Die Wahl 2009 vs. 2013 - Eine kleine Forengeschichte

*mal im ernst: schon mal jemand dieses hässliche Teil in Berlin gesehen?
Ja hab ich. Ich kann Broder zwar nicht ausstehen. Seine Provokation damals, als er sich als Stele verkleidet dort rumgetrieben hat, fand ich ziemlich gut. Das ist schlicht und ergreifend eine Kranzabwurfstelle, wo man Betroffenheit öffentlich zelebrieren kann, um ja nicht allzusehr im eigene Geschichtsbild rumfuhrwerken zu müssen. Ich persönlcih finde die Stolpersteine viel besser. Denn wenn man über sie im Stadtbild stolpert wird man unverhofft auf konkrete Weise mit dem Holocaust und der Verfolgung von Andersdenkenden im Dritten Reich konfrontiert. Es wird einem unvermittelt bewusst, dass man sich gerade an einem Tatort aufhält.
 
Wie willst du zwischen einem "modernen Antisemit" und einem Israelkritiker unterscheiden?
Klare Trennlinien werden sich seriös nicht ermitteln lassen. Ein paar wiederkehrende Motive halte ich allerdings für sichere Indizien:

- Der Antisemit nimmt Israel grundsätzlich alles übel, auch das Gegenteil. Zieht es sich aus dem Gazastreifen zurück, hinterlässt es Elend und bezeugt Verantwortungslosigkeit, bleibt es dort, ist es Besatzungsmacht. Ist Israels Stimme laut politisch zu vernehmen, dann leistet es agitatorische Arbeit, nimmt es sich zurück, dann sind es eben die israelischen Lobbyisten, die im Hintergrund die Fäden ziehen.

- Israel (anstatt: der Jude) ist unser aller Unglück. Wie der sprichwörtliche Brunnenvergifter und Zündler wartet Israel nur darauf, den Weltfrieden zu zerstören. Ganz gleich, wie rational (oder irrational) das Sicherheitsinteresse Israels begründet sein mag, Israel ist grundsätzlich ein Aggressor.

- Offensichtlich antisemitische Reden klassischer Prägung werden beispielsweise auf sprachakrobatischste Weise relativiert. So ließ es sich Katajun Amirpur nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass Ahmadinedschad nicht etwa sagte, dass "Israel von der Landkarte getilgt wird", sondern dass er im Intransitiv sprach, also "Israel wird von den Seiten der Geschichte getilgt werden". Ganz so, als ob sich Dein bulliger Nachbar vor Dir aufbaut und verkündet "Du wirst verprügelt werden", und das nicht als Drohung zu verstehen ist, immerhin ist mit keiner Silbe die Rede davon, er (oder überhaupt irgendein Agens) werde der Täter sein.


Im Übrigen beurteile ich damit nicht den Wahrheitsgehalt antisemitischer Aussagen. Ebenso, wie ein überzeugter Stalinist oder Faschist richtige (jedenfalls aber diskutable) politische Aussagen treffen kann, ist nicht jedes Ressentiment gegenüber Israel (oder gegenüber Ethnien, anderen Staaten, Religionen, sexuellen Präferenzen etc. pp.) zwingend faktisch falsch. Trotzdem sollte das Kind beim Namen genannt werden. Wer dauernd die moralische Unter- oder Überlegenheit des männlichen/weiblichen Geschlechts propagiert, muss sich auch nicht wundern, wenn er in eine dazugehörige Ecke gestellt wird. Ebenso, wie es ermöglicht wird, unfair, unsachgemäß und wahrheitswidrig über Israel zu sprechen, kann es geschehen, dass Du kurzum einen Stempel aufgedrückt bekommst, den Du für ebenso unbotmäßig hältst. Denn selbstredend wird ein bürgerlicher Antisemit niemals von sich aus zugeben, Antisemit zu sein, das entzöge ihm ja die Grundlage seiner vorgeblich sachlichen Kritik.

Dass Israel weltweit überdurchschnittlich viel Beachtung findet ist aber nun wahrlich nichts Neues und auch kein deutsches Phänomen.
Die Ausprägung, mit der wir es hierzulande zutun haben, halte ich sehr wohl für ein deutsches Phänomen. Wenn sich Leute, deren Qualifikation daraus besteht, Karl May etwas gründlicher gelesen zu haben als andere, in sämtlichen politischen Sendungen als "Nahostexperten" ankündigen, oder sich als Israelkritiker vorstellen, dann sollte einem das durchaus zu denken geben.
 
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und wage es zu behaupten, dass gerade die Stigmatisierung bestimmer Ansichten (in diesem Beispiel "Israelkritik") den echten Antisemiten Wasser auf ihre Mühlen spült. Es muss möglich sein, den Staat Israel unumwunden zu kritisieren und es muss auch möglich sein, gegen Moslems zu wettern, ohne sofort die Godwin-Keule übergezogen zu bekommen.

Sicher, nicht jede Israel-Kritik ist besonders elegant formuliert und die Hälfte der Vorbehalte gegenüber Moslems ist blanker Unsinn - stellt man jene, die so etwas von sich geben aber in die Rechts-Außen-Ecke, so treibt man sie um so mehr dorthin. Denn ist der Ruf erst ruiniert...
Nun dieses Schema lässt sich überhaupt auf Begriffe anwenden, die einer anderen Position, aus sich heraus, ohne auf den Inhalt einzugehen, die Legitimität absprechen. Ich hatte es schon am Begriff des Populismus geziegt, an der Vorstellung zum Thema wehrhafte Demokratie und Totalitarismusdtheorie. Das Ganze ließe sich bestimmt noch erweitern. Bestimmte Formulierungen unter einen Generalverdacht zu stellen, führt nicht dazu Debatten zu versachlichen, sondern sie einzuengen und mit den Debatten auch das eigene Denkmuster. Ich erinnere nur an Beckmanns Äußerung zu Eva Hermann. " Autobahn geht garnicht." Anstatt die Steilvorlage zu nutzen und einen Mythos aus dem Feld zu räumen, würgt es die Debatte ab.

Das ist die Crux mit unseren Leitmedien. Sie alle verwenden einen bestimmten Sprachcodex, den zu verletzen, man in der Öffentlichkeit nicht unternimmt, ohne dass man Anfeindungen ausgesetzt wird. Diesgeschieht nicht auf Absprache, sondern aufgrund der eingeschränkten Wahrnehmung der meisten Leitartikler, die diesen Sprachcodex verinnerlicht haben, und dessen Regelungen auch nicht in Zweifel gezogen haben wollen. Ma schafft aber Probleme nicht aus der Welt, nur weil darüber nicht gesprochen bzw. geschrieben wird. aber es ist halt so mühsam, auf Einwürfe, die man nicht teilt, mit einer eigenen durchdachten Position zu reagieren. Und dies ist auch mit Zeit verbundne, Zeit, die man in unserer Zeit nicht mehr aufwenden will oder kann. Weil es immer was Neues gibt. Es erfordert Muße, bestimmte Dinge zu durchdenken und abzuwägen. Die einschränkende Sprachregelung versucht diesen Umstand obsolet zu machen, indem sie auf bestimmte Phänomen Standardantworten parat hält, die, einmal akzeptiert, immer wieder unreflektiert angebracht werden. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir heutzutage keine Intellektuellen mehr haben, die den Namen auch verdienen. Weil eitel Geschwätz sich besser verkaufen lässt und die damit verbundene Performance einen windschnittiger durch die Gefielde des Karrierelebens gleiten lässt, als mit solch antiquierten Eigenschaften, wie Haltung, Format und klarer Standpunkt. Diese Eigenschaften haben nämlich eines gemein. Man ist greifbar und kann anecken, wenn man sie hat.
 
Bestimmte Formulierungen unter einen Generalverdacht zu stellen, führt nicht dazu Debatten zu versachlichen, sondern sie einzuengen und mit den Debatten auch das eigene Denkmuster.
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Das ist die Crux mit unseren Leitmedien. Sie alle verwenden einen bestimmten Sprachcodex, den zu verletzen, man in der Öffentlichkeit nicht unternimmt, ohne dass man Anfeindungen ausgesetzt wird.
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Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir heutzutage keine Intellektuellen mehr haben, die den Namen auch verdienen.
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...als mit solch antiquierten Eigenschaften, wie Haltung, Format und klarer Standpunkt. Diese Eigenschaften haben nämlich eines gemein. Man ist greifbar und kann anecken, wenn man sie hat.

Ich verstehe zwar durchaus die einzelnen Bestandteile deiner Analyse, habe aber das Gefühl, du wünschst dir gerade die eierlegende Wollmilchsau. Unterm Strich mag das alles nicht für mich zusammenpassen, denn...

Ein klarer Standpunkt verallgemeinert auch immer zu einem gewissen Teil. Das ist doch gerade der Witz an einem eindeutigen Statement, dass man ohne große Umschweife und 10 verschachtelte Nebensätze, die alle wenns und abers mit einbeziehen seine Meinung äußert. Wenn ich sage "In Deutschland ist kein Platz für Nazis", dann verallgemeinere ich grob. Das liegt in der Natur der Sache, muss das Statement aber nicht unbedingt schlecht machen. Im Prinzip trifft das auf alle *trommelwirbel* populistischen Forderungen zu.

Für diese Sorte klarer Standpunkte braucht es aber natürlich auch einen klaren Sprachcodex. Der bedeutet zum Beispiel dass die Aussage "Ich bin Links" so für sich bestehen kann und man nicht mit 1.000 Details nachschieben muss, wo genau man denn nun im linken Spektrum steht.

Du kannst also entweder einen eindeutigen Sprachcodex fordern, der erlaubt es dann auch, ohne Umschweife eine bestimmte Haltung anzunehmen.
Oder du forderst die Auflösung eben dieses Sprachcodex, dann muss man seinen Standpunkt aber auch haarklein erläutern.
 
Blackorc du vertehst nicht worauf ich hinaus will. Wir haben in der Mainstreampresse eben keine Sprachcodex, der eine klare Position ermöglicht, sondern umgekehrt eine Sprachsoße, die klare Standpunkte verhindert und verwässert. Und wenn ich dafür plädiere, dass man bestimmte Formuliereungen und Denkschemata vermeiden sollte, die andere tabuisiert und delegitimiert, dann ist das kein Widerspruch. wenn nämlich bestimmte Ansichten nur noch verschleiert vorgetragen werden könne, weil sonst das Verdikt "Populist", "Antisemit" oder "Kommunist", um mal gängige Schlagworte aufzugreifen, mit der Implikation, Terror und Gewalt greift, dann sind klare Standpunkte nicht merh möglich, weil sie zum Ausschluss aus der Debatte führen. Dann kann derjenige sich den Mund fusselig reden. Keiner hört mehr auf seine eigentlcihen Argumente.
 
Blackorc du vertehst nicht worauf ich hinaus will. Wir haben in der Mainstreampresse eben keine Sprachcodex, der eine klare Position ermöglicht, sondern umgekehrt eine Sprachsoße, die klare Standpunkte verhindert und verwässert.

Aus meiner Sicht ist das weniger ein sprachliches, als ein inhaltliches Problem. Wenn jetzt jemand hingeht und sagt...

"Na wenigstens haben wir dem Adolf die Autobahnen zu verdanken"

...ist an dem Satz rein sprachlich relativ wenig zu drehen und wenden. Trotzdem bekommt man mit diesem Satz natürlich postwendend die Nazikeule übergebraten. Zugegeben "Autobahn" ist so ein gewisses Reizwort, aber das ist doch nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist, dass es gesellschaftlich viel zu opportun ist, sich gegen Nazis zu profilieren. Jeder Bürgermeister aus irgend einem Hinterwäldlerkaff wird sofort und freudig bei einem Naziaufmarsch eine Gegendemo organisieren oder das Event gleich ganz verbieten. Einfach nur, weil´s gut ankommt. Einen ähnlichen Effekt gibt es z.B. bei Islamkritik und Israelkritik.
 
Und das ist gut? Schafft man dann nicht eher dem Rechten ein Image des Rebellen? " Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"? Damit könne die wiederum jegliche Kritik abbügeln, weil sie ja von den Etablierten kommt.

Unter diesn Bedingungen kann gar keine echte Diskussion aufkommen. Denn unter diesen Umständen dreht man isch immer im selben Hamsterrat und jeder Sprechakt dient nicht mehr dazu den anderen zu überzeugen, sondern nur noch der Selbstvergewisserung im eigenen Lager.
Nun hege ich den Verdacht, dass es schin immer so war. Nur wenn dieser Verdacht zutrifft, dass man in eine Diskussion nur noch einstegt, um die Größe des eigenen Heerlagers abschätzen zu können, dann ist Demokratie und Parlamentarismus obsolet. Denn beides beruht darauf, zu debattieren und um das beste Argument zu ringen.
 
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Nein, natürlich nicht! Da sind wir uns vollkommen einig.
Worum es mir gerade geht ist folgendes:

Meiner Meinung nach leben wir in einer Zeit des kalten Realismus. Der realistische Teil dessen, wofür die 68er gekämpft haben ist umgesetzt, der Rest wird heute als blanke Träumerei abgetan. Kommunisten gibt es keine mehr und die, die es noch gibt sind Spinner. Nazis gibt es noch, aber die sind eigentlich auch nur ein erbärmlicher Haufen, der sein eigenes Unvermögen auf Ausländer abwälzt. Die Union hat sich sich zu Zeiten von Strauß so weit nach Rechts bewegt wie möglich, um den Rechtsradikalen das Wasser abzugraben und unter Merkel so weit nach Links wie möglich, um der SPD das Wasser abzugraben. Was also bleibt ist eine alternativlose Molochpartei. Die EU ist alternativlos, der Atomausstieg ist alternativlos und das achtstufige Gymnasium ist alternativlos.

Wie will man sich denn in diesem Umfeld mit einem messerscharf abgegrenzten Profil positionieren? Wie du schon sagtest: Die wehrhafte Demokratie grenzt sich von den Rändern links und rechts außen ab. Und das zum Teil durchaus zu Recht, denn irgendwie hat´s halt auf beiden Seiten auch überwiegend Idioten, wenn ich mir die MLPD und die NPD so anschaue. Das Problem ist, dass den Rändern zu viele Standpunkte zugeordnet werden. Nicht jeder, der Umverteilung möchte ist ein Kommunist und nicht jeder, der Angst vor Überfremdung hat ist ein Nazi. Was wir also wohl brauchen ist eine stärkere Legitimation der beiden Ränder - selbst wenn die überwiegend Unfug verzapfen.

Was es aus meiner Sicht aber auch braucht ist eine Neuerfindung von Links und Rechts. Die beiden Kernattribute "progressiv" und "konservativ" bleiben allgemeingültig, aber viele andere Positionen, die in diesen Lagern stecken sind einfach im Laufe der Zeit obsolet geworden. Dies führt zu einem inhaltlichen Vakuum, das von einer gewaltigen Mitte geschluckt wird.
 
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Eine wunderschöne Geschichte zum Thema - Ich zitiere einfach mal Liza:

Bis vor wenigen Tagen konnte man davon ausgehen, dass es kein Verbrechen gibt, dessen sich die israelische Armee noch nicht schuldig gemacht hat: Sie hat fremdes Land besetzt, dessen durchweg friedliebende Autochthone gedemütigt, eingesperrt oder gleich dahingemetzelt, eine Hungersnot nach der anderen ins Werk gesetzt, Menschen zu verzweifelten Selbstmordanschlägen getrieben und zuletzt sogar vor Bethlehem den Weihnachtsmann verprügelt. Doch dank einer aufmerksamen und engagierten israelischen Soziologin namens Tal Nitzan weiß man jetzt, dass die IDF sich noch weit ärgerer Unterdrückungsstrategien befleißigt als bisher angenommen: Ihre Soldaten vergehen sich nämlich nicht an palästinensischen Frauen – und demonstrieren damit erst recht ihren abgrundtiefen Rassismus. Denn durch diese Unterlassung zeigen die uniformierten Männer, wie Nitzan herausfand, dass ihnen diese Frauen noch nicht einmal eine Vergewaltigung wert sind. Außerdem wollen sie so eine Erhöhung der Geburtenrate in den palästinensischen Gebieten vermeiden. Das Shaine Center der Hebräischen Universität Jerusalem war von den Erkenntnissen der Doktorandin dermaßen begeistert, dass es ihr sogleich einen Preis verlieh.

Nein, das alles ist kein Scherz. Nach einer Befragung von 25 israelischen Soldaten kam Tal Nitzan allen Ernstes zu dem Ergebnis: „Das Fehlen organisierter Vergewaltigungen durch das Militär ist eine andere Art und Weise, politische Ziele zu verwirklichen. Im israelisch-palästinensischen Konflikt verstärkt dieses Ausbleiben von Vergewaltigungen die ethnischen Grenzen noch und verdeutlicht die interethnischen Differenzen – genau so, wie es organisierte Vergewaltigungen durch das Militär getan hätten.“ Mit anderen Worten: Egal, ob die IDF nun über palästinensische Frauen herfällt oder nicht – das eine wie das andere ist ein Zeichen von rassistischer Erniedrigung. Denn: „Vergewaltigung und Nicht-Vergewaltigung sind zwei Seiten derselben Medaille, weshalb der Einsatz von jeweils einer der beiden Möglichkeiten in verschiedenen Situationen zu den gleichen Ergebnissen führen kann.“ Damned if you do and damned if you don’t.

Den Angehörigen der israelischen Streitkräfte, glaubt die Akademikerin, werde beigebracht, die Palästinenserinnen nicht als menschliche Wesen zu begreifen. Die Soldaten hielten sich aber auch „aus demografischen Gründen“ zurück – schließlich wollten sie nicht dazu beitragen, dass die arabische Bevölkerung noch weiter wächst. Steven Plaut, Universitätsprofessor in Haifa und politischer Kommentator, spitzte diesen haarsträubenden Unfug pointiert zu: „Der israelische Rassismus hat demnach eine Unterdrückung des sexuellen Verlangens jüdischer Männer nach palästinensischen Frauen bewirkt – was nur eine weitere Manifestation des zionistischen Rassismus ist. Da das Fehlen von Vergewaltigungen arabischer Frauen durch israelische Soldaten keine historische Parallele zu irgendeiner anderen menschlichen Armee in Kriegszeiten hat, kann das Fazit nur lauten, dass jüdische Soldaten weit rassistischer und intoleranter sind als die anderen.“

Tal Nitzan hätte natürlich auch einfach zu dem Ergebnis kommen können, dass die moralischen Standards in der IDF schlicht höher sind als in anderen Armeen. Aber das widersprach augenscheinlich ihrer Absicht, und deshalb musste das offenbar unerwartete Resultat der Soldatenbefragung interpretatorisch etwas frisiert werden. Für derlei Gehirnakrobatik bekam die Doktorandin dann auch noch einen Preis verliehen, was Zali Gurevitch, linker Anthropologe und Vorsitzender der zuständigen Professorenkommission, auf Nachfrage entschlossen verteidigte: „Es handelt sich um eine seriöse Arbeit, in der zwei wichtige Fragen gestellt wurden: Ist das relative Fehlen von Vergewaltigungen durch die IDF ein erwähnenswertes Phänomen? Und falls ja: Warum gibt es nur so wenige Vergewaltigungen durch die IDF, während sie weltweit in vergleichbaren Situationen wesentlich alltäglicher sind?“, sagte er dem Internetsender Arutz Sheva (Kanal 7).

Wie absurd Nitzans Befund ist, israelische Soldaten seien besonders brutale Besatzer, gerade weil sie palästinensische Frauen nicht sexuell misshandelten, machte Steven Plaut anhand eines Umkehrschlusses noch einmal deutlich: „Würde die kleine Tal von Terroristen der Hamas vergewaltigt, dann zeigte das ihrer eigenen Logik zufolge nur, dass diese Terroristen egalitäre und fortschrittliche Freunde von Frieden und Gerechtigkeit sind.“ Als solche werden sie vor allem in Europa allerdings schon länger gehandelt, und das nicht nur im Konjunktiv. Übrigens wäre es nach dieser Studie wahrscheinlich ausgesprochen sinnvoll, wenn Israel dauerhaft im Westjordanland und Ostjerusalem bliebe. Sonst wird am Ende noch eine akademische Untersuchung prämiert, die den Abzug als „rassistisch“ qualifiziert – weil die Palästinenser den Israelis nicht einmal mehr eine Besatzung wert seien. Und das kann ja wirklich niemand wollen.
http://lizaswelt.blogspot.de/2007/12/vergewaltigungssoziologie.html

Wir lernen: besonders schlimm sind Soldaten die keine Frauen vergewaltigen :silly: :sos:
 
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Aus welcher Quelle hast du denn die Information, dass deine Annahme überhaupt stimmt. Da würde ich anfangen deine Frage zu beantworten. Falls die Annahme nur darauf basiert, dass es hier und in zwei anderen Foren den Eindruck macht stellt sich deine Frage weniger.

sorry, ist zwar veraltet. aber wenn du am wahlabend die glotze an hattest, dann wüsstest du es auch. aber ne, erstmal meckern! meine güte, dann antworte halt nicht wenn du nicht möchstest, aber so eine antwort....boah....zum glück lese ich es erst jetzt.
 
Ich finde das immer sehr löblich, wie sich SdK gegen Antisemitismus engagiert, das muss ich ja mal sagen. Da sind wir auf einer Wellenlänge. 🙂


Was zu dem Thema noch hinzuzufügen wäre: Es gibt auch stramme Antisemiten, die Israel total klasse finden. Weil dann ja die Juden schön weit weg sind. Eine Methode herauszufinden, ob jemand ein Antisemit ist, ist nach Juden zu fragen, die hier leben. Die Meinung zu Michel Friedmann ist z.B. immer sehr interessant. Sicher, man kann den Mann blöd finden, aber der typische Antisemit baut sich immer einen Unterschied zwischen Friedmann und "dem deutschen Volk" zurecht, weil er nicht akzeptieren kann, das Friedmann selbst Deutscher ist. Ich habe so einen Text schon in unserer Lokalzeitung gesehen, damals bei dem Koks-Skandal und mir nur gedacht, wtf? Gleiches gilt für den Zentralrat der Juden, wenn dann so Sprüche kommen, "Warum mischt sich Israel in deutsche Angelegenheiten ein?", bezogen auf den Zentralrat. :dry:
 
Es ist halt leider ein sehr schmaler Grat zwischen "normaler Kritik" und Antisemitismus bzw. Ausländerhass (je nach konkretem Thema).

Ich sehe das Problem darin, dass "normale Kritik" häufig stigmatisiert wird einerseits, und andererseits darin, dass den normalen Kritikern von solchen Sachen wie dem Blogeintrag, auf den SdK verlinkt hat, die Substanz entzogen wird. Unterm Strich führt das zu einer "Man wird doch wohl noch sagen dürfen..." Haltung bei Leuten, die Israels Politik kritisieren, keine Moschee vor der Haustür haben wollen, sich überfremdet fühlen etc.

Sowas wiederum führt dann wieder zur hohen Beliebtheit von Leuten wie Sarrazin, die den Ruf bekommen "endlich einmal auszusprechen, was alle denken".
 
wenn dann so Sprüche kommen, "Warum mischt sich Israel in deutsche Angelegenheiten ein?", bezogen auf den Zentralrat.

Das liegt vielleicht daran, dass der Zentralrat derJuden in Deutschland sehr häufig mit konkreten Antisemitismusvorwürfen reagiert und eben vollständig deckungsgleich mit der israelischen Regierung argumentiert. Da kann es schon zu Verwischungen kommen. Ich sehe hier ein Hauptproblem in sämtlichen Diskussionen über Israel. Wir haben den Lobbyverband der Juden in Deutschland, der oft wen nicht sogar immer die Position der jeweiligen israelischen Regierung übernimmt und Kritik an deren Politik mit Antisemitismus gleichsetzt. Das Problem hierbei ist, das der Zentralrat der Juden für sich in Anspruch nimmt und auch so erscheint, als ob er für alle Juden in Deutschland spräche. SdK hat schon darauf hingewiesen, dass niemand mehr die Israelis kritisiert, als die Israelis selbst. Das aber erscheint in der öffentlichen Debatte hierzulande nicht. Dabei gäbe eine Reihe von Autoren, wie etwa Uri Avneri, die sehrwohl eine andere Position vertreten und auch in Deutsch erscheinen. Kurz und knapp, die Statements des Zentralrates der juden in Deutschland bilden werder die Meinungsvielfalt in Israel noch in Deutschland innerhalb der jüdischen Gemeinschaft ab. wobei ich mich frage, ob der Begriff Juden in Deutschland überhaupt vergleichbar mit Israelis ist. Schließlich sind die Juden hierzulande deutsche Staatsbürger, die eienr Religionsgemeinschaft angehören und Israelis wiederum israelische Staatsbürger, die jüdischen Glaubenssein könne aber nicht müssen. Man sieht also, hier sind schwer Grenzen zu ziehen. Und dies ist ein Probelm inm politischen Streit. Denn man gerät schnell auf eien schiefe Ebene, wo man vielleicht garnicht hin will. Und dies hat durchaus was mit der Verwendung des Begriffes Antisemitismus zu tun.
 
Es ist halt leider ein sehr schmaler Grat zwischen "normaler Kritik" und Antisemitismus bzw. Ausländerhass (je nach konkretem Thema).
Man kann es auch einfach lassen. Ich meine, warum fühlt sich jeder Deutsche dazu berufen, Israel zu kritisieren? Verstehe ich nicht. Israel ist doch jetzt kein so übler Staat, da gäbe es doch viel akutere Brennpunkte in der Welt. Stell Dir mal vor, Israel wäre so wie jetzt nur kein einziger Jude würde dort leben. Kein Schwein würde sich in Deutschland für Israel interessieren.
Ich denke das Problem sind einfach die Medien hierzulande. Da steht in der regionalen, konservativen Tageszeitung schon mal ein hochgradig antisemitisches Traktat zu Friedmann, mit dem Tenor, solange Israel so böse ist, hat Friedman als Jude bitteschön nicht das "deutsche Volk" zu kritisieren. Ich meine, ich hab das Blatt sogar aufgehoben, kann ja mal suchen. Dann veröffentlicht Sarrazin ein Buch über Rassenlehre und die Bild bringt Ausländerwitze unter "Vermischtes". Achja und im Fernsehen läuft Scripted Reality wo ein Türke schwerkriminell ist und eine Deutsche rumkriegen möchte wegen der Aufenthaltsgenehmigung. (Lief tatsächlich)

Und dann erzählt man den Bürgern, vor Asylantenheimen demonstrieren ist unethisch. Mixed Messages nenn ich das.

Man sieht also, hier sind schwer Grenzen zu ziehen.
Wieso ist da schwer eine Grenze zu ziehen? Der Zentralrat der Juden ist eine deutsche Institution mit deutschen Mitgliedern auf deutschem Boden. Ich seh da nichts verwirrendes.
 
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Israel erregt aufgrund seiner kulturellen, geographischen und historischen Einzigartigkeit nunmal die Gemüter. Sowohl die Schulterschlüsse als auch die Kritik fallen im globalen Vergleich sehr unverhältnismäßig aus. Dass ist nicht nur in Deutschland so. Man schaue sich die überbordenden Israel-Solidaritätsbekundungen etwa von amerikanischen konservativ-evangelikalen Verbänden an, denen andere Weltregionen (auch christliche) am Hintern vorbei gehen.

Der ZDJ, vor allem dessen aktueller Generalsekretär Stephan Kramer (<- dass so ein imo unfähiger Mann Generalsekretär ist, zeigt eben leider auch, welchen nachhaltigen Schaden die Nazis dem jüdischen Geistesleben in Deutschland angetan haben - offenbar gibt es nicht viele besser geeignete Kandidaten für den Posten), stehen deswegen in der Kritik, weil sie zu oft und zu pauschal die Nazi- und Schoah-Vergleiche aus der Tasche ziehen und letztere dadurch relativieren.

http://www.sueddeutsche.de/medien/zentralrat-der-juden-vorwurf-antisemitischer-trend-1.944079

Den obigen Artikel finde ich recht treffend, vor allem den letzten Abschnitt.