Soooo bevor ich es vergesse, hier der Anfang von Kapitel sieben. Wie immer wünsche ich viel Spaß damit und hoffe auf Feedback.
Sieben / I
Während Gronn und Hovis die Straße sicherten und dabei von den Arbites mit ehrfürchtigen Blicken bedacht wurden, sahen sie wie sich Szandor sich davonstahl. Er verschwand in einem schmalen dunklen Durchgang, der Zwei der Wohnhäuser voneinander trennte. Die Wände waren an dieser Stelle von Salven aus automatischen Schrotflinten gezeichnet und stellenweise war der Putz bis auf das Gemäuer abgetragen. Hovis ging ein paar Schritte um einen besseren Blick auf den Durchgang zu haben und um erkennen zu können was Szandor dort tat. Er sah gerade noch wie Szandor sich wieder von den Knien erhob und langsam tiefer in den Durchgang lief. Anscheinend hatte er die dort liegende Leiche untersucht. Bei jedem Schritt knirschten die verstreuten Gesteinstrümmer unter seinem Gewicht, bis er schließlich an einem Kanaldeckel stehen blieb. Nachdenklich starrte er zu Boden und als Hovis neugierig näher kam bedeutete der Mortificator ihm leise zu sein.
Der Tote war von zahlreichen Schrottreffern regelrecht in Stücke gerissen worden. Wände und Boden waren mit gerinnendem Blut besprenkelt und es schien als wäre in diesem Fall das Blut ganz besonders weit gespritzt. Diese Theorie verwarf Hovis jedoch in dem Moment wo er sah, dass der Kanaldeckel jüngst bewegt worden war. Und dabei das frische Blut verschmiert hatte. Offensichtlich war Szandor einem verwundeten auf der Spur und damit einem Puzzleteil welches viele der offenen Fragen beantworten konnte. Gemächlich lehnte Szandor seine Axt gegen die Wand und ergriff den Kanaldeckel mit einer Hand. Mit einem plötzlichen Ruck schleuderte er den Deckel davon und sprang in derselben Bewegung in das dunkle Loch hinab.
Die Enge behinderte ihn, hielt ihn jedoch nicht auf und dank seiner verbesserten Sinne, entdeckte er auch schnell Spuren die auf einen verletzten Flüchtling hindeuteten. Szandor hatte gerade einen Schritt aus dem Lichtkegel heraus in die Finsternis gemacht als er hinter sich ein Geräusch hörte. Mit seinem Kampfmesser in der Hand fuhr er herum und erkannte Vicesimus an seiner vollständig geschwärzten Rüstung. Der Black Shield nickte Szandor kurz zu, woraufhin dieser weiter die Spur verfolgte. Zweifellos wollte der Black Shield als meisterlicher Infiltrator die Spitze übernehmen jedoch machte Szandor keine Anstalten ihn vorbeizlassen. Per Funk teilte er Hovis mit, dass sie einem verwundeten hinterherspürten. Der Flüchtige war zwar durch das kniehohe Abwasser gewatet um keine Spuren zu hinterlassen jedoch hatte er sich, wohl aufgrund seiner Verletzungen, immer wieder an Wänden und Vorsprüngen abgestützt. Mittlerweile konnte Szandor auch einen leichten Blutgeruch wahrnehmen und folgte diesem bis zu einer Art Verteilerraum. Hier zweigten vier Gänge und mehrere Rohre ab. Vicesimus nutzte den Platz um sich geschickt an Szandor vorbeizuschieben, während dieser zögernd in der Mitte des Raumes stand. Das Plätschern von Abwasser und das Gequieke von Ratten, waren die einzigen Geräusche die sie neben dem fernen Dröhnen der brennenden Makropole wahrnehmen konnten. Vicesimus schlich weiter und als er gerade außer Sicht war bemerkte Szandor eine Bewegung in einem der weniger stark beanspruchten Rohre. Blitzschnell langte er mit seiner Pranke bis zum Anschlag in das Rohr hinein und grinste Schadenfroh als er verkrampftes Fleisch und dürre Knochen spürte. Wie ein lästiges Insekt schleuderte er die kreischende Gestalt in ein halbvolles Überlaufbecken und hörte sie Brackwasser schlucken. Vicesimus war sofort zurückgekommen, als er der Aktivitäten gewahr wurde und sah wie Szandor einen hustenden und spuckenden Sterblichen aus dem Wasser zog und ihn sich wie einen Sack über die Schulter warf. Über Funk verkündete er stolz, dass er einen Gefangenen gemacht habe.
Als er schließlich wieder den Ausgang erreichte wartete bereits das komplette Exterminatorenteam in dem schattigen Durchgang. Auch Proktor Tusk war den Astartes gefolgt, blieb jedoch auf respektvollem Abstand. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich zwar einerseits schämte die Spur nicht entdeckt zu haben, aber dennoch darauf brannte den Gefangenen zu verhören. Unter Schmerzen begann der Gefangene die Spacemarines und den Imperator zu verfluchen und versuchte sich lächerlicherweise aus Szandors eisenhartem Griff zu befreien. „Gute Arbeit Szandor, bringt ihn ins Haus damit wir ihn verhören können.“ ordnete Caleb an und alle setzten sich in Bewegung. Szandor schleifte ihn hinauf in den Raum in dem die Aufzeichnungen gemacht worden waren und Thyrianos bemerkte sofort nicht zu leugnendes Wiedererkennen im Geist des Gefangenen. Caleb wollte den Gefangenen zunächst alleine mit Thyrianos befragen, jedoch bestand Szandor auf seiner Beteiligung und auch Ajax führte Argumente an die seine Anwesenheit erforderlich machte. Niemand machte sich die mühe den Gefangenen zu fesseln da eine Flucht ausgeschlossen und es schlicht und ergreifend zu wenig Platz in dem designierten Verhörzimmer gab. Caleb und Ajax standen Schulter an Schulter vor dem Fenster und Thyrianos blockierte die Tür. Mit einer Kopfbewegung bedeutete Caleb dem Skriptor mit dem Verhör zu beginnen und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Dark Angel rührte sich keinen Millimeter und schlagartig wurde es eiskalt in dem kleinen Raum. Raureif überzog die ausgeschlachtete Übertragungsvorrichtung und die wuchtigen Rüstungen. Der Geist des Gefangenen brach sichtbar zusammen und er begann in seinen nassen Kleidern unkontrolliert zu zittern. Speichel troff ihm aus dem Mund und gefror an seinem Kinn wie ein schlecht gestutzter Ziegenbart. „Wie ist sein Name?“ fragte Thyrianos mit mehr Ruhe als Szandor empfand.“Grimsae…“ antwortete der Angesprochene teilnahmslos während er sich furchtsam umsah. „Was ist sein Auftrag?“ fuhr der Skriptor gleichmütig fort. Die abwertende Anrede die er dabei einsetzte, fügte sich hervorragend in Thyrianos Konzept dem Gefangenen jegliches Selbstbewusstsein zu rauben. „Die Wahrheit…muss ans Licht,…die Lektionen…müssen erteilt werden…“ nuschelte Grimsae vor sich hin. Es klang so als würde er dies unter normalen Umständen mit sehr viel Enthusiasmus proklamieren und es jetzt von einem Blatt Papier ablesen. “Von welcher Wahrheit spricht er?“ fragte Thyrianos mit einem säuerlichen Unterton weiter. Per Funk, damit der Gefangene nichts hörte, machte nun auch Ajax eine Anmerkung. „Ich denke nicht dass er von Aifhel Secundus stammt. Hautbeschaffenheit und Augenreflexe deuten daraufhin, dass er von einem sehr viel dunkleren Ort stammt. Außerdem diagnostizieren meine medizinischen Sensoren eine vergleichsweise geringe Knochendichte.“ Dieses Bild war typisch für Personen die sich überwiegend auf Schiffen aufhielten oder Jahrzehnte lang in einem Kerker gehalten worden waren. Oder beides. „Die Wahrheit ist… dass ihr Verräter seid. Das Urteil… ist gefallen… und ihr… seid verdammt…“ beantwortete Grimsae Thyrianos letzte Frage und kicherte dabei wie ein Wahnsinniger. Szandor zermalmte dabei vor Wut den Arm des Gefangenen in seiner Faust und musste sichtlich an sich halten ihn nicht auf der Stelle zu töten. Grimsae begann zu schluchzen und auf Ajax Messinstrumenten stiegen mehrere Vitalwerte in den roten Bereich. „Er kollabiert.“ Informierte er seine Schlachtenbrüder über Funk und hoffte, dass Szandor sich von jetzt an etwas mehr beherrschen würde. „Woher kommt er?“ fuhr Thyrianos fort und nahm zu Kenntnis, wie Grismae sich panisch umsah. Jedoch schienen nicht die anwesenden Astartes die Quelle seiner Furcht zu sein. Sondern die Schatten die sie an die gefrorenen Wände warfen. Je mehr Angst den Gefangenen erfüllte, desto mehr begann sein traumatisierter Verstand zu zerbrechen. „…Schatten…gefräßig…er…Schatten…gefräßiger…Sch…“ „Wer ist sein Meister und wo ist dieser?“ unterbrach Thyrianos den Gefangenen bevor dieser sich endgültig im Wahnsinn verlieren würde. “…Nerub’Awyn…er ruft uns nach…rote Kammer…unter dem Ambossssss…“ Grismaes Augen rollten unkontrolliert und er versank in einer Ohnmacht. Sein kryptisches Gestammel ergab nur wenig Sinn und war immer schwerfälliger geworden. Es war nicht mehr anzunehmen, dass in nächster Zeit noch etwas Sinnvolles aus ihm herauszuholen war. Dazu, direkt in den Geist einzudringen, war Thyrianos nicht imstande und im Falle eines wahnsinnigen Ketzers auch nicht willig. Darum verließ er mit Caleb und Ajax den Raum, in dem der Raureif in milchigen Rinnsalen die Wände herunterschmolz, um sich mit den anderen Schlachtenbrüdern zu beraten. „Übergebt ihn den Arbites vielleicht, bekommen wir später noch was aus ihm heraus.“ befahl Caleb dem Mortificator, der zornig und irgendwie unbefriedigt mit dem Gefangenen zurückblieb. Das sollte es gewesen sein? Ein bisschen Kälte, ein paar eindringliche Fragen und das Verhör war zu Ende? Szandor zog seinen Helm aus und sog die kühle Luft ein. Er hörte wie Caleb im Erdgeschoss begann die dürftigen Erkenntnisse mit ihren Brüdern zu Teilen. Proktor Tusk fragte, offenbar unter Aufbringung all seines Mutes, nach dem Gefangenen. Szandor sah es aber nicht ein, seinen Gefangenen so einfach den zweifelhaften Verhörtechniken von Sterblichen zu überabtworten. Mit einer fließenden Bewegung schnitt er eine tiefe Wunde in Grismaes gebrochenen Arm und trank ein paar Schlucke von dessen Blut. Während er merkte, wie seine Omophagea begann ihre Arbeit aufzunehmen, wickelte er etwas von den zerrissenen Kleidern des Gefangenen um dessen Wunde. Insgesamt waren die gewonnenen Eindrücke von überaus bizarrer Natur. Jegliche Erinnerung und beinahe jede Wahrnehmung basierte auf Dunkelheit. Namen, Urteile. Mit allem waren nur ungenaue eindrücke von Finsternis und Furcht verbunden. In Bezug auf den Erwähnten Amboss und die roten Kammer, drang das Bild der Brennenden Makropole an die Oberfläche und zog ihn gewissermaßen in deren verschüttete Eingeweide. Szandor merkte wie die Eindrücke sich verflüchtigten. Ehe die Informationsflut vollends versiegte wallte noch eine grausame Maske aus der Dunkelheit des geschundenen Verstandes. Szandor benötigte keine Sekunde um diese zu erkennen. Zwar war sie durch die verzerrte Wahrnehmung des Sterblichen deformiert jedoch war der Helm eines Astartes unverkennbar. Schwarz mit roten Augenlinsen. Kampfgezeichnet, bedeckt von Blut und gekrönt von roten Fledermausschwingen. Urplötzlich ergab alles einen Sinn und Szandor biss vor Wut die Zähne so fest aufeinander, dass sie schmerzhaft knirschten. Er machte sich nicht die Mühe die Spuren seines Mals von seinem Mund zu entfernen oder sich einen Plan zurechtzulegen. Wutentbrannt polterte er die Treppe hinunter und zu seinen Schlachtenbrüdern. „Die Nightlords sind auf Aifhel Secundus! Egal was Inquisitor Dentes glaubt, er hat sich geirrt!“ Calebs Mimik gefror augenblicklich und aus Skeergards Richtung war ein tiefes Grollen zu hören. „Was habt ihr getan?“ fuhr Marcus den Mortificator wutentbrannt an. „Der Kodex Astartes…“ weiter kam der Ultramarine jedoch nicht, denn Szandor brüllte zornig seinen Unmut heraus. „Bringt ihn zum schweigen Sergeant! Bringt ihn zum Schweigen oder ich tue es!“ Caleb sah wie Proktor Tusk versuchte sich ganz unscheinbar zu entfernen und war dankbar dafür. „Ruhe! Was glaubt ihr was ihr hier tut? Glaubt ihr eure lächerlichen Zankereien gereichen dem Imperator oder Eurem Primarchen zur Ehre? Glaubt ihr durch euer Verhalten befeuern wir den Mut der Sterblichen um uns herum? Ich denke nicht!“ Caleb machte eine bedeutungsschwere Pause. Selbst das Geplapper der Sterblichen vor dem Haus war verstummt. Niemand sagte ein Wort ehe Caleb weitersprach, allerdings in Zimmerlautstärke. “Der Imperator verlieh uns besondere Fähigkeiten damit wir sie benutzen. Wer seid ihr, dass ihr die einige seiner Gaben gut heißt und andere verurteilt?“ Dabei blickte er in Marcus‘ Richtung.
„Wenn Bruder Szandor erfahren hat, dass wir gegen Nightlords ins Feld ziehen, ist dies der verflucht falsche Moment um uns aus welchen Gründen auch immer gegenseitig zu bedrohen.“ Szandor und Marcus hielten dem Blick ihres Sergeanten stand. Jedoch nicht aus Trotz sondern aus Respekt. Die harten Worte des Bloodangels trafen die meisten der Schlachtenbrüder da auch sie im Begriff gewesen waren, sich an dem Konflikt zu beteiligen. Betont sachlich, berieten sie im Folgenden wie sie nun verfahren sollten. So wie Hovis der vermeintliche experte für die Dark Eldar gewesen war, war Szandor nun der Experte für die Nightlords. Die Mortificators hatten sich einen blutigen Krieg mit der achten Legion geliefert und dabei vieles über deren Terrordoktrin gelernt. Szandor war sichtlich unzufrieden mit sich selbst, deren Muster hier nicht früher erkannt zu haben. Im Zuge der Besprechung ließ Caleb Proktor Tusk hinzuholen und versuchten dem Amboss und der roten Kammer einen Sinn zu entlocken. Tusk blinzelte ungläubig als er einige der Einzelheiten vernahm und führte aus, dass die angegriffene Makropole eigentlich nicht besonders tief in den Boden reiche. Der Fels war hier, ebenso wie auf fast ganz Aifhel Secundus, hart wie Granit. Was ihn zwar zu einem ausgezeichneten Fundament, jedoch zu einem äußerst widerspenstigen Tiefbaugrund machte. Es war sehr viel einfacher, die Makropolen immer höher und breiter zu bauen und anderorts gut zugängliche Felsmassive als Materialquelle abzutragen.
Um den Proktor und seine Leute nicht unnötig zu ängstigen, hielten sie sich vorerst mit den grausamen Details über die Verräterlegion zurück. Weiterhin trug Caleb ihm auf, sich um einen Entsatz für den Gefangenen und seinen Trupp zu kümmern. Caleb führte seinen Trupp ins Freie und hin zu einem Parkplatz, der groß genug für den Thunderhawk war. Während sie ihren im Leerlauf tosenden Flieger bestiegen und Duron als erstes eine Blick auf dessen Sensorenphalanx warf identifizierte er sogleich eine Walküre die auf dem Weg zu ihrer Position war. Eine schnell durchgeführte Überprüfung ergab, dass es sich um den Entsatz der Arbites handelte. Duron ließ den Thunderhawk gleichmäßig an Höhe gewinnen. Rot blinkende Knöpfe erinnerten ihn dabei an die leeren Raketenmagazine und Bombenschächte. Zumindest standen ihnen noch Laserkanonen und die schweren Bolter zur Verfügung. Auf dem Auspex konnte Duron erkennen, dass die Walküre schließlich auf demselben Parkplatz landete wie zuvor der Thunderhawk. Der Anblick der brennenden Makropole zog jedoch sehr viel mehr Aufmerksamkeit auf sich. Die Randbereiche, welche nur sporadisch von herabfallenden Trümmern und der Stichflamme des explodierenden Frachters beschädigt wurden, waren bereits gelöscht worden. Ölige Rauchschwaden trieben darüber hinweg und wurden von dem zentralen Brandherd angeleuchtet. Zusammen mit dem ohnehin schon roten Licht der Sonne, verlieh das Feuer der Makropole ein Unheil verheißendes infernalisches Aussehen. Der wenig einladenden Aussicht zu trotz, näherten sich PVS Verbände in langen Kolonnen aus allen Richtungen. Caleb, der sich wieder zu Duron in die Pilotenkanzel begeben hatte, gab Anweisung direkt auf den Rand des Infernos zuzusteuern und dort einen Landeplatz zu suchen. Sollte dies die vom Gefangenen erwähnte Rote Kammer sein, würden allein deren Ausmaße sie für Wochen beschäftigen. Großraumfrachter ließen gewaltige Mengen von Wasser herabregnen die jedoch nie den Boden erreichten. Die glühende Hitze ließ das Wasser einfach verdampfen und würde noch für Wochen als rußiger Regen auf die Umgebung niedergehen. Der Funkverkehr war nach wie vor chaotisch und erlaubte keinerlei Koordination. Auch wenn es sich um stark geschockte Sterbliche handelte, war ein derartiger Mangel an Professionalität sehr untypisch. Zumal nach wie vor neben den zivilen auch die militärischen Frequenzen betroffen waren. Die Hassfeuer nahm Kontakt mit ihnen auf und meldete einen Überfall auf eine Frachtergruppe die soeben den Aifhel Maximus passiert hatte. Die Sensoren deuteten auf ein Schiff imperialer Bauart in Kreuzergröße hin. Darüber hinaus waren jedoch weder Schiffsname noch technische Daten verfügbar und die Hassfeuer ging der Angelegenheit nach. Somit war kurzfristiger Nachschub vorerst ausgeschlossen. Das gefiel Caleb zwar nicht aber er wollte auch nicht ein Kriegsschiff der Astartes untätig zuschauen lassen, wie Schiffe des Imperiums überfallen wurden.
Als Duron sich einer als Landefeld geeigneten Fläche näherte, empfing er plötzlich koordiniertes Funkfeuer. Die Signatur deutete auf Arbites hin und als Einweiser mit Leuchtstäben aus hastig aufgebauten Zelten traten hob sich Durons Stimmung deutlich. Zwar war er in keiner Weise auf Landeunterstützung angewiesen, jedoch war der Beweis, dass zumindest eine Fraktion noch Ordnung und Disziplin aufrechterhielt, ein Hoffnungsschimmer.
Noch während die Triebwerke ihre Leistung herunterfuhren und dabei Asche, Staub und Rauch durcheinander wirbelten öffnete Duron die Sturmluke. Gronn, der zu vorderst stand, sah wie ein hochrangiger Offizier der Arbites auf sie zumarschierte und dabei augenscheinlich seinen Stab hinter sich zurückließ. Wie alle trug er einen Helm der seine obere Gesichtshälfte verdeckte und eine auf Sterbliche einschüchternd wirkende Plattenrüstung. Goldene Beschläge sowie eine rote Schärpe wiesen ihn als amtierenden Lordmarschall aus. Der Flesh Tearer ignorierte dessen Gruß und ausgestreckte Hand und sicherte kommentarlos die Landestelle. Nachdem auch die übrigen Marines dem aufrichtig bemühten Kommandanten weniger Beachtung schenkten als dieser sich wünschte, beziehungsweise gewohnt war, stand schließlich Caleb vor ihm. „Mein Lord, ich bin Lordmarschall Alexej Konikos. Wenn ihr mich zu meinem Kommandostand begleitet können wir gemeinsam die nächsten Schritt planen.“ Trug er mit fester Stimme sein Anliegen vor während sein stab hinter ihm hölzern Aufstellung annahm. Amüsiert fragte sich Skeergard ob sie dies wohl im Voraus geprobt hatten, um den Auftritt ihres Vorgesetzten mit einer besonderen Wirkung zu versehen. „Wir müssen zur roten Kammer, umgehend!“ Versuchte Caleb die Angelegenheit abzukürzen und bewegte sich demonstrativ keinen Zentimeter. Er hoffte, dass diese Bezeichnung den einheimischen Sicherheitskräften etwas sagte. Da Konikos jedoch keine Ahnung hatte was der Spacemarine vor ihm meinte, drehte er den Kopf etwas zur Seite, als erwarte er eine Antwort aus den Reihen seines Stabes. „Wenn ihr mich in den Kommandostand begleitet, Milords können wir dort sicherlich Finden was ihr sucht.“ antwortete er schließlich. Nachdem er exakt so lange geschwiegen hatte, wie es eben dauerte vollkommene Ahnungslosigkeit zu proklamieren. „Geht vor, Lordmarschall“ fügte sich Caleb widerwillig dem Vorschlag. Bei der Erwähnung seines Titels schien Konikos mindestens einen Zentimeter zu wachsen und er stapfte stolz voran. Duron Pentos war die Gesellschaft von Sterblichen gewohnt und obwohl er als letzter den Thunderhawk verließ war er der erste der die Körpersprache der mehreren Duzend geschäftigen Disziplinierer richtig deutete. Natürlich war es auch hier von Vorteil dass Astartes deutlich besser hörten als normale Menschen und Geflüster weitaus weniger diskret war als allgemein angenommen. Was er nämlich innerhalb kürzester Zeit wahrnahm war Ablehnung. Der neue Lordmarschall hatte bisher anscheinend keinen besonderen Respekt erwerben können.
Der Kommandostand war eine mit Flakbrettern verstärkte und umfunktionierte Werkhalle. Draußen waren einige schimpfende Adepten und Leibeigene damit beschäftig in dem ehemaligen Mobiliar herumzuwühlen. Die Halle, welche neben dem allgemein vorherrschenden Brandgeruch nach Maschinenfett und Textilien roch, war vollgestopft mit mobilen Cogitatoren und wurde von einem großen Holoprojektor in der Mitte beherrscht. Genau dorthin führte Lordmarschall Konikos die Spacemarines. Dabei ernteten sie ehrfürchtige Blicke von den ungefähr fünfzig geschäftigen Proktoren und Disziplinierern.
Bereits auf den ersten Blick konnte Thyrianos dem Holo entnehmen, dass die Makropole nur wenige Etagen in die Tiefe ging und keine der Beschriftungen die gesuchten Begriffe enthielt. Ehe der Lordmarschall jedoch wieder das Wort ergreifen konnte gab es an einem der Eingänge einen kleinen Tumult. Zwei Proktoren führten einen älteren Mann in Handschellen, gefolgt von einem diskutierenden Tross aus weiteren Arbites verschiedener Ränge, zum Zentrum der Halle.
“Urban Lorip. Ich hatte euch davor gewarnt, euch weiterhin in Operationen des Adeptus Arbites einzumischen.“ giftete Konikos den Gefangenen an. Der Gefangene hatte ein zerfurchtes aber ausdrucksstarkes Gesicht und seine verbliebenen Haare standen wild in alle Richtungen ab. Es war deutlich zu erkennen, dass er in keiner Weise beeindruckt oder eingeschüchtert war. Im Gegenteil versprühte sein drahtiger Körper trotz und Entschlossenheit. Einer der Proktoren die ihn festhielten hatte eine blutige Lippe und beide fühlten sich sichtlich unwohl dabei, ihren ehemaligen Anführer wie einen gemeinen Verbrecher vorführen zu müssen. „Und ich hatte euch gewarnt euch von Politikern beraten zu lassen und auf das Wohl der imperialen Bürger zu scheißen!“ hielt er eisern dagegen und zerrte an seinen Fesseln.
Lordmarschal Konikos setzte betont ruhig seinen Helm ab, reichte ihn einem Adjutanten und funkelte den Störenfried voller Verachtung an. „Wie ich höre ist euer Ruhestand mehr als überfällig gewesen. Ihr habt in all den Jahren nie gelernt, dass die Politiker nicht unsere Feinde sind und euch stattdessen mit antiquierten Moralvorstellungen und Statuten ins abseits befördert!“ Disziplinierer und Proktoren wogten ins Zentrum. Unter Missachtung jeglichen Respekts, den Konikos jedoch auch nicht einforderte, warfen sie ihre Meinung zu dem Thema ein. Damit gaben sie ein Bild fehlender Disziplin ab, welches unter so manchem Gardekommissar zu einer Massenerschießung geführt hätte. Im Zuge dieses Tumults bekam Vicesimus, der sich ebenso wie die übrigen Marines von Verachtung erfüllt zurückhielt, ein winziges Detail mit. Ein Proktor höheren Ranges drückte Lorip einen kleinen Schlüssel in die Hand, woraufhin sich dieser merklich beruhigte. Man sollte es nicht für möglich halten aber ohne, dass einer der Menschen es bemerkte zog Caleb seine Boltpistole und schickte sich an in die Luft zu feuern als das Holo plötzlich aufflackerte. Anstelle der Makropole erschien das Bild von Gouverneurin Naglea Kreeml. Dies hatte ungefähr dieselbe Wirkung wie ein Schuss aus Calebs Pistole sie gehabt hätte, denn es herrschte augenblicklich Totenstille. Ohne Umschweife ergriff sie übellaunig das Wort. „Konikos. Warum muss ich meinen Stab einen Überbrückungscode einsetzen lassen um Sie zu erreichen?“ ihr vorwurfsvoller Blick traf den Lordmarschall, welcher um eine Erklärung rang die ihn nicht völlig diskreditieren würde. „Milady Gouverneurin. Lordm…“ die Wort blieben ihm im Halse stecken als er versehentlich den Rang seines Vorgängers andeutete. „Urban Lorip wiegelt die Bevölkerung auf.“ Diese schwache Entschuldigung entlockte der Gouverneurin einen vernichtenden Blick und Urban Lorip lautes Gelächter. „Dann lösen sie das Problem. Es gibt neue Entwicklungen die unsere Aufmerksamkeit benötigen!“ Der Lordmarschall straffte sich und holte Luft um etwas zu sagen. „Milady Gouverneurin, vielleicht sollte…“
„Ich bin ihre Ausflüchte leid Konikos!“ unterbrach sie ihn herrisch. „Ich bin sicher auch sie haben das Bildmaterial ausgewertet welches die Katastrophe dokumentiert. Wir haben nun die Bestätigung, dass der Thunderhawk nicht nur die Makropolabwehr sabotiert hat. Darüber hinaus haben sie den Frachter abgeschossen und ihre abscheuliche Tat über das Holonetz verbreitet. Es ist ihre Pflicht der Verräter anzunehmen! Wie sie das anstellen und ob diese leben oder sterben soll mir egal sein.“ Wenn es zuvor schon Ruhig geworden war als die Gouverneurin auf dem Projektor erschien, so war die Grabesstille jetzt praktisch greifbar. Offenbar konnte die Gouverneurin die zehn anwesenden Marines auf ihrem Hologerät nicht sehen und den Umstand, wie jegliche Farbe aus dem Gesicht des Lordmarschalls, wich interpretierte sie definitiv fehl. „Milady Gov…“ setzte er zu einer verzweifelten Frage an ehe er erneut unterbrochen wurde. „Verbocken sie das nicht Konikos. Und wagen sie es nicht mich zu kontaktieren, ehe die Verräter zur Rechenschaft gezogen wurden und sie das Lorip Problem gelöst haben!“ Der Projektor flackerte erneut und zeigte dann wieder die Makropole während Totenstille anhielt.
Allein bei dem Gedanken sich den soeben verurteilten Spacemarines zuzuwenden, drehte sich Konikos der Magen um. Die Anschuldigungen trafen die Spacemarines ebenso unvorbereitet wie den Lordmarschall und einen Moment lang fürchtete Caleb er selbst oder einer seiner Brüder würde die Fassung verlieren. „Milords…ich bin sicher…es handelt sich um einen…Irrtum…“ stotterte er überfordert und sah vorsichtig auf Calebs Brust. „Bitte…ergeben sie sich…und geben sie ihre…Waffen…ab bis dieser…Sachverhalt geklärt ist.“ Dabei Nickte er den anwesenden Arbites zu woraufhin eine Handvoll widerstrebend Ihre Waffen hoben. Caleb schloss unter seinem Helm für einen Moment die Augen. Würde dieser Narr ihn dazu zwingen an die sechzig Arbites zu töten, weil er einer offensichtlich fehlgeleiteten Despotin nicht wiedersprechen wollte? Überraschenderweise ergriff Szandor das Wort und schien weitaus weniger aufgebracht, als es ihm ähnlich sah. „Erbärmlich. Die die Angst war schon immer das liebste Werkzeug der verfluchten Nightlords. Ich habe bereits erlebt, wie ihre Terrordoktrin ganze Subsektoren gelähmt hat. Hier haben sie offensichtlich weitaus mehr erreicht. Sie haben eure machtbesessene Herrscherin dazu getrieben, dass die Beschützer des Imperiums die Waffen gegeneinander erheben. Glaubt ihr einer von euch würde noch leben, wenn sie hinsichtlich unserer Loyalität die Wahrheit gesprochen hätte?“ In den Gesichtern der unbehelmten Arbites waren Einsicht und Verstehen zu erkennen. Leider erreichte keins von beidem den Lordmarschall, denn er fuhr, unter vollkommener Verachtung seiner Position, fort. Wäre er nicht so fehl am Platze gewesen wäre sein Mut wahrlich bemerkenswert gewesen. Langsam zog er einen reich verzierten Energiesäbel und wiederholte mechanisch seine Aufforderung. Eine Sekunde bangen Abwartens folgte und die in der Luft liegende Spannung war für jeden spürbar.
„Adjutant!“ ergriff Urban Lorip mit fester Stimme das Wort. „Vermerken sie folgendes. Ich Urban Lorip übernehme wieder das Kommando über das Adeptus Arbites auf Aifhel Secundus.“ Irritiert starrte der Lordmarschall seinen vermeintlichen Gefangenen an. Mit einer flüssigen Bewegung zog Urban eine großkalibrige Pistole aus dem Holster eines Proktors und schoss dem Lordmarschall ohne zu blinzeln zwischen die fassungslos aufgerissenen Augen. „Der Imperator beschützt!“