Piraten auf dem Vormarsch

ich hab dir geschrieben was sache ist
Hä? Sorry aber ich lese von dir nur Phrasen und ein "wir haben keine Ahnung aber wir wollen es wirklich probieren." Ehrt sie/euch ja das sies probieren wollen, ändert trotzdme nix am Dilentantismus.

Und welche diffusen Ängste? Man kann gar keine Angst vor den Piraten haben, eben weil es an irgend welchen konkreten Inhalten mangelt. Allerdings kann man die Piraten auch nicht befürworten aus den selben Gründen. Wer es trotzdem tut ...

Ich zitiere dich einfach mal:
Insgesamt stehen wir für Bildung Privatsphäre, und Selbstbestimmung, sowie eine mögliche und gerechte Verteilung eines grundlebensstandards
Das sind alles nur leere Worthülsen. Leerer als jeder Berufspolitiker sie ablassen kann. Denn die haben meist einen "Sprachcode", wer den kennt weiß was hinter ner jeweisl unverbindlichen Prase steht, aber so...

Nehmen wir "Bildung". Die Piraten sind für Bildung. Toll. Wer nicht?
Glaubst du irgend eine Partei stellt sich hin und sagt "nööö, Bildung finden wir blöd, braucht keiner."? Die Sache ist doch eher wie solls aussehen? wie bisher? Drei-zweigliedriges Schulsystem? Gesamtschule? Oder weil se ja auch "liberal" sind eher eine förderung privater Schulen, die das besser machen können? Studiengebühren? Und wenn nocht wo solls Geld dann herkommen? Stpendienförderung? etc.
DAS ist ein Programm, aber nicht "wir sind für Bildung" - das ist ne Phrase.

Auch die anderen "punkte" sind ähnlich. Wenn die der Widerspruch zwischen Selsbtbestimmung und "gerechter Verteilung" nicht auffällt isses schon problematisch. Beides geht nicht in letzter konsequenz. Da braucht man ne "Frontlinie" wieviel von einem wieviel vom anderen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gebe ehrlich zu mich bisher nicht besonders mit dem Parteiprogramm der Piratenpartei auseinandergesetzt zu haben und möchte mich daher auch gar nicht darüber auslassen. Dennoch möchte ich was zu einer der m.M. im Eingangspots gestellten Fragen sagen: Warum wählten "so viele" die Piratenpartei?

Vorneweg, alles nur meine persönliche Meinung und/oder Mutmaßung:

1. Protestwähler - Die Piraten eignen sich sehr gut um die "großen" Parteien abzustrafen, wenn man das denn unbedingt will, ohne dafür jetzt sonderlich nach links oder rechts schwenken zu müssen. Eine Partei in der Mitte, die keinem sonderlich weh tut, außer das sie halt Stimmen "frisst".

2. Aktiver Wahlkampf - So wie ich gehört habe, haben sie in Berlin ziemlich aktiv Wahlkampf betrieben (Leute angesprochen, etc.), ähnlich wie die NPD das gerne in den neuen Bundesländern tut. (Ohne die beiden Partein jetzt miteinander vergleichen zu wollen). Vielen Wählern gefiel wohl auch die Idee mit den kostenlosen Öffentlichen Verkehrsmitteln (wer auch immer das dann bezahlen soll), was in einer Stadt wie Berlin, wo man auch ohne Auto sehr gut zurecht kommen kann, sicher deutlich mehr punktet als in Kleinklickersdorf wo nur einmal am Tag ein Bus fährt.

3. Die Piratenpartei ist eine Stadtpartei. War Berlin nicht auch quasi der "Gründungsort" der Piraten? (Lokal Bonus) Auf dem Land wird sie Ergebnisse wie jetzt in Berlin kaum erreichen können, dafür gehen hier die Bedürfnisse und Wünsche der Wähler zu weit auseinander.

Mein Fazit:
Berlin war der ideale Nährboden für die Piraten. In anderen Großstädten werden sie vielleicht ähnliche Erfolge erzielen können, aber in den etwas ländlicheren Gebieten rechne ich nicht mit einem auch nur entfernt gleichkommenden Ergebnis. Daher werden wir die Piraten vielleicht in Zukunft in dem ein oder anderen Stadtparlament sehen, aber nicht auf Bundesebene.
 
@ Sohn des Khaine:

Du hast ja mit manchen Kritikpunkten durchaus recht. Aber wie wir alle schon festgestellt haben ist diese Partei noch in der Findungsphase.

Und das die Gruenen zu Beginn mit sehr begrenzten Themenbereichen angefangen haben zeigt nur, dass sich auch eine Piratenpartei mit genug Zeit und klugen Koepfen profilieren koennte.

Zudem muss ich dir auch ankreiden, dass du Gebetsmuehlenartig nach der Finanzierung von Projekten und Ideen fragst. Wie man an unserem Schuldenberg allerdings sieht ist dies nicht nur eine Frage und ein Problem fuer die Piraten sondern bisher auch von CDU und SPD unzureichend geloest worden. Und diese hatten die letzten 62 Jahren genug Zeit um nachhaltige Finanzpolitik zu machen. Daher ist es etwas kurz gedacht mit dem zwar richtigen aber von den anderen Partein auch nicht geloesten Problem der Piratenpartei Unfaehigkeit vor zu werfen.
 
Naja, Weltfremd ist hier eher das Urheberrecht da es an der lebenswirklichkeit vorbeigeht,
es wird nuneinmal heruntergeladen weltweit und massiv

Es gibt auch weltweit sehr viele Menschen, die auf den Straßen zu schnell fahren, trotzdem schafft keiner die Geschwindigkeitsbegrenzungen ab.

Mit eurer Anti-Urheberrechtshaltung definiert ihr im Prinzip die Kernposition "Ich will konsumieren so viel ich will für lau" oder, etwas schärfer ausgedrückt "Grenzenloser Egoismus". Sollen die Künstler und Medienunternehmen mal schön ihre Inhalte produzieren, wie sie das refinanzieren ist deren Problem. Und das alles fordert ihr, das muss man einfach mal festhalten, für einen Lebensbereich der alles andere als lebensnotwendig ist.

Es mag sein, dass die Preise vieler Medienprodukte nicht angemessen sind, oder die Unternehmen mit fragwürdigen Geschäftsmodellen daher kommen. Aber beim anderen Extrem wenn keiner mehr für die Inhalte zahlt schießt sich der Konsument am Ende auch selbst ins Bein.

Eine Stellungnahme dazu die über "ihr seid doch alle verblendet" hinaus geht wäre schon nett.

Künstler hätten viel mehr davon, wenn sie ihren Kram selber verkaufen könnten, insbesondere Musiker.

Wenn das so einfach wäre gäbe es keine Labels und keine Publisher für Filme und Spiele. 😉

Ich stimme dir insofern zu, dass ich solche zweifelhaften Organisationen wie die GEZ und die GEMA rigoros ablehne. Aber Organisationen wie ein Label braucht es trotzdem um die Marktstrukturen zu bedienen. Zumindest so lange, wie es noch physische Verkäufe gibt. Letzten Endes nimmt das Label dem Künstler und dessen Management auch viel Arbeit ab, um welche die sich selbst nicht kümmern wollen oder können. Es ist im Prinzip ein Dienstleister. Wer auf sowas keinen Bock hat, gründet eben ein eigenes Label (haben z.B. Prodigy, Cradle of Filth etc.) gemacht. Die müssen dann aber halt auch damit leben, dass sie nicht mehr von den Größenvorteilen eines wirklich großen Labels profitieren können und z.B. beim Marketing ein deutlich kleineres Süppchen kochen als vorher.
 
Zudem muss ich dir auch ankreiden, dass du Gebetsmuehlenartig nach der Finanzierung von Projekten und Ideen fragst.
Äh..ja? Sorry ich kann mich auch hinstellen und Freibier für alle fordern - nur muss es einer zahlen. Forderungen ohne Finanzierung, oder zumindest ne Idee woher, sind einfach nur populisitischer Unsinn.

Wie man an unserem Schuldenberg allerdings sieht ist dies nicht nur eine Frage und ein Problem fuer die Piraten sondern bisher auch von CDU und SPD unzureichend geloest worden.
Wen du von Berlin sprichst: sicher, allerdings sehe ich da nicht wie grade die CDU drinnen hängt (was nicht heißt das ich glaube das sie es besser könnte. Ist halt ne stadt voller Transferleistungsempfänger).
Aber ansonsten ist die finanzielle Lage Deutschlands eigentlich sehr gut. Müssten wir nicht Resteuropa durchfüttern hätten wir keine Probleme. Ein Herr Steinbrück war noch dabei Deutschland langfristig zu entschulden...

Teffende Glosse zum Thema: http://ralfschuler.wordpress.com/2011/09/18/die-grosstadt-guerilla-marschiert/

Die Großstadt-Guerilla marschiert

Von ralfschuler
Was sagt es aus über eine Gesellschaft, wenn eine Nischen-Splittergruppe aus dem Stand (besser aus der Bauchlage) den Sprung in ein Landesparlament schafft?
Man wird zunächst einschränken müssen, dass Berlin kein Land ist, sondern eine Stadt. Wäre die Fusion mit Brandenburg gelungen, und hätte die Metropole dementsprechend tatsächlich ein Hinterland, so wäre dieser Erfolg der Piratenpartei nicht möglich gewesen.
Die Piraten bringen das Kunststück fertig, im gleichen Partei- und Wahlprogramm einen stärkeren Schutz personenbezogener Daten und eine weitreichende Aushöhlung des Urheberrechts zu fordern. Sie prangern einen „veralteten Begriff“ von „geistigem Eigentum“ an, wollen das Recht auf Privatkopie festschreiben, Ämterdaten frei zugänglich machen, allen Ernstes „Whistleblowerschutz“ per Gesetz festschreiben und halten Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble für das geeignete Pictogramm von „Stasi 2.0″.
Für jeden einzelnen Punkt finden sich sicher geeignete Beispiele, und doch ist es schon einigermaßen atemberaubend, wie leichtfertig hier Einzelinteressen als Berechtigung für Eingriffe ins gesamte Rechtsgefüge angesehen werden. Einerseits macht es sich die Netz-Guerilla zu einfach, wenn sie unterstellt, der Staat sei der größte Orwell’sche Bruder beim Datensammeln, andererseits ist Internet-Kommunismus keine hundert Jahre nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution nun offenbar modern und wählbar.
Anstatt sich gegen das schon heute sichtbare Elend zahlloser Kreativer aufzulehnen, deren Produkte von der Gratis-Unkultur im Netz verschluckt werden, wird das „geistige Eigentum“ nun mit ähnlicher Verve geschleift, wie weiland der materielle Besitz durch die Leninisten. Software-Patente findet der fröhlich-freie „Digital Na(t)iv“ überflüssig, und den „Verpfeiferschutz“ kann nur fordern, wer die umgebende Gesellschaft für ein unnötiges, lästiges und reaktionär-finsteres Netzwerk hält.
Kurz: Die Nische fordert mehr Raum. Eine Truppe, die das Internet mit der Gesellschaft verwechselt, will die Gesellschaft dem Netz anpassen. Es ist ein Philosophie, die vernetzte Kommunikation nicht als Dienstleistung für eine reale Menschenwelt betrachtet, sondern sich die virtuelle Surf-Sorglosigkeit als Vorlage für ein soziales Gewimmel draußen vorstellt. Der Gesellschaftsentwurf, der sich aus den Programm-Rudimenten der Piraten erahnen lässt, schimmert in der schattenlosen Lichtästhetik von Science-Fiction-Laboren und Fantasy-Filmen. Kann das wer wollen?
Übertroffen wird diese programmatische Wirrnis nur durch den eindringlichen Hinweis, man habe sich zu vielen Themen noch keine hinreichende Meinung gebildet, um Antworten parat zu haben. In einer Zeit, da Leerverkäufe an den Börsen geächtet werden, schafft es eine Partei ins Parlament, die Ahnungslosigkeit zum Programm macht. Was sagt es also aus über eine Gesellschaft, die nicht nur Armut sexy findet, sondern offenbar auch Geistesarmut? Lässt man die unhöflichsten Interpretationen einmal beiseite, so kann man der Hauptstadt immerhin Konsequenz und Ehrlichkeit bescheinigen: Wer genauso doof ist, wie man selbst, der eignet sich gut zum Volksvertreter. Außerdem produziert man hinterher keine Enttäuschung, wenn man vorher sagt, dass man keine Ahnung hat.
Im Grunde leuchtet hier aber wohl auch die neue Internet-Informationsgesellschaft herauf, in der sich ein paar Individualisten mit Insel-Interessen zusammentun und sich nicht mit dem Verständnis komplexer gesellschaftlicher Zusammenhänge beschweren. Man muss nicht das große Ganze sehen, sondern nur vor seine eigenen Füße, und da soll es irgendwie schöner und besser sein. Wird schon.
Vielleicht ist die Erklärung für den Erfolg der Piraten aber auch viel einfacher: Immer wieder traf man in den zurückliegenden Wochen (meist junge) Berliner, die im Netz den „Wahlomat“ besucht und entsetzt festgestellt hatten: Mein Werteprofil entspricht der FDP. Da liegt der Wechsel zu den Piraten in der Tat nicht fern. Die Ideenwelt ist ähnlich konfus und bindungslos wie das Auftreten der Liberalen in jüngster Zeit, nur der Name klingt halt besser.
 
Nur ein kurzer Einwurf:

Wen du von Berlin sprichst: sicher, allerdings sehe ich da nicht wie grade die CDU drinnen hängt

Auch die CDU hat eine ganze Zeit lang in Berlin regiert:

Eberhard Diepgen II. (CDU) beginnt 1991 mit 8.095 Milliarden Euro und hört nach 10 Jahren 2001 mit 38.35 Milliarden Schulden auf. Das entspricht einer Schuldensteigerung um insgesamt 373.73% mit einem arithmetischen Mittelwert von 37.37%. Dies ergibt für 1991-2001 nach dem Zinseszinsmodell eine stetige Schuldenwachstumsrate von 15.55% pro Jahr. In dieser Zeit erzielt Diepgen eine stetig durchschnittliche Wirtschaftswachstumsrate beim BIP von nur 2,16% pro Jahr.
von Hier
 
Äh..ja? Sorry ich kann mich auch hinstellen und Freibier für alle fordern - nur muss es einer zahlen. Forderungen ohne Finanzierung, oder zumindest ne Idee woher, sind einfach nur populisitischer Unsinn.

Und wie halten es die anderen Parteien im Moment? Viel mehr als noch mehr Schulden zu machen kommt da wohl kaum bei rum.


Die Qualität des Artikels ist irgendwie unterirdisch und der Schreiber scheint sich auch nicht wirklich mit den Piraten oder deren Programm beschäftigt zu haben sondern hackt auf dem bisschen rum was im Fernsehn so rumgeistert.

MfG
DvM
 
@ Durfast
Ist aber doch eine seltsame Argumentation: weil alle anderen es falsch machen, dürfen die Piraten das auch? Ich bin mir sicher, das SdK die anderen Parteien mit der Kritik in der Hinsicht nicht verschonen würde.

Moment - noch haben sie nichts falsch gemacht.

Und natürlich kann man jahrelang auf einem totem Pferd sitzen bleiben, weiter kommt man damit aber nicht. Manchmal muss man zu Fuß laufen, bis man wieder ein Pferd zum reiten findet.
 
[...]ich hab auch nicht gesagt das es zu allem Positionen gibt,, nur das es ein bisschen mehr als Freibier für alle ist,[...]
(siehe auch grundeinkommen, etwas mit dem man sich durchaus ernsthaft auseinandersetzen kann und sollte).
Hört, hört. Dazu hätte ich allerdings gerne Zahlen, wie das der Auffassung der (Berliner Landes-)Piratenpartei nach nicht nur finanziert werden kann, sondern gleichzeitig nicht dazu führt, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer (die üblicherweise in den Modellen dazu herangezogen wird, um die Gegenfinanzierung zu leisten, die Ausgabenverringerung durch Wegfall des Beamtenstabs, der Sozialleistungen, Renten usw. reichen bei weitem nicht aus) und die zu erwartende hohe Inflation alles wieder davon auffressen.
Mal kurz zusammengerechnet: derzeit geistert die Zahl von 500€ pro Kopf pro Monat durch den Raum, das wären bei 80 Millionen Bundesbürgern also monatliche Kosten von 40 Milliarden Euro, jährlich also 480 Milliarden Euro.
Im Haushaltsentwurf 2011 wird von 131 Milliarden Euro Kosten für Arbeit und Soziales ausgegangen, mit aufgerundet sechseinhalb Milliarden schlagen Familie/Senioren u.ä. zu Buche, elf Milliarden lassen wir uns die Finanzverwaltung kosten. Das alles könnten wir sparen, hätten wir ein Grundeinkommen. Bedauerlicherweise bleiben dann noch immer 331,5 Milliarden Euro übrig (runden wir großzügig auf 300 Milliarden ab, Verwaltungsstrukturen auf Länderebene fallen noch weg und sicher noch ein paar Kleinigkeiten), die aufgebracht werden müssen. Das ist eine Zahl, die so groß ist wie der gesamte Haushaltsetat selber. Wo soll das Geld denn herkommen?
Abgesehen davon bekämen unzählige Beamte, Rentner und Hilfebedürftige markant weniger Geld als heute, denn ihre vorherigen Leistungen würden bekanntlich gestrichen. Wer sich mehr Rente im Alter erhofft, muss auf private Versicherungen bauen, deren Sicherheit nicht immer gewährleistet ist, im Gegensatz (jedenfalls prinzipiell, die rezente Demographie steht dem im Wege) zur umlagefinanzierten Rente. Profiteure wären gerade nicht die Ärmsten, die real sowieso weniger Geld zur Verfügung und obendrein noch mit einer kolossalen Mehrwertsteuererhöhung und Inflation zu kämpfen haben, sondern diejenigen, die zu ihrem Gehalt noch obendrein ein Grundeinkommen beziehen.
Du hast ja mit manchen Kritikpunkten durchaus recht. Aber wie wir alle schon festgestellt haben ist diese Partei noch in der Findungsphase.
Das ist kein Argument. Wenn die Piratenpartei Einsehen in ihren Personal- und Inhaltsmangel hätte, dann konstituierte sie zuerst die nötigen Strukturen, bevor sie sich zur Wahl stellte. Sie hat ja alle Zeit der Welt, um sich über komplexe Sachthemen einig zu werden. Aber dann müsste sie befürchten, aktuelle Trends zu verpassen und ein nicht unbeträchtliches Wählerreservoir abzufischen. Wenn das kein althergekommener Opportunismus ist, was dann?
 
Ich bin was die Piraten angeht noch gespaltener Meinung. Meine zur zeitige Affinität zu der Piratenpartei basiert primär darauf, dass die aktuelle Politik bzw. die Art und Weise Politik zu machen (über Inhalte kann man ja immer diskutieren) mir nicht mehr gefällt und sehr sauer aufstößt. Die Eigentliche Intention ist also defacto ersteinmal die Protestwahl. Weswegen ich allerdings den Werdegang der Partei etwas detailierter Verfolge (auch als Nichtmitglied) ist, weil ich durchaus Potenzial sehe. Auch wenn ich viele der Punkte noch als sehr Ideologisch gefärbt und - da muss ich Sohn des Khaine zustimmen - als absolut nicht durchführbar halte, sehe ich doch einen sehr positiven Trend. Mit der Wahl von Sebastian Nerz (diese absolut Undemokratische Kampfabstimmung wo die Parteibasis tatsächlich mal basisdemokratisch ein Kurs vorgegeben wurde 🙄) zum Parteivorsitzenden - übrigens ein ehemaliges CDU Mitglied - haben die Piraten allerdings auch erst mitte des Jahr beschlossen einen deutlich offeneren Kurs zu fahren und sich von einer reinen Spartenpartei zu einer breit aufgestellten allgemeinen Partei zu machen. Das heißt das ganze ist gerade erst 4 Monate her, bis dahin war seid 2006 eigentlich wirklich nur die "Netzpolitik" die einzige Kompetenz, da erwarte ich noch keine voll ausgearbeiteten Programme. Da sind die jetzt seitdem entstandenden Grundsatzprogramme für Deutschland bzw. Berlin imo schon recht ordentlich. Und sobald sie in Kontakt mit dem Politischen Alltag kommen werden imo auch ein paar der abstrusen Ideen recht zeitig fallen gelassen werden. Aber es braucht einfach etwas Zeit eine Partei aus dem Nichts zu erschaffen.

Ich sehe in der Piratenpartei vor allem eine Partei, die tatsächlich näher an der Jungen Bevölkerung ist, etwas was auch damals Grüne für sich verbuchen konnten. Die spannende Frage ist jetzt ob die Idealisten in der Partei sich auf einen Realpolitischen Kurs bringen lassen oder ob die Partei an dem Konflikt zerbricht. Von daher bin ich sehr gespannt was Berlin bringt...

es ging nur um den Begriff "Piratenpartei". Dabei frag ich mich, wer diesen sinnvollen Einfall hatte. Wie so mancher Songtext ist der Name bestimmt auf dem Klo entstanden.
Das kam daher, dass die Partei damals aus der Napster-Klage entstanden ist. Die Filesharer wurden als "Softwarepiraten" bezeichnet und die Piratenpartei ergibt sich daher als Partei der (Software)Piraten.

Wenn das kein althergekommener Opportunismus ist, was dann?
Dieser "althergekommene Opportunismus" ist bei Wahlen, das müsstest du ja eigentlich wissen, nicht unüblich. Es gibt seit jeher Interessengruppen (Wählerinitiativen) zu Regional begrenzten Themen die sich kurzfristig Gründen um dann zu einer Wahl eine Mitsprache in den Stadtparlamenten zu haben. Und da die passivwahl ein recht jeden Bürgers ist, ist es nur recht und billig so zu verfahren. Nur ist es diesmal so, dass das ursprüngliche Anliegen der Piratenpartei sich nicht auf eine Regionalebene beschränkt, sondern ein - sogar nicht nur Deutschland - sondern seit Gründung ein Europaweites bzw. Weltweites Thema ist. Weswegen die Partei auch lange Zeit lang nur die Züge einer Interessengruppe zu dem diskreten Thema Internet inne hatte, sie war einfach nicht mehr. Wie oben gesagt hat sich das - meiner Meinung nach - auch erst im Mai geändert.
 
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Wenn die Piratenpartei Einsehen in ihren Personal- und Inhaltsmangel hätte, dann konstituierte sie zuerst die nötigen Strukturen, bevor sie sich zur Wahl stellte.

Du möchtest also dass jede Partei auf jede Frage eine Antwort weis bevor sie sich zur Wahl stellt? Wenn wir das momentan anwenden würden dann befürchte ich dass die Anzahl zur Wahl stehender Parteien ziemlich gegen 0 tendiert.

MfG
DvM
 
Du möchtest also dass jede Partei auf jede Frage eine Antwort weis bevor sie sich zur Wahl stellt? Wenn wir das momentan anwenden würden dann befürchte ich dass die Anzahl zur Wahl stehender Parteien ziemlich gegen 0 tendiert.

MfG
DvM

Es gibt ja wohl einen riesen Unterschied zwischen ,,keine Ahnung" und nicht auf jede Frage eine Antwort.


Tut mir leid aber die Piraten stehen für ein ganz schlechte Entwicklung. Sie ist eine reine Klientelpartei für verwöhnte Wohlstandsburschen wie uns, für die das Internet das wichtigste ist. Daneben stellt man noch ein paar Forderungen fürs Realleben auf, die völlig unausgegoren und unbezahlbar sind, die allen gefallen sollen, daneben noch Forderungen die längst erfüllt sind (,,gläserne Verwaltung").

Schlimm ist überhaupt wenn eine Partei Erfolg hat die fast nur aus Männern besteht und gewählt wird.

Das zeigt nur, dass vielen Wählern Inhalte egal sind, oder er sich zumindest nicht die Mühe macht sich mit Ihnen vertieft auseinanderszusetzen. Das Lesen eines Walkthroughs für ein Computerspiel rangiert halt weiter oben, als für unser politsches System.

Wenn Mode und Coolness über Inhalten steht ist das ein ganz schlimmes Zeichen.

Da schreckt den Wähler auch nicht die gravierenden Missstände in der Partei selbst ab (Rechnungslegung z.B.).


Die FDP ist wenigsten Klientelpartei für eine wirtschaftlich wichtige Gruppe die SPD wenigstens für eine große vielleicht hilfsbedürftige Partei Klientelpartei, aber die Piraten nur für Leute die dadurch verbunden sind, dass sie nichts gutes für die Gemeinschaft schaffen (das tun sie vielleicht auch, aber das verbindet die Klientel eben nicht) und dabei gut leben.
 
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@Ynnead:
Dieser "althergekommene Opportunismus" ist bei Wahlen, das müsstest du ja eigentlich wissen, nicht unüblich. [...] Und da die passivwahl ein recht jeden Bürgers ist, ist es nur recht und billig so zu verfahren.
Sicher ist es das gute Recht der Piratenpartei, so zu agieren. Nur lasse ich mir auf der anderen Seite nicht erzählen, es sei ein Ding der Unmöglichkeit, zuerst ein vollständiges Programm zu erstellen, und man solle nicht so kritisch sein. Es gibt drei Möglichkeiten:
1. Die Piratenpartei setzt sich wieder nur für internetrelevante Inhalte ein und betreibt damit allein Wahlkampf. Eine Regierungsmitarbeit ist zwar mehr oder weniger ausgeschlossen, dafür besteht Einigkeit und eine rudimentäre Systematik in der Sache.
2. Der programmatische Part kommt zuerst, mit allen Höhen und Tiefen und zweifellos aufkommenden Zermürbungen und Ermüdungserscheinungen, die beim Bohren derart dicker Bretter adhäsiv auftreten. Dann wäre ich auch geneigt, meine Zweifel abzulegen (abzüglich aller inhaltlichen Vorbehalte, die ich den konkreten Inhalte entgegenbringen könnte).
3. In medias res und hic rhodos, hic salta; keine großen Planungen, tentative Überlegungen wie die mit dem Grundeinkommen werden einer für den Wähler anziehenden Vollständigkeit halber mit aufgenommen, aber nicht einmal ansatzweise durchdacht. Es wird von Wahl zu Wahl entschieden, ob, und wenn ja, was für ein Programm es gibt. Wie gesagt, das ist statthaft, aber ich erlaube mir trotzdem, das als Schaumschlägerei abzutun. Die etablierten Parteien allerdings haben - so wenig man sie schätzen mag - sowohl genug Personal, um Regierungsverantwortung auch zu übernehmen, als auch ein vollständiges Parteiprogramm, das lediglich variiert wird, je nach Vorliebe der Landespartei. Auch hier gibt es unrühmliche Chaotengruppen auf Länder- oder Kommunalebene, aber die kritisiere ich genauso.

@Durfast von Mordrak:
Du möchtest also dass jede Partei auf jede Frage eine Antwort weis bevor sie sich zur Wahl stellt? Wenn wir das momentan anwenden würden dann befürchte ich dass die Anzahl zur Wahl stehender Parteien ziemlich gegen 0 tendiert.
Sicher will ich das, soweit es menschenmöglich ist (notabene: eine Antwort, dass ich die Antwort nicht erwarten kann, weiß ich selbst). Wenn ich eine der großen Parteien wähle, dann habe ich als Wähler schon vorher eine gewisse Ahnung, wie sich meine so gewählte Partei bei inhaltlichen Fragen positioniert und diese womöglich auch umsetzt, kommt sie in Regierungsverantwortung. Das gilt für das Justizministerium genauso wie für Bildungspolitik oder das Ressort für Arbeit und Soziales. Sicher sein können sich weder die Parlamentarier in ihren Ansichten noch ich als Unterstützer dieser mutmaßlichen Aktivitäten, die in der Zukunft unternommen werden. Wenigstens habe ich aber eine Annäherung. Bei der Piratenpartei gibt es zu viele weiße Flecken. Wie stehen die zur Bundeswehr? Zum derzeitigen Verfahren bei Krankenkassen und Pharmaunternehmen bzgl. der Medikamentenzulassung und der Kosten? Zur Schuldenbremse? Es gibt existentiell wichtige Fragen, auf die die Piratenpartei nicht nur keine Antworten hat, sondern die sie sich offenbar nicht einmal stellen.
 
Wobei man - fairerweise - sagen muss, das es in Berlin auch egal war mit was für einem Programm sie angetreten sind. Das Programm war ja im Endeffekt ausschlaggebend für 10% der Piratenwähler. Und ich persönlich bin ehrlichgesagt sehr froh, dass die Proteststimmen bei den Piraten gelandet sind und nicht bei der NPD oder bei "pro Deutschland"...

aber ich erlaube mir trotzdem, das als Schaumschlägerei abzutun.

Das sehe ich, wie oben auch geschrieben, ähnlich. Wie gesagt, die Piraten müssen jetzt ersteinmal durch vernünftige Oppositionsarbeit beweisen, dass sie tatsächlich eine wählbare Partei sind in dem Sinne, dass sie auch Regierungsverantwortung übernehmen können. Im Gegensatz zu dir finde ich es allerdings nicht verwerflich auch mit halbfertigen Konepten und einer festen Grundidee zu einer Wahl anzutreten - die Wahl ob das ausreicht trifft im Endeffekt der Wähler (bzw. die Piraten haben "Glück", dass den Wähler das anscheinend überhaupt nicht interessiert...). Zu ihrer Rolle als starke Kraft sind sie jetzt ja gekommen wie die Jungfrau zum Kinde, hätten sie wie z.B. hier in Niedersachsen weiter ihre 2-3% bekommen würde hier niemand diese Diskussion führen.

Schlimm ist überhaupt wenn eine Partei Erfolg hat die fast nur aus Männern besteht und gewählt wird.
Laut Forschungsgruppe Wahlen 7% bei den Frauen und 12% bei den Männern. Also "Nur" von Männern gewählt wäre an dieser Stelle wohl etwas fehl am Platze, auch wenn das Profil der Partei aus offenkundigen Gründen eher bei der männlichen Bevölkerung anklang findet.
 
Laut Forschungsgruppe Wahlen 7% bei den Frauen und 12% bei den Männern. Also "Nur" von Männern gewählt wäre an dieser Stelle wohl etwas fehl am Platze, auch wenn das Profil der Partei aus offenkundigen Gründen eher bei der männlichen Bevölkerung anklang findet.

Da hast Du Recht, das hatte ich bisher nur anders gelesen.

Trotzdem bleibt es schlimm genung ein Profil zu haben das ,,aus offenkundigen Gründen eher bei der männlichen Bevölkerung anklang findet."
 
Sicher will ich das, soweit es menschenmöglich ist (notabene: eine Antwort, dass ich die Antwort nicht erwarten kann, weiß ich selbst). Wenn ich eine der großen Parteien wähle, dann habe ich als Wähler schon vorher eine gewisse Ahnung, wie sich meine so gewählte Partei bei inhaltlichen Fragen positioniert und diese womöglich auch umsetzt, kommt sie in Regierungsverantwortung. Das gilt für das Justizministerium genauso wie für Bildungspolitik oder das Ressort für Arbeit und Soziales. Sicher sein können sich weder die Parlamentarier in ihren Ansichten noch ich als Unterstützer dieser mutmaßlichen Aktivitäten, die in der Zukunft unternommen werden. Wenigstens habe ich aber eine Annäherung. Bei der Piratenpartei gibt es zu viele weiße Flecken. Wie stehen die zur Bundeswehr? Zum derzeitigen Verfahren bei Krankenkassen und Pharmaunternehmen bzgl. der Medikamentenzulassung und der Kosten? Zur Schuldenbremse? Es gibt existentiell wichtige Fragen, auf die die Piratenpartei nicht nur keine Antworten hat, sondern die sie sich offenbar nicht einmal stellen.

Was aber macht der Wähler, der sich von keiner der größeren Parteien sinnvoll vertreten fühlt. Soll dieser nicht wählen gehen? Oder wäre es dann nicht sinnvoll wenn er sich trotzdem an der Wahl beteiligt und die Partei wählt die am besten zu ihm passt? (Auch wenn die Partei ggf. Lücken in ihrem Programm hat).

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Trotzdem bleibt es schlimm genung ein Profil zu haben das ,,aus offenkundigen Gründen eher bei der männlichen Bevölkerung anklang findet."

Das ist schon etwas seltsam der Partei vorzuwerfen nicht zwangsläufig das Interesse von jedem zu bedienen. Die Piraten haben einen Schwerpunkt im Bereich Internet & Datenschutz und weil Frauen sich dafür nicht interessieren (warum auch immer) wirfst du das jetzt den Piraten vor? Das wäre ein bisschen so wie zu meckern dass so wenig Männer eine Feministenpartei (gibts sowas schon?) wählen...

MfG
DvM
 
Zuletzt bearbeitet:
Was aber macht der Wähler, der sich von keiner der größeren Parteien sinnvoll vertreten fühlt.

Wie gesagt, ich habe "aus Protest" auch schon die Piraten gewählt. Der Gedanke dabei ist aber eher das Signal an die etablierten Parteien, als dass ich der Linie der Piraten zustimmen würde. Nebenbei sendet man gleich noch das Signal an die Politik, sich stärker mit Internetthemen auseinanderzusetzen, also ein zusätzlicher Klaps auf den Hintern.
 
Bei den Grünen stehen z.B. auch 20% Frauen vs. 15% Männer. Ist das auch Bedenklich? Sind übrigens natürlich 7% - 11% bei den Piraten.

http://wahltool.zdf.de/__html5/indexc.html?

Zumal, wie DvM auch schon anmerkte - es liegt effektiv am Wähler wer eine Partei wählt. Und es gibt nunmal für jede Partei ein bestimmtes Klientel, das sie wählt. Du könntest es z.B. genauso bedenklich finden, dass die CDU zu 33% von Retnern aber nur zu 15% von Menschen unter 30 gewählt wird. Oder das die Linke in Ost-Berlin bei den 45-59 Jährigen fast 30% hatte... oder das die NPD in Mecklenburg Vorpommern teilweise über 30% eingefahren hat...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist schon etwas seltsam der Partei vorzuwerfen nicht zwangsläufig das Interesse von jedem zu bedienen. Die Piraten haben einen Schwerpunkt im Bereich Internet & Datenschutz und weil Frauen sich dafür nicht interessieren (warum auch immer) wirfst du das jetzt den Piraten vor? Das wäre ein bisschen so wie zu meckern dass so wenig Männer eine Feministenpartei (gibts sowas schon?) wählen...

MfG
DvM

Natürlich es geht hier nicht um einen Freizeitclub sondern poltischen Partein und auch nicht um kleine Gruppen sondern Geschlechter und die sind erstmal gleich! Wer jetzt so selektiv das Programm gestaltet, dass sich nur ein Geschlecht angesprochen fühlt hat den Zweck einer politschen Partei gründlich verfehlt.

Und das ist übrigens so wie über das Bestehen einer Feministenpartei (schlechtes Beispiel übrigens) zu ,,meckern", nicht das so wenig Männer sie wählen.


Und das die Linken eher von den jungen und/oder weiblichen Menschen, weil die für kurzsichtige, vermeintliche Gerechtigkeitsparolen empfänglicher sind, ist ja ein ganz anderes Blatt. Zumal das dort eben nicht mal so unausgeglichen ist wie bei den Piraten. (Frauenquote CDU 25%, SPD 30%, Grüne/Linke 37%, FDP 20%)