Da ihr auf meine Fragen zu scheißen scheint, hier der nächste Teil.
Präventive Maßnahmen
Tzeez rannte durch den schmalen Korridor auf der >Eiserne Wut<. Seine metallbeschlagenen Schuhe verursachten einen dumpfen Lärm. Schon von weitem wussten die Crewmitglieder, wer ihnen entgegenkam und weichten aus.
„Was soll das heißen, sie wissen nicht, woher der Energieabfall kommt. Machen sie, Kapitän Riuchi, oder sie werden mich kennenlernen.“
Tzeez brüllte den Kapitän durch den Äther an. Dieser hatte ihn zuvor kontaktiert und auf die Brücke gerufen, weil sie instabile Werte in ihrer Antriebssignatur gefunden hatten. Und er hatte ihm mitgeteilt, dass ein technischer Defekt ausgeschlossen sei, da die Instabilitäten eine codierte Schleife waren. Ein Code, der sich stets wiederholte und so die Antriebsleistung senkte.
Als er die Brücke erreichte, schall ihm zuerst Rockmusik entgegen. Sofort sprang er ihn den Raum und konnte die wohltuenden Klänge von „Rock you like a Hurricane“ hören.
Langsam trat er zum Kapitän.
„Was tun sie da?“
„Herr Großinquisitor, das hilft mir bei nachdenken. Wünschen sie, dass ich es abschalte?“
„Nein, ich liebe diese Musik.“
Der Großinquisitor trat zu ihrem Techpriester und sah ihm über die Schulter zu, wie er die Energiewerte verfolgte und versuchte, die wiederholende Sequenz zu extrahieren. Das, was er über diesen Bereich der Technik wusste, sagte ihm, dass es schlecht um sie stand.
„Gehen sie von Warp. Wir schaffen es nicht.“, sagte der Inquisitor zum Techpriester.
„Ich sehe alles. Ich rechne es nicht als Versagen. Wir scheinen sabotiert worden zu sein.“
Der Techpriester erhob sich und ging zu seinen Schülern. Sie begannen mit der Austrittsequenz.
Das Lied wechselte und wurde durch harte Gitarrenklänge, untermauert mit Piano und Harfe, abgelöst. Das Lied kannte Tzeez allerdings nicht. Es war wohl eines von der Heimatwelt der Besatzung.
„Mein Lord, was jetzt? Wir sollen doch den Ketzer nach Ophelia bringen?“, fragte ihn Kapitän Riuchi, der nun neben ihn getreten war.
„Weisen sie meine Grey Knights an, den Ketzer zu exekutieren. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Sagen sie Hauptmann Austio, dass ich sie schicke. Er wird ihnen glauben?“
„Wird er?“
„Ja, denn ich habe ihnen soeben einen psionischen Abdruck verpasst. Und nun gehen sie, Kapitän. Zeigen sie dem Imperator, dass sie ihm noch dienen und schicken sie keinen Boten. Arbeit ist eine Tugend.“
Der Befehlshaber der >Eiserne Wut< entfernte sich.
Achtung, Achtung. An alle Stationen! Wir gehen von Warp. Die Psioniker unterlassen nun bitte die Anwendung ihrer Kräfte.
Die Computerstimme wiederholte sich noch einmal, dann spürte er plötzlich eine Veränderung des Raumes. Als ob eine Last von ihm genommen würde. Erleichtert stellte er fest, dass sie den Warpraum verlassen hatten.
„Wir befinden uns im Yucatansystem.“
Der Inquisitor blickte nach hinten.
„Danke, Major. Stellen sie eine Schutzstaffel zusammen. Ich gehe auf den Planeten.“
„Jawohl. Auf welchen Planeten wollen sie?“
„Auf den Regierungssitz. Wir werden wohl hierbleiben, bis unser Antrieb repariert wurden.“
„Sehr wohl. Der Regierungssitz ist die Makropolwelt Ikonium. Wir sind in etwa einer halben Stunde dort.“
„Danke, wegtreten.“
Der Major salutierte und schritt davon.
Tzeez war in seine Kammer gegangen und hatte sich fertig gemacht, seine Ausrüstung überprüft und Gebetet. Wie schon damals reiste er gerne allein und hatte deswegen auch kein Gefolge. Wozu, dachte er sich. Mit seinen dreiundachtzig Jahren hatte er schon mehr als genug neue Inquisitoren ausgebildet, hatte mehr als genug Psioniker verpulvert, mehr als genug Assassine sterben sehen, mehr als genug Freunde und Frauen verloren.
Gerade, als er die letzte Platte seiner Servorüstung befestigt hatte, klopfte es an der Tür.
„Herein.“
„Hier ist Major Iwasaki, erinnern sie sich?“
„Natürlich.“
Tzeez drehte sich um. Der Major stand ihn Paradeuniform vor ihm. Die violette Uniform saß perfekt. Auf der Brust prange der Adler des Imperium und die geflügelte Schlange, das Zeichen seiner Heimatwelt Tojo.
„Folgen sie mir bitte.“
Sie verließen die Kammer und schritten die Offiziersunterkünfte ab. Dann mündete ihr Weg in die Hauptkammer der Unterkunftblöcke vier bis sieben und schließlich in den Hauptkorridor der Steuerbordseite. Von dort aus gingen sie bis zum Hauptlift und fuhren auf Deck A, wo sich der Hangar befand. Vorbei an Computerkonsolen, Frachträumen und Werkstätten erreichten sie schnell den Haupthangar, wo schon eine Fähre bereitstand. Genauer, eine modifizierte Valkyre, mit Ionenantrieb und Hitzeschilden, perfekt für Boden- Raum Flüge.
„Wir sind bereit.“
„Dann los.“
Der Inquisitor setzte sich auf einen der Plätze und schloss die Augen. Schnell kam die Maschine in fahrt und hob ab. Perfekt verlies sie den Hangar. Der Pilot verstand sein Handwerk.
„Wie lange?“, fragte der Inquisitor nach vorne.
„Etwa eine Viertelstunde.“
„Verstanden.“
Tzeez setzte sich seinen Helm auf. Aber nicht für irgendwelche Computerinformationen, sondern um mit seinem eingebauten Musikspieler etwas zu hören. Seit etwa einem Jahr konnte er einfach nicht andres, als in jeder freien Minute Musik zu hören.
Ein sehr bekanntes Lied aus dem Segmentum Tempestus erschall in seinen Ohren. Breaking the Law. Nicht gerade das, was ein Inquisitor hören sollte, aber es war ihm egal. Er wollte nur zuhören und versinken, und sich nicht damit auseinandersetzen.
Mehrere Stücke, sowohl harte E- Instrumentlieder als auch mit gewöhnlichen Instrumenten gespielte Kompositionen, später registrierte er, dass sie sich im Landeanflug befanden und schaltete seine Helmmusik ab. Den Helm nahm er ebenfalls ab.
Als sie in die Atmosphäre eintraten wurde die Maschine leicht durchgeschüttelt, doch der Pilot setzte sie in einen idealen Winkel, um die Erschütterung zu kompensieren. So kamen sie immer tiefer und die letzten Augenblicke waren ein ruhiger Flug, bevor die Valkyre auf einem Landeplatz aufsetzte.
„Wir können nun raus.“, sagte der Major, der neben ihm Platz genommen hatte.
Großinquisitor Tzeez erhob sich und steuerte auf den Ausgang zu. Seine Stutzstaffel positionierte sich um ihn. Der Major und seine Feldwebel flankierten ihn.
„Schultert das Gewehr.“, befahl der Feldwebel.
„Los, kein Wort, kein Zwinkern, kein Hüsteln. Wir sind die Garde des Großinquisitors.“, sprach der Major.
„Sir!“
Die Luke öffnete sich, wobei sie sofort für Druckausgleich sorgte, indem sie ein Gas verströmte und machte ihnen den Wag zu einem grauen Platz frei, auf dem etliche imperiale Würdenträger warteten.
„Herr Großinquisitor, ich heiße Euch auf Ikonium willkommen. Darf ich erfahren, was der Grund ihrer Anwesenheit ist?“
Tzeez trat näher zu dem alten, muskulösen Gouverneur und blickte ihm ins Gesicht. Lange hielt ihm der Mann nicht stand.
„Eine Anomalie. Ich habe von meinen Leuten etwas analysieren lassen. Unser Antrieb zeigte eine Fehlfunktion auf und wir mussten anhalten. Zuerst sah es danach aus, als wäre der Antrieb sabotiert worden, doch nun kennen wir die Antwort. Eine Anomalie breitet sich in Eurem Raum aus. Ein Warpsturm, wie es scheint. Wir müssen sofort Gegenmaßnahmen einleiten.“
Der Gouverneur blickte kurz zu seinen Begleitern.
„Wir wissen von ihr. Laut unseren Informationen ist es ein Warpriss. Eine feindliche Armee ist auf dem Weg. Die Evakuierung ist bereits im Gange. Verstärkung ist unterwegs.“
„Welche Verstärkung?“
„Samarianer, Rozzarianer und die Masters of War.“
„Masters of War?!“
„Ihr kennt diesen Orden?“
Der Inquisitor begann leise zu lachen.
„Und wie ich ihn kenne.“
Und plötzlich brach er in schallendem Gelächter aus.
Stunden später saß Großinquisitor Halim Tzeez in seiner neuen Bleibe, einem Offiziersquartier im besten Viertel des Stadtsektors und beugte sich über seinen Schreibtisch. Immer noch schwirrten ihm die Masters of War im Kopf herum. Schließlich hatte er ihnen seine Beförderung zu verdanken. Und den Anstieg seiner Kräfte ebenfalls.
Vor ihm lagen die Berichte über den Fortschritt der Evakuierung. Da diese Anomalie Warpfelder neutralisierte, mussten die Schiffe erst einige Tage im normalen Raum fliegen, bis sie auf Warp gehen konnten. Dementsprechend langsam verlief die Evakuierung. Es waren erst siebzehn Prozent der Bevölkerung fortgeschafft und der Feind wurde in den nächsten Tagen erwartet.
Seine größte Sorge war allerdings, dass die Verstärkung nicht schnell genug eintreffen würde. Andererseits hatte Tiberius schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sein Orden mit unkonventionellen Mittel einiges zu erreichen vermochte.
Ein Pochen riss ihn aus seinen Gedanken.
„Herr Großinquisitor, hier ist Major Iwasaki. Ich möchte Euch mitteilen, dass die Ergebnisse des Scans vorliegen.“
„Ich komme.“
Er erhob sich aus seinem Sessel und ging zur Tür. Als er diese öffnete, stand der Major, der nun seine persönliche Garde anführte, vor ihm. Übrigens musste er somit auch die Aufgaben seines Adjutanten übernehmen, denn einen Akolythen hatte Tzeez nicht.
„Folgt mir bitte.“
Schnellen Schrittes gingen sie durch die Korridore des Militärhotels, also eines Hotels, dass für Soldaten kostenlos war. Desinteressiert beobachtete Tzeez die schnöde Einrichtung. Schnöde laut seiner Definition. Prunkvolles Interieur war seiner Meinung nach einfach verschwendetes Geld, welches man besser in die Bekämpfung der Feinde investiert hätte. Am Schlimmsten empfand er die Kronleuchter mit Diamantverzierung. Diese Diamanten hätten für Boltmunition weitaus mehr genützt.
Mehrere Minuten, dutzende Treppen und etliche Kronleuchter später trafen sie bei einem Raum ein, dessen Tür mit Konferenzraum IX beschriftet war. Der Major öffnete ihm die Tür und lies ihn als Ersten eintreten.
Der Raum war mit einigen Scannern und Bildschirmen vollgestellt worden, an denen Techpriester und Verwaltungsoffiziere Daten auswerteten und weiterleiteten. Am großen Konferenztisch saßen wieder der Gouverneur und seine Untergebenen.
„Werter Großinquisitor, einen guten Tag.“
„Es ist kein guter Tag, also kommen sie zum Punkt.“
„Natürlich, Leutnant!“
Der Gerufene trat vor und salutierte.
„Berichten sie dem Herrn Inquisitor von unseren Erkenntnissen.“
„Jawohl. Folgen sie mir bitte.“
Der Mann führte sie zu einem Bildschirm. Tzeez hatte gehofft, eine holographische Projektion zu sehen, aber er war schließlich nicht auf einer Welt an den Ausläufern des Tau- Imperiums.
„Wie sie hier erkennen können, ist es kein gewöhnlicher Warpsturm.“
„Was sie nicht sagen.“, unterbrach ihn der Inquisitor.
„Jedenfalls haben wir eine Sonde reingeschickt, die allerdings nicht mehr sendete. Da unsere Sonden für solche Fälle den Befehl >Route zurückfliegen< haben, kam sie auch wieder heraus. Und in ihr fanden wir dies.“
Er reichte Tzeez einen schwarzen Shurikenstern.
„Dark Eldar?“
„Wenn ihr es erkennt. Jedenfalls haben wir es beim Chaos noch nicht gesehen.“
„Beim Chaos gesehen?“
„Wir wurden vor drei Jahren angegriffen, haben es aber überstanden.“
Tzeez dachte kurz nach.
Also genug kampferprobte Soldaten. Das kann hilfreich sein.
„Fahrt fort.“
„Also setzten wir die Scans fort, aber diesmal intensiver, mit mehr Energieaufwand.“
„Und?“
„Es ist wie ein Wurmloch. Es ist ein Tunnel, dessen Ende wir allerdings nicht lokalisieren können.“
„Dann kommen sie also!“
Der Inquisitor drehte sich um und gab Iwasaki das Zeichen die Tür zu öffnen.
„Wo wollte ihr hin?“, rief der Gouverneur.
Tzeez hielt kurz inne und blickte über die Schulter zurück.
„Den Masters of War einen interessanten Empfang bereiten. Sie müssten bald eintreffen. Mal sehen, was Lord Tiberius zu meiner Überraschung sagen wird.“