Viel Spaß mit dem letzten Teil von Kapitel neun.
Kapitel Neun/III
Der oberste Befehlshaber von Argenteus Irae traf nach etwas mehr als einer halben Stunde ein und begann ohne Umschweife das Ritual des Öffnens durchzuführen. Als sich das Portal schließlich, an vorher nicht sichtbaren Stellen, zweiteile und aufschwang, verstärkte sich der Geruch nach Weihemitteln erheblich. Hopitz bedeutete den Marines ihm zu folgen und gemeinsam betraten sie die reich verzierte Kammer. Sie war ein Vielfaches prunkvoller als die Hauptkapelle der Station und die goldenen Wände waren flächendeckend mit komplizierten Mustern graviert. An den Wänden hingen uralte Standarten und große Ehrentafeln mit Listen von Namen. Auf Sockeln und in verzierten Kisten ruhten Waffen, Rüstungen und Ausrüstungsteile die teilweise noch vor den Bruderkrieg zurückdatierten. Paradoxerweise befanden sich in diesem vermeintlichen Allerheiligsten, auch Objekte die eindeutig nicht Terranischen Ursprungs waren.
Der Watchcaptain verkündete, dass ihn ein Notruf eines Inquisitors erreicht hatte. Dieser Notruf sprach von einer ausgewachsenen Symbiontenbedrohung auf einer Makropolwelt. Dieser Notruf war, anders als der Letzte, insoweit bestätigt, als das eine gewisse Inquisitorin Irene Theodosius die Untersuchungsergebnisse von Techinterrogator Kappa Manus Werth ausgewertet hatte. Dieser war nach dem ersten Einsatz des sechzehnten Exterminatorenteams auf der Minenstation Hades verblieben, um Herkunft und Ziel der Aliens zu ermitteln. Da auch diese Spur nach Pekap Tercitus führte und Irene Theodosius diese Angelegenheit keinem anderen Inquisitor überlassen wollte, würde sie den Einsatz ebenfalls begleiten. Zu diesem Zweck befand sie sich bereits auf der Hassfeuer und würde die Exterminatorenteams mit weiteren Informationen ausstatten.
Nach dieser kurzen Erläuterung, begann Hopitz einzelne Marines mit besonders kostbaren Waffen auszustatten. Aus einer neu aussehenden Kiste mit dem Siegel des Adeptus Mechanicus nahm er einige Boltermagazine, mit speziell gegen Tyraniden entwickelter Munition. Caleb erhielt, ebenso wie die Sergeanten der beiden anderen Trupps, ein Energieschwert dessen Parierstange einen Aquila darstellte und einwandfrei gepflegt war. Als Hopitz dem Bloodangel ein Plasmagewehr reichte übergab dieser es sofort an Hovis, der seid dem Tod von Marcus, ihr bester Schütze war. Als der Watchcaptain zu einem Sockel ging auf dem eine Psihaube ruhte erfüllte Thyrianos tiefe Dankbarkeit für das in ihn gesetzte Vertrauen. Denn, dass er dieses kostbare Artefakt nun erhalten würde stand außer Frage, war er doch der einzige anwesende Skriptor. Vor Selbstbewusstsein strotzend, marschierten sie durch Argenteus Irae hin zu den Schleusen welche die Station mit der Hassfeuer verbanden. Diszipliniert bezogen die Spacemarines anschließend ihre Quartiere auf dem Angriffskreuzer. Caleb erhielt über das Schiffsinterkom den Befehl, sich alleine in einem der taktischen Besprechungsräume einzufinden.
Offenbar hatten die Sergeanten von Team Fünf und Zehn dieselbe Nachricht erhalten, denn Kaine und Gaius trafen vor der Tür auf Caleb. Kaine hatte der Blood Angel je bereits bei dem Gespräch über die Truppverstärkungen kennen gelernt. Der Imperial Fist hatte nun den Devastor von den Dark Angels in den Reihen seines Exterminatorenteams. Sergeant Gaius war Caleb dagegen noch nicht persönlich bekannt. Der Ultramarine schien zunächst von beherrschtem Wesen zu sein, hatte sich allerdings mit besonders dynamischen Strategien einen Namen gemacht. Er war dafür bekannt sein Team nur selten aufzuteilen und es mittels Thunderhawks schnell von Gefecht zu Gefecht zu transportieren. Ein einmal attackierter Feind hatte somit keine Zeit sich zu konsolidieren oder sinnvoll zu reagieren.
Gemeinsam betraten die drei Marines den Besprechungsraum. Anders als üblich und der Rest des Schiffs, war er hell erleuchtet. Den Ozongeruch arbeitender Cogitatoren, durchwehte die sanfte Spur eines hochwertigen Parfüms in paradoxer Koexistenz mit dem scharfen Aroma geweihter Öle. In einem wuchtigen Sessel mit hoher Lehne saß Inquisitorin Irene Theodosius an einem großen Tisch der auch ein Holodisplay beherbergte. Nach menschlichen Maßstäben war sie zweifellos als gutaussehend zu beschreiben gewesen. Lange blonde Haare waren zu zwei eng an den Schädelseiten anliegenden Zöpfen geflochten worden. Deren gewundene nach unten gerichtete Form erinnerte fast ein wenig an Hörner und reichte bis an die beträchtliche Oberweite der Frau. Sie trug eine schwarze Uniform die mit ihren verborgenen Panzerplatten gleichzeitig Schutz bot, als auch durch ihren Schnitt eine gewisse Eleganz ausstrahlte. Leder und Metallbeschläge rundeten das Bild mit einer Härte ab, die ganz und gar dem entsprach, was man von einer imperialen Inquisitorin erwartete. Ihre Hände lagen gefaltet auf dem Tisch. Wobei deren gepflegtes Erscheinugsbild, nicht über die kräftigen Knöchel, wie man sie nur durch intensiven unbewaffneten Nahkampf erhielt, hinwegtäuschen konnte. Anders als die meisten Frauen, die es sich leisten konnten, war sie in keiner Weise geschminkt und dem geschulten Auge offenbarten sich die subtilen Anzeichen von Verjüngungsbehandlungen. Die stahlgrauen Augen versprühten Härte und Erfahrung, die jeglichen Widerstand eines Sterblichen im Keim erstickt hätten. Wenn er nicht zuvor schon dem üppigen Ausschnitt erlegen wäre.
Links von der Inquisitorin, vor einem kleinen Pult mit Rollen darunter, stand ein regungsloser Adept mit gezückter Feder in der einen und einem Stapel von Mappen in der anderen Hand. Zu Füßen des leicht augmentisierten Mannes lag ein Cybermastiff dem, wahrscheinlich für Unsummen, das Erscheinungsbild eines normalen größeren Hundes gegeben worden war. In einem der wenigen Schatten im Raum, hinter der Inquisitorin befand sich eine feingliedrige Gestalt in taktischer Kommandorüstung. Bereits auf den ersten Blick erkannte Caleb, neben zwei kurzen Energieklingen, zahlreiche Digitalwaffen und sonstige Spezialausrüstung.
Selbstbewusst erhob sich Inquisitorin Theodosius von ihrem thronartigen Sessel und beschwor erhobenen Hauptes den Aquila auf ihrer Brust. Caleb und die beiden anderen Marines traten an den massiven Tisch in der Mitte des Raumes und erwiderten die Geste in perfekter Synchronie.
Gaius nahm seinen Helm ab, eine Höflichkeit von der er wusste, dass Sterbliche sie in der Regel sehr zu schätzen wussten. Darunter kam ein schmaler Schädel der von kurzen weißen Haaren gekrönt wurde zum Vorschein. Seine hohe Stirn war von wenigen, aber ausdrucksstarken Falten durchzogen und dunkle Augen betrachteten die Inquisitorin freundlich ohne zu blinzeln. Kaine und Caleb behielten ihre Helme auf. Der Umgang mit Sterblichen war ihnen zwar nicht direkt zuwider, aber keiner von beiden schätzte diesen besonders. Beide waren demnach auch froh darüber, dass Gaius den Großteil des Gespräches übernahm und bereits anhand seiner Fragen sein strategisches Genie erahnen ließ. Auch wenn der Blood Angel in der extremen Codex-konformität der Ultramarines eher eine Schwäche, als eine Stärke sah. So war Gaius Ausstrahlung die eines geborenen Anführers der auch er gehorsam folgen würde.
Die Daten der Inquisitorin lieferten starke Indizien dafür, dass mehr als nur eine Makropole auf Pekap Tercitus vom Xenosbefall betroffen waren. Aus diesem Grund hatte sie sich auch dafür eingesetzt, dass drei und nicht nur ein Exterminatorenteam entsandt worden war. Die Aufklärung von Inquisitor Derwad Wendons war demnach nicht vollständig oder überholt gewesen.
Die Daten die Theodosius‘ untergebener Interrogator auf Hades ausgewertet hatte, ließen weiterhin die Anwesenheit von mindestens sechs Symbiarchen erahnen. Die auf dem Planeten zur Verfügung stehenden Ressourcen bargen jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die sich vermehrt hatten. Auf die vermutlich abertausende von Hybriden, musste die Inquisitorin nicht extra eingehen. Stattdessen, hob sie die Anwesenheit und Gefährlichkeit von psiaktiven Primus-Kreaturen hervor. Die Informationen welche sie besaß, beziehungsweise jene welche sie teilte, ließen jedoch hoffen, dass es nur ein bis zwei dieser speziellen Kreaturen geben würde. Ziel war es, Symbiarchen und Primus-Kreaturen zu vernichten, um Zeitlich abgestimmt einen Gegenschlag der PVS durchführen zu lassen. Sofern der Plan funktionierte wären die Hybriden zu diesem Zeitpunkt leicht zu identifizierenden und zu töten.
Caleb war nach der Letzten Mission nicht wohl dabei, sich in dem Maße auf sterbliche, insbesondere PVS, zu verlassen. Sehr viel mehr störte ihn allerdings der Eindruck, dass die Inquisitorin etwas Entscheidendes zurückhielt. Caleb war jedoch klar, dass es keinen Sinn machte auf einen so unbestimmten Eindruck hin nachzubohren. Er hoffte darauf, sich im Zuge der abschließenden Missionsbesprechung vor Ort, oder auf andere Art und Weise, der nagenden Fragen entledigen zu können. Nachdem alles gesagt war, was zu diesem Zeitpunkt relevant erschien, verließen die Spacemarines den Besprechungsraum. Auf dem Weg in den Quartierbereich, vereinbarten sie gemeinsame Trainingseinheiten miteinander.
Vor Ort erfuhr Caleb von Skeergard, dass Thyrianos zusammen mit Ajax und Duron im Apothekarium waren um den Skriptor mit seiner Psi-Haube zu verbinden. Skeergard saß zusammen mit einem weiteren Spacewolf namens Bulwey und einem Black Templar zusammen an einem Tisch. Der Templar spuckte aus als Skeergard den Skriptor erwähnte und erntete ein amüsiertes Grinsen von den beiden Spacewolfs dafür. Caleb entschloss sich, nicht unnötig für Zwist zu sorgen und überging die kleine Respektlosigkeit. Saarlock kommunizierte unterdessen am anderen Ende der Halle in Maschinensprache, mit dem Blood Ravens Techmarine aus Gaius‘ Trupp. Einer Fähigkeit von der Caleb bis zu diesem Zeitpunkt nichts gewusst hatte. Normalerweise beherrschten nur eingeweihte des Adeptus Mechanicus, wie besagter Techmarine, Lingua Technis und hüteten deren Geheimnisse eifersüchtig. Offenbar hatte das Bestreben der Iron Hands, möglichst viel des vermeintlich schwachen Fleisches durch Augmentiken zu ersetzen, sie dem verschworenen Maschinenkult näher gebracht.
Wie selbstverständlich, wandte sich Gaius an alle Anwesenden und informierte sie über die bevorstehende Trainingseinheit. Gaius war im Grunde aber nicht der Vorgesetzte von Caleb oder Kaine. Daher erfreute es den Blood Angel zu sehen, wie ihm die Marines seines Trupps einen verstohlenen Blick zuwarfen, um sich seiner Zustimmung zu vergewissern. Letztendlich verlief die Übung wie auch die darauf folgenden eher unspektakulär. Niemand war besonders überrascht, dass Kaine ein so guter Verteidigungstaktiker wie Caleb ein Sturmtaktiker war. Gaius Taktiken waren dagegen eher ausgewogen und Kodex-Konform, was ihm und seinem Team aber keinesfalls zum Nachteil gereichte.
Die Reise durch das Immaterium verlief Störungsfrei und ohne Turbulenzen, was Thyrianos als gutes Omen wertete. Als sich die Reise dem Ende nährte, begab Thyrianos sich wieder auf das Aussichtsdeck, wo er von Szandor erwartet wurde. Eigentlich hatte der Skriptor sich hier mit Caleb treffen wollen, jedoch war der Blood Angel zusammen mit den anderen Sergeanten auf die Brücke beordert worden. Thyrianos deaktivierte seine künstlichen Augen. Mit etwas Konzentration nahm sein Geist die Gezeiten des Warp und die funkelnden Gellarfelder wahr. Die Wogen aus Furcht und Elend die gegen das Schützende Feld brandeten verrieten ihm außerdem dass sie Pekap Tercitus schon sehr nahe waren. Und, dass sich die humanitäre Katastrophe, auf der Makropolwelt, bereits voll entfaltet hatte. Die Brandung machte Thyrianos jedoch keine besonderen Sorgen, er hatte schon vor seiner Zeit bei der Deathwatch mit diesen Phänomenen zu tun gehabt und konnte sie mühelos ausblenden. Seine neue Psihaube war darüber hinaus in der Lage, ihn vor noch viel stärkeren Effekten abzuschirmen. Als die Hassfeuer ächzend wieder in den Normalrum übertrat und Kondenswasser die Aussichtfenster hinunterlief, offenbarte sich ein eher gewöhnliches Sonnensystem vor ihnen. Die weißgelbe Sonne wurde von einem Duzend unterschiedlich großer Planeten umkreist. Bereits aus dieser Entfernung war die graue Makropolwelt gut zu erkennen, zumal sie von Ringen aus leuchtenden Punkten geschmückt war. Dabei handelte es sich zweifellos um orbitale Verteidigungsbollwerke und nicht zuletzt die Blockadeflotte die die Quarantäne aufrechterhielt. Szandor hatte scheinbar genug gesehen und ließ Thyrianos alleine auf dem Aussichtsdeck zurück.
Ein Gasriese, hier der Planetoid mit dem größten Abstand zu Sonne, wurde von einer Handvoll vernarbter Monde umkreist. Einer der Monde war dem Gasriesen so nahe, dass er die Form eines Eis angenommen hatte. Vermutlich würde er in den nächsten Jahrhunderten von dem grünlichen Gasriesen einverleibt werden. Als die Hassfeuer den Riesen passierte, sah Thyrianos auf den Monden die typischen Spuren imperialen Bergbaus. Möglicherweise hatte sich der eine Mond auch nur verformt, weil die gewaltigen Maschinen sämtliche Bodenschätze aus ihm herausgerissen, und ihn so destabilisiert hatten. Im Orbit des Gasriesen trieben mehrere quallenartige Minenstationen, die verschiedene Gase abbauten und in knollige Tanks leiteten. Keine der Minenstationen war auch nur annährend so groß wie Hades Alpha.
Sie passierten einen mittelgroßen Planeten dessen grünbraune Färbung ihn als Agrarwelt kennzeichnete. Große Orbitalstationen schwebten um ihn herum die ihrerseits von unzähligen Schiffen verschiedener Größen umschwärmt wurden. Pekap Tercitus stand unter einem Embargo, was dazu führte, dass die Unmengen an produzierter Nahrung nun woandershin verkauft wurden.
Caleb, Gaius und Kaine befanden sich auf der Brücke mit Kapitän Dericus und Inquisitorin Theodosius. Sie war selbstverständlich nicht allein, sondern in Begleitung ihres Leibwächters und Adepten samt Cybermastiff. Irene stand am holzverkleideten Geländer vor den Kapitän den sie praktisch ignorierte. Dafür warf er einen unverhohlenen Blick auf ihr wohlgeformtes Hinterteil. Die Anwesenden betrachteten die auf dem Holoprojektor dargestellten Abbildungen und machten sich ein Bild von der Lage im System. Den Schiffsverkehr rund um die Agrarwelt betrachtete die Inquisitorin jedoch mit Argwohn. Währe sie von vorne herein hier gewesen, hätte sie auch dies untersagt. Zu viele Unwägbarkeiten, verteilt auf zu viele nichtssagende Schiffe.
Im Gegensatz zur Inquisitorin, respektierte Caleb Kapitän Dericus. Szandor und Thyrianos hatten von dessen Fähigkeiten berichtet, was seinen Anteil an der Rettung des sechzehnten Exterminatorenteams einschloss. Aus diesem Grund hatte Caleb dafür gesorgt, dass sie wie eine Ehrengarde hinter dem Kapitän standen, als die Inquisitorin eintraf. Der Kapitän hatte ihr wohl etwas zu zufrieden gegrinst und sie damit veranlasst Dericus mit Missachtung zu strafen.
Auf Theodosius Befehl hin, wurde ein Kanal zum Kommandoschiff der Blockade geöffnet und das Holo projizierte das Abbild von Inquisitor Derwad Wendons auf die Brücke. Wenige Augenblicke nachdem Wendons erkannt hatte, dass keineswegs nur Astartes, sondern auch eine Inquisitorin, eingetroffen waren, verhärteten sich bereits die Fronten. Der Ton blieb zwar höflich, fast freundlich jedoch braute sie ein ebenso subtiles wie erbarmungsloses Kompetenzgerangel zusammen. In einer kurzen Pause, in der sich die Inquisitoren zornig anfunkelten ergriff Gaius das Wort.
„Grüße Inquisitor. Hier spricht Sergeant Gaius vom zehnten Exterminatorenteam der Deathwatch. In meinem und im Namen der ebenfalls anwesenden Sergeanten Kaine und Caleb bitte ich euch, zu uns auf die Hassfeuer überzusetzen. Sofern nichts dagegen spricht würden wir gerne ohne Verzögerung mit der Einsatzbesprechung beginnen.“ Erneut war Caleb froh, dass Gaius für sie sprach. Dadurch, dass er die Inquisitorin gewissermaßen übergangen hatte und so höflich mit Wendons gesprochen hatte, würde es nun zumindest keine Diskussion geben, welcher Inquisitor auf welches Schiff zu kommen hatte. Caleb gestand sich ein, dass er vermutlich vor sich hingebrütet hätte bis sich seine Frustration sich Wut verwandelt hätte. Damit hätte er sich am Ende vermutlich den Zorn beider Inquisitoren zugezogen.
Eine stark modifizierte Fregatte löste sich aus der Blockade und ging auf einen Abfangkurs zur Hassfeuer. Thyrianos sah dies vom Aussichtsdeck aus und schloss daraus, dass es ein Treffen geben würde. Er kehrte zu den Quartieren zurück und machte die Exterminatorenteams bereit. Anschließend übermittelte er Caleb die Bereitschaftsmeldung über internen Funk. Er hoffte bei der Zweifellos erfolgenden Missionsbesprechung anwesend zu sein.
Caleb empfing die Nachricht des Skriptors und leitete sie an Gaius und Kaine weiter. Zu seiner Enttäuschung verlangte Inquisitorin Theodosius eine Besprechung im kleinen Kreis und schloss für das erste Zusammentreffen mit Inquisitor Wendons, sogar die Sergeanten aus. Um Zeit zu sparen beraumte sie die Besprechung in der Nähe der Shuttlehangars ein. Dort sahen sie wie eine, ähnlich der Fregatte, stark modifizierte Walküre landen und einen Menschen von durchschnittlicher Größe aussteigen. Caleb stellte fest das der Transporter genau so gelandet war, dass der Ausstieg in der ihnen Abgewandten Richtung lag und so kein Blick ins Innere des Schiffs möglich war. Hinter dem Inquisitor sprang ein Arkoflagellant auf das Deck und Scannte die Umgebung mit seinen rot glühenden Sensoren. Respektvoll grüßte Wendons die Spacemarines, wurde jedoch rüde von Inquisitorin Theodosius unterbrochen. „Auf ein Wort, Inquisitor Derwad Wendons.“
Derwad ließ sich jedoch demonstrativ nicht aus der Ruhe bringen und beendete seine sorgfältig formulierte Respektbekundung. Dann marischierte er selbstbewusst in den kleinen Bereitschaftsraum in dem Irene verschwunden war. Die Begleiter der Inquisitoren erhielten, wie zuvor die Marines, den Befehl draußen zu warten. Trotz ihrer Zugehörigkeit zum Ordo Xenos und ihrer relativen Vertrautheit mit Posthumanen, machten sie jedoch einen allzu menschlichen Fehler.
Sie unterschätzten das Gehör der Spacemarines die, spätestens nachdem der Ton im Raum rauer wurde, jedes Wort verstehen konnten. Auf Gaius Gesicht zeichnete sich deutlicher Unmut über das stattfindende Gezänk der Inquisitoren ab. Während Kaine reglos wie eine Statue dastand regte sich Zorn in Calebs Herz. Er unterdrückte die Wut eine Weile. Als er jedoch mitbekam, wie sich die Sterblichen in der von Stolz geschwängerten, polemischen Diskussion gegenseitig bedrohten, entschloss er sich zu handeln. Er machte einen Schritt auf die Tür zu woraufhin Theodosius Leibwächter in den Weg trat. Bedrohlich fixierte Kaine den eifrigen Wächter und schüttelte langsam den Kopf. Gaius rang mit sich selbst und warf einen Blick auf den Arkoflagellanten. Die hochentwickelte Killermaschine regte sich jedoch nicht und hielt sich exakt an den Befehl zu warten. Caleb trat an dem Leibwächter vorbei und war froh nicht weiter provoziert zu werden. Er riss die Tür auf, sah Theodosius und Wendons, die beinahe Nase an Nase gestanden hatten, herumfahren und ihn wutentbrannt anstarren. Die Inquisitoren fingen sich gleichzeitig und setzten zu einer entrüstenden Anklage an, als Caleb ihnen donnernd über den Mund fuhr.
„Beim Imperator, was seid Ihr?“
„Ihr verg…“ setzte Irene zu einer Antowort an, wurde aber erneut unterbrochen.
„Ihr nennt euch Inquisitoren! Die erste und letzte Verteidigungslinie des Imperiums der Menschheit.“
„Wagt es nicht…“ versuchte Irene es erneut.
„Schweigt, Sterbliche! In den letzten Minuten ist ohnehin kein Wort über eure Lippen geklommen, das es verdient hätte ausgesprochen zu werden.“
Nach diesen drastischen Worten, die durchaus disziplinarische Konsequenzen nach sich ziehen konnten, herrschte bedrohliche Stille. Gerade als Inquisitor Wendons das Wort ergriff, unterbrach Caleb ihn schonungslos.
Gaius konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Blood Angel extra gewartet hatte bis einer den Mund öffnete. Um ihn mit dem Folgenden wortgewaltig niederzuwalzen.
„Ihr streitet hier über belangloses! Darüber könnte ich noch hinwegsehen.
Allerdings wird Pekap Tercitus in der Zwischenzeit vom Feind konsumiert. Darüber kann ich ganz und gar nicht hinwegsehen.
Drei einsatzbereite Exterminatorenteams der Deathwatch stehen bereit, gierig danach diese Welt im Namen des Imperators zurückzufordern! Und Ihr? Ihr stellt euer Ego über die Rettung imperialer Bürger, über die Pflicht die Xenos auszumerzen und über die Pflicht uns das Urteil des Imperators vollstrecken zu lassen!
Damit entehrt ihr euch selbst und degradiert euch zu wenig mehr als zankenden Munitorumbeamten“ Ohne eine Antwort abzuwarten wandte Caleb sich ab, trat wieder in den Hangar und sah, dass alle drei Exterminatorenteams in voller Stärke angetreten waren. Er war sich sicher, exakt das Richtige getan zu haben. Gaius schien das anders zu sehen, blieb aber ebenso stumm wie Kaine. Der Imperial Fist verbarg seine Gefühle vollständig, aber Caleb war sich dennoch sicher seine Zustimmung zu haben. Caleb wusste es nicht, aber Kaine hatte seins und Calebs Team angewiesen den Hangar zu betreten. Gaius Trupp hatte sich kurzerhand dazugesellt.
Offenbar sahen die Inquisitoren ihr Fehlverhalten ein, auch wenn sie es in keiner weise zugaben. Sie gingen einfach über den Vorfall hinweg, stellten ihre Streitereien ein und besprachen die Mission mit allen anwesenden Spacemarines. Gaius übernahm wieder die Sprecherrolle und ging ebenfalls nicht auf Calebs Ausbruch ein.
Die Situation auf Pekap Tercitus hatte sich tatsächlich dramatisch verschlechtert. Die Hybriden hatten offenbar zwei weitere Makropolen in ihre Gewalt gebracht so, dass sie nun neben Colber Primus auch noch Colber Oktav und Serenum Maximal in ihre Gewalt gebracht hatten. Die örtlichen PVS hatten eine Art Front rund um die drei Makropolen gebildet und dazu tiefe Gräben in die vollständig bebaute Planetenoberfläche gesprengt. Infolge der desastösen Unterversorgung war Schätzungsweise ein Viertel der Bevölkerung, was guten siebzehn Milliarden Menschen entsprach, umgekommen. Überall hatten Plünderer versucht ihre Lage zu verbessern, waren aber unbarmherzig von den örtlichen Arbites niedergemacht worden.
Des Weiteren fehlten Kräfte und Nachschub um die nächtliche Ausgangssperre durchzusetzen. Die kaum einzudämmenden Unruhen, welche durch die Furcht vor den Hybriden zusätzlich angeheizt war, drohten gar die PVS-Front zu gefährden. Neben den reichsten Bürgern des Planeten und den Arbites, waren die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte die einzige Fraktion, die sich einer halbwegs vorhandenen Versorgung rühmen konnte.
Um möglichst viele Feinde vom Anfang des Einsatzes an zu Binden, würden die drei Exterminatorenteams jeweils unabhängig eine der Makropolen angreifen. Hierzu standen drei Thunderhawks zur Verfügung, welche Geleit von jeweils einer schwer bewaffneten Jägerstaffel erhalten würden. Die Luftabwehr der Makropolen wurde zwar von den Hybriden bei weitem nicht so wehrhaft, wie von den ursprünglichen Mannschaften betrieben. Aber die Thunderhawks sollten im weiteren Einsatzverlauf einen Halbwegs sicheren Luftraum nutzen können. Insbesondere wenn sie nur mit Servitorpiloten flogen. Die beiden Inquisitoren würden auf ihren Schiffen zurückbleiben, Irene auf der Hassfeuer, Derwad auf seiner namenlosen Fregatte.
Als die Spacemarines im Begriff waren ihre Thunderhawks zu besteigen und Inquisitor Wendons‘ Walküre gerade abhob, erreichte Caleb ein Servoschädel der ihm eine kurze Bildaufzeichnung übermittelte. Auf dem grünstichigen HUD in Calebs Helm tauchte das körnige Bild von Kapitän Oswalt Dericus auf. Er wirkte gehetzt und flüsterte. „Mein Lord, mein Gewissen befiehlt mir euch folgende Information zu geben. Inquisitorin Irene Theodosius hat sich danach erkundigt, mit welchen und wie vielen Exterminatuswaffen die Hassfeuer ausgestattet ist! Möge mir der Imperator vergeben.“
Das war also der Grund für Calebs nagendes Misstrauen bezüglich der Offenheit der Inquisitorin. Während er in der Sturmluke des Thunderhawks stand, warf er noch einen Blick zurück zu ihr. Sie erwiderte den Blick erhobenen Hauptes und ohne eine Mine zu verziehen.