment überwindend. Er griff nach einer der Verstrebungen, um sich festzuhalten, und wäre fast gestolpert, als der Schützenpanzer ruckend ein Hindernis nahm. Mit einem Ausfallschritt, das verletzte Bein belastend, verhinderte er den Sturz. Ungerührt und scheinbar ohne Wahrnehmung seiner Umgebung griff er nach dem Lukenrand.
„Fahrer! Anhalten!“, brüllte Franciscus in das Mikrofon im Kragen seiner Rüstung, als er erkannte, was Carmine vorhatte.
Der Panzer hielt unter dem grausamen Knirschen der Ketten, die sich plötzlich stillstehend in den Untergrund wühlten. Carmine verlor, von der Fliehkraft nach vorn geschleudert, den Halt an der Luke und verdankte es nur Krolls schneller Reaktion, dass er im kräftigen Griff der Arme des Veteranen anstatt an der Trennwand zwischen Kampfraum und Fahrerkabine landete. Von draußen war weiterer Lärm zu hören, als die nachfolgenden Chimären ebenfalls aus voller Fahrt stoppten.
Carmine befreite sich mit einem unerwarteten Faustschlag in Krolls Seite aus dem Griff des Veteranen und ließ den Catachaner mit einem schmerzerfüllten Grunzen zurückweichen. Der Hexenjäger streckte sich erneut nach der Luke und zog sich keuchend daran empor, hinauf auf das Dach des Panzers.
„Augusto!“, rief Franciscus ihm nach. „Was ist in dich gefahren?!“ Der alte Inquisitor folgte Carmine so schnell es in der sperrigen Servorüstung eben ging durch die Dachluke. Oben angekommen sah er seinen Freund sich bereits vom Panzer entfernen, humpelnd und steif, aber trotz des verletzten Beins, das er nachzog, mit der Schnelligkeit unterwegs, die stählerne Entschlossenheit einem Mann verlieh. Der Sturm ließ den abgetragenen Mantel des Hexenjägers wie ein rissiges, schwarzes Segel hinter ihm flattern, zerzauste das ungekämmte, strähnige Haar zu einer wilden Mähne. Franciscus hielt sich schützend die Hand vors Gesicht, als ihm der Wind in die Augen biss, doch Carmine schien davon unbeeindruckt. Seine Rechte lag am Knauf des Rapiers, und seine Linke hielt aus den Tiefen des Mantels gezogen die abgesägte, doppelläufige Schrotflinte in die Luft erhoben. Er schritt auf das Kloster zu, dessen Haupttrakt kaum noch fünfhundert Meter entfernt war und sich finster, massiv und monolithenhaft auf der Kuppe der Anhöhe unnachgiebig dem in vollem Gange befindlichen Weltuntergang entgegenstemmte.
Franciscus sprang vom Panzer. Die Sohlen seiner schweren Stiefel drückten sich in den Boden, zwangen der halbgefrorenen Erde ihr Profil auf. Der Aufprall nahm ihm einen Moment die Balance, sodass Carmine sich einige Schritte weiter entfernte. „Augusto!“, rief er ihm erneut nach. „Warte doch!“
„Sylvana!“, hörte er Carmine wieder ausrufen, dann hallte das Echo des Ausrufs Sekundenbruchteile später auch in seinem Geist wieder, als bruchstückhafte Reflektion von Carmines Gefühlen, die zu mächtig waren, als dass er, der mächtige Psioniker, sie noch von seiner Umgang abschirmen konnte. Als er den Schmerz, die Sorge, die Furcht seines Freundes spürte, einen winzigen Moment einen Hauch des intimsten Geheimnisses erahnen konnte, dass der Hexenjäger vor der Welt verbarg, verstand Franciscus.
Er fuhr herum, rannte zu den Chimären zurück. Wenn er seinem Freund helfen wollte, dann würde er selbst Hilfe brauchen. Und diese Hilfe waren die Töchter des Imperators.


@Inquisitor Jaeger:

auch wenn Du Deiner Ansage nicht treu bleibst nur noch abgeschlossene Passagen zu posten. [/b]
Das ist ja auch eine tolle neue Arbeitsweise, die erst bei der nächsten Geschichte Verwendung finden wird. Vielleicht. Irgendwann mal.

@Archon:

Der Zusammenhang geht wahrscheinlich auf, wenn man die Story in einem Stück liest - oder Avenger muss hier besser Formulieren *duck*[/b]

Aaaaarrrrrgggghhhh! *in Blutrausch verfall und Tastatur nach Archon schleuder, dann auf halbem Flugweg feststell, dass Tastatur noch eingestöpselt ist*

Naja, du hast vielleicht sogar recht. Ich habe normalerweise auch nach längerer Zeit selbst kleinere Details und auch Namen im Kopf, aber bei Kanjevic musste ich selbst erstmal nachschauen, wie er denn nun eigentlich hieß. Vielleicht hätte ich das als Zeichen des Imperators nehmen sollen.

@Bruder Arminius:

ich bin entschieden der meinung, dass du dein schreibtempo besser an mein lesetempo anpassen solltest!!
[/b]
Auch bei einer erheblichen Steigerung meines Schreibtempos sehe ich mich leider außer Stande, in Zukunft 130 DIN-A4 Seiten innerhalb von 3 Tagen mit sinnvollem Text zu füllen. 😉 Wir werden uns also irgendwie anders einig werden müssen.
Falls du es noch nicht bemerkt hast: Die Vorgänger dieser Geschichte gibt es in gesammelter und abgeschlossener Form zu lesen, wenn du dem Link in meiner Signatur folgst. Vielen neuen Lesern entgeht dieser Hinweis irgendwie, und Krüger (und vor allem Antiochia) ist nur halb so interessant, wenn man mit der Vorgeschichte nicht vertraut ist. Die anderen Teile sollten dich jedenfalls nochmal für gute 3 Tage beschäftigen, wenn du dein bisheriges Tempo beibehältst. Oder anders ausgedrückt bis zur nächsten Episode... 😉

als leser muss ich dir sagen, dass das eindeutig eine der besten 40k-geschichten seit langem war/ist...[/b]

Ich bedanke mich an dieser Stelle artig für das Lob. Es ist mir immer eine Freude, neuen wie alten Lesern mit meinem Geschreibsel Vergnügen zu bereiten.
 
Die Sororitas stiegen verunsichert von ihren zum Halten gekommenen Transportern ab und kamen, die Bolter vor der Brust, auf Franciscus zugelaufen. Die Augen der jungen Schwestern blickten ihn fragend und vor Sorge und Angst schimmernd an, so als wäre er, der Inquisitor, die Inkarnation des Imperators und würde ihnen den Weg weisen. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde ihm bewusst, wie jung die Kämpferinnen der Schwesternschaft waren, und wie wenig sie trotz einer Jugend der harten Ausbildung und der Erziehung im festen Glauben an den Imperator auf das vorbereitet waren, was die Galaxis ihnen an Schrecken entgegenwarf.
„Wo sind eure Prorinnen, Schwestern?“, fragte er, als er auf halbem Weg zu den Panzern den Sororitas gegenüberstand, die sofort, so als habe sein Wort ihre Demut wiedererweckt, die Köpfe senkten.
„Noch auf dem Panzer, Mylord Inquisitor.“, erwiderte eine von ihnen. Franciscus wusste nicht einmal, welche der Frauen es gewesen war, blickte nur auf die Scheitel gleichförmig geschnittenen und sorgsam schwarz gefärbten Haares über schwarzen Servorüstungen, aber er hörte wohl das nur mühsam unterdrückte Schluchzen der Schwester. „Prioris Antiochia ist… verwundet, Lord Inquisitor.“
Franciscus nickte. „Folgt Inquisitor Carmine!“, befahl er. „Haltet weiterhin Verbindung zu euren Priorinnen. Ich komme mit ihnen nach.“
Sein Befehl war alles, was es brauchte, um rein äußerlich aus der Gruppe verunsicherter junger Frauen wieder eine Kampfeinheit zu machen. Wie ein einziges Wesen quittierten sie gleichzeitig den Befehl und liefen los, zielsicher und die Waffen im Anschlag hinter Carmine her, der schon fast außer Sicht war. Franciscus wusste dennoch, dass er ohne die Priorinnen Antiochia und Calponia von den Sororitas nicht das erwarten konnte, was vielleicht zur Rettung dieser Welt an Einsatzwille und Opferbereitschaft, aber auch an Glaube und Kampfesmut nötig sein würde. Er brauchte die erfahrenen Schwestern, um das kleine Kontingent an Kämpferinnen, das er in diesem Augenblick zur Verfügung hatte, anzuführen.
Mit diesem Gedanken eilte er weiter zum Panzer. Er sah Prioris Bonifatia auf dem Dach der Chimäre über etwas gebeugt, ihre Lippen in stetem Gebet bewegend. Die Hände der Prioris waren mit etwas beschäftigt, schienen in festem Griff um etwas geschlossen zu sein und es zu schütteln.
Als er sich an der Seite des Panzers in die Höhe zog sah er, dass es Antiochia war, deren Körper Bonifatia umklammert hielt. Die Prioris lag reglos, das Gesicht nach oben halb aus der Dachluke der Chimäre, ihre Arme von sich gestreckt, in den leblosen Fingern der Rechten ihr Energieschwert haltend. Aus ihrer Nase, ihren Ohren, dem verbliebenen Auge und der Ruine, die von ihrem Mund übrig war, lief Blut über die weiße Haut ihres Gesichts. Ihr Blick war starr und kalt in unendliche Ferne gerichtet.
„Ist sie… tot?“, fragte Franciscus.
Bonifatia schüttelte entschieden den Kopf. „Nein… Nein! Sie kann nicht… Sie… atmet doch noch!“ Wütend schüttelte sie ihre Schwester erneut, so als könnte sie das wieder zu Bewusstsein bringen, sie aus der Starre erwachen lassen, in die die Wucht von Carmines geistigem Angriff sie hatte fallen lassen.
Augusto, was hast du nur getan? Der Gedanke war wie ein Mantra in Franciscus Kopf. Er wusste um die Macht psionischer Angriffe, wusste, dass sie einen ungeschützten Geist zerschmettern konnten wie ein Hammerschlag einen Spiegel zu zerschmettern im Stande war, doch er hätte nie gedacht, dass Carmine diese Macht, diese ungeheure Grausamkeit seines Geistes gegen Menschen wenden würde, die wie er dem Imperator dienten. Es gab keine Hoffnung mehr für Prioris Antiochia, wenn Carmine tatsächlich das getan hatte, was für Franciscus mit jedem Moment, den er das vor Schmerz verzerrte Gesicht der Sororita länger betrachtete, mehr und mehr zur Gewissheit wurde.
Lange Sekunden verstrichen, in denen er Bonifatia dabei zusehen musste, wie sie immer verzweifelter versuchte, ihre Schwester aus der todesähnlichen Lähmung zu befreien, wie sie weinte, betete und schrie. Er ließ sie, wohl weil er selbst noch nicht die Hoffnung aufgeben wollte, doch die Zeit rannte, und sie durften nicht länger zögern. Schließlich ergriff er Bonifatia an der Schulter, riss sie zurück von dem leblosen Körper, der zum Zentrum ihrer Wahrnehmung geworden war.
„Es ist vergebens, Schwester Prioris.“, sagte er so ruhig und gefasst wie möglich. „Ihr könnt ihr nicht helfen.“
„Ich kann.“, widersprach Bonifatia mit tränenerstickter Stimme und wollte sich von ihm abwenden, doch er zwang sie, ihn anzusehen, sah ihr direkt in die in Schmerz und Wut schwimmenden Augen.
„Ihr könnt nicht, das müsst ihr mir glauben. Eure Schwester ist fort, und sie wird nicht mehr zurückkehren.“ Er zögerte, bevor er die nächsten Worte sprach, weil sie falsch, gemein und ungerecht schienen, mehr ein Instrument zur Verfolgung seiner eigenen Zwecke als die Wahrheit waren. „Wenn sie euch je etwas bedeutet hat, dann müsst ihr jetzt mit mir kommen. Wir müssen das tun, wofür auch sie gekämpft hätte.“
Sie schwieg, senkte den Blick. „Ihr… ihr habt recht, Mylord Inquisitor.“, sagte sie schließlich.
Gemeinsam legten sie Antiochia vorsichtig so, dass sie nicht von der glatten Oberfläche der Chimäre rutschen und fallen konnte, dann machten sie sich bereit, den anderen zu folgen. Ihre Füße hatten kaum den Boden berührt, als sie das kehlige Stöhnen Antiochias hörten.


@Taikon:

Kann es sein, dass die Teile zum Ende hin immer kürzer werden?[/b]

Jein. Die Dramaturgie verlangt meines Erachtens etwas kürzere Episoden, ähnlich wie man bei einem Film schnellere Schnitte machen würde. Grundsätzlich habe ich zwar eine gewisse Vorstellung davon, wie lang eine Episode durchschnittlich sein sollte, aber ich halte mich nicht sklavisch daran.
 
Von einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung ergriffen mussten Franciscus und Bonifatia zusehen, wie Antiochia sich aufrichtete, aus ihrem halb geöffneten Mund kehlige Reibelaute ausstoßend. Mit Blut vermischter Speichel tropfte aus ihrem Mundwinkel herab. Man sah ihre Zunge wild im Mund herumschlagen in dem hilflosen Versuch, Worte zu bilden, die ihr Geist schon längst verloren hatte.
Sie waren bei ihr, bevor sie vom Panzer stürzen konnte, sich mit ungelenken Bewegungen vom Dach der Chimäre abstoßend. Das Gewicht ihres gepanzerten Körpers brachte den Inquistor und die Prioris an den Rand ihrer Kräfte, doch schließlich hielten sie Antiochia zwischen sich wie eine Betrunkene, deren Beine den Boden nicht mehr fanden und die sich bar jeder Kontrolle über ihren Körper an alles klammerte, was Halt versprach. Einzig ihr Schwert ließ Antiochia nicht los, sondern hielt es weiter eisern in der Faust, fast so als sei die Wffe gar kein Gegenstand, sondern eine Verlängerung ihres Arms.
Nur einen Moment hielt sie still, dann heulte und stöhnte sie protestierend, schlug nach Bonifatia und trat nach Franciscus aus, verlor dabei wieder fast das Gleichgewicht. Als Franciscus ihre Taille umgriff, um sie ruhig zu stellen, traf der Blick ihres verbliebenen Auges den seinen, ließ ihn augenblicklich erschaudern. Jeglicher Stolz, jede Würde, die Überheblichkeit, die Antiochias Wesen bestimmt hatten, waren gewichen, hatten einer hoffnungslosen Tiefe von Schmerz, Wut und Wahnsinn Platz gemacht. Franciscus schlimmste Befürchtungen hatten sich bewahrheitet – Carmines Angriff hatte Antiochias Geist in der Tat zerschmettert. Doch aus den Trümmern war etwas Neues erwachsen, wie die Entschlossenheit, mit der Antiochia von den sie Haltenden fortdrängte, sehr wohl bewies. Wie ein Tier brüllend wand sich die Prioris in seinem Griff, hinter seinem Rücken mit ihrem Schwert wedelnd.
„Wohin… Wohin will sie nur?“, schrie Bonifatia über Antiochias Brüllen hinweg zu ihm herüber. Die Furcht in der Stimme der Prioris war unüberhörbar.
Franciscus fühlte ihren Verlust. Er wusste um die enge Bindung, in der gerade die Schwestern des Adeptus Sororitas zueinander standen, wusste dass der Verlust einer der ihren für sie schwerer wog als der Tod eines geliebten Familienmitglieds für andere Menschen. Zwischen den Schwestern bestand ein Band ewiger Liebe, das ihr Glauben schuf, und eine war stets bereit, für die andere ihr Leben hinzugeben oder unglaubliche Qualen auf sich zu nehmen.
„Sie will zum Kloster.“, rief er zurück. „Sie will ihre Pflicht erfüllen. Lasst sie los.“
Er hatte es in ihrem Blick gesehen. Wozu auch immer Antiochia geworden war, sie war noch immer eine Dienerin des Imperators. Sie kämpfte nur deshalb gegen sie an, weil sie sie an der Ausübung ihres Dienstes hinderten.
Auch er löste seinen Griff, und sofort stolperte Antiochia auf unsicheren Beinen vorwärts, wankte dem Kloster entgegen, in dessen Seitentrakt man gerade noch die schwarzgerüsteten Gestalten ihrer Schwestern verschwinden sehen konnte. Sie stöhnte, schwang ihr Energieschwert in einem ungelenken Bogen nach vorne, deutete mit der Spitze in die Richtung.
„Sie führt uns noch immer.“, murmelte Bonifatia fassungslos, mit der Rechten das Schwert aus der Scheide an ihrer Hüfte ziehend. Die Waffe sang in einem hohen Ton,a ls Metall über metall furh und die Klinge im sterbenden Licht des Tages aufblitzte. „Wir müssen ebenfalls dorthin, Mylord! Der Imperator will es!“
„Ja, Schwester Prioris, der Imperator will es.“, entgegnete er und zog sein eigenes Schwert, ungleich größer und massiver als die elegante Waffe der Prioris. Die auf die Klinge gravierten Runen glühten auf – die gesegnete Waffe reagierte auf die Präsenz eines Dämons. „Wir müssen uns beeilen.“
Endlich tauchte aus der Luke des Schützenpanzers, der Franciscus und Carmine hierher gebracht hatte, auch Kroll auf. Der Veteran rieb seine geschundenen Rippen, gegen die immer wieder das Gehäuse seines Sturmbolters schmetterte, als er den Weg hinüber zu seinem Herrn im Laufschritt zurücklegte. Franciscus winkte ihm, bedeutete dem Hünen, sich sofort Antiochia auf ihrem Weg zum Kloster anzuschließen und nicht erst auf ihn zu warten. Dann liefen er und Bonifatia los.
 
Augusto Carmine rannte. Er rannte so schnell, wie er in seinem Leben noch nie gerannt war, Rapier und Schrotflinte in Händen, den Wind verdammend, dass er sich ihm entgegenstemmte. Er verfluchte den Planeten, er verfluchte den Dämon, er verfluchte das Universum!
Sylvana war in Gefahr! Er hatte sie Schreien gehört. Sein Geist war vollständig eingenommen worden vom panischen, gepeinigten Ruf seines Namens. Jeden Nerv in seinem Körper war das psionische Signal hinuntergelaufen, wie ein kraftvoller Stromschlag, der ihn von einem Moment zum anderen nur noch in eine Richtung fühlen, denken, handeln, laufen ließ. Sylvana!
Sie war verstummt, keine Sekunde nachdem er sie vernommen hatte. Wo er sie gehört hatte, die ganze Zeit hindurch, ihre bloße psionische Präsenz wie ein leises Summen im Hintergrund seines Verstandes, war nun nur noch Stille. Mörderische Stille, eine Stille, die seine Vorstellungskraft die grausamsten Kapriolen schlagen ließ. Bilder schossen ihm durch den Kopf, wahnwitzige, unzulängliche Fantasien von dem, was Sylvana zugestoßen sein mochte, dass er sie nicht mehr hören konnte. Nur der Tod konnte eine so mächtige Telepathin wie Sylvana Charybdis zum Verstummen bringen – der Tod oder etwas Mächtigeres…
Er wusste, wo er sie finden würde. Der Sekundenbruchteil des Kontakts hatte ausgereicht, um zu wissen, dass sie in einer Höhle unter dem Kloster war, dass es einen geheimen Gang dorthin aus einem der Nebengebäude gab. Sie war nicht allein: Unschuldige waren bei ihr, aber auch Diener des Chaos. Und der Dämon selbst.
Franciscus und er waren wie Narren einem Phantom nachgejagt, während der Dämon hierher gekommen war, in den innersten Kreis der imperialen Präsenz auf Orellion. Längst hatte das Chaos sich auf diesem Planeten tiefer eingenistet, als sie es geglaubt hatten, wie ein Geschwür, das sich tief ins Fleisch fraß, lange bevor man es bemerkte. Die Präsenz des Dämons war nur das letzte Zeichen der tiefgründigen Verdorbenheit – und gleichzeitig das Signal, das den bevorstehenden Untergang dieser Welt ankündigte!
Nach ewig scheinenden Sekunden erreichte er das Nebengebäude, das Sylvana ihm in ihrer letzten Nachricht gezeigt hatte. Es war ein langgezogener, flacher Bibliothekstrakt, schmucklos und unscheinbar im Vergleich zu den höher aufragenden Hauptgebäuden. Die Tür, eine schwere Pforte aus mit eisernen Streben beschlagenem Holz, war verschlossen, so sehr er auch an ihrem Knauf rüttelte. Brüllend vor Wut warf er sich mit der Schulter dagegen, einmal, zweimal, dreimal, den aufflammenden Schmerz in seinem Arm ignorierend, doch die Tür gab nicht nach. Er trat zurück, hob den zitternden, kaum mehr beherrschbaren rechten Arm, richtete die Schrotflinte gegen das Schloss. Wie Donnerschläge krachten die Schüsse, ließen Holzsplitter spritzen und rissen das Schloss heraus. Doch noch immer versperrte die massive Tür den Durchgang, hing wie zuvor in ihren Angeln.
Er sprang zur Seite, einem plötzlichen Impuls folgend. Nur um Haaresbreite verfehlte ihn die Salve Hochgeschwindigkeitsgeschosse, die von einem Wächter auf der anderen Seite der Tür abgefeuert ihren Weg durch das Holz trieb. Sich umdrehend, neben dem Türrahmen den Rücken an die Wand drückend, sah Carmine zum ersten Mal die Sororitas, die ihm folgten. Sie liefen noch auf das Kloster zu, nur einen Moment verlangsamt durch die neue Bedrohung, der sie sich durch ein Vergrößern ihrer Abstände zueinander mit beiläufiger Routiniertheit anpassten.
Sie mussten durch diese Tür, um jeden Preis. Carmine würde sich nicht aufhalten lassen, notfalls sich selbst und alle in seiner Begleitung opfern, um Sylvana zu retten. Er schloss die Augen, versuchte seinen hämmernden Pulsschlag zu ignorieren, sich auf den Geist des Schützen hinter der Tür zu konzentrieren. All seine Wut, all seine Entschlossenheit legte er in den psionischen Hammerschlag – und wurde mit einem Aufschrei und dem dumpfen, langgezogenen Knattern einer weiteren Salve belohnt, als er den Verstand des Kultisten wie ein leeres Glas zerschmetterte.
Stille folgte. Carmine öffnete die Augen wieder, sah, wie sich die Sororitas geduckt vorgehend auf die Tür zubewegten. Er drückte den Doppelllauf der Schrotflinte gegen den Oberschenkel, ließ damit den Verschlussmechanismus der Waffe aufklappen, und schüttelte ohne hinzusehen die leeren Hülsen heraus. Sein Blick suchte den der ihm am nächsten befindlichen Schwester. „Öffnet diese Tür!“, befahl er. „Helft mir, die Feinde des Imperators dahinter zu vernichten. Ihr seid sein Werkzeug, Schwestern. Handelt, wie er es durch mich befiehlt.“
Die Schwester, die seinen Blick mit Demut und Entschlossenheit erwiderte, nickte. „Bitte tretet zur Seite, Mylord Inquisitor.“, sagte sie und blieb stehen, Schulter und Waffe auf die Tür gerichtet. Eine weitere Schwester war mit schnellen Schritten bei ihr, ging neben ihr in Anschlag, während die Übrigen sich um sie verteilten. Ihre Bolter hämmerten in perfektem Gleichklang los, entleerten die Magazine in das Hindernis, das der Gewalt der Sprenggeschosse nichts entgegenzusetzen hatte. Wie ein Meteoritenschauer pulverisierte das Dauerfeuer der Sororitas die Tür, so als habe sie nie den Weg versperrt.
Das Klicken der leergeschossenen Bolter war das Zeichen für die übrigen Schwestern, doch Carmine war noch schneller als sie, stieß fast mit ihnen zusammen, als er knapp vor ihnen durch die Tür sprang. Er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, die Schrotflinte nachzuladen, stürzte nur mit der leeren Waffe in der Rechten und dem Rapier in der vorgereckten Linken in Staub und Rauch, die nun dort im Durchgang hingen, wo zuvor die Tür gewesen war. Beinahe wäre er gestürzt, stolperte über die Reste eines umgestürzten Regals, mit dem die Kultisten offenbar die Tür von innen versperrt hatten. Krachend zersplitterte Holz unter den Stiefeln der Schwestern hinter ihm.
Die Sicht war schlecht. Seine Augen tränten vom Staub in der Luft, und das wenige Tageslicht, das durch schmutzige Fenster in den Raum fiel, enthüllte nur zwei düster aufragende Reihen von verschwommenen Schemen, die er als Regale voller Bücher zu erkennen glaubte. Auf dem Boden machten weitere in Stücke gerissene Bücher und Holzsplitter jeden Schritt zu einer unsicheren Angelegenheit. Hinter sich hörte er, wie die Sororitas sich über die Breite des Raumes verteilten, um jeden der drei Korridore, in den die Regale die Länge des Raumes unterteilten, zu sichern. Die Schwestern murmelten Gebete an den Imperator, im steten Wechsel zwischen den drei Gruppen, passend zur Choreographie der Schritte, mit der sie ihre Position einnnahmen und vorgingen.
Einige Schritte vom Eingang entfernt fand er die Leiche des Verräters, den er getötet hatte. Der Mann trug die einfache Kutte eines Mönchs, doch bar jeglicher imperatorgefälligen Symbole, und die Maske vor seinem Gesicht ließ Übelkeit und Hass in Carmine aufsteigen. Ein grinsendes, dämonisches Antlitz verbarg die Züge des Verräters, bemalt in beunruhigend lebensnahen Farben. Lippen und Zunge, in dunklem Rot hervorgehoben, wirkten mehr wie Fleisch denn geschnitztes und bemaltes Holz, und aus den schmalen Augen des Dämons blitzten, nun tot und schreckensstarr die Augen des Toten. Eine Pfütze aus Blut hatte sich unter dem Kopf des Mannes ausgebreitet wie ein düsterer, roter Heiligenschein.
Carmine wandte den Blick ab. Tote, so verderbt sie auch gewesen waren, waren nun seine Zeit nicht wert. Er stieg über die Leiche in seinem Weg, klemmte die Schrotflinte unter den Schwertarm und nestelte an seinem Gürtel nach zwei neuen Patronen, während er Regalreihe um Regalreihe passierte. Geistesabwesend lud er die Waffe nach. Es gab einen Geheimgang, in diesem Raum, an einer der Wände. Er musste sich nur erinnern wo. Er musste sich an das erinnern, was Sylvana ihm hatte zeigen können. Er musste…
Etwas stürzte auf ihn und rang ihn zu Boden, schlug mit kräftigen Armen auf ihn ein. Er verlor seine Waffe, riss die Arme hoch, versuchte den Angrifer zu erkenenn, doch die weite Robe des Mannes verdeckte ihm die Sicht. Sie rangen miteinander, stießen eins der Regale um, das über sie stürzte, sie unter einem Hagel von Büchern begrub, während sie Schläge austauschten und sich aus dem Griff des jeweils anderen zu befreien suchten. Carmine griff psionisch nach dem Angreifer, wieder und wieder, doch er konnte sich nicht konnzentrieren. Mit einem Keuchen zog der andere aus seiner Robe etwas, das im Halbdunkel aufblitzte – ein Messer! Carmine wusste, dass er unbewaffnet keine andere Wahl hatte: Schreiend stürzte er sich auf den Kultisten, bevor dieser das Messer gegen ihn richten konnte...


Sorry für die kleine Unterbrechung zwischen den Episoden, aber ich habe kurzentschlossen einen einwöchigen Portugal-Urlaub eingeschoben, mit entsprechender Verzögerung beim Schreiben. Wir nähern uns dennoch mit großen Schritten dem Showdown.