Die Erkenntnis
Tiberius schlug förmlich um sich. Immer wieder hämmerte er mit dem Dämonenschwert auf seinen Kontrahenten ein. Dieser parierte, wenn auch mit Mühe.
„Was ist plötzlich los?“
Waquega zog sich immer weiter zurück.
„Mit psionischen Mitteln komme ich nicht weiter. Also schlage ich um mich.“
Tiberius wirbelte herum und stach von unten gegen Waquega. Nur knapp konnte er mit der Axtschneide die Klinge abwehren.
Der Kriegsherr sprang zurück und verpasste dem Space Marine einen Hieb mit dem Axtstiel.
„So, genug?“
„Nicht im mindesten.“
Der Imperatortreue fegte sein Gegenüber mit einem Halbkreistritt von den Beinen. Schnell rollte er sich zu ihm und ließ sie Hellebade in seiner Rechten niederfahren. Der Chaot rollte sich zur Seite ab und kam schnell auf die Beine. Nun setzte er zum Gegenschlag an, hob seine Axt über den Kopf und schlug an dem herumhastenden Marine vorbei, kassierte sofort einen Gegentritt und flog in hohem Bogen davon. Nach einigen Metern Schlitterns kam er an der Kante des Daches zum stehen. Oder besser zum liegen. Doch Tiberius war schon wieder bei ihm und schlug mit seinem Schwert auf ihn ein. Der Chaos Space Marine hob seine Hände und wehrte die Schläge mit der Unterarmpanzerung ab.
„Weg!“
Waquega trat nach oben und erwischte Tiberius an der Brust, woraufhin dieser taumelte und nach hinten wegflog.
„Versuchen wir es doch zivilisierter.“
Er stand auf, hob seine rechte Hand und erzeugte eine Kugel aus Säure.
„Bon Appetite.“
Die Kugel flog in einer Spiralbahn auf den sich erhebenden Space Marine zu und erwischte ihn am Unterarm. Die Säure begann sofort sich durch die Rüstung zu fressen. Schnell schnallte er sich die Rüstungsplatte ab und hatte somit nur noch enge Stoffroben am linken Arm.
„Hast du das Zielen verlernt?“, fragte Tiberius, immer noch die Panzerplatte in Händen.
„Deine Aura scheint die Flugbahn abgefälscht zu haben. Ich habe auf einen Brustkorb gezielt.“
„Ist das bei Spiralfluggeschossen nicht sowieso schwer zu sagen? Meine fliegen auch nicht immer ins Ziel.“
„Normalerweise treffe ich.“
„Natürlich.“
Tiberius streckte seine Hand vor, mit der Handfläche zum Gegner, und schoss eine pulsierende Fontäne aus blauem Feuer gegen Waquega. Der Kriegsherr umgab sich schleunigst mit einem Schild.
„Warum regeln wir das eigentlich nicht mit Armdrücken?“, keuchte der Chaot.
„Weil ich dir lieber das Hirn einschlage.“
„Bitte.“
Er teleportierte sich hinter Tiberius und drückte diesem seine Handflächen in den gepanzerten Rücken. Den getroffenen Schleuderte es davon.
„Moment.“
Tiberius fing den Sturz mit einem Handstand ab und wurde unmittelbar unsichtbar.
„Hatten wir das nicht schon ein Mal?“, presste Waquega gelangweilt hervor.
„Nein!“
Tiberius tauchte über ihm auf und versetzte ihm einen Fußtritt ins Gesicht.
„Das tat weh, war aber niemals tödlich.“
Der Space Marine kam auf die Beine.
„Mag sein, aber die Waffe hättest du pariert.“
Waquega kratze sich am Kinn.
„Daraus wird nichts. Ich glaube zwar nicht an Schicksal, aber irgendwelche hohe Mächte scheinen es nicht zu wollen, dass wir uns umbringen.“
Hinter ihm erschien ein Portal.
„Ich gehe. Ich sehe mich nach neuen Truppen um. Ich hege keine Hoffnungen, dass ich meine hiesigen Truppen noch retten kann. Viel Glück, alter Feind.“
„Alles Üble. Bis zum nächsten Mal, aber ich halte mich vom Chaos erstmal eine Weile fern.“
„Ach ja, solltest du Gallos Leiche finden, sei doch so nett und vernichte das Buch, welches er bei sich hat.“
„Man sieht sich.“
Tiberius drehte sich um und näherte sich dem Rand des Daches. Hinter sich hörte er ein leichtes Zischen.
Weg ist er.
Er blickte hinunter. Die Chaostruppen wurden wirklich aufgerieben. Seine Masters of War waren damit beschäftigt, die restlichen Chaostruppen zu vernichten. Ganz nach Ordenssitte suchten sie das Feuergefecht auf kurzer Distanz. Anders als die meisten Space Marine mochten sie weder den Nahkampf, noch den Fernkampf, noch eine ausbalancierte Armee.
Der Ordensmeister machte einen Schritt nach vorn und schwebte langsam nach unten. Direkt hinter einige Chaosterminatoren.
„Tötet ihn.“
Er streckte ihnen die Handfläche entgegen.
„Heute nicht:“
Ein weißer Wind schoss aus seiner geöffneten Hand und verschlang die Terminatoren der World Eaters. Mehrere Augenblicke wanden sich die schneeweißen Zungen um ihre Opfer, bevor sie verrauchten. Übrig blieben Eisfiguren, die Terminatoren darstellten.
„Für diese Skulpturen bekomme ich nicht mal einen Wasserkocher.“
Er warf alle um. Beim Aufprall auf den Boden zersplitterten die Statuen zu tausenden kleinen Eissplittern.
„Sett.“
K’ari trat an ihn heran und lies sich in seine Arme fallen.
„Warte doch bitte, bis wir allein sind.“
„Ich habe das Verstecken satt. Sollen die doch Assassinen schicken. Du würdest sie sowieso alle umbringen.“
Mit diesen Worten hängte sie sich an seinen linken Arm und machte keine Anstalten wieder loszulassen.
„Ein guter Kampf.“
Tzeez, der unbemerkt näher gekommen war, setzte sich auf den nächstbesten Stein und untersuchte einige Oberarmwunde, die ihm anscheinen von einem Maschinengewehr zugefügt wurde.
„Waquega ist entkommen.“
„Das macht nichts.“
Tzeez sah nun den Space Marine an.
„Du wirst noch die Gelegenheit haben, ihn zu töten. Der Imperator hat ein Auge auf dich.“
„Wisst Ihr von dem Traum, Herr Inquisitor?“, meldete sich K’ari zu Wort.
„Ja. Einen ähnlichen Traum hatten auch Personen wie Sankt Celestine und Solar Macharius. Das bedeutet, der Imperator hat noch seine Pläne mit dieser Person.“
Plötzlich fiel Tiberius etwas ins Auge. Auf einem nahe Balkon stand seine Schwester und beobachtete etwas, das sich auf einem Platz tat, den er von seiner Position nicht sehen konnte.
„Entschuldigt mich bitte.“
Er löste K’ari von sich und teleportierte sich, bevor sie ihn wieder fassen konnte, auf den Balkon.
„Wie geht es dir, Schwesterchen?“
„Malik ist tot, aber das hast du sicherlich gespürt. Ich bringe ihn zur Kristallmatrix.“
„Ihr wart mehr als nur Kollegen.“
„Ja. Aber es überrascht mich nicht, das mein Bruder das sieht.“
Auf dem Platz zu ihren Füßen hantierten einige Runenleser mit Runen und Kristallen und bemühten sich ein Tor zu ihrem Schiff zu öffnen. Maliks Leichnam lag auf einer Säule in der Nähe, sein Schwert in Händen.
„Alles Gute, Macha.“
„Keine Sorge, Setti. Wir sehen uns noch früh genug wieder.“
Sie umarmten sich und Macha verlies den Balkon, wenn man einen umzäunten Vorsprung so nennen konnte.
Hmpf, ein Balkon? Seit wann hat das Chaos denn etwas für Architektur übrig?
Mit diesen Gedanken teleportierte er sich zu seinem nächsten Ziel. Zu Octavius und dem neuen Meister der ersten Kompanie, Andrelin. Gerade trat auch der neue Meister der Dritten, Julius, zu ihnen.
„Brüder, ich habe hier ein Buch gefunden. Habt ihr eine Idee, was wir damit machen?“
„Hast du das der Leiche des Heerführers der Chaostruppen abgenommen?“
Tiberius nahm ihn das Buch aus der Hand und betrachtete es.
„Ähm, ja.“
Das Buch ging in seinen Händen in Flammen auf.
„Was machst du da?“
„Ich weiß, was da drin steht. Techniken der kämpferisch angewandten Psionik.“
„Chaos?“, fragte Octavius.
„Ja. Deswegen, kein Wort darüber.“
Tiberius setzte seinen Weg fort. Und bald erreichte er die Truppen der Tau, die gerade beim Abrücken waren.
„Gute Jagd gehabt?“
„Ja, gut war sie.“
Der Shas’O deutete auf einen großen Orkkopf, den Kopf von Tomaka dem Wuchtigen.
„Der Waaagh wird den Planeten jetzt wohl verlassen. Einer, der anderen großen Orks wird nun Waaaghboss. Ich denke, dass dieser Orkstamm intelligent genug ist, einzusehen, dass ein Rückzug angebracht wäre.“
„Sollten sie sich nicht zurückziehen bieten wir trotzdem unsere Hilfe an.“
„Das liegt nicht mehr in meiner Hand.“
„Also verlassen die Masters of War den Planeten?“
„Nicht unbedingt. Wir haben eigentlich noch keine Ordenswelt. Nur eine große Raumstation.“
„Gute Jagd.“
„Gute Jagd, und viel Erfolg bei den Verhandlungen.“
Der Shas’O verbeugte sich kurz und bestieg dann einen Teufelsrochen. Die Panzer bewegten sich schnell davon.
„Meister Tiberius!“
General Russakov stürmte auf den Space Marine, unablässig mit einer Holotafel in der Hand wedelnd.
„Was gibt es?“
„Seht.“
Tiberius blickte auf die Holotafel und erstarrte. Sie hatten also doch etwas vergessen. Ein Schiff war blitzschnell durch die Orbitalverteidigung entkommen. Ein Schiff auf grün leuchtendem, schwarzem Metall.
„Ihr sagt also, dass ihr mir geben könnt, was ich will?“
Die rot gewandete Gestalt setzte sich. Der Pariah und der Necronlord neben ihm blickten sich an, unterhielten sich in ihrer Wortlosen Sprache.
„Ja.“, sagte der Pariah.
„Gut.“
Eliades Nemaides lehnte sich zurück. So war Samara also gerettet worden, doch er bekam noch mehr. Wenn alles so verlief, wie er es sich vorstellte, würde der Imperator bald keine Macht mehr über seine Heimat haben. Und mit einem Gefühl des Sieges flog er zusammen mit seinen neuen Verbündeten in die Finsternis der unendlichen Weiten.
Ich glaube, morgen gibt es den Epilog. Dann mach ich mal Pause und wenn ihr wollt kommt MoW2 irgendwann.