So, weiter gehts:
Dechonte setzte den Verstärkerhelm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Selbst mit Hilfe einer Verstärkermatrix hatte der Versuch, durch die Abschirmung der Station zu kommen, ihn beinahe bis zur Bewusstlosigkeit erschöpft. Dem halben Dutzend Astropathen, die ihn unterstützt hatten, ging es nicht besser. Einer war sogar ohnmächtig. Dechonte sah zu, wie seine Diener die Astropathen aus ihren Sitzschalen lösten, die Kabel aus Buchsen in ihren Schläfen zogen und sie auf Bahren wegtrugen. Die Anstrengung war zu viel für ihre gebrechlichen Körper gewesen. Aber er war zufrieden, keinen von ihnen verloren zu haben.
Der Inquisitor schloss müde die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Ob sein Versuch, die geistige Botschaft auf den Winden des Warp zu Alrik durchzuschicken Erfolg gehabt hatte, wusste er nicht. Jetzt hatte Alrik nur noch zwei Stunden.
Obwohl er nicht wirklich daran glaubte, dass Alrik Erfolg haben würde, betätigte er eine Taste an der Lehne seiner Sitzschale und stellte eine Verbindung zu Kommanozentrale her. Mit einem knappen Befehl versetzte er seine Truppen in Alarmbereitschaft.
Mehrere Decks unter der Verstärkermatrix heulte eine Sirene auf und rote Warnleuchten sprangen an. Soldaten rannten mit voller Gefechtsausrüstung zu ihren Landefähren. Die Gardisten hatten sich schon um ihre schlanken Landungsschiffe versammelt und verschwendeten keine Zeit.
Als sie die Sirenen hörte, sprang Kargim aufgeregt auf. Es hatte schon einen Alarm gegeben, aber die Alarmstufe war dann herabgesetzt worden. Jetzt sagte ihr etwas, dass es ernst war.
„Wir sehen uns unten!“, rief sie Wiesel zu, der mit einer Gruppe Soldaten an ihr vorbei lief.
Alrik und Brog folgten dem breiten Gang etwa hundert Meter. Obwohl Alrik befürchtet hatte, jeden Augenblick in die verwesenden Space Marines zu rennen, war der Gang leer. Als seine Laue gerade dabei war, sich zu bessern, liefen sie vor eine massive Stahltür.
Alrik hätte gerne Awatron gefragt, aber er traute dem Ogryn nicht völlig.
„Und was jetzt?“, fragte Brog, während er interessiert die Tür betrachtete.
Einen Moment dachte Alrik, der Ogryn würde sich auf die Tür stürzen. Aber er schaute Alrik nur fragend an. Diese Tür hätte sogar einem Panzer widerstanden. Mit Gewalt würden sie sie nicht aufbekommen.
Alrik schaute auf die Uhr und stellte mit Entsetzen fest, dass zehn kostbare Minuten vergangen waren. Langsam beschlich ihn Panik.
„Ich weiß nicht, was wir jetzt machen sollen!“, gab er gereizt zurück und betastete die Tür.
„Vielleicht steht da was drauf! Auf solchen Dingern steht immer was drauf.“, sagte Brog und drehte Alrik um. In seinen riesigen Pranken kam Alrik sich winzig und hilflos vor.
Der Ogryn deutete auf ein Infoterminal, das in die Wand neben der Tür eingelassen war und schob Alrik drauf zu. Na toll, selbst ein Ogryn scheint klüger als ich zu sein, dachte Alrik, während er die mit Runen beschrifteten Tasten bediente. Der Bildschirm leuchtete auf und Alrik stieß einen Freudenschrei aus. Vor sich hatte er die Pläne der Station. Er sah das Biohabitat und den Gang. Und nach kurzer Suche sah er auch das Ziel, den Kontrollraum.
Ein Aufzug führte tief unter die Oberfläche. Als Alrik jedoch feststellte, dass der Aufzug sich am Ende eines Ganges befand, der sich genau gegenüber von ihrem befand, musst er fluchen.
„Los, folge mir!“, brüllte er Brog an und rannte los.
Der Ogryn schaute Alrik eine Weile hinterher, bevor er sich selber in Bewegung setzte. Mittlerweile hatte Alrik schon einen guten Vorsprung.
„Verdammte... Warpmissgeburt!“, keuchte er.
Erst als er aus dem Gang heraus war, verlangsamte Alrik ein wenig, um nicht über die Leichen zu stolpern. Er sah schon die breite Tür, die ebenfalls aufgesprengt worden war. Mit der Waffe im Anschlag stürmte er in den Gang und blieb wie angewurzelt stehen.
Seine Hände hatten schneller reagiert als sein Gehirn und das Jaulen seines Lasergewehrs hallte noch immer durch den Gang, als die Gestalt in der vergilbten weißen Robe zusammensackte und auf dem Boden aufschlug. Der Laserstrahl hatte sie zwischen den Schulterblättern getroffen. Der Kultist war auf der Stelle tot.
Doch er war nicht alleine gewesen. Ein halbes Dutzend seiner Überraschten Kameraden drehte sich um und starrte Alrik mit aufgerissenen Augen an. Für den Bruchteil einer Sekunde bewegte sich niemand. Mit gespenstischer Klarheit sah Alrik jedes Detail an seinen Gegnern. Sie trugen ehemals weiße Roben, die vor Dreck nur so starrten und an mehreren Stellen gerissen waren. Durch diese Risse sah Alrik, dass sie diese Fetzen anscheinend auf nackter Haut trugen. Er sah auch, dass sie blass und kränklich wirkten und er sah sogar, wie dem vordersten von ihnen ein Schweißtropfen über die Stirn lief. Sie hielten automatische Gewehre in ihren Händen. Trotz ihres müden und ungepflegten Aussehens hatte es Alrik mit gefährlichen Gegnern zu tun, die gut ausgerüstet waren. Taschen mit Munition hingen an ihren Gürteln und jeder hatte eine Pistole in einem Holster. Drei Kreis waren mit einer vertrockneten braunen Massen auf ihre Brust gezeichnet worden. Hinter ihnen sah Alrik ein Rudel der entsetzlichen Untoten, die sich ebenfalls langsam in seine Richtung umdrehten.
Ein Kultist, der eine Schrotflinte in der Hand hielt und sich zwei Gurte mit Patronen über Kreuz über die Brust gebunden hatte, hob seine Waffe. Doch Alrik erwachte schneller aus der Trance. Ihre fanatische Entschlossenheit und gut Bewaffnung wurde von Alriks Ausbildung und Erfahrung aufgewogen.
Er sprang zurück und drückte im Sprung ab. Der Kultist wurde in den Bauch getroffen und stolperte nach hinten. Sein Finger krümmte sich über dem Abzug und eine Ladung Schrot schlug Funken aus der Decke. Der Schuss hatte den Bann gebrochen und die übrigen Kultisten eröffneten das Feuer. Sie gingen in die Hocke oder ließen sich fallen und sofort pfiffen Alrik die Kugeln nur so um die Ohren. Sie prallten als jaulende Querschläger von den Metallwänden des Ganges ab und schlugen dabei Funken. Das Knattern von Alriks Feuerstößen ging unter in dem Bellen automatischer Waffen.
Die Toten schlurften auf ihn zu und die Kultisten nutzten sie als Deckung. Allerdings behinderten sie auch ihre Schusslinie, so dass sie einen Augenblick nicht auf Alrik schießen konnten, weil sie ihn einfach nicht sahen.
Alrik nutzte diese Unterbrechung um den Gang zu verlassen. Er lief so schnell er konnte rückwärts und bestrich die heranrückende Horde mit kurzen Feuerstößen in Kopfhöhe. Eine Handvoll toter Stationsarbeiter fiel, doch der Rest rückte unbeirrt vor. Plötzlich stieß Alrik gegen etwas. Er warf sich zur Seite und richtete sein Gewehr gegen die neue Bedrohung. Ohne hinzuschauen drückte er ab, doch sein Schuss traf die Decke, da Brog seine Waffe beiseite gestoßen hatte. Er hatte Alrik endlich eingeholt.
Als der Ogryn die heranrückende Wand der Toten bemerkte, legte er seine Waffe an und brüllte. Dieser Schrei hatte nichts auch nur entfernt menschliches an sich. Es war das Brüllen eines blutdürstigen Tieres. Das Donnern seiner schweren Waffe hallte ohrenbetäubend durch den Gang und Alrik musste sich instinktiv die Ohren zuhalten. Die Geschossen zerfetzten die Angreifer förmlich. Alrik fiel mit seinem Lasergewehr ein und sie streckten die Toten nieder. Als die letzte Hülse aus Brogs Magazin scheppernd zu Boden fiel, hatten sie den Großteil der Untoten erledigt.
„Raus!“, brüllte Alrik betäubt von Brogs Ogrynknarre und zog den Sicherheitsstift einer Granaten.
Er warf sie ausholend und sie sprangen aus dem Gang. Die Granate schlug auf dem Boden auf, prallte ab und explodierte in der Luft.
Als Alrik einen Blick in den Gang warf, rührte sich dort nichts mehr. Vorsichtig wagte er sich hinein und Brog folgte ihm. Als einer der Toten zuckte, schoss Alrik ihm in den Kopf und ging weiter. Brog hob seine Waffe und wechselte das Magazin, dann legte er auf etwas an. Der Kultist mit den Patronengurten lebte noch. Er kroch zu seiner Schrotflinte.
Alrik drückte Brogs Waffe herunter und trat die Schrotflinte weg. Der verwundete Kultist wälzte sich auf den Rücken und starrte ihn hasserfüllt an.
„Du wirst sterben, Abschaum!“, brachte er hervor und spuckte Blut.
„Aber du wirst das nicht mehr erleben.“, antwortete Alrik und setzte den Lauf seines Gewehrs an den Kopf des Mannes.
Die Pupillen seiner schon trübe werdenden Augen weiteten sich, als er erkannte, was gleich passieren würde.
„Bitte!“, flüsterte der Verwundete.
„Was? Lässt dein Glaube nach? Du willst doch nicht etwa um dein Leben betteln?“, fragte Alrik und stupste den Kultisten mit dem Lauf an.
„Ich weiß, wohin du willst... ich kann dir den Code nennen...“, keuchte dieser.
„Und warum soll ich dir glauben?“
„Weil... du eh schon tot bist...“
Alrik zuckte nur mit den Schultern und schaute den Kultisten fragend an.
„Töte mich nicht... zwei... acht.... fünf.... zwei...“, flüsterte dieser und mehr Blut rannte aus seinen Mundwinkeln.
„Na gut, ich werde dich nicht töten, Herätikerabschaum. Brog!“, rief Alrik und deutete auf den Kultisten.
„Du verdammter... du bist schon tot... ER kriegt dich...“, fing der Kultist an zu zetern, aber Brogs tritt beendete sein Leben.
Erst jetzt atmete Alrik erleichtert aus und lehnte sich an die Wand. Die Adrenalinflut ebbte ab und er spürte plötzlich Schmerzen am ganzen Körper. Alrik blickte an sich herab und keuchte überrascht, als er die vielen Dellen und Kratzer in seiner Rüstung bemerkte. Ein paar der Kugeln hatten wohl doch getroffen. Aber sobald er erkennen konnte, war er nicht verletzt worden. Von den ganzen Blutergüssen und möglicherweise gebrochenen Rippen einmal abgesehen. Er dankte dem Imperator als er vor Schmerzen keuchend aufstand und zur Konsole neben einer weiteren Stahtür ging.
Alrik tippte den Code ein und sie glitt leise auf. Alrik hatte einen Aufzug erwartet, aber er sah einen große Halle. Der Boden der Halle war der Aufzug. Er lief zum Kontrollpad und drückte die Taste zum untersten Stockwerk. Aber nichts geschah. Verzweifelt schlug Alrik auf die Knöpfe ein, aber der Aufzug bewegte sich nicht.
„Halt, warte!“, sagte er zu Brog, der gar nichts gesagt hatte. „Da war doch noch etwas... es gibt ja noch die Nottreppe!“
Neben dem Aufzug führte eine Treppe in die Tiefe. Ohne Zeit zu verlieren riss Alrik die Tür zum Wartungsgang auf und sah sie schon. Eine Breite Treppe mit Stufen aus einem Metallgitter wand sich nach unten. Das Treppenhaus verlief neben dem gewaltigen Aufzugsschacht. Aber eigentlich war es kein Schacht. Ein Stollen von gut dreißig Metern Durchmesser war in das Gestein des Mondes geschlagen worden und die Platte des Aufzugs bewegte sich an vier gewaltigen Stahlträgern auf und ab. Die Treppe war an einen der Stahlträger gebaut worden. Alrik stieg die ersten Stufen herab und sah nach unten. Aber unten war alles dunkel und Alrik konnte den Boden nicht sehen. Aus dem Lageplan wusste er, dass der Boden verdammt tief unten war.
„Müssen wir da hin?“, fragte Brog und blickte pfeifend nach unten.
„Ja.“, antwortete Alrik kurz und wühlte in seinen Taschen.
„Aber da ist's so dunkel.“, beschwerte Brog sich.
„Ach komm, so ein großer Kerl wie du wird doch keine Angst im Dunkeln haben!“, scherzte Alrik, der endlich das, wonach er gesucht hatte, gefunden zu haben schien.
„Was machst du da?“, fragte Brog und deutete auf die Pakete, die Alrik an die Innenseite der Aufzugsräder heftete.
„Das wird eine Überraschung für die, die uns folgen wollen. Jetzt komm, wir haben keine Zeit!“, sagte Alrik und begann die Treppe hinabzusteigen. Seine Stiefel klickten über die eisernen Stufen.
„Aber nur, weil's unbedingt sein muss...“, sagte Brog und folgte ihm.
Und damit entlass ich euch ins Wochenende. Viel Spaß!