Ich sollte es besser wissen, aber ich lass mich mal drauf ein.
Einsatzrollen der Kavallerie im klassischen Verständnis:
1. Aufklärer:
Die ursprünglichste Verwendung und auch die letzte vor dem endgültigen Niedergang im 20. Jahrhundert. Gut in Gebieten mit schlechter Infrastruktur, die den Einsatz von Motorfahrzeugen behindert.
Überholt von Flugzeugen. Also: Wenn Flugzeuge vorhanden sind, wird man auf die Kavallerie verzichten, es sei denn, das Terrain bevorzugt den "Nahansatz". Analog dazu die Patrouille, besonders im spanischen Bürgerkrieg, wo die Luftaufklärung durch das schwierige Gelände besonders in der Sierra Guadarrama behindert wurde.
2. "Harassment":
Die nächste, erste offensive Verwendung, d.h. die Kavallerie wird benutzt, um die Flanken feindlicher Verbände und die Etappe zu bedrohen. Klassische Beispiele sind die numidische Reiterei der Antike, Husaren der frühen Neuzeit, Nord- und Südstaatenkavallerie im amerikanischen Bürgerkrieg, aber auch Kosaken im Ersten Weltkrieg und russischen Bürgerkrieg. Gleiche Vorzüge wie oben, d.h. in relativ unwegsamen, aber fouragefreundlichem Terrain effektiver als Fahrzeuge, die Treibstoffe und Ersatzteile brauchen. Frühmoderne Fassung davon: Dragoner, die zwar als Kavallerie (Reiterei) organisatorisch geführt werden, aber im Gefecht eher die "berittene Infanterierolle" spielten.
3. Sturmkavallerie:
Nach der Erfindung des Steigbügels primäre Rolle; daher war die Kavallerie bis zum Langbogen, der Armbrust und bis ins Zeitalter der Schwarzpulverwaffen die prestigeträchtigste Waffengattung. Niedergang durch Entwicklung von Waffen mit höherer Kadenz (Hinterladergewehre, Schnellfeuerwaffen) und entsprechenden Taktiken (Britisches Karree als Paradebeispiel). Gliederung in Lanciers und Kürassiere.
Völlig entwertet durch zahlreich verfügbare Maschinengewehre ab ca. 1900, wenn auch in lokalen Kriegen (Russland, Südamerika in den 1920er Jahren) noch einige erfolgreiche Sturmangriffe geritten werden konnten, wobei dort aber der Feind oft disorganisiert war oder nur wenige Schnellfeuerwaffen aufwies - gegen organisierte Verteidigung ist ein Kavalleriesturmangriff Selbstmord. Moderner Nachfolger, wobei sich die Rolle der Sturmkavallerie und der Mounted Infantry überlappen, sind das Armoured Cavalry-Konzept der Amerikaner und in den 1930ern das kurzlebige Kleinkampfwagenprogramm der Briten. Hier also Ablösung durch Motorfahrzeuge.
[4. Zugtiere:
Für leichtere Zuglasten durch höhere Geschwindigkeit (Horse Artillery, Company Guns) sinnvoll. Für schwere Zuglasten (Belagerungsgeschütze) ineffizient im Vergleich zu Motorfahrzeugen, aber z.B. bis zum Ende des 2. Weltkriegs in der Wehrmacht wichtigstes Zugmittel sowohl für Geschütze wie auch für Nachschubwagen! Nur die Amerikaner und Briten hatten ihre Artillerie komplett mit motorisierten Zugfahrzeugen ausgestattet. Ochsen stärker, aber langsamer. Durch zuverlässige Fahrzeuge, in großer Zahl verfügbar, komplett entwertet, SOWEIT VORHANDEN; hübsche Darstellung der Verwendung von Pferden als Zugtiere in "modernem" Kontext in "The Postman" (1997, kein toller Film, aber viele interessante Ideen für den Wargamer).]
Fazit:
In den unmittelbaren Schlachtfeldrollen wie Sturmkavallerie und Dragonerrolle ist Kavallerie im modernen Verständnis obsolet, wobei die Maßstäbe imperialer Kommandeure erheblich rücksichtsloser sein dürften als selbst die abschreckendsten Beispiele aus dem WK1 - wenn man mit hohem Blutzoll eine Aufgabe erledigt, ohne das strategische Konzept zu gefährden (weil noch genug übrig bleiben), ist die Aufgabe zufriedenstellend gelöst.
Legt man einen technologischen Rahmen wie den zweiten Weltkrieg zugrunde, bleibt die Langstreckenaufklärung und das Raider-Potential, besonders in fouragefreundlichem Terrain.
Wenn man seinen Blickwinkel des 40k-Universum auf Sturmangriffe auf Festungen, Grabenkämpfe und "Ballerburgen" sowie die unmittelbaren Armeelistenauswahlen beschränkt, sind Gardereiter in der Tat ein Anachronismus. Wie aber in zahllosen Fluffelementen, besonders in früheren Editionen (UK-WD 109 ff., Codex IG 2ed etc.) hervorgehoben wurde, gibt es aber zahllose andere Verwendungen, beispielsweise die Patrouillenfunktion in unwegsamem Gelände (dafür z.B. die alten "Dawn Raid" und "Patrol"-Missionen), Raids ("Sabotage") und möglicherweise die Sicherung langsamer Nachschubkonvois, wobei ich da aber eher zur Armoured Cavalry oder Panzergrenadieren tendieren würde, oder ganz eigenen Tross-Sicherungsverbänden (auch mal eine schöne Idee für eine Themenarmee).
Zur Versorgungsproblematik:
In der Tat benötigen Pferde mehr Futter als Menschen. Allerdings kann man dies lokal durch Fourage beziehen, besonders auf Raids. Alternativ sollte im 40k-Universum synthetisches Futter problemlos mit geringerem Aufwand als Frischfutter transportierbar sein. Logistisch betrachtet aber machbar, zumal die Versorgung nur für Kampftruppen gelten dürfte (der zahlenmäßig intensivste Bereich sind Zugtiere für schwere Artillerie, und dafür nimmt man Zugmaschinen). Zum Transport: traditionell geht ein Pferd auf 5 Mann (d.h. die berühmten "40 hommes, 8 chevaux"-Wagen der Franzosen im 1. WK). Also nicht so kritisch, wie man denken möchte.
Wenn man das ganze Konzept eines interstellaren Krieges in Betracht zieht, ist der von vornherein eigentlich unmachbar, wie von Harry Harrison in "Rachezug im Kosmos" bereits in den 1960er Jahren ausgeführt. Aber GW haben sich ihr Universum ja so zurechtgelegt, dass es theoretisch machbar ist.
Schittebön.