Haben Arbeitslose das Recht auf Alkohol und Tabak?

Chinchilla

Aushilfspinsler
10. Dezember 2009
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Wenn ihr in den letzten Tagen die News verfolgt habt werdet ihr sicher mitbekommen haben das der Posten für Alkohol und Tabak den Arbeitslosen ab nächsten Jahr gestrichen wurde.Sie bekommen zwar 5 Euro monatlich mehr aber der Posten wurde gestrichen.Was haltet ihr davon?Meint ihr das ist gerechtfertigt oder völlig unsozial?

ich bin der Meinung das diese Entscheidung vollig i.O. geht.Ich bin der Meinung nach Arbeitslose das rauchen oder trinken aufgeben sollten bzw. reduzieren wenn sie es sich nicht leisten können und das Geld lieber in andere Sachen stecken sollen.
 
ALG I & II sollte eigentlich nur für die Leute da sein, die nicht arbeiten können und nicht für die, die nicht arbeiten wollen.

Tabak und Alkohol gehören nicht zu den Grundnahrungsmitteln und sind daher an und für sich "Luxusartikel". Ich sehe daher nicht ein, weshalb "wir" alle den Alkohol- und Tabakkonsum für andere bezahlen sollen. Man überlebt schließlich auch ohne und wer es unbedingt braucht, der soll halt dafür arbeiten gehen. Und wenn es nur Flaschensammeln im Park oder sonst was ist.
 
Das große, große Problem ist, dass bei vielen Harz IV Empfängern (nämlich denen mit Kindern), das Geld oftmals nicht da ankommt, wo es dann hin soll - beim Kind - sondern im Plasmafernseher etc... Das Problem ist nicht, dass die Leute zu wenig Geld bekommen, ich kenne selber einen Harz IV empfänger, ledig, WG Bewohner... der kann mit dem Geld absolut entspannt leben und sich auch das Puppenschubsen noch leisten und absolut 0 Motivation hat, sich auch nur irgendwie mal mit dem Thema Arbeit zu beschäftigen. Ich bin mir nicht sicher ob die guten alten "Essensmarken" bzw. die jetzt angesprochenen Bildungsgutscheine nicht doch einfach die bessere Wahl wären.
 
Es wurde eine Frage gestellt und ihr habt eine Antwort gegeben. Aber leider auf eine ganz andere, nämlich: Sollen Sozialschmarotzer Geld für Alkohol und Tabak bekommen. Die Antwort ist offensichtlich.

Aber gehen wir mal etwas logischer an die Sache ran. Die Frage war, ob sie das Recht auf Alkohol und Tabak haben, ist ebenso einfach zu beantworten: nein, haben sie explizit nicht, genauso wenig wie jeder andere Bürger Recht auf irgendein Konsumgut hat. Mit der Frage war aber sicher auch zum teil folgende Frage gemeint: Sollte Geld für Alkohol und Tabak in den Hartz-IV-Satz mit eingepflegt werden?

Und bei der Beantwortung dieser Frage machen viele den Fehler, dass sie dann mit den Schmarotzern im Hinterkopf argumentieren. Dafür ist die Sozialhilfe aber gar nicht gedacht, sondern für die Leute, die Arbeiten wollen, aber keine Arbeit finden.
Wenn man darüber diskutiert, wie hoch der Satz sein sollte, muss man anhand dieser Leute diskutieren, denn diese sind alleine maßgeblich. Dass es Leute gibt, die das dann ausnutzen, ist ein Riesenproblem, aber das sollte man primär mit anderen Mitteln lösen - und vor allem bloß nicht, die eine Problematik mit der anderen vermischen. Bei der Frage nach der Höhe der Zuwendung sollte es erstmal keine Rolle spielen, wie man Mißbrauch eindämmen kann. Denkt eher an den Werftarbeiter in Wismar mit zerschundenem Rücken, der wahrscheinlich niemals wieder eine Arbeit findet, als an Jürgen (43) aus Berlin-Marzahn, der keinen Bock auf (Nicht-Schwarz-)Arbeit hat. Das entemotionalisiert die Debatte dann auch.

Ich finde es grundsätzlich richtig, wenn man auch den ärmsten einen gewissen Betrag für Genussmittel zur Verfügung stellt. Schlecht ist hingegen das Aufsplitten nach Tabak, Schokolade, Kino, etc. Das macht schlichtweg keinen Sinn, da jeder die Mittel eh für das benutzt, was ihm passt. Außerdem läuft man Gefahr, dass die Gesamtkosten aller Genussmittel schnell astronomisch hoch werden, wenn alle Genussmittel abgedeckt werden sollen. Stattdessen sollte es einen Topf für alles geben. Wer sich 2-3 Bierchen in der Woche gönnt, der kann dann keinen Nachtisch kaufen und umgekehrt.
Das wird ja auch im Prinzip so gemacht, da das Geld ja bar und nicht in Form von zweckgebundenen Gutscheinen ausgeteilt wird. Die ganze Fragestellung ist deswegen dämlich. Die Bundesregierung streicht den Arbeitslosen ja nicht den Tabak und den Alkohol, sondern 10 Euro, die andere für etwas ganz anderes verwendet haben*. Die ganzen Schlagzeilen um Alkohol und Tabak sind also nur Augenwischerei.

Um zu verstehen, wieso das auf einmal in den Medien auftauchte, sollte man sich die Methodik der Bundesregierung anschauen. Sie hatte ja vom Bundesverfassungsgericht den Auftrag, anstatt den Hartz IV willkürlich festzulegen, eine genaue Berechnung durchzuführen, wieviel Geld denn nötig sein, um das Existenzminimum zu sichern (das beinhaltet dann auch explizit etwas Teilhabe am kulturellen Leben - ob es einen nun passt oder nicht). Anstatt jetzt ohne Vorbedingungen zu prüfen: x Euro für Lebensmittel, y Euro für Kommunikation, z Euro für Transport, etc. hat es sich die Bundesregierung leicht gemacht und sich eine Statistik erstellen lassen, wieviel die jetzigen Hartz-Empfänger für welche Sachen ausgeben und hat dann aus diesem Durchschnitt einfach die nicht genehmen Sachen gestrichen. Diese Methodik ist aber genau wieder die Willkür, die vom Gericht angeprangert wurde.

Stellt Euch mal vor, 10 Leute hätten das gleiche Geld und man würde untersuchen, wofür sie es im Durchschnitt ausgeben. 5 Leute leben gesund, rauchen nicht und versuchen sich ihr soziales Umfgeld zu bewahren, auch wenn an Reisen, gemeinsame Ausflüge etc. nicht zu denken ist. Die anderen 5 verzichten auf teures Obst und rauchen und saufen lieber dafür. In der Statistik erscheint dann, dass diese 10 einen bestimmten Betrag für Obst und einen bestimmten Betrag für Tabak ausgeben. Wenn jetzt der Tabakbetrag gestrichen wird, können die Säufer nicht mehr rauchen und die Gesunden kein Obst mehr essen, obwohl der Betrag für Obst gar nicht angetastet wurde. Diese Methodik ist also ganz offensichtlich ziemlich dumm.

Die Art, wie die Bundesregierung vorgeht (und die Bild-Zeitung und ihr natürlich gleich drauf anspringt), ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert wenn man jemanden Statistiken in die Hand gibt, der keine Ahnung davon hat, wie man damit umgeht.

Die Frage, wieviel ein Arbeitsloser von der Allgemeinheit erhalten soll, ist eine wichtige und schwierige - letztendlich ist sie wohl auch unbeantwortbar. Die Fragestellung hier im Thread ist aber schlichtweg methodisch falsch. Da niemand kontrolliert, wofür die Leute ihr Geld genau ausgeben, macht es auch keinen Sinn, Einzelposten aus den Zuwendungen zu streichen, umzudeklarieren oder hinzuzufügen.

PS: Ich finde nicht, dass das hier in den Politikthread gehört, da dort nach kurzer Zeit eh keiner mehr reinschaut. Und man stelle sich das Kuddelmuddel vor, wenn das Islam- und der Hartz-IV-Thema gleichzeitig in einem Thread behandelt würden.

* Am Ende kam ja trotzdem noch mehr raus als vorher, also passt es ja am Ende. Ein Beleg mehr, warum die ganze Diskussion Spiegelfechterei ist. So hat die Bundesregierung mit der Erhöhung geschickt den linken Flügel beruhigt (oder zumindest versucht), mit der Wir-Streichen-Tabak-Und-Alkohol-Propaganda geschickt den rechten Flügel. Und die SPD entblödet sich auch noch, die Regierung dafür zu kritisieren, dass diese den Satz im Vergleich zum SPD-Entwurf angehoben haben. Das einzige, was auf der Strecke bleibt, ist das Urteil des Verfassungsgerichtes. Das wurde - mal abgesehen der ganzen Kindergeschichte - geflissentlich ignoriert.
 
Anstatt jetzt ohne Vorbedingungen zu prüfen: x Euro für Lebensmittel, y Euro für Kommunikation, z Euro für Transport, etc. hat es sich die Bundesregierung leicht gemacht und sich eine Statistik erstellen lassen, wieviel die jetzigen Hartz-Empfänger für welche Sachen ausgeben und hat dann aus diesem Durchschnitt einfach die nicht genehmen Sachen gestrichen. Diese Methodik ist aber genau wieder die Willkür, die vom Gericht angeprangert wurde.

Nein, Unsinn.

Die H4 Empfänger geben nicht in die Satzberechnung ein. Auch andre Transferempänger nicht.

Der Satz basiert auf den 15% der Bevölkerung mit den geringsten, die selbst arbeiten, und deren Haushaltsbuch aus 3 Monaten die Basiswerte liefert. Die Werte hat auch das statistsische Bundesamt erhoben.

Einzelne Positionen daraus wurden dann komplett entfernt, sofern sie nicht ins sozio-kulturelle Existenzminimum gehören. Chemische Reinigung zum Beispiel, aber auch Alkohol und Tabak.

Das ist das Rechenverfahren. Was diesmal anders war als üblich, war der Umstand, dass man die unteren 15% genommen hat, statt, wie bisher üblich die unteren 20%.
 
Ich bezog mich auf einen Absatz in meinem letzten Post, den ich hier nochmal modifiziert wiedergebe:
Stellt Euch mal vor, 10 Leute hätten das gleiche Geld und man würde untersuchen, wofür sie es im Durchschnitt ausgeben. 5 Leute* leben gesund, rauchen nicht und versuchen sich ihr soziales Umfgeld zu bewahren, auch wenn an Reisen, gemeinsame Ausflüge etc. nicht zu denken ist. Die anderen 5 verzichten auf teures Obst und rauchen und saufen lieber dafür. In der Statistik erscheint dann, dass diese 10 einen bestimmten Betrag für Obst und einen bestimmten Betrag für Tabak ausgeben. Wenn jetzt der Tabakbetrag gestrichen wird, und die Restsumme an die HartIV-Empfänger ausgezahlt wird, können die Raucher dort nicht mehr rauchen, aber die Gesunden dort auch kein Obst mehr essen, obwohl der Betrag für Obst gar nicht angetastet wurde. Diese Methodik ist also ganz offensichtlich ziemlich dumm.

* Geringverdiener
 
Nunja, unterm Strich ist man auf Durchschnittsbildung angewiesen.

Man sieht sich an, was die Leute für Nahrungsmittel ausgeben, und den Wert gesteht man auch 1:1 einem jeden andren Menschen zu. Klar gibts in der Erhebungsgruppe dann welche, die besondere Ernährungsgewohnheiten haben, in die eine wie in die andre Richtung.
Im Schnitt sinds halt 128€ im Monat.


Der Anteil für die sozio-kulturellen Bedürfnisse beträgt übrigends, weils ja auch irgendwo im Thread aufkam 85€ (Kultur, Unterhaltung, Bildung sonstiges); ohne Nachrichtenübermittlung, die is extra.

Damit is ja schon bischen Schwimmbad und n Biboausweis drin, und es bleibt auch noch was fürn Kinobesuch alle 2 Wochen.
 
Das Ganze ist Augenwischerei, weil am Betrag natürlich nichts geändert wird (man schiebt einfach andere Bereiche hoch, zB Mineralwasser, weil man von weniger eigentlich nicht leben kann), sondern man wenigstens den Hetzern das Gefühl gibt, dass man so den Schmarotzern einen reingewürgt hat. 😉.


Davon abgesehen: von 350 Mäusen plus Miete kann man leben, ich mache das seit Jahren so, ich rauche auch und trinke auch mal ein Bier und kaufe Püppchen. Dafür gehe ich nicht ins Kino, habe keinen Fernseher, trinke Leitungswasser und esse kein Obst (bin eh gegen fast alles allergisch außer Bananen und Orangen und Bananen sind ekelhaft). Man muss halt seine Prioritäten setzen.
 
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Man muss halt seine Prioritäten setzen.

Und eben das kriegen die meisten nicht hin.
Die fühlen sich halt benachteiligt, wenn sie keinen Plasma-TV haben, 3 Handyverträge und kein dickes Auto haben.
Sollen sie auch gar nicht haben -_-
Das Geld sollte reichen um jemanden das 'Überleben' zu sichern, nicht um sie wie Gott in Frankreich leben zu lassen.

Diese vollkommene Unverhältnismäßig und das Unverständnis von manchen Leuten geht mir gehörig gegen den Strich ..

und, bzgl. Alkohol und Rauchen - in einem Interview von zwei Hartz IV'ler haben die auf die Frage hin geantwortet, was sie davon halten, das ihnen der Alkohol und das Tabak nicht mehr bezahlt werden sollen nur gemeint "Woher wollen die wissen, was ich von meinem Geld kaufe" - da gibts doch eigentlich nichts mehr zu zu sagen .... -_-
 
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"Woher wollen die wissen, was ich von meinem Geld kaufe"

Naja, ich finde, sie haben Recht. Es geht den Staat überhaupt nichts an, was mit dem Geld nach der korrekten Überlassung passiert. Ich finde es unmöglich, erwachsenen Menschen vorzuschreiben, wofür sie ihr Geld ausgeben. Vor allem, da die gefürchteten Sozialschmarotzer nur einen Bruchteil der Empfänger ausmachen. Der durchschnittliche Hartzer stockt auf, ist nicht vermittelbar oder bezieht ALGII nur temporär. Ich möchte übrigens anmerken, dass in D auch rund 60000 Akademiker ALGII beziehen. Da ich Geisteswissenschaftler bin, kann mir das durchaus auch für ne Weile nach dem Abschluss zustoßen. 😉
 
Willkommen, zum GWFW-Stammtisch 🙂

Danke für die nette begrüßung😀

Leider wird bei der debatte von Hartz IV genauso verfahren wie bei der debatte über islamisten.

Jeder "Hartzer" ist ein schmarotzer und jeder Muslime integriert sich nicht und ist terrorist.......so kommt es mir immer vor wenn ich solche debatten höre, es stimmt zwar das einige den sozialstaat mißbrauchen aber hier werden alle mal wieder über einen kamm geschert.