Schon wieder ist es Montag, so plötzlich wie ein Insekt auf die Windschutzscheibe eines fahrenden Autos klatscht. Zusammenhänge zwischen dieser Metapher und Teil 2 des zehnten Kapitels, sind volkommen zufällig und werden entschieden zurückgewiesen. :angel2:
Wie immer wünsche ich viel Spaß und hoffe auf hilfreiche Kommentare.
Zehn / II
Als die Verrätermarines schließlich in den Kampf eingriffen, geschah dies zunächst unscheinbar. Ein Schlachtenbruder der Deathwatch verschwand hinter einer Barrikade und kam nicht wieder hervor. Ein weiterer schien einem Schatten auszuweichen wurde dennoch nieder und damit außer Sicht geworfen. Hopitz sah kurz darauf einen der Legionäre hinter der Barrikade hocken. Das Blut des getöteten Schlachtbruders zu seinen Füßen, verkochte soeben auf seiner bulligen Energiefaust. Die blaugrüne Farbe der Servorüstung in Kombination dem Abbild einer prähistorischen Hydra, bestätigten die zuvor gewonnenen Aufklärungsdaten. Alphalegion!
„Komm her Verräter! Wenn du schon nicht wie ein Astartes gelebt hast, kannst heute zumindest wie einer kämpfen und sterben!“ forderte Hopitz den Legionär heraus und bekam eine schlecht gezielte Boltersalve entgegenschickt. Neben Hopitz wollte sich ein anderer Schlachtenbruder auf den Verräter stürzen und wurde, kurz bevor er diesen erreichte, von großkalibrigen Einschlägen regelrecht zerrissen. „Für den Imperator.“ Verspottete der Verräter den Toten und stampfte entschlossen über dessen Kadaver hinweg auf Hopitz zu.
Aus dem Augenwinkel konnte der Watchcaptain nun auch den verborgenen Maschinenkanonenschützen erkennen, der soeben von Apox Mollecht überfallen wurde. Gleichzeitig ließen sich die Geno-Trooper trotz ihrer Verluste diszipliniert zurückfallen, um sich erneut zu verschanzen. Das Pulsierende rote Licht des Industrielasers warf dabei ein wildes Schattenspiel auf die Wände. All diese Eindrücke nahm Hopitz innerhalb kürzester Zeit in sich auf, wofür er beinahe mit seinem Leben bezahlte. Denn der Alphalegionär mit der Energiefaust war wie eine Giftschlange nach vorne geschnellt und verfehlte Hopitz‘ hastig zur Seite gerissenen Kopf nur um Haaresbreite. Der Watchcaptain folgte der Seitwärtsbewegung seines Kopfes und ging geschickt in eine Drehung um die eigene Achse über. Vom Schwung wurde sein Mantel aus verzierten Adamantiumplättchen nach oben geschleudert und verdeckte so Hopitz horizontalen Schwerthieb. Zu seiner Überraschung ging der beidhändig geführte Hieb jedoch ins Leere, da der Legionär sich, anscheinend unmittelbar nach seinem Schlag, wieder von ihm gelöst hatte. Hopitz sah außerdem, dass sein Waffenmeister, der sich auf den Feindlichen Havok gestürzt hatte, nun zusätzlich noch von einem Sturmmarine bedrängt wurde. Ehe er Apox‘ Situation genauer einschätzen konnte, griff sein Kontrahent erneut an. Er fintierte einen rechten Haken nach Hopitz Kopf, ehe er peitschenschnell in die Knie ging und versuchte stattdessen die Beine des Watchcaptains zu attackieren. Hopitz sprang darüber hinweg und den Legionär frontal an, um ihn niederzureißen. Tatsächlich ging der Alphalegionär zu Boden und Hopitz verspürte schon den Hauch des Triumphes, als der Gestürzte sich in einer fließenden Bewegung abrollte und den Watchcaptain von sich schleuderte. Er landete unsanft in einer Barrikade, wobei er das Bein eines Geno-Troopers unter sich zermalmte. Als er sich erhob, stützte er sich beiläufig auf dem schreienden Verwundeten ab, zermalmte damit dessen Brustkorb und brachte ihn zum schweigen. Wie eine Abrissbirne fegte die Energie Faust einen Teil der Barrikade hinweg und nur mit Not gelang es Hopitz, den Folgehieb mit dem kostbaren Schwert der Wacht abzulenken. Am Rande bekam er mit, dass Apox ein ausgewogenes Duell mit dem feindlichen Sturmmarine bestritt. Von dem Havok war nichts mehr zu sehen. Die Reste der Barrikadenkonstruktion schwankten hin und her und dem Watchcaptain gelang es, diese für seine Zwecke zu nutzen. Mit einem wuchtigen Tritt ließ er die Trümmer in Richtung Legionär kippen. Dieser schlug die Bedrohung beiläufig mit seiner Energiefaust zur Seite und erkannte die List des Watchcaptains zu spät. Die Sekunde, die der Legionär investierte um die Trümmer zu zermalmen reichte Hopitz aus um einen tödlichen Diagonalhieb zu platzieren der seinen Gegner von der Schulter bis zur Hüfte zerteilt hätte. Jedoch entschied sich der Legionär, anstelle seines Lebens seinen linken Arm zu opfern, indem er die knisternde Energieklinge damit ablenkte. Dabei kamen sich die beiden Erzfeinde so nahe das Hopitz das filigrane grünblaue Schuppenmuster auf der Rüstung des Alphalegionärs erkennen konnte. Ehe er sich lösen oder erneut zuschlagen konnte, revanchierte der Legionär sich mit einem trotzigen Schlag, gegen die Flanke von Hopitz Brustpanzer. Dieser zerbarst wie eine Eierschale und das Energiefeld der Waffe versengte schmerzhaft die darunterliegende Haut. Der harte Knochenpanzer wurde jedoch nicht durchbrochen. Nichts desto trotz, wurde Hopitz zur Seite geschleudert und zwar in die benachbarten von Geno-Troopern besetzten Barrikadenstellung. Schadenfroh stachen sie mit ihren aufgepflanzten Bajonetten auf den ungeschützten Brustkorb des Watchcaptains ein und fügten ihm zahlreiche, stark blutende, Schnittwunden zu. Doch erneut bewahrte ihn der massive Knochenschild seines Brustkorbs vor ernsthaften Verletzungen. Er erhob sich auf die Knie und trennte zwei Troopern und einem Bashaw die Beine knapp unter den Knien ab, indem er einen wilden Rundumschlag mit seinem Schwert vollführte.
Ein lauter Befehl, in einer Sprache die Hopitz nicht kannte, dröhnte durch die Vorhalle und er sah wie Apox, der über den blutigen Überresten seines Gegners stand von dem zuvor attackierten Havok in Deckung gezwungen wurde. Offenbar hatte er den Nahkampf dem Waffenmeister und dem Sturmmarine überlassen, um sich in eine vorteilhafte Schussposition zu begeben. Frustriert musste Hopitz außerdem feststellen, dass sein verwundeter Gegner nirgends zu entdecken war. Dafür entdeckte er etwas anderes, etwas das seine Gedanken rasen ließ. Er hatte nun einen freien Blick auf den Industrielaser den die Angreifer hergebracht hatten und brummend in das massive Portal schnitt. Er war zwar kein Techmarine, aber er war sich ziemlich sicher, dass auch dieser schwere Arbeitslaser Stunden brauchen würde um sich durch das Portal zu brennen. Ein Umstand der auch den Angreifern absolut klar gewesen sein musste. Ebenso wie die Tatsache, dass sie hier keine Stunden zur Verfügung haben würden.
Was beim Thron, wollten die hinterhältigen Verräter also hier auf Argenteus Irae? Wie es aussah, gab der Feind seinen Versuch auf das Portal zu durchdringen, denn einer der Geno-Trooper machte sich an dem Laser zu schaffen woraufhin er sich deaktivierte. Hopitz und seine Schlachtenbrüder wurden von schweren Waffen die bisher geschwiegen hatten in Deckung gezwungen, während sich der sichtlich dezimierte Feind aus der Vorhalle zurückzog. Jedoch zogen sich nicht alle der gut konditionierten Geno-Trooper zurück. Erneut erklang ein lauter Befehl in einer fremden Sprache und gut fünfzig Soldaten begannen einen kopflosen Sturmlauf auf die Loyalisten. Knapp achtzig Prozent wurden von Boltersalven niedergestreckt bevor sie ihr Ziel erreichten. Die übrigen kamen jedoch durch und detonierten als sie ihre Granaten zündeten. Einige Marines wurden zu Boden oder gegen Wände geschleudert, ihre massiven Rüstungen bewahrten sie jedoch vor Verletzungen. Hopitz jedoch, der nicht nur keinen Brustpanzer mehr trug, sondern auch noch in der ersten Reihe gekämpft hatte, wurde durch gleich zwei Trooper direkt getroffen. Das letzte was er sah ehe ihn Schwärze umfing, war der verzerrte Gesichtsausdruck des Troopers, der anscheinend selbst nicht so genau wusste, was er gerade tat. Die Alphalegion war schließlich dafür bekannt, den Geist ihrer Mitstreiter auf vielfältige Art und weise zu manipulieren.
Apox Mollecht sah seinen Watchcaptain in einer Wolke aus Feuer und Rauch verschwinden. Da die restlichen Geno-Trooper sämtliche Schock-, Betäubungs-, Rauch- und Blendegranaten die sie zur Verfügung hatten warfen, konnten sie sich vorerst absetzen.
Vorys Malak und die übrigen sterblichen Verteidiger hatten sich sorgfältig in der primären Hangarsektion von Argenteus Irae verschanzt. Trotzdem traf sie der Angriff der Verräter wie ein Hammerschlag. Es war wohl der Wille des Imperators die Vorys die erste Salven des Feindlichen Verbandes überleben ließ. Bereits bevor er einen einzigen Schuss abgeben konnte, war er von dem Blut seiner weniger glücklichen Kameraden bedeckt. Splittergranaten zerrissen die Männer in zwei schweren Waffenstellungen. Dann schlug den Alphalegionären trotziges Laserfeuer entgegen und bremste ihren Sturmlauf insoweit ab, als das sie gezwungen waren sich durch Deckungen zu bewegen. Vorys, der sich nicht der Illusion hingab einem Astartes im Nahkampf gefährlich werden zu können, verbuchte dies als kleinen Sieg. Stolz erfüllte ihn als ihm mit seinem HE-Laser ein Kopftreffer glückte. Vorys Erfahrung mit Ausrüstung der Astartes verriet ihm, dass der Großteil der Helmsysteme ausgefallen sein mussten. Zwar schien der Verräter nicht ernsthaft verwundet, zog aber zumindest den Kopf ein und unterbrach sein Bolterfeuer. Die Astartes warfen erneut Granaten und Vorys warf sich zwischen die blutigen Kadaver die um ihn herumlagen. Er konnte nicht anders als vor Furcht die Augen schließen, als die Granaten detonierten und ihn mit Leichenteilen und Blut überschütteten. Als er genug Mut gesammelt hatte, langsam die Augen zu öffnen, sah er direkt auf einen Blaugrün lackierten Ceramitsiefel. Brüllendes Bolterfeuer direkt über ihn raubte ihm das Gehör und eine heiße Bolthülse traf ihn im Gesicht.
Zu seiner eigenen Verwunderung gelang es ihm die Zähne zusammenzubeißen und keinen Laut von sich zu geben. Der Alphalegionär streckte mit seinem Bolter siegessicher weitere Ordensdiener nieder und bemerkte Vorys nicht. Auch nicht als er einen Schritt über Vorys machte und genau über ihm stehen blieb. Von Angst erfüllt, aber nicht weniger Entschlossen, hob er langsam seinen kurzläufigen HE-Laser und machte eine Granate scharf. Er feuerte und traf den Verräter von unten genau zwischen Oberschenkel- und Unterleibspanzer. Der Marine zuckte ihm unter Schmerzen entgegen, was es Vorys noch leichter machte die scharfe Granate samt Hand in der kauterisierten Wunde zu versenken. Als sich sein Arm, gleichzeitig mit den Eigenweiden des Legionärs, verflüssigte fühlte er nicht den geringsten Schmerz. Der Marine brach neben ihm zusammen und aus dem Armstumpf des Ordensdieners spritzten stoßweise kleine Blutfontänen. Ihm wurde kalt und er konnte nur noch hilflos mitansehen, wie die Legionäre den Rest der Verteidiger abschlachteten. Erschüttert nahm er zur Kenntnis, dass es gerade einmal sechs Marines und weniger als drei Minuten gebraucht hatte um die Hangarsektion zu erobern und deren einziger Verlust, einer Verkettung von unglaublich unwahrscheinlichen Ereignissen zu verdanken war. Von Blutverlust und Schock wurde ihm übel und er fragte sich wie Jeri auf seinen Tod reagieren würde. Ihm war bewusst, dass sie lange mit sich gerungen hatte, eine Beziehung zuzulassen. Und nun würde er nach weniger als einer Woche sterben. Seine Gedanken erlahmten und eine eisige Decke hüllte ihn in einen lieblosen Schlaf.
Als Apox Mollecht seinen Watchcaptain erreichte, erwartete ihn ein Bild des Grauens. Es war nicht viel mehr als ein Kadaver übrig geblieben. Hopitz Beine lagen blutverschmiert am Rand des Kraters. Sein Becken war zerrissen und er konnte zuckende und Blut spritzende Eingeweide sehen die sich auf den dreckigen Boden ergossen. Unter dem mit Siegeskranz geschmückten Helm rann Blut hervor, während seine Hand noch immer eisern den Griff des Schwerts der Wacht umklammerte. Wenige Sekunden Später war Apothekarius Sultar bei ihnen. Sein Narthetikum war bereits von Blut verklebt, da bereits Gensaat hatte bergen müssen.
„Unglaublich, er lebt noch. Er hat noch immer Kraft.“ murmelte der Apothekarius als er sich niederkniete. „Ich denke nicht, dass die Gnade des Imperators das ist, wonach er verlangen würde…“ wandte sich der White Consul an Apox und erwartete wohl eine Rückmeldung von ihm. Wie sie beide wussten, war es dem Kodex Astartes nach seine Pflicht, bei einer solchen Verletzung die Gensaat zu entnehmen.
Die einzige Alternative lag unausgesprochen im Raum.
Würde sein Watchcaptain, der auch sein Freund war, es wünschen, in den kalten Sarkophag eines Cybots gesperrt zu werden? Zwischen den Kämpfen in traumlosen Schlaf versetzt zu werden und bei jedem Aufwachen ein Stück mehr der eigenen Persönlichkeit zu vermissen?
„Ordensdiener sind hierher unterwegs, Sultar. Bringt ihn ins Apothekarium und bereitet alles für die Überführung in seinen neuen Körper vor.“ entschied sich Apox. Die Pflicht war seinem Freund immer am wichtigsten gewesen und erst im Tod endete diese. Da Hopitz eindeutig nicht Tot war, war Apox zuversichtlich, dass der Watchcaptain sein neues Schicksal gut annehmen würde. Dennoch war sein Inneres in Aufruhr und war sich sicher, dass es seinen Schlachtenbrüdern ebenso erging.
Also nutzte er das Schicksal von Renus Hopitz, um mit einer kurzen Ansprache den Hass und den Drang nach Vergeltung, in den Herzen seiner verbliebenen Brüder auflodern zu lassen. Einer uralten Tradition seines ursprünglichen Heimatordens folgend tauchte er seine Finger in die Blutlache die sich unter Hopitz Körper gebildet hatte und zeichnete sich damit einen roten Winkel über das rechte Auge seines Helmes. Unaufgefordert taten es ihm die übrigen dreizehn Marines gleich, während Sultar den eintreffenden Ordensdienern energisch Anweisungen gab.
Den Spuren der Verräter zu folgen war leicht und führte sie in Richtung Hangarsektion. Was war nur ihr verfluchter Plan? Auch Apox hatte bemerkt, dass der Bohrer zu schwach gewesen war und damit die ganze Mission sinnlos schien. Der Plan, in der Hangarsektion Schiffe zu kapern und damit die schwer bewaffnete Station zu verlassen, schien ihm auch zu schlecht um wahr zu sein. Lanzen und Makrokanonen würden alles vernichten, was klein genug war um gekapert zu werden. Selbst ein Angriffskreuzer würde es nur mit extrem viel Glück schaffen die Verräter zu extrahieren und mit ihnen zu entkommen. All diese Risiken und Verluste für Nichts? Das sah der Alphalegion nicht besonders ähnlich.
In der Kommunikationszentrale koordinierte Hüter Nimerian kühl sämtliche Abwehrtrupps. Was bedeutete, dass er versuchte ihrem sicheren Tod zumindest einen taktischen Nutzen zu geben. Der anwesende Kader von Dienern und Servitoren informierte ihn über die Verluste, sabotierte Subsysteme und vermutete Feindbewegungen. Als er im Live-Feed mit ansah, wie die Verteidiger in der Hangarsektion chancenlos ausgelöscht wurden, fluchte er und befahl einer Ordensdienerin Truppen für eine Gegenoffensive zu sammeln. Die anwesenden Ordensdiener saßen in ihren feuerabweisenden Anzügen auf ihren Plätzen und schwitzten sie voll. Die Notwendigkeit diese, samt Maske, zu tragen war jedoch groß, da sie auf diese Weise vor gelegentlich Funken und Statik sprühenden Konsolen geschützt waren. Als die angesprochene Ordensdienerin diszipliniert seinen Befehl zur Bestätigung wiederholte, fiel Nimerian dennoch ihre belegte Stimme auf. Vermutlich hatte sie jemanden unter den besiegten Verteidigern der Hangarsektion gekannt. Als er kurz darauf die bestätigte Meldung erhielt, dass Watchcaptain Renus Hopitz ausgefallen war, verlor alles andere an Bedeutung. Der Watchcaptain war sein persönliches Idol gewesen. Auch wenn er dessen Ursprungsorden nicht kannte, so hatte er dennoch erfahren, das Hopitz ebenfalls Hüter gewesen war bevor er zum Watchcaptain berufen wurde. Nimerian hatte sich stets bemüht, so viel wie möglich von Hopitz zu lernen, ehe dieser ihn eines Tages zu seinen Brüdern der Raven Guard zurückgeschickt hätte.
Als Apox Mollecht mit den übrigen Marines schließlich in die Nähe der Hangars gelangte, konnte er bereits das Tosen und Dröhnen hochfahrender Antriebe hören und er fragte sich frustriert, welches Detail er übersah. Die Geno-Trooper hatten sich in dem Schlachthaus eingegraben und leisteten erbitterten Widerstand. Der Anführer mit der Energiefaust war nicht zu sehen und auch die anderen Legionäre verbargen sich immer wieder hinter den vielfältigen Deckungsmöglichkeiten. In Kombination mit ihrem absolut identischen Äußeren, war es daher fast unmöglich ihre genaue Stärke zu ermitteln. Aber es waren eindeutig mehr als zuvor in der Vorhalle des Reliquiariums. Offensichtlich hatten sie sich mit den beiden marodierenden Trupps vereinigt und realistisch betrachtet, hatten die Loyalisten kaum eine Chance den eingekesselten Gegner schnell zu überwinden. Ein Marine der Raven Guard hatte sich eine verborgene Feuerposition gesucht und dünnte von dort aus, zumindest die Kommandoebene der Geno-Trooper aus. Apox sah die Köpfe eines Hetmanns und mehrerer Bashaws zerplatzen.
Immer wieder wurde auch Apox gezwungen den Kopf einzuziehen und als er einen weiteren Blick riskierte sah er, wie die Alphalegionäre drei große tonnenförmige Gebilde hinter eines der Shuttle schoben. Kurz darauf begannen diese technische Gerätschaften zusammenzustecken. Apox fluchte und wünschte sich einer der beiden Techmarines wäre hier, um ihm zu erklären was dort vor sich ging.
Während er im Kopf eine Taktik ersann die ihnen zumindest den Hauch einer Chance auf den Sieg geben würde, öffneten sich in ihrem Rücken die schweren Türen eines Lastenaufzuges. Eine Gänseheut überkam Apox, als dahinter die kolossale Gestalt des ehrwürdigen Cybots Kubilay zum Vorschein kam.
„IHR KÖNNT FLIEHEN! IHR KÖNNT EUCH VERSTECKEN! ABER MEIN URTEIL WIRD EUCH DENNOCH RICHTEN!“ dröhnte seine tiefe Stimme bis in den letzten Winkel der Hangarsektion. Ohne Umschweife begann er einen rücksichtslosen Sturmlauf und äscherte die Geno-Trooper duzendweise mit seinem schweren Flammenwerfer ein. Wirkungslos prallten Geschosse von ihm ab und tobten als Querschläger durch die Halle. Eine Maschinenkanone stanzte eiergroße Krater in die massive Panzerung. Unbeeindruckt schwenkte Kubilay seinen buckligen Körper herum und vernichtete den Havok, samt seiner Deckung in einem ohrenbetäubenden Kugelhagel aus seinem Rotationsgeschütz.
In Kubilays Schneise der Verwüstung marschierten die Spacemarines, in V-Formation, hinter dem Ehrwürdigen her und feuerten aus allen Rohren. Apox sah verblüfft, wie der letzte verbliebene Hetman, mit einer für Sterbliche konstruierten Energiefaust, auf den Cybot zusprang. Der Mut war durchaus beachtlich, der Lohn jedoch vernichtend.
Die langen Energieklauen an Kubilays rechtem Arm schnitten ihn noch im Sprung in einem senkrechten Aufwärtshieb in Scheiben und verspritzte sein Blut auf die fassungslosen Trooper und Bashaws in seiner Nähe. Endlich waren die Geno-Trooper gebrochen und die wenigen Überlebenden suchten ihr Heil in der aussichtslosen Flucht.
Kubilay röhrte und rannte mit einer Geschwindigkeit, die seine Masse Lügen strafte auf die Stellungen der Alphalegionäre zu. Die hatten einen Halbkreis gebildet und hielten sich überwiegend in Deckung. Eine gut gezielte Plasmasalve traf Kubilays linkes Bein und brachte ihn aus dem Tritt. Die Gelegenheit nutzte ein weiterer Legionär um mit seinem Melter aufzuspringen und Kubilays linkes Bein endgültig zu zerstören. Dafür bezahlte er jedoch den höchstmöglichen Preis, denn von einem weiteren zornigen Schrei begleitet zerfetzte Kubilay den Melterschützen mit seiner Rotationskanone.
Plötzlich überflutete ein kraftvolles Feedbacksignal sämtliche Funkfrequenzen und die Alphalegionäre begaben sich wie ein Mann in volle Deckung.
Viel bemerkenswerter war jedoch das Ereignis, welches sich unmittelbar hinter der Hangaröffunng, in der Leere des Weltraums abspielte. Denn die Leere füllte sich und der Ausblick wurde von der Flanke eines massiv modifizierten Kriegsschiffes blockiert. Auf den ersten Blick erkannte Apox die unheilige Verschmelzung von Imperialer- und Xenotechnologie an dem Schiff. Stürmte aber entschlossen weiter auf die Verstecke der Legionäre zu. Es gab einen grellen Lichtblitz und zuerst dacht Apox die Schiffswaffen hätten direkt in den Hangar gefeuert.
Als sich das Bild wieder klärte sah er, dass der Hangar keine weiteren Schäden davongetragen hatte. Stattdessen war ein großer kreisförmiger Bereich nun frei von sämtlichen Kisten, Maschinen oder Personen. Die Legionäre hatten sich auf das fremdartige Schiff teleportiert.
In unkontrollierbarer Rage und unablässig brüllend, feuerte Kubilay auf das Kampfschiff, wo die Munition wirkungslos auf der Schiffspanzerung zerschellte. Apox war sich sicher, wenn der Cybot noch hätte laufen können, wäre er geradewegs hinterher in die Leer gesprungen. Auf der Schiffshülle bildeten sich statische Blitze und sprangen über die silbernen Fresken in Form einer gewaltigen Hydra, die aus unzähligen Schlangen zu bestehen schien. Die Ladung sprang auf die Station über und die elektrischen Magnetwellen ließen zahlreiche Stationssysteme ausfallen.
Als wäre seine ganze Erscheinung nur eine Illusion gewesen, wurde das Schiff zu einem Schatten und verschwand, während es sich gemächlich drehte. Viel zu wenige Stationsgeschütze feuerten und versuchten erfolglos eine Todeszone zu erzeugen, um das getarnte Schiff irgendwie zu treffen. Ursache für den Misserfolg war wohl die magnetische Entladung. Kochend vor Wut musste Apox sich eingestehen, dass ihm die Verräter entkommen waren. Und er hatte nach wie vor keine Idee was genau der Angriff bezweckt hatte.
Nimerian erhielt ebenfalls die Nachricht von der Flucht der Verräter. Er hatte massive Schwierigkeiten die Ordensdiener und Reparaturservitoren zu koordinieren, da die Alphalegionäre zahlreiche Systeme sabotiert und scheinbar willkürlich Wartungsschächte vermint hatten. Watchcaptain Hopitz’ verwüsteter Körper war erfolgreich ins Apothekarium gebracht worden wo er stabilisiert und vorrübergehend in eine Stasekammer gesteckt wurde. Die Schadensmeldungen rissen dennoch nicht ab. Eine halbe Stunde nach der Flucht des Feindes explodierte der Industierlaser in der Vorhalle des Reliquiariums und äscherte die dort aufräumenden Ordensdiener ein.
Vorys Malak schlug die Augen auf und war darüber äußerst verwundert. Als er sich jedoch umsah verwandelte sich seine Verwunderung in Entsetzen. Um ihn herum arbeiteten medizinische Maschinen an zahlreichen Verwundeten und statteten sie mit teilweise kruden Ersatzgliedmaßen aus. Die Servitorenfabrik! Der Gedanke, als untote Hülle über die Station zu geistern, erfüllte ihn mit Grauen und beschleunigte seinen Herzschlag. Der scharfe Geruch nach Desinfektionsmitteln, Blut und Maschinenöl stach ihm in die Nase und gab ihm das Gefühl bereits unumkehrbar mit der Maschinerie verbunden zu sein. Trotz seiner verschwommenen Sicht und dem schmerzhaft blendenden Licht, versuchte er sich aufzurichten und stellte fest, dass er fixiert war. Er zerrte an den breiten Plastekbändern und sah, auf das Schlimmste vorbereitet, an sich herunter. Er sah jedoch lediglich, dass sein linker Arm ersetz worden war und neben ihm ein Gestell mit leeren Plastekbeuteln daran stand. Über milchige Schläuche waren diese mit ihm verbunden. Seine verschwommene Sicht klärte sich und er erkannte, dass die anderen Verwundeten entweder schliefen oder schweigend an die Decke starrten. Ihre Ruhe schockierte ihn noch mehr. War ihnen etwa nicht klar was mit ihnen passierte? Er begann zu schreien und versuchte die anderen Opfer aufzuwiegeln, erntete jedoch nur unflätige Kommentare und Forderungen, er möge betäubt werden. War er ein solcher Feigling, dass er als einziger das Unleben als Servitor fürchtete? Ein medizinischer Adept betrat die Kammer und suchte nach dem Ursprung des Tumults.
„Hier Adept! Kommen sie zu mir! Meinem Kopf geht es gut. Bitte machen sie mich nicht zu einem Servitor! Bitteee!“ schrie Vorys flehentlich. Das folgende Gelächter der anderen entsetzte ihn bis ins Mark. „Haben sie den Verstand verloren, Kerl? Das hier ist die Krankenstation! Sobald ihr neuer Arm und ihr Nervensystem kalibriert sind, werden ich sie mit Schmerzmitteln vollgepumpt wieder an die Arbeit schicken.“ fuhr ihn der Adept an. Vorys merkte wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg und schwieg dann beschämt. Als am anderen Ende des Raumes jemand einen Neuralschock erlitt und unter Schreien und Krämpfen verstarb, war er froh nicht länger im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
Er begann seine Gedanken zu ordnen und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Argenteus Irae allem Anschein nach nicht gefallen war. Gerne hätte er sich bei seinen Leidensgenossen nach weiteren Einzelheiten erkundigt, befürchtete aber noch mehr Spott zu ernten.
Vorys machte den anderen Ordensdienern auch keinen Vorwurf, er hätte an ihrer Stelle vermutlich ähnlich reagiert. Er erinnerte sich an das zurückliegende Gefecht und schlagartig fiel ihm ein, dass er einen Verrätermarine getötet hatte. Nach seinem ängstlichen Geschrei, würde ihm das hier nur niemand glauben. Während er überlegte was sich für ihn in Zukunft ändern würde und was wohl aus Jeri geworden war, fuhr ein Servitor auf klappernden Ketten auf ihn zu. Emotionslos kündigte er an, nun die vom Adepten erwähnte Kalibrierung vorzunehmen. Fünf Minuten und duzende unterschiedlich starke Elektroschocks später, klappte er seine Werkzeuge ein. Ein grünes Blinklicht sowie ein Signalton signalisierten den erfolgreichen Abschluss der Prozedur. Wie angekündigt kam der Adept erneut zu Vorys, verabreichte ihm Schmerzmittel und überreichte ihm eine Depesche. Darauf stand, wo er sich melden sollte um umgehend mit Aufräum- und Reparaturarbeiten zu beginnen.