Gentelman, das warten hat ein Ende. Hiermit präsentiere ich den ersten Teil des neuen Buchs über das Erste Rheinland.
Ich wünsche euch viel Spaß in den kommenden Monaten und hoffe auf reichlich feedback und auf Nachsicht, wenn mal ein zwei Wochen nix von mir zu hören ist.
[FONT="]Heilige Spuren[/FONT]
[FONT="] [/FONT]
[FONT="]„Nach dem großen Erfolg der Operation Redrake stand für Kriegsmeister Slaydo das Tor zu den Sabbatwelten offen. Die frisch eroberten Planeten der Newfound Traiding Group wurden schon nach kurzer Zeit zu einem gigantischen Durchmarschlager für Imperiale Truppen und stellte somit den Ausgangspunkt für die Operation Newfound, in deren Verlauf die nächste Invasionswelle durchgeführt werden sollte.[/FONT]
[FONT="]Viele große Schlachten gingen im verlauf der Operation Newfound in die Imperiale Geschichtsschreibung ein. So das Wunder Sverren, die Schlacht um die blauen Sümpfe von Ashek II oder die Belagerung der Metio Makropolen von Fornax. An dieser Stelle darf jedoch auch nicht der harte Kampf um Cociaminus und vor allem seinen bewohnten Mond Sabbit I vergessen werden…“[/FONT]
[FONT="]-Aus „Geschichte der späteren Imperialen Kreuzzüge“-[/FONT]
[FONT="] [/FONT]
[FONT="] [/FONT]
[FONT="]Kapitel 1[/FONT]
[FONT="]Sektor: Sabbatwelten, Newfound Trailing Group
Position: Mobile Raumstation „Gnadenlos“, An Bord der „Gloria Deus“
Zeit: 756. M41 [/FONT]
[FONT="] [/FONT]
[FONT="]Kommissar Ludger Nietfeld schritt durch den stets leeren, vielleicht sogar vergessenen Versorgungsgang, wie er es in letzter Zeit so oft tat. Seine schweren Schritte hallten durch den langen Gang und sein nagelneuer schwarzer Kommissarsmantel knirschte noch leise bei jeder Bewegung, da das Leder sich noch eintragen musste. Und der Mantel war nicht das Einzige, was sich noch eintragen musste. [/FONT]
[FONT="]Kirovs Tot in Goldtorstadt hatte Nietfeld hart getroffen. Der alte Mann war auf seine Art und Weise die erste Bezugsperson seit dem Tot seiner Eltern, welche er nie gekannt hatte und er dachte oft an ihn. Kirov stand ihm bei Problemen immer zur Seite und aus seinem Umgang mit anderen Kommissaren wusste Nietfeld, dass er mit dem Lordkommissar als Ausbilder riesiges Glück gehabt hatte. Er hatte eine strenge, dafür jedoch sehr gerechte Lehre erhalten und dafür dankte er dem Imperator. Das einzige Problem war nur, dass sie viel zu kurz war. Nietfeld war gerade einmal dreiundzwanzig Standardjahre alt und hatte schon seine Feldbeförderung zum Kommissar erhalten. Die meisten Juniorkommissare erhielten ihren Mantel, wenn überhaupt, erst mit Anfang dreißig und dass war schon ziemlich früh. [/FONT]
[FONT="]Nietfeld hielt kurz in seinem Schritt inne um die Mütze ab zu setzen um sich die juckende Kopfhaut zu kratzen. Auch die Mütze war noch lange nicht eingetragen und zerzauste jedes Mal sein dichtes rabenschwarzes Haar. Das Kirov ihn so früh die Beförderung zugesprochen hatte konnte Nietfeld ja noch verstehen. Der alte Lordkommissar hatte ihm bei mehr als einer Gelegenheit gesagt, dass er eher sterben würde als seinen Junior einem dieser Arschlochkommissare zu überlassen. Was Nietfeld jedoch nicht verstehen konnte war seine dauerhafte Versetzung zum ersten Rheinland als Kirovs letzte Amtshandlung vor seinem Tot. [/FONT]
[FONT="] [/FONT]
[FONT="]Mittlerweile waren gute fünf Monate vergangen, welche das erste Rheinland hauptsächlich an Bord der Gloria Deus im Transit von einem Sammelpunkt zum nächsten verbracht hatte und in dieser Zeit hatte Nietfeld das Regiment schon ziemlich gut kennen gelernt. Das erste Rheinland war ein Sturmregiment, dazu erdacht Belagerungszuständen stand zu halten und/oder sie durch einen starken Angriff zu beenden. Für diese Aufgabe war das zwölftausend Mann starke Regiment im Gardevergleich überdurchschnittlich gut ausgerüstet. Gasmasken im Krieg-Schema, schutzoptimierte Armaplastpanzer, hochwertige steingraue ABC-Mäntel und MK V Lasergewehre mit Trommelmagazinen gehörten zur Standardausrüstung jedes Infanteristen. Dazu kam dann noch eine Scoutkompanie mit einigen Sentinels, eine Kompanie Sturmpioniere, die nach Nietfelds Meinung fast mit Gardisten austauschbar waren, sowie ein ganzes Batallion Sturmpanzer vom Typ Leman Russ Demolisher, was für ein Infanterie Regiment besonders merkwürdig war. Nietfeld hatte mit Kirov schon bei einigen Regimentern gedient, jedoch war ihm noch keines begegnet, welches so bis an die Zähne bewaffnet war. [/FONT]
[FONT="]Auch über die Regimentsgeschichte hatte er schon einiges erfahren. Das Erste wurde vor sieben Jahren auf Rheinland neu gegründet und hatte seitdem fast durchgehende Kampfhandlungen gehabt. Normale Regimenter wären in dieser Zeit schon längst in den Knochenmühlen der imperialen Kriegsgebiete zermalmt worden, Rheinland gehörte jedoch zu den wenigen Welten, welche ihre Regimenter auch fern der Heimat wieder mit frischen Truppen auf Sollstärke brachten, bis es vollkommen vernichtet sein würde.[/FONT]
[FONT="]Was an dieser Geschichte für Nietfeld noch zusätzlich interessant war, war die Tatsache, dass von den sieben Jahren des Kampfes, bisher nur zwei unter dem Befehl der Imperialen Armee ausgetragen wurden. Hauptmann von Steinberg hatte ihm einmal erklärt, dass jedes Regiment, dass auf Rheinland ausgehoben wird, zuerst einen Militärdienst in den von Rheinland aus verwalteten Systemen, im so genanten Kolonialsektor leisten musste, bevor es an die Imperiale Armee abgetreten wurde. Ein Luxus, den sich Rheinland durch seinen Status als Astartes Heimatwelt leisten konnte. Allgemein schienen die Space Marines von Rheinland, die so genannten Paladine von Rheinland, einen großen Einfluss auf das dortige Militär zu haben. Nietfeld hatte nicht lange benötigt, um zu erkennen, dass die Trainingseinlagen, die Drills und vor allem die Angriffstaktiken deutlich von den Standards der Tactica Imperialis abwichen, was dem Regiment jedoch alles andere als schadete. Aus Einsatzprotokollen vergangener Schlachten ging hervor, dass sich die Taktiken mehr als ordentlich schlugen und die Disziplin war selbst abseits des Kampfes, wo normalerweise die größten Spannungen auftraten, hervorragend und genau an dieser Stelle war Kirovs Problem mit seiner Versetzung. [/FONT]
[FONT="]Kommissare waren in rheinländischen Regimentern nie vorgesehen. Manche sagten sogar, dass Nietfeld einer der ersten Kommissare überhaupt in der jahrtausende alten Militärgeschichte Rheinlands sei und mittlerweile wusste er auch warum. Er war überflüssig. Sicher hatte er das komplette Recht eines Regimentskommissars, dass konnten sie ihm schließlich nicht absprechen, jedoch hatte er bisher keinen Grund es anzuwenden. In anderen Regimentern hätten Kommissare bei so langen Transitzeiten schon Nachtschichten schieben müssen, um Recht und Ordnung aufrecht zu halten, an Bord der Gloria Deus hingegen war alles ruhig. Er fühlte sich einfach nutzlos und unbeachtet, was zum teil auch daran lag, dass er bisher noch nicht einmal persönlich mit Oberst Rossmann sprechen konnte. Sicher hatte der „Alte“ durch seine Beförderung und die Übernahme des Regiments viel um die Ohren, aber in fünf Monaten kam es trotz Anfrage zu nicht einem Gespräch. Nun, wenn Nietfeld ehrlich mit sich war hätte er wohl auch gar nicht gewusst, worüber er mit dem Oberst hätte sprechen sollen. Praktisch gesehen gab es ja schließlich nichts, worüber er sich beschweren konnte. Er hatte alle Rechte und Pflichten eines Regimentskommissars und sich beim Oberst zu brüskieren, dass die Männer sich gut benahmen und er niemanden erschießen musste war genau genommen ziemlich lächerlich. Die ganze Angelegenheit war äußerst frustrierend für den jungen Kommissar.[/FONT]
[FONT="]Nietfeld schüttelte noch einmal den Kopf und setzte sich dann wieder in Gang. Vielleicht würde eine Runde auf dem Schießstand ihn auf andere Gedanken bringen.[/FONT]
[FONT="] [/FONT]
[FONT="]Fliegen war eine äußerst angenehme Erfahrung, vor allem wenn man sich in einem so desolaten Zustand wie Leutnant Brinkner befand. Die Luft, die einem am Gesicht vorbeirauscht wie ein Frühlingswind, das Gefühl der Schwerelosigkeit und der Boden, der unter einem hinweg schoss. Schlecht nur, dass eben jener Boden zu schnell näher kam.[/FONT]
[FONT="]Mit einem stattlichen Aufprall hatte der harte Metalluntergrund Brinkner wieder. Weit über zwei Meter war er gekommen und obwohl er voll wie eine vallhalanische Gebirgshaubitze war, befand er die Kraft und die Technik des Rausschmeißers doch als beeindruckend. „Wenn du dich noch einmal hier blicken lässt, findest du dich in einem Triebwerksschacht wieder, du Zechpreller!“ So gut vielleicht auch seine Beförderungstechnik war, so schlecht waren seine Drohungen. Schwerfällig drehte sich Brinkner auf den Rücken um dem Gentleman ins Gesicht zu schauen und einen gelallten Satz zu formulieren: „Ich glaube, ich hatte einen Hut.“[/FONT]
[FONT="]Die Offiziersmütze mit Panzereinlage traf ihn ohne einen weiteren Kommentar mit voller wucht ins Gesicht: „Geht doch“, brachte er noch heraus.[/FONT]
[FONT="]Eine Zeit lang blieb Brinkner einfach liegen, bis er sich aufraffte um zurück zu den Quartieren des ersten zu torkeln. Ihm brummte gewaltig der Schädel und das lag gewiss nicht an dem neuerlichen Kopftreffer. Was war nur mit ihm los? Das war jetzt schon die fünfte Bar auf dem Unterdeck, in der er Hausverbot hatte und das jedes Mal wieder nach dem selbe Schema. Zuerst versoff er nach dem Abendapell seine vom Regiment ausgegebene Ration an Kornbrand, woraufhin er irgendeine miese Spelunke im Unterdeck auf suchte, um dort solange die hiesige Verdünnung zu saufen, bis man ihn raus warf, weil sein Sold weg war. Würde Hauptmann Kraft von seinem neuerlichen Verhalten erfahren oder gar der Alte davon Wind bekommen, wäre er wohl der erste Einsatz für diesen neuen Kommissar. Zumindest hatte Brinkner gehört, dass Kommissare sich um so etwas kümmern. An irgendeiner schimmeligen Kreuzung zweier Versorgungsgänge hielt Brinkner kurz an um sich ausgiebig zu übergeben. Im Nachhinein hätte er wohl aufhören sollen, als die Drinks plötzlich anfingen nach Promethium zu schmecken. Hätte er sich doch bloß nie für diese verdammte Beförderung gemeldet. Es hatte wohl schon seinen Grund, warum kein anderer Feldwebel aus der zweiten Kompanie diesen verdammten Posten als Leutnant des dritten Zuges haben wollte. Die Fußstapfen, die Leutnant Rüter bei seinem Tod auf Indrid hinterlassen hatte waren einfach zu groß, um von ihm ausgefüllt zu werden. Nach dem großen Sieg in Indrids Hauptmakropole und all den Ehrungen, die dem ersten zuteil wurden war er einfach zu siegestrunken und selbstbewusst, um den Vorschlag von Kraft abzulehnen. Sicher, er war immer ein passabler Truppkommandant gewesen, mit einigen Ehrungen und einigen Rügen und er hatte seine Jungs fast immer heil nach Hause gebracht, doch wenn er jetzt eins wusste, dann dass seine Fähigkeiten nicht ausreichend waren, um fast fünfzig frische Rekruten zu befehligen. Zudem lastete noch der Erfolgsdruck auf ihm. Rüter war Zeit seines Lebens ein Paradeoffizier, der fast so schnell aufgestiegen war wie der Alte. Gutaussehend, taktisch genial und eisern in seinem Handeln. Brinkner würde sich in all diesen Disziplinen höchstens als Mittelmaß ausweisen, außer vielleicht in Bezug auf das Aussehen. Mit schüttem braunen Haar und wettergegerbtem Gesicht war der sehnig gebaute Brinkner nicht einmal das. [/FONT]
[FONT="]Rüter war sogar heroisch gestorben, weshalb Brinkner sich fühlte, als ob die Blicke der ganzen Kompanie auf ihm lagen, vor allem die der überlebenden Soldaten vom Kampf vor der Heilandsbrücke. Er hatte das Schlachtfeld damals live miterlebt, als er unter von Steinberg die Entsetzung durchgeführt hatte. Die acht letztlich Überlebenden hatte richtig übles durchmachen müssen und Rüter hatte sie wohl irgendwie durchgebracht. Nun schien man dasselbe von ihm zu erwarten, Anforderungen, denen er sich nicht gewachsen fühlte. Mann gab ihm vierzig Männer, frisch aus dem Kolonialdienst als Ersatz für die Verluste herangezogen, die keine Ahnung von der Gewalt eines Kreuzzuges hatten und acht verschlossene Veteranen, die seine Befehle wohl insgeheim in Frage stellten. [/FONT]
[FONT="]Seit geschlagenen vier Monaten versuchte er nun aus diesem Haufen einen effektiven Zug zu machen, aber in jedem Übungsgefecht schienen die Werte schlechter zu werden. Und irgendwann griff er dann zur Flasche. Zugegeben, getrunken hatte er schon immer, immerhin waren die rheinländischen Regimenter einige der wenigen, die Aufgrund der guten Disziplin eigene Feldbrennereien mit sich führten und täglich Rationen austeilten. Diese Rationen reichten aber natürlich nicht, um sich wie er es tat ins Koma zu saufen. Es war dieser billige, gepanschte Unterdecks Schnaps, der es ihm aus irgendeinem perversen Grund angetan hatte. [/FONT]
[FONT="]Mit diesem Gedanken im Kopf stieß Brinkner in seinem torkelnden Gang zum Quartier plötzlich auf Widerstand und da der Widerstand in deutlich besserer Verfassung als Brinkner war, ging der Leutnant zu Boden. Brinkner wollte schon eine Entschuldigung lullen, als er aufblickte um zu sehen, was er angerempelt hatte. Vor Schreck verlor er fast die Kotrolle über seine Blase, als er Kommissar Nietfeld in voller Uniform über sich stehen sah. [/FONT]