Der neue Präsident - Eure Meinung

Dass die Kleinanleger die Zeche bei einer Finanztransaktionssteuer zu zahlen hätten ist auch so ein Ammenmärchen, dass wer erzählt? Richtig die die Lobby der Finanzindustrie und deren verlängerter Arm, die FDP.

Na, endlich öffnet mir mal einer die Augen. Lobbyismus, Finanzindustrie und FDP - na, dann muss das ja falsch sein. Scheint die Standardentkräftung für Argumente im Internet zu sein. Argument passt nicht ins Weltbild? Dann muss es ja massiv von einer Lobby manipuliert worden sein. Und Lobbys lügen bekanntlich immer...
 
*GG* Dir ist schon klar das es in Deutschland eine rechtliche Trennung von Investment- und Geschäftsbanken nie gegeben hat?
Hier gibt es seit Jahr und Tag das System der Universal- bzw. Vollbanken. Also alles aus einem Guß.
Diese Trennung erfolgt aber seit eh und je im Schlund des Bösen, den USA. Allerdings hat sich das dort 2008 von selber eredigt: es gibt heute praktisch keine einflussreiche Investmentbank mehr.

Auch wäre es mir neu das die Problemkinder in der deutschen Landschaft Investmentbanken wären. Wie hat den z.B. die Commerzbank sich in die Bredoullie geritten? Mieserable Eigenkapitalquoten, idiotische übernahme der Dresdner Bank, "vertrauen" in griechische Anleihen (allein der Schuldenschnitt hat 2,3 Milliardne gekostet) usw usf. Investmentbanking hatt damit nix am Hut, auch wenn natürlich die Lehmann pleite auch dort Spuren hinterlassen hat. Trotzdem ist die Commerzbank unterwegs gewesen wie die Titanic: arrogant und ohne Rettungsboote.

-> So einfach isses nicht. Sind nicht nur die bösen Investmentbanker.

Dass das Kapital in günstigere Finanzplätze abwandert, ist auch nicht unbedingt gegeben.
Allein die Ankündigung einer solchen Steuer hat die Aktie der deutschen Börse an einem Tag um 7% astürzen lassen 😀

Generell gesehen wäre eine Tobin Steuer sogar wünschenswert - WENN alle mitmachen nd das bedeutet alle.
Und das ist die Crux: da müssen wir vorher in London einmarscheren. Weil Großbritannien kann und wird nie zustimmen. Das ganze Land lebt nur noch vom Finanzplatz City of London (und etwas schottschem Öl...).
Ungefähr das gleiche als würde man von Deutschland verlangen die Automilindustrie zu killen.
bei Einzelgängen erreicht man aber nix, außer dem eigenen Land Wettbewerbsnachteile zu verpassen....

Außerdem hat das ganze ein paar negative Belgeiterscheinungen die sich auch empirisch belegen lassen, beispielsweise steigen die Wechselkursrisiken und es senkt die Liquidität - wärend einer Finanzierungskrise wie momentan nicht unbedingt die klügste Idee.
 
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Nein Lobbys lügen nicht, sondern vertreten nur ihren Standpunkt, was auch deren gutes Recht ist. Das heißt aber nicht, dass man das unreflektiert nachkäuen muss, wie es in den meisten Leitmedien der Fall ist. Ich meine das ist doch klar, dass jemand der die Finanztransaktionssteuer bezahlen soll, nicht begeistert ist. Aber das Argument, dass der Kleinanleger dafür bluten wird ist im Klartext eine Erpressung. Ich hab ja einen sachlichen Einwand gebracht, warum das nicht der Fall wäre.
 
*GG* Dir ist schon klar das es in Deutschland eine rechtliche Trennung von Investment- und Geschäftsbanken nie gegeben hat?
Dann wird es aber Zeit. Aber nebenbei gab es diese Trennung sehr wohl. Die Sparkassen und Landesbanken waren reine Geschäftsbanken, bis Banken wie die Komerzbank und die Dresdner auch als Geschäftsbanken tätig wurden und aufgrund der hohen Gewinne im Investmentbereich günstigere Kontoeröffnungs uns führungskonditionen anbieten konnten. Daraufhin haben auch die Lndesbanken angefangen im Investmentberiech tätig zu werden. Was dabei herauskam wissen wir. Das Problem ist jetzt nur, dass die ehemaligen Investmentbanken ohne ausreichenden Kapitaldecke spekuliert und verloren haben und damit auch die Konten der Sparer gefärdet sind.

Zu dem Problem mit den Briten. Wenn GB nicht bei der Einführung mitzieht, dann sollten die übrigen Europäer lieber darüber nachdenken, mit welchen Sanktionen GB zum Einlenken bewogen werden könnte, anstatt von vornherein zu sagen, das bringt nichts.

Wir erleben bisher nur Lippenbekenntnisse zur Regulierung der Finanzmärkte. Nichts deutet darauf hin, dass irgendwelche Regulierungsmaßnahmen getroffen würden, die von Substanz wären. Insofern ist die Einschätzung von Goldman Sachs noch nicht mal von der Hand zu weisen. Merkel & Co fahren eine Europolitik, die gegen den Baum gehen muss. Kalkül oder Unvermögen? Ich will es nicht entscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
du verstehst nicht worauf ich hinaus wollte: du machst hier die Sündenböcke (investmentbanker) für die Krise verantwortlich, die es in derForm hier gar nicht gibt.
fü die Subprimekrise ab 2007 bei dn Amis - jo, da kann man denen die schuld geben, aber der ganze Blödsinn der her passiert hat andere Ursachen.

Dann wird es aber Zeit
Ich sollte deutlicher werden: es ist Banken hierzulande nicht erlaubt sich auf nur einen Bereich zu konzentrieren.
Ansonsten ist die Forderung nach Trennung einfach nur zeitgeistig und hat keinen tieferen Sinn.
Beide Systeme haben Vor-und Nachteile. Es ist sicher korrekt das bei einem Trennbanksystem die Einlagen sicherer sind, weil sich eine Investmentbank die sich verzockt hat, nicht einfach über ihre Einlagen refinanzieren kann.
Für ein Universalbankensystem wie hier üblich spricht hingegen ein deutlich besserer Wettbewerb (grade im Emisionshandel) und ein besserer Risikoausgleich. Das ist nämlich die andere Seite der Medaillie: wer denkt das eine Investmentbank folgenlos über die Klinge springen kann, hat bei Lehmann irgendwie nicht aufgepasst.

Rein vom Lauf der jüngsten Geschichte her scheinen Universalbanksysteme etwas robuster zu sein: die Bankenkrise hat die hiesige Branche eigentlich ganz gut überstanden.

Kurzum: nope, ich bezweifel stark das ein Trennung in Geschäfts- und Investmentbanken irgendwas verbessern würde.

Daraufhin haben auch die Landesbanken angefangen im Investmentberiech tätig zu werden. Was dabei herauskam wissen wir.
Jo, Politiker wollten Banker spielen...hat noch nie funktioniert 😀
Und findest du es nicht irgendwie absurd den bösen Investmentbankern die schuld zu geben wenn staatliche Banken wie HS Nordbank oder WestLB den Karren an die Wand gefahren haben? Irgendwie sprichtdas nicht grade für mehr olitische Lenkung der Banken.

Die Sparkassen und Landesbanken waren reine Geschäftsbanken, bis Banken wie die Komerzbank und die Dresdner auch als Geschäftsbanken tätig wurden und aufgrund der hohen Gewinne im Investmentbereich günstigere Kontoeröffnungs uns führungskonditionen anbieten konnten
Ui wo fange ich an...
1. sind öffentlich rechtliche Kreditinstitute eher schlechte Beispiele
2. stimmt es so nicht. Niemand ist "reine" Geschäftsbank, weil ohne Investment erwirtschaftet man keinen Gewinn. Geld wächst nicht auf Bäumen
3. entdecke ich rad nix übles dabei wenn eine erfolgreiche Bank die vorteile in Form höherer zinsen oder niedriger Gebübren weitergibt.

Es mag jetzterstaunlich klingen, aber genau deswegen bringe ich mein Geld zur Bank: nicht weil es dort mollig warmliegt, sondern weil ich Zinsen dafür bekomme.
Denn DAS ist das ganz aktuelle Problem: wir haben im Moment ein Zinsniveau das deutlich unter der Inflationsrate liegt. Da besteht für Kleinsparerer kein Risiko dass das Geld weg ist, es ist sogar ganz sicher sicher der Fall. Bzw. das Geld ist da, nur kann man sich nix für kaufen.

Merkel & Co fahren eine Europolitik, die gegen den Baum gehen muss.
Der Euro ist von anfang an ne Todgeburt gewesen. da stecken zuviele fundamentale Fehler drin. u.a. das politischer Opportunismus höher bewertet wurde als ökonomische Verunft.
Das er überhaupt so lane durchgehalten hat lag an der Boomphase und den hohen Profiten im Investementgeschäft durch die man grundlegende Fehler lange verschleiern konnte bzw, schlicht nicht sehen wollte. die Kritiker gibt es seit den 90ern und wie man sieht hatten sie recht, nur galten die eben als ewig gestrige Nationalisten.
Kalkül oder Unvermögen?
Beides. Unvermögen der Verantwortlichen und Kalkül einer proeuropäischen, antidemokratischen Elite: den faktischen Umbau zur Transferunion den wir grade erleben würde es ohne Krise nicht geben.
 
Nein SDK ich gebe nicht den Investmentbankern die Schuld dafür, dass es zur Krise gekomen ist. Börsenhandel und Investmentbanking habenbeides ihre Daseinsberechtigung. Die Schuld, wenn man bei Krisen überhaupt von Schuldigen sprechen kann, liegt wenn schon bei der Politik. Mich kotzt diese elende Heuchelei seitens der verantwortlichen Politiker, wi z.B. Peer Steinbrück an, die den Finanzsektor deregulieren und dann dann sich darüber beschweren, dass Banken und Anleger die von der Politik geschaffenen Freiräume nutzen. Da wird dann über die Gier der Banker gewettert usw. Wie kennen ja diese unseeligen Tiraden. Es ist ja sogar so, dass Unternehmen egal ob in der Produktion oder auf dem Finanzsektor, gezwungen sind, den gesetzlichen Rahmen voll auszuschöpfen um konkurrenzfähig zu bleiben.

Krisen gehören zum Kapitalismus dazu. Die kommen zyklisch. Das hat schon Marx erkannt. Es wäre die Aufgabe der Politik die Regeln in diesem Spiel zu setzen. Das ist etwa so, als ob es beim Fußballspiel auf einmal nicht mehr verboten wäre, den Gegner zu foulen und die Schiris und der DFB sich dann darüber aufregen würden, dass gefoult würde.

Es stimmt. Die Politik was dafür verantwortlich, dass die Landesbanken angefangen haben, zu spekulieren. Und es ist ja auch so, dass es notwendig ist, dass Vermögende sich ständig nach neuen Anlagemöglichkeiten umschauen müssen, damit das Kapital wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückfließt. Die Politik kann hierbei zwei Dinge tun. Entweder sie schöpft die größten Vermögen über Steuern ab und führt diese dem Kreislauf über Infrastrukturmaßnahmen und andere öffentliche Ausgaben wieder zu oder sie schafft immer neue Anlagemöglichkeiten für privates Kapital, indem sie weitestgehend öffentliche Aufgaben privatisiert.
Die zweite Möglichkeit ist die schlechtere weil sie das Problem der Kapitialakkumulation in den Händen weniger weiter forciert und so den Drang nach weiterer Privatisierung verstärkt. Wer glaubt Vermögenssteuer oder Spitzensteuersätze wie sie z.B. Hollande gerade fordert, seien sozialistisches Teufelszeug, der sollte sich mal vor Augen führen dass Reagan der erste Präsident der USA war, der den Spitzensteuersatz unter 90% senkte, auf 75% glaube ich. Wo sind wir heute? Was passiert mit dem nicht abgeschöpften Vermögen?
 
Also ich kenne als Nichtfinanzexperte nur, was im Kurzfilm "Money as Debt" beschrieben wurde - keine Ahnung wie Seriös das ist...

...dort wird das Zinssystem als Ursache beschrieben und als Gegenansatz sogenanntes "Freigeld" vorgeschlagen aber davon wie gut oder schlecht das ist kann ich nicht beurteilen.

Das ,,rostende" ist keine schlechte Idee gewesen, aber es ist natürlich eine (liberale) Revolution, insbesondere da das Grundeigentum verändert werden muss.

Das Zinssystem ist jedoch völlig in Ordnung, im Gegensatz zu vielen völlig dummen Videos und Aussagen, haben die Zinsen nämlich einen Gegenspieler: die Inflation.
 
@Knight-Pilgrim:
Nicht Griechenland wirft die Druckerpresse an, sondern höchsten die EZB. Und das noch nicht mal in Umfang wie notwendig. Die ganze Kreditkrise könnte mit einem Schlag beseitigt werden, wenn die EZB den Staaten Kredite zum Leitzins gewähren würde und ganz offen erklären würde, sie hafte für alle Anleihen.
Zuallererst wäre das ein direkter Verstoß gegen die Auflage der EZB, Staatsfinanzierung zu betreiben - und damit eigentlich wieder weg vom Tisch. Die EZB ist eben nicht die Fed, die gleichzeitig Fiskal- und Geldpolitik betreibt (mit bestenfalls durchwachsenem Ergebnis, um nicht drastischere Worte zu gebrauchen), sondern hat sich ganz allein der Preisniveaustabilität zu verschreiben - wenn andere Ziele damit nicht konfligieren, können diese freilich auch umgesetzt werden, aber alles andere muss sich dieser Priorität unterordnen. Darum hat es auch einen guten Grund, warum die EZB den Markt nicht mit Geld flutet: es käme der Bekämpfung der Inflation nicht eben zugute.

Nehmen wir aber einmal an, es wäre rechtlich überhaupt denkbar (dass die EZB indirekte Staatsfinanzierung betreibt, ist schon an anderer Stelle vermerkt worden und muss nicht ad nauseam wiederholt werden): wie sollte eigentlich die Risikohaftung vonstatten gehen? Wenn die EZB Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe und ungeachtet der Bonität entgegennähme, dann spielte sie effektiv die Rolle der EFSF und des späteren ESM und wäre eine gewaltige Bad Bank in der hypertrophen Kollaterale des europäischen Herzens - offensichtlich müsste der Leitzins künstlich niedriggehalten werden, denn marktangemessene Zinsabschläge sollen die Schuldenländer gerade nicht bezahlen, ein Kontrollorgan für die kleinmütige Preisniveaustabilität gäbe es folglich nicht mehr. Ansichtlich der Tatsache, dass die EZB anteilsgemäß finanziert wird, ein unabhängiges Direktorium besitzt und zwangsläufig Eigenkapital wird aufbringen müssen, um all die Staatsanleihen auch nur annähernd decken zu können (ganz gleich den jetzigen Mechanismen), stünden die Nationalstaaten in der großartigen Lage, für die Staatsdefizite anderer Staaten aufzukommen, nur ohne das Stellen von Forderungen, es läuft ja über die unabhängige EZB. Stellen die solventen Staaten die Zahlungen an die EZB ein, platzt nicht nur das Anleihegeschäft, sondern auch die EZB könnte abgewickelt werden - klingt nach einem narrensicheren Plan.

Entweder sie schöpft die größten Vermögen über Steuern ab und führt diese dem Kreislauf über Infrastrukturmaßnahmen und andere öffentliche Ausgaben wieder zu oder sie schafft immer neue Anlagemöglichkeiten für privates Kapital, indem sie weitestgehend öffentliche Aufgaben privatisiert.
Man sollte hier redlicherweise zwei Dinge trennen: die gesellschaftliche und die finanzierungspolitische Ebene.

Gesellschaftlich kann man gerne darüber diskutieren, wie hoch Einkommen, Vermögen, Erbschaften, Umsätze etc. pp. besteuert werden sollten. Ich stimme durchaus zu, dass sich schärfere Spitzen nicht allzu markant auswirkten und ggf. den in den letzten Jahrzehnten steigenden Gini-Koeffizienten in Deutschland wieder in die Nähe des OECD-Standards zu rücken.

Was allerdings die Staatseinnahmen betrifft, kann ich Dir überhaupt nicht zustimmen. Das Problem nahezu aller westlichen (Industrie-)Länder ist nicht auf die Einnahmen, sondern auf die Ausgaben bezogen. Exemplarisch nehme ich dieses Mal nicht den Sozialetat (obwohl der sich bestens anböte), sondern, des geringeren Emotionalisierungspotentials wegen, die Kulturausgaben. Diese haben sich seit 1975 von 1,8 Milliarden Euro auf 9,5 Milliarden Euro im Jahre 2010 mehr als verfünffacht. Im Vergleich zu den frühen achtziger Jahren haben wir heute die dreifache (!) Anzahl an Museen, von Musikschulen und Theatern ganz zu schweigen. Da sich nun die administrativ befleißigten Künstler gänzlich in der Tradition Adornos sehen, dass dasjenige, was gefällt, schon verloren hat, ist ein systematisches Überangebot entstanden, das auf keine reale Nachfrage trifft. Nun bin ich der Letzte, der eine grundsätzliche Kritik gegen den Kulturbetrieb aufbringt, aber die Frage bleibt doch: muss Kultur so gegen den Willen des Rezipienten betrieben werden? Es gehört auch zur Akkulturation (ha!) des neuzeitlichen Bewusstseins, dass vermeintlich zeitloser Kulturauftrag leer und aktuelle Resonanz bedeutsam wirken kann und muss. Tempora mutantur auch und nachgerade bei den Kulturschaffenden mit einer maßvollen staatlichen Unterstützung (dass es privat gleichsam gelingt, zeigt beispielsweise der Neubau des Frankfurter Städels) und nicht geradezu gesetzmäßig exponentiell steigende Investitionen ohne Systematik sind sinngebend.

Eine Randnote am Ende noch: 1888 gab es unter Ökonomen einen gelehrten Streit darüber, welche Staatsquote noch als angemessen zu gelten habe. Der seinerzeit sehr geschätzte Paul Leroy-Beaulieu hielt 8 bis 10 Prozent für eine "normale" und jedweden Anteil über 12 Prozent für exorbitant - ich weiß, neunzehntes Jahrhundert und so, aber der späte Triumph des Adolph Wagners lässt sich gleichwohl nicht leugnen.
 
Das die EZB über die Versorgung der Banken mit günstigen Krediten und den Ankauf von Staatsanleihen indirekt schon das macht, was sie meiner Meinung auch direkt machen sollte, hast du ja schon selbst eingeräumt. Dass das Anwerfen der Notenpresse, wie so salopp heißt auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, geschenkt. Aber dass die Staaten sich nicht direkt über die EZB finanzieren können ist nichts als eine Subvention des Finanzsektors, uns eine rein politisch aber nicht ökonomisch zu begründende Setzung. Würden die EU Staaten jedr noch über eine eigene Währung verfügen, so würde es das heutige Dilemma nicht geben. Was hat denn die Politik getan, als sie festschrieb, dass die Staaten sich am Kapitalmarkt ihre kredite zu holen habe? Sie hat ihren eigenen Handlungsspielraum zugunsten. des Finanzmarktes eingeschränkt. Die große Gefahr ist heutzutage nicht die Inflation, sondern die Depression. Du magst die Geldpolitik der FED für verfehlt halten, aber es gibt einen gewichtigen Aspekt, der für sie spricht. Die USA haben bis jetzt beiweitem nicht die Probleme, an Kredite heranzukommen wie die europäischen Länder, von Deutschland(noch) mal abgesehen. Der Grund ist der. Indem die FEDden Leitzins konstant niedrig hält, also den Kapitalmarkt mit frischem Geld flutet, sagt sie, die USA gehen niemals pleite. genaugenommen haben die eurpäischen Länder mit der Schaffung einer EZB ohne dass sie sich darüber finanzieren dürfen, Hoheitrechte abgegeben. Und auf die kreditgetützte Staatsfinanzierung zu verzichten, hieße zum Indiktionssystem zurückzukehren. Ob das so viel besser wäre wage ich zu bezweifeln.
 
Eine Randnote am Ende noch: 1888 gab es unter Ökonomen einen gelehrten Streit darüber, welche Staatsquote noch als angemessen zu gelten habe. Der seinerzeit sehr geschätzte Paul Leroy-Beaulieu hielt 8 bis 10 Prozent für eine "normale" und jedweden Anteil über 12 Prozent für exorbitant - ich weiß, neunzehntes Jahrhundert und so, aber der späte Triumph des Adolph Wagners lässt sich gleichwohl nicht leugnen.

Du liest zuviel FAZ 😀
 
Aber dass die Staaten sich nicht direkt über die EZB finanzieren können ist nichts als eine Subvention des Finanzsektors, uns eine rein politisch aber nicht ökonomisch zu begründende Setzung.
Sicher lässt sich das ökonomisch begründen: eine de jure unabhängige Bank, die gemäß ihrer Statuten mit den Beitragsgeldern der Mitgliedstaaten Preisniveaustabilität herstellen soll (immerhin eine Lehre aus 1929 ff.), kann dieses ihr Ziel nicht erfüllen, wenn sie gleichzeitig Staatsfinanzierung betreibt.
Es ist doch ganz im Gegenteil hochpolitisch, wenn eine Bank förmlich dazu gezwungen wird (und nichts anderes steckt hinter dem indirekten Anleihekauf; aus Eigeninitiative hätte man sich gewiss nicht daran beteiligt), Anleihen aufkaufen zu müssen, die nicht einmal ansatzweise den Soliditätskriterien derselben Bank genüge leisten. Ökonomischer Ratschluss steht gewiss nicht dahinter.

Abgesehen davon sehe ich nichts Verwerfliches darin, wenn private Institute indirekt den Marktzins und damit das Risiko widerspiegeln, Griechenland und andere Schuldenländer also "reale" Schuldner wären. Eine Sache darf nicht passieren, die Kritik kann ich auch bestens nachvollziehen: wenn die Banken dann auf ihren wertlosen Anleihen sitzen, werden sie die kurzum abschreiben müssen, wer von den hohen Zinsen profitiert, muss zwingend auch das Risiko tragen. Das ist der eigentliche Sündenfall in der "Rettungs"politik - für sich genommen völlig normale Marktvorgänge werden beständig manipuliert, indem Banken wiederholt die Möglichkeit erhalten, an den marktgemäßen Zinsen zu verdienen, die Risiken aber nur partiell (wenn überhaupt) tragen müssen.
Eine Direktfinanzierung durch die EZB dagegen verlagert die eigentliche Problematik von den (privaten) Banken auf die EZB selbst. Mit dem Unterschied allerdings, dass man die EZB schwerlich ohne Liquidität stehen lassen kann, ohne gleich essentielle Verluste hinzunehmen. Und da bleibst Du immer noch Antworten schuldig: mit welchen Auflagen soll denn die EZB beim expansiven Anleihenkauf operieren? Und wieso sollte ein im schlimmsten Fall billionenschweres Mandat, das hochpolitische Absichten verfolgt, völlig von politischer Aufsicht abgekoppelt werden? Das ist doch Irrsinn.

Und damit auch zur Fed: es ist kein Geheimnis, dass die künstlich niedrigen Zinsen erst zur Bildung der Immobilienblase geführt haben und die Bekämpfung der subsequent aufgetretenen Krise mit billigem Geld zwangsläufig in den Regreß führt. Da die Fed die Geldmenge massiv ausweitet und allerhand Aktiva kauft(e), deren Bonität mit minderwertig zu beschreiben einer Nobilitierung gleichkäme, wird es zwangsläufig zu einer erneuten Blasenbildung kommen. Dass die Wirtschaft offensichtlich trotzdem nicht ansprang und die Arbeitslosigkeit nach wie vor auf historisch hohem Niveau steht, tut sein Übriges in der Gleichung (auch allen keynesianischen Strukturprogrammen zum Trotz).
 
@ KOG

Was macht denn eine Notenbank? Sie stellt Geld zur Verfügung. Das Geld wird doch nicht von den Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt, sondern von der EZB erst geschaffen. Die EZB kann als Notenbank theoretisch die Geldmange nach Belieben verändern. Die EZB ist keine private Geschäftsbank. Sie kann soviele Verluste in den Büchern stehen haben wie sie will. Das wird immer wieder gern erzählt, dass der Steuerzahler für die Verluste der EZB haften müsse. Aber wann soll denn der Haftungsfall eintreten? Die EZB kann nicht pleite gehen.
 
Die EZB kann auch Tag und Nacht Geld drucken lassen, nur führt ungedecktes Geld in der Größenordnung, die Dir vorzuschweben scheint, zwangsläufig zur massiven Ausweitung der Inflation. Was meinst Du denn, wieso beispielsweise Zimbabwe so schlecht dasteht? Da gibt die Politik die Geldmenge vor, ohne Rücksicht darauf, ob der Geldwert verfällt oder nicht - auf unseren Fall bezogen mit dem Unterschied, dass ein europäisches Planspiel um mehrere Magnituden größer ausfiele. Darum auch die Einlagen der Nationalstaaten (in Form der nationalen Zentralbanken); ohne Besicherungen (vulgo: Pfand) hinter der Expansion der Geldmenge keine Geldwertstabilität. Nichts für ungut, aber wenn es so einfach wäre, Schulden folgenlos loszuwerden, wäre das schon als probates Mittel in die Wirtschaftsgeschichte eingegangen. :huh:
 
Wenn die EZB Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe und ungeachtet der Bonität entgegennähme, dann spielte sie effektiv die Rolle der EFSF und des späteren ESM und wäre eine gewaltige Bad Bank in der hypertrophen Kollaterale des europäischen Herzens - offensichtlich müsste der Leitzins künstlich niedriggehalten werden, denn marktangemessene Zinsabschläge sollen die Schuldenländer gerade nicht bezahlen, ein Kontrollorgan für die kleinmütige Preisniveaustabilität gäbe es folglich nicht mehr
Warum denn der Konjunktiv? Griechenland hinterlegt schon lange nix mehr,oder halt so lustige Sachen wie "99 Jahre Laufzeit, 0% Zins"
Die Druckerpressen laufen. Allein Spanien und Italien haben dieses Jahr (also knappe 3 Monate) bereits 400mrd. an Target2 Salden aufgebaut. Bei Frankreich geht es auch schon los. 2013 kriegen wir locker 5% Inflation, eher mehr - und das ist ja schon die schön gerechnete hedonische Methode. Sparer werden grade effektiv enteignet, damit der ClubMed weiterfeiern kann.

Aber wie sagte Atze Schröder so schön: wir deutschen sind selber schuld - haben wir tatsächlich all die Jahre geglaubt der Ouzo beim Griechen sei gratis 😀

Diese haben sich seit 1975 von 1,8 Milliarden Euro auf 9,5 Milliarden Euro im Jahre 2010 mehr als verfünffacht.
Na ja, 35 Jahre Inflation...ich würde jetzt ad hoc nicht wetten wollen welcher der beiden Beträge mehr ist 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum denn der Konjunktiv? Griechenland hinterlegt schon lange nix mehr,oder halt so lustige Sachen wie "99 Jahre Laufzeit, 0% Zins"
Die Druckerpressen laufen. Allein Spanien und Italien haben dieses Jahr (also knappe 3 Monate) bereits 400mrd. an Target2 Salden aufgebaut.
Stimmt natürlich, aber derzeit landet der papierene Sondermüll ja vornehmlich in der Luxemburger Bad Bank anstatt vollumfänglich in der EZB (was sich womöglich noch ändert).
Vielleicht sollten wir uns vertrauensvoll an Großbritannien wenden, die haben fast 300 Jahre Erfahrung mit ewigen Anleihen - könnte glatt einer Vision Johannes Tetzels entsprungen sein. 😀
Die Target-2-Salden erwähnte ich ja an anderer Stelle auch schon, da kann man aber tatsächlich nicht zu oft drauf verweisen.
Na ja, 35 Jahre Inflation...ich würde jetzt ad hoc nicht wetten wollen welcher der beiden Beträge mehr ist
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Jedenfalls musste der Kulturbetrieb bei Verdoppelung bis Verdreifachung seiner Einrichtungen und des Personals nicht allzusehr leiden - abgesehen davon, dass auch ein arg inflationsgeplagter Cent zu viel wäre für eine Aufführung, die der gramgebeugte Deutsche partout nicht sehen mag. 😉
 
Dass eine Entschuldung durch Hyperinflation nauch nicht des Rätzels Lösung ist, stimmt natürlich. Wir haben aber keine Inflationskrise derzeit, sondern ehr eine Deflationskrise. Im Übrigen meinte ich nicht, dass die Finanzierung der Staaten durch die EZB bedingungslos erfolgen solle.



@ SDK Du sagst, dass wir auf dem Weg in eine Transferunion sind. Da hast du recht. Das ist eigentlich auch die logische Konsequenz aus einem gemeinsamen Währungsraum.

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