@Sarash: Charactere sind absolut ok, aber bitte schrieb mir net die Szenen vor,dass recht behalte ich mir vor
Kapitel 3
„Wer in die Zukunft gehen will, sollte mit der Vergangenheit abgeschlossen haben“
-Unbekannt-
Als sich die Tür zum Waschraum der Späherkompanie mit leisem knirschen öffnete, lag der Raum in absoluter Finsternis. Es war nach der Schiffszeit mittags, weshalb dieser Zustand nicht ungewöhnlich war. Was jedoch ungewöhnlich war, war die Person die in der Ecke des Raums auf den kalten Fliesen kauerte. Oberst Rossmann betrat den Raum, schloss leise die Tür hinter sich und sorgte zumindest für etwas Licht indem er eine paar der Leuchtgloben aktivierte. Die Person die in der Ecke kauerte war halbnackt, weshalb es auch nicht schwierig zu erkennen war, dass es sich um eine Frau handelte. Sie war höchstens Ende zwanzig und nur das nötigste war durch ein wenig Wäsche verdeckt, weshalb sie am ganzen Körper zitterte. Blasse Haut spannte sich über ihren muskulösen Körper wie Marmor und bildete eine gut gebaute Figur. Rote Kratzer durchbrachen immer wieder das klare weiß der Haut, wie frisches Blut im Schnee und normalerweise gut gekämmte halblange schwarze Haare verdeckten nun zerzaust ein wimmerndes Gesicht. Rossmann näherte sich der Frau, ließ sich dabei aber Zeit. Als er neben ihr im halbdunkeln stand, setzte er seine Mütze ab, zog sich die Offiziershandschuhe aus und legte ruhig seinen langen Ledermantel ab, um ihn der Frau ohne ein Wort zu sagen um die Schultern zu legen. Erst dann setzte er sich neben sie auf die kalten Fliesen um sich ein Packung Lohstäbchen aus der Tasche zu ziehen. Ohne eile zündete er sich eins an und bot auch der Frau welche an, die aber keine Reaktion zeigte, weshalb er die Packung wieder einsteckte.
Eine ganze Weile saßen die beiden so dort, der Oberst am rauchen und die Frau am zittern, bis der Alte endlich das Wort ergriff, ohne die Frau dabei an zu sehen „Du warst heute nicht bei der Übung Sandra“, Rossmanns Stimme war leise und ruhig, hallte aber trotzdem von den Wänden des großen, leeren Raumes zurück. Sandra blieb still. „Ich habe Hauser gesagt, dass er sich nicht darum zu kümmern hat, wo du bist oder was du machst. Du wirst die Zeit haben, die du brauchst und wenn du willst, kannst du so lange in mein Quartier kommen, wie es eben dauert. Dort hast du deine Ruhe, aber auf jeden Fall musst du von diesen scheiß Fliesen runter Sandra.“
Sandra hob ihren zitternden Arm etwas an und begann mit schwacher Stimme zu stottern: „L-L-Loh.“ Ohne Kommentar zog Rossmann das Päckchen wieder heraus und steckte der Frau ein Stäbchen zwischen ihre zitternden Finger, da sie nicht in der Lage war sich selbst eins zu nehmen. Er konnte es kaum anzünden, so stark zitterte sie. Sobald das Stäbchen brannte nahm sie sofort ein paar tiefe, hektische Züge. Rossmanns Gesichtsausdruck war besorgt: „Jetzt besser?“ „E-etwas, ja.“ Rossmann nickte: „Wie lange wird es dauern Sandra? In anderthalb Wochen werden wir da sein, das weißt du und du weißt auch, dass ich es dort nicht mehr verstecken kann.“ „I-ich weiß. I- ich weiß ja. Es ist der ver- verdammte W- w- warp“, endlich schaute sie auf um Rossmann ins Gesicht zu schauen. Ihre sonst so starken und autoritären Gesichtszüge waren eingefallen und krank und ihre großen grünen Augen vollkommen verweint: „Ich k-k- kann ihn spüren Walt. Ich kann den verdammten Bastard spüren! Er, er verfolgt uns. Er verfolgt dich Walt!“, sie klammerte sich an ihm fest, „Ich kann nicht mehr Walt.“
Rossmann hielt sie eine lange Zeit in den Armen um dann einen seiner Wächter zu rufen, die vor der Tür warteten. Der stille Schutzengel kam sofort herein. „Bring sie vorsichtig in mein Quartier und pass dort auf sie auf mein Freund. Sie braucht Ruhe und zwar viel davon. Bis ich etwas anderes sage bist du für sie zuständig und weichst nicht von ihrer Seite. Sei vorsichtig mit ihr und lass niemand Anderen sie so sehen. Verstanden?“ Der Wächter nickte stumm. „Natürlich hast du verstanden. Ich danke dir.“
Der Wächter nahm die nun wieder wimmernde Frau problemlos vom Boden auf und bedeckte sie vollkommen mit Rossmanns Mantel, so dass niemand sie sehen würde. Ohne etwas zu sagen verließ er mit ihr den Raum.
Rossmann blieb noch eine Weile sitzen.
Sandra Sismath. Vielfach ausgezeichnete Scharfschützin vom zweiten Zug der Späherkompanie. Eine der sehr wenigen Frauen, die erfolgreich die Späherprüfung bestanden und zudem noch die einzige Frau im ersten, da auf Rheinland selbst Frauen im Militär verboten sind. Sie war eine Veteranin von fast dreißig Feldzügen und die mit Abstand beste Scharfschützin die Rossmann jemals gekannt hatte. Keiner kannte Rossmann länger als sie und sie war auch die einzige, die ihn mit Walt, als Kosenamen von Walther ansprechen durfte.
Was für ihren jetzigen Zustand aber viel wichtiger war, sie war eine der letzten acht Überlebenden des alten ersten Rheinlands und sie hatte etwas gespürt. Etwas, dass nach acht Jahren Suche scheinbar endlich die Witterung aufgenommen hatte und nun sehr schnell näher kam.
Der Alte drückte seine Kippe auf den kalten Fliesen aus, stand auf und verließ den Raum.
Kraft kontrollierte noch eben, wie die letzten Männer seiner Kompanie den Schießstand räumten und stellte fest, dass er guter Dinge war. Sie hatten nun schon eine Woche im Warp hinter sich gebracht und noch eine Woche vor sich und Kraft war mittlerweile sehr zufrieden mit seiner Arbeit, denn die von ihm entworfenen Trainingspläne kamen gut an und die Männer des ersten Rheinlands waren in Top Form. Sogar Brinkner soll unter der Führung von Nietfeld richtig aufblühen, aber da der Kommissar das Training im geheimen abhielt und man die Leute aus Brinkners Zug kaum noch sah, konnte Kraft nichts davon bestätigen. Spätestens auf Sabbit würde sich zeigen, wie die Jungs sich schlagen würden.
Als Kraft auf sein Chronometer schaute besserte sich seine Laune sogar noch mehr. Er hatte Dienstschluss und es wurde Zeit, seinen hart verdienten Sold auf den Kopf zu hauen und zwar auf dem Unterdeck. Kraft wusste schon gar nicht mehr, wann er sich das letzte Mal in einem dieser „Soldatenparadiese“ hat blicken lassen, auf jeden Fall nicht mehr seitdem er zum Hauptmann befördert wurde und das war nun schon fast sechs Monate her.
Einen solchen Abend plante man natürlich nie alleine, weshalb Kraft auch De Vall wie vereinbart am Lift zum Unterdeck aufsammelte. Kraft und De Vall kannten sich schon seit ihrer Grundausbildung und hatten noch nie eine Dienstschlusstour ohne den jeweils anderen gemacht.
So wie Kraft hatte auch De Vall seine lockere Ausgehuniform an. Ein einfacher blaugrauer Waffenrock mit einer einfachen blaugrauen Hose. Sie war vielleicht ungewohnter zu tragen als die normale Gefechtsausrüstung, war dafür aber deutlich bequemer.
„Sind sie bereit für unseren Sondereinsatz ‚Herr Hauptmann’?“, De Vall war auch gut drauf, so etwas merkte man bei dem rheinländischen Riesen schon auf Sichtweite. „Wenn du noch einmal meinen Rang so betonst, stell ich dich vors Kriegsgericht, lass dich standrechtlich erschießen und werde persönlich deine Asche in alle Windrichtungen verstreuen du Kanallie“, De Vall schüttelte Kraft lachend die Hand. „Wie sieht den unsere Abendplanung für heute aus Felix?“, Kraft ging schon in den bereitstehenden Aufzug. „So wie immer Wini, Königsmord und Nutten und je nachdem wie gut die Rausschmeißer sind, arbeiten wir uns von den noblen Schuppen nach unten vor.“ Kraft griente: „Hervorragend!“ er drückte auf den Knopf und der Aufzug schoss abwärts Richtung Unterdeck.
„Sach mal Winfried, weißte eigentlich was Genaues über unseren neuen Einsatzort?“ Kraft war ganz verdattert: „Was ist den mit dir los Felix? Ich dachte wir wollten uns heute zum letzten Mal vor dem Einsatz amüsieren und nun fängst du an über das Geschäftliche zu reden?“ „Ich mein ja nur… Vom Oberst erfahre ich nichts mehr. Der Alte ist den halben Tag unterwegs zum Trainieren oder zu Besprechungen mit den Offizieren und in sein Quartier darf absolut niemand mehr rein. Ich habs Mal versucht, weil ich ihm ne Nachricht bringen wollte. Kaum hatte ich die Klinke runter gedrückt, kam einer der Wächter rausgeschossen und wollte mir den Kopf abreißen. Hab mir bald in die Hose gemacht, so kam der auf mich zu geschossen.“ „Is ja gut Felix, willste was genaues wissen?“ De Vall zögerte etwas mit seiner Antwort, als wäre es ihm peinlich: „Es geht um den Pilgerschrein der sich dort befindet. Weißt du, wem er geweiht ist? Ich mein nur, wegen den richtigen Gebeten und so…“
Da Kraft merkte, wie ernst es seinem Freund war, verkniff er sich jeden Anflug eines Lachens. De Vall war einer der religiösesten Soldaten die Kraft kannte, nur fehlte es ihm zu seiner Erfurcht leider an Wissen über die Heiligen und ihre Geschichten. „Mach dir keine Sorgen Felix. Der Schrein auf Sabbit ist dem Heiligen Fausturnus und natürlich Sabbat geweiht und deren Litaneien hast du ja denke ich drauf. Früher war das Nest wo wir hin kommen sogar eines der Hauptziele für Pilger, weil die Leute dachten, dass Fausturnus selbst dort begraben wäre, aber dann haben die seine Knochen irgendwo auf der anderen Seite des Imperiums gefunden, keine Ahnung wie die das hinbekommen haben.“ De Valls Stirn lag in Falten und er schien angestrengt nach zu denken: „Aber du hast doch gesagt, das der Schrein immer noch Fausturnus geweiht ist, wie kann das den sein, wenn seine Knochen gar nicht da sind?“ Kraft klopfte seinem Freund auf die Schultern: „Mensch mach dir nicht so viele Gedanken! Dort hat damals das erste Treffen zwischen Sabbat und der Imperialen Armee statt gefunden und wie du weißt ist der Feldmarshall des damaligen Kreuzzuges Fausturnus gewesen. Deshalb ist der Schrein den beiden geweiht.“ Als der Lift schließlich auf dem Unterdeck ankam, sah De Vall deutlich erleichtert aus.
Kraft genoss immer den ersten Atemzug, den er auf einem der Unterdecks machte. Viele Leute sagten immer, dass der Geruch der Unterdecks auf einem Schiff nur noch durch den Geruch der Agrarbereiche mit ihren Viehställen überboten wurde, aber Kraft war da anderer Meinung. Sicher, der Geruch oder besser die Gerüche des Unterdecks waren mehr als Ungewohnt. Aber sie hatten oft etwas Exotisches an sich, das Kraft immer genoss. Der Geruch von Speisen und erlesenen Gewürzen, die von Welten kamen die auf der anderen Seite der Galaxis lagen war fantastisch und es gab immer etwas Neues zu entdecken. Aber das war nur ein kleiner Bestandteil des Geruchscocktails der sich in solchen Schiffsregionen zusammen braute. Wer genau darauf achtete konnte vieles heraus riechen. Der schwere Duft von Weihrauch, den die Priester auf ihren Prozessionen verteilten, der Rauch von Lohstäbchen und anderen Drogen, die Grundnote von Eisen die man im ganzen Schiff war nahm, zusammen mit den Dämpfen des Schmierfetts der beweglichen Teile. Wenn man genau aufpasste konnte man sogar die leichte, süße Note des Parfüms wahrnehmen, dass die Prostituierten trugen wie einen Seidenschleier. Natürlich roch es auch nach Schweiß, Mist und Erbrochenem, so etwas gehörte natürlich auch zu einem richtigen Unterdeck, aber derlei Gerüche musste man halt ausblenden, wenn man den Rest genießen wollte.
Die Gänge zwischen den vielen Ständen der Händler waren zum ersten Mal seit einer Woche wieder brechend voll, da dies der letzte Dienstfreie Tag vor der Landung war. Die Gloria Deus war für Imperiale Verhältnisse ein mittelgroßer Transporter und konnte bis zu zehn Regimenter transportieren, auf dem weg nach Cociminus war sie jedoch fast leer, da die meisten Truppen, die vorher an Bord waren vor dem Eintritt in den Warp auf einen anderen Transporter gebracht wurden. Im Moment befanden sich daher nur drei Einheiten auf dem ehrwürdigen Schiff. Neben den Rheinländern, die auf dem weg nach Sabbit waren, gab es noch zwei weitere Regimenter, die von Hyrkan kamen und sich für die Sturmlandung auf Cociaminus vorbereiteten.
Mit den Hyrkanern hatte Kraft bisher nicht viel zu tun gehabt. Sie waren ein harter Menschenschlag, genügsam und eisern und sie hatten schon viel Ruhm gesammelt. Jedoch waren sie nach außen hin nicht sehr gesprächig, weshalb Kraft schnell die Versuche der Kontaktaufnahme aufgab. Eben jene Hyrkaner tummelten sich nun zusammen mit den Rheinländern in großen Zahlen zwischen den vielen Bars und Freudenhäusern und brachten Leben in das Deck.
„Hast du die gezinkten Karten und die Liste der Casinos Felix?“ De Vall zückte mit verschworenem Grinsen einen Beutel und ein Stück Papier.
Kraft grinste zurück: „Dann mal an die Arbeit.“
Kapitel 3
„Wer in die Zukunft gehen will, sollte mit der Vergangenheit abgeschlossen haben“
-Unbekannt-
Als sich die Tür zum Waschraum der Späherkompanie mit leisem knirschen öffnete, lag der Raum in absoluter Finsternis. Es war nach der Schiffszeit mittags, weshalb dieser Zustand nicht ungewöhnlich war. Was jedoch ungewöhnlich war, war die Person die in der Ecke des Raums auf den kalten Fliesen kauerte. Oberst Rossmann betrat den Raum, schloss leise die Tür hinter sich und sorgte zumindest für etwas Licht indem er eine paar der Leuchtgloben aktivierte. Die Person die in der Ecke kauerte war halbnackt, weshalb es auch nicht schwierig zu erkennen war, dass es sich um eine Frau handelte. Sie war höchstens Ende zwanzig und nur das nötigste war durch ein wenig Wäsche verdeckt, weshalb sie am ganzen Körper zitterte. Blasse Haut spannte sich über ihren muskulösen Körper wie Marmor und bildete eine gut gebaute Figur. Rote Kratzer durchbrachen immer wieder das klare weiß der Haut, wie frisches Blut im Schnee und normalerweise gut gekämmte halblange schwarze Haare verdeckten nun zerzaust ein wimmerndes Gesicht. Rossmann näherte sich der Frau, ließ sich dabei aber Zeit. Als er neben ihr im halbdunkeln stand, setzte er seine Mütze ab, zog sich die Offiziershandschuhe aus und legte ruhig seinen langen Ledermantel ab, um ihn der Frau ohne ein Wort zu sagen um die Schultern zu legen. Erst dann setzte er sich neben sie auf die kalten Fliesen um sich ein Packung Lohstäbchen aus der Tasche zu ziehen. Ohne eile zündete er sich eins an und bot auch der Frau welche an, die aber keine Reaktion zeigte, weshalb er die Packung wieder einsteckte.
Eine ganze Weile saßen die beiden so dort, der Oberst am rauchen und die Frau am zittern, bis der Alte endlich das Wort ergriff, ohne die Frau dabei an zu sehen „Du warst heute nicht bei der Übung Sandra“, Rossmanns Stimme war leise und ruhig, hallte aber trotzdem von den Wänden des großen, leeren Raumes zurück. Sandra blieb still. „Ich habe Hauser gesagt, dass er sich nicht darum zu kümmern hat, wo du bist oder was du machst. Du wirst die Zeit haben, die du brauchst und wenn du willst, kannst du so lange in mein Quartier kommen, wie es eben dauert. Dort hast du deine Ruhe, aber auf jeden Fall musst du von diesen scheiß Fliesen runter Sandra.“
Sandra hob ihren zitternden Arm etwas an und begann mit schwacher Stimme zu stottern: „L-L-Loh.“ Ohne Kommentar zog Rossmann das Päckchen wieder heraus und steckte der Frau ein Stäbchen zwischen ihre zitternden Finger, da sie nicht in der Lage war sich selbst eins zu nehmen. Er konnte es kaum anzünden, so stark zitterte sie. Sobald das Stäbchen brannte nahm sie sofort ein paar tiefe, hektische Züge. Rossmanns Gesichtsausdruck war besorgt: „Jetzt besser?“ „E-etwas, ja.“ Rossmann nickte: „Wie lange wird es dauern Sandra? In anderthalb Wochen werden wir da sein, das weißt du und du weißt auch, dass ich es dort nicht mehr verstecken kann.“ „I-ich weiß. I- ich weiß ja. Es ist der ver- verdammte W- w- warp“, endlich schaute sie auf um Rossmann ins Gesicht zu schauen. Ihre sonst so starken und autoritären Gesichtszüge waren eingefallen und krank und ihre großen grünen Augen vollkommen verweint: „Ich k-k- kann ihn spüren Walt. Ich kann den verdammten Bastard spüren! Er, er verfolgt uns. Er verfolgt dich Walt!“, sie klammerte sich an ihm fest, „Ich kann nicht mehr Walt.“
Rossmann hielt sie eine lange Zeit in den Armen um dann einen seiner Wächter zu rufen, die vor der Tür warteten. Der stille Schutzengel kam sofort herein. „Bring sie vorsichtig in mein Quartier und pass dort auf sie auf mein Freund. Sie braucht Ruhe und zwar viel davon. Bis ich etwas anderes sage bist du für sie zuständig und weichst nicht von ihrer Seite. Sei vorsichtig mit ihr und lass niemand Anderen sie so sehen. Verstanden?“ Der Wächter nickte stumm. „Natürlich hast du verstanden. Ich danke dir.“
Der Wächter nahm die nun wieder wimmernde Frau problemlos vom Boden auf und bedeckte sie vollkommen mit Rossmanns Mantel, so dass niemand sie sehen würde. Ohne etwas zu sagen verließ er mit ihr den Raum.
Rossmann blieb noch eine Weile sitzen.
Sandra Sismath. Vielfach ausgezeichnete Scharfschützin vom zweiten Zug der Späherkompanie. Eine der sehr wenigen Frauen, die erfolgreich die Späherprüfung bestanden und zudem noch die einzige Frau im ersten, da auf Rheinland selbst Frauen im Militär verboten sind. Sie war eine Veteranin von fast dreißig Feldzügen und die mit Abstand beste Scharfschützin die Rossmann jemals gekannt hatte. Keiner kannte Rossmann länger als sie und sie war auch die einzige, die ihn mit Walt, als Kosenamen von Walther ansprechen durfte.
Was für ihren jetzigen Zustand aber viel wichtiger war, sie war eine der letzten acht Überlebenden des alten ersten Rheinlands und sie hatte etwas gespürt. Etwas, dass nach acht Jahren Suche scheinbar endlich die Witterung aufgenommen hatte und nun sehr schnell näher kam.
Der Alte drückte seine Kippe auf den kalten Fliesen aus, stand auf und verließ den Raum.
Kraft kontrollierte noch eben, wie die letzten Männer seiner Kompanie den Schießstand räumten und stellte fest, dass er guter Dinge war. Sie hatten nun schon eine Woche im Warp hinter sich gebracht und noch eine Woche vor sich und Kraft war mittlerweile sehr zufrieden mit seiner Arbeit, denn die von ihm entworfenen Trainingspläne kamen gut an und die Männer des ersten Rheinlands waren in Top Form. Sogar Brinkner soll unter der Führung von Nietfeld richtig aufblühen, aber da der Kommissar das Training im geheimen abhielt und man die Leute aus Brinkners Zug kaum noch sah, konnte Kraft nichts davon bestätigen. Spätestens auf Sabbit würde sich zeigen, wie die Jungs sich schlagen würden.
Als Kraft auf sein Chronometer schaute besserte sich seine Laune sogar noch mehr. Er hatte Dienstschluss und es wurde Zeit, seinen hart verdienten Sold auf den Kopf zu hauen und zwar auf dem Unterdeck. Kraft wusste schon gar nicht mehr, wann er sich das letzte Mal in einem dieser „Soldatenparadiese“ hat blicken lassen, auf jeden Fall nicht mehr seitdem er zum Hauptmann befördert wurde und das war nun schon fast sechs Monate her.
Einen solchen Abend plante man natürlich nie alleine, weshalb Kraft auch De Vall wie vereinbart am Lift zum Unterdeck aufsammelte. Kraft und De Vall kannten sich schon seit ihrer Grundausbildung und hatten noch nie eine Dienstschlusstour ohne den jeweils anderen gemacht.
So wie Kraft hatte auch De Vall seine lockere Ausgehuniform an. Ein einfacher blaugrauer Waffenrock mit einer einfachen blaugrauen Hose. Sie war vielleicht ungewohnter zu tragen als die normale Gefechtsausrüstung, war dafür aber deutlich bequemer.
„Sind sie bereit für unseren Sondereinsatz ‚Herr Hauptmann’?“, De Vall war auch gut drauf, so etwas merkte man bei dem rheinländischen Riesen schon auf Sichtweite. „Wenn du noch einmal meinen Rang so betonst, stell ich dich vors Kriegsgericht, lass dich standrechtlich erschießen und werde persönlich deine Asche in alle Windrichtungen verstreuen du Kanallie“, De Vall schüttelte Kraft lachend die Hand. „Wie sieht den unsere Abendplanung für heute aus Felix?“, Kraft ging schon in den bereitstehenden Aufzug. „So wie immer Wini, Königsmord und Nutten und je nachdem wie gut die Rausschmeißer sind, arbeiten wir uns von den noblen Schuppen nach unten vor.“ Kraft griente: „Hervorragend!“ er drückte auf den Knopf und der Aufzug schoss abwärts Richtung Unterdeck.
„Sach mal Winfried, weißte eigentlich was Genaues über unseren neuen Einsatzort?“ Kraft war ganz verdattert: „Was ist den mit dir los Felix? Ich dachte wir wollten uns heute zum letzten Mal vor dem Einsatz amüsieren und nun fängst du an über das Geschäftliche zu reden?“ „Ich mein ja nur… Vom Oberst erfahre ich nichts mehr. Der Alte ist den halben Tag unterwegs zum Trainieren oder zu Besprechungen mit den Offizieren und in sein Quartier darf absolut niemand mehr rein. Ich habs Mal versucht, weil ich ihm ne Nachricht bringen wollte. Kaum hatte ich die Klinke runter gedrückt, kam einer der Wächter rausgeschossen und wollte mir den Kopf abreißen. Hab mir bald in die Hose gemacht, so kam der auf mich zu geschossen.“ „Is ja gut Felix, willste was genaues wissen?“ De Vall zögerte etwas mit seiner Antwort, als wäre es ihm peinlich: „Es geht um den Pilgerschrein der sich dort befindet. Weißt du, wem er geweiht ist? Ich mein nur, wegen den richtigen Gebeten und so…“
Da Kraft merkte, wie ernst es seinem Freund war, verkniff er sich jeden Anflug eines Lachens. De Vall war einer der religiösesten Soldaten die Kraft kannte, nur fehlte es ihm zu seiner Erfurcht leider an Wissen über die Heiligen und ihre Geschichten. „Mach dir keine Sorgen Felix. Der Schrein auf Sabbit ist dem Heiligen Fausturnus und natürlich Sabbat geweiht und deren Litaneien hast du ja denke ich drauf. Früher war das Nest wo wir hin kommen sogar eines der Hauptziele für Pilger, weil die Leute dachten, dass Fausturnus selbst dort begraben wäre, aber dann haben die seine Knochen irgendwo auf der anderen Seite des Imperiums gefunden, keine Ahnung wie die das hinbekommen haben.“ De Valls Stirn lag in Falten und er schien angestrengt nach zu denken: „Aber du hast doch gesagt, das der Schrein immer noch Fausturnus geweiht ist, wie kann das den sein, wenn seine Knochen gar nicht da sind?“ Kraft klopfte seinem Freund auf die Schultern: „Mensch mach dir nicht so viele Gedanken! Dort hat damals das erste Treffen zwischen Sabbat und der Imperialen Armee statt gefunden und wie du weißt ist der Feldmarshall des damaligen Kreuzzuges Fausturnus gewesen. Deshalb ist der Schrein den beiden geweiht.“ Als der Lift schließlich auf dem Unterdeck ankam, sah De Vall deutlich erleichtert aus.
Kraft genoss immer den ersten Atemzug, den er auf einem der Unterdecks machte. Viele Leute sagten immer, dass der Geruch der Unterdecks auf einem Schiff nur noch durch den Geruch der Agrarbereiche mit ihren Viehställen überboten wurde, aber Kraft war da anderer Meinung. Sicher, der Geruch oder besser die Gerüche des Unterdecks waren mehr als Ungewohnt. Aber sie hatten oft etwas Exotisches an sich, das Kraft immer genoss. Der Geruch von Speisen und erlesenen Gewürzen, die von Welten kamen die auf der anderen Seite der Galaxis lagen war fantastisch und es gab immer etwas Neues zu entdecken. Aber das war nur ein kleiner Bestandteil des Geruchscocktails der sich in solchen Schiffsregionen zusammen braute. Wer genau darauf achtete konnte vieles heraus riechen. Der schwere Duft von Weihrauch, den die Priester auf ihren Prozessionen verteilten, der Rauch von Lohstäbchen und anderen Drogen, die Grundnote von Eisen die man im ganzen Schiff war nahm, zusammen mit den Dämpfen des Schmierfetts der beweglichen Teile. Wenn man genau aufpasste konnte man sogar die leichte, süße Note des Parfüms wahrnehmen, dass die Prostituierten trugen wie einen Seidenschleier. Natürlich roch es auch nach Schweiß, Mist und Erbrochenem, so etwas gehörte natürlich auch zu einem richtigen Unterdeck, aber derlei Gerüche musste man halt ausblenden, wenn man den Rest genießen wollte.
Die Gänge zwischen den vielen Ständen der Händler waren zum ersten Mal seit einer Woche wieder brechend voll, da dies der letzte Dienstfreie Tag vor der Landung war. Die Gloria Deus war für Imperiale Verhältnisse ein mittelgroßer Transporter und konnte bis zu zehn Regimenter transportieren, auf dem weg nach Cociminus war sie jedoch fast leer, da die meisten Truppen, die vorher an Bord waren vor dem Eintritt in den Warp auf einen anderen Transporter gebracht wurden. Im Moment befanden sich daher nur drei Einheiten auf dem ehrwürdigen Schiff. Neben den Rheinländern, die auf dem weg nach Sabbit waren, gab es noch zwei weitere Regimenter, die von Hyrkan kamen und sich für die Sturmlandung auf Cociaminus vorbereiteten.
Mit den Hyrkanern hatte Kraft bisher nicht viel zu tun gehabt. Sie waren ein harter Menschenschlag, genügsam und eisern und sie hatten schon viel Ruhm gesammelt. Jedoch waren sie nach außen hin nicht sehr gesprächig, weshalb Kraft schnell die Versuche der Kontaktaufnahme aufgab. Eben jene Hyrkaner tummelten sich nun zusammen mit den Rheinländern in großen Zahlen zwischen den vielen Bars und Freudenhäusern und brachten Leben in das Deck.
„Hast du die gezinkten Karten und die Liste der Casinos Felix?“ De Vall zückte mit verschworenem Grinsen einen Beutel und ein Stück Papier.
Kraft grinste zurück: „Dann mal an die Arbeit.“