40k Das Wort des Propheten!

<div class='quotetop'>ZITAT(Garde General Nimrutt @ 18.09.2006 - 15:50 ) [snapback]889423[/snapback]</div>
Toll wie Krüger erst zu spät erkennt das man sich nicht auf Flottensoldaten verlassen kann. Aber du wirst ihn wohl doch nicht einfach so an einer Barrikade sterben lassen oder?
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Ah wa - immerhin ist er DIE Hauptfigur - und die sterben nicht so einfach 😉

Und jetzt lobpreiset Avenger, denn er hat die Geschichte weitergesponnen! 😀
 
Ys’ijan’khar fühlte die Nähe des gewaltigen Meteors, wurde davon angezogen wie von einem Leuchtfeuer. Das aus dem Warp selbst geborene Gestein rief mit jedem Schritt, den sie Calponias Körper tun ließ, drängender nach ihr. Die Haut ihrer sterblichen Hülle veränderte sich unter den Resten der Servorüstung, spannte sich über anschwellenden Muskeln und sich verlängernden Knochen.
Die Transformation war in vollem Gange. Bald würde es nicht mehr Calponia sein, die auf dieser Welt wandelte, sondern wieder voll und ganz Ys’ijan’khar, die Lichtbringerin, Dienerin des ewigen Verführers, des Prinzen der Freuden.
Es war einfach gewesen, in den geheimen Gang zu gelangen. Die ewige Finsternis im Inneren des Berges machte ihr nichts aus, ebenso wenig wie die vielen hundert Meter, die sie noch unteririsch zuruckzulegen hatte. Es gab nichts mehr, was noch zwischen ihr und ihrem Ziel stand.
Sie genoss die Schmerzen, die mit ihrer Verwandlung einhergingen, als Geschenk ihres Herrn. Ihre Finger betasteten die Krone aus Hörnern, die aus der glatten Haut ihrer Stirn wuchs. Ihre lange Zunge zuckte zwischen zwei Reihen spitzer Zähne hervor, um die vollen Lippen zu befeuchten, die nach der Süße schweren Schlafes schmeckten. Aus ihrem Rücken entsprangen unter Krämpfen ledrige, leuchtend rote Schwingen, die sich wie die Robe einer Hohepriesterin um ihren schlanken Leib legten.
Ys’ijan’khar war zufrieden. In der Ferne hörte sie bereits den Gesang ihrer Jünger, die vor dem Artefakt auf sie warteten. Sie beschleunigte den Schritt ihrer langen Beine, verfiel in einen leichten Trab, der die neuen Gelenke ihrer nun zweifach zu beugenden Gliedmaßen einer ersten Belastung unterzog. Das versklavte, in Form gebrachte Fleisch gehorchte ihrem Willen, und Ys’ijan’khar empfand eine Mischung aus Neid und Bedauern für den ersten Sterblichen, der das Vergnügen haben würde, zwischen ihren perfekten Beinen auf dem Höhepunkt seiner Freuden seine Seele für sie opfern zu dürfen.
Es wäre eine Lüge gewesen zu behaupten, dass Ys’ijan’khars Äußeres, so wie sie es in Jahrtausenden in wechselnden Variationen immer wieder gewählt hatte, wenn sie in der Welt der Sterblichen wandelte, nur ein Mittel zum Zweck war, um sich der Verehrung und der Leidenschaft ihrer sterblichen Diener zu versichern. Sie empfand es selbst als den nur zu passenden Rahmen für ihre eigene Göttlichkeit, für die ewige, unvergängliche Schönheit dessen, was sie im Warp war. Sie hatte Hunderte von Sterblichen besessen in all den Jahrtausenden, Menschen und Aliens, Männer, Frauen und andere Geschlechter, aber immer war es ihr ein besonderes Bedürfnis gewesen, ihre Erscheinung ihren eigenen Vorstellungen anzupassen, mit dem Fleisch ihres Wirts ein Kunstwerk zu formen. Wenn sie in dem kurzen Augenblick grenzenlosen Horrors, der dem Tod voraus ging, durch die Augen ihrer Opfer blicken konnte, sich selbst im Spiegel der Seele der Sterbenden sah, dann wollte sie zufrieden sein mit sich selbst.
Ja, Ys’ijan’khar war eitel, und es erfüllte sie mit innerer Belustigung, dass die verblendeten, kleingeistigen Diener des Leichengottes, zu denen auch ihre bemitleidenswerte Wirtin Calponia gezählt hatte, Eitelkeit als eine Sünde sahen. Der Kult um ihre eigene Erbärmlichkeit und Wertlosigkeit hielt die sterblichen Menschen davon ab, das unendliche Potenzial und das unvorstellbare Vergnügen zu erkennen, das ihre Körper boten. Sie waren auf jenseitige Wesenheiten wie Ys’ijan’khar angewiesen, die als Boten der großen Götter des Warp unter sie kamen und mit der Weisheit der Jahrtausende die sterblichen Völker des Universums dazu anleiteten, die Rollen zu spielen, die ihnen von den Göttern vorausbestimmt waren. Milliarden von Seelen hatte Ys’ijan’khar auf den Pfad der Freuden geführt und aus der Sinnlosigkeit ihrer bloßen Existenz befreit.
Heute würden es mehr werden. Sie würde Orellion dem Prinzen der Freuden zu Füßen legen, mit den Seelen aller Wesen, die sich auf dieser Welt befanden. Orellion würde ein Teil des Warp werden, eine Dämonenwelt des Slaanesh, und Ys’ijan’khar würde sie nach ihrem Geschmack verändern, so wie sie Calponias Körper veränderte.
Warmes Licht schien in den Gang. Ys’ijan’khar erschauderte vor Wonne, als die Strahlen des Warpgesteins auf ihren Leib fielen. Ein Gefühl der Geborgenheit überkam sie, so wie es auch von ihren Dienern beim Anblick des Artefakts Besitz ergriff. Sie hatte die unterirdische Kammer erreicht. Ein letzter Schritt ihrer nun übernatürlich verlängerten Beine trug sie in den vollen Glanz, der von dem Meteor ausging. Ihre Anwesenheit ließ den Stein noch hheller strahlen, das Licht pulsierend im Takt des Schlages ihres Herzens.
Ihre treuen Jünger warteten auf sie, nackt und schwitzend in der Glut des Meteors. Ein gebeugter Alter, der eine aus Holz geschnitzte Maske mit dem lachenden, langnasigen Antlitz eines niederen Dämons der Freuden trug, trat einen Schritt auf sie zu, seine schmale Brust sich heftig hebend und senkend vor Erregung ob ihres Anblicks. Seine Männlichkeit pulsierte halb aufgerichtet zwischen seinen sehnigen Schenkeln. Ys’ijan’khar schenkte ihm ein gütiges Lächeln, und er senkte den Blick, um seine Gier zu verbergen. Mühsam sank er auf die Knie nieder, und ihre anderen Jünger taten es ihm gleich.
Wohlwollend betrachtete sie die drei Dutzend Männer, die ihre Häupter vor ihr beugten, sich in den Staub drückten ob ihrer Schönheit und Erhabenheit. Sie musste sich eingestehen, dass sie diese Momente vermisst hatte in den Jahrhunderten ihrer Abwesenheit. Der Warp bot seine eigenen freuden, aber die Welt der Sterblichen verlor für einen Dämon nie an Reiz. Sie gab einem das Gefühl, selbst über die unendliche Macht der Götter zu gebieten – und in gewisser Weise stimmte das sogar.
„Ys’ijan’khar!“, intonierte der Alte in einem leiernden Singsang, und die anderen wiederholten es mit Inbrunst. „Bringerin des Lichts! Du bist zu uns gekommen.Ys’ijan’khar!“
Ys’ijan’khar störte sich am Klang seiner alten, krächzenden Stimme. Sie passte nicht recht zur Erhabenheit des Kultes, den sie verdiente. Mit gedämpfter Freude beschloss sie, für den Moment darüber hinwegzusehen und alsbald unter ihren Jüngern nach einer schöneren Stimme zu suchen. Der Alte mochte anderen Nutzen haben oder schon bald die Ehre erfahren, seine Seele auf dem Altar des Prinzen der Freuden zu opfern.
„Ich grüße euch, meine Kinder“, erwiderte sie schließlich und trat zwischen die Knieenden. Ihre langfingrigen Hände mit den Spitzen Klauen strichen behutsam über die gebeugten Häupter, nur oberflächliche Schnitte beibringend. Jeder Kratzer wurde von erregtem Keuchen begleitet, und als sie schließlich die Klauen an den Mund hob und mit spitzer Zunge das Blut kostete, wurden die leisen Laute der Lust zu einem wollüstigen Jauchzen. „Ich sehe, dass ihr alles bereitet habt für meine Ankunft.“
„Ja, Lichtbringerin“, erwiderte der Alte seufzend, als Ys’ijan’khars lange Klauen blutige Kratzer auf seinem Rücken hinterließen. „Und viele haben den Weg zu uns auf sich genommen, um zum wahren Glauben zu finden. Wir mussten sie fesseln, damit sie nicht ausreißen. Sie wissen noch nicht um ihr Glück.“ Er streckte den Arm aus, deutete aus dem Lichtschein des Meteors hinaus. Ys’ijan’khars Blick fiel auf eine Gruppe mit Ketten aneinander gebundener Menschen, die sich mit Furcht in den Augen und aufgerissenen Mündern aneinanderdrängten. Ihre gemurmelten Gebete drangen bis zu ihr herüber.
Ys’ijan’khars Mund weitete sich zu einem Lächeln, das all ihre Fangzähne entblößte. Es war noch etwas Zeit zu spielen, bevor sie Orellion ganz in ihren Besitz nehmen würde.
 
Noch warm...

Mit den Ellenbogen auf einen halb zusammengebrochenen Stapel Sandsäcke gestützt feuerte Krüger eine Salve, dann noch eine und noch eine, schickte kurze Feuerstöße in den trüben Himmel. Er hatte es aufgegeben, die Zieloptik der Waffe zu bemühen, die nicht für das Bekämpfen sich derartig schnell bewegender Ziele eingerichtet eingerichtet war. Nun zielte und schoss er nur noch nach Instinkt, über die Länge des Laufs eins der schlanken Jetbikes mit dem bloßen Auge verfolgend.
Blut lief aus einer Schnittwunde an seiner linken Wange bis hinein in seinen Mund. Duch die verletzung spürte er den kalten Wind an seiner Zunge, ein seltsamer Kontrast zu dem heißen, salzigen Blut. Sein Gesicht war erstarrt zu einer zornigen, entschlossenen Grimasse, über die nur ein leichtes Zucken der Zufriedenheit lief, als eins seiner Geschosse endlich sein Ziel fand und den Piloten des Jetbikes in einer Entfernung vielleicht hundertfünzig Metern bei einem Wendemanöver von seiner Maschine riss, den leblosen Kröper wie eine groteske Puppe zur Erde stürzen ließ. Es war die dritte Maschine, die den Verteidigern der Barrikade zum Opfer fiel. Der dritte Abschuss – doch es blieben noch immer mehr als ein Dutzend.
Die Eldar hatten im Gegenzug einen Blutzoll gefordert, der selbst dem unbedarftesten Beobachter klarmachen musste, dass der Widerstand der Imperialen gescheitert war. Von Krüger auf seiner einsamen Deckung abgesehen regte sich kaum noch einer der Verteidiger. Er lag umgeben von Leichen und Sterbenden, hörte nur links von sich noch das Rattern zweier weiterer Sturmgewehre und rechts das kläglich wirkende Bellen einer Pistole, die irgendein verzweifelter Narr in ebenso tapferem wie sinnlosem Realitätsverlust gegen die Xenos richtete. Die Maschinengewehre, Krügers einzige reelle Hoffnung auf Abwehr der Antigravflieger, hatten schon längst das Feuer eingestellt, entweder weil sie ihre Munition verschossen hatten oder weil ihre Bedienmannschaften den Angreifern zum Opfer gefallen waren.
Krügers Kehle krampfte sich vor Trauer und Wut über die Sinnlosigkeit und Erbärmlichkeit seines letzten Gefechts zusammen, als er den nächsten Eldar grob anvisierte und erneut den Abzug der Waffe durchriss. Seine Sicht verschwamm in einem Meer aus heißen Tränen, verwandelte den Feuerstoß in unscharfe, wabernde Lichtblitze auf seiner Netzhaut.
Manchmal, in schlaflosen Nächten an irgendeiner Frontlinie, auf einem guten Dutzend Welten, zusammengekauert in einem Schützenloch, hatte er sich den Moment seines Todes vorgestellt. Immer hatte sein Tod dabei einen Sinn gehabt, war das Opfer seines Lebens ein Teil eines größeren Ganzen gewesen, ein Baustein im Gefüge eines Sieges. Niemals hätte er erwartet, dass er ohne jeden Nutzen sterben würde, konfrontiert mit einer Übermacht, gegn die er nichts mehr auszurichten vermochte. Und nie wäre er davon ausgegangen, dass niemand mehr da sein würde, um Zeuge seines Todes zu sein.
Die Einsamkeit machte ihm am meisten zu schaffen. Er brauchte nicht einmal mehr hinzusehen, um zu wissen, dass Gauguille tot halb neben, halb unter ihm lag, ihre zarten, bleichen Hände auf das Loch in ihrer Brust gepresst, das eine verirrte Shuriken gerissen hatte. Ihr Blut, dunkel und glitzernd, schäumte zwischen ihren verkrampften Fingern. Er hatte mitansehen müssen, wie sie an ihrem eigenen Blut erstickte, wie ihre Augen sich im Todeskampf verdrehten, bis nur noch das Weiß zu sehen war, wie ihre Lider flatterten und sie schließlich das Bewusstsein verlor. Ihr Gesicht zeigte einen eigentümlichen Zug um Augen und Mund, fast ein friedliches Lächeln, dem nur das Blut unter der Nase und in den Mundwinkeln seine eigentümliche Schönheit nahm. Sie war unter seinen Händen gestorben, ohne dass er – das Verbandsmaterial hilflos wie ein Rekrut in der Hand haltend – etwas dagegen hatte tun können. Als sie schließlich still lag, hatte er wieder das Gewehr ergriffen und weitergekämpft, mehr wie eine Maschine denn wie ein Mensch.
Und nun würde auch er sterben. Es nutzte nichts, sich noch etwas vorzumachen. Jede weitere Patrone, jeder neue Stoß des Gewehrkolbens gegen seine Schulter war nur ein Sekundenbruchteil gekaufter Zeit, ein kleines Stückchen mehr von dem, was er Leben genannt hatte und was nun enden würde. Und doch: Mit jedem bisschen Leben, das er nun noch verlor, verlor er auch seine mehr und mehr seiner Angst vor dem Ende. Seine verbitterung, seine Wut, seine Trauer machten einer großen Leere, einer endlosen Gleichgültigkeit Platz. Seine Welt reduzierte sich auf das Zeil über der Mündung des Gewehrs, auf das Knallen der Patronen, auf den sanften Rückschlag der Waffe, auf den scharfen Geruch des verbrannten Schwarzpulvers.
„Du wirst nicht sterben.“, hörte er plötzlich eine Stimme sagen. Sie schien direkt neben seinem Ohr zu sein, übertönte den Kampflärm, übertönte auch seine Gedanken, drang direkt in sein Bewusstsein. „Es gibt eine Aufgabe, die du zu erfüllen hast.“
„Wer bist du?!“, wollte Krüger wissen, schrie es hinaus, doch es gab keine Antwort.
Dann hörte er die Panzer.
 
Ich habe mir wieder einige Teile auf einmal vorgenommen. Auch wenn es schwer fällt, so kommt einfach mehr Stimmung auf. Insgesamt eine super Geschichte und ich hoffe, dass das angekündigte Ende nicht zu früh kommt. Weiter so. Ich kann auch noch 5 Jahre auf das Ende warten, wenn Du regelmäßig in dieser hohen Qualität weiterschreibst.

Viele Grüße
Jaeger
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Inquisitor Jaeger @ 12.01.2007 - 11:20 ) [snapback]952577[/snapback]</div>
Ich habe mir wieder einige Teile auf einmal vorgenommen. Auch wenn es schwer fällt, so kommt einfach mehr Stimmung auf. Insgesamt eine super Geschichte und ich hoffe, dass das angekündigte Ende nicht zu früh kommt. Weiter so. Ich kann auch noch 5 Jahre auf das Ende warten, wenn Du regelmäßig in dieser hohen Qualität weiterschreibst.[/b]
Dem gibt es nichts hinzuzufügen.
Ich seh das zu 100% genauso.
 
Semesterferien. Zeit für den Hauptmann. Außerdem Zeit, diese Geschichte zum Abschluss zu bringen. Sie währt jetzt rückblickend einfach schon zulange, obwohl das Ende schon greifbar ist. Naja, wenigstens ein Ziel vor Augen.

Krüger rieb sich ungläubig die Augen, als die Kolonne der ockerfarbenen Chimären aus dem dichten Schneegestöber auftauchte, das alles jenseits der Freifläche vor der Barrikade verbarg. Die Türme der Schützenpanzer schwangen in schneller Folge feuernd hin und her, die Jetbikes am Himmel mit einem Stakkato aus Multilaserimpulsen eindeckend. Die Eldar, eben noch mit ihren Tiefflugangriffen auf die Barrikade beschäftigt, reagierten nicht schnell genug auf die neue Bedrohung. Sekunden verstrichen, bevor sie die Panzer überhaupt bemerkten, und während dieser Zeit hatten die Chimären schon mit hoher Geschwindigkeit die Hälfte der Entfernung zur Barrikade zurückgelegt und vier der Xenos abgeschossen. Die Multilaser – lafettiert, mit besseren Zieloptiken ausgestattet und dem Feind ihre Entladungen mit Lichtgeschwindigkeit entgegenschleudernd – waren weit wirksamere Fliegerabwehrwaffen als alles, was Krüger gegen die Xenos hatte in Stellung bringen können.
Nun wendete sich das Blatt. Als die Eldar schließlich reagierten und ihre Maschinen herumrissen, um die verwundbare Dachpanzerung der Chimären mit ihren Shurikenwaffen zu beschießen, empfingen sie zusätzlich zu den Multilasern die Feuerstöße eines guten Dutzends Bolter. Eins nach dem anderen stürzten die Jetbikes vom Himmel, in Brand geschossen oder im Flug zerrissen. Trümmer fielen wie groteske, Funken und Flammen in einem Schweif hinter sich herziehende Feuerwerkskörper durch das Schneegestöber zu Boden. Einer der Eldarpiloten, von der Wucht der Explosion seines Jetbikes in die Luft geschleudert und dann von einer Windböe wie das Spielzeug eines Kindes ergriffen. Mit von der Wucht des Aufschlags gebrochenen Knochen kam er direkt vor den Chimären zu liegen. In einer Geste der Hilflosigkeit streckte er seinen Arm dem Himmel entgegen, nur Sekundenbruchteile später begrub ihn der erste Schützenpanzer unter dem Gewicht seiner unbarmherzig mahlenden Kette.
Nun, da keine Feinde mehr in Sicht waren, senkten die Chimären die Läufe ihrer Multilaser wieder, hielten die Türme jedoch weiterhin zum Heck gedreht, so als rechneten ihre Besatzungen mit dem jederzeitigen Auftreten weiterer Feindkräfte aus dieser Richtung. Krüger sah, dass die Schützenpanzer nicht stoppen würden, sie rasten noch immer ungebremst auf die Barrikade zu. Behielten sie die momentane Richtung bei, so würden sie kanpp neben ihm durch die aufgeschichteten Sandsäcke brechen, ein halbes Dutzend toter Flottensoldaten unter sich zermalmend.
Er stemmte sich hoch, die letzten Kräfte seiner von der Kälte zerbissenen, vom Kampf ermüdeten Muskeln mobilisierend, und kam schwankend zum Stehen, den Arm zu einem schmerzvollen, schwachen Winken hebend.
Wie zornige, ganz auf ein weit entferntes Ziel konzentrierte Groxe walzten die Chimären auf ihn zu, eine hinter der anderen. Er hatte in einigen Manövern Schützenpanzer in voller Fahrt erlebt, wie sie auf seine Stellung zuhielten, aber dies hier war nicht dasselbe. Im Manöver gab es die Garantie, dass der Fahrer irgendwann bremste. Hier, im Angesicht, der abgeschrägten Front und der hoch umlaufenden Ketten des ersten Panzers, war er nur ein Insekt, eine wehrlose kleine Kreatur im Pfad eines donnernden Giganten, der nur gleichgültig schimmernde Winkelspiegel und einen finster nach vorn starrenden schweren Bolter als Zeichen menschlicher Besatzung an seiner gleichförmigen Front zeigte. Dunkle Rauchschwaden lagen wie der Atem eines Drachen in einer länglichen Wolke über der Spur, die die Fahrzeuge hinter sich zogen.
Sie sahen Krüger nicht, oder er interessierte sie nicht. Der Motor des ersten Fahrzeugs röhrte nicht einmal auf, als es die Barrikade überwand, Sandsäcke und Leichen gleichermaßen unter seinen klirrenden Ketten in Stücke reißend. Der Sand bildete eine Staubwolke um den ockerfarbenen Rumpf der ersten Chimäre, die schon im nächsten Augenblick an Krüger, der immer noch winkte, vorbei war. Während er sich umdrehte, sich den nur knapp an ihm vorbeifahrenden Panzern zuwandte, langsam und mühevoll wie ein Schlafwandler, war auch schon das zweite Fahrzeug vorbei. Hätte er den Arm ausgestreckt, er hätte die gepanzerte Seite berühren können. Nur aus dem Augenwinkel sah er schwarz gepanzerte Gestalten in der Dachluke des Schützenpanzers.
Ein Hustenkrampf schüttelte ihn plötzlich, und Tränen in seinen Augen ließen ihn die dritte Chimäre nurmehr als verschwommenen Umriss wahrnehmen. Er hatte Staub eingeatmet und rang nun nach Luft, brach keuchend und würgend in die Knie. Seine Lungen brannten, überanstrengt und gepeinigt von der Kälte.
Plötzlich war die Stimme wieder in seinem Kopf. „Steh auf“, sagte sie, „es gibt noch etwas zu tun.“ Und Krüger gehorchte.
Mit staksigen, unbeholfenen Bewegungen entfernte er sich von der Barrikade, das Gewehr wie ein nutzloses Stück Schrott liegen lassend. Er sah nicht mehr, dass zwei Flottensoldaten vom linken Ende der Barrikade, wo sie bis zuletzt in ihrer Deckung gelegen hatten, herbeiliefen und Gauguilles Puls fühlten. Er sah auch nicht mehr, dass sie sie hochoben und zwischen sich zum Kloster trugen.
Er sah nur noch den schmalen Pfad, der hinab zum Fuß des Berges führte, auf dem das Kloster lag.



Ich habe jetzt eine lange Zeit mit Krüger verbracht, auch wenn in den letzten Monaten wenig zu Papier gekommen ist. Dementsprechend habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was passieren soll, wenn diese Geschichte zuende ist (was, und da lehne ich mich jetzt mal soweit aus dem Fenster, spätestens bis Ende nächsten Monats der Fall sein wird). Ich bin zunächst zu dem Schluss gekommen, dass ich etwas von meiner bisherigen Arbeitsweise abrücken sollte. Ich werde, unabhängig vom Thema der nächsten Geschichte, zunächst längere Abschnitte erarbeiten und diese erst dann posten, wenn ich meine, damit einen gewissen Handlungsteil befriedigend erzählt zu haben. Dies wird hoffentlich dazu führen, dass die Geschichte in sich geschlossener wirkt.
Ich brauche zweitens ein neues Thema. Auf absehbare Zeit wird dies die letzte Geschichte um Krüger gewesen sein. In meinen Überlegungen spielen folgende Ideen momentan um meine Gunst:

1) Eine Geschichte aus dem Stoffkreis von Krüger, mit Haller und Strauss als Hauptfiguren. Mir gefällt die Dynamik der beiden ganz gut, und man könnte ihre Beziehung vor dem Hintergrund einer weiteren Krisensituation ganz gut vertiefen. Ein grober Einstieg in den Handlungsstrang wäre, dass Haller als frischgebackener Kompanieführer mit dem Wiederaufbau der auf Orellion zerschlissenen Kompanie beschäftigt ist und dabei nur auf Strauß als felderfahrenen Stellvertreter zurückgreifen kann.
2) Eine Geschichte um das 43. Krieg, zeitlich lange vor den Geschehnissen des Krüger-Zyklus angesiedelt. Grobe Handlung sähe einen verbissenen Stellungskrieg Todeskorps gegen Orks vor. Der Vorteil wäre, dass man hier mit neuen und unbelasteten Figuren wieder näher an die Vorlage "Todeskorps nach GW-Muster" rankäme, sprich mehr auf die harte und kompromisslose Natur hinarbeiten könnte. Nachteil: Die Menschlichkeit und Identifikationsfähigkeit der Charaktere bleibt wohl auf der Strecke.
3) Cadianer, aber nicht irgendwelche: Ich würde gern mal eine Geschichte über ein imperiales Regiment schreiben, das stark an moderne Soldaten erinnert und auf einer rebellierenden Welt gestrandet ums Überleben kämpft. Die meisten gewohnten Strukturen eines imperialen Regiments wären aufgelöst und die wenigen Überlebenden in einen Guerillakrieg verstrickt. Inspirierend fand ich hierzu den Thread im 40k-Hintergrundforum mit dem vergleich "Moderne Armeen - Imperiale Armee". Charaktere könnten interessant werden, werden aber wahrscheinlich eher in Richtung 'Actionfilm' als 'Pseudolandser und - preussen' (wie bei Krüger) gehen.

Tja, Kommentare und Anregungen sind natürlich willkommen, da ohne Publikum die beste Geschichte nichts nutzt. Ich widme mich derweil dann mal der Arbeit an der nächsten Episode...
 
Moin Avenger,

schön zu sehen, dass es weiter geht 🙂
Auch wenn ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich z.Z. ziemlich hinterher hinke (ich möchte einfach das fertige Werk lesen, sonst isses immer so zerissen 😉 ).
Ich warte einfach bis der Satz kommt "Ich bin fertig. Steht da und da zum download.".
Und dann - das kann ich dir jetzt schon sagen - wird es in Papierform gelesen und bekommt dann einen Platz in meinem Regal.
Denn dies ist mit die beste Geschichte, die es hier zu lesen gibt.

Ich ziehe meinen virtuellen Hut vor dieser Leistung!

Zu den drei Punkten:
Verdammt ... alles gute Ideen. Wie soll man da seinen Senf zu abgeben?

Gruß
Humbuk
 
Bis Ende März durch?! Na wenn das mal gut geht 😉 Mich würde es freuen, ich hasse Geschichten ohne Abschluss.

Deine drei Vorschläge sind alle gut. Allerdings würde ich die TK Thematik am meisten interessieren. Also Punkt 2) aber warum in der Pre-Krüger Ära, warum nicht 1 & 2 kombinieren? Haller & Strauß beim Wiederaufbau, werden per Dringlichkeits Befehl in ein Kampfgebiet um eine Orkinvasion beordert. Nicht vergessen sowas wie die Thudgun und Kavallerie einzubauen.

Auch wenn du recht gut bist, an Satzkonstruktionen wie dem oben beschriebenen Jetbike-Piloten solltest du noch arbeiten - solche Konstrukte sind doch arg lang und stören den Lesefluss.