40k Ferien im Paradies

Back in Action!

Hurra, ich hab zwei Wochen Urlaub vom Bund, und damit jetzt auch mal Zeit, hier ein wenig weiterzumachen. Lange Rede, kurzer Sinn, hier ist eine neue Episode.

Der Mann neben Haller fiel schreiend, sein Bein von einem großkalibrigen Geschoss in Stücke gerissen. Haller warf sich geduckt nach vorne, den heißen Plasmawerfer an sich gedrückt. Der stählerne Finger seiner Rechten riss wieder und wieder den Abzug der Waffe durch, überschüttete den Flur vor ihnen mit blauem Feuer. In Hallers Sichtfeld tanzten farbige Nachbilder, hervorgerufen durch die unerträgliche Helligkeit der Plasmaentladungen.
Seine Männer waren hinter ihm, und die Schneise, die er schuf, konnten sie nutzen. An seinen Schultern vorbei jagten ihre Laserimpulse, töteten das, was den Plasmasturm überlebt. Weit hinter ihnen, in der anderen Richtung des Flurs, fauchte ein Flammenwerfer und sicherte ihre verwundbare Rückseite.
Für den Landsitz würde es kein Morgen mehr geben, soviel stand fest. Die Holzverstrebungen, die die steinernen Wände stützten, standen bereits in Flammen, und Plasmafeuer und Handgranatendetonationen hatten große Löcher in die Wände gerissen. Hinter zerschmetterten Türen wimmerten Verwundete, auf dem Flur grollten und grunzten tödlich getroffene Orks ihren letzten Atem heraus. Haller und seine Männer hatten nicht einmal Zeit, ihnen die Gnade des Imperators zuteil werden zu lassen.
Sie passierten die aus den Angeln gerissene Tür zu Leutnant Fahrenhorsts Quartier. Der Leutnant saß vornübergesunken an seinem Schreibtisch. Auf dem Holz hate sich eine Blutlache ausgebreitet, die keinen Zweifel daran ließ, dass die Schüsse, die Fahrenhorst getroffen hatten, tödlich gewesen waren. Haller vertrieb das Bedauern mit einem Kopfschütteln. Sie mussten weiter.
Die nächste Tür war noch intakt, auch wenn lange Kratzer davon kündeten, dass die Orks versucht hatten, sie aufzubrechen. Ein einziger Schlag von Hallers rechter Hand ließ das Schloss aus seiner Verankerung brechen und die Tür nach innen auffliegen.
Eine Lasersalve verfehlte ihn um Millimeter, versengte ihm die rechte Schulter und Wange. „Feuer einstellen!“, schrie Haller.
Leutnant Strauß lugte vorsichtig hinter dem Massiven Bein seines Schreibtischs hervor. Er hielt seine Laserpistole mit beiden Händen in einem zitternden, unsicheren Anschlag. Die Mündung schwankte hin und her, der Zielmarkerpunkt tanzte auf Hallers Körper umher. Hinter Strauß bewegte sich der kunstvoll frisierte Haarschopf Lady Eurydikes, die sich hinter dem Schreibtisch auf den Boden presste.
„Nehmen sie die Waffe runter, Strauß.“, befahl Haller. „Ich bin kein Ork.“
Strauß reagierte nicht. Die Mündung seiner Waffe blieb auf Haller gerichtet. In den Augen des Leutnants blitzte nackte Angst.
Haller zuckte mit den Schultern und trat zurück in den Flur. „Zwo Mann bringen den Leutnant und Lady Eurydike nach draußen.“, befahl er den Männern hinter ihm. „Der Rest folgt mir weiter.“
Die Tür zu den Gemächern der Lady lag nun direkt vor ihnen. Tote kalopulosische Wachen und ein erschlagener Ork zeugten davon, dass hier heftige Kämpfe stattgefunden hatten. Die Tür selbst stand offen. Haller und die drei Männer die noch bei ihm waren, nahmen rechts neben der Tür mit dem Rücken zur Wand Aufstellung.
Haller nahm langsam die Linke vom Handschutz des Plasmawerfers. Langsam und deutlich hob er die Hand auf Schulterhöhe, ballte sie zur Faust und gab das Signal zum Stürmen. Noch vor seinen Männern wirbelte er herum und schwenkte die Mündung des Plasmawerfers sichernd durch sein Sichtfeld.
In der Mitte des Raums hielt ein Ork von grotesker Größe Lady Ganaselos wie eine Puppe im Schraubstockgriff seines linken Arms umklammert, während seine Rechte einen gewaltigen Revolver auf die Imperialen richtete. Zwischen den gewaltigen, zu einem abartigen Grinsen verzogenen Kiefern der Kreatur ragte ein glühender Zigarrenstummel hervor. Zu Füßen des Orks lag Hauptmann Iolaos, sein Gesicht zu einer Grimasse des Schmerzes und der Hilflosigkeit verzerrt. Der Kalopulosi presste beide Hände auf ein Loch in seinem brustpanzer, aus dem in stetem Strom dunkles Blut pulste.
„Keinä Bäwägung!“, bellte der Ork und fixierte Haller mit der rot leuchtenden Zieloptik, die sein rechtes Auge ersetze. „Keinä Bäwägung, oda da Lady bricht sich ihrän schönän Hals.“ Wie zum Beweis verstärkte er den Druck seines Arms, und Lady Ganaselos keuchte entseztt auf. Der Ork stieß zufrieden eine Rauchwolke zwischen den Zähnen hervor. „Da Waffän runter, meinä Härren...“, schnarrte er.
Die Männer zögerten. Sie blickten zu Haller.
Er senkte den Plasmawerfer. „Tut, was er sagt. Und dann raus hier.“
 
@Hanniball & Scroll:

Ich dachte mir, dass Urlaub in der AGA zu Verwirrung führt. Gibt es normalerweise auch nicht, aber das Stammpersonal unserer Batterie ist im Moment zum Übungsschießen auf Kreta, und da kann man sich natürlich nicht um die Rekruten kümmern. Weil wir aber alle lernwilige und motivierte Kerlchen sind, hat man den restlichen Dienstplan der dreimonatigen AGA gestrafft und uns diese zwo Wochen als Urlaub gewährt. Nett, oder?

So, weiter geht's...

„Äch solltä mich wohl vorstellän.“, grunzte der Ork, Haller über das Korn des Revolvers anvisierend. „Äch bin Obazt Körtzsnik, Kommandant vonnä Grien Bärätz. Wer sin’ sie, Leutnant?“
Haller brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er gemeint war. Zu groß war seine Überraschung, dass der Xenos ihn nicht einfach niederschoss und aus dem Raum verschwand. Die Situation war schlichtweg grotesk. „Ich bin Leutnant Haller vom 43. Regiment des Todeskorps von Krieg.“, murmelte er schließlich.
„Eina von Hauptmann Krügas Boys, oda?“, schnappte der Ork.
Hallers Finger verkrampften sich. Er wünschte, dass er den Plasmawerfer nicht niedergelegt hätte. Diese Bestie war schuld, dass Hauptmann Krüger im Sterben lag! Auch wenn es ihn und die Lady das Leben gekostet hätte, in diesem Moment hätte er den Xenos ohne zu zögern mit einem Feuerstoß glühendheißen Plasmas vom Angesicht des Planeten getilgt. Aber der Plasmawerfer lag nutzlos zu seinen Füßen.
„Jawohl.“, sagte Haller zögernd, dann hängte er, in Erinnerung daran, dass der Ork sich als ‚Obazt’ bezeichnet hatte, ein wenig respektvolles „Sir“ hinten an.
„Sä scheinen ’n harter Git zu sein, Leutnant Haller. Sä tragen das scharlachrotä Ähränmädalliong, wie äch sähä.“ Körtzsnik nickte anerkennend. „Ihr Boyz vom Todäskorps seid gute Jungz. Nich so wie da schwächlichän Menschänz von hia.“ Der Obazt trat gegen den vor ihm liegenden Iolaos, was diesen vor Pein zum Aufschreien brachte.
„Wolltä mich mit’m Messa beeindruckän, da Git...“, murmelte Körtzsnik versonnen, dann richtete er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf Haller. „Es wäre schadä, wenn äch sä erschießän müsstä, Leutnant. Hat mir schon Leid getan, wat ich mit ihräm Hauptmann anstellän musstä.“
„Monster!“, zischte Haller.
Körtzsnik schwenkte die Mündung seines Revolvers in einer tadelnden Geste. „Füa einän Mann, der kurz vorräm Tod steht, habän sä einä großä Klappe, Leutnant. Äch kann sä auch so erschießen, und wir sparen uns da Kapitulationsverhandlungen.“
„Kapitulationsverhandlungen?“, schnappte Haller. „Sie wollen verhandeln?“
Körtzsnik nickte. „Hab ja wenig Alternativän. Meinä Boyz sin alle wechgämoscht, also muss äch freiäs Geleit aushandeln. Äch nehmä da Lady mit, bis äch mich einigermaßen sicher fühlä, dann könnta sä wiederhaben. Und ich will welchä von den Waffenz, die ihr hia gebunkert habt.“
„Fahr zur Hölle, Grünhaut.“, stöhnte Iolaos zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ach, halt da Klappä!“ Körtzsniks schwerer Stiefel traf den kalopulosischen Hauptmann erneut, diesmal so heftig, dass der Tritt Iolaos nach vorn rollen ließ, wo der Hauptmann reglos liegenblieb. Unter seinem Körper rann Blut aus der Brustwunde hervor.
„Sie wissen genau, dass ich ihnen keine Waffen geben kann.“
Körtzsnik grinste. „Vorschriftänz.“, meinte er. „Dann muss äch sä mia also selber nehmän. Wat äch jetzt tuän werdä, tut mia schon leid, Leutnant.“ In einer pathetischen geste hob er den Lauf des Revolvers so, dass Haller direkt in das gähnend schwarze Loch der Mündung starrte.
„Sagän sä auf Wiedasähn, Leutnant Halla!“
„Es ist ihre Zeit, sich zu verabschieden, Oberst.“, sagte eine Stimme von links. Hauptmann Krüger hing mehr als dass er stand im Türrahmen zu dem Raum, in dem sein Sterbebett stand. Mit festem Griff hielt er Hallers Laserpistole im Anschlag.
„Wat zum...“, bellte Körtzsnik, Sekundenbruchteile bevor sich eine Salve Laserimpulse in die Seite seines gewaltigen, kahlrasierten Schädels bohrte. Der Obazt heulte auf. Sein Zeigefinger betätigte den Abzug.
Haller fühlte das Geschoss über sich hinwegrasen. Ohne zu zögern warf er sich zu Boden und griff nach dem Plasmawerfer. So schnell er konnte brachte er die kompakte Waffe in Anschlag.
Körtzsnik hatte die Lady losgelassen und von sich gestoßen. Die Wunde an seinem Kopf hatte den Ork nicht kampfunfähig gemacht, knurrend und grunzend wandte er sich in fast schon provozierender Langsamkeit Krüger zu, den schweren Revolver in der massigen, grünen Faust. Krüger schoss erneut, aber die Laserimpulse verursachten auf der Brust des Orks nicht mehr als oberflächliche Verbrennungen.
Hallers Finger zog den Abzug des Plasmawerfers durch und hielt ihn für unendliche Sekunden fest. Ein wahrer Sturm von Plasmablitzen äscherte Körtzsnik ein für allemal ein, bevor die Waffe schließlich pfeifend und piepend ihren Dienst versagte und mit rotem Blinken eine katastrophale Überhitzung ankündigte.
 
Keuchend zog Haller den verwundeten Hauptmann hinter sich her durch das Inferno des Flurs. Krüger war bei Bewusstsein, was die Sache nicht besser machte. Jeder Meter ließ ihn furchtbare Schmerzen erleiden, und jedes Hindernis stellte Haller vor ein neues Problem.
„Lassen sie mich zurück, Leutnant.“, forderte Krüger mit zusammengebissenen Zähnen. „Sie schaffen es nie rechtzeitig hinaus, wenn sie mich mit sich schleifen müssen.“
„Das ist ausgeschlossen, Sir.“, sagte Haller trotzig. Austretendes Plasma hatte seine Handprothese verschmort und in ein nutzloses, zur Faust geballtes Stück Metall verwandelt, also legte er den rechten Arm um Krügers Brustkorb, um den Hauptmann mit sich die Treppe hinunter schleppen zu können.
„Sie sterben hier, wenn sie mich nicht zurücklassen.“, keuchte Krüger.
„Sie sterben hier, wenn ich sie zurücklasse, Sir.“ Haller hievte den protestierenden Hauptmann auf Brusthöhe und nahm vorsichtig die erste Stufe. Krüger stöhnte vor Schmerz und Anstrengung. Es mochte sein, dass der Weg ihn umbrachte, aber dann hätte Haller es zumindest versucht. „Kommen sie, Sir.“, sagte er so trocken wie möglich. „Die Lady wartet.“
Lady Ganaselos war aus dem Raum geflüchtet, kaum dass Haller Körtzsnik zu Asche zerblasen hatte. Sie musste inzwischen längst draußen bei den Männern der Kompanie in Sicherheit sein. Ihr Leibwächter, Hauptmann Iolaos, hatte es nicht geschafft. Haller hatte ihn tot in den Gemächern der Lady zurücklassen müssen.
„Ich habe noch nie eine Dame warten lassen...“, murmelte der Hauptmann. Sein Mund verzog sich zum Versuch eines Lächelns.
„Dann sollten wir jetzt auch nicht damit anfangen.“, entgegnete Haller geistesabwesend. Seine Aufmerksamkeit war auf etwas gerichtet, was der Hauptmann zum Glück noch nicht bemerkt hatte: Der Flur im Erdgeschoss stand lichterloh in Flammen. Dort entlang würden sie sicher nicht mehr entkommen. Haller machte kehrt und stieg die Treppe wieder hinauf, den Hauptmann noch immer wie einen Sack Getreide umklammert.
„Sie... haben doch nicht etwa etwas vergessen, Leutnant?“, scherzte Krüger. „Hat man ihnen in ihrer verdammten Grundausbildung nicht beigebracht, immer alles nötige bei sich zu haben?“
Haller stemmte sich gegen Krügers zusätzliches gewicht weiter die Treppe hoch. Obwohl er ein kräftiger Mann war, drohte die Muskulatur in seinen Schultern und Oberschenkeln allmählich den Dienst zu versagen. Er musste ein Fenster erreichen, und zwar schnellstens, sonst würden sie tatsächlich beide in diesem verdammten Landsitz sterben.