ηὕρηκα! oder: Kompetenzen, Erweiterungen und Richtlinien der EU

Na ja, faktisch sind die Schweizer in der EU: die haben so viele Abkommen auf binationaler Basis, die richten sich zwangsläufig nach EU Richtlinien. Das man offiziell nicht drin ist, ist eigentlich nur dem Volkswillen (Illusion der Neutralität) und einem gewissen Protetionismus gegenüber einheimischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen geschuldet....

kann ich aus eigener beruflicher Praxis bestätigen, so sind z.B. sämtliche schweizer Vorschriften zum Bau, Instandhaltung und Wartung von Kälte- und Klimaanlagen direkt aus den europäischen Richtlinien zu dieser Thematik entnommen, inwieweit das auch auf andere Fachbereiche zutrifft kann ich leider mangels Erfahrung nicht sagen.

Außerdem ist die Türkei für mich einfach aus geographischers Sicht eben nicht mehr Europa, sondern Kleinasien...
Auch ein ganz klares Ja, meinerseits, da ich dies auch vorher bereits zur Sprache gebracht habe

Und weil es schon in der Luft liegt, dass nachher einer anmerken wird, es habe nie eine muslimische Aufklärung gegeben: die Mu'tazila ist nichts anderes gewesen als ein sehr früher Aufklärungsansatz, leider ist sie nicht konsequent weiter verfolgt worden und versandete später. Was ein Avicenna und partikulär auch Averroes (hier ist es allerdings vertrackter) vertreten haben, ist ein rationalistisches Bekenntnis an die Vernunft - und zwar ein halbes Jahrtausend vor Wolff oder Leibniz. Das bitte ich zu berücksichtigen.
Hier soll dem Islam ja auch nicht abgesprochen werden, dass es keine wie auch immer geartete Art der Aufklärung gegeben hätte, aber wie du bereits geschrieben hast ist diese im Sande verlaufen, was mMn die ganze Misere mit der doch oft EXTREMEN Auslegung des Islams nur verschlimmert. Sicher kann man einen großen Teil der türkischen Bevölkerung als gemässigt muslimisch bezeichnen, jedoch ist es wie immer so, dass diejenigen, die am lautesten Schreien am ehesten wahrgenommen werden und die breite Masse eben nicht. Hinzu kommt, dass politisch oder religiös begründete Extreme immer eine Schnittmenge mit der breiten Masse haben und so die Möglichkeit bekommen aktiv an der Gestaltung politischer Entscheidungen teilzuhaben, ist ja in Deutschland auch nicht anders. Und das wiederum erlaubt derartige krude Gesetzgebungen wie die türkische zum Umgang mit anderen Religionen, die so wie sie jetzt gilt in den meisten Ländern der EU nicht möglich wäre (ein paar schwarze Schafe gibt´s immer) bzw. sogar gegen die meisten verfassungen verstossen würde und mit Sicherheit auch gegen die europäische, sollte sie denn irgendwann einmal kommen.
 
Funtioniert halt nun mal nicht: alle Vielvölkerstaaten, bei denen eine dominante "Leitkultur"(man verzeihe den provozierenden Begriff) nicht für eine Assimilation der Minderheiten sorgte sind langfristig auseinandergebrochen, und das meist relativ blutig.
Stimmt nicht. Das osmanische Reich sei hier mal angeführt. Hat immerhin 600 Jahre gehalten.


Nonnenmacher gehört an den Hoden aufgehängt und angezündet! 😀😛:lol:😎
Ich bin dafür, dass er mit ehrlicher Arbeit das Geld wieder beschafft, das er verzockt hat. Das wären dann so 3000 Jahre an der McDonalds-Theke oder sowas in der Art.
 
Stimmt nicht. Das osmanische Reich sei hier mal angeführt. Hat immerhin 600 Jahre gehalten
Hast du dich mal ernsthaft mit der Geschichte des osmanischen Reichs auseinander gesetzt? Der Zusammenhalt wurde ab 1800 eigentlich nur noch mit Waffengewalt erreicht bzw. durch weitreichende nationale Autonomie: Serbien, Ägypten, Griechenland usw. waren nominal zwar noch Teile des Reichs, aber was die hohe Pforte sagte hat im grunde keine Sau interessiert. Das ganze ist eher mit dem heiligen römischen Reich vor den napoleonischen Kriegen zu vergleichen als mit einem echten Staat. Zumal scheinen wir beiden "funktionieren" grundlegend diametral zu definieren 😀 Die Ursachen der meisten ethnischen Konflikte in der Gegend v.a. auf dem Balkan sind ursächlich in dieser Periode zu suchen.
Zumal es im osmansichen Reich definitiv eine "Leitkultur" gab: wer Karriere machen wollte musste definitiv "turkisiert" sein. Ebenso wurden in den eroberten Gebieten die regionalen nationalen Identitäten weitgehend vernichtet: so etwas wie ein griechisches oder bulgarisches Kulturvolk, also so etwas wie eine durchgehende nationale Identität, gab es während der osmanischen Herrschaft über diese Gebiete nicht. Die "Nationalen Identitäten" dieser Staaten waren wenn man so will weitgehend vernichtetet und entstanden erst Mitte des 19. Jahrhunderts "neu".

Deshalb griff man in diesen Staaten zur Identiätsbildung auch so stark auf Antike oder mittelalterliche Vorbilder und eine starke anti-türkische Haltung zurück: wenn die Serben heute so ein Trara ums Kosovo machen, eine Region die objektiv betrachtet eigentlich jeder Staat gerne los ist, liegt das eben daran das auf dem Amselfeld - nach serbischen verständnis - sich das serbische Reich den türkischen Horden entgegen gestellt hat und mit seinem Opfergang Europa vor schlimmerem bewahrt hat.

Weil also in diesem Sinne keine verschiedenen Nationalitäten im osmansichen Reich bestanden haben, kann man es auch nur bedingt als Vielvölkerstaat bezeichnen, schon einfach deshalb, weil der Begriff in der vormodernen Zeit eher irreführend ist. Multikonfessionell ja, multinational nein.
(Man muss sich auch vor Augen halten das es im vormodernen Islam Konzepte wie Ethnie oder Staatsangehörtigkeit nicht gab: ein Muslim gehört zur umma, der Gemeinschaft der Gläubigen und hat grundlegend die selben Rechte und Pflichten.)

Streng genommen betreibst Du hier schon eine Interpretation bei dem "e pluribus unum", denn für sich übersetzt ist das lediglich ein (recht banaler) Holismus.
Och komm, das ist doch nur wieder nen Schuss gegen die Amis, als ob das Europamotto gehaltvoller wäre 😀

wie willst Du nun Dein "Leitbild" so installieren, dass dabei keine Diskriminierung einhergeht, zumal Du Dich selbst als "liberal" bezeichnest? Dass grundsätzlich sozialer Sprengstoff enthalten ist, kann ja nun wirklich niemand ernsthaft in Abrede stellen, allerdings sehe ich keinen vernünftigen Weg, eine restriktive und doch tolerante Leitkultur aufzustellen. Und auf europäischer Ebene ist das dementsprechend noch schwieriger umzusetzen, weil der geographische Raum entsprechend extensiver ausfällt.
Ehrlich gesagt sehe ich da gar nicht mal so viel handlungsbedarf. Im Grunde müssen wir unsere Migranten eigentlich nur dazu "zwingen" voll und ganz hinter unserer Verfasung zu stehen, und zwar eben nicht nur dem Wortlaut nach sondern auch der Idee (zugegeben: bei ein paar indigenen Zeitgenossen wäre das auch notwendig.) Bei den meisten Zeitgenossen klappt das ja auch lückenlos bzw. hat immer geklappt: käme heute noch jemand auf die Idee Ruhrpott-Polen als "Migranten" oder irgendwie als "undeutsch" zu bezeichnen? Auch die Kinder der vor Chomeini geflüchteten Perser, um ein neueres Beispiel zu geben, dürften, abgesehen von einer für Deutsche eher ungwöhnlich dunklen Haarfarbe, kaum wahrzunehmen sein. Es gibt auch mehr als genug Türken die "deutscher" sind als die meisten Deutschen, so isses ja nicht.
Problematisch ist dann ja doch eher eine Minderheit: konkret halt irgendwo aus dem ostanatolischen oder dem kurdisch/syrischen Niemandsland stammend, mangelnde Bildung, im Patriarchat lebend religiöser Betonkopf und diese "Werte" an die zahlreichen Kinder weitergebend.

Und da muss man halt angreifen: einerseits mit wirklich knallharter Migrationspolitik: wenn man mehr Problemkinder im Land hat als man bewältigen kann, kann man nicht mehr dazu holen. Klingt jetzt rechts, hat abereinfahc praktische Gründe.
Wobei da ja schon viel ereicht wurde: seid bei der Einbürgerung rudimentäre(!) deutsche Sprachkenntnisse verlangt werden (Wortschatz von 300 Vokabeln) ist der Ehegattennachzug aus der Türkei um 50% zurück gegangen.
Bei denen die schon da sind hilft nur: Erziehung, Erziehung, Erziehung. Im Grunde muss man sich klar machen das man die erste und zweite Generation bereits verloren hat, also kann man nur bei den Kindern ansetzen. Und da gilt, so hart es klingt: die müssen von ihren Eltern weg, aus ihrem Umfeld heraus, die ganzen Strukturen müssen gesplittet werden.
Im Grunde brauchen wir Ganztagsschulen.
Ghettobildung muss unterbunden werden - begrenzte Ausländerquoten in Stadtteilen wären überlegenswert (im Gegenzug natürlich auch bezahlbare Wohnungen in anderen Gebieten).
Bauverbote für Großmoscheen (die, die über reine Gebetsräume hinaus gehen und als kulturelle Zentren agieren wollen) halte ich auch für sinnvoll, weil diese eine desintegratie Wirkung haben, weil sie als Mittel- und Ankerpunkt einer echten Parallelgesellschaft dienen.
Zulassung nur vom im Inland ausgebildeten Imanen.
Religionsfreiheit nur, solange sie nicht mit anderen Gesetzen kollidiert (Halalschlachtung ist eigentlich nicht mit dem Tierschutz vereinbar und ene Burkha verstößt zumindest in der Öffentlichkeit gegen das Vermummungsverbot)
Ja, einiges davon ist schrecklich restriktiv, diskriminierend, antiliberal und schweineteuer aber IMO notwendig. Und wenns gut läuft kann man die ganzen Maßnahmen nach 20, 30 Jahren wieder in Tonne treten.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass das originär künstliche Gebilde eben nicht die Bundesländer, sondern die Bundesrepublik ist
Guter Punkt. Aber ich denke man muss beim historischen Kontext auch berücksichtigen das die Länder u.a. (neben allen dynastischen und historischen Ursprüngen) auch den technischen Möglichkeiten ihrer Zeit geschuldet sind: mehr war damals einfach nicht zentral zu verwalten.
Bei den heutigen technischen Möglichkeiten sind die weitgehend überholt.
Davon abgesehen: so wirklich historische Gebilde sind die Länder auch nicht: der normale Franke oder Badener fühlt sich auch heute noch von einer fremden Besatzungsmacht beherrscht. 😀😛

Grade Europa zeigt es doch auf: die zentrale europäische Verwaltungseinheit nach der z.B. Fördergelder vergeben werden (NUTS3) entspricht der Kreisebene (in Frankreich de Departements). NUTS2 (Regierungsbezirke) bzw. NUTS1 (Bundesländer) spielen dagegen nur eine geringe Rolle, schon weil viele Mitgliedsländer keine Verwaltungseinheit auf NUTS1 Level haben.

aber ich halte es für illusorisch, dass es eine zentrale Bundespolitik aus einem Guß geben kann
Praktisch hast du Recht - wir scheitern ja schon an harmlosen Föderalismusreformen oder sinnvollen Länderfusionen. Aber Grundsätzlich? Ich mein die Franzosen bekommen es doch auch gebacken.
Aber nochmal direkt gefragt: welches Politikfeld siehst du denn bei den Ländern man besten aufgehoben? Mir fällt eigentlich keins ein, welches ich nicht beim Bund oder direkt den Landkreisen sehen wollen würde. Und der Bundesrat... mal ehrlich: wer will den? Beschert Deutschland mehr wahltaktische Geplänkel als das er ein demokratischer Zugewinn wäre.
 
@SDK: Ich rede nicht von besetzten Gebieten (wie Spanien zB) sondern von diversen Minderheiten innerhalb des OR. Die hatten eine weitreichende Autonomie, wurden nie assimiliert oder türkisiert. Das "Türkisieren" war auch mehr ein Ding von Atatürk bzw. der Jungtürken.
Und warum redest du von "vielen Nationalitäten" und wirfst mir vor, das wäre ja irreführen. Es ging um viele Völker und Kulturen. Ich hab mich da auf deinen Satz bezogen. Zb. lebten die Araber völlig frei von irgendwelchen Assimilationsversuchen Jahrhunderte im OR. Das die "nationale Identität" zerstört sei und dann "neu entstand" im 19. Jahrhundert, ist natürlich auch falsch. Da war nichts zerstört. Sowas wie "nationale Identität" wurde erst neu erfunden.
Karriere konnte man auch machen. Man konnte innerhalb der Armee aufsteigen, man konnte Chefboss der eigenen Gemeinde werden und man konnte an den Hof des Sultans gelangen. Gut, Sultan konnte man nicht werden.

Achja, das OR ein Vielvölkerstaat zu nennen, ist übrigens nicht meine Erfindung, dass ist die übliche Bezeichnung.
Wie dem auch sei, die Behauptung, Vielvölkerstaaten würden per se nicht funktionieren ist ideologische Luftblase, mit der man sagen möchte, dass es bei uns nicht funktioniert. Und genau deswegen hast du es doch nur in den Raum geworfen. Es ging doch um die EU, nicht wahr.
Ist aber falsch, tut mir Leid. Musst dir ein anderes Argument suchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die hatten eine weitreichende Autonomie
Das ist doch der Punkt: ein Autonomiestatus bedeutet de facto "da hat der Staat nix zu sagen". Autonomie ist nicht mit Zentralgewalt vereinbar.

ch rede nicht von besetzten Gebieten (wie Spanien zB) sondern von diversen Minderheiten innerhalb des OR.
Das osmanische Reich war in Spanien? Wäre mir vollkommen nue 😀
Ich rede auch von Minderheiten im osmanischen Reich (wie an der Nennung von Serben, Bulgaren oder Griechen erkennbar machen sollte...)

Zb. lebten die Araber völlig frei von irgendwelchen Assimilationsversuchen Jahrhunderte im OR.
äh...wenn du meinst, das werde ich dir kaum ausreden können, und hab auch keinen Bock dazu. Ich hingegen behaupte einfach mal das es keine "Türken" oder "Araber" oder "Kurden" gab, diese Begrifflichkeiten kannte man damals nicht wirklich, sondern nur angehörige der Umma (Muslime) und die, die es nicht waren....

Da war nichts zerstört. Sowas wie "nationale Identität" wurde erst neu erfunden.
Na ja, zum normalen Nationalitätsgedanken gehört eine gewisse historischen Kontinuität mit gewissen Anfangspunkten: die französische Geschichte "beginnt" irgendwann mit Charlemagne, die englische bei Hastings usw. Klar gibt es auch eine Vorgeschichte einer Region, aber die Nation besitzt keinen Bezug dazu: die keltischen Stämme würde keiner irgendwie mit der französichen Nation in bezug setzen, die Merowinger aber schon. Bei einigen Nationen entstand dieses Nationalbewußtsein relativ spät z.B: den Deutschen oder Italienern.
Und dann gibt es noch die, wo das eben unterbrochen wurde: die Griechen der Antike hatten schon ein ausgeprägtes Nationalbewußtsein, man kann fast von Rassismus sprechen, und haben sehr genau unterschieden was Hellenen sind und was nicht. Dieses Nationalbewußtsein ging in der Spätantike im römischen auf, als dessen Trägerschicht man sich betrachtete: ein Bewohner des Peleponnes im 10. Jahrhundert hat sich als "Römer" verstanden. Diese "völkische Identität" wenn die das wort national stört) wurde im osmansichen Reich zerstört: nicht unbedingt gewaltsam, aber doch sehr gründlich.
Und ab dem 19. Jahrhundert, also mit aufkommenden Nationalismus hat es nimmer geklappt. Und vor dem 19. Jahrhundert, also bevor es die Idee des modernen "Nationalvolks" gab, macht es einfach keinen Sinn von Vielvölkerstaaten zu sprechen.

Wie dem auch sei, die Behauptung, Vielvölkerstaaten würden per se nicht funktionieren ist ideologische Luftblase, mit der man sagen möchte, dass es bei uns nicht funktioniert.
Noch mal: ich würde das osmanische Reich nicht als funktional bezeichnen. Ebensowneig wie Jugoslawien, die UdSSR oder Österreich-Ungarn (womit wir alle klassischen Beispiele hätten). Und damit ist die Kernaussage bestätigt: 4 von 4 Fällen gingen ziemlich unschön bis blutig zuende. Mal etwas zivilisierter, mal weniger.

Es ging doch um die EU, nicht wahr.
Nö, eigentlich ging es um die Notwendigkeit Migranten zu integrieren um einen homogenen Volkskörper weitestgehend zu erhalten, weil es sonst Probleme gibt 🙂
Wenn etwas eine ideologische Luftblase ist, dann die Idee das "Multikulti", also das bestehen grundlegend verschiedener, aber gleichberechtigter Kulturen im selben Land (Kultur jetzt ganz trivial als sprachliche, religiöse und ideengeschichtliche Unterschiede verstanden) in irgend einer Form erstrebenswert wäre.
Das ist es einfach nicht, es schafft nur Probleme und Reibungspunkte. Siehe z.B. Belgien (und da ist es nur die Sprache!) oder in krasserer Form den Libanon.
Die einizgen die das gesittet über die Bühne bekommen sind die Schweizer, und das auch nur weil die Kantone weitgehend selbstständig sind und die verschiedenen Sprachgebiete eher wenig miteinander zu tun haben.
 
Das osmanische Reich war in Spanien? Wäre mir vollkommen nue
Oh ja, das waren die Mauren, oder? Egal, Moslems halt. 🙄

äh...wenn du meinst, das werde ich dir kaum ausreden können, und hab auch keinen Bock dazu. Ich hingegen behaupte einfach mal das es keine "Türken" oder "Araber" oder "Kurden" gab, diese Begrifflichkeiten kannte man damals nicht wirklich, sondern nur angehörige der Umma (Muslime) und die, die es nicht waren....
Ja, was denn? Die haben schon ne andere Kultur. Sag mal zu nem Türken aus den grauen Wölfen, er wäre quasi ein Kurde. Viel Spaß bei dabei. Worauf ich hinaus will ist, dass da keine Anstalten unternommen worden sind, die zu türkisieren. Das passierte erst unter Atatürk.

Und vor dem 19. Jahrhundert, also bevor es die Idee des modernen "Nationalvolks" gab, macht es einfach keinen Sinn von Vielvölkerstaaten zu sprechen.
Staat mit vielen Völkern=Vielvölkerstaat. Was du da mit Nationalstaaten palaverst, ist mir nicht ganz klar. Du müsstest deine ursprüngliche Aussage dahingehen anpassen, dass du explizit nur moderne Nationalstaaten meinst. Haste nicht getan. Hast nur von Völkern und Kulturen geredet.

Noch mal: ich würde das osmanische Reich nicht als funktional bezeichnen.
Ich schon, warum auch nicht.

Wenn etwas eine ideologische Luftblase ist, dann die Idee das "Multikulti", also das bestehen grundlegend verschiedener, aber gleichberechtigter Kulturen im selben Land in irgend einer Form erstrebenswert wäre.
Nun, wie erstrebenswert das ist, ist ja überhaupt keine Frage. Wir haben die unterschiedlichen Kulturen ja schon hier. Und wenn du nicht vor hast, eine Mauer zu bauen, werden es tendenziell auch immer mehr werden. Deine Träume vom homogenen Volkskörper kannste also in die verstaubte Kiste zurückpacken, wo du sie rausgekramt hast.
 
Sag mal zu nem Türken aus den grauen Wölfen, er wäre quasi ein Kurde. Viel Spaß bei dabei. Worauf ich hinaus will ist, dass da keine Anstalten unternommen worden sind, die zu türkisieren. Das passierte erst unter Atatürk.
Jupp, du hast recht. Das passierte erst unter den Jungtürken. ein türkisches (in abgenzung zu einem z.B: kurdischen oder griechischen) Volksverständnis entstand erst später. Das osmanische Reich kannte - zumindest in den Blütejahren - diese Konzepte nicht.

Staat mit vielen Völkern=Vielvölkerstaat. Was du da mit Nationalstaaten palaverst, ist mir nicht ganz klar. Du müsstest deine ursprüngliche Aussage dahingehen anpassen, dass du explizit nur moderne Nationalstaaten meinst. Haste nicht getan. Hast nur von Völkern und Kulturen geredet.
Mea culpa. hätte es präziser ausdrücken sollen. Ich meine Staat wirklich im modernen Staatenverständnis der drei Elemente Lehre (Staatsvolk, Staatsgewalt, Staatsgebiet). Und da sind Personenverbandsstaaten, wie es auch das osmanische Reich war, nicht inbegriffen. In meinem Verständnis gibt es Staaten erst ab dem 17/18 Jahrhundert.
(Sonst könnte man ja z.B: auch das römische Imperium alsVielvölkerstaat begreifen)

Ich schon, warum auch nicht.
Weil es über den Großteil seines Staatsgebietes keine Kontrolle hatte villeicht? Weil "Lokalpolitiker" insbesondere in Nordafrika nicht nur gemacht haben was sie wollten sondern stellenweise sogar Politik gemacht haben die denen der hohen Pforte diametral gegenüber stand?
Die Rolle des Sultans des osmansichen Reiches ist stellenweise eher vergleichbar mit der nominalen Hoheit des römischen Kaisers über Europa, da würde auch keiner behaupten der hätte den anderne Königen was vorschreiben können. Spätestens nach dem verlust der Krim an die Russen (1736) hat da jeder Bey gemacht was er wollte, die Zentralgewalt war auf die heutige Türkei beschränkt.

Wir haben die unterschiedlichen Kulturen ja schon hier.
Damit ist weniger die reine Existenz gemeint als vielmehr wie sehr eine Kultur öffentlich wirksam wird. Du würdest doch nicht behaupten Deutschland sei irgendwie "Italienisch geprägt" oder "griechisch beinflusst", obwohl das verhältnismäßig starke Zuwanderergruppen waren.
Eigentlich haben wir bisher jede Form von Migranten ziemlich gründlich assimiliert, von den Beutetürken bis hin zu Iranflüchtlingen, die Nachkommen sind in ihren Lebensgewohnheiten einfach nicht von der übrigen Bevölkerung zu unterscheiden.
Bei den Türken sieht halt anders aus: ob türkischsprachige Zeitungen, Repräsentationsbauten, türkischsprachige Formulare für jeden Anlass oder der Einfluss der Kanak Sprak auf Kunst- und Jugendkultur.
Es ist halt das erste mal das Migrantengruppe wirklich nachhaltigen Einfluss auf die Mehrheitskultur ausübt.

Deine Träume vom homogenen Volkskörper kannste also in die verstaubte Kiste zurückpacken, wo du sie rausgekramt hast.
*Schulterzuck* das die Begrifflichkeit negativ konotiert ist und von den falschen Leuten mit den falschen Absichten benutzt wird ist bedauerlich, ändert aber nichts daran das es zutrifft. Moderne Nationalstaaten sind nunmal weitgehend "Kulturnationen", das ist sozusagen der Kitt des ganzen, fällt das weg, endet über kurz oder lang auch der Staat. Genau deswegen bemüht sich die EU doch eine europäische Identität zu erschaffen (oder historisches Beispiel: die UdsSR den Sovjetmenschen), weil sonst das ganze Projekt langfristig wenig Sinn macht.
Da sheißt übrigens nicht das es nciht auch möglich wäre das man sich zusammenrauft, also wirklich frei nach "melting pot" aus zwei einzelnen Ethnien eine neue macht, nur sei in diesem Zusammenhang die Frage gestattet welche Erungenschaften der ostanatolisch-türkischen Kultur* wirklich erstrebenswert wären, oder konkret: welche Sitten wollen wir hier haben?

* mit dem Begriff "türkisch" ist es wirklich etwas tricky, den er verallgemeinert wirklich: mit den urbanen, laizistischen Türken der Westtürkei gibt es ja eher wenig Reibungspunkte, es sind ja primär die Migranten aus den dörflich-mittelalterlichen Gesellschaftsstrukturen die Probleme bereiten....
 
Also nach dem was die "Stimmen" aus Athen so losgelassen haben, Mo. Abend in den VOX-Nachrichten:

1."Wieso sollen wir uns ändern, es läuft doch!"

2. "Frau Merkel geht es einen feuchten Kericht an was wir hier tun, das ist unsere Sache, da hat uns Keiner was zu sagen."

und mein persönlicher Favorit:

"Bevor wir hier etwas anders machen, gibts Bürgerkrieg!"


Und dem allg. Konsenz, dass wir von den Milliarden nichts jemals wiedersehn, dafür jetzt für diese ********** sparen müssen, Krippenplätze weiterhin Mangelware bleiben werden......:angry:
Also da kamen mir ganz polit. unkorrekte Gedanken und euch?
 
Ich kann es den Griechen nicht wirklich übel nehmen. Dieser Patient (griechisches Volk) hat die Lage noch nicht realisiert, die haben noch gar keine Vorstellung davon, was es heißt wenn ein Land Bankrott ist.

Die Regierung hat es nach den letzten Meldungen geschnallt, beim Volk dauert es noch ein bisschen. Oder wie sollte man sich denn die für heute angekündigten Streiks erklären?

Die müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen. Leute die sich mit der Finanzwelt beschäftigen, haben das vielleicht geahnt und sind deswegen weniger überrascht. Aber man darf nicht vergessen, dass das Volk der Griechen genauso aus allen Wolken gefallen ist, wie der Rest der EU-Bürger, als die Wahrheit ans Licht kam.

Das wir Deutschen nun im Trommelfeuer der Kritik stehen, seitens der Griechen, verärgert mich nicht besonders. Die deutsche Presse hat schließlich auch verbale Attacken ausgeteilt, wobei die Griechen sich das eigentlich denken könnten, dass sowas von seitens der Partnerländer auf sie nieder gehen wird. Dennoch sind sie unheimlich angepisst und verletzlich und schlagen nach jedem der Kritik übt. Frei nach dem Motto "getroffene Hunde bellen". Meines erachtens eine normale menschliche Reaktion, die man nicht überbewerten sollte.

Außerdem nehme ich den "schwarzen Peter" als Deutscher Bürger gerne hin, denn ich sehs als Kompliment an. Unser Land ist für Europa der Fels in der Brandung oder anderst das hell strahlende Astronomicon. Wir sind die, auf die ganz Europa schaut, wenn es um Krisen oder andere schwerwiegende Entscheidungen geht. Nach uns richtet sich der Rest. Wir haben den größten Einfluss und auch den großten Nutzen.
Mit den Nachteilen, der größte Geldgeber zusein und hier und da die Mediale Beleidigungskeule zuerwischen, kann ich bisher gut leben.

Im Grund genommen wissen die Griechen und auch andere Länder, dass wir ganz lieb sind und Probleme mit unseren deutschen Tugenden angehen. Wir überstürzen nichts, machen unsere Arbeit sorgfältig und ordentlich und sind pünktlich zum gesetzen Termin fertig. Unsere Entscheidungen sind hart, aber fair. Und erst im Nachhinein können wird den Dank dafür ernten.

(hört sich ganz schön blümchenmäßig an, oder?🙂)
 
Mir gehts vor Allem darum, dass wir für Alle da sein müssen, aber irgendwie nicht für uns selbst.
Steuersenkungen 2011?!?Wie soll das gehn?Wir spielen überall den Retter, dabei gehn wir selbst am Stock und ganz im Ernst: Uns hilft kein ***** falls wir mal Hilfe brauchen(und komm mir jetzt keiner mit der berliner Luftbrücke o.ä.).
 
Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass im Moment (und damit meine ich die nächsten Jahre) tatsächlich der Zeitpunkt für Steuersenkungen ist, oder? Was mich am meisten stört, ist das Verhalten der griechischen Medien und Politiker, die sich tatsähclich dafür beschweren, dass im Gegenzug für Finanzhilfen ein Sparkurs gefordert wird.

Natürlich fehlt den Griechen der Realitätsbezug, das ist eine Nation, die jahrzehntelang weit über ihre Verhältnisse gelebt hat. Allerdings kann mir kein griechischer Politiker erzählen, dass die Katastrophe sich nicht abgezeichnet hätte. Den gleichen Vorwurf kann man aber auch der EU machen, die sowas im Blick haben sollte...

EDIT: Gegen die Finanzholfe hätte ich auch soweit gar nichts, denn wir sind (und da können wir stolz drauf sein) das Zentrum Europas (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, auch wenn das erste einfach vom lieben Gott bei der Erschaffung der Welt so festgelegt wurde*g*) und einer der Gründungsstaaten der EGKS, aus der die EG und später die EU wurde. Das wir also ein Land dieser Gemeinschaft unterstützen (ob der Beitritt jemals "sinnvoll" war, oder nicht), ist in Ordnung. Was wir allerdings zumindest erwarten dürfen, genau wie der Rest Europas, ist ja wohl ein wenig griechische Demut. Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die sehn im Moment eher unbelehrbar aus für mich. Die wollen die Hand nicht nur beißen...
Und DOCH ich hab natürlich an die Steuersenkungen geglaubt und an den Weihnachtsmann, den Osterhasen....😉
Aber das deutsche Kids keinen Krippenplatz kriegen, dafür aber jeder Depp Geld von uns, da gehört mal was getan. Denn da liegt etwas im Argen im Staate Deutschland(und nicht nur hier), unsere nächsten Generationen auf Kosten von Europa vernachlässigen ist eben BULLSHIT und bleibt das auch.
 
Mea culpa. hätte es präziser ausdrücken sollen. Ich meine Staat wirklich im modernen Staatenverständnis der drei Elemente Lehre (Staatsvolk, Staatsgewalt, Staatsgebiet). Und da sind Personenverbandsstaaten, wie es auch das osmanische Reich war, nicht inbegriffen. In meinem Verständnis gibt es Staaten erst ab dem 17/18 Jahrhundert.
(Sonst könnte man ja z.B: auch das römische Imperium alsVielvölkerstaat begreifen)
Okay, dann können wir damit das Thema OR ja abhacken. Tatsächlich wollte ich erst die 'ömer mit reinbringen, dachte aber Osmanen passen besser zum Thema hier.

Aber noch mal was zum homogenen Volkskörper: Wir haben hier garnichts assimiliert. Die haben sich freiwillig angepasst, wenn überhaupt.
Und das ist der Punkt. Du kannst in einer freiheitlichen Demokratie die Leute nicht dazu zwingen, deutsche Zeitungen zu lesen und Weißwurst zu essen.
Von daher erübrigt sich das Reden über sowas auch, egal wie man jetzt dazu steht. Zumindest, wenn man nicht vorhat den Faschismus hier wieder einzuführen und ich geh mal davon aus, dass möchtest du nicht.

@ Griechen: ELute hat da einen schönen Punkt zur Sprache gebracht. Nämlich, das die Wut auf "die Griechen" und dieses "Die Griechen müssen mal kapieren.." Blabla irgendwie daneben ist. "Die Griechen" könne da nämlich auch nix für, jedenfalls nicht der gemeine Mann von der Straße. Ist doch klar das der Fließbandarbeiter in der Feta-Fabrik angepisst ist. Der hat sich für ein paar Euro jahrelang krumm gemacht und wird jetzt vom deutschen Feuilleton als Finanz-Antichrist angeprangert. Den Scheiß hat die obere Schicht der Politik- und Finanzelite in Griechenland gebaut.
 
@ Griechen: ELute hat da einen schönen Punkt zur Sprache gebracht. Nämlich, das die Wut auf "die Griechen" und dieses "Die Griechen müssen mal kapieren.." Blabla irgendwie daneben ist. "Die Griechen" könne da nämlich auch nix für, jedenfalls nicht der gemeine Mann von der Straße. Ist doch klar das der Fließbandarbeiter in der Feta-Fabrik angepisst ist. Der hat sich für ein paar Euro jahrelang krumm gemacht und wird jetzt vom deutschen Feuilleton als Finanz-Antichrist angeprangert. Den Scheiß hat die obere Schicht der Politik- und Finanzelite in Griechenland gebaut.

Da magst du recht haben, aber auch dem gemeinen Arbeiter muss klar sein, dass auch er Opfer bringen muss, wenn er nicht möchte, dass sein Land komplett den Bach runtergeht. Man kann schließlich nicht nach Hilfe schreien und dann sozusagen das Rettungsboot versenken...