Hilfe für Prüfung - Gottes Widersprüchlichkeit

Wie wäre es auch auf die Parteilichkeit Gottes hinzuweisen? Gott hat ein auserwähltes Volk, an welchem er trotz aller Probleme festhält. Diese Parteilichkeit wird dann auch immer weiter gesteigert bishin zur Parteinahme für die Schwachen und Armen.

Desweiteren stellt der Mensch laut der Bibel ein Abbild Gottes dar

Er ist Ebenbild Gottes und nicht Abbild. Was genau die Ebenbildlichkeit des Menschen ausmacht, ist eine Frage, welche immer wieder diskutiert wird. Aus der Ambivalenz menschlichen Handelns und Denkens eine Ambivalenz Gottes zu machen ist fragwürdig. Wäre für mich eine zu starke Gleichsetzung von Gott und Mensch.
 
Wie wäre es auch auf die Parteilichkeit Gottes hinzuweisen? Gott hat ein auserwähltes Volk, an welchem er trotz aller Probleme festhält. Diese Parteilichkeit wird dann auch immer weiter gesteigert bishin zur Parteinahme für die Schwachen und Armen.
Das stimmt und trifft vor allem im AT zu, wo sich das ganze sogar bis zu Parteinahme für einzelne Personen ausdehnt, welche (Volk als auch Personen) der Verbreitung seiner Lehren dienen sollen. Allerdings wird doch gerade im NT das Bild eines Gottes aller Menschen gezeichnet.
Für mich stellt sich da jetzt die Frage: siehst du diese Parteinahme als Widerspruch oder als Lösungsansatz?
 
Allerdings wird doch gerade im NT das Bild eines Gottes aller Menschen gezeichnet.

Trotz allem bleibt erst einmal Gott der Gott Israels und auch im NT ein Gott der auf der Seite der Schwachen steht. Nicht zuletzt in der Person Jesu, der gerade mit sozial Minderwertigen gespeist hat ("Freund von Huren und Zöllnern"), und durch die Kreuzigung wird diese Parteinahme deutlich. Und man kann duchaus fragen, ob Gott ein Gott für wirklich alle Menschen ist.
Für einige Widersprüche kann es aber ein Lösungsansatz sein, da für bestimmte Handlungen keine Objektivität mehr beansprucht werden muss, sondern sie sich aus der Parteinahme ableiten kann.

Zu deiner eigentlichen Fragestellung: "Wie kann ich an den Gott der Bibel mit all seinen Widersprüchen glauben?"

Die Frage ist erstmal keine biblische Fragestellung, sondern eher eine psychologische. Erstmal geht sie davon aus, dass man nicht an Widersprüchliches glauben kann, was meines Erachtens erst einmal nicht stichhaltig ist. Der Mensch ist durchaus in der Lage widersprüchliche Ereignisse wahrzunehmen und auch hinzunehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
hinaus.
Denkst du das ist als Lösungsansatz akzeptabel?
Ich denke schon. Du solltest aber auch darauf eingehen, inwiefern widerspruchsfreiheit notwendig für Glauben ist. Ansonsten drohst du tatsächlich das Thema zu verfehlen, weil aus deinem Befund egal ob er nun lautet, Gott sei widersprüchlich oder eben nicht, nicht hervor geht, welchen Einfluss das nun darauf hat, dass du daran glaubst. Und an dieser Stelle kannst du auch darlegen, welche Bedeutung für dich persönlich die Bibel für dich spielt. Denn je nahc Konfession hat die Bibel durchaus eine unterschiedlichen Stellenwert.
 
Das Problem bei diesem Lösungsansatz ist aber, dass hier dann Bibel und Gott argumentativ gleichgesetzt werden. Theologisch müsste es erstens umgekehrt werden, also: Die Bibel ist widersprüchlich weil Gott widersprüchlich ist. Zweitens gäbe es auch hier eine Gleichsetzung beider.
Zwar kann man durchaus die Bibel als Quelle der Erfahrung mit Gott mit der Offenbarung Gottes vor Mose begründen "Ich werde der sein, der ich sein werde", was man durchaus als "Ich bin der, als der ich mich erweise" deuten kann, aber muss dann auch die Differenz immer mitbedenken. Die Bibel gibt dann nicht wieder, wie Gott wirklich ist, sondern als wer er sich gegenüber Menschen erwiesen hat. Karl Barth sprach von Gott als der ganz Andere. Das bedeutet konkret, dass jede Zuschreibung an Gott immer als menschliche Zuschreibung fehlerbehaftet ist und im strengen Sinne auch eine Aneignung Gottes ist. Die Widersprüchlichkeit des biblischen Zeugnis könnte man daher als Zeichen der Nicht-Aneignungsfähigkeit Gottes deuten. Man kann durchaus philosophisch hinterfragen, ob nicht das schon eine Aneignung sei und so weiter.
 
wie kann ich an den Gott der Bibel mit all seinen Widersprüchen glauben?

Mal von Gödel abgesehen noch ein anderer Einwurf:

Was genau hindert einen daran, an einen Gott mit Widersprüchlichkeiten zu glauben? Bin 'ich' als Gläubiger explizit gezwungen, alles Widersprüchliche auflösen zu müssen? Sagt das nicht mehr über mich als Gläubigen aus als mein Glaubenselement? Reicht ein simples 'Joah, ich weisz, dass er sich hier widerspricht, aber, ist halt so' nicht einfach aus?

Ansonsten frage ich mich, wie man versucht, das Konzept 'Gott' durch Vernunft greifen zu wollen... Auch hier kann ich nur wieder auf Gödel und, vielleicht sogar noch passender, Gödel, Escher, Bach verweisen...
 
Das Problem bei diesem Lösungsansatz ist aber, dass hier dann Bibel und Gott argumentativ gleichgesetzt werden. Theologisch müsste es erstens umgekehrt werden, also: Die Bibel ist widersprüchlich weil Gott widersprüchlich ist. Zweitens gäbe es auch hier eine Gleichsetzung beider.
aber nur, wenn man den Schluss aufrecht erhält, dass Gott aufgrund der Bibel widersprüchlich sei. Das ist übrigens ein Problem, mit dem sich Historiker ständig herumschlagen. Wir haben ein schemenhaftes lückenhaftes Abbild einer Vergangenheit und schießen davon ausgehend auf die tatsächliche Vergangenheit. Genau das passiert hier in 'Bezug auf Gott. Der Schluss Gott ist widersprüchlich, weil es die Bibel ist, ist genaugenommen unlogisch. eine Verkehrung von Ursache und Wirkung. Man sagen, dass es hinreichend möglich ist, dass die Bibel aufgrund der Widersprüchlichkeit Gottes wiedersprüchlich ist. Aber nicht notwendigerweise. Genausogut kann, wie du auch schon dargelegt hast auch Gottes Unbegreiflichkeit nach menschlichen Maßstäben der Grund dafür sein, Oder fehlerhafte Überlieferung, oder bewusste Manipulation oder oder oder.

Das Dilemma lässt sich aber vermeiden, wenn man die Bibel als Sammlung von Zeugenberichten begreift. Dort werden Ereignisse aus der Sicht unterschiedlichster Personen beschrieben. Wenn man nun sich als Kriminalist begreift, dann kann man die unterschiedlichen Zeugenaussagen untersuchen, widersprüche analysieren, und eine Synthese herstellen, die verscuht die Widersprüche aufzuheben. eine Auslegung der Schrift eben, die eignetlich nichts anderes als die Synthese des Lesers darstellt, der sie aus seiner Sicht auslegt.
 
Zu deiner eigentlichen Fragestellung: "Wie kann ich an den Gott der Bibel mit all seinen Widersprüchen glauben?"

Die Frage ist erstmal keine biblische Fragestellung, sondern eher eine psychologische. Erstmal geht sie davon aus, dass man nicht an Widersprüchliches glauben kann, was meines Erachtens erst einmal nicht stichhaltig ist. Der Mensch ist durchaus in der Lage widersprüchliche Ereignisse wahrzunehmen und auch hinzunehmen.

Das trifft wie ich finde den Nagel ziemlich auf den Kopf. Zumindest aber ist es ein Aspekt der Fragestellung, den ich berücksichtigen würde: "Wie geht der Gläubige mit Widersprüchen in der Bibel um?". Einige Antworten die mir spontan einfallen:

a) Man beruft sich auf Gottes Unergründlichkeit
b) Man akzeptiert, dass Gott widersprüchlich handeln kann
c) Man versucht, Widersprüche wegzuargumentieren

zu a)
Ist eine simple Universalantwort und funktioniert immer, weil sie absolut ist. Warum lässt Gott das Böse in der Welt zu? Warum hat Gott schon lange nichts mehr von sich sehen lassen? Warum handelt Gott widersprüchlich? --> Gott ist unergründlich.
Ist im Prinzip der einfache Weg, den jeder Gläubige gehen kann, wenn ihm der Rest zu kompliziert ist.

zu b)
Siehe den Vergleich zu Eltern mit ihren Kindern, hat ja Grimnok schon geschrieben. Man kann die Widersprüchlichkeit als gegeben hinnehmen, weil wir nicht die Gesamtheit von Gottes Plan kennen oder aber zum Beispiel auch Widersprüchlichkeiten als Prüfung der Menschheit begreifen.

zu c)
Man kann sich zum Beispiel auf Übersetzungsfehler etc. berufen oder man folgt der Argumentation aus Knight-Pilgrims letztem Beitrag. Funktioniert halt eher für gemäßigte Gläubige, welche die Bibel nicht als gedruckten Fakt ansehen.
 
Hab gerade noch was Schönes zum Thema Gottes Plan gefunden: http://9gag.com/gag/a09qdpd?sc=comic

Das Ziel ist halt das gleiche: Die Widersprüchlichkeit aufheben/ignorieren. Ich würde halt sagen, dass es aber die stereotypischsten Möglichkeiten sind. Auf die Unergründlichkeit verweisen, hinnehmen und Widersprüche wegrationalisieren.

Religiöses Leben wird sich aber meist in dem Spannungsfeld von Annahme und Anklage bewegen. Die Psalmen sind dafür ja der beste Beweis.
Man kann auch im religiösen Bereich Gott anklagen (Hiob ist dafür ja der beste Beweis) und auf die erlittene Ungerechtigkeit hinweisen. Im christlichen Kontext kann man auf Jesus am Kreuz hinweisen: "Mein Gott, mein Gott! Wozu hast du mich verlassen?" ist ja nicht die klaglose Annahme des Erlittenen, sondern die Anklage an Gott, wieso er in einem wichtigen Moment nicht da ist.
Daher würde ich als Punkt noch die Klage mit reinbringen. Man muss Widersprüche eben nicht nur hinnehmen, sondern kann sein Leid, seine Sorgen und seine Ängste mitteilen.

Vielleicht bringt das noch einen Aspekt mit rein, der hier vielleicht ein wenig untergegangen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Blackorc: läuft das nicht alles auf das selbe Hinaus? Man ändert ja nur die Argumentation warum man es hinnimmt.

Klar, auf irgend eine Weise muss es der Gläubige hinnehmen, sonst funktioniert das mit dem Glauben ja nicht. Ich bin nur weiter ins Detail und habe verschiedene Wege für die Akzeptanz geschildert. Rein psychologisch gesehen währe "Leugnung" noch eine weitere Möglichkeit. Man sieht einfach über Widersprüche hinweg und tut so, als gäbe es sie nicht. Manche Menschen sind ziemlich gut in dieser Disziplin. In einer Prüfung wäre mir der Punkt aber glaube ich zu heikel.

Morgen werde ich dann sehen ob es etwas genutzt hat oder nicht 🙂

Viel Erfolg! 🙂
 
Viel Erfolg! 🙂
Ja wünsch dir auch viel Erfolg.
Vielen Dank 🙂

Die Prüfung an sich (Präsentation+Kolloquium) lief ganz befriedigend, was im Prinzip auch etwas über den Notenbereich aussagt 😉, allerdings wurde beim Kolloquium auch ausgerechnet die eine Frage gestellt, die ich nicht beantworten konnte (Entwicklungsstufen des Gottesbildes, da müsste DEM ja in seinem Element sein 😉)
 
Ansonsten würde ich weg gehen von der christlich-religiösen Interpretation, hin zu einer historisch-kritischen: Gott ist widersprüchlich, weil der alttestamentarische Gott eine Synthese aus mindestens 3 verschiedenen altsemitischen/orientalischen Gottheiten ist
Afaik ist der christliche Gott (ebenso wie die anderen alten monotheistischen Götter) eine Weiterentwicklung des ägyptischen Sonnengottes Aton, des ersten Monotheismus überhaupt. Letztlich beten Christen also die Sonne an - irgendwie muss ich dabei jedesmal an Hogfather von Terry Pratchett denken.
 
Afaik ist der christliche Gott (ebenso wie die anderen alten monotheistischen Götter) eine Weiterentwicklung des ägyptischen Sonnengottes Aton, des ersten Monotheismus überhaupt. Letztlich beten Christen also die Sonne an - irgendwie muss ich dabei jedesmal an Hogfather von Terry Pratchett denken.

Naja ich vertrete ja immer noch die Meinung, dass Monotheismus und Polytheismus im Grunde das Selbe ist und man beim einen einfach alles zusammengefasst hat während man sich beim anderen an die einzelnen Aspekte des Göttlichen wendet.