Um auf den Oberst Klein zurückzukommen: Er hat richtig gehandelt in meinen Augen
Oberst Klein hat aus militärischer Sicht richtig gehandelt. In einem konventionellen Krieg riskiert man die eigene Truppe nur dann, wenn man den Gegner vernichten kann. Aber Afghanistan ist kein konventioneller Krieg. Die Hauptschlacht, in der die gegnerische Streitmacht zertrümmert werden kann, fällt aus. Vielmehr weicht der Gegner in unkontrollierte Räume aus, organisiert sich neu und legt Hinterhalte.
Der Angriff auf den Tanklaster zeigt das Dilemma nicht nur der Bundeswehr in solch einem Konflikt. Sowohl die Truppen der Amerikaner als auch die der Bundeswehr sind überhaupt nicht stark genug, den Krieg mit Waffengewalt zu beenden. Das weiß jeder, der schon mal dort war. Um Afghanistan flächendeckend zu kontrollieren braucht es wahrscheinlich ein Millionenheer. Und solche Operationen sind zwangsläufig mit Verlusten verbunden. Verluste, die in der Heimat schlecht ankommen. Oberst Klein hat nach der Devise gehandelt, dass wenn er den Krieg schon nicht gewinnen kann, er zumindest die Bedrohung und die Verluste der eigenen Truppe minimieren kann. Zu dem Zeitpunkt saßen die deutschen Truppen bis auf die Jagdkommandos des KSK in ihrem Camp fest, haben also dem Gegner die Initiative überlassen. So gewinnt man keine Kriege, minimiert aber die eigenen Verluste. Das Problem dabei ist, dass für jeden getöteten Zivilisten fünf neue Taliban die Kalaschnikow in die Hand nehmen.
Und um auf die Drohnen zurück zu kommen. Diese Dinger sind ein Teil einer Strategie der Kontrolle aus der Luft, also das Gegenteil von flächendeckenden Kampf am Boden. Sie überhaupt nicht geeignet, dem Gegner die Initiative zu nehmen. Es bleibt dabei, diese Waffen sind nur einem out of area Einsatz sinnvoll zur Luftaufklärung. Wenn es Kampfdrohnen sind, dann sind sie nur gegen schwachen Feind einsetzbar. Für einen konventionellen Krieg sind sie nicht geeignet, schlicht weil sie zu schlecht gepanzert, zu schwach bewaffnet und äußerst unzuverlässig sind. Wer glaubt, die Dinger werden in nächster Zeit den guten alten Kampfjet ablösen, der täuscht sich. Nur richtige Kampfflugzeuge können hinreichend starke Waffensysteme führen, die auch in der Lage sind, Panzer zu bekämpfen oder größere Truppenaufmärsche. Und wer glaubt, damit könne man auch in einem Verteidigungskrieg die eigenen Verluste minimieren, der irrt ebenfalls. Das klappt kurzzeitig, dann stellt sich der Gegner darauf ein und die Verluste bei solchen Sachen, wie Kampf in bebautem Gelände und oder Waldkampf sind genauso blutig, wie eh und je. Wenn aber solche Drohnen erst mal angeschafft sind, wer gibt die Garantie dafür, dass sie nicht eines schönen Tages auch mal im Inneren eingesetzt werden? Erste Präzedenzfälle sind schon geschaffen worden. Ich sag nur Heiligendamm. Da wurden Aufklärungstornados aingesetzt, wo man genauso gut hätte Polizeihubschrauber einsetzen können. Oder es wurden Fennek Spähpanzer eingesetzt, wo es die Dokutrupps der Polizei auch getan hätten. Warum wohl? Damit wurde die Grenze des Einsatzes der Bundeswehr im Inneren ein weiteres Mal ein klein wenig aufgeweicht.
Schon um dem von Anfang an einen Riegel vorzuschieben, bin ich der Meinung, dass die Bundeswehr über keinerlei Ausrüstung verfügen sollte, die sie zur Aufstandsbekämpfung befähigt.