40k Ferien im Paradies

Kruppkes massige Gestalt tauchte neben Haller auf. Der Hauptgefreite bot in seiner weißen Feinrippunterwäsche, deren Hemd sich über seinem Bauch spannte, einen grotesken Anblick. Er schnaufte eine ganze Weile, bevor es ihm gelang, einen sinnvollen Satz herauszubringen. „Leutnant Haller“, sagte er, „Sir, die Orks sind bereits im Gebäude.“
Haller nickte, den beunruhigend warmen Plasmawerfer an die Schulter gelehnt. Er stand unmittelbar vor dem Eingang des Haupthauses. Von drinnen waren Schüsse zu hören, Schreie und gebellte Befehle.
„Das ändert nichts an meinem Befehl, Hauptgefreiter.“, entgegnete Haller. „Bewaffnen sie die Männer soweit es möglich ist, dann stoßen sie ins Gebäude vor und vertreiben die Orks daraus. Wir müssen den Landsitz halten.“ Haller spuckte aus, brachte den Plasmawerfer in Anschlag und stürmte durch die offenstehende Tür, bevor Kruppke auch nur antworten konnte.
Eine Geschossgarbe pfiff an ihm vorbei, kaum dass er den Hauptkorridor im Erdgeschoss betreten hatte. Haller wirbelte geduckt herum, den kompakten Plasmawerfer eng an die Brust gepresst, und feuerte seinerseits eine Salve Plasmaentladungen. Die glühenden Geschosse tauchten den Gang in bläuliches Licht, das Haller einen Moment geblendet die Augen schließen ließ. Als er wieder klar sehen konnte, lagen zwei Orks verkrümmt und mit verbannten Torsi auf dem Boden.
Haller ging langsam vor, über die Körper der Orks hinweg. An jeder Tür blieb er stehen, sicherte den dahinter liegenden Raum mit einem schnellen Schwenk der Waffe. Er hatte Glück, dort warteten keine weiteren Orks auf ihn. Hinter sich hörte er, wie die ersten Soldaten des Todeskorps das Gebäude betraten. Es war beruhigend, sie hinter sich zu wissen.
Aus einigen Räumen starrten ihm verängstigte Hausbedienstete entgegen, die sich hinter umgestürzten Tischen und Regalen versteckt hatten. Haller versuchte, sie mit Handzeichen zu beruhigen und ihnen begreiflich zu machen, dass sie bleiben sollten, wo sie waren. Das letzte, was die Soldaten des Todeskorps jetzt noch gebrauchen konnten, waren panische Zivilisten, die durchs Schussfeld liefen.
Als er den Absatz der Treppe hinauf ins Obergeschoss erreicht hatte, vibrierte der Werfer in seinen Händen. Haller warf einen Blick auf die Statusanzeige der Waffe, konnte jedoch wenig aus den kryptischen Symbolen ablesen. Das rote Blinken der Leuchtziffern verhieß nichts gutes, doch Haller verstand zuwenig von Plasmawaffen, um jetzt etwas dagegen zu unternehmen. Er konnte nur hoffen und beten, dass die Waffe ihn nicht vorzeitig im Stich lassen würde.
Von oben war das Grunzen und Schnauben mehrerer Orks zu hören. Dumpfe Schläge kündeten davon, dass die Xenos wohl versuchten, verschlossene Türen aufzubrechen. Mit etwas Glück hatten sie nicht einmal bemerkt, dass ihre Kameraden im Erdgeschoss nicht mehr am Leben waren.
Die Soldaten hatten innerhalb weniger Augenblicke zu Haller aufgeschlossen. Mit gemischter Bewaffnung und in äußerst unvorschriftsmäßiger Bekleidung drängten sie sich hinter dem Leutnant, auf seinen Befehl wartend. Mit aller gebotenen Vorsicht trat Haller so leise wie möglich auf die erste Treppenstufe, bedeutet den Männern, ihm mit ebensolcher Vorsicht zu folgen.
Die wenigen Stufen der Treppe wurden zu einem schier endlosen Aufstieg. Das vorhergehende Feuergefecht hatte die hölzerne Treppe in Mitleidenschaft gezogen, ganze Stücke aus ihr herausgerissen und sie mit zertrümmertem Mobiliar, Stofffetzen und toten Kriegern der kalopulosischen Wache gleichsam übersät. Schwere Kampfstiefel waren nicht gerade dafür gemacht worden, sich auf solchem Grund leise zu bewegen, und die ständige Furcht davor, im nächsten Moment einen Ork mit im Anschlag gehaltenen Maschinengewehr am anderen Ende der Treppe auftauchen zu sehen, ließ Haller und seine Männer diese Aufgabe nicht gerade mit Gelassenheit angehen.
Als sie die letzte Stufe nahmen hämmerten von beiden Seiten die Salven der Orks auf sie ein. Mit einem Schrei auf den Lippen erwiderten Haller und seine Soldaten das Feuer.
 
Okay, da bin ich wieder. Ich hoffe ihr verzeiht mir den kleinen Ausflug in Krügers Kopf, der jetzt folgt...

Die Tragegurte des schweren Gepäcks schnitten tief in Krügers Schultern, selbst durch den dick gefütterten Mantel hindurch. Nach einer halben Woche des auf sich allein gestellten Marschierens in der nuklearen Eiswüste, die diesen Teil der Oberfläche von Krieg bestimmte, wusste der junge Kadett nicht mehr, ob er noch bei Verstand war oder schon längst die Grenze zum Wahnsinn hinter sich gelassen hatte. Fast erstickend unter der Atemschutzmaske waren es nur zwei Gedanken, mit denen sich sein übermüdetes Hirn noch beschäftigte: Der Gedanke an Wasser und der sehnliche Wunsch, in der Ferne endlich das Leuchtfeuer des Sammelpunkts lodern zu sehen. Wenn es denn so etwas wie einen Sammelpunkt je gegeben hatte...
Den Kompass hatte der Vierzehnjährige vor zwei Tagen fortgeworfen. Die Strahlung störte den Ausschlag der Nadel, eine Orientierung war damit nicht möglich. Mit der Karte hatte er in letzter Not sein Lagerfeuer angezündet; auch sie war angesichts der kargen Landschaft unnütz.
Seine Beine waren unendlich schwer geworden in den langen Stunden seiner Wanderschaft. Wenn er jetzt aufgab und sich nur einen Moment lang erlaubte, die müden Glieder auf der Erde auszustrecken, so wäre er verloren, das wusste Krüger noch, und das war das einzige, was ihn noch dazu brachte, einfach weiterzugehen. Er wollte nicht hier draußen sterben, in dem Wissen darum, aufgegeben zu haben.
...
„Ihre Prüfungsergebnisse in Mathematik lassen in letzter Zeit zu wünschen übrig, Kadett Krüger.“, begann Hauptmann Kaltenbrunn unverhohlen das Gespräch, zu dem er den jungen Kadetten in sein Büro befohlen hatte. Als Krügers Tutor war es Kaltenbrunns Aufgabe, über die Leistungen des Kadetten zu wachen.
„Ja, Sir.“, entgegnete Krüger.
„Sind sie überfordert, Kadett?“
„Nein, Sir.“ Krüger wusste, dass ein „Ja“ bedeutet hätte, dass er seine Sachen packen und die Akademie hätte verlassen können, allerdings nicht um nach Hause zurückzukehren, sondern um den Rest seines kümmerlichen Daseins in einem Strafbataillon zu fristen. Er hatte zu viel darüber gelernt, was es bedeutete, ein Offizier der imperialen Armee zu sein, als dass man ihn noch zurück in die Freiheit des Zivillebens hätte entlassen können.
„Nun, mit diesen Leistungen ist es unwahrscheinlich, dass sie die Abschlussprüfungen dieses Semesters bestehen werden.“ Kaltenbrunn lehnte sich mit den Ellenbogen auf seinen aus importiertem Edelholz gefertigten Schreibtisch. „Was gedenken sie dagegen zu tun, Kadett Krüger?“
„Ich werde mehr lernen müssen, Sir...“, sagte Krüger kleinlaut. Sein tagesabauf war bereits zum Bersten gefüllt mit jeder Art von Studium und körperlicher Ertüchtigung, er hatte buchstäblich keine Freizeit. Er konnte nicht mehr lernen, aber dies einzugestehen hätte sein Ende bedeutet.
„In der Tat.“, brummte Kaltenbrunn. „Ihnen ist klar, dass sie deswegen ihre bisherigen Pflichten nicht vernachlässigen dürfen?“
„Ja, Sir.“
„Gut. Sie melden sich von nun an jeden Abend um 23.00 Uhr hier in meinem Büro. Ich werde ihnen persönlich Nachhilfeunterricht erteilen, bis sie ihre Leistungen auf einen angemessenen Stand zurückgebracht haben.“
„Sir, das fällt in die Ruhephase! Es wäre ein Verstoß gegen die Akademievorschriften, zu diesem Zeitpunkt noch außerhalb meines Quartiers zu sein.“
„Ich habe ihnen soeben eine Ausnahmegenehmigung erteilt, Kadett. Und falls sie sich um ihre Nachtruhe sorgen: Wir alle müssen Opfer bringen.“
...
Mit steifen Fingern griff Krüger nach dem Marker, der seine Kommandoabteilung in der im Modell nachgestellten Szenerie eines Dorfes repräsentierte. Seine Truppen waren rund um den Hauptplatz in ihren Stellungen gefangen, ihre einzigen Fluchtwege versperrt durch die Feuerbereiche zweier Leman Russ Kampfpanzer.
Das kaum merkliche Lächeln des Panzerkadetten, der Krüger gegenüberstand, ließ den Triumph erahnen, den der junge Mann schon jetzt empfand. Er stand stramm und streng vorschriftsmäßig da in seiner schwarzen Uniform, das weite Barett der Panzertruppen tief in der Stirn, und wirkte dennoch entspannt und erleichtert. Er hatte die Prüfung so gut wie bestanden, auf Kosten des Kadetten Krüger.
„Sie scheinen versagt zu haben, Krüger.“, stellte Kommissar Hahnekamp, der Prüfungsleiter, fest, so sachlich und beiläufig, als habe er eben einen Kommentar zum Wetter abgegeben. Hahnekamp schaute auf die silberne Taschenuhr in seiner Hand. „Ein letzter Versuch zur Rettung ihrer Note?“, fragte er.
Krüger nickte. Er setzte den Marker um.
Hahnekamp sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Meine Kommandoabteilung unternimmt einen Sturmangriff auf den Befehlspanzer des Feindes. Seine Vernichtung wird einen Fluchtweg für meine Truppen schaffen.“, erklärte Krüger das Manöver.
„Selbstmord, Krüger?“, fragte Hahnekamp nach.
„Pflichterfüllung, Sir.“
...
Krüger schlug die Augen auf. Schreie. Schüsse.
Seine Männer brauchten ihn. Er würde nicht versagen.


Eine neue Entschuldigung wäre wohl auch angebracht: Ich hatte angekündigt, hier jetzt wieder regelmäßig zu posten. Mir ist leider eine Abweichungsprüfung in Mathematik dazwischengekommen, die ich freiwillig in kauf genommen habe (und die ich gestern glorios versemmelt habe, soviel dazu... 😉 ), sodass ich nicht wirklich was schreiben konnte. Jetzt is' aber endgültg vorbei mit Abi, versprochen!
 
Wow, habe letzte nacht von halb 2 bis knapp 5 deine komplette Geschichte gelesen und muss sagen, die ist einfach nur absolut genial. Hast dafür meinen absoluten Respekt. Nu kann ich gar nicht abwarten bis du endlich weiter schreibst. Hoffe das wird noch was vor deinem BW-Urlaub *g*
Ich werde wohl zwei meiner Offiziere in Haller und Krüger umbennenen. Die beiden sind einfach nur genial, genau wie der rest deiner Story. Mach nur weiter so und lass uns nicht so lange warten.
 
Dann dreht GW Dir aber den Hals um--- na gut, erst nehmen sie Dich aus und beschlagnahmen die Einnahmen.

Wenn Du es schaffst, den GW-eigenen Fluff aus dem Text zu kürzen, okay, dann sage Avenger bescheid. Er wird sicherlich gerne ein Copyright-Zeichen druntersetzen.

Ich denke, der Roman würde sogar länger werden, wenn man den GW-Fluff streicht und stattdessen eigenen Fluff (Der nur leicht anders klingt, hehe) einfügt. Man muss schließlich erst alles beschreiben, was hier als Allgemeinwissen voraus gesetzt wird.

Eine gute Taktik für die Veröffentlichung: Eine Start-Auflage von 1000 Stück, zum Verkauf über E-Bay und zum verschenken an die Büchereien. Die Leser dort werden hoffentlich mehr verlangen.