Eine Herzensangelegenheit
Es hat etwas gedauert, doch jetzt ist es geschafft, mein Ansatz für den
„Cult of the Red Grief“ Fluff. Beim Start des Armeeaufbaus war ich noch davon ausgegangen, dass das eine schnelle Nummer wird, im wahrsten Sinne des Wortes, bei den Speed Freaks. Aber dann bin ich doch über so viel mehr fluffmäßig gestolpert. Und was mich dabei besonders freut, extrem Charakter spezifisch. Tolles Material, für Analysen auf der Metaebene.
Es folgen jetzt drei Abschnitte. Erster Abschnitt, relativ kurzgehalten, der allgemeine Cult Fluff, mit dem allgemein bekannten und in dem Regelwerk fixierten Speed Fokus. Zweiter Abschnitt, eine Zusammenfassung der Cult of the Red Grief Kurzgeschichte: „A Hideous Beauty“. Dritter Abschnitt, die Analyse auf der Meta Ebene, anhand des Instanzenmodells, mit „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“. Dafür bietet sich die Kurzgeschichte geradezu an. Ein wahres Fest, mit ganz viel Charakter Drama.
Wer jetzt bereits mit den Augen rollt, sorry, doch man gönne mir den Spaß. Wo wenn nicht hier. ?
Abschnitt 1
Obsession: The Speed of the Kill
Den Titel habe ich mir nicht ausgedacht (leider) sondern steht so bereits in den Regeln für den Cult of the Red Grief drin im Codex. Während alle Wych Cults bereits sehr akrobatisch und flink daherkommen, treiben es die größtenteils ehemaligen Gangmitglieder des Cults of the Red Grief nochmal auf die Spitze. Sie haben eine wahre Kunstform daraus gemacht. Und überall machen sie das Schlachtfeld zu einem Schauplatz wie in den Arenen von Commorragh. Kurzes Zitat dazu aus dem Codex was ich sehr gelungen finde:
„The galaxy`s battlefields provide almost as great a thrill as the arenas, but some adaptations are necessary. Without a proper audience, I must slice the eyelids off my victims so that I know they are witnessing the true extent of my skill. When I am finished, I must do with the wet applause that comes from the flapping of their rent flesh.”
- Resputia the Razor, Wych of the Red Grief
Wunderbar, das ist eigentlich schon Poesie, von Herzen kommend. ?
Nochmal zum Ausgangspunkt zurückzukommen. Wie ein blutiger Wirbelsturm ziehen die Wyches of the Red Grief über ihre Gegner bzw. Opfer hinweg. Schlagen schnell zu und sind dann wieder weg. Dabei helfen ihnen ihre überragenden akrobatischen Fähigkeiten, während sie sich aus einem Raider schwingen, einen Kopf abschlagen und schon wieder im Raider sitzen, auf der Jagd nach neuen Opfern. Wie ein Junkie, von Kick zu Kick. Auch basiert ihre gesamt Defensive darauf, nicht mehr da zu sein, wenn der Gegenschlag kommt. Ihre überragenden Reflexe helfen ihnen zudem Schlägen im Kampf spielend auszuweichen.
Abschnitt 2
„A Hideous Beauty“ Zusammenfassung der Kurzgeschichte. Dies ist gezielt keine Review, sondern dient als Grundlage für alles was dann in Abschnitt 3 folgt. Wer die Kurzgeschichte bereits kennen sollte, kann diesen Abschnitt auch praktischer Weise überspringen.
Zentrale Charaktere:
- Succubus Yctria Ghularis, the Flayer Queen
- Succubus Kariache
- Succubus Idyliane
- Haemonculus Croniarch Sekh
Kurz zur Einordnung, ein Wych Cult wird i.d.R. von drei mächtigen Succubus geführt, wovon eine die wahre Anführerin ist, während die anderen beiden zu ihr iim steten Wettbewerb stehen.
Die Anführerin hier ist Yctria Ghularis, welche hinter ihrem Rücken als Flayer Queen bezeichnet wird. Sie hat eine Vorliebe dafür ihre Gegner bei lebendigem Leide zu häuten. Dazu hat sie eine selbst für Drukhari übellaunige Natur und kann sich meist selbst nicht im Zaun halten, wenn ihre Wut sich Bahn bricht.
Quasi auf dem anderen Ende der Skala steht ihr gegenüber Kariache, welche gleichwohl Bewunderung, wie Verachtung auf sich zieht, da sie ihre im Kampf zugezogenen Narben offen zur Schau stellt und sich weigert Schönheitseingriffen zu unterziehen, wie es sonst üblich ist unter den Succubus. Kariache steht quasi über den Dingen, hat dadurch fast schon etwas Erhabenes, was die Zuschauer in der Arena fasziniert.
Idyliane nimmt dabei als dritte im Bunde eine eher neutrale Position ein, kalkulierend, abwartend, bevor sie ihren Zug macht. Dabei aber durchtrieben von Ambitionen, selbst die Nummer 1 zu sein. Das ist aber nichts ungewöhnliches, quasi Drukhari Standard Denke.
Haemonculus Croniarch Sekh nimmt in dem ganzen einen Blickwinkel von außen ein, als einer der Bewunderer von Kariache. Vorstellungen in den Arenen besucht er einzig, um ihren Darbietungen beizuwohnen. Die finster vernarbte Succubus fasziniert ihn.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf, als bei einer Vorstellung Kariache gegen einen Imperial Knight kämpft. Da die sehr auf ihre Schönheit bedachte Yctria, Kariache regelrecht verachtet für ihre Art und Weise, ist der Kampf manipuliert und soll in der Niederlage von Kariache enden. Aber Kariache weiß mit ihrem Können auch dieses Hindernis zu überkommen und ist kurz davor den Imperial Knight niederzustrecken, nachdem sie ihm bereits vernichtende Schläge zufügen konnte. Da stürmt aber eine ungehaltene Yctria in die Arena und streckt Kariache hinterrücks nieder. Anschließend häutet sie Kariache bei lebendigem Leibe vor den verzückten Augen der Zuschauer. Anschließend nimmt sie sich die abgezogene Haut von Kariache als Umhang.
Croniarch Sekh fühlt sich von diesem Verrat an seiner Lieblings Succubus allerdings verärgert. Hinter den Kulissen veranlasst er das die blutige Leiche von Kariache in seine Labore gebracht wird.
Wie das Schicksal es dann so will, kommt es später zu einem gemeinsamen Raubzug von dem Wych Cult of the Red Grief und dem Haemonculus Coven von Croniarch Sekh. Die arrogante und aufbrausende Yctria ist sich nicht bewusst, welche Verärgerung sie bei Croniarch Sekh auf sich gezogen hat. Und das im Hintergrund bereits ihre Succubus Idyliane einen Komplott gegen sie zusammen mit dem Haemonculus geschmiedet hat.
Und so beginnt der Raubzug auf einer imperialen Welt. Es folgt eine Menge an Blutvergießen, was letztendlich zu der Auslöschung aller imperialen Verteidiger führen soll. Der geballten Kampfkraft aus Wych Cult und Haemonculus Coven haben die Verteidiger kaum etwas entgegen zu setzen. Es ist ein Abschlachten.
Dies ist aber lediglich die blutig triefende Bühne, für Croniarch Sekhs Rache Plan an Yctria und dabei Idyliane Chance darauf die neue Nummer 1 zu werden.
Auf dem Höhepunkt des Massakers, während sich Yctria im Brutrausch zusammen mit ihren Bloodbrides durch die Verteidiger metzelt, setzten geschickt platzierte Schmerzmaschinen von Croniarch Sekh ein Mutagen Gas frei, welches Yctria in eine mutierte, verzerrte Scheußlichkeit verwandelt. Sowas in der Art wie ein Chaos Spawn, nur ohne Chaos. Idyliane (welche im Vorfeld ein Gegenmittel von dem Haemonculus bekommen hatte) kann diesen Moment aber nicht für ihren eigenen Vorteil nutzen und wird im kurzzeitig erstarkten Widerstand der imperialen Verteidiger niedergestreckt. Diese nutzen den Moment interner Ränkespiele der Drukhari und schießen alle verbliebenen Bloodbrides und dabei auch Idyliane nieder.
Das groteske, stumpfe Monster was nun Yctria ist, wird von den Schergen des Haemonculus gefangen genommen. Der Haut Mantel, aus der Haut von Kariache gefertigt, sammelt der Haemonculus ebenfalls in dem Zuge ein.
Einige Zeit später, wieder in den Arenen des Cult of the Red Grief, stolziert eine gut gelaunte, wie wiederbelebte Kariache in die Arena. Hinter ihr her, an einer Kette, zieht sie das vor Schmerzen stöhnende Monster das einst Yctria gewesen ist. Von der Tribüne verfolgt Croniarch Sekh diesen quasi Triumphzug mit vollster Zufriedenheit. Der Cult hat eine neue Queen und alle anderen wissen was man für einen Preis zahlen muss, wenn man den Haemonculus wagt zu hintergehen.
Abschnitt 3
Dann wollen wir das ganze mal versuchen Aufschlüsseln und Einzuordnen. Eine Geschichte mit Aufs und Abs. Auf der Meta Ebene verwandeln sich die Charaktere dabei in idealisierte Ideen, für die der Cult steht. Ein Charakter, aufgebrochen in sein „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“.
„Es“ gesteuert durch die eigenen Bedürfnisse, reagiert aus der Situation heraus. Alles muss umgehend befriedigt werden, bis hin zum Todestrieb. „Es“ wird dabei durch Yctria verkörpert. Und steht im direkten Konflikt mit dem „Über-Ich“, welches durch die gefühlt über allem stehende Kariache verkörpert wird. Sie steht für feste Werte und übergreifende Ideale, welche von Yctria abgelehnt werden. In der Mitte bewegt sich das „Ich“ in Form von Idyliane, welche zu keinem der beiden Extreme neigt und damit das noch am ehesten nach Drukhari Maßstäben verortete Realitätsbewusstsein darstellt. Immer im Wechselfeld zwischen den Polen der Triebe des „Es“, Yctria und der überlebensgroßen Ideale des „Über-Ich“, Kariache.
Da solche Konzepte selber unsterblich sind, kann letztendlich auch Kariache als „Über-Ich“ nicht von Yctria, dem „Es“ lange ausgeschaltet werden. Kariache kommt zurück und hegt als „Über-Ich“ das triebhafte „Es“ Yctria in dem Zuge ein. Dazwischen wird das „Ich“ in Form von Idyliane quasi aufgerieben, kann seinen Vorteil trotz aller Rationalität nicht nutzen. Für Drukhari Verhältnisse bedeutet dies wohl am ehesten das es konstant ein Leben im Extrem ist. Living on the Edge. Etwas dazwischen gibt es nicht, kann es nicht geben. Hat keinen Bestand.
„A Hideous Beauty“ also die Scheußliche Schönheit, ist auf den ersten Blick ein Oxymoron, also ein Wiederspruch in sich, wie z.B. eine gerade Kurve. Für die Drukhari aber denke ich mehr als passend, trifft quasi den Kern des Ganzen. Weitergehend interpretiert ist Yctria dabei zu Anfang äußerlich schön, aber innerlich abgrundtief hässlich. Während Kariache ihr Negativ ist. Äußerlich hässlich (nach Drukhari Standards, wird dennoch weiterhin als finstere Schönheit gesehen), dafür innerlich schön, was hier bedeutet, sie hält an höheren Idealen fest und hat für Oberflächlichkeiten nichts übrig.
Am Ende der Geschichte geht dabei die innerliche Hässlichkeit von Yctria in ihrer mutierten Monster Form nach außen über. Im Innern entsteht dabei dann eine Art endlose Qual. Bei den Drukhari kann man das auch als Schönheit in Melancholie interpretieren. Damit wäre die Umkehr, wenn auch sehr Drukhari-typisch gewaltsam, erfolgt. Kariache dagegen bleibt sich weiterhin treu. Ihre unerschütterliche Natur und Zuversicht wie eh und je fest verankert in ihr. Trägt auch weiterhin genau dieselben Narben wie früher selbstbewusst zur Schau. Dafür hatte ihr Gönner, Croniarch Sekh extra ihr abgezogene Haut verwendet bei der Wiederbelebung. Sie bleibt damit die unangefochtene Schönheit der Arena. Ihr „Über-Ich“ überstrahlt alles. Wie Motten um das Licht fühlen sich die anderen Drukhari zu ihr hingezogen. Fast schon hypnotisch. Schönheit und Scheußlichkeit liegt dabei auch im Auge des Betrachters, wie man an Kariaches „Verehrer“ dem Haemonculus Croniarch Sekh sehr gut sehen kann. Er kann in dieser Geschichte als Spiegel gesehen werden, in dem sich die unterschiedlichen Aspekte des Wych Cults widerspiegeln. Prismatisch in Perfektion verewig. Andere in ihren Formen verzerrt. Oder der Spiegel bricht. Je nach dem Blickwinkel des jeweiligen Betrachters.
Mein persönliches Fazit:
Ich liebe es einfach mich auf diese Art und Weise mit dem Fluff auseinander setzen zu dürfen. Da gibt es so viel Potential, welches fluffmäßig ausgeschöpft werden kann, wenn einem der Sinn danach steht. Was bei mir natürlich immer der Fall ist.
😉
Die Charaktere und die Ideen dahinter bekommen so viel mehr Gewicht und Bedeutung. Und die Rückkoppelung ist dann die zu den eigenen bemalten Püppchen im jeweiligen Farbschema. So ein auf den ersten Blick triviales Farbschema kann dabei zu einer Form der Transzendenz werden. Darüber hinausgehen, mehr als die Summe seiner Einzelteile sein. Ein Gedanke, der motiviert weitergedacht, lohnt verfolgt zu werden. Wo kann einen dies noch hinführen. Zu welchen neuen Erfahrungen, und bei den Drukhari auch gerne zu Exzessen bar jeder Vorstellung.