Du scheinst der Meinung zu sein, dass laufe wie beim Abstecken eines Claims. Wer ein Thema zuerst für sich entdeckt, definiert automatisch dessen politische Ausrichtung - und das ist dann in Stein gemeißelt.
In der Tat so ist es nicht. Aber das heißt nicht, dass es nicht genuin linke oder rechte Ausrichtungen gibt. wie ich schon sagte, es ist die Intention, die dahinter steckt. Ein Thema ist nicht per se links oder rechts. Denn Themen kristallisieren sich heraus und dann positionieren sich die politischen Lager dazu. Und wenn sich dann Überschneidungen unterschiedlicher politischer Strömungen bei konkrtem Handeln ergeben, ist das kein Indiz dafür, dass sich politische Lager aufgelöst hätten. Es kann taktisch durchaus sinnvoll sein, auch mit dem ärgsten politischen Gegner im Einzelfall zustimmen. Siehe die verschiedenen Gesetzesentwürfe im Reichstag der Weimarer Republik, die mit den Stimmen der KPD und der NSDAP gestoppt worden sind, Stichwort Obstruktionsmehrheit. Daraus kann man schwerlich ableiten, in dieser Phase hätten sich die politischen Lager aufgelöst.
Das Beispiel Atomausstieg: Atomausstieg ist nicht per se ein linkes Thema. Es ist dann ein linkes Anliegen, wenn sich mit dem Ziel des UImweltschutzes auch ein soziales Anliegen verbindet. Das war das Erfolgsrezept der Grünen. Denn mit diesem Thema ließen sich genuin konservative Elemente ansprechen, denen es primär um den Erhalt der Umwelt ging , aber eben auch Kapitalismuskritiker, die die Monopolstrukturen dahinter kritisierten. Das löst sich derzeit auf. Denn man kann auch aus der Atomwirtschaft aussteigen, ohne die Konzerne anzutasten oder gar zu verstaatlichen. Das haben die großen Konzerne mittlerweile begriffen. Und deshalb ist das Thema mittlerweile auch in der CDU anschlussfähig, weil der Atomausstieg seine antikapitalistische Spitze verloren hat.