Die Wahl 2009 vs. 2013 - Eine kleine Forengeschichte

Unterm Strich führt das zu einer "Man wird doch wohl noch sagen dürfen..." Haltung bei Leuten, die Israels Politik kritisieren, keine Moschee vor der Haustür haben wollen, sich überfremdet fühlen etc.
Was den "Man wird doch wohl noch sagen dürfen"-Sagern dagegen völlig abzugehen scheint, ist, dass das in beide Richtungen gehen kann. Es ist ja keineswegs verboten, überzogene, bösartige und irreführende Behauptungen etwa über Israel in schriftlicher wie wörtlicher Form zu verbreiten. Dann wird "man" allerdings auch noch sagen dürfen, dass das einen entschieden antisemitischen Ruch hinterlässt. Das hat mich seinerzeit auch an der Sarrazin-Debatte gestört: den (sozial-)politischen Schlussfolgerungen kann man im Einzelnen zustimmen oder nicht (die waren ja überaus faktengesättigt und in einem sehr nüchternen, ja akademischen Tonfall verfasst), Teile in seinem Buch waren indes im schlechtesten Fall entweder rassistisch, im besten Fall extrem ungünstig formuliert (es gibt eine Passage, in der er verschiedene Ethnien von Menschen mit Pferde- und Hunderassen vergleicht, fast wortwörtlich so, wie es bei Gobineau steht), wobei ich mir sogar noch vorstellen könnte, dass zweiteres der Fall war. Dann sollte es allerdings auch recht und billig sein, wenn ihn andere in eine bestimmte Ecke stellen, unabhängig davon, wie zutreffend das nun sein mag. Meinungsfreiheit kann sich halt gegen jedermann wenden.
 
Und was mich an der Sarrazin Debatte damals gestört hat? Dass bevor es überhaupt zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit seinen bisweilen haarsträubenden Thesen, die da im pseudowissenschaftlichen Gewand daher kamen, kam, gleich erst einmal ein Entsetzensschrei durch den Blätterwald rauschte, der da ohne jeglichens Argument behauptete, dass könne man doch so nicht sagen. Damit war die Diskussion von vorn herein vergiftet und sachliche kritische Auseinandersetzung fand nur noch außerhalb der Wahrnehmung statt. Wenn jemand Mumpitz verzapft, auch menschenfeindlichen, ist das sein gutes Recht. Aber es macht die Kritik daran unglaubwürdig, wenn sie sich über die Art der Performance erregt anstatt zu demonstrieren, das es Mumpitz ist. Denn Blödsinn schreien kann jeder. Wenn dann in der öffentlichen Debatte der Fehlschluss aus der unsäglichen Qualität der Kritik gezogen wird, dass das was der Mumpitzverzapfer da von sich gegeben hat, evtl doch richt ig sei., dann sit dessen Kalkül aufgegangen.
 
Dass bevor es überhaupt zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit seinen bisweilen haarsträubenden Thesen, die da im pseudowissenschaftlichen Gewand daher kamen, kam, gleich erst einmal ein Entsetzensschrei durch den Blätterwald rauschte, der da ohne jeglichens Argument behauptete, dass könne man doch so nicht sagen.
Das ließe sich jetzt als Einfallstor für eine Endlosspirale von Kritikzuweisungen gebrauchen: wenn ich mich jetzt darüber beschwerte, dass Du Dich daran stößt, dass sich die Medien darüber echauffierten, dass einer doch mal was sagen müssen kann, und Du wiederum beanstandest, dass ich mich beschwere, dass Du Dich daran stößt... 😀

Scherz beiseite: im ersten Satz, den ich von Dir zitiere, steckt doch auch ein harsches Werturteil, das zu belegen Du Dir die Mühe nicht machst ("pseudowissenschaftlich"). Und das muss uns nicht wundernehmen, immerhin kostete es Dich viel Zeit und Muße, um diesen Pinselstrich auch entsprechend zu unterfüttern, so viel Mühe gar, dass es den Grenznutzen, der in diesem Thema entstünde, sprengte.

Allgemein gesprochen gilt: Kritik wird äußerst selten ihrem Gegenstand gerecht, insbesondere dann, wenn es sich um ein 450 Seiten langes Buch handelt, davon über 30 Seiten Fußnoten. Wie soll denn überhaupt das Feuilleton einer Zeitung auf den vielleicht vier, fünf Spalten so viel Inhalt auf eine Weise komprimieren, ohne dass Zwischentöne verloren gehen und diverse Auslegungsmöglichkeiten vernachlässigt werden? Da passiert es zwangsläufig, dass selektiv exzerpiert wird, diese inkriminierten Textstellen als Maßstab für das ganze Buch herangezogen werden, und daran dann die Generalkritik erfolgt (Strohmannargument eben). Das geschieht unentwegt, für gewöhnlich ist das allgemeine Interesse indes nicht so stark ausgeprägt, da eine Rezension über ein Sachbuch, das den Sacco di Roma zu deuten versucht, nicht im selben Maße ausgeprägte Reizpunkte ansprechen wird. Beim Sarrazin kam freilich hinzu, dass selbst die Kanzlerin ein Geschmäckle hinterließ, das an die Reichsschrifttumskammer gemahnte, und dass der Topos etliche Menschen umtreibt. Jedoch zu erwarten, dass am besten sämtliche Zeitungen und Magazine auf einmal seitenlange, ausgewogene Urteile über ein weitgehend staubtrockenes Buch fällen, anstatt die wenigen denkwürdigen Stellen genüßlich breitzutreten und "Haltet den Dieb!" zu skandieren, zeugt von unrealistischen Erwartungen sowohl den Medien wie ihren Rezipienten gegenüber. Man muss sich vor Augen führen, dass Sarrazin u.a. Bruttowertschöpfungen, Produktivitätsentwicklungen, Medianeinkommen, Pisa-Ergebnisse und demographische Daten seitenlang hin- und herwälzt (übrigens keineswegs pseudowissenschaftlich), was im Einzelnen zu erörtern zu lange dauerte und kurzum die Leserschaft langweilte, wenn es sich doch auf Überfremdung und Kopftuchmädchen vereinfachen lässt. Damit wird Sarrazin leben müssen, wenn er ein weitgehend spannungsfreies Sachbuch mit teils arg polemischen Einsprengseln anreichert. Die Tübinger Gelehrtenrepublik, die sich dem Gegenstand ihrer Kritik besonnen wie gebildet nähert, wird erst mit dem Jüngsten Gericht kommen, befürchte ich. 😉
 
im ersten Satz, den ich von Dir zitiere, steckt doch auch ein harsches Werturteil, das zu belegen Du Dir die Mühe nicht machst ("pseudowissenschaftlich").
Zunächst bin ich aber eine Privatperson, die eine persönliche Meinung in einem Forum zum Besten gibt. Ich bin kein überregionales Journal oder gar ein Politiker. Dann hast du selbst schon die Stellen angeführt, allerdings auch ohne Fußnote. Ich habe nicht das Buch gelesen, aber sehr aufmerksam die öffentliche Debatte verfolgt und bin anhand dessen zur Erkenntnis gelangt, dass, da andere für mich sich der Mühe unterzogen hatten die anstößigen Stellen herauszusuchen und zu diskutieren, Sarrazin nicht allein polemisch und fragwürdig arrgumentiert hat, sondern auch schlicht handwerkliche Fehler gemacht hat und sich Daten so zurechtgerückt hat, dass sie passen. Ich weiß KOG, das ist etwas, das wissenschaftlichen Standards genügt, aber ich hatte auch nicht vor, eine Rezension oder Diskussionsbeitrag zur damaligen Debatte beizusteuern. Deshalb erachte ich es für ausreichend, anhand von Sekundärquellen zu argumentieren, die ich darzulegen mir hier spare, da dies nicht die Universität ist.
Dies dazu.

Mir ging es darum, dass man Sarrazin, gleichsam als ob man genau die Entwicklung haben wollte, öffentlich einen Maulkorb anlegen wollte, bewusst ohne substantielle Kritik. Dies hat genau dieses Daswirdmanjawohlnochsagendürfen hervorgerufen. Mit dem Ergebnis, dass die Leute in Sarrazins Buch ein quasi geächtetes Buch sahen, das unliebsame Wahrheiten ausspricht, die nicht gern gehört werden von den Mächtigen hierzulande. Der Mann hat sich eines zu Sculde kommen lassen, er hat den bürgerliche Habitus verletzt, ohne dass er bestimmte Denkschemata dieser Klasse verraten hätte. Er hat diese Schemata in einer fragwürdigen Sprache vorgetragen.

So konnte sich ein wohlsituierter Bürger daran machen, mit dem Gestus des Wahrheitsverkünders und unbequemen Rebellen,vom Schreibtischsessel quasi von oben herab auf eine soziale Schicht einzutrampeln, die weit unter ihm steht.
 
Zunächst bin ich aber eine Privatperson, die eine persönliche Meinung in einem Forum zum Besten gibt. Ich bin kein überregionales Journal oder gar ein Politiker. [...] da dies nicht die Universität ist.
Mir fehlt da die Überleitung. Die überregionale Presse und die politische Klasse sind auch nicht als Vertreter reiner universitärer Lehren bekannt. Warum genau sollte nun eine Zeitschrift den Auftrag haben, mehr als einen passablen Gesamteindruck eines Sachbuchs zu vermitteln? Nämlicher ist doch der Dreh- und Angelpunkt einer Buchrezension in einer bürgerlichen Zeitung: Einordnung des Buches im angemessenen Kontext, kursorische Stichproben des untersuchten Textes werden zitiert und kommentiert, eine Empfehlung wird ausgesprochen oder eben nicht. Viel mehr kann man insonderheit von tages- respektive wochenaktuellen Zeitungen/Magazinen (und dass "Deutschland schafft sich ab" vornehmlich von tagesaktueller Relevanz war, lässt sich schwerlich leugnen), die eben nicht die Möglichkeit haben, sich monatelang eines Urteils zu enthalten, um dann einen Backstein von Text zu hinterlassen, der den Leser bestens in Bild setzt, nicht erwarten. Das gilt im noch größeren Maße von Politikern, die ja dazu aufgefordert werden, "klare Kante zu zeigen", um mal eine der grausigen Wendungen zu benützen: die sollen nicht eine Viertelstunde das Für und Wider wägen, sondern dem Reporter in dreißig Sekunden ins Mikrophon quatschen, was sie denn davon halten.

Mir ging es darum, dass man Sarrazin, gleichsam als ob man genau die Entwicklung haben wollte, öffentlich einen Maulkorb anlegen wollte, bewusst ohne substantielle Kritik.
Wer denn? Wo denn? Es haben etliche Personen öffentlichen Lebens sich die Freiheit herausgenommen, ein Buch zu verdammen, das sie nie gelesen haben. Diese Form des Jakobinertums spricht Bände über die intellektuelle Redlichkeit der Betroffenen, hat aber keinerlei Einfluss darauf, in welcher Form sich Sarrazin danach äußern konnte. Ganz im Gegenteil tingelte er durch etliche Talkshows, gab Interviews für Zeitungen und zehrte von dem neu aufgeblühten Interesse. Wäre den Damen und Herren in der Presse und in der Politik allerdings daran gelegen gewesen, Sarrazin und seine Thesen mit dem Bannstrahl zu belegen, hätten sie auch unisono darüber schweigen können. Da allerdings auch diese Kreise wissen, was gerade im Gespräch ist, entschieden sie sich lieber dazu, sich selbst zu profilieren, indem sie sich entsprechend der eigenen Überzeugung an einem Buch abarbeiteten, das sie bestenfalls bruchstückhaft kannten. Dass Sarrazin effektiv zu einem beliebigen Zeitpunkt hätte befürchten müssen, zensiert zu werden, gehört ebenso ins Reich der Legenden wie die Behauptung, man könne ja gar nicht mehr Israel kritisieren oder den Islam oder die Europolitik der Bundesregierung. Nur kann es passieren, dass starke Behauptungen gleichfalls starke Reaktionen nach sich ziehen, die u.U. noch aggressiver und persönlicher ausfallen als die Eingangsthese. Das muss man im Sinne konstruktiver Diskussionskultur nicht gutheißen, als Teil der Möglichkeit, von der freien Meinungsäußerung Gebrauch zu machen, wird man das gleichwohl akzeptieren müssen.
 
Ganz im Gegenteil tingelte er durch etliche Talkshows, gab Interviews für Zeitungen und zehrte von dem neu aufgeblühten Interesse. Wäre den Damen und Herren in der Presse und in der Politik allerdings daran gelegen gewesen, Sarrazin und seine Thesen mit dem Bannstrahl zu belegen, hätten sie auch unisono darüber schweigen können. Da allerdings auch diese Kreise wissen, was gerade im Gespräch ist, entschieden sie sich lieber dazu, sich selbst zu profilieren, indem sie sich entsprechend der eigenen Überzeugung an einem Buch abarbeiteten, das sie bestenfalls bruchstückhaft kannten.

Hier nähern wir uns des Pudels Kern. Man stellt sich mit großer Geste vors Publikum und verdammt einen Provokateur und verbietet ihm das Maul ohne die Macht dazu zu haben. Aber weil es die " Mächtigen" sind, die dies tun, kann Sarrazin sich in die Rolle des Rebellen retten, der unangenehme Wahrheiten ausspricht. Und beim staunenenden Volk bleibt hängen, dass man mittlerweile nicht einmal mehr die unangenehme Wahrheit sagen kann in diesem Land. Und dies obwohl Sarrazin ein breites Forum gewährt worden ist, um seine Thesen zu vertreten. Und noch ein interessantes Detail. Dort wo es für Sarrazin tatsächlich hätte Konsequezen haben können, nämlihc ein etwaiger Parteiausschluss, ist nichts geschehen. Wohingegen die SPD schon des Öfteren Querschüsse aus dem linkne Flügel der Partei mit Ausschluss geahndet hatte, die weit weniger schlimm waren. Kurz und knapp hier wurde bewusst eine sachliche Debatte verhindert, indem man ohne sachliche Argumente jemanden ad personam angreift anstatt ihm auf sachlicher Ebene zu antworten. Das ist es, was mich so ärgert. Es nichts gegen Polemik zu sagen. Aber wenn alle öffentlichen Akteuer ihr Gegenüber ausschließlich auf persönlicher Ebene angreifen oder primär dort, dann vergiftet dies den Diskurs und die Streitkultur. Dann haben wir nur nur noch inen rücksichtslosen Kampf um Deutungshoheit, statt einer politischen Diskussion. Und da liegt die Verantwortung aller an der öffentlichen Debatte Beteiligten. Sich um eine gepflegte Debatte zu bemühen.

Dass Sarrazin effektiv zu einem beliebigen Zeitpunkt hätte befürchten müssen, zensiert zu werden, gehört ebenso ins Reich der Legenden wie die Behauptung, man könne ja gar nicht mehr Israel kritisieren oder den Islam oder die Europolitik der Bundesregierung.
Dem widerspreche ich nicht.


Mir fehlt da die Überleitung. Die überregionale Presse und die politische Klasse sind auch nicht als Vertreter reiner universitärer Lehren bekannt.
 
Was den "Man wird doch wohl noch sagen dürfen"-Sagern dagegen völlig abzugehen scheint, ist, dass das in beide Richtungen gehen kann. Es ist ja keineswegs verboten, überzogene, bösartige und irreführende Behauptungen etwa über Israel in schriftlicher wie wörtlicher Form zu verbreiten. Dann wird "man" allerdings auch noch sagen dürfen, dass das einen entschieden antisemitischen Ruch hinterlässt.

Ich sehe hier durchaus eine gewisse Unausgewogenheit in der gesellschaftlichen Akzeptanz - vor allem aber in der politischen und medialen. Es verkauft sich einfach viel zu gut, sich gegen Nazis und Antisemiten zu positionieren. Da wird lieber mal eine breite Salve auf Antisemiten abgefeuert, bei der man dann vielleicht auch noch die ganzen "normalen Israelkritiker" mit erwischt, als anders herum.

Der Punkt ist einfach der: Weiter vorne hast du selbst zu mehr Klarheit in der Sprache aufgerufen. Hier haben wir aber einen ganz typischen Kontext, in dem das nicht so einfach möglich ist. Wer in Deutschland die Dreistigkeit besitzt, die Politik von Israel zu kritisieren muss das schon sehr genau tun und mit sehr vielen Sätzen klarstellen, dass er ausschließlich die Politik und keinesfalls die Bürger und erst recht nicht die Religion oder gar eine Rasse kritisiert.

Dieser Mechanismus greift leider auch bei sehr vielen Aussagen, die häufig in den rechten Rand gesteckt werden, obwohl sie da nicht hingehören. Hier mal eine typische Stammtischparole:

"Ein Migrant in einem arabischen Land sollte dort mal die Ansprüche stellen, die arabische Migranten bei uns stellen."

Ich möchte jetzt nicht zu tief in eine Kritik dieser Aussage einsteigen, denke aber, wir können uns darauf verständigen, dass es sich nicht per se um ein ausländerfeindliches Statement handelt. Aber jetzt formuliere sowas doch mal auf dem politischen Bankett oder als Kommentar in einer Tageszeitung. Ersteres grenzt an politischem Selbstmord, zweiteres zieht einen Shitstorm nach sich, der sich gewaschen hat. Und genau das ist es, was ich kritisiere. Ansonsten hat Knight-Pilgrim schon vieles geschrieben, was ich zu dem Thema auch los werden wollte. Worum es mir letztendlich geht ist, dass dieses "Abstellen in die rechtsradikale Ecke" eine Art diskursive Nuklearwaffe ist, die viel zu häufig gezündet wird und eine fruchtbare Debatte im Keim erstickt.
 
Ich möchte jetzt nicht zu tief in eine Kritik dieser Aussage einsteigen, denke aber, wir können uns darauf verständigen, dass es sich nicht per se um ein ausländerfeindliches Statement handelt. Aber jetzt formuliere sowas doch mal auf dem politischen Bankett oder als Kommentar in einer Tageszeitung. Ersteres grenzt an politischem Selbstmord, zweiteres zieht einen Shitstorm nach sich, der sich gewaschen hat.
Das ist ja auch eine selten dämliche Aussage. Wer sowas sagt erntet zurecht Kritik und Spott.
Ich verstehe immer nicht, dass die Leute, die so gerne völlig vorurteilsfrei und offen über alles reden wollen, es einfach nicht vertragen, wenn diese Freiheit gegen sie benutzt wird. Du Blackorc willst ja im Prinzip nicht, das man diesen Satz frei sagen darf (das darf man ja), sondern Du willst, das alle Kritiker die Fresse halten, wenn jemand sowas sagt.
häufig gezündet wird und eine fruchtbare Debatte im Keim erstickt.
Die fruchtbaren Debatten, in denen alte Stammtisch-Parolen aufgewärmt werden und alle die dagegen sind ihre Kritik nicht äußern dürfen, weil "man das ja wohl noch sagen darf"? Die Debatten? Ja, echt schade drum.
Da wird lieber mal eine breite Salve auf Antisemiten abgefeuert, bei der man dann vielleicht auch noch die ganzen "normalen Israelkritiker" mit erwischt, als anders herum.
Die Frage ist, gibt es überhaupt besonders viele "normale" Israelkritiker. Es ist doch so, das die meisten sogenannten "Israelkritikier" keine Ahnung von Israel haben, keine Ahnung von dem Judentum, keine Ahnung von der Region und keine Ahnung von der Geschichte. Mit anderen Worten, man interessiert sich ausschließlich dafür zu kritisieren. Das ist schon komisch, oder?
Hier übrigens mal eine Befragung zum Thema:
http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/D...emmitismus/kuepper.pdf?__blob=publicationFile
 
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Die Studie ist ja geil wieselig 😀


"Wir konzentrieren uns auf die Darstellung der Einstellungen der deutschstämmigen Mehrheitsbevölkerung und klammern Antisemitismus bei spezifischen kulturellen und religiösen Minoritäten, etwa Muslimen, aus. Berichte über dieser und anderer Gruppen können wir aufgrund knapper Ressourcen Anfrage und mit der Möglichkeit einer spezifischen Förderung anfertigen. Die Untersuchung von antisemitischen Einstellungen in spezifischen Bevölkerungsgruppen bedarf ggf. eines anderen Untersuchungsansatzes als wir ihn mit unseren repräsentativen Studien bieten können".

Heißt im Klartext: Wir wissen, was da rauskommen würde (kann man ja in Frankreich, GB, Holland und so ziemlich jedem arabischen Staat der Welt beobachten), aber solange keiner offiziell fragt, gucken wir auch nicht nach. Jedenfalls nicht, ohne dass wir dafür Geld bekommen. Die Art der Befragung können wir natürlich ändern, damit das Ergebnis besser aussieht 😀.
Der "andere Ansatz" würde nur Sinn machen, wenn man keine ausreichende Menge an "Testobjekten" hätte, was bei mehreren Millionen Muslimen nun nicht zutreffen wird, wenn man genausogut aus 1500 Personen "die Deutschen sagen..." basteln kann. Immerhin leben hier mehr Muslime als manche Staaten Einwohner haben, und die haben auch quantitative Statistiken...
 
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Ich sehe hier durchaus eine gewisse Unausgewogenheit in der gesellschaftlichen Akzeptanz - vor allem aber in der politischen und medialen.
Verständnis für abweichende Positionen gehört eben nicht zu den einklagbaren Rechten, der Zeitgeist kann sich für oder gegen Dich wenden. Manche Positionen sind momentan mehrheitsfähiger als andere, das mag sich in fünf, zehn oder zwanzig Jahren ins Gegenteil verkehren. Wenn Du eine Position vertrittst, von der Du überzeugt bist, dass sie faktisch, ethisch und/oder politisch gerechtfertigt ist und auf mehr Gehör finden sollte, wirst Du schlechthin den Gegenwind aushalten müssen. Wir führten einige Diskussionen in jüngerer Vergangenheit darüber, wie wir die Europolitik bewerten - dabei haben Sohn des Khaine und ich Positionen vertreten, die mithin als euroskeptisch, von anderen Quellen womöglich schon als nationalistisch-reaktionär eingestuft werden. Das gehört zum Meinungsstreit dazu: seit es Rhetorik und argumentative Gefechte gibt, kennt man das argumentum ad hominem: nicht die Position des Sprechers wird kritisiert, sondern der Sprecher selbst wird diskreditiert. Dafür kann es gute und schlechte Vorsätze geben, es kann für eine Debatte förderlich oder tödlich sein, in jedem Fall kann man nicht jedwede Position einnehmen und bei noch so zartem Widerspruch den gekränkten Rufer in der Wüste geben und wohlfeil fordern, das müsse man doch noch sagen dürfen. So ziemlich alles "darf" man sagen. Man darf allerdings nicht erwarten, dabei ausschließlich auf Gegenliebe zu stoßen. Wer nicht sein ganzes Leben lang klare Positionen vermeiden möchte wie unsere Bundeskanzlerin, muss sich auch mal schmutzig machen und anecken. Dass dabei gewisse neuralgische Themen anfälliger sind als andere, in hitzigen Diatriben auszuarten, liegt in der Natur der Sache. Im Kern läuft es darauf hinaus, dass gesprochene wie geschriebene Worte auch Konsequenzen nach sich ziehen - völlig zurecht, wie ich finde. Das Leben ist eben kein modernes Videospiel, in dem man unendlich viele Continues an der Hand hat und sich konsequenzlos weiterstirbt, sondern ein knüppeldickes Arcade-Gradius III, das Dich wie einen Aussätzigen behandelt, nachdem Du ein Leben verloren hast. 😉
 
Klar, egal was man so erforscht, Muslime MÜSSEN natürlich immer eine besondere Rolle spielen. So funktioniert Wissenschaft. Völlig daneben die Studie. Wenn die Fragestellung also ist die Einstellungen der deutschstämmigen Mehrheitsbevölkerung zu ergründen, dann MÜSSEN natürlich eigentlich fast nur und besonders Muslime befragt werden. Weil ansonsten linksgrüne Terrorherrschaft über die Medien. Ihr wisst schon, voll schlimm und so. :lol:
 
Verständnis für abweichende Positionen gehört eben nicht zu den einklagbaren Rechten, der Zeitgeist kann sich für oder gegen Dich wenden.

Der Zeitgeist ist ja eben das, was ich kritisiere.
Tatsächlich könnte ich ganz persönlich mit dem Zeitgeist in dieser Kategorie ganz gut leben. Ich bin eher im linken Spektrum zuhause, habe kein Problem mit Ausländern und bin nicht persönlich davon betroffen, wenn eine rechtskonservative Haltung zu dem Thema als rechtsradikal gebrandmarkt wird. Gesamtgesesellschaftlich sehe ich das jedoch als sehr problematisch.

Das ist ja auch eine selten dämliche Aussage. Wer sowas sagt erntet zurecht Kritik und Spott.
(...)
Du Blackorc willst ja im Prinzip nicht, das man diesen Satz frei sagen darf (das darf man ja), sondern Du willst, das alle Kritiker die Fresse halten, wenn jemand sowas sagt.

Rein inhaltlich lässt sich die Aussage wunderbar auseinander nehmen, das ist ganz klar. Du wirst für sowas nur kaum intelligente Kritik finden, sondern im Regelfall wird derjenige, der sowas ausspricht, ins rechtsradikale Eck abgeschoben und damit fertig - zumindest auf dem öffentlichen Parkett. Und genau das ist es, was ich kritisiere. Ich fordere sozusagen eine Gleichstellung mit dem platten Unfug in anderen Lebensbereichen, den man wesentlich ungestrafter äußern kann.

Die fruchtbaren Debatten, in denen alte Stammtisch-Parolen aufgewärmt werden und alle die dagegen sind ihre Kritik nicht äußern dürfen, weil "man das ja wohl noch sagen darf"? Die Debatten? Ja, echt schade drum.

Ja, es ist schade, wenn rechtskonservative Standpunkte ins rechtsradikale Eck geschoben werden. Das verschafft den Rechtsradikalen nämlich unnötigen Zulauf.
 
Rein inhaltlich lässt sich die Aussage wunderbar auseinander nehmen, das ist ganz klar. Du wirst für sowas nur kaum intelligente Kritik finden
Die Sache ist, dass man einfach irgendwann keine Lust mehr hat, den letzten Scheiß todernst zu nehmen. Ich Diskutiere im Internet ja auch schonmal mit Leuten, die an Chemtrails, eine jüdische Weltverschwörung oder daran das sie mit Engeln reden können glauben. Sie alle wollen, oder besser gesagt bestehen vehement darauf, dass man todernst mit ihnen diskutiert und ihre "Meinung" als genauso valide ansieht wie "die Mainstream-Meinung". Das geht aber einfach nicht, weil es einfach komplett lächerlich ist. Genauso ist das mit der von Dir genannten Aussage. Klar, ich bin mir sicher, das denen, die sowas äußern, ganz doll wichtig ist, dass man sie extrem ernst nimmt und die Aussage behandelt, als sei sie pures Gold. Ist sie aber schlicht nicht. Das müssen dann solche Leute irgendwann mal einsehen, wenn sie für voll genommen werden wollen.
aber erkläre mir doch bitte mal ernsthaft, was mit der Aussage überhaupt gemeint ist, wenn nicht um bloßen Ausländerhass geht, was es ja Deiner Meinung nach nicht tut.

Ein Migrant in einem arabischen Land sollte dort mal die Ansprüche stellen, die arabische Migranten bei uns stellen.

Ist das jetzt der Wunsch, dass Zuwanderungsgesetze international harmonisiert werden soll? Ist es das Verlangen, das sich Deutschland ein Beispiel an Saudi Arabien nimmt, was die Gesetze anbelangt? Ist das eine Forderung, das arabische Behörden deutsche Formblätter einführen? Ist das die Forderung, Migranten hier so zu behandeln, wie das in ihrem Heimatland passiert? Also Chemieraketen von der Bundeswehr auf Asylantenheime mit Syrern abfeuern lassen, weil ja Deutsche in Syrien in ähnlichen Gefahren schweben?



Es ist übrigens sehr viel einfacher nicht als xenophober Stammtischler rüberzukommen, wenn man konkret benennen kann, was einen stört und wie das verbessert werden soll.
 
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Ein Migrant in einem arabischen Land sollte dort mal die Ansprüche stellen, die arabische Migranten bei uns stellen.

Nun gut, lass uns ein bißchen interpretieren. Die Aussage an sich ist platt, das ist klar soweit. Aber was bringt Leute dazu, so etwas zu formulieren? Höchstwahrscheinlich die Selbstverständlichkeit, mit der manche Migranten unsere Demokratie und unser Sozialsystem strapazieren. Ein paar Sachen, die mir spontan einfallen:

-Das öffentliche Auftreten von Salafisten in Deutschland
-Das öffentliche Auftreten von PKK-Anhängern in Deutschland
-Offensichtlich integrationsunwillige Migranten (Sprache & Kultur)
-Rassismusvorwürfe gegenüber Forderungen nach mehr Integrationswillen
-Migranten, die direkt nach der Einwanderung zum Sozialfall werden
etc.

Lass mich kurz festhalten: Das alles sind Dinge, die unsere Demokratie aushalten muss. Und natürlich gibt es überall Idioten. So wie es genügend xenophobe Idioten in Deutschland gibt, gibt es auch genügend Idioten unter Migranten, welche die xenophoben Idioten provozieren. Worum es mir geht ist, das Leute, die sich an genannten Punkten aufhängen nicht unbedingt rechtsradikal sind. Das sind ganz normale Reibungspunkte mit dem rechtskonservativen Spektrum, die teilweise dadurch verschärft werden, dass die andere Seite des Spektrums wie z.B. Teile der Grünen teilweise einen übertriebenen Kuschelkurs fahren. Aber es muss möglich sein, über solche Problemfelder sachlich zu diskutieren, ohne in links- und rechtsradikale Klischees abzudriften.
 
-Das öffentliche Auftreten von Salafisten in Deutschland
-Das öffentliche Auftreten von PKK-Anhängern in Deutschland
-Offensichtlich integrationsunwillige Migranten (Sprache & Kultur)
-Rassismusvorwürfe gegenüber Forderungen nach mehr Integrationswillen
-Migranten, die direkt nach der Einwanderung zum Sozialfall werden
etc.

Das gibt die Original-Aussage aber nicht her. Wo wir wieder beim Punkt sind, dass das eben eine diffuse, ausländerfeindliche Parole ohne Substanz ist. Wer sowas von sich gibt, wird zurecht nicht ernst genommen. Genauso verhält es sich mit:
die Selbstverständlichkeit, mit der manche Migranten unsere Demokratie und unser Sozialsystem strapazieren.
Das ist genauso eine xenophobe Bullenscheiße-Parole. Wenn Religionsfreiheit die Demokratie strapaziert, ist dann eine Theokratie wie der Iran die Idealdemokratie? ^^

enügend Idioten unter Migranten, welche die xenophoben Idioten provozieren.
Wenn Migranten von ihren Menschen- und Grundrechten Gebrauch machen (Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit), dann ist das nur für solchen eine Provokation, die eben diese Freiheiten ablehnen, oder nicht? Und Leute, die die freiheitliche Grundordnung ablehnen sind doch rechtsradikal und nicht mehr rechtskonservativ.
 
Wenn Religionsfreiheit die Demokratie strapaziert, ist dann eine Theokratie wie der Iran die Idealdemokratie?

Du machst das, was du anderen vorwirfst: du interpretierst rum, denn von Religion ist in dem "die Selbstverständlichkeit, mit der manche Migranten unsere Demokratie und unser Sozialsystem strapazieren." nicht die Rede. 🙂.
 
Der Ton macht die Musik. So einfach isses.
Das Problem mit "politkorrektem Gedankengut" und ihren Vertretern ist, und Neopope liefert hier immer ein gutes Beispiel 😉, das sie bei einem Mangel an Argumenten immer in den Modus Attacke schalten: ob ein Steinbrück die Kavallerie rufen will, die AfD "rechtsradikal" gescholten wird oder eben Neopope etwas rumpöpelt, alles das gleiche Muster: hab ich kein Sachargument, werd persönlich. Sicher, der individuelle Stil variiert, aber irgendwie scheint das Muster erst mal den allgemeinen Ideologieverdacht auszupacken tief in der linken politischen Sozialisierung verankert zu sein.

Mal so ein paar Aussagen:
Dass bevor es überhaupt zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit seinen bisweilen haarsträubenden Thesen, die da im pseudowissenschaftlichen Gewand daher kamen, kam, gleich erst einmal ein Entsetzensschrei durch den Blätterwald rauschte, der da ohne jeglichens Argument behauptete, dass könne man doch so nicht sagen.
Unser Bretone ist hier richtig perfide, richtig unritterlich muss man fast schon sagen: unter dem Anschein erst mal den Autor gegen die Journalistenmeute zu verteidigen kommt der Tiefschlag gegen die Person: haarsträubend und pseudo-wissenschaftlich. Na ja. Gelten lassen würde ich "ohne jeglichen neuen Erkenntniswert" und "langweilig geschrieben", aber eben auch einfach korrekt. Sarrazin schriebt ja nicht mal was eigenes, er zitiert einfach nur Statistiken. Wer das Buch gelesen hätte, wüsste auch das seine Angriffe nicht in Richtung Migranten gehen oder gen Rasse gehen, sondern gegen eine verfehlte Politik.

Es ist wirklich ein "der Kaiser ist ja nackt", was dort von statten geht. "Das wird man wohl doch noch sagen dürfen" ist vollkommen falsch formuliert, das empörende ist doch eher "das man das überhaupt noch sagen muss". Diese verbohrte Blindheit das offensichtliche überhaupt erwähnen zu müssen.

Kleines Gedankenexperiment: wir nehmen unsere ganzen Hartz4 Empfänger und schieben sie in die Türkei als "Gastarbeiter", ohne das aber jemals eine Rückkehr eingeplant ist - was denkt ihr welches Deutschlandbild dann dort entsteht.

Es kamen eben [EDIT: nicht] die Ärzte und Ingenieure aus der Türkei, sondern die Perspektivlosen, Abgehängten, Ungebildeten. Die Verdammten dieser Erde, würde ein linientreuer Marxist es wohl formulieren. Und hier hat keiner was für sie getan, weil sie sich eben selber versorgen konnten solange es bei VW genug Fließbänder gab. Und jetzt sind sie bzw. ihre Kinder eben hier.

Warum man dies skandalisiert oder gar behauptet "sie sind gar nicht die Unterschicht" verschließt sich mir, sinnvoll wäre nur wie man sie weg bekommt - Bildung, Aufstieg, Selbstversorgung. Und da zeigt Sarrazins Buch btw. auch viele richtige Wege auf. Aber klar, jetzt wissen wir von der Grünen Chefin ja, das es wir diese Unterschicht eigentlich brauchen...nur wieso konnte sie noch nicht so richtig erklären 😀
 
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Es kamen eben die Ärzte und Ingenieure aus der Türkei, sondern die Perspektivlosen, Abgehängten, Ungebildeten.

Deswegen gibt es bei uns immer mehr Ärzte, Anwälte etc. aus eben diesen Ländern?

Bildung, Aufstieg, Selbstversorgung. Und da zeigt Sarrazins Buch btw. auch viele richtige Wege auf.

Sarazzin zeigte nur eines auf. Das es einen gibt, der geldgierig genug ist jeden Scheiss abzudrucken. 😉
 
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Deswegen gibt es bei uns immer mehr Ärzte, Anwälte etc. aus eben diesen Ländern?

Das sind meistens Iraner, deren Intelligenzia sich 1979 vor Khomeini abgesetzt hat. Die haben ein anderes Verhältnis zu Bildung als der durchschnittliche anatolische Ziegenzüchter, und das zeigt sich auch in der folgenden Generation.
Ärzte und Pflegepersonal "importieren" wir im Moment fast nur aus dem ehemaligen Ostblock und China, weil die gut ausgebildet sind und für viel weniger arbeiten (das nennt man dann Fachkräftemangel).
Anwälte "importieren" wir überhaupt nicht, weil man mit einem Rechtsabschluss aus einem Land in einem anderen Land normalerweise überhaupt nichts anfangen kann, weil das Wissen nicht übertragbar ist. Davon abgesehen haben wir aber einen hohen Anteil an Jurastudentinnen (kein Binnen-I, das sind tatsächlich hauptsächlich Frauen) mit türkischen Wurzeln, das stimmt. Die haben einen gewissen kulturell/religiös bedingten Vorteil, weil Telefonbücher mit Verweisen auswendig lernen da noch irgendwie dazugehört. Müssten auch großartige Mediziner abgeben. 😉.
 
Unser Bretone ist hier richtig perfide, richtig unritterlich muss man fast schon sagen: unter dem Anschein erst mal den Autor gegen die Journalistenmeute zu verteidigen kommt der Tiefschlag gegen die Person: haarsträubend und pseudo-wissenschaftlich.

Nichts lag mir ferner, Sarrazin zu verteidigen. Wenn diesr Eindruck entstanden ist, so sage hiermit frank und frei, nein! Denn Sarrazin hat in der Öffentlichkeit Thesen vertreten, die nicht bloß haarsträubend sondern menschenverachtend waren. Das kann er so halten, wenn es ihm danach gelüstet. Er hat diese Thesen aber garniert mit Statistiken in wissenschaftlichem Gewande aufgestellt. Meine Kritik galt den Politikern und der Journaille, die erst ihn ad personam angegriffen haben, anstatt seine Argumente und Schlussfolgerungen auseinanderzunehmen. Denn da war viel haltloses dran. Z.B. seine Einlassungen zu der ganzen Genetikgeschichte. Aber darum ging es mir garnicht. Ich will jetzt nicht die ganze Debatte von damals ausgraben und nachvollziehen, wer da welchen Standpunkt wie vertreten hat. Ich argumentiere hier aus der Erinnerung, wohlwissend, dass das ein schwankendes Boot ist. Lassen wir also die Sarrazindebatte ruhen. Mir ging es um anderes. Mir ging es um den Umgang mit solchen Provokateuren. Wenn mir als Journalist jemand mit mit seinem Meinungsblödsinn auf den Wecker fällt, habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich ignoriere seine Einlassungen oder ich widerlege sie. Das geht aber nur auf einer sachlichen Ebene. Genau das Gegenteil davon ist geschehen.