Die Realitätsvergleiche sind ziemlich sinnlos, jedes der historischen und aktuellen Systeme der Menscheit sind im Vergleich zu 40k Menschenwelten Kindergarten und enthalten bestenfalls einzelne Komponenten der dortigen Zustände in minderer Ausprägung. Gleichzeitig hat der Druck externer Gefahren (alles was nicht dezidiert pro-System ist) eine ganz andere, heute unvorstellbare Dimension. Da ist sogar Heinleins Welt der "Starship-Troopers" bestenfalls ein noch vorstellbarer erster Schritt.
Wir denken bestenfalls, uns das realistisch vorstellen zu können, aber wir würden schon bei einem Bruchteil davon zu Grunde gehen.
Das Gut und Böse nach heutigem Maßstab, nach unserer Realität oder gar nach der Charaktertabelle eines Fantasyspiels beurteilen zu wollen, schlägt völlig fehl.
Aus Sicht der Menschheit dürfte, bei allwn individuellen Einschränkungen, das Imperium alternativlos gut sein, da es allein, zumindest für Ganze, ein Überleben garantiert. Die Umstände sind von GW so gestaltet, dass ein anderes Gut nur so definieren kann, mit dem Inventar des heutigen klassisch "Guten" kann man gleich aufhören.
Die übrigen Fraktionen dürften sich übrigens selbst ähnlich sehen, wenn deren Exponenten das Thema überhaupt juckt.
Die Interpretation liegt ohnehin im Auge des Betrachters / Spielers, je nachdem, was aus Spiel und Hintergrund auf ihn wie einwirkt.
Da kann GW erzählen, was GW, warum auch immer, über seine Intentionen erzählen will. Das mag sogar aus einer nachvollziehbaren Motivation heraus erfolgen, glaubhafter wäre es, wenn GW den Hintergrund ändert und das nicht Gute stärker in allen Bereichen des Spiels klarstellt. Grimdark ist da auch keine Auflösung des Problems, das illustriert nur die Zustände in der 40K-Welt anders, das ist nur eine andere skin. Zudem zieht GW ja nicht die älteren Geschichten ein, nur weil jetzt die Skala auf "etwas düsterer" gedreht wird.
Solange es zumindest ansatzweise positiv erzählten Heroismus und ähnliches für manche Fraktionen gibt, während andere mehr eindeutig als übel charakterisiert sind, hat das "es gibt keine Guten" eine dünne Grundlage. Wenn Spacemarines eine Menschenwelt vor dem Chaos etc. pp. retten, sind sie bei allen Kollateralschäden erstmal "gut". Wenn irgendwer Häretiker und Xenos einäschert, dann feiert man das schon als ok, sogar wenn man zugesteht, dass manche Erfolge "hohl klingen", was man aber gern auf due Unendlichkeit des Krieges oder persönliches Verhängnis schiebt. Kaum ein Spieler verbindet diesen Spielalltag mit irgendwelchen gegenläufigen systemischen gut-böse Wertungen, es wirkt auch deshalb sehr aufgesetzt, wenn GW diese Wertungen jetzt mal nach vorn schiebt (oder auch nut behauptet "Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen") und im Spiel, Marketing usw. weiter sehr wohl und vermutlich auch künftig auf "gut gegen böse" setzt.