@Lord Omar Ravenhurst:
Wenn Haller so weiter macht, dann wird er sicherlich noch Hauptmann... Und wegen dem Lied muss ich mal gucken, obwohl zu Todeskorps sicherlich andere Sachen auch passen würden, die gute alte "Lili Marleen" zum Beispiel.
So, machen wa mal weiter...
Krügers Zustand verschlechterte sich zusehends. Der Hauptmann war in einen fiebrigen Dämmerzustand verfallen, bewegte ruhelos und unverständliche Laute ausstoßend die verletzten Glieder. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Haller wusste keinen besseren Rat, als dem Sterbenden mit einem Tuch die Stirn zu wischen und ihm vorsichtig und in kleinen Schlucken Wasser aus einer Tonschale einzuflößen, das der Hauptmann, obwohl er nicht bei klarem Bewusstsein war, gierig trank.
Als das Wasser zur Neige ging, beschloss Haller, selbst Nachschub zu holen. Er hätte nach einem Dienstboten rufen können, um den großen Krug neu zu füllen, aber ihn selbst drückte nach Stunden des Wachens die Blase, und auch wenn er es sich selbst kaum eingestehen wollte, so war ihm die fortdauernde Gegenwart des um sein Leben ringenden Krügers doch unerträglich geworden, so dass er sich zumindest nach einem kurzen Moment der Einsamkeit sehnte.
Als Haller in die Nacht hinaus trat, war ihm, als würde die Nachtluft eine unerträgliche Last von seiner Brust fortnehmen. Mit unsicheren Schritten ging er bis hinter die Stallgebäude, in denen die Männer der übrigen zwei Züge schliefen, während Sergeant Gutjohn und die Männer von Hallers Zug noch immer auf dem Marsch zurück zum Landsitz waren. Es würde eine grausame Aufgabe sein, ihnen am Morgen zu berichten, dass alle Opfer und Entbehrungen, die sie aufgebracht hatten, umsonst gewesen waren, dass Hauptmann Krüger trotz ihres Einsatzes gestorben war.
Haller ging ein Stück vom Stall fort, in Richtung der Umfassungsmauer. Das Gras wuchs hier hüfthoch, entzog sich der Aufmerksamkeit der Bediensteten. Haller trat zwischen die hohen Halme und öffnete den Reisverschluss seiner Hose, um sich zu erleichtern.
Zu seinen Füßen knurrte etwas, und als Haller hinabblickte, blitzten ihm zwei winzige, listige Augen und eine Reihe mörderischer Hauer in einer widerwärtigen Fratze entgegen. Der Ork richtete sich in provozierender Langsamkeit auf, ein gewaltiges Messer in seiner Rechten.
Hallers linke Hand fuhr an seine Hüfte, und als seine Finger ins Leere griffen, wurde dem Leutnant bewusst, dass er sein Waffenholster abgelegt und über die Lehne des Stuhls in den Gemächern der Lady gehängt hatte.
Der Ork war um mindestens zwei Köpfe größer als Haller. Sein gewaltiges Maul war zu einem bedrohlichen Grinsen verzogen, als er das Messer hob, sich mit dem freien Arm den Urin aus dem Gesicht wischend. Haller wusste nicht, warum der Ork noch zögerte. Vielleicht wartete er auf einen laut oder einen versuch der Gegenwehr, vielleicht wollte er den Moment auch nur auskosten. Diese Xenos waren mordlustige Bestien, und dieser hier vor ihm schien keine Ausnahme zu sein.
Haller hatte keine Angst. Es war lächerlich, angesichts eines bewaffneten Orkkriegers keine Furcht zu empfinden, aber in Haller schien in diesem Moment jedes Gefühl erloschen. In Gedanken wog er die Möglichkeiten ab, ob er noch dazu kommen würde, zu schreien, bevor der Ork ihn tötete, oder ob er es mit Gegenwehr versuchen sollte.
Der Ork nahm ihm die Entscheidung ab. Als er die gewaltige Pranke nach hallers Mund ausstreckte, um den Menschen ein für allemal zum Schweigen zu bringen, rammte Haller ihm die bionische Faust in den Magen. Er spürte den bauch des Orks unter dem Schlag nachgeben, fühlte seinen Arm tief in die warmen Innereien des Xenos hineinstoßen. Das Kampfmesser fiel zu Boden, und der Kehle des Orks entwand sich ein einzelner langgezogener, gurgelnder Schrei. Haller riss die Faust zurück, was ein ekelerregendes Platschen mit sich brachte, und rief Alarm.
Es war fast, als hätten sein Ruf und der Todesschrei des Orks den Kampf eröffnet: Von den Stallgebäuden waren plötzlich ratternde Feuerstöße und mehrere aufeinanderfolgende Explosionen zu hören, gleichzeitig riefen Sergeants nach ihren Männern und bisher unsichtbare Orkkrieger schrieen auf. Haller wurde bewusst, dass er waffenlos und abseits seiner Männer kaum die nächsten Sekunden überleben würde. Er rannte los, zu den Hauptgebäuden zurück.
Das Chaos der Schlacht erwartete ihn. Auf dem Innenhof des Landsitzes kämpften gut zwanzig Soldaten des Todeskorps in Unterwäsche und ohne Stiefel gegen drei gewaltige Orks, die trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit das Getümmel bis an die Zähne bewaffnet und auf den Kampf eingestellt dominierten. Viele der Menschen bluteten aus diversen Wunden. Im Stall züngelnde Flammen und geborstene Türen und Fenster verrieten, dass die Orks sie mit Granaten aus ihrem improvisierten Schlafsaal getrieben hatten. Nur die glücklichsten von ihnen hatten es überhaupt noch geschafft, ihre Waffe mit hinaus zu retten, der Rest musste sich mit Klappspaten oder den bloßen Fäusten begnügen.
Haller unterlief den Axthieb eines Orks und sprang ihm an die Kehle, den Kehlkopf des Xenos mit dem unnachgiebigen Druck seiner stählernen Finger zerquetschend. Die Männer um ihn erledigten das Ungetüm endgültig, als es röchelnd zu Boden ging.
Die beiden anderen Orks schienen vom Ende ihres Genossen wenig beeindruckt. Sie fuhren damit fort, auf die halbnackten Menschen einzuhacken und einzelne Schüsse aus ihren großkalibrigen Waffen abzugeben. Soldaten, die wochenlang in den Grabenkämpfen von Myrmillio III überlebt hatten, die es durch die Straßengefechte von Innsborough geschafft hatten, fielen nun innerhalb von Minuten der brachialen, barbarischen Gewalt der Grünhäute zum Opfer.
Haller sprintete geduckt über den Hof, zurück zu den Ställen. Sein Blick hatte etwas metallisch schimmerndes gestreift, von dem er hoffte, dass es das war, was er zu sehe geglaubt hatte.
Das Glück war mit ihm. Der kompakte Plasmawerfer war durch die Detonationen aus dem Stallgebäude geschleudert worden, schien aber unbeschädigt geblieben zu sein. Haller dankte dem Imperator in einem Stoßgebet, fuhr herum und entsicherte die Waffe. Der Werfer brummte und klackte, als die Plasmazellen langsam ihre Ladung in die Reaktionskammer pumpten. Die Kühlrippen begannen zu leuchten, kündeten von dem Versuch, die Urgewalten, die sich im Innern der Waffe aufbauten, im Zaum zu halten.
Haller zielte und schoss, über die Köpfe der Soldaten hinweg. Die Orks waren große, dankbare Ziele, und sie hatten den blau glühenden Plasmabällen nichts entgegenzusetzen. Der Kopf des ersten Verging einfach und unimposant, der enthauptete Körper fiel zu Boden. Auch der zweite Ork entkam der göttlichen Gewalt des Plasmas nicht, sein Oberkörper wurde innerhalb von Sekundenbruchteil von zwei leuchtenden Miniatursonnen hinweggefegt.
Hallers Waffe zischte. Sie war kurz vor der Überhitzung, aber noch war das Werk dieser Nacht nicht getan. Als die Soldaten auf dem Hof ihn hoffnungsvoll ansahen wusste er, was er zu tun hatte.
„Bewaffnen und truppweise sammeln!“, befahl er. „Verteidigungsstellung im Haupthaus beziehen, Eindringlinge zurückschlagen.“
@all:
Ich beabsichtige, die Sache hier bis zu meinem Kreta-Urlaub (nächste Woche Freitag geht es los) abzuschließen. Also habe ich noch ein bisserl was zu tun, und ihr bis dahin noch ein bisserl was zu lesen... 😉