Der Mond Nikaeum
„Wir sind auf Ikoniums Mond. Aber was wollen die Xenos eigentlich hier?“, fragte Tiberius seinen Ex- Mentor, während sie mit ihren Kräften einen ankommenden Transporter vom Himmel holten.
„Eine Sturmbasis?“
„Vollkommen unpraktisch. Die Raumverteidigung steht doch noch.“
Einer entgegenkommenden Horde von Warpbestien schickte Octavius eine Energiewelle entgegen, bevor er sich wieder die Luft vornahm. Eine Jagdstaffel der Aliens glaubte doch wirklich, sie würden mit Kanonen gegen die Alpha- Psioniker ankommen. Schnell mussten sie feststellen, dass dem nicht so war.
„Dort.“
Tiberius deutete auf einen gelandeten Transporter.
„Hast du ihn auch gespürt?“, fragte Octavius
„Den Lord?“
„Nein, ihn.“
„Ach so. Ich frage mich, wie lange es dauert, bis er uns wieder ins Handwerk zu pfuschen versucht.“
Hagashinen kamen ihnen entgegen. Wild brüllend und mit Blutdurst in den Augen stürzten sie sich auf die Menschen. Die Ersten von ihnen verbrannten allerdings schon in einem Feuerstoß, den die Psioniker ihnen entgegenschleuderten.
„Er hat Respekt vor die, Tiberius. Ich denke, dass er dir vollkommene Handlungsfreiheit gibt.“
„Andererseits hat er mir sowieso Nichts zu sagen. Dafür reicht sein Rang nicht aus.“
Ein Alien krallte sich an Octavius Arm fest und versuchte sein Gesicht mit dem vergifteten Messer zu erreichen. Mit einem Rundtritt verschaffte er sich kurz Bewegungsfreiheit und zerdrückte der Hagashin den Schädel.
„Ich frage mich, ob die Geheimdienstberichte stimmen?“
„Die über die Orks?“, fragte Octavius.
„Hm. Wenn es immer nur der Menschenbrecher stamm ist, ist es mir eigentlich egal. Aber es heißt, dass die einstige Streitmacht von Tomaka unter neuer Führung steht. Angeblich ein Ork Namens Garga Koppknacker.“
Tiberius wurde von etlichen Feinden bedrängt. Nun stürzten sie sich zu dutzenden auf ihn. Für kurze Zeit glich die Szenerie einem Fleischknäuel, das immer wieder in sein Inneres stach und schlug und man sah auch, wie der Space Marine in die Knie ging. Und plötzlich flogen die Dark Eldar brennend durch die Luft und stießen schreie des Schmerzes, oder wohl eher der Verwunderung aus. Der Ordensmeister hatte die Luft um sich herum zum brennen gebracht und seine brennenden Feinde dann mit einer Druckwelle fortgeschleudert.
„Sag, Herr Scriptor Magister, hast du von diesem Ork gehört?“
„Noch nie zuvor.“
„Wie es aussieht, haben wir uns damals etwas zu sehr aufs Chaos konzentriert.“
„Und letztendlich ist uns etwas entkommen.“
„Ja, ich wüsste nur gerne, was es war.“
Die Space Marines schienen wohl genug von Psionik zu haben, denn fast gleichzeitig zogen sie ihre Waffen und begannen, sich durch die Anstürmenden zu schlagen.
„Weist du, als ich bei der Enterung des Kriegsschiffes dabei war, habe ich gegen einen sehr mächtigen Haemonculus gekämpft.“
„Aber es ist doch hoffentlich ausgelöscht?“
„Das ist das Problem. Ich habe das Schwert des Dämons verwendet, weil meine normalen Waffen nicht ausreichten.“
„Sofern du eine Psiwaffe als normal ansiehst.“
„Jedenfalls schlug diese Klinge einfach durch seine Waffen. Und sie war überraschend leicht und lag gut in der Hand. Doch als ich ihn in die Flucht geschlagen hatte, wurde mir plötzlich übel. Mir wurde schwarz vor Augen und ich sank an der Wand auf den Boden. Das Schwert schien mit mir zu reden. Und es nährte sich an meiner Kraft. Und als ich dann erwachte, saß ein Dämon vor meiner Nase und sabberte fröhlich wegen des bevorstehenden Mahls.“
Octavius schwang seinen Psistab in weiten Bögen um sich und schleuderte seine Feinde nur so davor. Doch betrachtete man die Rüstungen der Space Marines, so waren sie von kleinsten Einschüssen entstellt. Die Instandsetzung würde wohl schwierig werden. Und das regte die Männer auf, sodass sie ihre Anstrengungen unglaublicherweise noch verdoppelten.
„Es hat also die Barriere zwischen dem Immaterium und dem Realraum verdünnt. Und es scheint ein Dämon in ihr zu leben. Ich würde es an deiner Stelle nicht wieder benutzen.“
„Vielleicht muss ich einfach üben. Wenn ich es kontrollieren kann, wird es mir und dem Imperator gute Dienste erweisen.“
„Pass aber auf, dass du es kontrollierst und nicht umgekehrt, sonst liegt es leider an mir, die zu liquidieren.“
„Danke.“
Eine nahe Explosion erregte ihre Aufmerksamkeit. Und auch ihre Feinde horchten auf. Sie alle konnten ein leises Summen vernehmen, es kam von Osten. Denn von Osten her näherten sich drei kleine Punkte. Kleine Punkte mit Raketen an ihren Flügeln. Einer war größer als die Anderen.
Die Dark Eldar ergriffen die Flucht, gefolgt von den Space Marine, die ihnen Feuerbällen und Blitze nachschleuderten. Das Summen war nun ein lautes Triebwerksgeräusch und plötzlich setzten die Lightnings und der Thunderhawk über sie hinweg und eröffneten das Feuer. Die verbliebenen Eldar wurden von Raketen und Bordgeschützen zerfetzt oder durch die Luft geworfen. Als keiner mehr übrig war drehten die Lightnings ab und flogen gen Westen. Der Thunderhawk landete bei ihnen.
„Hallo Freunde. Ich hätte nicht erwartet euch so schnell zu wiederzusehen. Eigentlich wollte ich euch erst von der Inquisition verhaften lassen, um dann mit einem Grinsen vor euch zu treten, aber der Angriff hat mir leider den Spaß verdorben.“
Grinsend stieg Tzeez aus dem Thunderhawk.
„Hallo Herr Inquisitor. Eine Überraschung wäre es nicht geworden.“, sagte Tiberius.
„Wir spürten dich von im Orbit.“, fügte Octavius hinzu.
„Hm, Steigt ein. Wir müssen nach Ikonium und unseren Angriff auf die Sturmbasen der Xenos koordinieren.“
Die beiden Space Marines stiegen zu ihm in den Thunderhawk. Die Masters of War nahmen auf einer Bank Platz, der Inquisitor setzte sich ihnen gegenüber.
„Wo hast du den Thunderhawk her? Und dazu einen in Ultramarinesblau?“, eröffnete Tiberius das Gespräch.
„Als Großinquisitor kann ich gewisse Dinge mit mir führen.“
„Großinquisitor?! Dann gratuliere ich zur Beförderung.“
„Wofür?“, fragte Octavius.
„Samara.“
„War das denn so ein Erfolg für dich?“
„In gewisser Weise schon. Wisst ihr, als ihr euch mit Waquega befasst habt, habe ich mir seine Armee vorgenommen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele gesuchter Beschwörer und Verräter sich seiner Streitmacht angeschlossen hatten. Zwar bin ich vom Ordo Malleus, aber ich habe einige Arbeiten übernommen, die eigentlich der Ordo Häreticus erledigen sollte. Erstaunlich, was man für mehrere hundert Geständnisse und Exekutionen doch für einen Schub in der Karriereleiter bekommen kann.“
„Na oll, jetzt hat er unseren Ruhm bekommen.“, höhnte Tiberius.
„Neidisch?“
„Nein, nur resigniert. Ich bereue, dass ich nicht Inquisitor geworden bin.“
„Ich bereue, wer ich wurde. Das ist eine verdammt undankbare Arbeit.“
Tiberius streckte sich.
„Erzähl, Großinquisitor, was hast du in den letzten zwei Jahren so gemacht?“
„Besonders aufregend war es nicht, Und alles darf ich euch natürlich nicht erzählen.“
„Wir sind ganz Ohr.“
„Nachdem wir Samara verteidigt hatten, kehrte ich in die Konklave der Segmentumsinquisitionsstelle, Abteilung Malleus, zurück und war erst einmal einige Wochen damit beschäftigt, alles zu dokumentieren und zu protokollieren, was ich erlebt, geleistet und gesehen habe. Besonders interessierten sich die hohen Inquisitoren für das, was wir entkommen ließen, meine Mutmaßungen darüber, wie Waquega so schnell so viele Horden um sich sammeln konnte und eure Methoden der Necronbekämpfung.“
Dabei spielte Tzeez eine Luftgitarre, was seine Zuhörer auch ansteckte.
„Dann wurde ich noch einige Tage befragt und untersucht, ob ich Schäden davongetragen hätte. Nun, danach kam die Beförderung. Außerdem wurde im Zentralarchiv der Inquisition vermerkt:
Sollten in einem Gefecht im Süden des östlichen Spiralarms gerade keine Grey Knights zur Stelle sein und man rechnet mit einer massiven Bedrohung, der durch konventionelle Truppen nicht beizukommen ist, wird den Inquisitoren geraten, sich an die Masters of War zu wenden.“
Die Space Marine lächelten.
„Dann bekam ich freundlicherweise eine Woche Urlaub, ich würde es eher als gelangweiltes Herumsitzen in meinen Wohnräumen bezeichnen, bevor es wieder an die Arbeit ging. Mir wurde wieder einmal geraten, mir einen Schüler und einige Leibwächter und Gehilfen zu nehmen, aber ich reise lieber allein. Über meine weitere Arbeit darf ich nicht viel erzählen. Ich war auch etlichen Planeten, habe Ketzer verfolg, Dämonen gejagt und den Willen des Imperators erfüllt. Und meine letzte Mission bestand darin, einen Erzketzer zu überführen. Aber urplötzlich wurden wir aus dem Warpraum geworfen und landeten hier. Ich exekutierte den Ketzer und habe mich nun entschlossen, als ob ich überhaupt eine Wahl hätte, mich dem Kampf gegen die Xenos anzuschließen. Ich habe bereits Nachricht an den Ordo Xenos geschickt. Wir erwarten bald einige Truppen Deathwatch.“
„Ah, Deathwatch. Auf Samara haben unsere schwarzgewandeten Brüder gute Arbeit geleistet.“
„Aber jetzt seid ihr an der Reihe. Da ihr freiwillig hergekommen seid, wisst ihr doch bestimmt etwas, was wir nicht wissen. Oder ich nicht weiß, denn ich kann noch nicht sagen, wie ehrlich der Gouverneur zu mir ist. Also, was ist hier los?“
„Octavius, erzählst du ihm, was wir wissen? Schließlich bist du der Scriptor und musst hinterher alles ins Ordensarchiv zusammentragen.“
Einige Atemzüge lang hielt der alte Scriptor seine Augen geschlossen und dachte über alles nach, um es dem Inquisitor verständlich mitzuteilen. Dann schlug er die Augen auf und begann zu erzählen.
„Tiberius und ich sind Alpha- Psioniker. Und wir wollten anderen unserer Art helfen, damit sie nicht als sabberndes Wesen von einem Kommissar erschossen werden. Also suchten wir uns einige Leute, die plötzlich eine hohe Stärke aufwiesen und Indoktrinierten sie. Mittlerweile besteht unser Zirkel aus acht mächtigen Psionikern, die sich gegen den Warp zu wehren wissen. Die Dämonen des Immateriums haben verstanden, dass sie sich nicht einfach so mit uns anlegen können.
Vor mehr als einem Jahr, bildete Tiberius gerade ein Mädchen aus, das wir entdeckt hatten. Und natürlich wollte er sie zuerst nur stabilisieren und dann auf Samara lassen, damit wir schnell weiter konnten. Zwar war Samara nun unserer Ordenswelt, aber wir sind schließlich Space Marines und müssen die Feinde des Imperators in den benachbarten Systemen bekämpfen. Doch sie wollte es nicht akzeptieren, wollte bei Tiberius bleiben und so teleportierte sie sich davon. Wir suchten sie und entdeckten sie schließlich in den Gärten des Palastes. Und um sie herum die Leichen von Mandrakes. Sie hatte sie erledigt. Und das hatte Tiberius überzeugt, sie als seine Schülerin aufzunehmen.
Unsere Nachforschungen ergaben nichts. Wir wussten nicht, was die Dark Eldar bei uns zu suchen hatten. Und vor etwa einer Woche wurden unser Ordensmeister und K’ari einige Male von einem gewissen Lord Harashi in die Welt der Dark Eldar gebracht. Wir wissen nicht ganz, wie er sich den Warp so zu nutze machen kann. Jedenfalls erzählte er von seinen Plänen, sein Volk zurück in den Realraum zu führen. Und davon, dass er ebenfalls ein Alpha- Psioniker sei. Dank der Wachsamkeit von K’ari bei ihrem Besuch der anderen Dimension, wussten wir, wo er zuschlagen wollte und machten uns auf den Weg. Und viel mehr wissen wir über seine Pläne auch nicht.“
„Das lässt alles natürlich in einem anderen Licht erstrahlen. Das erklärt auch, warum immer noch Truppen der Aliens aus dem Riss nachrücken und die Raumschlacht noch immer tobt. Wir müssen ihn finden und eliminieren.“
„Das ist uns bewusst.“, kommentierte Tiberius.
„Deswegen sich wir hier.“
„Eure Lordschaften.“, rief der Copilot aus dem Cockpit.
„Wir beginnen nun mit dem Landeanflug. Bitte schnallen sie sich an.“
Tiberius und die anderen schnallen sich nun auf ihren Plätzen fest und lehnten sich an die Bordwand.
„Wie vor zwei Jahren.“, entfuhr es Tiberius.
„Nicht ganz.“, antwortete Tzeez.
„Diesmal spielen deutlich mehr mit uns.“