Für den einen ist es rumgeflenne, andere sehen da valide Punkte die angesprochen werden. Wenne es eine Nummer weniger bildlich haben willst:
http://savestarwars.com/lucasspeechagainstspecialedition.html
Im Wesentlichen geht es mir eigentlich gar nicht darum, ob da valide Punkte angesprochen werden oder nicht, sondern eher um das Ausmaß an Mi-Mi-Mi welches bezüglich der Star Wars Special Editions quer durch die Star Wars Fangemeinde hallt. Oder anders ausgedrückt, um bei meinem obigen Beispiel zu bleiben: Eventuell war es gemein, dem Kind seinen Lolli wegzunehmen, aber wenn das Kind einen Monat später immer noch deswegen jammert ist es trotzdem albern.
Davon unabhängig lasse ich mich aber auch gerne auf eine tiefgreifendere Replik des Sachverhaltes ein. Die von dir gepostete Kongress-Rede ist sehr interessant und berührt einen wesentlichen Punkt, nämlich die Frage, wem Kunst eigentlich gehört und wer ein Recht daran hat, sie zu modifizieren. Quasi als Disclaimer möchte ich noch vorweg stellen, dass auch mir einige Änderungen am ursprünglichen Star Wars nicht zusagen. Insbesondere empfand ich es schon immer als sehr respektlos gegenüber dem verstorbenen Sebastian Shaw, ihn aus dem Film heraus zu schneiden und durch Hayden Christensen als Geist von Vader zu ersetzen. Aber ich möchte davon unabhängig einmal ganz konkret auf die
Kongress-Rede von George Lucas eingehen. Ich will dabei nicht zwingend den George Lucas von heute verteidigen, aber es geht mir darum, dass der gesamte Sachverhalt nicht ganz so einfach ist, wie einige das gerne hätten.
Zunächst einmal kann definitiv festgehalten werden, dass Lucas seine Rede unter einer ganz bestimmten Prämisse gehalten hat, und zwar der, dass Filme von Unternehmen, die deren Rechte erworben hatten geändert (in diesem Beispiel koloriert) wurden, ohne dass die ursprünglichen Schöpfer der Filme das für gut befunden hätten. Das wäre also in etwa so eine Situation, wie wenn ein Admin dieses Forums deinen obigen Beitrag nach eigenem Gutdünken editieren würde. Rein rechtlich darf der Forenbetreiber das, aber begeistert wärst du vermutlich nicht. Eine ganz andere Situation hingegen liegt vor, wenn der Schöpfer eines Films selbst Änderungen an seinem Werk vornimmt, oder um beim Beispiel zu bleiben, wenn du selbst deinen eigenen Beitrag editierst.
Niemand muss eine solche Änderung gut finden, der Punkt ist nur, dass Lucas es machen kann, ganz einfach weil Star Wars seine Schöpfung ist und er dem künstlerischen Drang nach Perfektion nachgibt, so wie eine Band, die ein Re-Recording eines Albums rausbringt. Letzten Endes kann dabei immer etwas Gutes oder etwas Schlechtes herauskommen, das liegt im Auge des Betrachters, relevant ist aber, dass der ursprüngliche Schöpfer eines Werkes die Möglichkeit haben muss das zu tun wenn er möchte. George Lucas hat nicht die Rechte an Star Wars irgendwem abgekauft, es ist sein Werk und er kann es nach rechtlichen und moralischen Standpunkten modifizieren wenn er das will (oder konnte es jedenfalls, bis er die Rechte an Disney verkauft hat). Insofern stehen die nachträglichen Änderungen an Star Wars nicht im Widerspruch zu Lucas Kongressrede von 1988.
Ein weiterer Punkt ist der, dass Star Wars kein "totes", abgeschlossenes Stück Filmgeschichte ist, sondern ein lebendiges Universum, dass konstant weiter entwickelt wird, sei es nun das Expanded Universe oder die neuen Filme. Und im Zuge dieser Änderungen ist nichts heilig, auch die alten Filme nicht.
Last but not least komme ich zu meinem entscheidenden Punkt, nämlich der Inkonsequenz der Fans. Denn um den eigentlichen Punkt der Kongress-Rede geht es doch gar nicht. Der wäre gewesen, dass ein Film nach seinem ersten Erscheinen nicht mehr geändert werden darf - null, nada, niente. Keine Anpassung an neue Technologien, kein Aufbohren von Special Effects, kein Surround Sound, einfach gar nichts. Egal wie besch...en es auch auf BluRay aussehen mag, der Film bleibt wie er ist. Aber das ist doch eigentlich gar nicht das, was die Fans wollen und wenn mal wieder eine neue Edition rauskommt sind sie die ersten in der Schlange ums zu kaufen. Es regt sich auch niemand über die schicken, nachträglich eingefügten Schlachtszenen oder die verbesserten Effekte auf. Überhaupt ist das Aufregen nicht der Punkt. Wenn etwas geändert wird, kann man es gut finden, muss aber nicht. Was aber niemand kann, kein einziger Fan und auch kein Mob mit Mistgabeln und Fackeln ist, George Lucas vorzuschreiben was er zu tun und zu lassen hat.