2.5 Das Graue Gebirge
Das Graue Gebirge war eines der berühmtesten Gebirgszüge der alten Welt. Es konnte sich zwar in punkto Länge nicht mit dem Weltrandgebirge messen. Auch waren die Berge nicht so ehrfurchtgebietend wie die Giganten der Himmelspfeiler-Formation, oder so berüchtigt wie das Schwarze Gebirge, südliche Grenze zwischen dem Imperium und den Düsterlanden, das Orkmassiv oder die Middenberge mit der gefürchteten Bronzefestung. Dennoch war auch das Graue Gebirge gleichermaßen ehrfurchtgebietend wie gefährlich. Die Ruine der Burg Drachenfels, Hintergrund so mancher schauriger Geschichte stand in ihr. Ork- und Goblinstämme hausten in den unzugänglichen Tälern und Schluchten. Wilde Tiere und die Berge selbst forderten regelmäßig ihren Tribut unter denjenigen, die so tollkühn waren, und die Berge zu passieren versuchten. Eine Reihe von Festungen auf beiden Seiten, dem Imperium, und des Königreichs Bretonia, versuchten dieser wilden und gleichermaßen schönen Landschaft Herr zu werden. Doch letzten Endes war es vergebliche Mühe, jede Festungen, jede Burg war nur ein Außenposten, ein schwacher Lichtschein in der Dunkelheit, deren Strahlen nur ihre nächste Umgebung erleuchten konnten. Denn es gab Täler und Schluchten, in die nie zuvor ein zivilisierter Mensch seinen Fuß gesetzt hatte. Und manche dieser verborgenen Orte, die nur ihren eigenen Gesetzen Folge leisteten, lagen näher, als selbst die klügsten Köpfe der Menschheit erahnen konnten.
Wenn die Großen des Imperiums und Bretonias von einem dieser Ort Kenntnis gehabt hätten, wären sie ohne Zweifel auf einen Feldzug aufgebrochen, um das dort hausenden Unheil für alle Zeit aus dem Antlitz der Alten Welt zu tilgen. Doch zu ihrem großen Leid verbarg sich dieser Ort sorgfältig vor wachsamen Blicken, und so konnte seine böse Saat weiterhin gedeihen. Die Folgen davon waren bereits in der kleinen Schlucht zu sehen. Die einst so geradlinig gewachsenen Bäume waren nun verdrehte, knorrige Mutationen. Auch der Rest der Vegetation war pervertiert. Der einst so klare Bach war nun ein Schwall schwärender Flüssigkeit, die keiner bei gesundem Verstand angerührt hätte.
Doch die derzeitigen Besetzer der Schlucht waren nicht mehr normal zu nennen. Es war mehr als ein Dutzend Menschen samt Reittiere. Ihre Tiere, einst Pferde, waren gewaltige Bestien mit feuerroten Augen, die sich nun von Fleisch ernährten. Eine Aura des unsagbaren Bösen ging von ihnen aus.
Doch sie waren nichts im Vergleich zu ihren Reitern. Ein jeder von ihnen war ein Gigant. Sie trugen schwere Rüstungen aus Eisen. Manche davon blutrot lackiert, wobei kein Zweifel daran lag, woher die Farbe ihrer Bemalung stammte. Andere hingegen waren so schwarz wie die Nacht. Ihre muskelbepackten Oberkörper steckten in dornenbewehrten Schulterpanzern. Verdrehte Symbole, die das Chaos verherrlichten, und magische Amulette, die den Segen ihrer bösartigen Herren bewirken sollten, waren auf den Rüstungen befestigt. Ihre Standarte war der achtzackige Stern des ungeteilten Chaos, ein Ring aus Menschenhaar war darum geflochten, und Knochenketten von unglücksseligen Besiegten hingen von der Querstange hinab.
Unter diesen Giganten ragte eine Figur hinaus.
Kentauron, ihr Anführer, überragte seine Gefolgschaft um mehr als einen Kopf. Seine Rüstung war pechschwarz wie die Nacht, die eingravierten Zeichen aus Bronze fluoreszierten permanent. Sein Kopf steckte in einem dornenbehelmten Helm, der von zwei mächtigen Hörnern gekrönt wurde. Zwei Augenschlitze, sowie die Öffnungen beiderseits des Wangenschutzes sollten einen Blick auf den Träger ermöglichen, doch aus irgendeinem Grund war da nur Dunkelheit. Lediglich ein rotes Glühen verriet, dass Kentauron seine Augen geöffnet hatte. Neben Kenautor hockte lässig sein Stellvertreter. Irgendwann, vor ewigen Zeiten, war sein Stellvertreter ein Bürger des Imperiums gewesen. Jemand, der eine Familie und einen Namen besaß. Doch dann war etwas mit ihm geschehen, und seitdem war Kentaurons Stellvertreter nur noch unter dem Namen Schlächter bekannt. Schlächters Statur war weitaus weniger hünenhaft, als die der anderen. In der Tat konnte man ihn sogar als zierlich beschreiben im Vergleich zu den anderen Chaoskriegern, wobei die Beschreibung sehnig zutreffender war. Schlächter trug eine blutrote Rüstung, ohne Symbole oder Amulette. Auf seiner bleichen, gespannten Haut war auf beiden Wangen jeweils ein Symbol des Chaos eintätowiert. Der achtzackige Stern und ein fremdartiges Symbol, dessen Bedeutung nur Schlächter selbst wusste. Seine Augen waren von einer tiefen Schwärze, sie wiesen keinerlei Weiß auf, nur dunkle Kohlen, die einem das Blut in den Andern gefrieren lassen konnten.
Schlächter war auch der Einzige der Krieger, der seinen Helm nicht trug. Dieser, ein rot lackiertes Modell mit einem Busch aus weißen Haaren, lag neben ihm. Der Chaoskrieger ließ seinen Blick gelangweilt umher wandern. Kenaturon spürte, wie Schlächters Blick auf ihm ruhte. Und er spürte gleichermaßen die Herausforderung, die in diesem Blick lag. Doch er ignorierte es. Schlächter war ein Liebling der dunklen Götter, gesegnet mit einer unheimlichen Gabe und es war weise, sogar für einen mächtigen Krieger wie Kentauron, sich nicht mit einem so bedrohlichen Wesen wie Schlächter anzulegen.
„Er kommt“, sagte Schlächter schließlich beiläufig, seine Stimme klang so gelangweilt, wie sein Blick zuvor. Kentauron blickte auf und sah, wie sich jemand vom Eingang der Schlucht her näherte. Wo immer die Person an einem der Chaoskrieger vorbeiging, kniete letzterer nieder und entblößte seinen Kopf.
Kenautron spürte die Aura von Macht, die sich ihm näherte und wie sich seine Kehle langsam zuschnürte.
„Er scheint nicht gut auf dich zu sprechen zu sein“, stichelte Schlächter. Die Person hatte inzwischen fast ihre Stelle erreicht. Wo ihr ein Krieger im Weg stand, machte er eilig Platz, und ging auf die Knie.
Kentauron erhob sich eilig, um dann auf sein Knie niederzusinken. Mit einem gewissen Maß an Genugtuung erkannte er, dass auch Schlächter seinem Vorbild folgte, und seinen Blick senkte. Obwohl er kniete, reichte Kentauron bis an die Brust der Person. Doch wie bei Schlächter war auch bei diesem Wesen körperliche Größe nicht ausschlaggebend. In der Tat war diese Person sogar furchteinflößender wie zehn vom Schlage Schlächters. Die Aura der Macht, die von diesem Gesegneten der dunklen Götter ausging, raubte Kentauron fast den Atem. Er hob seinen Blick nur ein wenig und sah es wieder.
Das Zeichen.
Der Beweis, dass die Person in der Gunst der dunklen Götter stand. Die Hand, die anstelle von menschlichen Fingern eine Reihe grauer Tentakel besaß. Es war ein klares Zeichen, eine Aussage der vier Chaosgötter, dass diese Person ihr erwählter Kämpe war.
Kentauron selbst hatte dies erfahren, als ihn die Person, einst zu einem Zweikampf herausgefordert hatte. Es war so üblich, unter den Stämmen des Nordens, und Kentauron als Champion seines Stammes war in diesem Duell unterlegen. Doch sein Gegenüber hatte Kentaurons Leben verschont, und seitdem war dieser Mann Kentaurons Herr und Meister.
Obwohl, von einem Mann zu sprechen war schon sehr verwegen, da die unzähligen Gunstbeweise die Person verändert hatten. Mutation und dunkle Magie formten diesen Mann und erschufen etwas Neues, eine Kreatur die zwischen den Sphären der Lebenden und dem Immaterium wandelte. Ein Blick in dessen Augen zeigte, der er die wahre Natur des Chaos sah, die Winde der Magie, welche die Alte Welt verdarben. Dieser Mann war der sichtbare Beweis für den unaufhaltsamen Triumph des Chaos über die Mächte des Guten. Mit jeder neuen Invasion verlagerte sich die Grenze das Reich des Chaos weiter nach Süden. Und eines schönen Tages würde sie schließlich die gesamte Welt verschlungen haben.
Der Anführer war nicht glücklich. Kentauron, selbst Gesegneter der dunklen Götter, konnte die Wellen aus roher Wut spüren, die von seinem Herrn ausgingen. Eilig nahm er seinen Helm ab und hob sein Blick, um das Antlitz seines Meisters zu sehen.
„Herr“, hauchte er. „Wie kann Euer unwürdiger Diener Euch zu Diensten sein?“
Der Schlag holte ihn von den Beinen. Die weitaus schmächtigere Gestalt hatte nicht einmal voll ausgeholt, doch der Treffer mit dem Rücken seiner mutierten Hand fegte die mehr als hundert Kilo Muskelmasse Kentaurons von den Beinen und schleuderte in zu Boden. Kentauron schmeckte den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes.
„Unwürdig. Das bist du“, brüllte sein Herr, und seine Worte hallten wie Donnergrollen von den Wänden der Schlucht wieder. Nur ein Hauch von Befriedigung kam über Kentauron gesprungene Lippen als er sah, wie sogar Schlächter sich angstvoll in den Staub warf und am ganzen Körper zitterte. Es war, als wäre die Urgewalten entfesselt und jeden Moment würde sich die Erde auftun, um sie Alle zu verschlingen.
Eine Hand packte Kentauron an den Schultern, die Bewegung fuhr wie ein Stromstoss durch seinen Körper. Mühelos hob ihn sein Meister hoch, ein Anblick der die Realität verspottete. Die Magie, welche durch seinen Körper floss, ermöglichte es.
„Seht mich an, treuer Kentauron“, sprach der Mann mit hypnotischer Stimme, die sofort jeden in den Bann zog. Aller Zorn war im Nu verflogen, nichts als Liebreiz lag in der Stimme.
„Man hat unser letztes Treffen gesehen. Ab sofort werden wir uns nur noch an diesem Ort treffen, wo Ihr meine Anweisungen empfangen werdet“, sagte der Meister und in seiner Stimme lag eine solche Autorität, dass jedweder Widerspruch wie blanke Unsinn erschien.
„Soll ich die Zeugen beseitigen, Meister?“, fragte Schlächter, der inzwischen auch wieder kniete.
„Nicht nötig“, antwortete ihr Anführer und kraulte Schlächter am Kinn, wie man es mit seinem Hund tat. Schlächter ließ diese Prozedur widerspruchslos über sich ergehen, sie schien ihm im Gegenteil sogar zu gefallen, da er gurrte wie ein Schoßhund. „Der einzige Augenzeuge ist derzeit außer Landes. Mit jedem Tag entfernt er sich mehr von diesem Ort.“
„Dann sind wir hier sicher?“, fragte Kentauron, der einen Anfall von Eifersucht bekam, als er sah, wie seines Herrn Aufmerksamkeit sich Schlächter zuwandte.
„Absolut. Die Großen Vier erweisen uns ihre Gunst und ihren Schutz“, sagte der Meister und blickte Kentauron direkt an. Er nahm seine Hand von Schlächter weg und verschränkte seine Hände vor der Brust. „Unser Plan wird weiter gedeihen. Kommt näher meine Diener.“ Alle Krieger folgten den Ruf ihres Anführers und scharten sich in einem engen Kreis um ihn, bis sie Schulter an Schulter standen.
„Wir werden obsiegen!“, rief der Anführer. „Der Tag kommt, an dem Montfort und alle seine Lande unseren Göttern huldigen werden. Nicht mehr lange, und wird werden zum Ruhm der Vier die Türme der Burg schleifen und die Stadt darunter niederbrennen. Das ultimative Opfer für unsere Herren. Wer haltet zu mir?“
Schwerter und Äxte streckten sich in die Höhe. Kentauron nahm seine gewaltige, doppelschneidige Axt und hob sich hoch, bis sich das Metall im Sonnenlicht spiegelte. Die Chaoskrieger brüllten ihren Schlachtruf.
Und die Erde erbebte.
Das Graue Gebirge war eines der berühmtesten Gebirgszüge der alten Welt. Es konnte sich zwar in punkto Länge nicht mit dem Weltrandgebirge messen. Auch waren die Berge nicht so ehrfurchtgebietend wie die Giganten der Himmelspfeiler-Formation, oder so berüchtigt wie das Schwarze Gebirge, südliche Grenze zwischen dem Imperium und den Düsterlanden, das Orkmassiv oder die Middenberge mit der gefürchteten Bronzefestung. Dennoch war auch das Graue Gebirge gleichermaßen ehrfurchtgebietend wie gefährlich. Die Ruine der Burg Drachenfels, Hintergrund so mancher schauriger Geschichte stand in ihr. Ork- und Goblinstämme hausten in den unzugänglichen Tälern und Schluchten. Wilde Tiere und die Berge selbst forderten regelmäßig ihren Tribut unter denjenigen, die so tollkühn waren, und die Berge zu passieren versuchten. Eine Reihe von Festungen auf beiden Seiten, dem Imperium, und des Königreichs Bretonia, versuchten dieser wilden und gleichermaßen schönen Landschaft Herr zu werden. Doch letzten Endes war es vergebliche Mühe, jede Festungen, jede Burg war nur ein Außenposten, ein schwacher Lichtschein in der Dunkelheit, deren Strahlen nur ihre nächste Umgebung erleuchten konnten. Denn es gab Täler und Schluchten, in die nie zuvor ein zivilisierter Mensch seinen Fuß gesetzt hatte. Und manche dieser verborgenen Orte, die nur ihren eigenen Gesetzen Folge leisteten, lagen näher, als selbst die klügsten Köpfe der Menschheit erahnen konnten.
Wenn die Großen des Imperiums und Bretonias von einem dieser Ort Kenntnis gehabt hätten, wären sie ohne Zweifel auf einen Feldzug aufgebrochen, um das dort hausenden Unheil für alle Zeit aus dem Antlitz der Alten Welt zu tilgen. Doch zu ihrem großen Leid verbarg sich dieser Ort sorgfältig vor wachsamen Blicken, und so konnte seine böse Saat weiterhin gedeihen. Die Folgen davon waren bereits in der kleinen Schlucht zu sehen. Die einst so geradlinig gewachsenen Bäume waren nun verdrehte, knorrige Mutationen. Auch der Rest der Vegetation war pervertiert. Der einst so klare Bach war nun ein Schwall schwärender Flüssigkeit, die keiner bei gesundem Verstand angerührt hätte.
Doch die derzeitigen Besetzer der Schlucht waren nicht mehr normal zu nennen. Es war mehr als ein Dutzend Menschen samt Reittiere. Ihre Tiere, einst Pferde, waren gewaltige Bestien mit feuerroten Augen, die sich nun von Fleisch ernährten. Eine Aura des unsagbaren Bösen ging von ihnen aus.
Doch sie waren nichts im Vergleich zu ihren Reitern. Ein jeder von ihnen war ein Gigant. Sie trugen schwere Rüstungen aus Eisen. Manche davon blutrot lackiert, wobei kein Zweifel daran lag, woher die Farbe ihrer Bemalung stammte. Andere hingegen waren so schwarz wie die Nacht. Ihre muskelbepackten Oberkörper steckten in dornenbewehrten Schulterpanzern. Verdrehte Symbole, die das Chaos verherrlichten, und magische Amulette, die den Segen ihrer bösartigen Herren bewirken sollten, waren auf den Rüstungen befestigt. Ihre Standarte war der achtzackige Stern des ungeteilten Chaos, ein Ring aus Menschenhaar war darum geflochten, und Knochenketten von unglücksseligen Besiegten hingen von der Querstange hinab.
Unter diesen Giganten ragte eine Figur hinaus.
Kentauron, ihr Anführer, überragte seine Gefolgschaft um mehr als einen Kopf. Seine Rüstung war pechschwarz wie die Nacht, die eingravierten Zeichen aus Bronze fluoreszierten permanent. Sein Kopf steckte in einem dornenbehelmten Helm, der von zwei mächtigen Hörnern gekrönt wurde. Zwei Augenschlitze, sowie die Öffnungen beiderseits des Wangenschutzes sollten einen Blick auf den Träger ermöglichen, doch aus irgendeinem Grund war da nur Dunkelheit. Lediglich ein rotes Glühen verriet, dass Kentauron seine Augen geöffnet hatte. Neben Kenautor hockte lässig sein Stellvertreter. Irgendwann, vor ewigen Zeiten, war sein Stellvertreter ein Bürger des Imperiums gewesen. Jemand, der eine Familie und einen Namen besaß. Doch dann war etwas mit ihm geschehen, und seitdem war Kentaurons Stellvertreter nur noch unter dem Namen Schlächter bekannt. Schlächters Statur war weitaus weniger hünenhaft, als die der anderen. In der Tat konnte man ihn sogar als zierlich beschreiben im Vergleich zu den anderen Chaoskriegern, wobei die Beschreibung sehnig zutreffender war. Schlächter trug eine blutrote Rüstung, ohne Symbole oder Amulette. Auf seiner bleichen, gespannten Haut war auf beiden Wangen jeweils ein Symbol des Chaos eintätowiert. Der achtzackige Stern und ein fremdartiges Symbol, dessen Bedeutung nur Schlächter selbst wusste. Seine Augen waren von einer tiefen Schwärze, sie wiesen keinerlei Weiß auf, nur dunkle Kohlen, die einem das Blut in den Andern gefrieren lassen konnten.
Schlächter war auch der Einzige der Krieger, der seinen Helm nicht trug. Dieser, ein rot lackiertes Modell mit einem Busch aus weißen Haaren, lag neben ihm. Der Chaoskrieger ließ seinen Blick gelangweilt umher wandern. Kenaturon spürte, wie Schlächters Blick auf ihm ruhte. Und er spürte gleichermaßen die Herausforderung, die in diesem Blick lag. Doch er ignorierte es. Schlächter war ein Liebling der dunklen Götter, gesegnet mit einer unheimlichen Gabe und es war weise, sogar für einen mächtigen Krieger wie Kentauron, sich nicht mit einem so bedrohlichen Wesen wie Schlächter anzulegen.
„Er kommt“, sagte Schlächter schließlich beiläufig, seine Stimme klang so gelangweilt, wie sein Blick zuvor. Kentauron blickte auf und sah, wie sich jemand vom Eingang der Schlucht her näherte. Wo immer die Person an einem der Chaoskrieger vorbeiging, kniete letzterer nieder und entblößte seinen Kopf.
Kenautron spürte die Aura von Macht, die sich ihm näherte und wie sich seine Kehle langsam zuschnürte.
„Er scheint nicht gut auf dich zu sprechen zu sein“, stichelte Schlächter. Die Person hatte inzwischen fast ihre Stelle erreicht. Wo ihr ein Krieger im Weg stand, machte er eilig Platz, und ging auf die Knie.
Kentauron erhob sich eilig, um dann auf sein Knie niederzusinken. Mit einem gewissen Maß an Genugtuung erkannte er, dass auch Schlächter seinem Vorbild folgte, und seinen Blick senkte. Obwohl er kniete, reichte Kentauron bis an die Brust der Person. Doch wie bei Schlächter war auch bei diesem Wesen körperliche Größe nicht ausschlaggebend. In der Tat war diese Person sogar furchteinflößender wie zehn vom Schlage Schlächters. Die Aura der Macht, die von diesem Gesegneten der dunklen Götter ausging, raubte Kentauron fast den Atem. Er hob seinen Blick nur ein wenig und sah es wieder.
Das Zeichen.
Der Beweis, dass die Person in der Gunst der dunklen Götter stand. Die Hand, die anstelle von menschlichen Fingern eine Reihe grauer Tentakel besaß. Es war ein klares Zeichen, eine Aussage der vier Chaosgötter, dass diese Person ihr erwählter Kämpe war.
Kentauron selbst hatte dies erfahren, als ihn die Person, einst zu einem Zweikampf herausgefordert hatte. Es war so üblich, unter den Stämmen des Nordens, und Kentauron als Champion seines Stammes war in diesem Duell unterlegen. Doch sein Gegenüber hatte Kentaurons Leben verschont, und seitdem war dieser Mann Kentaurons Herr und Meister.
Obwohl, von einem Mann zu sprechen war schon sehr verwegen, da die unzähligen Gunstbeweise die Person verändert hatten. Mutation und dunkle Magie formten diesen Mann und erschufen etwas Neues, eine Kreatur die zwischen den Sphären der Lebenden und dem Immaterium wandelte. Ein Blick in dessen Augen zeigte, der er die wahre Natur des Chaos sah, die Winde der Magie, welche die Alte Welt verdarben. Dieser Mann war der sichtbare Beweis für den unaufhaltsamen Triumph des Chaos über die Mächte des Guten. Mit jeder neuen Invasion verlagerte sich die Grenze das Reich des Chaos weiter nach Süden. Und eines schönen Tages würde sie schließlich die gesamte Welt verschlungen haben.
Der Anführer war nicht glücklich. Kentauron, selbst Gesegneter der dunklen Götter, konnte die Wellen aus roher Wut spüren, die von seinem Herrn ausgingen. Eilig nahm er seinen Helm ab und hob sein Blick, um das Antlitz seines Meisters zu sehen.
„Herr“, hauchte er. „Wie kann Euer unwürdiger Diener Euch zu Diensten sein?“
Der Schlag holte ihn von den Beinen. Die weitaus schmächtigere Gestalt hatte nicht einmal voll ausgeholt, doch der Treffer mit dem Rücken seiner mutierten Hand fegte die mehr als hundert Kilo Muskelmasse Kentaurons von den Beinen und schleuderte in zu Boden. Kentauron schmeckte den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes.
„Unwürdig. Das bist du“, brüllte sein Herr, und seine Worte hallten wie Donnergrollen von den Wänden der Schlucht wieder. Nur ein Hauch von Befriedigung kam über Kentauron gesprungene Lippen als er sah, wie sogar Schlächter sich angstvoll in den Staub warf und am ganzen Körper zitterte. Es war, als wäre die Urgewalten entfesselt und jeden Moment würde sich die Erde auftun, um sie Alle zu verschlingen.
Eine Hand packte Kentauron an den Schultern, die Bewegung fuhr wie ein Stromstoss durch seinen Körper. Mühelos hob ihn sein Meister hoch, ein Anblick der die Realität verspottete. Die Magie, welche durch seinen Körper floss, ermöglichte es.
„Seht mich an, treuer Kentauron“, sprach der Mann mit hypnotischer Stimme, die sofort jeden in den Bann zog. Aller Zorn war im Nu verflogen, nichts als Liebreiz lag in der Stimme.
„Man hat unser letztes Treffen gesehen. Ab sofort werden wir uns nur noch an diesem Ort treffen, wo Ihr meine Anweisungen empfangen werdet“, sagte der Meister und in seiner Stimme lag eine solche Autorität, dass jedweder Widerspruch wie blanke Unsinn erschien.
„Soll ich die Zeugen beseitigen, Meister?“, fragte Schlächter, der inzwischen auch wieder kniete.
„Nicht nötig“, antwortete ihr Anführer und kraulte Schlächter am Kinn, wie man es mit seinem Hund tat. Schlächter ließ diese Prozedur widerspruchslos über sich ergehen, sie schien ihm im Gegenteil sogar zu gefallen, da er gurrte wie ein Schoßhund. „Der einzige Augenzeuge ist derzeit außer Landes. Mit jedem Tag entfernt er sich mehr von diesem Ort.“
„Dann sind wir hier sicher?“, fragte Kentauron, der einen Anfall von Eifersucht bekam, als er sah, wie seines Herrn Aufmerksamkeit sich Schlächter zuwandte.
„Absolut. Die Großen Vier erweisen uns ihre Gunst und ihren Schutz“, sagte der Meister und blickte Kentauron direkt an. Er nahm seine Hand von Schlächter weg und verschränkte seine Hände vor der Brust. „Unser Plan wird weiter gedeihen. Kommt näher meine Diener.“ Alle Krieger folgten den Ruf ihres Anführers und scharten sich in einem engen Kreis um ihn, bis sie Schulter an Schulter standen.
„Wir werden obsiegen!“, rief der Anführer. „Der Tag kommt, an dem Montfort und alle seine Lande unseren Göttern huldigen werden. Nicht mehr lange, und wird werden zum Ruhm der Vier die Türme der Burg schleifen und die Stadt darunter niederbrennen. Das ultimative Opfer für unsere Herren. Wer haltet zu mir?“
Schwerter und Äxte streckten sich in die Höhe. Kentauron nahm seine gewaltige, doppelschneidige Axt und hob sich hoch, bis sich das Metall im Sonnenlicht spiegelte. Die Chaoskrieger brüllten ihren Schlachtruf.
Und die Erde erbebte.