Padauz! Hier kommt der erste Teil von Kapitel neun geflogen. Viel Spaß damit.
Neun / I
Wie nach dem letzten Einsatz war Ajax am meisten durch seine Pflichten gebunden. Die Ordensdiener, welche ihm motiviert zur Hand gingen waren nicht in der Lage, die nötigen Schritte alleine vorzunehmen. Die Tatsache dass Calebs hypovegetative Membran nach wie vor funktionierte, vor allem nach seiner umstrittenen Bluttransfusion, beruhigte Ajax deutlich. Demnach gab es nach wie vor keinerlei negative Folgen seines Experiments. Der Apothekarius hatte beschlossen, Caleb für einen weiteren Tag im Koma zu belassen, um seinem Organismus etwas Zeit zu geben sich zu erholen. Etwas was Caleb sich selbst vermutlich nicht zugestehen würde. Duron Pentos hätte ein von der hypovegetativen Membran induzierter Heilschlaf ebenfalls gut getan. Allerdings hatte sich die des Techmarines nicht aktiviert und Ajax beschloss ihn nicht vorsätzlich hineinzuversetzen.
Das wann und warum dieses Komas war für Ajax ohnehin ein unliebsames Thema. Wie alle Imperial Fists hatte er die Wirkung dieses speziellen Organs überwunden. So empfand er es zumindest und konnte die von anderen unterstellte Degeneration seines Erbguts nicht bestätigen. Es war ihm lieber bis zum Tod zu kämpfen als in einen unfreiwilligen Schlaf zu versinken und vielleicht nie wieder zu erwachen.
Die sensiblen Scanner die ihm im Apothekarium der Hassfeuer zur Verfügung standen, diagnostizierten jedoch ein größeres Problem im Körper des Techmarines, als es Ajax‘ Feldinstrumente getan hatten. Die schwere Granate, die Szandors Berichten zufolge in der Nähe von Duron detoniert war, hätte einem normalen Menschen sämtliche Organe verflüssigt und die Knochen pulverisiert. Daran gemessen war Durons Zustand äußerst gut, jedoch ergaben die Tiefenscanns Verletzungen die nicht abheilen würden. So waren ein Lungenflügel und eines der Herzen so stark komprimiert worden, dass der Organismus begann sie wie totes Gewebe abzustoßen. Ein ähnlicher Effekt würde den Techmarine ein Bein und einen Arm kosten. Zwar wurden diese nicht abgestoßen, waren aber auf so tiefgreifender Ebene zerbrochen worden, dass es Jahrzehnte dauern konnte bis sie zu alter stärke zurückfanden. Wenn überhaupt.
Anders als auf dem Schiff der Navy, mit welchem sie die Hades Mission bestritten hatten, standen auf der Hassfeuer hochwertige Augmentiken zur Verfügung. Ajax implantierte in einer mehrstündigen Prozedur ein bionisches Herz, ersetzte die beiden Gliedmaßen und entnahm den zerfetzten Lungenflügel um Platz für Ersatz zu schaffen. Dieser stand hier jedoch nicht zu Verfügung und würde auf Argenteus Irae eingepflanzt werden.
In einer zweiten Operation ersetzte er weiterhin Thyrianos Augen, die scheinbar von innen heraus verbrannt waren. Bezüglich der genauen Ursache, hüllte sich der Dark Angel in Schweigen und Ajax bohrte nicht weiter nach. Als er einen Blick auf ihren Thunderhawk geworfen hatte und informiert wurde was genau zu dessen Zustand geführt hatte, war im klar geworden, dass Thyrianos sie mithilfe seiner übernatürlichen Kräfte geschützt haben musste. Hätte Ajax den Skriptor, entsprechend Thyrianos Forderung, auf Aifhel Secundus zurück gelassen, hätte wohl keiner von ihnen überlebt. Dies legitimierte letztendlich auch Ajax Weigerung, seinen Schlachtenbruder nur wegen zerschmetterter Beine zurück zu lassen.
Im Abstand von einem Tag konnte Ajax zuerst Caleb und schließlich auch Thyrianos entlassen, woraufhin beide sofort die Übungskäfige aufsuchten. Bereits im Apothekarium hatten die beiden viel miteinander gesprochen und ihre ursprünglichen Differenzen schienen endgültig ausgeräumt.
Vicesimus hatte sich nach dem Ende des Einsatzes stark zurückgezogen. Er hatte zwar einerseits mit seinen Fähigkeiten als Infiltrator und Saboteur überzeugen können, war aber dennoch nicht zufrieden mit sich selbst. Das Überleben von Nerub’Awyn und vor allem seine eigene, nicht zu leugnende, Unterlegenheit dem feindlichen Techmarine gegenüber, kratzte an seinem Selbstbewusstsein. Schließlich rühmte er sich auch ein erbarmungsloser Attentäter zu sein. Natürlich hatte er in den Übungskäfigen auch in der Vergangenheit den Kampf gegen viele, beziehungsweise vielarmige Gegner trainiert, fühlte sich aber dennoch nicht angemessen vorbereitet. In Zukunft würde er versuchen zusätzlich zu seiner großzügigen Auswahl verschiedener Granaten noch eine seltene EMP Granate hinzuzufügen. Außerhalb vom Adeptus Mechanicus waren diese allerdings schwierig zu beschaffen. Er wollte darin auch nicht seine einzige und endgültige Lösung sehen, mit Feinden wie Nerub’Awyn fertig zu werden. Er könnte seine Schlachtenbrüder bitten spezielle Übungskämpfe, anhand von ihm festgelegter Übungsparameter, mit ihm durchzuführen. Jedoch war er noch nicht bereit, diesen so tiefe Einblicke in seine Kampfkunst zu geben. Denn auch wenn er ein Black Shield geworden war, wollte er die Geheimnisse eines elitären Kreises seines Heimatordens nicht preisgeben. So blieb er in Gedanken versunken für sich und reparierte seine Ausrüstung selbst. Dabei zeichnete er die von Nerub’Awyn verursachten tiefen Kerben als Mahnung für sich selbst mit grauer Farbe nach.
Hovis, Skeergard und Szandor trainierten während den ersten Tagen des Rückfluges meistens zu dritt. Gelegentlich stieß auch Ajax dazu, der jedoch mit seinen drei Patienten stark eingebunden war. Normalerweise gab Caleb ihnen das Training vor, nun hatten sie die Gelegenheit ihre eigenen Trainingsmethoden umzusetzen. Das Resultat war eine wilde Mischung aus Jagd und Feuergefechten. Anders als von Hovis erwartet brüstete sich Skeergard nicht mit seinem eindrucksvollen Duell mit der Schmiedebestie. Stattdessen fachte Szandor mehrmals den Zorn des Spacewolfs an, als er mit genau dieser Absicht, nach einer Trophäe des besiegten Feindes fragte. Skeergards Stimmung verschlechterte sich noch weiter, als er in Ermanglung eines Sprungmoduls nicht die Mobilität aufbringen konnte die er gewohnt war. Hovis und Szandor hielten ihn immer wieder mit ihren Boltern auf Distanz oder beendeten seine wütenden Sturmläufe auf frustrierende Art und Weise. Gelang es dem Spacewolf dennoch einen von ihnen im Nahkampf zu binden, musste vor allem Hovis harte Treffer einstecken.
Als zuerst Caleb und wenige Tage später auch Thyrianos wieder an den Übungskämpfen teilnahmen, verliefen diese wieder sehr viel disziplinierter. Caleb fragte sich, wie er den Verlust zweier Schlachtenbrüder in die Lektionen einbauen sollte. Zumal keiner von beiden einen wirklichen Fehler gemacht hatte. Wie hätte Gronn ahnen sollen woraus das Innere der Bestie bestand und das die Substanz in der Lage war sich durch eine Astartes-Servorüstung zu brennen. Und Marcus? Der Ultramarine hatte seine Rolle exakt ausgefüllt und von einer guten Position aus, auf die einzige sichtbare Bedrohung gefeuert. Entsprechend der Tödlichkeit der Schmiedebestie hatten sich auch alle übrigen Marines darauf konzentriert, nicht von deren Zähnen zerrissen oder von deren Geißeln durchbohrt zu werden. Es stieß ihm übel auf, aber er musste sich eingestehen, dass die Verräter zwar verabscheuungswürdig und von Verderbnis durchdrungen waren. Aber dennoch waren sie Astartes. Von ihnen war nicht weniger zu erwarten als von den loyalen Spacemarines. Andernfalls wäre der entsetzliche Bruderkrieg wohl auch sehr viel einseitiger verlaufen und hätte vor Jahrhunderten in der vollkommenen Vernichtung der Verräter geendet.
Es herrschte Krieg! Nach wie vor, und im Krieg starben Soldaten. In der Regel auf beiden Seiten. Der ideologische Kontrast der zwischen dem Flesh Tearer und dem Ultramarine geherrscht hatte, belegte philosophisch betrachtet auch den Umstand, dass es keine Garantien gab. Egal ob man sich voll und ganz dem Kodex Astartes unterwarf, oder einer liberaleren Doktrin folgte.
In der letzten Woche ihrer Reise, trainierten sie wieder zu acht. Übungsduelle und Schusstraining zum aufwärmen, komplexere Einheiten in Anschluss. Da es im Kampf von unschätzbarem Wert war, wenn jeder wusste wer sich wo befand und sämtliche Aufgaben fest verteilt waren legte Caleb darauf ganz besonderen Wert. Natürlich konnten die Übungshallen auf den Angriffskreuzer nicht mit denen mithalten, die es auf Argenteus Irae gab, aber davon ließ sich der Blood Angel nicht aufhalten. Diese Trainingseinheiten waren jedoch auch diejenigen, bei denen der Verlust von Gronn und Marcus besonders auffiel. Kapitän Oswalt Dericus besuchte unterdessen immer wieder die Trainingsbereiche des Exterminatorenteams und versuchte mit den Astartes ins Gespräch zu kommen. Er wollte sich offensichtlich etwas Lob für sein präzises Feuer im Zuge der Raumschlacht abholen und Einzelheiten des Bodeneinsatzes in Erfahrung bringen. Die Spacemarines blieben jedoch einsilbig und nur Duron Pentos gab dem sterblichen eine knappe Rückmeldung. Natürlich hätten sie den Kapitän mit Fug und Recht der Trainingsgründe verweisen können, jedoch war Dericus‘ Anwesenheit Calebs Art Achtung und Dankbarkeit auszudrücken.
Als die Hassfeuer nach der wochenlangen Reise endlich Argenteus Irae erreichte, befanden sich Caleb, Duron und Thyrianos auf dem Aussichtsdeck des Angriffskreuzers. Monolithisch trieb die asymmetrische Form der Raumstation in der endlosen Leere. Die Fregatte die ihnen entgegen kam war schwarz lackiert und ohne jegliche Heraldik. Thyrianos erkannte sie dennoch als jenes Schiff wieder, welches ihn vom Turm der Engel abgeholt hatte. Dies konnte eigentlich nur bedeuten, dass neue Brüder hergebracht worden waren. Für den Transport jeglicher Versorgungsgüter und Ausrüstungen war die Fregatte aufgrund ihrer geringen Größe eher ungeeignet. Mit einem Gedankenimpuls deaktivierte er seine bionischen Augen, wie er es sich jüngst angewöhnt hatte, und betrachtete die Szenerie mit seinen psionischen Sinnen. Das Ergebnis war ernüchternd, so sah er lediglich eine Hand voll diffuse Leuchtpunkte und den allgegenwärtigen Schleier der den Realraum vom Immaterium trennte. Er hatte sogar erwogen für eine Weile ganz auf seine Augen zu verzichten, um seine anderen Sinne, vor allem jene übernatürlichen zu schärfen. Duron hatte dies jedoch abgelehnt und auf die Implantierung bestanden, da er Thyrianos nicht vom allgemeinen Training befreien wollte. Immerhin hatte der Skriptor nun die Möglichkeit seine Augen bewusst zu deaktivieren.
Argenteus Irae wurde größer und größer und füllte bald das komplette Sichtfenster aus. Die drei Spacemarines begaben sich schweigend zu den Andockbuchten, wo sie auf den Rest ihres Teams trafen.
Erster Ordenspriester Karras empfing das Exterminatorenteam persönlich. Wenn er über das Fehlen zweier Schlachtenbrüder enttäuscht oder verärgert war, ließ er sich nichts dergleichen anmerken. Er führte sie ohne Umwege direkt zur Kapelle, die still und von Weihrauchschwaden durchzogen auf sie zu warten schien. Sie blieben mit Karras alleine und er ließ sie eine gute Stunde meditieren, ehe auf einmal Captain Hopitz vor dem Altar stand. Er begann die knienden Marines zur zurückliegenden Mission zu befragen. Wobei die Befragung eher den Charakter eines Verhörs hatte. Er sprach mit ruhiger Stimme und nahm sich viel Zeit um differenzierte Rückfragen zu stellen. Insbesondere schien er sich für jene Abschnitte zu interessieren in denen das Team getrennt unterwegs gewesen war. Karras marschierte unablässig Weihrauch schwenkend durch die Kapelle, so dass der Klang seiner gepanzerten Stiefel gleichmäßig wie ein Metronom durch den steinvertäfelten Raum hallte. Vicesimus war diese Art von Missionsnachbesprechung nicht neu, nach allen seine Einzelkämpfermissionen war er isoliert und befragt worden. Normalerweise war immer noch ein Skriptor zugegen gewesen. Diesmal war zumindest keiner zu sehen. Thyrianos wurde sich dagegen sehr schnell der Anwesenheit eines weiteren Skriptors bewusst. Auch wenn er ihn nicht sehen konnte, spürte er deutlich wie dessen Geist den seinen abtastete. Von Hopitz und Karras strahlten Misstrauen und Sorge aus, was Thyrianos jedoch nicht verwunderte. Er wäre eher verwundert gewesen, wären seine Vorgesetzten einfach über die Begegnung mit dem Erzfeind hinweg gegangen.
„Spacemarines. Euer ganzes Leben lang wurdet ihr geprüft, auf die Probe gestellt und herausgefordert. Zu glauben dies würde irgendwann ein Ende finden, wäre ebenso naiv wie leichtsinnig.“ erhob Renus Hopitz schließlich seine Stimme. Das Verhör hatte fast sechs Stunden gedauert und es schien als wäre nicht nur von den Schultern des Exterminatorenteams eine Last abgefallen.
„Der Kontakt mit dem Erzfeind ist immer eine ganz besondere Prüfung. Egal ob man ihm zum ersten oder zum hundertsten Mal begegnet. Ihr habt euch Tapfer geschlagen und dem Feind empfindliche Verluste beigebracht. Das Opfer von Gronn und Marcus war tragisch, aber notwendig. Um entsprechend dem Willen des Imperators euren Triumph in rechtschaffenem Blute reinzuwaschen. Denn es gibt keinen Sieg ohne Opfer!“ Hopitz machte eine kurze Pause, in der Karras die Aussage des Watchcaptains mit den Worten, „Blut ist die Währung des Imperators!“ bestätigte.
Pflichtbewusst und aus vollem Herzen entgegnete das Exterminatorenteam das Credo aller loyalen Spacemarines.
„Wir sind die Engel des Todes! Und wir kennen keine Furcht!“
Warum hatte man ihn hergeschickt? Er war stark! Zumindest stärker als so mancher anderer der im Schoß des Ordens verbleiben durfte. Er hatte nie Befehle hinterfragt und auch nie zu seinem Vorteil ausgelegt. Kein Feind hatte ihn je von hinten gesehen oder zurückgeworfen. Dennoch war der schwächlich wirkende Raven Guard namens Nimerian in sein Quartier gekommen und hatte ihm eröffnet, wohin der Imperator ihn führen würde. Er hatte protestiert, sich geweigert die Seite seiner Brüder zu verlassen und darauf bestanden, dass sich dieser in bunte gestärkte Stoffgewänder gehüllte Bewahrer bei Klankommandant Bannus eine Erlaubnis abholte. Als Nimerian ihm im selben Atemzug den vom Klankommandanten unterzeichneten Befehl präsentierte, war er sprachlos gewesen. Er fühlte sich verraten, gedemütigt und ungerecht behandelt. Deathwatch. Was sollte er dort? Bei jenen Spacemarines, die eine Million Ausflüchte für ihre Schwächen hatten und sich wie Ratten hinter die feindlichen Linien schlichen. Schweigend hatte er sich erhoben und seine Ausrüstung zusammengepackt. Energiestreitkolben, Sturmbolter und Flammenwerfer. Darüber hinaus die persönlichen Werkzeuge die er benötigte, um seine Implantate in Schuss zu halten und bei Bedarf neue einzusetzen. Ohne ein Wort war er dem Bewahrer gefolgt und hatte in dem wartenden Thunderhawk Platz genommen. Eine Verabschiedung war nicht nötig. Sentimentalität war eine Schwäche und zum Abschied wollte er seinen Brüdern alles präsentieren, nur keine Schwäche. Wie lange würde es wohl dauern bis sie ihren Fehler einsahen? Während der Reise mit der anonymen Navy-Fregatte, verließ er sein Quartier ausschließlich zum Besuch der Übungshalle und sprach weder mit Nimerian, geschweige denn den erbärmlichen Sterblichen. Weitere Astartes kamen auf das Schiff, ließen ihn aber dankenswerterweise in Frieden, zumal er seinen Trainingsrhythmus gezielt antizyklisch zu deren plante. So gelang es ihm bis zum Erreichen ihres Bestimmungsortes mit niemandem ein Wort zu wechseln und erfuhr den Namen des Ziels erst, als er ihn in großen silbernen Lettern auf einem Druckschott las. Argenteus Irae. Zumindest das klang ein wenig vielversprechend und hellte seine Stimmung minimal auf. Vier Marines standen mit ihm auf dem abgenutzten Deck, als sich das Schott langsam hob. Nimerian, ein Spacewolf und gleich zwei Crimson Fists. Ihrem oberflächlichen Geschwätze nach, freuten diese Narren sich sogar darüber hier zu sein und hofften Ehre darin zu finden. Für ihn, Saarlock Premuton aus der Kaargul-Klankompanie vom Orden der Iron Hands entsprang Ehre nur einer einzigen Tugend. Der Stärke.
Als die Marines des sechzehnten Exterminatorenteams ihren Quartierkomplex erreichten, wurden sie bereits von Waffenmeister Apox Mollecht erwartet. Der Veteran stand mit vor der Brust verschränkten Armen in der Halle. Er trug seine schwarze Rüstung, jedoch ohne Helm. Sein Gesicht glich einem verwitterten Steinmonument und wurde neben unzähligen Narben von gleich drei Dienstbolzen geziert. Er forderte die Heimkehrer auf sich um ihn zu versammeln und erteilte ihnen dann neue Befehle. Sie erhielten den Auftrag die nächsten Stunden zu nutzen, um zu versuchen die jüngst gesammelten Erfahrungen aufzubereiten. Auf dieser Basis sollten sie Lektionen für die übrigen Exterminatorenteams ausarbeiten, die bei künftigen Kämpfen gegen die Verräter der achten Legion und deren Kriegsmaschinen hilfreich sein würden. Dies war eine völlig neue Herausforderung für jeden einzelnen Spacemarine des Einsatzteams, da diese Praxis in der Form in keinem ihrer Orden praktiziert wurde. Dabei war das Wissen von Szandor eine große Hilfe, da sie es nutzen konnten die meisten der Lektionen noch weiter zu verbessern. Einzig Thyrianos blieb dabei für sich und erarbeitete, zunächst widerwillig, eine Lektion für die Mitglieder des örtlichen Skriptoriums. Seine Erfahrung beinhaltete die lebenswichtige Herausforderung seinen Geist abzuschirmen. Insbesondere während man sich durch eine Umgebung bewegte, die eine flächendeckende okkulte Einladung für die ruinösen Mächte und ihre finsteren Entitäten darstellte. Die besessenen Maschinen selbst zu beschädigen brachte nur wenig. Stattdessen war es am wirkungsvollsten, deren Geist mit reiner psionischer Macht in Brand zu setzen und zurück in den Warp zu schicken. Im Anschluss diskutierten Thyrianos, Cygnon und zwei weitere Skriptoren angeregt über die Wirksamkeit von anderen Psikräften wie Blitzschlägen, Warpflammen oder psychokinetische Schläge.
Es verging ein ganzer Monat, in dem das sechzehnte Exterminatorenteam eigenständig trainierte und seine Lektionen verbreitete. Thyrianos hatte zwischenzeitlich von Karras die Erlaubnis erhalten das Werk von Rolanel, dem geheimnisvollen Ordensbruder des Dark Angels zu studieren. Die Arbeit mit der Geheimschrift war mühsam und langwierig. Darüber hinaus gelang es Thyrianos nicht herauszubekommen wo sich die Stadt namens Tizca befand sondern erfuhr nur, was für ein wunderbarer Ort des Wissens sie sein musste. Auch gelang es ihm nicht, die Legion zu erkennen bei der sich Rolanel aufgehalten hatte. Zeitweise fragte sich Thyrianos, ob er schlicht und ergreifend nicht fähig war die entscheidenden Stellen zu verstehen, oder ob sein Ordensbruder diese vorsätzlich ausgespart hatte.
Immerhin erhielt der Skriptor Stück für Stück ein ungefähres Bild von der Gestalt der Kräfte des Autors. Ähnlich wie er selbst, war Rolanel in der Lage gewesen, die Zeit zu manipulieren. Thyrianos Beschleunigungsfeld nicht unähnlich. Am meisten beeindruckte aber dennoch dessen Fähigkeit, unbeschadet und ohne weitere Hilfsmittel durch den Warp zu reisen. Eine Fähigkeit die er seinen Worten nach in der Stadt des Lichts, wie Tizca auch genannt wurde, erlernt hatte. An dieser Stelle befiel Thyrianos auch ein furchtbarer Verdacht.
War Rolanel möglicherweise bei der exkommunizierten fünfzehnten Legion gewesen? Die Epoche in der das Werk verfasst wurde, würde diese These Stützen und die Thousand Sons waren der Legende nach unübertroffen wenn es um den Warp und dessen Nutzung ging. Was letztendlich ja auch zu deren Verstoßung und unweigerlichem Niedergang geführt hatte. Dies stellten Lektionen, die er im Turm der Engel gelernt hatte, eindeutig klar. Thyrianos schloss das Buch ruckartig und ließ seinen Verstand arbeiten. Dieser Schluss würde tatsächlich alle offenen Fragen bezüglich Rolanels Geschichte erklären. Was für sich genommen natürlich noch kein Beweis war, sondern weitere Nachforschungen erforderlich machte. Im Gegenzug konnten diese Nachforschungen ihn auf subtile Art und Weise in die Verdammnis führen. Denn auch wenn es keinen Hinweis auf Verderbnis seitens Rolanel gab und sich Thyrianos auch für scharfsinnig genug hielt, Manipulation subtilster Art zu bemerken, zweifelte er. Er beschloss die Angelegenheit vorerst Ruhen zu lassen. Gerne hätte er sich mit anderen beraten, jedoch schienen ihm nur Großmeister Ezekiel oder zumindest sein Mentor Duriel hierfür geeignet. Vielleicht würde man ihm erlauben Rolanels Buch mit zum Turm der Engel zu nehmen, wenn er die Deathwatch eines Tages wieder verließ.
Nachdem eine Monat ohne Einsatz vergangen war, wurden sie schließlich Teil einer Abschlussübung für einige neue Aspiranten. Immer wieder überfielen sie die Gruppe die ähnlich wie sie damals selbst, durch die Eingeweide der Station kroch. Der Hauptunterschied lag darin, dass sich die Aspiranten sehr viel widerwilliger aus den Zermürbungskämpfen lösten. Caleb fiel auf, dass vor allem der Iron Hand praktisch jedes Mal erneut aufgefordert werden musste den Kampf abzubrechen, wenn die taktische Notwendigkeit hierzu bestand. Es ließ sich nicht leugnen, dass er Calebs Team mit seinem Sturmbolter massiv zusetzte und auch im Nahkampf ein zäher Brocken war. Aber er versuchte ein paarmal zu oft, Szandors gewaltiger Kraft direkt zu widerstehen und wurde von Vicesimus mehrmals aus den Reihen seiner Kameraden hervorgelockt.
Im finalen Scharmützel, welches anscheinend traditionell vor der Schwurkapelle ausgetragen wurde, nahm Caleb sich den vermeintlich unnachgiebigen persönlich vor. Die Aspiranten griffen in der Unterzahl an und hatten keine Munition mehr um ihren Sturmlauf zu decken. Das sechzehnte Exterminatorenteam hatte zwar regelmäßig aufmunitionieren dürfen, sandte den Angreifern auf Calebs Befehl hin jedoch nur einzelne Schüsse entgegen. Für ihn war der Nahkampf die Königsdisziplin und genau dort wollte er den Aspiranten alles abverlangen. Mit zwei aufgesparten Übungsgranaten setzten die Aspiranten Hovis Aggripar außer Gefecht, Szandor hatte ihm aufgrund seiner Größe die Sicht verstellt und so die Zeit zu reagieren genommen. Der Werfer blieb ein wenig hinter seinen Brüdern zurück und wurde daraufhin von Vicesimus angegriffen der sich wie ein Schatten aus einer Nische stürzte. Caleb und Szandor lösten sich aus der Formation und der Bloodangel machte gegenüber dem Iron Hand eine herausfordernde Geste. Dieser stürzte zusammen mit dem Spacewolf und einem Crimson Fist ebenfalls vor, um sich dem Duell zu stellen. Szandor ließ den Schwerthieb des Fists von seiner Brust abprallen und stieß den kleineren im vollen Lauf polternd zu Boden. Der Spacewolf stieß ein Heulen aus welches direkt von Skeergard beantworte wurde und in einem wilden Zweikampf resultierte. In der Mitte trafen sich Caleb und der Iron Hand. Schnell bemerkte der Blood Angel, dass sein Gegner nicht aus- oder zurückwich, sondern nur parierte und mit seinem Streitkolben zuschlug. Caleb wich den wuchtigen Schlägen nach Möglichkeit aus. Der Iron Hand war eindeutig stärker und der Blood Angel sah keinen Sinn darin seinen Gegner diesen Vorteil ausnutzen zu lassen. Mit geschickten Finten platzierte er einige Treffer und entzog sich dann wieder agil dem Wirkungsbereich des Streitkolbens. Caleb vollführte einige provokante Manöver, nahm jedoch zur Kenntnis, dass der Iron Hand zwar stolz und stur war, sich jedoch nicht in Rage versetzen ließ.