40k [WH40k] Deathwatch:Xenojäger

Guten Morgen zusammen, viel Spaß mit dem letzten Teil von Kapitel 10.

Zehn / III

Auf dem Weg zu seinem Einsatzort, betastete Vorys laufend seinen neuen Arm. Er sah aus wie ein Standardmodell. Das bedeutete, er würde nicht viel stärker als sein natürlicher Arm sein und vermutlich bei weitem nicht so geschickt.
Auf der ganzen Station war geschäftiger Betrieb, immer wieder gab es Ausfälle an Subsystemen und tauchten Bereiche in absolute Dunkelheit. Die Besatzung reagierte allerdings sehr gefasst auf das Durcheinander, auch wenn automatische Türen nach Möglichkeit umgangen wurden. Es gab Gerüchte, dass einige Diener durch plötzlich zuschlagenden Türen Gliedmaßen oder gar ihr Leben verloren hatten. Als er bei der Vorhalle des Reliquiariums eintraf war die allgegenwärtige Zerstörung überwältigend. Auch wenn bereits sämtliche Spacemarine-Leichen weggeschafft worden waren, so war die ehemals prunkvolle Vorhalle ein Mahnmal der Brutalität. Verstörend deformierte Körper von Toten waren auf Haufen gestapelt worden und warteten nun darauf, von Servitoren entsorgt zu werden. Der ehemals blank polierte Boden war kaum noch wieder zu erkennen, alles war mit versengtem Blut und zersplitterten Trümmern übersäht. Direkt vor dem Portal war ein besonders tiefes Loch im Boden welches bis in das darunter liegende Deck reichte. Die Explosion hatte das verzierte Tor mit Schrapnellen entstellt und es, wie die ganze Vorhalle, mit einer fettigen Staubschicht bedeckt. Der Corditgeruch in der Luft brannte in Augen und Nase, da der automatische Luftfilter in diesem Bereich noch immer nicht funktionierte.
Nach mehreren Stunden harter Arbeit ließ die Wirkung der Schmerzmittel nach und alles bis auf seinen künstlichen Arm brannte aufgrund der massiven Überanstrengung. Am Ende der Schicht war die Vorhalle zumindest frei von Abfällen und Trümmern. Es blieben nur noch unzählige Reparaturen zu erledigen und im Anschluss daran eine abschließende Säuberung.
An Vorys Quartiertür hing eine weitere auf Folie gedruckte Depesche. Morgen sollte er sich vor Schichtantritt in der Versammlungshalle einfinden die jenen Ordensdienern vorbehalten war, die im direkten Kontakt mit den Astartes dienten. Sein Quartier war leer. Er hatte gehofft dort auch Jeri vorzufinden. Wenn sie von dem Massaker in der Hangarsektion gehört hatte nahm sie vermutlich an er wäre tot. Seinem Wissen nach war die Kommunikationszentrale nicht in direkte Bedrängnis gewesen und wenn Jeri ihren Arbeitsplatz erreicht hatte, sollte sie unversehrt geblieben sein. Der Weg dorthin war jedoch alles andere als ungefährlich gewesen und er erinnerte sich noch gut an den ausgelöschten Trupp, den er auf dem Weg zu seinem Einsatzort entdeckt hatte. Von dunklen Vorahnungen erfüllt, machte er sich auf den Weg zu ihrem Quartier, unsicher ob er für die mögliche Antwort bereit war. Die Ungewissheit war jedoch noch schlimmer zu ertragen. Er blieb mehrere Minuten vor ihrer verschlossenen Türe stehen, ehe er den Mut fand den Summer zu betätigen. Als sie die Tür öffnete und sie einander sahen, stiegen beiden sofort Tränen in die Augen und sie fielen sich erleichtert in die Arme.

Waffenmeister Apox Mollecht hatte kommissarisch das Kommando übernommen. Er prüfte Schadens- und Reparaturberichte während er im Apothekarium über den Watchcaptain wachte. Aus medizinischer Sicht bestand hierzu keine Notwendigkeit, immerhin waren Apothekarius Sultar und inzwischen auch ein Techmarine vor Ort. Apox blieb bei seinem Schlachtenbruder, weil es ihm half Entscheidungen zu treffen, wie Hopitz es seiner Meinung nach getan hätte. Das fahle Gesicht seines Freundes hatte nichts von seiner Ausdrucksstärke verloren wirkte nur extrem ausgezehrt. Möglicherweise war es das letzte Mal das er sein Gesicht zu sehen bekam. Der Sarkophag eines Cybots würde ihn für alle Zeit einschließen und in animotischer Flüssigkeit schwebend, langsam alles Menschliche verlieren lassen. Sie würden Hopitz noch einmal aufwecken bevor sie ihn in seine letzte Ruhestätte hüllen würden. Apox Vorfreude darauf war jedoch nicht ungetrübt. Letztendlich hatte er herausbekommen was der Plan der Alphalegion gewesen war und was noch schlimmer war, dass er ein voller Erfolg gewesen war.
Die marodierenden Trupps der Legionäre waren ebenso ein Ablenkungsmanöver gewesen wie der vermeintliche Hauptangriff selbst. Irgendwie hatten es ein paar Verräter geschafft, ungesehen und ungehindert zu einer verborgenen geheimen Lagerstätte für die Gensaat jener Black Shields zu gelangen, die im Dienste der Deathwatch ihr Leben gegeben hatten. Diesen kostbaren Schatz, der aus duzenden Progenoiddrüsen bestand, hatten die Alphalegionäre mit auf ihr Schiff genommen. Was sie in die Lage versetzte, mindestens eine halbe Kompanie neuer Verrätermarines heranzuzüchten. Die einstelligen Verluste die sie bei der Operation erlitten hatten verloren damit völlig an Bedeutung. Dass die Operation überhaupt in dem Ausmaß und mit so durchschlagendem Erfolg durchgeführt werden konnte, legte darüber hinaus noch einen weiteren Verdacht nahe. Es musste mindestens einen Infiltrator auf Argenteus Irae geben, den es nun zu enttarnen galt. Das würde für Streit und Zwietracht in den Rängen der Spacemarines von Argenteus Irae sorgen, da rein theoretisch absolut jeder hierfür in Frage kam. Entsprechend seiner Verpflichtung hatte er bereits Watchcommander Solomon Portoss per Astropathen über den Angriff und Hopitz‘ Schicksal informieren lassen. Dieser Schritt war ihm, so nötig und richtig er auch war, sehr schwer gefallen.

Er war dem uralten Veteranen der aus dem Orden der Blood Angels stammte, nur einmal vor über fünfzig Standardjahren begegnet. Apox war bereits ein Black Shield gewesen und Hopitz noch ein Hüter. Er hatte die Ausstrahlung dieser lebenden Legende vom ersten Moment an bewundert. Würde Solomon Davius persönlich herkommen? Wer würde ausgewählt Renus Hopitz Platz als Watchcaptain einzunehmen? Oder würde der Watchcommander Hopitz die Ehre des Schlafes verwehren und ihn auf seinem Posten belassen? So wenig wie er den Watchcommander kannte, war das alles jedoch reine Spekulation und Apox wandte sich anderen Dingen zu.

Watchcaptain Renus Hopitz fragte sich ob er Tot war. Er war alleine in der Finsternis. Seine Augen brannten und alle seine Bewegungen waren schwerer als sie es sein sollten. Als würde er sich durch zähflüssiges Gelee bewegen. Das Atmen fiel schwer und erst als er den unstoffliche Odem inhalierte, fühlte es sich an als hätte er eine Ewigkeit nicht mehr geatmet. Die Zeit war hier relativ und während er versuchte den Druck auf seinen Ohren loszuwerden, klärte sich langsam sein Blick. Er betrachtete seine Hände und stellte fest, dass sie filigraner und vor allem kleiner waren als in seiner Erinnerung. Hopitz sah an sich herunter und sah einen fremden Körper, dünne Glieder und vernarbte Haut, die sich über einen viel zu kleinen Brustkorb spannte. Ebenso träge wie er seinen Körper zu bewegen vermochte, verhielten sich auch seine Gedanken.
Astartes träumten nicht! Dass wusste er ganz genau und dennoch war er hier. Wenn er tot war, sollte er sich jedoch an der Seite des Imperators der Menschheit befinden, um ihm am Ende aller Tage im letzten Gefecht beizustehen. Doch er war allein. Verloren? Verstoßen? Verraten?
Hopitz versuchte sich daran zu erinnern was geschehen war bevor er hier gelandet war, was ihm jedoch außer betäubenden Kopfschmerzen nichts einbrachte. Er konnte sich nicht entsinnen, sich jemals so schwach gefühlt zu haben. War er hier um geprüft zu werden? Oder gar als Strafe? Nichts ergab in dieser Hölle einen Sinn. Er fühlte Panik in sich aufbranden, was unmöglich sein sollte und ihn dadurch in eine Abwärtsspirale der Verzweiflung hinabwarf. Ein urtümlicher Fluchtinstinkt, der ebenso wie die Fähigkeit Furcht zu empfinden, nicht länger ein Teil von ihm sein sollte ließ ihn rennen. Ob er sich bewegte, geschweige den in welche Richtung, konnte er nicht sagen. Ebenso wenig, wie lange er gerannt war. Schließlich ließ ihn Erschöpfung zu Boden sinken wo er keuchend und doch atemlos liegenblieb. Er schloss die die Augen und rief im Geiste nach dem Imperator, seinem Primarchen und nach seinen Schlachtenbrüdern. Er erhielt keine Antwort und als er resigniert die Augen öffnete störten graue Tupfen sein Sichtfeld. Es dauerte eine Weile, in denen er sich auf die Tupfen konzentrierte, bis er bemerkte, dass die Tupfen keine Sehstörung seiner Augen waren. Anders als zuerst gedacht, waren sie auch nicht willkürlich geformt sondern bildeten kleine Fußabdrücke die vor ihm in der Leere schwebten. Er fasste neuen Mut, richtete sich auf und versuchte der Spur in die Schwärze hinein zu folgen. Größe und Abstand deuteten auf die Spuren eines Kindes hin. Nach einer Weile, die er nach wie vor nicht genau beziffern konnte, gelangte er an eine Art Gabelung. Die Spur teile sich in eine weiter geradeaus verlaufende und eine die seitwärts anstieg. Instinktiv wählte er die Ansteigende und als er dem Pfand folge, zerbrachen die Spuren unter seinen Füßen. Seine Eingeweide verkrampften sich als er ins Nichts stürzte und Bilder vor seinen Augen flackerten. Er sah ein kleines Kind. In ärmliche Kleidung gehüllt hatte es die Hände über den Kopf erhoben. Entsetzliche Angst lag in den bodenlosen dunklen Augen und versprühten ein Leid in dem er zu ertrinken drohte. Er versuchte zu sprechen, dem Kind zu sagen dass er ihm nichts tun würde, doch seine Lippen lösten sich nicht voneinander. Gesichtslose Gestalten mit Waffen in den Händen näherten sich gemächlich. Geschwungene Schrift bedeckte ihre Kleidung und verlieh ihnen das Aussehen von Kultisten. Das Kind blieb vor Angst erstarrt stehen und die Kultisten versuchten Hopitz zur Seite zu schieben wie einen Vorhang. Hinter den Kultisten flammte ein Licht auf und enthüllte eine steinerne Treppe. Eine der Gestalten griff nach dem Kind, über dessen pausbäckiges Gesicht Tränen herabliefen. Egal was diese Illusion, denn für das hielt Hopitz diese Umgebung inzwischen, ihm zeigte - er war ein Astartes. Streiter des Imperators und Beschützer der Menschheit. Er ergriff den Arm der Gestalt und merkte sofort, dass er bei weitem nicht die Kraft besaß die er gewohnt war. Bestürzt erkannte Hopitz, dass er selbst das Kind war und die Szene in einer Art von Spiegel betrachtete. Er gab sein Bestes, jedoch schlugen sie ihn problemlos nieder und begannen ihn zu fesseln. Er war kein Kind er war ein Astartes! Entschlossen zog er ein Messer aus dem Gürtel des Angreifers umfasste den dicken Griff und rammte ihm das Messer ins Gesicht. Der Getroffene taumelte zurück während seine Kameraden vorstürmten. Sie weideten Hopitz aus und er starb unter entsetzlichen Schmerzen. Er hoffte so wenigstens diesen Ort verlassen zu können.
Erneut fiel er und landete schmerzhaft wieder auf dem Pfad aus Fußabdrücken. Der abzweigende Weg war nun ebenso Blutbefleckt wie seine Hände. Irgendeine Kraft hinderte ihn daran den Weg erneut zu beschreiten und in Ermangelung einer Alternative ging er weiter geradeaus. Die Fußabdrücke wurden ein wenig größer und neben ihm zeichneten sich weitere ab. Einige kreuzten seinen Weg, andere schienen ihn zu begleiten. Seine Nackenhaare stellten sich auf als er hinter sich eine Gefahr spürte. Die Dunkelheit blieb allumfassend und doch zeichnete sich in der Finsternis ein formloser Schrecken ab, dessen Appetit greifbar schien. An den Spuren neben sich konnte er erkennen, dass die Verursacher rannten, und sich abmühten dem Schatten zu entkommen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, denn der Schatten war schneller und schien sich nicht zu erschöpfen. Hopitz gewann zunehmend den Eindruck, dass er geprüft wurde. Erst das Kind, das sich ergeben oder wehren konnte. Nun Flucht oder Tod. Daher stellte sich Hopitz dem Schrecken und stellte sich breitbeinig auf um ihm mit all seiner Kraft entgegenzutreten. Doch zu seiner Überraschung fuhr die Finsternis, die er zweifelsfrei für den Tod hielt, einfach durch ihn hindurch. Er fühlte übernatürliche Kälte und einen Druck auf seinem Körper der ihn früher oder später zermalmen würde. Doch Hopitz fühlte, dass er die Aufmerksamkeit des Todes verloren hatte wohingegen die Furcht der anderen Flüchtlinge den Schatten wie eine zielsuchende Rakete anzuziehen schien. So plötzlich wie Kälte und Druck ihn ergriffen hatten fiel zumindest auch der Druck von ihm ab. Er spürte deutlich, dass er den Tod betrogen hatte und aus dem Druck wurde ein Vakuum, welches ihn auseinanderzerrte. Auch die Kälte ließ jetzt nach und eine wohlige Wärme umschloss ihn. Seine Fußspuren wurden erneut größer als er voranschritt. Das Vakuum zerrte an ihm und ihm war klar, dass es über kurz oder lang einen Tribut fordern würde. Er war allein und erst in weiter Ferne sah er Fußspuren seinen Weg kreuzen, wobei die meisten in seiner Nähe endeten. Gestalten, ähnlich gesichtslos wie die Kultisten, aber anscheinend nicht seine Feinde, begleiteten ihn ein Stück. Bis sich bei ihm Gefühl der Zugehörigkeit einstellte. Jedoch war nur noch wenig von seinem Köper übrig. Er hatte schon bemerkt, dass sein schmächtiger Leib zu verdorren schien als das Vakuum ihm alles aussaugte. Viel schmerzhafter war jedoch der Moment, als seine Begleiter ihn geschlossen verließen. Oder verließ er sie? Es schien keine Rolle zu spielen wer wen verließ denn die Konsequenz war dieselbe. Er war allein. Und er konnte auch in der Ferne keine Spuren außer seinen eigenen mehr erkennen. Einsamkeit und Vakuum waren seine einzigen Begleiter. Aber er sah, dass der Tod ihm zwar auf den Versen blieb, jedoch nicht näher kam. Wenn dies bedeutete, dass er damit den anderen ebenso mehr Zeit erkaufte konnte er jedoch seinen Frieden damit machen. Es spendete ihm sogar Trost und erfüllte ihn mit Stolz. Gerade als er am Horizont weitere Spuren neben seinen eigenen ausmachen konnte geschah etwas mit seine Ohren.
Er vernahm ein Knacken und spürte wie sich von seinen Ohren ausgehend langsam ein Gefühl der Kälte ausbreitete. Und er hörte Stimmen. Er konnte die Worte nicht verstehen, da die tiefen Stimmen klangen, als würden sie hinter dickem Glas gesprochen werden. Licht drang schmerzhaft in seine Welt aus Finsternis ein und verdeckte den Blick auf seinen Pfad. Er hatte das Gefühl sein Herz würde mit tödlicher Geschwindigkeit rasen ehe ihm bewusst wurde, dass dies der normale Herzschlag seiner zwei Herzen war.
Die sich ausbreitende Kühle wich einem Prickeln wie von tausend Nadelstichen, stoppte jedoch auf Bauchhöhe. Seine Augen gewöhnten sich an das Licht und zugleich kam seine jüngste Erinnerung zurück. Er war der Watchcaptain von Argenteus Irae. Verräter hatten seine Station angegriffen und ihn schwer verwundet.
„Irisreflexe normalisieren sich. Atmung und Herzfrequenzen stabilisieren sich ebenfalls. Er müsste uns jetzt hören können.“ Hopitz verstand endlich die Worte die gesprochen wurden und er kannte die tiefe Stimme. Auch wenn ihm kein Name dazu einfiel. Hinter einer Glasscheibe sah er drei Spacemarines stehen, einer von ihnen war Waffenmeister Apox Mollecht. Die Namen der anderen waren ihm entfallen. Was nicht möglich sein sollte!
„Atmung und Herzfrequenzen beschleunigen sich, soll ich...“

„Beruhige dich alter Freund.“ wandte Apox sich an ihn. „Du wurdest tödlich verwundet, aber Apothekarius Sultar, Techmarine Kalados und nicht zuletzt dein trotziges inneres Feuer haben dich am Leben gehalten.“ fuhr der Waffenmeister mit ruhiger Stimme fort.
Der Angriff…?“ versuchte Hopitz seinerseits zu sprechen, was jedoch mehr einem gurgelnden Röcheln glich.
„Der Angriff ist vorbei.“ antwortete Apox, wobei Hopitz trotz seiner Lage auffiel, wie merkwürdig und unwillig sein Freund diese Antwort formulierte. Erst jetzt, als er gewohnheitsgemäß versuchte beim Sprechen zu gestikulieren bemerkte er, dass er fixiert war. Er sah an sich herunter und über die Gegensprechanlage konnte er hören, wie Überwachungsgeräte Warntöne von sich gaben, als er an sich herabsah. Am Leben gehalten, buchstäblich. Die Bedeutung seines Traumes schlug wie eine Sturmflut über ihm zusammen und er fühlte, wie sich Beruhigungsmittel warm in seinem Organismus ausbreiteten. Oder in dem was davon übrig war. Er sammelte seine Gedanken und ergriff erneut das Wort. „Nur im Tod endet die Pflicht!“ Hopitz konnte förmlich sehen wie eine Last von Apox‘ Schultern fiel. Offensichtlich hatte der Waffenmeister entschieden, ihn in den Sarkophag eines Cybots zu stecken. Ihm wurde klar, dass dies wohl das letzte Gespräch sein würde welches er mit seiner Fleischstimme und von Angesicht zu Angesicht führen würde. Apox offenbarte die traurigen Details des jüngsten Angriffes und, dass er Watchcommander Solomon Portoss informiert hatte. Für all das dankte Hopitz seinem alten Weggefährten und nahm so auch die übrigen Lasten von dessen Schultern.
Es war die Verantwortung des Watchcaptains gewesen Argenteus Irae vor Schaden zu bewahren und er hatte versagt. Er hielt sich nicht für würdig, in das Gehäuse eines ehrwürdigen Cybots eingebettet zu werden. Der Watchcommander würde das sicherlich ebenso sehen. Dies würde dann weiterhin bedeuten, dass ihm der traumlose Schlaf, welcher ihn die Erosion seines Verstandes zumindest nicht direkt spüren lassen würde, verwehrt bleiben würde. Nach dem langen Gespräch, welches er zuletzt mit Apox allein geführt hatte erschienen schließlich wieder Kalados und Sultar. Zuvor angebrachte Kontakte in Hopitz Körper wurden mit dem Cybot verbunden. Und als der Sarkophagdeckel für immer versiegelt wurde, überkam ihn dasselbe isolierte Gefühl, wie in seinem Traum. Der Moment in dem seine Lunge von Beatmungsschläuchen durchdrungen und sein Tank mit animotischer Flüssigkeit gefüllt wurde war der schlimmste. Es fühlte sich an wie der Tod. Nur starb er nicht, da die Lebenserhaltungssysteme dies verhinderten. Nach und nach aktivierten sich seine externen Sensoren und der Status seines Metallkörpers wurde ihm auf einer Art HUD präsentiert. Die Anzeigen waren sehr viel umfangreicher als die seiner alten Rüstung und gaben einen Vorgeschmack auf die Zerstörungskraft seines neuen Körpers. In den geweihten Maschinenhallen ließ man ihn Motorik- und Sensorentests durchführen. Dabei hatte er das Gefühl, dass der schlafende Cybot Thorbjarn ihn kritisch beobachtete. Auch wenn er wusste, dass der ehrwürdige Spacewolf ihn nicht wirklich sehen konnte solange er schlief, verspürte er das Bedürfnis, sich dieses elitären Kreises als würdig erweisen zu müssen. Später kam der ehrwürdige Cybot Kubilay zurück in die Halle und stampfte in seinen Alkoven. Während Techmarine Kalados, mit Hilfe spezieller Servitoren, das provisorisch reparierte Bein zu alter Stärke brachte, öffnete Hopitz einen internen Kanal zu seinem Waffenbruder. Zorn und Kampfeswut drangen dem älteren Cybot aus jeder Pore und dennoch. Hopitz konnte sich nicht des Gefühls erwehren, mit einem zwar unglaublich weisen, aber dennoch einem Kind zu sprechen. Es war ein Paradox mit dem es nicht leicht war umzugehen, auch wenn er das Gefühl hatte, dass seine eigene Situation ihm dabei half.
Wobei ihm die gegenwärtige Situation jedoch überhaupt nicht half, war die richtigen Worte und die richtige Botschaft zu finden, die er an die übrigen Schlachtenbrüdern richten sollte. Normalerweise hatte er nicht die geringsten Vorbehalte gehegt, vor die Spacemarines der Deathwatch zu treten und leidenschaftliche Brandreden zu halten. Doch was wollte er, eingehüllt in ein riesiges Monument des Scheiterns, ihnen nun erbauliches mitteilen? Er sehnte sich nach einem Gespräch mit Karras oder seinem ersten Epistolarius Adalwin. Er rechnete es Apox Mollecht hoch an, dass er den Scherbenhaufen zusammenfegte den Hopitz hinterlassen hatte.
So blieb er zunächst alleine und ersann im Stillen Pläne, den oder die Infiltratoren zu enttarnen. Wie er es auch drehte und wendete, er war gezwungen, jedem einzelnen noch so verdienten Schlachtenbruder sein Misstrauen auszusprechen. Allein der Gedanke, seinen Freund Apox Mollecht ebenso unter Generalverdacht wie alle anderen stellen zu müssen, beschämte ihn. Wenn der Watchcommander oder dessen Abgesandte hier erschienen, würde zweifellos genau das passieren.
 
Hagel und Granaten, heute ist echt was zu tun auf der Arbeit. Dennoch viel Spaß mit dem nächsten Teil.

Elf / I


Wie ein niedersausender Meteoritenschauer pflügten drei Thunderhawks samt Geleitstaffeln durch die Atmosphäre von Pekap Tercitus. Von unten waren die Flieger nicht zu sehen, da eine dichte Wolkendecke den Zielkontinent umhüllte. Lediglich die privilegierten Bewohner in den Makropolspitzen mochten die Feuerschweife erblicken und annehmen, ihre Rettung stünde bevor. Von der Blockadeflotte aus, sahen die Leuchtpunkte tatsächlich aus wie die sprichwörtlichen Funken der Hoffnung.

Mit viel Geschick lenkte Duron Pentos den Thunderhawk durch die Wolkendecke und flog dabei einen so steilen Winkel, wie es die Reibungshitze des Eintritts es erlaubte. Dieses Mal hatte Thyrianos keinen schützenden Schild errichtet, sondern saß in einem Haltegeschirr bei seinen Schlachtenbrüdern. Andernfalls hätten sie ohnehin ihren Begleitschutz abgehängt.
Ziel des sechzehnten Exterminatorenteams, war die Makropole Colber Primus. Funkelnd erhob sich deren Spitze aus dem gelblichen Dunst der sie umgab. Sie hatten die Information erhalten, dass der Colber Megaplex aus insgesamt acht Makropolen bestand und direkt an den Serenum Megaplex angrenzte. Das besondere am zweitgenannten Megaplex war, dass er, bis auf die Spitze von Serenum Maximal, vollständig und dauerhaft unter einer giftigen Chemikalienwolke lag. Hier war die petrochemische Schwerindustrie untergebracht und bildete damit das härteste Pflaster für seine Bewohner. Das Exterminatorenteam unter Sergeant Kaine hatte den Auftrag dort gegen die Hybriden vorzugehen.
Colber Primus war dagegen eine der komfortableren Makropolen, mit einem gewissen Vorzeigecharakter gewesen. Sofern man bei industrieller Menschenmassenhaltung von Komfort sprechen konnte. Tatsächlich konnte man dort, nach der Arbeit in den titanischen Feinwerk-Manufakturen, an die Oberfläche gehen, um sich in dem spärlichen Tageslicht aufzuhalten, beziehungsweise unter den illuminierten Dunstschwaden. Zumindest bis der Husten zu stark wurde und die Schleimhäute zu sehr brannten. Der Gestank, der weniger giftig war als seine Intensität es vermuten ließ, drang jedoch noch nicht in den Thunderhawk. Die Sensoren, welche den leicht erhöhten Ammoiak-,Chlor- und Schwefelanteil vermeldeten, gaben allerdings eine Vorahnung auf das Miasma.

Bei einer Entfernung von ziemlich genau einem Kilometer schlug ihnen Laserfeuer entgegen und ließ den Thunderhawk samt Begleitjäger scheinbar chaotische Ausweichmanöver fliegen. Das hohe Kreischen der Thunderbolts war, über den eigenen Antriebslärm hinweg, bis in den Thunderhawk zu hören. Die Thunderbolts feuerten lasergelenkte Raketen ab und zerstörten damit, innerhalb von wenigen Sekunden, zahlreiche Abwehrgeschütze. Sollte die Schwarmflotte der Tyraniden bereits informiert sein und in den nächsten Wochen eintreffen, würde jedes einzelne der ausgeschalteten Geschütze noch bitter vermisst werden.

Als sie die ersten Ausläufer von Colber Primus erreichten, sah Duron den duzende Etagen tiefen Graben den die PVS angelegt hatten, um die Makropole besser einkesseln zu können. Wie eine ausgefranste Wunde, klaffte die tiefe Furche in der endlosen Struktur des Megaplexes. Vereinzelte Lichtblitze und Explosionskrater zeugten von den laufenden Kämpfen an dieser improvisierten Front. Duron lenkte den Thunderhawk darüber hinweg und steuerte eine Landefläche auf halber Höhe der aufragenden Spitze an. Als die fragil wirkende Spitze immer mehr von Durons Sichtfeld ausfüllte, erinnerte er sich unweigerlich an das Desaster von Aifhel Secundus.
Als der Thunderhawk in letzter Sekunde zur Landung abbremste, schwärmten die Jäger aus und verteilten sich Sphärisch um die Landestelle. Sie würden den Thunderhawk zurück in die oberen Atmosphärenschichten geleiten, wo sie auf neue Anweisungen der Spacemarines warten würden. Duron übergab die Kontrolle an den Servitorpiloten und verließ den Flieger als letzter. Caleb hatte den Trupp taktisch vorteilhaft an den Rändern der Landeplattform Stellung beziehen lassen. Im Geiste ging er bereits die besten Routen durch um ins Zentrum der Makropole zu gelangen. Nachdem alle Spacemarines ausgestiegen waren, gewann der Thunderhawk schnell an höhe und verschwand samt Geleitschutz außer Sicht.

Caleb befestigte die Truppstandarte an seinem Rucksackpack und entschied sich für den direktesten Weg und eine Marschordnung mit Doppelspitze. Skeergard und Vicesimus bildeten die Vorhut, wobei sie gute hundertfünfzig Meter, Seitenabstand zueinander hielten. Sechzig bis achtzig Meter dahinter marschierten Caleb und die übrigen Marines in Diamantformation. Die Beschaffenheit der Umgebung, sowie der Geruch nach altem Schweiß und endlos oft aufbereiteter Luft, entsprachen ganz und grad dem, was man von einer vollgestopften Makropole erwarten würde. Umso irritierender war der Umstand, dass ihnen absolut niemand begegnete. Sie bewegten sich in die Richtung des Zentrums der Makropole, die logischerweise am besten geschützt und damit der wahrscheinliche Aufenthaltsort ihres Ziels war. Ebenso wie die gespenstische Leere, fiel nach wenigen hundert Metern auf, dass die Beleuchtung weitgehend ausgeschaltet war und dafür die Heizsysteme auf Maximum liefen. Die Lichtverhältnisse waren für die Wahrnehmung von Astartes praktisch unerheblich. Die Temperatur von vierzig Grad machte allerdings die Infrarotsensorik ihrer Helme wirkungslos.
Skeergard verließ sich ohnehin lieber auf seinen Geruchssinn, der ihm verriet, dass es hier ähnlich sauber war, wie seinerzeit auf Hades Alpha. Für ihn war es daher auch keine Überraschung, als erster den Feind zu entdecken, beziehungsweise seine Anwesenheit zu wittern. Der fremdartige Pheremongestank der Hybriden hatte eine unterschwellige Note in dem allgegenwärtigen Aroma, der hier lebenden Menschenmassen, hinterlassen. Über mehrere Minuten hinweg war die Note immer intensiver geworden und der Spacewolf war davon überzeugt, inzwischen hunderte von Hybriden in der näheren Umgebung zu wittern.
Diszipliniert meldete der Spacewolf, während er sich in einer kleinen verlassenen Markthalle umsah, seine Feststellung an Caleb weiter. Als dieser Thyrianos den Befehl gab zu Skeergard aufzuschließen und den Übrigen Marines weitläufig um Skeergards Position auszuschwärmen, grinste er zufrieden. Der Bloodangel würde ihn die Falle des Feindes auslösen lassen und den vorrausichtlich zahllosen Angreifern seinerseits in den Rücken fallen. Thyrianos würde dabei sicherstellen, dass der Skriptor uns Skeergard, vor Beschuss geschützt, ihre überlegene körperliche Stärke voll ausnutzen konnten. Trotz seinen Vorbehalten gegenüber Dark Angels und Skriptoren, hatte sich zwischen den beiden ungleichen Kriegern ein gewisser Respekt entwickelt. Als Thyrianos bei ihm eintraf, warteten sie schweigend ein paar Augenblicke um ihren Schlachtenbrüdern noch etwas Zeit zu geben. Dann siegte Skeergards Kampfeslust über seine Geduld und er aktivierte sein knatterndes Kettenschwert. Im selben Moment trat Thyrianos eine kleine Konstruktion, die wohl mal eine Art Marktstand gewesen war, scheppernd die nahe Treppe hinunter. Die Reaktion erfolgte augenblicklich.
Die Geräusche von aneinander reibenden Körpern und rennenden Stiefeln, Füßen und Klauen drangen aus allen Richtungen. Die entfernt menschlichen Stimmen, die nun kreischten und stöhnten, erzeugten eine bedrohliche Atmosphäre, die die Entschlossenheit geringerer Krieger mit Leichtigkeit gebrochen hätte. Stattdessen antwortete Skeergard mit markerschütterndem Wolfsgeheul, sobald die ersten missgebildeten Hybriden in Sicht kamen. Auffordernd schlug er Kettenschwert und Energieaxt aneinander, ehe er das Kraftfeld der Axt aktivierte. Rücken an Rücken stand mit ihm stand Thyrianos, ein Umstand der beide ein wenig Amüsierte. Der Skriptor wartete bis eine größere Menge Hybriden aus Schächten und Tunneln gequollen war und schleuderte dann einen krachenden Blitzschlag hinein. Die rohe Energie ließ einige der Köper zerplatzen und kochte andere von innen. Der beißende Verbrennungsgeruch erfüllte sofort die ganze Kammer und setzte sich als rußiger Fettfilm auf allen Oberflächen ab. Skeergard traf die Feinde auf seiner Seite mit der Wucht einer Naturgewalt. Mit tosendem Sprungmodul pflügte er vorwärts und schlachtete die Hybriden reihenweise ab. Innerhalb kürzester Zeit war er von dem grünroten Blut der Hybriden bedeckt, was ihm ein grausames Grinsen ins Gesicht zauberte. Erfreut nahm Thyrianos zur Kenntnis, dass Skeergard nicht in eine Kopflose Rage verfiel, sondern um sich schlagend zu seiner Position zurückkehrte, um dort mit dem Skriptor die Stellung zu halten. Die Horden sammelten sich und legten mit einem vielfältigen Spektrum an Feuerwaffen auf die beiden Spacemarines an. Thyrianos rechtzeitig erzeugtes Kraftfeld egalisierte Kugeln, Granaten und Lasersalven jedoch vollständig. Dafür wurde der Raum um die beiden Marines immer enger. Bodenplatten hoben sich oder zerbrachen, während von oben ein selbstmörderischer Regen aus Hybriden niederprasselte. Kein Hybrid war einem Spacemarine an Muskelkraft gewachsen, hunderte von ihnen konnten sie aber durchaus unter sich begraben. Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Rüstungen durchdrungen würden.
Skeergard und Thyrianos verlagerten langsam ihre Position, um sich aus dem knietiefen Kadaverhaufen zu lösen. Thyrianos hatte sein Kraftfeld deaktiviert, da es ohnehin kein freies Schussfeld mehr gab. Er schleuderte auch nur noch sehr sporadisch seine blendenden Energieblitze in die Menge. Aufgrund der zunehmenden Enge, musste er vermehrt darauf achten, dass die Entladungen sie nicht selbst trafen. Stattdessen hatte er die Energien des Warp, in einem übernatürlichen Beschleunigungsfeld kanalisiert.
Der Spacewolf ging im selben Augenblick voll und ganz in der Schlacht auf. Er fühlte wie etwas, was nur der der eisige unbarmherzige Geist von Fenris selbst sein konnte, ihn erfüllte und ihn seine Waffen mit ungekanntem Tempo schwingen ließ. Selbst Thyrianos schien von irgendetwas Starkem ergriffen, denn im Augenwinkel sah er auch den Dark Angel ein Tempo vorlegen, welches die Geschwindigkeit der Hybriden lächerlich langsam erscheinen ließ. Jedoch ließ der Strom an Feinden nicht nach, sondern baute im Gegenteil immer mehr Druck auf.
Plötzlich lief eine merkwürdige Bewegung durch die Gegnermassen und breitete sich Wellenförmig aus. Ein Symbiarch war erschienen und sofort kämpften die Hybriden sehr viel koordinierter. Skeergard brannte es unter den Nägeln, sich sofort auf dieses Primärziel zu stürzen. Der Weg dort hin war aufgrund der Enge jedoch, selbst mit Sprungmodul, kaum zu bewältigen. Außerdem hätte er dann seinen Schlachtenbruder exponiert, was er sich trotz aller Vorbehalte nicht nachsagen lassen wollte. Darum behielt er den Symbiarchen zunächst nur im Auge und sah, wie dieser eine merkwürdige stummelläufige Waffe ausrichtete. Sie schien aus Knochen gewachsen zu sein und war über eine knorpelige Leitung mit dem Körper ihres Trägers verbunden. An ihrer Spitze befanden sich ein gutes duzend Löcher von jeweils drei Zentimetern Durchmesser. Was die Waffe kurz darauf abfeuerte, wirkte zunächst wie ein bizarrer Insektenschwarm. Frustrierender Weise, schienen die Hybriden von dem Schuss nicht überrascht und wichen diesem ohne hinzusehen aus.
Die etwa daumengroßen Larven, waren durch klebrige Fäden miteinander verbunden und klammerten sich mit abertausenden hauchdünnen Widerhaken an die Rüstungen der Eingekesselten. Schlimmer noch, sie schienen langsam über die Rüstung zu kriechen, um eine weichere Stelle zum hindurchbohren zu suchen. Dabei verwoben sie das klebrige Sekret zu einem zähen Netz. Das Gespinst raubte allen Bewegungen der Spacemarines einen Teil der Kraft und Geschwindigkeit und beide Hofften im Stillen, dass ihre Schlachtenbrüder zeitnah eingreifen mögen.
Zuckend und brodelnd schien die Waffe des Symbiarchen nachzuladen, kam jedoch nicht mehr zum Einsatz. Irgendwie hatte Vicesimus es geschafft, sich in der gefüllten Halle zu verbergen und fiel wie ein Leichentuch auf den Symbiarchen hinab. Seine knisternde Energieklaue schnitt dabei tief in den Körper der Kreatur und mit seinem Kampfmesser durchtrennte er die Leitung der organischen Waffe. Im selben Moment hörten sie die ihre übrigen Brüder das Feuer eröffnen. Donnerndes Bolterfeuer, das Fauchen von Flammenwerfern und Plasmawaffen stimmten das Lied einer unversöhnlich arbeitenden Tötungsmaschinerie an.
Wie Rauch bewegte sich der Black Shield um und über den Symbiarchen, wobei er ihm zahlreiche Wirkungstreffer zufügte. Der Symbiarch schrie und tobte, als er mit seinen langen Klauen nach Vicesimus schlug, ihn aber einfach nicht zu treffen vermochte. Mit spielerischer Eleganz schwang sich Vicesimus um den dicken Hals des Symbiarchen, schlitze selbigen rundherum auf und trat im Anschluss den hässlichen Kopf brutal von den Schultern der Kreatur. Erneut erschauderten die Hybridenhorden, als ihr Anführer die geistige Kontrolle verlor und gaben dem Spacewolf und dem Dark Angel die Zeit sich von dem Larvengespinst zu befreien. Der Kampflärm ihrer Schlachtenbrüder kam unterdessen näher und der Klang ihrer zornigen Schlachtrufe hallte aus verschiedenen Gängen. Ehe jedoch Sichtkontakt zwischen den zwei Gruppen hergestellt wurde, fingen sich die Hybriden wieder und setzten sich koordiniert in Bewegung.
Das bedeute, dass eine andere Synapsenkreatur die Kontrolle wiederhergestellt hatte und sich in der Nähe aufhielt. Vielleicht war jedoch auch die von der Inquisitorin erwähnte psionisch aktive Kreatur in Aktion getreten. Über deren Fähigkeiten gab es keine bestätigten Informationen, die über den hohen Bedrohungslevel hinausgingen. Für den Moment spielte dies jedoch keine Rolle, denn wer auch immer nun die Kontrolle hatte, er ließ die Hybriden einen Ausbruchsversuch starten. Das war der Moment in dem Skeergard endlich der Bestie in seinem Innern nachgeben konnte. Unter Wolfsgeheul verfolgte er die fliehenden Hybriden. Unerklärlicherweise ließ die kalte Wut in seinem Inneren jedoch nach, als er sich von Thyrianos entfernte. Der Skriptor hingegen verfolgte die Hybriden ungebremst und jene Feinde die zu nah für einen Blitzschlag waren, zerteilte er wie Papier mit seinem Psischwert. Thyrianos verfolgte einen der letzten Flüchtlinge um eine Ecke herum. Der asymmetrisch deformierte Hybrid war beinahe so groß wie er selbst und nach einem klatschenden Aufprall kam er ihm rückwärts entgegengeflogen. Thyrianos‘ reflexartiger Schwerthieb zerteilte den Hybriden mit Leichtigkeit und um die Ecke Schritt die kolossale Gestalt von Szandor. Er war ähnlich wie Skeergard mit Blut und Fleischfetzen besudelt, die er mithilfe seiner Kettenaxt in Fontänen aus den Hybriden herausprügelte. Der ausdruckslose Helm des Mortificators verbarg zwar jegliche Mimik, dennoch war ihm die Enttäuschung über das Ende des Kampfes anzusehen. Hinter dem Mortificator war der Gang von duzenden ausgeweideten Hybridenkadavern gesäumt.
Ohne Umschweife wob Thyrianos den Koloss in sein Beschleunigungsfeld ein. Dieser kannte den Effekt bereits und packte seine Axt in Erwartung von Gewalt fester. Gemeinsam stürmten sie einigen versprengten Hybriden hinterher bis sie Hovis begegneten. Mit Kampfmesser und Bolter marschierte dieser gemächlich den Feinden entgegen und streckte sie reihenweise nieder.

Saarlock hielt nicht viel von Fallen und Hinterhalten. Genauswenig von dem Einsatz durch die Schatten kriechender Späher. Die Iron Hands hatten aus gutem Grund keine minderwertigen Scoutkompanien die jene erbärmlichen Methoden auch noch kultivierten. Statt dessen gliederten sie Aspiranten von vorne herein in starke Klankompanien ein, wo ihnen jegliches schwächliche Gehabe ausgetrieben wurde. Zumindest verlangte Caleb nicht von ihm, diese schmachvolle Aufgabe wahrzunehmen, sondern hatte sie Skeergard und Vicesimus übergeben. Als dann die Meldung über den Hinterhalt der Hybriden eintraf, befahl Caleb dankenswerterweise nicht diesen zu umgehen. Entschlossen war Saarlock zu seiner zugewiesenen Position marschiert und hatte sich den Energiestreitkolben in seiner Rechten auf die Schulter gelegt. In der Linken hielt er seinen handgefertigten Flammenwerfer und zündete die Pilotflamme. Das verheißungsvolle Licht der kleinen blauen Flamme erfüllte ihn mit Vorfreude. Das schwache Fleisch seiner Feinde mit einem gleißenden Strahl brennenden Promethiums in Asche zu verwandeln, war für ihn zugleich heilige Pflicht und Herzensanliegen. Bis es dazu kam, vergingen jedoch noch einige Minuten. Die vergleichsweise schmalen Gänge waren zwar perfekt für den Einsatz des Flammenwerfers jedoch begegneten ihm zunächst nur vereinzelte Ziele. Diesen drosch er mit seinem Streitkolben im Vorbeigehen den Schädel ein. Ein untersetzter Hybrid, mit Augen groß wie Untertassen, schnappte mit seinen knorrigen Zangenklauen nach Saarlocks Beinen. Die erstaunlich scharfen Waffen kratzten zwar Furchen in das harte Ceramit, konnten jedoch nicht dessen Struktur durchdringen. Ohne langsamer zu werden, marschierte Saarlock über den Mutanten hinweg und zermalmte dessen Rückgrat krachend unter seinen Stiefeln. Er schritt um eine Ecke und sah ein Treppenhaus, aus dem unzählige der missgebildeten Kreaturen strömten. Als sie den ihn bemerkten, stürzten sie kreischend in Saarlocks Richtung. Direkt in seinen Flammenstrahl hinein. Das Kreischen wurde zu einem verstörenden Heulen, als das Treppenhaus in einen glühenden Hochofen verwandelt und Fleisch, der angreifenden Kreaturen, in Brand gesetzt wurde. Der Iron Hand konnte hören, wie sich die Kreaturen im Stockwerk über ihm durch die Decke gruben, um das brennende Treppenhaus zu umgehen. Seiner Schätzung nach würde es gute zwei Minuten dauern, bis sie hindurch gelangen würden. Zeit, die Saarlock nicht an Ort und Stelle verschwenden wollte und ihn veranlasste, den Hybriden entgegen zu kommen. Mit krachenden Hieben seines Streitkolbens destabilisierte er die Deckenstruktur und marschierte unter den gezackten Kratern hindurch. Als die Kreaturen kurz darauf durch die Decke brachen, erwartete sie ein übellauniger Sohn Medusas der sie erbarmungslos erschlug. Ein weiterer Flammenstrahl entzündete einen Scheiterhaufen direkt unter den Durchbrüchen, worin die Hybriden schreiend Vergingen. Saarlock machte sich nicht die Mühe die brennenden Kreaturen von ihrem Leid zu erlösen und ließ sie die Schwäche ihres brennenden Fleisches voll und ganz auskosten. Er wandte sich ab und marschierte weiter, dem wütenden Heulen Skeergards entgegen. Er hörte auch die anderen Spacemarines kämpfen und erwartete sie innerhalb der nächsten Augenblicke zu anzutreffen.
Schlagartig änderten die Hybriden, die bisher zum Zentrum ihrer vermeintlichen Falle geströmt waren, die Richtung und brandeten in einer keuchenden Welle auf Saarlock zu. Er aktivierte die Magnethalterung in seinen Stiefeln, wich keinen Millimeter zurück und ließ nichts als zerbrochene Kadaver und Blut seine Position passieren. Weitere harmlose Furchen wurden in Saarlocks Rüstung gerissen, und überzeugten den Iron Hand so noch mehr, von der lebensunwerten Schwäche des Feindes. Als der Druck der Leiber nachließ, löste der Iron Hand seine Stiefel und marschierte durch die beinahe Hüfthoch liegenden Kadaver weiter vorwärts. Der Schusslärm der anderen Spacemarines war von einem prasselnden Geschosshagel zu sporadischen Einzelschüssen abgeklungen. Schließlich erreichte Saarlock die Halle in der Skeergard und Thyrianos den Köder gespielt hatten und nahm anerkennend die Unmengen toter Hybriden zur Kenntnis. Auf den zweiten Blick bemerkte er den im Schatten lauernden Black Shield. Dessen saubere Rüstung belegte in Saarlocks Augen, dass dieser sich mal wieder dem Feind entzogen hatte, während der Spacewolf und der Skriptor tapfer gekämpft hatten. Dass Caleb in seiner Funktion als Sergeant, Vicesimus‘ Kampfscheue tolerierte, war dem Iron Hand unbegreiflich.

Zufrieden stellte Caleb fest, dass nicht nur sein Plan Funktioniert hatte, sondern auch kein Schlachtenbruder verwundet worden war. Die letzte Begegnung mit einem Symbiarchen und dessen Gezücht war sehr viel schmerzhafter verlaufen. Besorgniserregend war jedoch der Umstand, dass die Schockwirkung des Todes der Führungskreatur bei weitem nicht so lange anhielt wie früher. Offensichtlich war das Schwarmbewusstsein hier Stärker und wurde von einer Vielzahl von sogenannten Synapsenkreaturen aufrechterhalten. Zielstrebig marschierte er durch die unzähligen Kadaver, hin zu dem abgetrennten Schädel des Symbiarchen. Da dessen Anatomie, der von Tyraniden sehr viel ähnlicher war, als es die toten Hybriden waren, war es ein leichtes ihn zu finden.
Der Blood Angel nahm seinen Helm ab und legte den Kopf in den Nacken, ehe er sein Kampfmesser von unten in den Stumpf rammte und sich dass grüne Blut des Monsters in den Mund goss. Viele Orden verabscheuten diesen radikal anmutenden Einsatz ihrer spezialisierten Organe. Unweigerlich musste Caleb an den gefallenen Ultramarine namens Marcus denken. Dieser hatte protestiert als Szandor seinerzeit getan hatte was nötig war. Für sich persönlich zog Caleb die Grenze bei den Dienern des Chaos, wie Kultisten, Verrätermarines oder gar Dämonen. Aus einem Einblick in deren verdorbenen Geist konnte man seines Erachtens kaum unbeschadet hervorgehen und bezahlte damit einen viel zu hohen Preis für eine nebulöse Einsicht.

Der Einblick, den ihm das Blut des Symbiarchen bescherte, bestätigte die Anwesenheit weiterer Synapsen Kreaturen und definitiv einer weiteren, dem Symbiarchen übergeordneten, Entität. Anders als er es von zuvor konsumierten Spezies kannte, war keine Spur von Furcht oder gar Hass zu spüren. Caleb vernahm unzählige Stimmen die zu einer einzigen verschmolzen waren und nur noch von unbändigem Hunger getrieben wurden. Das durcheinander der Stimmen war so dicht, dass es wie eine fremdartige Sprache klang. Caleb setzte seinen Helm wieder auf und ließ das Exterminatorenteam, Marschordnung und Richtung beibehalten. Seine Omophagea hatte ihre Arbeit beendet. Die Anwesenheit einer Primus-Kreatur in Colber Primus war sehr wahrscheinlich und deren Aufenthaltsort vermutete er, nach wie vor, im geschützten Zentrum der Makropole.

Skeergard und Vicesimus stahlen sich weiterhin durch Nebengänge und Schatten, um die Hauptroute des Teams abzusichern. Nach wie vor, fiel die Abwesenheit sämtlicher organischer Substanzen, wie Abfällen oder Servitorenkörpern auf. Dafür begegneten ihnen immer wieder vereinzelte, obszön fette Hybriden, deren Aufgabe es wohl war, eben jene organischen Überreste zu verschlingen und abzutransportieren. Vicesimus erinnerten diese makabren Gestalten an die aufgedunsenen Seuchenkultisten, wie sie die Streitkräfte des Herrn des Verfalls häufig ins Feld führten. Angenehmerweise waren diese hier jedoch weder so stark, schnell oder zäh wie jene Verdammten. Darüber hinaus. waren ihre Hände zu wenig mehr als Fressschaufeln degeneriert und die Augen waren in den verquollenen Gesichtern nicht mehr zu erkennen. So verließen sie sich notgedrungen auf ihren Geruchssinn. Vicesimus rammte den Verschlingern, denen er begegnete, sein Kampfmesser in die Schädel und ließ deren widerlich stinkende Kadaver zurück.

Hovis hatte die Aufgabe, den Rücken des vorrückenden Exterminatorenteams abzusichern. Aus diesem Grund befand er sich weit hinten in der Formation und legte immer wieder kurze Stopps ein um konzentriert zu horchen. Das Plasmagewehr in seinen Händen pulsierte gleichmäßig in blauem licht und verlieh den verlassenen Gängen ein gespenstisches Aussehen. Viele Spacemarines hätten seine Position, am Schluss der Formation, wohl als Schmach empfunden. Das Feuer in ihren Herzen trieb sie vorwärts dem Feind entgegen und der Blick zurück, ebenso wie das vermeintliche Fernbleiben des Kampfes, waren verpönt. Er wusste es jedoch besser. Fast alle Xenos begegneten Spacemarines bevorzugt aus dem Hinterhalt. Abgesehen von Orks waren die meisten auch schwächer und bei weitem nicht so zäh wie die Posthumanen. Sie waren gezwungen, sich auf Hinterhalte und Überraschungsmomente zu verlassen um erfolgreich zu sein. Eine Strategie der sich Tyraniden im Allgemeinen und Hybriden im Besonderen zu bedienen vermochten. Häufig wurden Tyranidenkriege als eine vergleichsweise stumpfe aber unendliche Flut beschrieben, die den Feind mit ihrer Masse ungeachtet eigener Verluste frontal überschwemmte. Hovis ging allerdings fest davon aus, dass ein Angriff aus dem Hinterhalt nicht weniger wahrscheinlich war als ein Frontalangriff. Daran änderten auch überragende Späher wie Skeergard und Vicesimus nichts.
 
Scheiss Woche! Aber auch Scheisse kann Inspiration sein.

Es war einmal, irgendwo zwischen dem zehnten und elften Kapitel...

Chancen und Risiken

Seid Fere Apostada als Ordensdiener rekrutiert worden war, hatte er sich bemüht in die Ränge des Adeptus Mechanicus zu gelangen. Um schlussendlich Artificator werden zu können. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch keinerlei Implantate erhalten und befand sich unter der Fuchtel des Techadepten Andros Phi. Dieser ließ keine Gelegenheit aus sich über die vermeintlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten nicht Augmentierter Menschen auszulassen. Leider war dieser Techadept auch derjenige, der über Feres Karriere entschied. Besonders lästig war dessen Angewohnheit, mit all seinen Untergebenen nur über Lingua Technis zu kommunizieren. Ein leichtes Unterfangen, wenn man die entsprechenden Implantate verfügte, ohne jedoch ein wahrer Alptraum. Unabhängig davon für welchen Fachbereiche sich seine Untergebenen interessierten oder talentiert waren, verlangte er von allen die komplexe Kryptosprache zu erlernen. Eine Aufgabe die Fere regelmäßig dazu veranlasste, sich in den Gesindebezirken von Argenteus Irae zu betrinken und in Schlägereien zu verwickeln. Insbesondere nach den wöchentlichen Raports, innerhalb welcher Fere den Eindruck gewann, niemals als Adept aufgenommen zu werden. Dieses Gefühl der Hoffungslosigkeit wurde noch verschlimmert, durch eine lähmende unterschwellige Panik. Argenteus Irae als Ordensfeste der Deathwatch, besaß angeblich im Vergleich sehr viel weniger Servitoren und Automaten als allgemein üblich. Ein Umstand, den zu ändern sich der Magos Prinzipalis auf die Fahne geschrieben hatte und besonders rigide Knechte in Servitoren verwandeln ließ.

Dann wurde alles anders. Nachdem er mal wieder betrunken von dem Schauplatz einer Schlägerei geflohen war, um den Disziplinarmaßnahmen zu entgehen, hatte er ein Versteck gesucht. Die Raumfeste war riesig, im Grunde eine fliegende Großstadt. Obwohl von Tausenden Personen bevölkert, gab es scheinbar unendlich viele verlassene oder kaum genutzte Bereiche.
Berauscht kroch er durch einige Tunnel und Schächte, Staub und Dreck die seinen Overall verdreckten belegten, dass er einen jener verlassenen Bereiche erreicht hatte. Als er sich die Hände an rostigen Bodenplatten aufschnitt und daraufhin heftig fluchte, richtete er sich in einer Kammer auf. In der Mitte der Kammer verlief ein eineinhalb Meter durchmessender Schacht aus ebenfalls rostigem Metall. Fere packte nach seinem hastigen Aufstehen ein unangenehmer Schwindel, was ihn dazu veranlasste, sich an dem Schacht abzustützen. Prompt trieb er sich einen rostigen Splitter unter die Haut, was jedoch völlig an Bedeutung verlor, als die rostige Schachtwand nachgab und sein Arm darin verschwand. Er durchbrach die Wand und fiel mit einem erstickten Aufschrei in den Schacht und in absolute Dunkelheit. Den sicheren Tod vor Augen landete er schmerzhaft auf etwas, was sich wie ein Haufen Schrott anfühlte und verlor das Bewusstsein.
Ein dumpfes Pochen in seiner linken Hand hatte ihn schließlich aufgeweckt. Unmittelbar darauf fühlte er Schmerzen im ganzen Körper während seine Zunge sich wie ein Fremdkörper in seinem ausgetrockneten Mund regte. Er tastete nach einer seiner Overall Taschen um eine Taschenlampe hervorzuholen. Glücklicherweise hatte sie den Sturz besser überstanden als er und erwachte flackernd zum leben. Das grelle Licht schmerzte in seinen Augen und verlor sich hinter einem zerstörten Ventilator knapp vierzig Meter über ihm. Das ausgefranste Loch, durch welches er gestürzt, war befand sich nur etwas mehr als zwei Meter über ihm. Er reduzierte die Helligkeit der Lampe um fünfzig Prozent und versuchte zu ergründen worauf er gelandet war. Augenblicklich waren all seine Schmerzen vergessen und er sprang hektisch auf. Das Gitter auf dem er nun stand quietschte und ächzte bedrohlich, was er aber ebenfalls nicht wahrnahm. Zu seinen Füßen lagen die zerschlagenen Überreste einer Servorüstung in angelaufenem gelb. Das burgmauerartige Visier war gespalten und gab den Blick auf einen ebenfalls gespaltenen Schädel frei. Metallstücke ragten aus dem aufgerissenen Brustpanzer und der furchtbar verdrehte Arm hielt ein zerstörtes Kettenschwert umklammert. Auch beide Beine waren unnatürlich verdreht so, dass eines unter dem Leichnam lag, während das andere an die Schachtwand gelehnt nach oben zeigte. Feres Kater war wie weggeblasen und sein Herz raste ebenso wie sein Verstand. Was sollte er tun? Seine Entdeckung Melden und ein unbedeutender Archiveintrag werden oder nicht. In seinem Geist nahm ein Plan Gestalt an. Er erinnerte sich an eine Weisheit die er mal gehört hatte, als ein Schiffskapitän sich die Gesindebereiche verirrt hatte. >>Wer etwas erreichen will darf nicht das tun was alle tun. Erfolg resultiert aus wahrgenommenen Chancen und somit aus eingegangenem Risiko.<< Damals hatte er über diese polarisierende These geschmunzelt und einen weiteren Schluck genommen, während in der Kaschemme eine heftige Diskussion entbrannt war.
In seinen Overalltaschen fand er seine dicken Arbeitshandschuhe und musste unwillkürlich über seine eigene Dummheit lachen, sie nicht zuvor getragen zu haben. Mithilfe von Schraubendrehern kletterte er zunächst aus dem Schacht und stapfte gedankenversunken zur nächsten Schiffsmesse. Er aß schweigend an einem kleinen Tisch und fummelte dabei an seiner pochenden Hand herum. Beides jedoch nur halbherzig den primär ersann er einen Plan. Zuerst wirkte er wie ein Hirngespinst, je länger er nachdachte desto besser fühlte er jedoch sich an. Der tote Marine musste sich bereits seid Dekaden, wenn nicht Millennien dort befinden. Auch wenn er noch kein Experte für die Ausrüstung der Astartes war, so waren ihm das ungewöhnliche Bauschema sowie die untypische Färbung aufgefallen. Die Spacemarines auf Argenteus Irae trugen normalerweise ausschließlich schwarz. Was wäre wenn es ihm gelang die Rüstung zu reparieren bevor er seinen Fund meldete? Es wäre weit mehr als nur ein Gesellenstück und würde ihn vermutlich näher an sein eigentliches Ziel bringen als weiterhin unter Adept Andros Phi zu verzweifeln.
Als er sich vom wackeligen Tisch erhob, hatte sich seine Stimmung deutlich verbessert. Er ließ sich im Gesindebereich für ein paar Thron die Splitter aus der Hand entfernen und ein Antibiotikum verabreichen. In zwei Stunden begann sein Dienst, was bedeutete, dass er für zwölf Stunden die Pufferspeicher von Servitoren auslesen und anschließend leeren musste. Ohne Schnittstellen eine ebenso zeitaufwändige wie öde Beschäftigung. Und frustrierend. Das Auslesen hatte den Zweck Fehler in der ursprünglichen Programmierung aufzuspüren. Allerdings hatte er noch nie einen Gefunden, sondern am ende stets ohne Ergebnis die Löschungsrituale vollführt. Als er an seinem Arbeitsplatz ankam waren bereits alle Acht Alkoven von Servitoren besetzt. Entsprechend der Fruchtlosigkeit seiner Arbeit, war er bisher noch nie in irgendeiner Weise kontrolliert oder bei der Arbeit behelligt worden. Daher entschloss er sich, zwar wie gehabt die Inhalte der Pufferspeicher auf eine externe Quelle zu kopieren, aber diese nicht zu kontrollieren sondern einfach aus den Puffern zu löschen. Innerhalb einer Halben Stunde hatte er seine zwölfstündige Schicht erledigt. Er packte sein Werkzeug zusammen, etwas Proviant und Ersatzteile von denen er glaubte, dass sie geeignet sein könnten. Er hatte zwar nicht wirklich ein schlechtes Gewissen, aber dennoch saß ihm eine subtile Furcht vor möglichen Konsequenzen im Nacken. Er packte noch ein Transportnetz ein Seil in eine Kiste die er zuvor sorgfältig gesäubert und mit frischer Plastekfolie ausgekleidet hatte. Sein Herz schlug schneller als er sich auf den Weg zu seinem Schatz machte. Irgendwie fühlte sich dies alles irreal an.
Als er den Schacht erreichte war alles so wie er es vorgefunden hatte. Als erstes machte er sich daran, alle Zugänge zu diesem Bereich zu verschließen und zwei durch Geheimtüren zu verbergen. Er war von Tatendrang erfüllt wie er ihn seid Jahren nicht mehr verspürt hatte. Dann stieg er vorsichtig zu dem Leichnahm herab und lud vorsichtig einige Rüstungsteile in das Netz und die Knochen in die nun leere Kiste. Es brauchte mehrere schweißtreibende Durchgänge um die komplette Rüstung zu bergen. Aus einem inneren Bedürfnis heraus sprach er ein Gebet und bat den Imperator um Vergebung für sein Berühren von Astartesgebeinen.
Die ersten Tage brachte er damit zu die Rüstung sorgfältig zu reinigen und dabei deren Details zu ergründen. In darauf folgenden Wochen verbrachter er die meiste Zeit in seinem Versteck und arbeitete an der Rüstung. Er investierte all sein Geld , bei verschiedenen Händlern Ersatzteile und Ceramitmörtel zu kaufen. Auf diese Weise erhielt er zwar keine Rabatte, aber so würde er zumindest niemanden Misstrauisch machen. Etwa zu dem Zeitpunkt als er halb fertig war zog er den Schluss, dass er wirklich gut in dem war was er tat. Der Schlüssel schien schlicht und ergreifend Sorgfalt zu sein. Kein Detail durfte ausgelassen, kein Schaltkreis gering geschätzt werden. Lediglich der zerstörte Energietornister überstieg seine Fähigkeiten und vor allem seine Möglichkeiten Ersatzteile zu beschaffen.
Als er schließlich alles repariert hatte was in seiner Macht lag und die Rüstung auf einen Improvisierten Ständer gehangen hatte, hatte die Rüstung breits ihre typische ehrfurchtgebietende Ausstrahlung zurückgewonnen. Fehlte nur noch die neue Lackierung. Die Farbe zu beschaffen war schwieriger als gedacht. Noch dazu musste er einigen sehr gefährlichen Fragen ausweichen.
Auf dem Weg zu seinem Versteck heulte plötzlich der Stationsalarm auf. Für ihn bedeutete das, dass er sich an einem Sammelpunkt einfinden musste. Da er schon in der Nähe des Geheimgangs war und nicht mit zwei Eimern Farbe beim Sammelpunkt eintreffen wollte, eilte er zu seinem Versteck um sie dort zu deponieren. Er lief um eine Ecke als ihm unvermittelt etwas in den Bauch gerammt wurde. Unter Schock ließ er die Eimer fallen und während seine Haut kribbelte und Zähne vibrierten griff er nach seiner Wunde. Ein großes gezahntes Kampfmesser steckte darin und förderte unglaublich viel Blut zu tage. Wie im Traum folgte er der Klinge über die Parierstange bis zum Griff der von einem dunkelgrün geschuppten Panzerhandschuh umfasst wurde. Seine Knie gaben nach, dennoch stürzte er nicht. Sein Blick wanderte den gepanzerten Arm entlang bis zu dem ausdruckslosen Visier das mit rot leuchtenden Augen auf ihn herabstarrte. Das Messer wurde herausgerissen ehe er auch nur ein Wort sagen konnte und fiel wie eine Puppe zu Boden. Er schmeckte Blut in seinem Mund und roch den Gestank seiner Eingeweide. Als die Wogen des Schmerzes schließlich den Schock überwältigten, schrie er gequält auf. Er drehte seinen Kopf und sah, dass er alleine war. Keine Feinde in Sicht, keine Freunde zu entdecken und die Krankenstation war viel zu weit weg um sie zu erreichen. Blieb nur noch eines zu tun. Wimmernd kroch er weiter Richtung Geheimgang und zog dabei eine breite Spur aus Blut hinter sich her. Mit einem schmerzerfüllten Aufschrei drückte er die Geheimtür auf. Der Anblick der Rüstung die erhaben über ihn hinwegstarrte, war nicht so tröstlich wie er gehofft hatte. Dennoch hatte er sein Ziel erreicht. Sein eigenes Blut war der Wegweiser zu seinem Vermächtnis geworden.
 
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Wer lebt? Wer stirbt? Welche Erfolgsaussicht haben nur neun Marines gegen eine Makropole voller Hybriden? Ich wünsche wie immer viel Spaß mit dem nächsten Abschnitt. Bitte gebt mir Feedback damit ich die Qualität meiner Arbeit besser einschätzen und Verbesserungspotentiale ausnutzen kann.

Elf / II

Der Crimson Fist behielt Recht. Bei einem seiner Stopps hörte er ein Schaben, welches beinahe mit den gezeitenartigen Klängen der Makropole verschwamm. Aus der Art, wie plötzlich eine sanfte Brise aufkam und winzige herumliegende Plastekschnipsel bewegte, schloss er, dass eine gewaltige Zahl von Kreaturen die schwüle abgestandene Luft vor sich herschob. An seiner Stelle hätte Skeergard sie vielleicht auch schon gerochen, jedoch trug Hovis anders als der Spacewolf seinen Helm. Per Funk alarmierte er Caleb, welcher sofort eine Abwehrlinie bilden ließ, an deren Spitze nun Hovis stand. Neben ihm stand Duron und zielte mit seinem Bolter in die Richtung der nun deutlich hörbaren Feinde. Hovis begann unterdessen sein Plasmagewehr summend zu überladen. Dies würde sich zwar negativ auf seine Feuergeschwindigkeit auswirken, aber das so erzeugte Plasmafeuer würde lang genug brennen um mehr Feinde zu töten als es ein einzelner Schuss vermochte. Zum Ausgleich hielt er außerdem seinen Bolter in der Linken und würde damit all jene richten, die das Plasmafeuer überlebten. Per Funk befahl Caleb den beiden Spähern, mit einer großzügigen Ausholbewegung über die Flanken, der neu gebildeten Front, vorzurücken. Als die ersten Hybriden um die Ecken eilten und sich aus Schächten und Rohren erhoben, eröffneten sieben Bolter das Feuer und vernichteten die ersten Reihen innerhalb eines Lidschlags. Dennoch schwoll deren Zahl unaufhaltsam an und sie überwanden den Abstand mit bestürzender Geschwindigkeit. Hovis sperrte einen Zugang mit dem überladenen Plasmaschuss und beleuchtete, mit dessen grellem Lichtblitz, das volle Ausmaß der widerwärtigen Mutationen. Saarlock tat es ihm gleich und setzte mit seinem Flammenwerfer eine Rampe in Brand. Aus einem großen geborstenen Abwassertunnel sprangen schrumpelige Hybriden, die primitiv gefertigte Flammenwerfer trugen und sich beeilten in Reichweite zu gelangen. Thyrianos tötete sie mit einem grellen Blitzschlag der nicht nur die Mutanten tötete, sondern darüber hinaus noch deren Promethiumtanks, sowie Methanreste in der Abwasserleitung zur Explosion brachte. Mit einem zornigen Fauchen breitete sich eine Stichflamme aus und zerstörte damit sowohl die durch die Leitung nachrückenden Hybriden, als auch die sie umgebende Gebäudestruktur. Der so gewonnene Aufschub währte jedoch nur kurz, denn nachrückende Feinde drückten die Vorderen unbarmherzig durch Plasmafeuer und gleißende Promethiumflammen um näher zu kommen. Als die Hybriden die Linie der Spacemarines beinahe erreicht hatten, machten vier der Schlachtenbrüder eine Ausfallbewegung dem Feind entgegen. Ajax, Duron und Hovis erhielten so die Möglichkeit mit ihren Boltern weiter zu feuern, während sie von ihren vier Schlachtenbrüdern gedeckt wurden. Hovis hielt unterdessen die Standarte in seiner Linken während Caleb sich ins Nahkampfgetümmel stürzte. Es erfüllte Hovis mit Stolz, wiederholt als Standartenträger ausgewählt worden zu sein. Vielleicht würde er eines Tages der dauerhafte Bannerträger des Exterminatorenteams werden. Anders als er es von seinem Heimatorden gewöhnt war, gab es bei der Deathwatch eher selten feste Standartenträger. Zumal ohnehin nicht jedes Team eine Standarte ins Feld führte. Die drei Schützen dünnten die Hybridenflut gezielt aus und dezimierten schwere Waffentrupps, ehe diese in Stellung gehen konnten. Saarlock und Szandor befanden sich an den Flanken der Formation und bildeten unverrückbare Bollwerke aus Ceramit und Gewalt.
Caleb und Thyrianos kämpften dagegen sehr viel agiler. Während der Skriptor einzelne Blitze in die Horden schleuderte feuerte der Bloodangel sporadisch mit seiner Boltpistole in die Menge. Obwohl die Hybriden zu duzenden starben und begannen einen kleinen Wall aus Kadavern zu bilden, ließ der Strom nicht nach und langsam aber sicher wurde die Formation zurückgedrängt. Einzig und allein Saarlock weigerte sich auch nur eine Handbreit nachzugeben und erlitt mehr und mehr Treffer als er zunehmend isoliert wurde. Calebs Anweisung, ein klein wenig Boden preiszugeben, um den Druck zu verringern und letztendlich Platz zum ausholen zu haben, ignorierte der stolze Iron Hand.
Da die angreifenden Hybriden über die Kadaver ihrer Gefallenen steigen mussten, um zu ihrer Beute zu gelangen, erlangten sie bereits einen gewissen Höhenvorteil. So war es wenig verwunderlich, dass die unweigerlich einschlagenden Treffer, überwiegend gegen Brust und Kopf der Astartes gerichtet waren. Den Mangel an Kraft, machten die Hybriden dabei durch schiere Masse wieder wett und nach mehreren besonders wilden und selbstmörderischen Attacken zerbrach schließlich Saarlocks Helm. Darunter kam sein hasserfülltes Gesicht zum Vorschein, welches nicht viel weniger schroff wirkte als das Visier des Kampfhelms.
Die schweißglänzende Haut des Iron Hands hatte eine ungesund bleiche Farbe und war vollständig von einer schwarzen Marmorierung durchzogen. Diese rührte von den fortschrittlichen Augmentiken her, die dem Iron Hand seine außergewöhnliche Zähigkeit verliehen. Seine Knochen waren zum Teil mit Adamantium überzogen und seine Muskeln durch einzelne synthetische Zusatzstränge verstärkt worden. Durch seine Gefäße und Organe schwammen Abermillionen von kostbaren Naniten die dafür sorgten, dass der Iron Hand langfristig durch jede Verletzung widerstandsfähiger werden würde. Der Preis für all diese Augmentationen war allerdings, ein stark erhöhter Energiebedarf und eine höhere Körpertemperatur.
Caleb war verärgert über Saarlocks Alleingang, sah jedoch ein, dass nun nicht der Zeitpunkt für eine Zurechtweisung war. Er wollte jedoch sich jedoch auch nicht dadurch entehren, seinen Schlachtenbruder im Stich zu lassen. „Thyrianos, wir müssen schneller werden…und den Feind zurückzuwerfen.“ Wandte er sich an den Skriptor während er einen Hybriden der Länge nach spaltete. Wie auch immer der Skriptor seine Warpkräfte im Einzelnen nannte, der Bloodangel interessierte sich nur für deren Auswirkungen. Die Frage, was deren Einsatz seine rechte Hand letztendlich kosten würde, hatte er zwar im Hinterkopf, war aber noch nicht soweit, sich eingehender mit der Thematik zu befassen.
Thyrianos vernahm die Worte seines Sergeanten und begann sich zu konzentrieren. Die bisher manifestierten Kräfte hatten ihn zwar angestrengt, waren aber noch weit davon entfern ihn zu erschöpfen. Nicht zuletzt dank der Psihaube, die ihm half die rohe Energie das Warp zu kanalisieren. Der Dark Angel war sich ziemlich sicher was Caleb vorhatte und die daraus resultierende Notwenigkeit, alle Schlachtenbrüder in sein Beschleunigungsfeld einzuweben würde ihn durchaus fordern.
Als er die Energie aus seinem Köper strömen ließ begannen seine künstlichen Augen zu prickeln. Ein Gefühl, welches die Implantate eigentlich nicht erzeugen konnten. Die Menge an kanalisierter Energie erzeugte, wie es schon häufiger der Fall gewesen war, ein physisches Feedback, welches sich als grünes Elmsfeuer manifestierte. Er hatte Jahre gebraucht um die Technik zu erlernen, diese überschüssige Energie unter einer gewissen Kontrolle zu bringen. Weniger erfahrene Skriptoren und Psioniker im Allgemeinen, mussten sich im Gegensatz dazu mit vielfältigsten Ausprägungen diese Feedbacks auseinandersetzen.

Wie ein Mann änderten die Spacemarines ihre Bewegungsrichtung und schlossen wieder zu Saarlock auf. Die Hybriden bewegten sich wie in Zeitlupe und die Echos der einschlagenden Boltgeschosse und heiseren Schreie klangen merkwürdig verzerrt. Als Caleb wieder neben Saarlock trat und sich weiter vorankämpfte setzte sich auch der Iron Hand in Bewegung. „Das Fleisch ist schwach!“ brüllte er den Hybriden den Schlachtruf der Söhne Medusas entgegen, während er mit seiner Stirn das Gesicht eines Feindes einschlug. Auch Ajax hatte nun sein Energieschwert gezogen und sich in die erste Reihe begeben, während Hovis und Duron nachrückten und diszipliniert auf den Feind schossen. Wenn die Hybriden von dem plötzlichen Vorstoß der Spacemarines überrascht waren, so ließen sie sich nichts anmerken. Selbst als Skeergard und Vicesimus eintrafen, ihren Flankenangriff durchführten und so die ganze Macht des Exterminatorenteams in einem einzigen Gefecht vereinten, ließ der Strom nicht nach. Hovis genoss den inspirierenden Anblick der trotzig kämpfenden ungleichen Schlachtenbrüder.
Dennoch bemerkte er im Augenwinkel ein Flackern, welches durch Durons Mündungsfeuer erzeugt wurde. Nur, dass an einer Stelle es mit einer leichten Verzögerung reflektiert wurde. Schlagartig machte die Strategie, des massenweisen Sterbens der Hybriden, Sinn und Hovis rief seine Warnung mehr instinktiv als bewusst. “Liktor!“

Caleb und Skeergard wandten sich auf Hovis‘ Warnung hin um, das unregelmäßige Profil der Wände nach einem Ziel absuchend. Ehe sie das Ziel ausmachen konnten, sahen sie jedoch eine fleischige Ranke die wie eine Harpune auf Saarlock zuschoss. Der knöcherne Dorn traf den Iron Hand in die Flanke seines Brustpanzers und zerrte an ihm. Die Magnetverrieglung in seinen Stiefeln hielt ihn sicher an Ort und Stelle. Mit einem diabolischen Grinsen auf dem Gesicht wandte er sich um und ergriff die zähe Ranke mit der freien Hand. „Schwerer Fehler, Feigling.“ spie er aus und schlang sich den dornigen Strang um sein Handgelenk. Mit einem brutalen Ruck riss er an der Ranke um den Liktor aus seinem Versteck zu zerren. Der hielt jedoch nicht dagegen, sondern nutze den Ruck um den Iron Hand wie ein Geschoss anzuspringen und zu Boden zu reißen. Hovis feuerte mit seinem hastig gezogenen Plasmagewehr und traf einen der Heuschreckenarme des Liktors. Die Kreatur schrie auf und stieß mit dem verbliebenen Arm nach Saarlocks Unterleib. In einer beeindruckenden Zurschaustellung von Kraft, blockierte der Iron Hand die Klaue mit seinem Streitkolben und entging so einer schweren Verletzung. Klaue und Streitkolben zitterten, als die Kontrahenten sie mit aller Kraft gegeneinander pressten, um ihre Waffen im Fleisch des anderen zu versenken. Saarlock nahm seine zweite Hand zur Hilfe und behauptete sich damit gleichzeitig gegen Kraft und Gewicht des Liktors. Ätzender Schleim tropfte aus dem Maul des Liktors auf Saarlocks Brustpanzer und hinterließ dort hässliche dampfende Schlieren.
Als Caleb nach dem Liktor schlug, parierte dieser mit seiner von Plasmafeuer verbrannten Klaue woraufhin deren rauchende Überreste zu Boden fielen. Mit seinen beiden kurzen unteren Klauen versuchte der Liktor unterdessen Saarlocks Brustpanzer zu knacken. Ehe ihm dies gelang, warf der Iron Hand seinen Kontrahenten mit einem Tritt seiner beiden gepanzerten Füße ab. Die nach wie vor verankerte Harpune schleifte Saarlock ein Stück über den Boden. Noch im Sturz gelang es dem Liktor Caleb mit einer Art Rückhandschlag fortzuschleudern ehe er unsanft landete. Blitzschnell streckte sich der Iron Hand und rammte sein Kampfmesser in den Fuß des Liktors um ihn so an Ort und Stelle festzunageln. Saarlocks Streitkolben brach das Knie des andern Beines, ehe er von der herumschwingenden Heuschreckenklaue ebenso weggeschleudert wurde, wie Caleb vor ihm.
Weder Hovis noch Duron, der zuvor Caleb ausweichen musste, hatten ein freies Schussfeld auf den Liktor. Saarlock dagegen schon. Noch am Boden liegend zückte er seinen Sturmbolter und entfesselte einen Sturm aus panzerbrechenden Krakengeschossen. Den ersten rot glühenden Kugeln wich der Liktor noch aus, die übrigen durchschlugen jedoch seinen flimmernden Chitinpanzer und zerfetzten seine Innereien. Kraftlos sackte der Liktor zusammen und der Iron Hand erhob sich so schnell wie möglich um wieder in die Frontlinie einzutreten.
Die Menge der Toten, in Kombination mit den ständig nachrückenden Hybriden hatte die Versammlungshalle in ein besudeltes Schlachthaus verwandelt. Der Boden war kaum noch zu sehen, über Treppen und Absätze flossen Ströme aus verfärbtem Blut in bodenlose Abflüsse. Zusätzlich wurde der Winkel, aus dem mehr und mehr Feinde herabströmten, immer breiter. Auf den Bergen aus rutschenden Kadavern war es mühsam das Gleichgewicht zu halten und in der Formation zu bleiben. Gleichzeitig wurde der Platz zum Ausholen, trotz Thyrianos‘ Beschleunigungsfeld und einer ehrfurchtgebietenden Tötungsrate, immer weniger. Von der Decke herabspringenden Hybriden drohten außerdem Duron und Hovis vom Rest der Teams abzuschneiden.
Sie hatten unzählige Hybriden gerichtet und kämpften tapfer, dennoch war ihre Position unhaltbar. Das Saarlock Caleb gezwungen hatte, weiterhin im Zentrum der verdammten Halle zu bleiben, machte den Blood Angel wütend. Da nun aber die Leben seiner untergebenen Schlachtenbrüder in großer Bedrängnis waren, handelte er entsprechend.
„Duron, Saarlock! Sichert den Eingang hinter uns und haltet euch bereits das Tor zu schließen. Ausführung!“ befahl der Blood Angel entschlossen. Das Feuer der Schlacht und sein Ärger über Saarlock schwangen hörbar in Calebs Stimme mit.
Das Stahltor würde den Feind nur für Minuten aufhalten. Mehr würden sie, wenn der Imperator mit ihnen war, aber auch nicht brauchen. Saarlock gehorchte und kletterte hinter Duron her über die Leichenberge. Der Rest des Teams bildete einen Kreis um Hovis der die Standarte hielt und Boltmagazin um Boltmagazin leerschoss. Der Lauf seiner Waffe hatte bereits eine kirschrote Farbe angenommen, spie aber weiterhin zuverlässig Explosivgeschosse. Der Schwertwall der Marines setzte sich langsam in Bewegung, wobei er stockend rotierte. Thyrianos fühlte sich stark an den besonderen Schwertwall erinnert, den jeder Dark Angel noch als Kind erlernte und sie in Formation nahezu unüberwindlich machte. Die hier angewandte Choreografie war dagegen sehr viel improvisierter und weniger effektiv als besagte Formation. Nichts desto trotz gelang es ihnen, sich über die Kadaverhügel zu kämpfen und gegenseitig zu decken. Wann immer es einem Hybriden gelang den Ring zu durchbrechen oder einen Schlachtenbruder zurückzudrücken, schritt Hovis ein und spießte Hybriden mit der Standarte auf. Das Banner war ohnehin triefend nass von Hybridenblut.
Bis die Formation das Tor erreichte, hatte jeder der Marines leichte Wunden davongetragen. Die unzähligen Klauen und Waffen hatten unweigerlich den ein oder anderen Schwachpunkt getroffen.
Die Gesichter von Saarlock und Skeergard waren von zahlreichen Kratzern überzogen, da sie aus verschiedenen Gründen keine Helme trugen. Weil sie allerdings vollständig mit dem Blut der getöteten bedeckt waren, fielen die Wunden nicht weiter auf. Skeergards Kettenschwert hatte bereits, ebenso wie Szandors Kettenaxt, einige Zähne eingebüßt. Und verspritzte Blutfontänen in alle Richtungen.
Neben dem Spacewolf stand Vicesimus und focht mit Energieklaue und Kampfmesser. Auch wenn der Black Shield tapfer seine Position hielt konnte Skeergard ihm ansehen, wie ungern er in einer solchen Formation kämpfte. Das konnte Skeergard gut verstehen, auch er würde lieber wie eine raketengetriebener Eisteufel durch die Feinde fahren.
Kurz vor dem Erreichen des Portals schleuderte Vicesimus einige Blendegranaten in einem Fächer auf die Feinde. Er hatte sie sie so getimed, dass sie noch in der Luft detonierten und der Lichtblitz die Hybriden so mit maximaler Effektivität traf. Er hatte Saarlock und Skeergard, deren Augen nicht von einem Helm geschützt waren, vorgewarnt während die übrigen Marines sich auf ihre Helmsysteme verließen. Wie unzählige Male trainiert, liefen die Spacemarines geordnet durch die Tür und deckten sich dabei gegenseitig. Krachend schloss sich die Stahltür und trennte dabei einige Klauen ab.
Caleb hielt keine Sekunde inne, sondern führte die Gruppe weiter um eine bessere Position zu finden oder sich ganz abzusetzen. Bei aller Tapferkeit und Furchtlosigkeit, konnte auch er sich leicht ausrechnen, dass sie nicht genug Munition hatten um jeden einzelnen Hybriden zu töten. Es galt die Primärziele aufzuspüren und dem Feind so Willen und vor allem Koordination zu nehmen.
Saarlock hingegen war die Munition egal. Er brauchte sie nicht um die Schwäche seiner Feinde zu bestrafen. Er hatte kurz überlegt sich Caleb in der Versammlungshalle zu widersetzen. Allerdings hatte er die gegenwärtige Situation nicht für den optimalen Zeitpunkt gehalten, eine handfeste Auseinandersetzung mit dem heißblütigen Blood Angel vom Zaun zu brechen. Vor ihm liefen Caleb und Vicesimus bis sie einen großen Lastenaufzug fanden. Sofort machte sich Duron an den Kontrollen zu schaffen und ließ die schwere Plattform in die Höhe rumpeln. Ohne den Aufzug anzuhalten, sprangen Caleb und Vicesimus von der Plattform ehe der Rest ihrem Beispiel folgte. Die Plattform bewegte sich weiter nach oben und würde die Hybriden mit etwas Glück von ihnen weglocken.

Die Zwischenebene in der sie sich nun befanden, war wohl für Wartungszwecke eingerichtet worden. Kabel, Rohre und Schläuche bedeckten Wände, Boden und Decke und die im Boden eingelassenen Schienen sprachen dafür, dass hier sonst nur Servitoren arbeiteten. Der Blood Angel gab Ajax die Zeit, die Verletzungen im Trupp in Augenschein zu nehmen. Bis auf ein wenig Wundkleber und schnelltrocknenden Ceramitmörtel war allerdings keine Versorgung erforderlich.
Das Exterminatorenteam konnte innerhalb der Wartungsebene mehrere Kilometer zurücklegen, ohne auf Feindaktivität zu stoßen. Sie fanden lediglich Servitorenchassis, welche ausnahmslos ihrer organischen Komponenten beraubt worden waren. Schließlich machte wurde es immer Enger, da mehr und mehr Leitungen den Weg versperrten. Zusätzlich war es aufgrund des baulichen Durcheinanders kaum möglich, eine brauchbare Umgehung zu finden. Sie hätten sich mit Leichtigkeit hindurchschneiden können, jedoch würde das Ausfallen diverser Systeme und Anlagen mit hoher Wahrscheinlichkeit den Feind auf ihre Fährte locken. Während Duron diverse Kabel überprüfte und letztendlich anzapfte verharrten die Marines schweigend an Ort und Stelle. Langsam aber sicher hatte sich zu dem Ächzen der Megastruktur, den fernen halbmenschlichen Schreien und gelegentlichem Waffenfeuer ein weiteres Geräusch gesellt. Ein fernes klopfen und Hämmern dröhnte durch die Stahlbetonstruktur und erinnerter unweigerlich an den Klang einer Großbaustelle.
Duron gelang es eine Datenleitung zu identifizieren und sich in das Signal einzuklinken. So konnte er ihre Position bestimmen und außerdem einen Blick in den Raum unter ihnen werfen ohne ein Öffnung zu benötigen. Es handelte sich um ein schattiges Lager in welchem vier große gefüllte Bottiche befanden. Vereinzelt stiegen Blasen auf der zähflüssigen Brühe auf und bildeten an den Rändern eine Schaumkruste. Ansonsten war der Raum leer und Duron öffnete eine Wartungsklappe die hinunterführte. Dass diese Klärbecken noch gefüllt waren ließ sich nur damit erklären, dass sie noch benutzt wurden. So nahm am Zentrum waren zweifellos am meisten der widerlichen Verschlinger unterwegs. Die Biomasse hätten sie mit Leichtigkeit wittern können, da selbst die Luftfilter von Durons Rüstung den Gestank nicht vollends herausfiltern konnten. Er beneidete in diesem Moment weder Saarlock noch Skeergard darum, den Gestank ohne Helm inhalieren zu müssen.
Caleb legte eine neue Marschordnung fest. Skeergard und Vicesimus würden nun zusammen als Späher vorschleichen. Während Szandor, Thyrianos und Saarlock zu dritt die Front der Hauptgruppe bildeten. So nah bei dem vermuteten Aufenthaltsort, wollte er niemanden alleine durch die Gänge streifen lassen und sicherstellen, dass die Späher maximale Feuerkraft hinter sich wussten.
Hovis trug nach wie vor die blutverschmierte Truppstandarte in der Linken. Insbesondere im letzten Gefecht, hatte der Crimson Fist Caleb damit beeindruckt, wie geschickt er diesen unhandlichen Gegenstand als Waffe einsetzte. Seinen Bolter hatte er magnetisch an seinem Oberschenkel befestigt und sich den Plasmawerfer in seiner Rechten, lässig auf die Schulter gelegt. Diesen mit nur einer Hand abzufeuern war kein Problem, das Spezialtraining der Deathwatch hatte ihn darin sogar noch besser gemacht. Ein stabiler von Draht durchzogener Riemen stellte zusätzlich sicher, dass er die kostbare Waffe nicht verlor wenn er sie fallenließ um den Bolter zu ziehen.

Skeergards unergründliches Misstrauen gegenüber Vicesimus war nie abgeklungen. Jedoch war er dazu übergegangen sich zu zwingen, seine Vorbehalte in Respekt zu verwandeln. Zumindest während eines Einsatzes. Im Zuge ihrer wortkargen Zusammenarbeit hatte Skeergard sogar begonnen sich verschiedenen Tricks und Kniffe bei dem Black Shield abzugucken. Seinen Stolz beschwichtigte er damit, dass er sich einredete sich so drauf vorzubereiten Vicesimus gegenüberzutreten. Nur für den Fall, dass dessen Geheimnis ein verwerfliches war und es Skeergard oblag ein Urteil zu vollstrecken. Abgesehen davon war er zuversichtlich, sich dafür zu qualifizieren von seinem Heimatorden in den Rang eines Spähers erhoben zu werden. Anders als bei allen anderen Orden, waren die Späher der Spacewolfs nämlich die Veteranen, deren Sinne über Dekaden hinweg immer schärfer geworden waren.
In Gedanken registrierte er eine Änderung der Witterung und erstarrte. Auch Vicesimus hielt inne, da er ebenfalls etwas bemerkt hatte. Der Geruch nach Menschen, beziehungsweise Degenerierten war zwar allgegenwärtig, nahm jedoch erneut zu. Ähnlich wie bei dem von ihm entdeckten Hinterhalt Stunden zuvor. Ähnlich jedoch definitiv nicht derselbe. Er konnte die Note nicht exakt zuordnen, erinnerte sich jedoch unwillkürlich an den Bau der Eisteufel, auf den er seinerzeit auf Fenris gestoßen war. Langsam schlichen die beiden Späher dem Geruch entgegen. Vicesimus vermochte zwar nichts zu riechen, jedoch fingen seine auf maximale Empfindlichkeit gestellten Autosinne ein leises Weinen auf. Hybriden weinten nicht, seines Wissens nach waren sie nicht einmal zur entsprechenden Gefühlsregung fähig. Per Funk informierten sie ihre Schlachtenbrüder und erhielten von Caleb die Erlaubnis alleine weiter vorzurücken.
Dies war keine Rettungsmission und Caleb würde auch keine daraus machen. Was der Feind jedoch mit lebenden Menschen anstellte, beziehungsweise wozu er sie benötigte, waren Informationen die von Wert sein konnten. Viel zu wenige Fakten waren über die widerlichen Xenos bekannt.
Die Späher folgten der Witterung und den leisen Geräuschen vorsichtig und erhielten weitere Eindrücke. Geruch und Geräusche waren weiterhin Menschlich gaben jedoch etwas wieder, was Astartes bestenfalls akademisch kannten. Auf dem Boden fanden sie nun auch zahlreiche Spuren, die Aktivitäten von Verschlingern belegten. Auffällig war dass sie alle nur in eine Richtung nämlich zu der Geruchsquelle führten. Beide Marines schlossen aus den Fakten worum es sich bei ihrem Ziel handeln musste. Ein obszöne Form einer Reproduktions- und Aufzuchtstation. Sie stahlen sich langsam um eine Ecke und hatten von dort aus den Überblick über eine geräumige Halle. Zumindest hätten sie einen Überblick gehabt, wenn die Halle leer gewesen wäre. Der Anblick war mehr als verstörend und wäre von einem sterblichen Verstand kaum zu ertragen gewesen. Von der Decke bis zum Boden zog sich ein gutes duzend knolliger Säulen aus entfernt wabenförmigen Kokons. Die ruhigen konvulsiven Bewegungen deuteten auf Lebensformen im Inneren hin. Der Boden war über und über mit verstreuten menschlichen Knochen und halb aufgefressenen Verschlingern bedeckt. Teilnahmslos stolperten Hybriden durch den Unrat und füllten Kokons mit dem Fleisch der Verschlinger und warfen Stücke davon in verdreckte Käfige. Dort befand sich die entsetzlichste Komponente in diesem grauenerregenden Nest. Ausgezehrte, bis zur Unkenntlichkeit verwahrloste Frauen mit dicken Bäuchen, saßen in ihren eigenen Abfällen und nagten stumpf an den zugeworfenen Happen. Skeergard war sich sicher, auch eine Tote darunter zu sehen, in deren aufgedunsenem Bauch sich etwas Lebendiges rührte. Zwei Hybride nährten sich dem grob gefertigten Käfig und öffneten das Gatter. Obwohl die gefangenen Frauen mehr als eine zehnfache übermacht hätten bilden können, blieben sie lethargisch auf ihren Plätzen. Einer der Hybriden nahm ein scharfes Messer, schlitzte die Tote auf und entnahm das zappelnde Ding. Es war aufgrund von abstoßenden Missbildungen kaum als menschliches Wesen erkennbar und schien auch für die Bedürfnisse der Hybriden zu unterentwickelt. Achtlos warf der Hybrid den Säugling in Richtung einer der halb aufgefressenen Verschlinger. Ihre Absicht war damit klar. Sie gingen weiter durch den Käfig und betasteten mit perverser Sorgfalt die nackten Bäuche. Dabei sah Skeergard schlecht vernähte und kaum verheilte quer verlaufende Nähte darauf. Jegliche Kleidung war innerhalb der Käfige nur noch als fleckiger Bodensatz zu erahnen. Sowohl Skeergard als auch Vicesimus hatten das grauen unzähliger Schlachtfelder gesehen und mit eigenen Händen Dinge getan, die jedem Menschen für alle Zeit den Schlaf rauben würden. Das hier praktizierte Grauen brachte sie dennoch in Aufruhr und Skeergard musste mit der Bestie in seiner Inneren kämpfen, als die Hybriden ihre Entweihung der Menschen auf die Spitze trieben. Sie holten einige der Säuglinge aus den Bächen ihrer kraftlos stöhnenden Mütter und verfrachteten sie in die Kokonsäulen. Die darauf folgende neuerliche Infizierung der Mütter veranlasste Vicesimus dazu, Skeergard das Zeichen für den Aufbruch zu geben. Auch ihm brannte es unter den Nägeln alles und alle in der Halle dem Feuer zu überantworten. Jedoch hatten sie klare Befehle und ein indiskutables Missionsziel.
 
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Viel Spaß mit dem nächsten Teil.

Elf / III

Skeergard blieb dem Black Shield gegenüber zunächst noch schweigsamer als sonst, weshalb Vicesimus das gesehene sachlich an Caleb übermittelte. Dennoch erzeugte die Schilderung auch in seinem Kopf abstoßende Bilder und der Blood Angel war froh, nicht selbst Zeuge gewesen zu sein. Er rechnete den Spähern, insbesondere Skeergard, ihre Zurückhaltung jedoch hoch an. Ohne Frage war dies nicht der einzige derartige Ort in Colber Primus und sollten PVS mit der Säuberung betraut werden würden sie im Anschluss wohl zu nichts mehr zu gebrauchen sein. Caleb war froh, Vicesimus Nachricht auf einem privaten Kanal erhalten zu haben und so keine zeitraubenden Diskussionen führen zu müssen. Er überlegte, ob die Zerstörung eines der Nester möglicherweise Symbiarchen und Primuskreatur anlocken würde. Die Chancen hierfür standen seines Erachtens aber nicht besonders gut, abgesehen davon würden sie ihr Überraschungsmoment verlieren. Unwillig sich damit abzufinden, markierte Caleb einige Punkte auf ihrer taktischen Karte und wandte sich über einen geschlossenen Kanal an den Salamander.
„Ich brauche eine technische Einschätzung Duron. Laut unserer Karten liegt nordöstlich von uns ein Kraftwerkskomplex. Wärt ihr in der Lage diesen so zu sabotieren, dass die Infrastruktur bei der eingezeichneten Position der Späher vernichtet würde?“ Duron starrte Caleb durch sein ausdrucksloses Visier an und führte Kalkulationen durch. Gleichzeitig fragte er sich, was genau der Grund für Calebs Frage war. Dass der Sergeant eine private Nachricht von den Spähern erhalten hatte war ihm nicht entgangen. Der Klasse H Reaktor war ein vergleichsweise neues Modell. Was bedeutete, dass er insgesamt instabiler und empfindlicher war als ältere Exemplare. Dennoch wiederstrebte es ihm, eine kostbare Maschine ohne die Angabe von Gründen zu zerstören. Die private Nachricht zu dekodieren wäre ihm noch leichter gefallen, als den Reaktor zu sabotieren und nur aus Respekt sah Duron davon ab. Nach einigen Augenblicken antwortete der Techmarine seinem Sergeanten.
„Positiv Sergeant. Aber was ist der Grund aus dem ihr eine heilige Maschine zerstören wollt?“

Caleb zögerte einen Moment ehe er überzeugt antwortete. „Ein Gräuel Bruder. Wir würden unsere Mission gefährden uns direkt damit auseinanderzusetzen. Nichtsdestotrotz kann und will ich die Schande bei den besagten Koordinaten nicht ignorieren.“ Caleb hatte mit der Frage das Techmarines gerechnet und hoffte, er würde diese Antwort akzeptieren.

„Ihr meint ein Gräuel, wie das vorsätzliche Auslöschen eines ehrwürdigen Maschinengeistes?“ ließ der Salamander nicht locker. Caleb wirkte daraufhin gefasster als er war. Natürlich konnte er einfach den Befehl geben, die Verantwortung trug er ohnehin. Jedoch hatte sein Schlachtenbruder ein absolut valides Argument vorgebracht. Aber wie viele Menschenleben war ein Maschinengeist wert? Wie groß musste ein Gräuel sein, um das begehen eines weiteren zu rechtfertigen. Antworten auf derartige Fragen zu finden und damit zu leben, waren die Herausforderungen wie sie allen Befehlshabern abverlangt wurden. Das ironische daran war, dass es dabei selten eine richtige Entscheidung gab, lediglich die Wahl zwischen zwei Übeln. Kurzum holte er Skeergard und Vicesimus in den Kommunikationskanal.
„Skeergard, beschreibt Bruder Duron was ihr gefunden habt.“

Diese Vorgehensweise war nicht unbedingt die ehrenhafteste und warf kein gutes Licht auf sein Urteilsvermögen. Er musste sich aber eingestehen, dass er sich mit einer Entscheidung schwertat. Skeergards Beschreibung war sehr viel plastischer als die des Black Shields und ihm war trotz voxverzerrter Stimme sein innerer Aufruhr anzumerken. Duron hörte schweigend zu und sein schroffes Visier offenbarte nichts.
„Die Zerstörung des Reaktors ist nicht erforderlich um das Nest zu vernichten!“ Caleb war erleichtert und zugleich gespannt wie eine Bogensehne. Er öffnete den Kanal und legte dem Techmarine die Hand auf die Schulter ehe er sprach. „Klärt mich auf, Bruder.“
„Wir haben hier einen Klasse H Reaktor. Diese Modelle werden, anders als ältere Exemplare, die hochverdichtete Supraleiter besitzen und ein geschlossenes Phasenkühlsystem aufweisen, mit sehr viel primitiveren Fluiden gekühlt. Diese werden stets in großer Menge vorgehalten und transportieren die Abwärme des Reaktors ab.“ präsentierte er stolz seine Antwort und war wohl der Meinung damit alles gesagt zu haben was nötig war. Als die Pause sich zu dehnen begann und Caleb seine Hand nicht von seiner Schulter nahm, sprach der Techmarine schließlich weiter.
„Normalerweise wird die Abwärme in Heizsysteme oder in primitive Abluftschächte umgeleitet wenn der Druck in den Kühlbehältern ansteigt. Ich kann die Drucktoleranz der Tanks ein wenig erhöhen und dafür sorgen, dass sechshundertfünfundsechzig Komma drei sieben Grad heißer Wasserdampf in einer Verpuffung ins Zielgebiet abgeleitet wird. Ein menschlicher Organismus kann diese Temperatur für höchstens null Komma eins vier Sekunden überleben. Hybriden sind zwar etwas zäher aber in weniger als null komma…“
„Sie werden also getötet.“ fiel Skeergard dem Techmarine ins Wort. „Und auch die Kokons werden dies nicht verkraften oder?“
Ein tadelnder Unterton schlich sich in Durons Stimme als er antwortete. „Wie ich soeben ausführen wollte, werden die Kokons zwar länger als alles andere vor Ort durchhalten, aber bei mehr als zehn Sekunden besteht keine Überlebenschance.“
„Dann an die Arbeit. Szandor und Thyrianos, ihr werdet Duron begleiten. Skeergard, Vicesimus. Ihr werdet weitermarschieren und den Weg auskundschaften. Ich bin mit dem Rest direkt hinter euch.“

Bei der nächsten Abzweigung trennten sich die besagten drei Marines vom Rest und verschwanden in einem dunklen Gang. Caleb führte seinen Trupp um das Nest herum wobei sie ein paar von den Spähern getötete Verschlinger fanden.
Als Duron mit seinen beiden Schlachtenbrüdern beim Reaktorenkomplex eintrafen, fiel als erstes auf, dass dort sämtliche Servitoren intakt waren. Augenscheinlich waren die Hybriden clever genug, sich nicht direkt auf ein Pulverfass zu setzen. Die drei Marines erreichten ihr Ziel ohne Zwischenfälle, ein Umstand der Szandor nicht zu gefallen schien. Duron manipulierte routiniert die Türkontrollen zur Steuerungszentrale.
Die Tür bewegte sich nach oben und gab den Blick auf spärlich beleuchtete Cogitatorenreihen frei. Inmitten dieses Durcheinanders aus Ausdrucken, Kabeln und Lebensmittelverpackungen versuchten sich drei Gestalten mehr schlecht als recht zu verstecken. Szandor hob bereits seinen Sturmbolter, als Duron energisch Kampfmesser verlangte. Nicht auszudenken welchen Schaden ein Schwall Boltgeschosse in diesem Raum anrichten konnten. Duron machte einen Satz in den Raum und ergriff eine der drei Gestalten mit seinem Werkzeugmechandrit. Deformierte Zähne sowie merkwürdig verfärbte Augen veranlassten Duron den Hals des gepackten mit einem beiläufigen Gedankenimpuls zu zermalmen. Die zweite Kreatur wollte sich tatsächlich an ihm vorbeistehlen, bekam jedoch das von Thyrianos geschmiedete Kampfmesser durchs Auge ins Gehirn gerammt. Die dritte Gestalt hob die Hände und wollte sich ergeben. Fassungslos schüttelte Szandor den Kopf und schlug dem Hybriden den Schädel ein. In einem kleinen Schrein direkt neben der Tür fanden sie zwei Schädeldrohnen. In kränklichem gelb pulsierende Dioden signalisierten deren einsatzbereites Verharren im Bereitschaftsmodus. Mit einem einfachen Gedankenimpuls stellte Duron eine Verbindung zu den Servitoren her und ließ sie auf ihren Suspensorfeldern aus der Zentrale schweben. Dann schloss der Techmarine die Tür und machte sich eilig an den Konsolen zu schaffen. Die drei Hybriden hatten keine Funkgeräte bei sich getragen, und auch das Protokoll des lokalen Interkomsystems war seit Wochen ohne Eintrag verblieben. Jedoch war den Spacemarines klar, dass die Hybriden auf andere Art und Weise zu kommunizieren vermochten. Es bestand kein Zweifel, dass es nicht lange dauern würde bis die Hybriden in irgendeiner Weise auf die Eindringlinge reagieren würden. Dennoch, die Rituale mussten eingehalten werden. Der Maschinengeist war zwar bei weitem nicht der älteste, mit dem Duron je zu tun hatte und war dementsprechend genügsamer, aber Wochen und Monate der Vernachlässigung hatten selbst ihn in eine gewisse Frustration versetzt. Der Techmarine nahm sich die Zeit, die vernetzten Cogitatoren ordentlich zu synchronisieren und die Pufferspeicher zu defragmentieren. Diese Prozeduren belohnte der Maschinengeist der Anlage, mit einer stabileren Beleuchtung und mit dem Erwachen der Luftumwälzanlage. Szandor hatte jedoch kein Verständnis für das Prozedere welches er für reine Trödelei hielt. Sowieso waren ihm die rituellen Praktiken des Maschinenkultes zuwider. Schließlich waren sie, die Menschheit, die Schöpfer der Maschinen. Sämtliche Maschinen wurden einzig und allein zu dem Zweck erschaffen den Menschen zu dienen. Aus Szandors Sicht standen in dieser Situation einem einfachen Diener keine Allüren zu, schon gar nicht, wenn sie damit Astartes von ihrer Arbeit abhielten. Diese Überzeugung stand für ihn unverrückbar fest, auch wenn sein unseliger Modifikationsversuch an einem Sprungmodul der Mortificators, ihn in Ungnade hatte fallen lassen. Gelangweilt und rastlos seine Axt herumwirbelnd murmelte Szandor vor sich hin und wollte Duron damit zu mehr Eile antreiben. Dieser ignorierte Szandors Gehabe jedoch vollständig und machte sich nicht einmal die Mühe eines Kommentars.
Thyrianos versuchte sich unterdessen auf das Gewebe des Warp, beziehungsweise den wogenden Schleier zwischen den Dimensionen, zu konzentrieren. Auch wenn Psioniker äußerst selten waren so hatten dennoch sämtliche Lebewesen eine gewisse Verbindung zum Immaterium. Von wenigen unseligen Existenzen einmal abgesehen. Die Hybriden, welche nach wie vor etwas Menschliches in sich trugen sollten dabei keine Ausnahme bilden. Dennoch taten sie es. Dem Großteil ihrer Emotionen beraubt, erzeugten sie keine emotionsgesättigte Reaktion im Warp, was bemerkenswert war. Weder die nieder- noch hochgothische Sprache vermochten die paradoxen Wesenszüge des Warp angemessen abzubilden. Man konnte das Immaterium als Spiegelbild der Realität betrachten, wobei dieses eher den Charakter eines Negativs hatte. Auch diese Metapher war jedoch nicht völlig korrekt. Schließlich waren Spiegelbilder oder Negative normalerweise nicht in der Lage, das ursprüngliche Motiv direkt zu beeinflussen geschweige denn in dessen Domäne einzudringen.
Ein weiteres Phänomen, welches sich kaum mit herkömmlicher Syntax beschreiben ließ, war die vermeintliche Allgegenwärtigkeit des Warp, die wie eine vierte Dimension nur für den exklusiven Kreis der Psioniker wahrnehmbar war. Das besondere an den Hybriden war, dass sie gewissermaßen für blinde Flecken sorgten, jedoch ohne dabei vor den Energien des Warp geschützt zu sein. Wie die jüngsten Blitzschläge des Skriptors belegten. Schlimm genug, dass die verabscheuungswürdigen Unberührbaren in der Lage waren, eine ganze Dimension zu verdrängen. Ein Privileg welches nicht einmal die stärksten Waffen im Arsenal des Imperiums für sich beanspruchen konnten. Die Hybriden nährten sich dieser Fähigkeit offenbar an und sicherten sich damit einen besonders hohen Platz, in Thyrianos Liste seiner meistgehassten Feinde. Schon nach seiner ersten Begegnung mit Hybriden beziehungsweise Tyraniden hatte er ein theoretisches Modell ersonnen. Die Tatsache, dass die Menschheit in den nächsten Jahrtausenden vollständig psionisch werden würde war zumindest allen Skriptoren bekannt. Waren in diesem Fall möglicherweise die Tyraniden, welche den Warp verdrängten, die eigentlichen Erzfeinde der Menschheit? Innerhalb dieses Modells wurden Verräter und Ketzer auf einen sehr viel unrühmlicheren Platz degradiert. Ihre Existenz wäre somit lediglich eine Randnotiz mit überwiegend ideologischem Hintergrund, die in den kommenden Wirren der Zeitalter an Bedeutung verlieren würde.
„Fertig.“ vokalisierte Duron mit seiner Techstimme und beendete damit Thyrianos Überlegungen. Der Salamander schaltete sich auf die Sensoren der Schädeldrohnen auf und deren körniges farbloses Bild zeigte einen nach wie vor leeren Gang. Die drei Spacemarines verließen die Steuerungszentrale und versiegelten das Tor hinter sich. Duron löschte kurzerhand sämtliche hinterlegte Zugangsberechtigungen. Da sie das Ausstoßgebiet des Reaktors umgehen wollten, würde es sie eine beträchtliche Zeitpanne kosten, um zu ihren übrigen Schlachtenbrüdern aufzuschließen.

***
Die verdeckte Ermittlerin Scarissa Johmark schlich sich durch die Gänge, die einst das Revier der semi-erfolgreichen Gang der goldenen Freischärler gewesen war. Es war leicht gewesen diese junge Gruppe zu unterwandern und letztendlich so zu manipulieren, dass wirklich gefährliche Gangs enttarnt werden konnten. Scarissa hatte, unter dem Namen Shenaia, genau die richtige Mischung aus Zähigkeit und Unterwürfigkeit präsentiert, die sie, zusammen mit ihrem Aussehen, für den schnöseligen Anführer unwiderstehlich gemacht hatte.
Er hatte samt seiner Gang ein mehr als unseliges Ende gefunden, als Shanaia ihn auf die Spur einer vermeintlich ergiebigen Beute gebracht hatte. Dank versteckt angebrachter Peilsender und Bildaufzeichner war es ihr gelungen, die sterblichen Überreste der Gang zu lokalisieren und das Gemetzel in welchem sie abgeschlachtet wurden auszuwerten. Der Kult hatte sich selbst nur Silberstreif genannt und war durch verdächtig wenig kriminelle Aktivitäten und einen unstrukturierten Zulauf aus sämtlichen Gesellschaftsschichten aufgefallen. Nachdem sie die verstörenden Bilder ausgewertet hatte, hatte sie sich umgehend auf den Weg zu ihrem Auftraggeber gemacht. Nur war es bereits zu spät gewesen. Sie hatte seid Monaten keinen Kontakt gehabt und als sie die den martialischen Arbitesstützpunkt wiedersah, hatten sämtliche ihrer Alarmglocken auf geschrillt. Leider hatte sie diesen Impuls jedoch den Automatismen ihrer Tarnidentität zugeschrieben und ignoriert. Im Inneren war es viel zu still und die Arrestzellen viel zu Leer gewesen, aber mit Mitte zwanzig konnte man eben nicht von sich behaupten schon alles gesehen zu haben.
Ihr Boss schien sie nur noch vage zu erkennen und hatte sie mit entnervender Ruhe verhaften lassen. Den zwei Disziplinierern hatte sie nichts entgegenzusetzen gehabt und war im verwaisten Arrestblock gelandet. Dem Imperator sei dank war sie nur oberflächlich gefilzt und demnach nur entwaffnet worden. Keine Stunde später kroch sie bereits wieder frei durch die Kanalisation zu einem ihrer Undercover Depots. Es war eindeutig etwas Großes im Gange, etwas auf dass sie sich nicht angemessen vorbereitet fühlte. Die Veränderungen stellten sich ihr ebenso allgegenwärtig wie unspezifizierbar dar. Nach nur drei Tagen hatte Scarissa sich entschieden allein zu bleiben und sich versteckt zu halten. In der Gesellschaft anderer hatte sie mehr und mehr das Gefühl, nicht dazu zu gehören. Wozu auch immer.
Dann, von einem Tag auf den anderen, bewegten sich abstoßend missgebildete Mutanten unverhohlen auf allen Ebenen der Makropole und zwangen sie, sich wie ein Insekt von Schatten zu Schatten und von Brotkrümel zu Brotkrümel zu schleichen. Durstig, Hungrig und von Alpträumen geplagt hatte sie versucht rar werdende Lebensmittel aufzutreiben. Sie hatte versucht in die Spitze von Colber Primus zu gelangen. Diese hatte sich jedoch vollkommen abgeschottet und ohne schweres auffälliges Werkzeug gab es für sie kein Durchkommen. Auch wenn dort gegenwärtig viel schweres Werkzeug im Einsatz war, wagte es Scarissa nicht, sich den Mutanten zu nähern.
Sie hatte sich eine Art Rüstung aus Klebeband und schlecht zusammenpassenden Rüstungsteilen gefertigt. Wie sie in einem kurzen Scharfschützenlehrgang gelernt hatte, hatte sie diese mit Plastek- und Stofffetzen behangen, um sich jederzeit in einen unscheinbaren Müllhaufen verwandeln zu können. Der passende Geruch war im Laufe der Zeit von ganz alleine gekommen.

Auf einem ihrer Streifzüge traf Scarissa eine ganz neue Stufe des Gestanks wie ein Faustschlag. Er erinnerte vage an den süßlich schwülen Geruch, den die Großküchen von Messen und Kantinen verströmten, wenn die dortigen Maschinen Geschirr und Kochutensilien reinigten. Das abstoßende Miasma wurde dabei noch von der unverkennbaren Note angereichert, mit der Leichenfettfabriken üblicherweise ihre Umgebung verpesteten. Zum ersten Mal seit Wochen, verließ sie der nagende Hunger der sie überhaupt erst zu ihren Streifzügen veranlasst hatte. Was so stank, konnte unmöglich etwas Gutes für sie hervorbringen und ließ sie umkehren.
Der Weg würde sie zu einem der Reaktorenkomplexe führen. Dort sollte sie immerhin ihre Energiezellen aufladen können und vielleicht auch ein gutes Versteck entdecken. Sie war noch nicht weit gekommen als sie ein Geräusch hörte. Ein dumpfes Poltern drang ihr entgegen und dank ihrer Ausbildung identifizierte sie es als Schritte. Drei Personen eilten durch die dämmrigen Gänge und schienen äußerst schwer beladen zu sein. Die massigsten Kreaturen die sie zuletzt gesehen hatte waren die widerlichen Verschlinger gewesen und sie verspürte kein Bedürfnis gleich drei von ihnen zu begegnen. Rein theoretisch konnte es sich auch um Ogryns handeln, denen zu begegnen schien allerdings noch sehr viel riskanter. Das die Schritte schnell näher kamen und ihr die Zeit ausging, legte sie sich so leise wie möglich in einen Müllhaufen, der sich in einer Ecke gesammelt hatte. Als die Schritte nur noch eine Ecke entfernt schien, hielt sie kurz die Luft an und musste sich zwingen ruhig weiter zu atmen. Es machte keinen Sinn die Luft anzuhalten, um dann notgedrungen im möglicherweise kritischsten Moment nach Luft schnappen zu müssen.

Sie schnappte dennoch nach Luft, denn die Gestalten die um die Ecke kamen, waren nichts Geringeres als Spacemarines. Der Erste von ihnen war sogar für deren Verhältnisse ein wahrer Gigant und trug eine monströse Kettenaxt. Ihm auf den Versen waren ein Spacemarine der über seiner Rüstung einen schlichten Chorrock trug und einer, der offensichtlich in irgendeiner Verbindung zum Adeptus Mechanicus stand. Der Raum, der mehrere Etagen hoch war und zahlreiche Gänge miteinander verband, war kaum beleuchtet und kein Mensch hätte sie in dieser Situation entdeckt. Dies waren jedoch keine Menschen und sich vor ihnen zu verstecken fühlte sich irgendwie falsch an.
Aber was sollte sie sagen? Die Söhne des Imperators waren kaum hier um sie zu retten und zu glauben, die drei Halbgötter könnten Hilfe von ihr brauchen, schien ihr fast ketzerisch. Andererseits würde sie auch niemandem erzählen können, Astartes begegnet zu sein und ihnen nicht mal Hilfe angeboten zu haben. Sie hatte keine Zeit, sich eine beeindruckende Ansprache oder gar einen Plan zurechtzulegen. Darum tat sie das einzige, was die marodierenden Mutanten anscheinend niemals taten. Sie aktivierte ihr Funkgerät.
***

„Der Imperator beschützt.“
Duron blieb wie angewurzelt stehen. Auch wenn er auf festen Frequenzen mit seinen Brüdern verbunden war, überwachte er alle die seine fortschrittlichen Implantate auffangen konnten. Das Signal war entsprechend Durons Programmierung direkt an einen Annährungsalarm gekoppelt, da der Ursprung weniger als zwanzig Meter betrug. Die allgegenwärtige Hitze verhinderte eine brauchbare Infrarotabtastung, jedoch bedrohte er entschlossen einen Müllhaufen aus dem das Signal gekommen war. Hybriden verwendeten keinen Funk, daher handelte es sich wahrscheinlich um eine Überlebende.
„Rauskommen!“ grollte er mit tiefer Stimme und sowohl Szandor als auch Thyrianos sahen sich irritiert um. Zaghaft bewegte sich der Müllhaufen und zwei leere schmutzige Hände hoben sich aus dem Unrat. Hätte Duron sein Auspex eingesetzt hätte er die Person zweifellos schon früher bemerkt, ihnen allerdings auch Hybriden auf den Hals gehetzt. Den Marines präsentierte sich ein unterernährtes weibliches Lumpenbündel. Mit Laserpistole und einer hässlichen schallgedämpften Automatik Pistole schien sie keine Bedrohung darzustellen. Die mehr oder weniger professionell gestaltete Tarnung ließ jedoch auf eine taktische Ausbildung schließen.
„Wer seid ihr und was tut ihr hier?“ grollte Duron und gab dabei nichts über seine Stimmung preis.
„Shenai…Scarissa Johmark, Milord. Undercoveragentin des Adeptus Arbites von Colber Primus…“ antwortet sie unsicher. Was tat sie hier eigentlich? Darauf hätte sie gern selbst eine Antwort, die über das nackte Überleben hinausging.
„Seid ihr allein?“ erkundigte sich Thyrianos. Was sie hier tat schien ihm zu offensichtlich um zu fragen. Sich Verstecken und ums überleben kämpfen, alles andere hätte ihn doch sehr überrascht.

„Ja Milord. Meine Kollegen sind…irgendwie…verrückt geworden. Möglicherweise mutiert…“ stammelte sie die dürftige Erklärung zusammen, die sie bis jetzt als die plausibelste zusammengereimt hatte. Szandor sah offenbar keinen Nutzen in dem Gespräch und fummelte ungeduldig an einem seiner groben Trophäenhaken herum. Über einen internen Kanal fragte er seine beiden Schlachtenbrüder: „Führt das hier noch zu etwas?“

„Welcher ist der kürzeste Weg um zum inneren Kern zu gelangen?“ fragte Duron gerade heraus. Zwar hatten sie Kartenmaterial und waren dank ihres übermenschlichen Intellekts auch im Gefecht noch in der Lage, dieses fehlerfrei zu interpretieren, jedoch waren die Pläne mehr als zehn Jahre alt. Eine lange Zeit, in einer so geschäftigen Makropole wie Colber Primus. Die Frage nach dem inneren Kern konnte, allgemeingültig in jeder Makropole gestellt werden und jeder würde wissen, was gemeint war. Dort befanden sich in der Regel die Hauptreaktoren, Strategien und der Kommandostab für die Makropolverwaltung. Im Kriegsfall gruben sich dort die Befehlshaber ein um gut geschützt sowohl die PVS als auch alles andere zu koordinieren. Scarissa kannte einen solchen Weg, immerhin handelte es sich um ihren Fluchtweg für den Fall, dass im Einsatz ihre Tarnung aufflog.
Den Weg zu beschreiben, scheiterte jedoch ziemlich schnell an den unzähligen Details. Zusätzlich äußerte sie mehrmals Bedenken, was die Zugänglichkeit des Weges für die massigen Spacemarines betraf. Scheinbar machte sie der Koloss mit seinen rostigen Fleischerhaken mehr als nervös.
Die Frage nach weiteren Überlebenden, musste die Undercover Agentin verneinen, als sie jedoch von der abgeschotteten Spitze und den dortigen Bauarbeiten berichtete, wurden Duron und Thyrianos hellhörig. Die wenigen Einzelheiten, die sie zu bieten hatte beinhalteten lediglich den Eindruck, dass die Mutanten Zwischenwände und Decken entfernten und so große Kammern erschufen.
Duron entschied die Sterbliche als Ressource zu nutzen. Er verlangte eine ihrer mitgeführten Speicherkarten und ergänzte sie mit einem automatisch arbeitenden Zugangsalgorithmus. Die Karte würde zwar keine Sicherheitsschleusen überwinden können, aber zuverlässig Servitorenschächte öffnen. Zum Abschied tauschten sie noch eine Funkfrequenz aus auf der sie eventuelle Beobachtungen übermitteln sollte. Immer vorausgesetzt, sie fand eine ausreichend starke Sendeeinheit. Die Spacemarines verschwanden ohne ein Wort des Abschiedes wieder in der Dunkelheit. Scarissa fragte sich kurz, ob sie den Verstand verloren und sich alles eingebildet hatte. Der komplexe Algorithmus auf ihrer Speicherkarte sprach jedoch dagegen.
 
So hier ist der nächste Teil. Viel Spaß damit.

Zwölf/I

Caleb war sich unschlüssig ob seine Entscheidung, Duron, Szandor und Thyrianos alleine loszuschicken richtig gewesen war. Skeergard schien es ihm immerhin auf seine eigene subtile Weise zu danken, jedoch war das nicht ausschlaggebend. Am Ende würde es die einzige Maßeinheit sein, wie viel Blut für diese Extratour vergossen werden musste. Inzwischen waren sie bereits in den Ausläufern des inneren Kerns angekommen. Dementsprechend waren die Wände sehr viel dicker und Tore sehr viel stabiler. Keine Chance diese gewaltsam ohne Melterladung zu öffnen. Vicesimus war jedoch vorerst in der Lage, das Fehlen des Techmarines auszugleichen.
Während er sich an dem Verschluss eines Tors zu schaffen machte, lenkte ihn Skeergards Rastlosigkeit ab. Seid dem entdecken des Nests war Skeergard aufgekratzt und sehnte unverkennbar ein Gemetzel herbei. Die aufgestaute Wut war sogar so stark, dass seine Fähigkeit zu schleichen beeinträchtigt wurde. Vicesimus hatte erwogen, ihn zurück zum Rest des Trupps zu schicken oder Caleb diese Entscheidung treffen zu lassen. Jedoch war ihm nicht entgangen, dass Skeergard ihn mittlerweile zu respektieren schien und sich entschlossen hatte von ihm zu lernen. Mit anderen Worten hatte der Spacewolf ihn in genau die Position gebracht, die Watchcaptain Renus Hopitz für ihn vorgesehen hatte. Wenn er Skeergard nun zurechtwies, würde er möglicherweise mehr kaputt machen als retten.
Skeergards Bedürfnis nach Vergeltung war gewaltig. Er wusste, dass er als Spacewolf sein Leben lang gegen die Bestie in seinem inneren würde Kämpfen müssen, um nicht zu einem hirnlosen Wulfen zu werden. Bisher ein einfaches Unterfangen. Er war bei weitem nicht so heißblütig wie viele seiner Ordensbrüder gewesen und seine innere Bestie, schien diese Bezeichnung fast nicht zu verdienen.
Daher traf ihn ihr unbändiger Zorn nun mit ungekannter Härte. Er hatte schon sehr viel blutigere Schlachtfelder erlebt, als es die von Colber Primus bisher waren. Im Kampf gegen Chaoskultisten hatte er gesehen was für schreckliche Dinge Menschen einander antaten. Insbesondere wenn es darum ging, einen persönlichen Vorteil zu erlangen, oder finsteren Göttern zu gefallen. Die Schändung und Entweihung der Spezies Mensch, in dem obszönen Hybridennest, war schien jedoch etwas tief sitzendes in seinem Innern ausgelöst zu haben. Skeergard war sich sicher, dass Vicesimus seine Verfassung wahrnehmen konnte und rechnete ihm die Geduld hoch an.
Die Verriegelung löste sich mit einem schnappenden Geräusch und die beiden Marines machten sich daran, die Portalhälften auseinander zu ziehen. Schwüle Luft brandete ihnen entgegen und klebte Skeergards rote Haare in verschwitzen Strähnen an seinen kantigen Schädel. Hinter dem Tor war es stockdunkel, dennoch gab es hier Kampfspuren. Zum ersten Mal seid sie das innere der Makropole betreten hatten.
Leichname waren jedoch weggeschafft worden. Lediglich leere Lasermagazine, Patronenhülsen und unzählige Einschusslöcher kündeten von einem längeren Feuergefecht. Auf hastig angebrachtem Stacheldraht klebte Blut. Am Geruch konnte Skeergard es als Hybridenblut identifizieren. Also hatte zumindest ein Teil der Makropole Widerstand gegen die widerlichen Xenos geleistet.
Ohne Vorwarnung flammte grelles Neonlicht auf und der zuvor inaktive Türmechanismus erwachte zum Leben. Mit einem endgültigen Krachen und neuerlichem Schnappen schloss und verriegelte sich das Tor. Die Schwüle Luft trug die schon bekannten Ausdünstungen von Hybriden zu ihnen. Da Skeergard nicht an Zufälle glaubte, konnte es sich nur um eine Falle handeln. Diese Erkenntnis verwandelte Skeergards schwelenden Zorn in lodernde Rage. Sein beherrschter Teil riet ihm, hier zu bleiben und Vicesimus zu decken bis der Black Shield das Portal erneut geöffnet hatte. Jedoch war dieser Teil nur ein Flüstern im Sturm und somit bedeutungslos. Mit tosendem Sprungmodul und röhrendem Kettenschwert eilte der Spacewolf der Witterung entgegen und ließ Vicesimus allein zurück.
Er verfluchte den heißblütigen Spacewolf, musste sich allerdings auch selbst einen Fehler eingestehen. Er hätte Skeergard in dem Moment austauschen müssen, als seine Rastlosigkeit offensichtlich wurde. Er war zuversichtlich, dass Skeergard ihm genug Zeit erkaufen würde, das Tor erneut zu öffnen. So stark und tödlich Skeergard jedoch auch war, gegen einen kompletten Hybridenhinterhalt, würde er auf Dauer nicht bestehen können. Vicesimus setzte bei voller Sendeleistung einen Funkspruch ab und folgte dem tobenden Spacewolf.

Als Caleb den Funkspruch des Black Shields erhielt, verfluchte er die Hybriden. Duron und seine zwei Begleiter hatten die Hauptgruppe noch nicht eingeholt. Das bedeutete nicht nur das Fehlen des Beschleunigungsfeldes, sondern auch die Abwesenheit des zum Öffnen des Sicherheitstors, bestqualifizierten Schlachtenbruders. War dies die Strafe für das zurückliegende Abwälzen einer Entscheidung? Caleb unterdrückte den Gedanken und trieb den Trupp vorwärts. Selbst wenn es sein Fehler gewesen war, wollte er nicht jemand anderes dafür bezahlen lassen. Sie erreichten zeitnah das Tor, welches sie von ihren Spähern abschnitt. Es zu überwinden würde jedoch ungleich länger dauern. Ajax machte sich an den Türkontrollen zu schaffen, erzeugte jedoch nur Signaltöne die ihnen ihre fehlende Zugangsberechtigung verkündete. „Aufbrechen!“ Befahl Caleb nach einigen Sekunden und nur Sekundenbruchteile später, krachte bereits Saarlocks Energiestreitkolben gegen das Tor. Die Geschwindigkeit mit der der Iron Hand reagiert hatte, legte den Verdacht nahe, dass er bereits vor dem Befehl den Entschluss zum Aufbrechen des Tors gefasst hatte. Auch Ajax versuchte nun mit seinem Energieschwert die verborgenen Riegel des Tors zu erwischen und schnitt tiefe Kerben in den Stahl. Zwischen den Einschlägen von Ajax und Saarlocks Waffen hörten sie bereits dumpfe Bolterschüsse dahinter. Der Funk war gestört, oder konnte die Abschirmung des inneren Kerns nicht überwinden, somit war keine Kontaktaufnahme möglich. Das Tor gab an einer Ecke Saarlocks vernichtenden Schlägen nach. „Zurück!“ ordnete er selbstbewusst an, machte eine Melterladung scharf und schob Ajax mit deaktiviertem Streitkolben langsam hinter sich. Ajax biss angesichts dieser Respektlosigkeit die Zähne zusammen, blieb aber Still. Hinter dem Tor hallte Wolfsgeheul wieder und würde durch die zischende Explosion der Melterladung verschluckt. Die Platzierung der Ladung in der zuvor geschaffenen Schwachstelle, war so effektiv gewesen, dass eine ausreichend große Öffnung entstand. Saarlock marschierte umgehend hindurch ohne sich um die herabfallenden Metalltropfen zu kümmern. Caleb war direkt hinter ihm und ging mit Energieschwert und Bolter in den Händen in einen Laufschritt über. Caleb überholte den Iron Hand und versuchte erneut eine Funkverbindung aufzubauen. Obwohl eine grüne Bestätigungsrune dem Empfang von Calebs Nachricht verkündete, antworteten weder Vicesimus noch der Spacewolf. Lediglich Vicesimus angestrengtes Atmen war zu hören. Ajax, der die Vitalwerte der Schlachtenbrüder professionell im Auge behielt, meldete darüber hinaus eine unerklärliche Abweichung. Als würde sich Vicesimus Körper gegen ein Gift wehren, nur dass die entsprechenden Organe keine Giftstoffe zum abbauen lokalisierten. Im Laufschritt nährten sie sich dem Waffenlärm der Späher, der für Caleb jedoch wie ein schlechtes Omen klang.
Ihr Weg war von übermäßig brutal ausgeweideten Hybriden gesäumt. Offenbar war Skeergard, der als einziger der beiden Späher ein Kettenschwert führte in unkontrollierte Raserei verfallen. Calebs geschulter Verstand plante bereits die Konsolidierung und Zurückwerfung der Hybriden. Jedoch präsentierte sich ihm ein Anblick, der alle seine Gedanken für eine entsetzte Sekunde unterbrach.
Er sah Skeergard und Vicesimus, um sie herum lagen einige tote Hybriden. Skeergards blutüberströmtes Gesicht, wies drei tiefe parallele Schnitte auf und in der Linken hielt er die Überreste seines zerstörten Kettenschwertes. Was jedoch Calebs Blut in Wallung brachte und ihn an eine unschöne Begebenheit in seiner eigenen Zeit als Scout erinnerte war der Kontrahent des Spacewolfs. Wie ein flackernder Schatten drang Vicesimus auf den Spacewolf ein und entfesselte einen Schlaghagel dem der seinerseits rasende Spacewolf nur mit Mühe standhalten konnte. Der Black Shield hatte Skeergard in einen Winkel des Raumes gedrängt, wo es nicht genug Raum gab das Sprungmodul einzusetzen. Caleb löste sich aus der Erstarrung und nahm am Rande der Kammer lauernde Hybriden wahr, die jedoch untätig herumstanden. „Waffen runter!“ brüllte Caleb seine beiden Schlachtenbrüder an und fragte sich, welcher tief sitzende Konflikt sie so weit getrieben haben konnte. Nicht willens oder fähig Caleb zu gehorchen, kämpften sie unbeirrt weiter und Skeergard schien langsam aber sicher von Vicesimus besiegt zu werden. Caleb hob seinen Bolter lud panzerbrechende Krakenmunition und setzte an seinen Befehl zu wiederholen als ihm an Vicesimus drei Dinge auffielen. Erstens kämpfte er, anders als bei den vielen Übungskämpfen, eindeutig mit tödlicher Absicht. Seine Klaue schnitt tief in Skeergards Rüstung, nur die Erfahrung des Spacewolfs rettete ihn vor dem Schlimmsten.
Gleichzeitig war jedoch auch ein gewisser Widerwillen, wie ein innerer Konflikt in Vicesimus zu erkennen. Unweigerlich musste Caleb daran denken, wie sein Sergeant seinerzeit einen Scout tötete, der dem roten Durst nachgegeben hatte.
Die Dritte und rätselhafteste Auffälligkeit war jedoch Vicesimus Kampfstil selbst. Caleb hatte den Black Shield bei genug Kämpfen beobachtet, um dessen einzigartige Kampfkunst erkennen zu können. In diesem unheiligen Duell kämpfte er jedoch eher wie ein wildes Tier. Zwar schnell und unbarmherzig jedoch ohne die Finesse und Anmut die ihn üblicherweise auszeichneten. Keuchend schlug er weiter auf Skeergard ein und ignorierte auch Calebs zweiten Befehl. Der Bloodangel gab einen Warnschuss ab, der nur eine Handbreit an dem Black Shield vorbeiging. Darauf reagierte Vicesimus und wandte sich raubtierhaft um. Skeergard, dessen Bart mit rosa Schaum verklebt war ging zum Gegenangriff über und schmetterte dem Abgelenkten den Griff des Kettenschwertes gegen den Helm. „…nicht er selbst…“ presste Skeergard zwischen blutbedeckten Lippen hervor, ehe Vicesimus erneut aktiv wurde. Vicesimus sprang über Skeergards ausholende Umklammerung hinweg, stieß sich von dessen Schulter ab und verschwand in einem engen Lüftungsschacht.
In diesem Moment sprangen die übrigen lauernden Hybriden, die Ajax, Hovis und Saarlock noch nicht erledigt hatten aus ihren Ecken und attackierten Caleb und Skeergard. Der Spacewolf wollte, wie unzählige Male trainiert, mit dem Blood Angel Rücken an Rücken kämpfen. Dieser wich jedoch von ihm zurück zu Saarlock, dessen Gesichtsausdruck nichts Gutes für Skeergard verhieß, sollte er näher kommen. „…Vicesimus wurde übernommen Sergeant…“ wandte sich der Spacewolf angestrengt an Caleb. Dabei war sein Linkes Auge geschlossen und die entsprechende Gesichtshälfte schien vollständig erlahmt. Vicesimus Klaue musste Nerven zerstört haben. „Von wem? Und woher wollt ihr das Wissen?“ hakte Caleb nach, während er eine geschlossene Formation mit den übrigen Schlachtenbrüdern bildete. Eine die Skeergard ausschloss.

Die einzelnen Hybriden stellen keine allzu große Gefahr mehr da, Skeergard schien jedoch schwerer verwundet als es zunächst den Anschein hatte. Denn er taumelte nach einem Schlag zur Seite und fing sich indem er auf ein Knie sackte und sich mit der Axt aufstützte. „Ich habe es gespürt Sergeant, irgendein Hexer oder Gedankenmanipulator hat es zuerst bei mir versucht.“ „Und wie konntet ihr den Kräften des Warp wiederstehen wo es Vicesimus nicht konnte?“ mischte sich Saarlock ein. Die Art wie er mit dem Spacewolf sprach, verdeutlichte seine absolute Verachtung für die in seinen Augen schwachen Späher.
„Diese Tat habe nicht ich selbst vollbracht, sondern das eisige Herz der Wildheit wie es in der Brust eines jeden Sohnes von Russ schlägt!“ Gab Skeergard knurrend zurück. Angesichts der Umstände schien ihm seine Ausdrucksweise weiser, als von einer Bestie die in jedem Spacewolf lauert zu berichten. Mit einem kunstlosen Rückhandschlag tötete Skeergard einen weiteren Hybriden und hielt nur mit Mühe sein Gleichgewicht.
Caleb wusste nicht viel über das von Skeergard erwähnte Herz der Wildheit. Jedoch kannte er sehr wohl das Gefühl, ein urtümliches verlangen nach Gewalt und Blut im Herzen zu tragen. Dieses war Thema eines der seltenen Gespräche mit Gronn Pitreu gewesen. Jenem Sturmmarine der Flesh Tearers, der viel zu früh gefallen war. Offenbar war es im dessen Nachfolgeorden der Blood Angels sehr viel normaler, sich über diese Anomalie in der Gensaat des Engels auszutauschen. Gronn hatte davon berichtet, gelegentlich einem Teil des Durstes nachzugeben, um den Druck zu verringern ohne vollends die Kontrolle zu verlieren. In Calebs Augen war das allerdings ein Spiel mit dem Feuer, denn dem Durst auch nur ein wenig nachzugeben bedeutete, ihm auch Macht zu verleihen. Gronn hatte immer von seiner Blutseele gesprochen, ein Begriff den er wohl selbst dafür ersonnen hatte. Er hatte sie als Teil seiner Persönlichkeit angenommen und auch davon berichtet, dadurch in der Vergangenheit geschützt vor psionischen Manipulationen gewesen zu sein. Blieb nur die Frage ob sich dies irgendwie auf Skeergard übertragen ließ. Auch die Sprösslinge des großen Wolfs waren für ihre Wildheit bekannt und kämpften oft in unbeherrschter Rage. Aber etwas das mit dem roten Durst gleichzusetzen war? Natürlich würde ein solcher Makel geheim gehalten werden, so wie es die Blood Angels seid zehn Millennien taten.
Skeergards These klang durchaus plausibel. Vor allem angesichts der unbekannten Fähigkeiten der mysteriösen Primus Kreatur, der sie ja auf den Fersen waren. Aber Calebs Misstrauen war bei weitem nicht beruhigt, was sich auch in der Körpersprache seiner Schlachtenbrüder eindeutig widerspiegelte. Zurückgehaltenes Wissen, großzügig interpretierte Befehle, Trotz und Rivalitäten waren alles Verstöße, jedoch waren sie innerhalb gewisser Grenzen vertretbar, beziehungsweise zu entschuldigen. Das Attackieren eines loyalen Spacemarines mit tödlicher Absicht war jedoch praktisch unverzeihlich. Aus diesem Grund würde Caleb auch nicht ohne weiteres gegen Skeergard vorgehen. Zu viele Fragen waren noch unbeantwortet um ein Urteil zu fällen. So ungern Caleb auch mit einem Schlachtenbruder in den Kampf zog, der möglicherweise eine der schlimmsten möglichen Sünden begangen hatte. So wollte er sich noch weniger darin Schuldig machen, einen treuen Spacemarine und Schlachtenbruder zu Unrecht gerichtet zu haben. Auch wenn niemand Skeergard den Rücken zuwenden wollte, behielt er seine Waffen und Ajax versorgte seine Wunden. Die Nerven würde er hier im Feld nicht angemessen reparieren können, daher befestigte er auf Skeergards Wunsch hin das erschlaffte Augenlid mit einem Tropfen Wundkleber um es offen zu halten. Mit starken Muskelrelaxantien löste er die Krämpfe in Skeergards Bein und reparierte außerdem den Schaden an Skeergards rechtem lymannschem Ohr. Ajax konnte nicht anders als Hochachtung für die zerstörerischen Fähigkeiten des Black Shield zu empfinden. Er kannte potentielle Schwachpunkte des posthumanen Körpers so gut wie es sonst nur Apothekarii taten und nutze sie in einem Maße aus, die Ajax selbst deklassierte.

Unterdessen versuchte Caleb vergeblich den flüchtigen Black Shield per Funk zu erreichen. Wenn Skeergards Aussagen jedoch der Wahrheit entsprachen, wollte er nur ungern ohne die Unterstützung von Thyrianos gegen einen feindlichen Psioniker vorgehen. Dankenswerterweise holten Duron und seine Begleiter die Hauptgruppe ein. Nahezu unverzüglich bemerkte und meldete Thyrianos einen Psioniker, der irgendwo im Umkreis von ein paar hundert Metern aktiv war. Er bestätigte außerdem Skeergards Behauptungen insoweit, als das er eine Gedankenkontrolle als Möglichkeit einräumte und auch, dass ein von Zorn beherrschter Geist, durchaus einen gewissen Schutz bieten konnte.
Duron berichtete außerdem von der Undercoveragentin und dem erfolgreichen Auslöschen des Nests. An diesem Punkt stellte sich nur noch die Frage, ob sie ihren Schlachtenbruder oder die Primuskreatur suchen sollten. Caleb entschied sich für den feindlichen Psioniker. Erstens hatte Thyrianos zugesagt ihn zuverlässig aufspüren zu können solange er aktiv seine Kräfte einsetzte. Zweitens machten sie sich wenig Hoffnung Vicesimus zu finden, wenn dieser nicht gefunden werden wollte. Wenn der Psioniker tot war würde Vicesimus hoffentlich frei von der Fremdkontrolle sein und damit eine Suche erübrigen.
Sergeant Caleb setzte seine Gruppe in Bewegung, wobei Saarlock Skeergard erst auf einen ausdrücklichen Befehl hin in seinem Rücken duldete. Thyrianos übernahm nun mit dem Iron Hand die Spitze, während Caleb den Spacewolf in seiner Nähe und im Auge behielt.
Saarlock hatte sich noch keine abschließende Meinung über den Skriptor gebildet. Er begrüßte dessen Sparsamkeit mit Worten und war bisher auch ausschließlich Zeuge von Thyrianos Entschlossenheit und Stärke geworden. Bei der breiten Masse der Sterblichen und auch der Astartes wurden Psioniker immer mit einer gewissen Ächtung bedacht. Ausgerechnet Saarlock bildete dabei jedoch eine Ausnahme. Er erkannte die Leistung, sich den angeblich unaufhörlichen Okkupationsversuchen von Dämonen zu wiedersetzen, als ein Zeichen wahrer innerer Stärke an. Einer der zwei Tugenden, wie sie das Credo der Iron Hands forderte.
Er sah wie sich eine dünne Schicht Kondenswasser auf der Psihaube des Skriptors bildete und fragte sich, ob der Dark Angel auch jetzt gegen Dämonen ankämpfte, oder ob ihn die Suche nach dem Feind so sehr anstrengte. Beide behielten jedoch ihr Marschtempo bei, bis sie erneut vor einem dicken Tor standen. Sofort kam Duron nach vorne und untersuchte die wuchtige Installation.
Das Tor selbst war sehr viel massiver als das Erste. Gewaltsames Eindringen war damit praktisch ausgeschlossen. Beim Öffnungsmechanismus handelte es sich nicht nur um einen besonders gesicherten, sondern auch um einen um ein Zeitschloss erweiterten. Caleb nickte dem Techmarine zu, der sich daraufhin daran machte das Tor zu öffnen. Eine Prozedur die Durons Worten nach mehrere Minuten dauern würde. Fast gleichzeitig bemerkten Hovis und Skeergard, dass Feinde auf dem Weg zu ihnen waren.
Das Zeitschloss hatte wohl normalerweise die Aufgabe, den darin befindlichen Verteidigern Zeit zu verschaffen, eine starke Verteidigung auf die Beine zu stellen. Unabhängig davon ob auch die Hybriden hierzu imstande waren, würden sie zunächst in der Eingangshalle festsitzen. Es gab nur drei Zugänge und die Position unmittelbar vor dem Tor war so exponiert, dass sie einen hohen Preis würden zahlen Müssen um an Ort und Stelle auszuharren. Saarlock sah dem ganzen eher optimistisch entgegen. Die schwächlichen Hybriden würden ihn auch hier nicht bezwingen, außerdem würde niemand unwürdig durch Schatten und Verstecke kriechen müssen, um dem Feind auf dem Schlachtfeld gegenüberzutreten.
Caleb bewertete das Risiko, ihrer taktisch nachteiligen Position, sehr viel realistischer und war froh, beinahe die ganze Macht des sechzehnten Exterminatorenteams an Ort und Stelle zu wissen. „Skeergard, Helm aufsetzen und Zugänge mit Granaten verminen. Der Rest von uns wird Duron Deckung geben. Praetor Schema.“ bellte Caleb entschlossen Befehle.
Dieses Verteidigungsschema hatten sie in der Vergangenheit immer wieder trainiert. Bereits auf Hades Alpha war dem Blood Angel bewusst geworden, dass die taktische Notwendigkeit, den Techmarine zu decken, noch häufiger auftreten würde. Daher nahmen die Schlachtenbrüder mechanisch ihre Plätze ein. Am unteren Ende der Rampe, die zu dem verschlossenen Portal führte, formierten sich Saarlock und Szandor als Zentrales Bollwerk. Ihre Flanken sicherten Caleb und Skeergard. Die Frage nach Skeergards Loyalität verdrängte Caleb kurzfristig. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass der Spacewolf von einem Moment auf den Anderen zum Verräter geworden war und hoffte, er würde Recht behalten. Hinter der Frontlinie bildeten Hovis, Thyrianos und Ajax eine Feuerlinie. Normalerweise würde sich nun Vicesimus zwischen den Linien aufhalten um immer dort einzuspringen wo der Druck des Feindes, die Formation gefährdete. Kurz hatte Caleb erwägt diese Funktion selbst zu übernehmen. Jedoch war die Rampe am unteren Ende seines Erachtens zu breit, um effektiv von nur drei Marines gehalten zu werden. Während Skeergard sorgfältig die Granaten platzierte, konnte Caleb ihm die Stimmung trotz Helm ansehen. Die Art wie er sich bewegte und sein wortkarges Verhalten zeigten dem Blood Angel deutlich die Scham die sein Schlachtenbruder empfand. Wo war Vicesimus abgeblieben? Würden die Hybriden ihn erneut gegen die eigenen Brüder ins Feld Führen? War er bereits infiziert und zu einem unrettbar verlorenen Mutanten gemacht worden? Caleb betete zum Imperator, dass dem Black Shield dieses unwürdige Schicksal erspart blieb. Sollte Vicesimus jedoch mit feindseliger Absicht auftauchen, hatte Thyrianos eindeutige Befehle erhalten.
Als die entstellte Flutwelle aus Hybriden schließlich die Spacemarines erreichte, detonierten Skeergards Granaten und dezimierten die ersten Reihen. Laserstrahlen und Projektile unterschiedlichen Kalibers prasselten auf das von Thyrianos erzeugte Kraftfeld. Mit seinem Flammenwerfer verwandelte Saarlock den zentralen Tunnel in ein brodelndes Inferno während Szandors Sturmbolter Tod und Verderben in einen anderen spie. Caleb verschoss spezielle Schrapnellmunition mit seinem Bolter und Riss damit die ungepanzerten Leiber unbarmherzig in Fetzen. Unaufhaltsam und jegliche Verluste ignorierend, walzten die Horden durch das Schlachthaus. Langsam erstickte die Menge der Hybriden sogar die Flammen im zentralen Durchgang. Kurz bevor die Mutanten die Mauer aus Ceramit erreichten, eröffnete die Zweite Reihe das Feuer. Bis auf die eingelegten und inzwischen nur noch halb gefüllte Magazine, war sämtliche Munition an Hovis und Ajax weitergegeben worden, da deren Vorräte beinahe erschöpft gewesen waren. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen schleuderte Thyrianos einen blendenden Kugelblitz in den zentralen Gang und tötete damit alles was sich darin befand. Während den Marines der Gestank nach verbranntem Hybridenfleisch und schmierige Asche entgegenwehten, stürzten einige Metallplatten von der Decke. Augenscheinlich schuf sich der Feind einen weiteren Angriffskorridor. Selbst wenn die Hybriden den Sturz auf sechs Metern Höhe kaum unverletzt überstehen konnten, so würde der Regen aus Körpern die Formation massiv gefährden. Ehe es jedoch so weit war, trafen die ersten Hybriden auf die erste Verteidigungslinie. Von aufgestautem Zorn erfüllt zerschmetterten die Spacemarines die Hybriden und schleuderten einige über die Köpfe ihrer Kumpane zurück in die Hybridenflut. Sie würden früh genug einem Wall aus Kadavern gegenüberstehen. Als sich die Leichname bereits Kniehoch stapelten und durch die Deckenkonstruktion bereits die Klauen von Hybriden zu erkennen waren, wurde die erste Reihe überrascht. Ein starker Auspexscann sorgte für das unverkennbare Prickeln auf der Haut, jedoch blieb keine Zeit sich umzusehen, da immer mehr Hybriden in die Vorhalle strömten.