40k Rheinland Omnibus

Schwester Damokles stand in Begleitung von Kardinal Firnis und zweier Schwestern etwas abseits der wuselnden Soldaten um selbige bei ihrer Arbeit zu beobachten. „Sie sind fleißig, nicht wahr meine Liebe?“, der Kardinal schaute Schwester Damokles bei diesen Worten nicht an. Wie immer stützte er seinen alten Körper schwer auf seinen Gehstock, auch wenn es heute nicht so schlimm war wie beim Empfang vom gestrigen Tage. Heute war der Kardinal in viel leichtere, weiße Gewänder gehüllt und hatte auch keine schwere Kopfbedeckung auf. Seine scharfen grünen Augen versuchten die ganze Szene im Blickfeld zu haben. „Ich bin gewillt ihnen zu zustimmen. Ich hätte nicht gedacht, dass der Oberst sich mit seinen Männern so schnell an die Arbeit machen würde.“ Kardinal Firnis Blick wanderte zu Schwester Damokles herüber: „Ach ja, der Oberst. Sie hatten ja gestern das Vergnügen. Wie ist er so?“ Damokles Stirn legte sich in Falten. Solche Fragen des alten Kardinals blieben selten ohne Folgen: „Er ist…kompetent. Er hat sich gestern fast ausschließlich über die Festung informiert. Meinen Fragen gegenüber war er hingegen recht kurz angebunden, aber vielleicht ist diese Schweigsamkeit so eine Marotte seines Volkes. Ich kann mich zum Beispiel nicht daran erinnern, dass seine Wachen überhaupt etwas gesagt haben.“ Firnis nickte schwer mit dem Kopf und tat so, als ob er sich seine nächste Frage noch überlegen musste. Innerlich schüttelte Damokles den Kopf, da sie mittlerweile seine Marotten kannte. „Glauben sie, meine Gute, ob er es vielleicht ist?“
Damokles musste nicht lange nachdenken, schließlich hat sie schon die ganze Nacht über dieser Frage gebrütet: „Ich weiß es nicht, wir sollten lieber warten, schließlich erwarten wir noch einen richtigen General.“

Gegen Mittag traf das Mechanicus mit lautem Getöse ein. Drei Transporter, jeder deutlich größer als die Nussschalen, mit denen das erste gelandet ist, schwenkten aus der oberen Atmosphäre auf den Hirtenberg ein. Kaum waren sie gelandet, luden sie auch schon ihre Fracht in großen Mengen ab, schließlich war das Mechanicus sehr beschäftigt und hatte kaum die Zeit, sich um einen so nebensächlichen Schauplatz zu kümmern wie Sabbit I einer war. Zu Staplern umfunktionierte Sentinels und etliche Lastwagen strömten aus den Transportern, um die vielen schweren Bauelemente ab zu laden. Bunker und Quartierkomponenten, ganze Mauerabschnitte und auch stationäre Geschütztürme, sowie leichte Schildgeneratoren, nichts fehlte.
Alles wurde in einem gewaltigen Tempo von Bord gebracht und nach nur drei Stunden konnten alle drei Transporter wieder starten. Gewaltige Mengen an Baumaterial waren nun zusammen mit einigen Techpriestern und den dazugehörigen schweren Maschinen auf dem Acker verteilt, aber es würde keine Woche dauern, bis der Haufen gänzlich verschwunden war, denn schon jetzt begann man damit, die ersten Elemente zu verbauen.

Vier Tage waren nun schon seit der Landung vergangen, vier Tage die und dafür dankte der Alte dem Imperator, absolut ereignislos vergangen waren. Die Arbeiten an den Gräben gingen trotz des schwierigen Untergrunds planmäßig voran, die Schneise im Wald war fertig, die Späher hatten die ersten Minenfelder und Fallengebiete angelegt und auch die Moral war noch hervorragend.
Mittlerweile hatte er sich auch schon seinen Gefechtsstand eingerichtet, in dem er sich auch gerade befand, um noch einmal einige Karten zu wälzen. Es gab tatsächlich extra für solche Fälle ein sehr gut ausgestattetes, wenn auch etwas veraltetes Taktikzimmer in mitten der Festung. Angeschlossen an diesen Raum war ein Langstrecken-Funkraum, in dem sich De Vall breit gemacht hatte, sowie mehrere Räumlichkeiten für die Unterbringung der Stabsoffiziere. Schenk hatte richtig gejauchzt, als er sein neues voll möbliertes Büro gesehen hatte. Die Technik des Taktikraumes an sich war alles in allem zwar etwas veraltet, funktionierte aber noch tadellos und würde auf jeden Fall den Dienst erfüllen. Ein großer zweidimensionaler Taktiktisch füllte den größten Teil des Raumes aus, dazu kamen etliche Cogitatoren und einige Plätze für Analyse Servitoren.
Auch der Funkraum schien seinen Zweck zu erfüllen, da De Vall sich dort mehr oder weniger verbarrikadiert hatte und nur noch zum Essen den Raum verließ. Tatsache war, dass Rossmann perfekten und ununterbrochenen Kontakt zu den anderen Verteidigungszentren auf Sabbit und zur Flotte hatte. Sogar Kampfberichte von Cociaminus bekam er durch De Valls Arbeit.
Tatsache war, dass dort die Lage lange nicht so ruhig war, wie es auf Cociaminus gerade der Fall war. Der erste Tag der Landung hatte wie erwartet fürchterliche Verluste mit sich gebracht. Entweder waren bei weitem mehr Feinde auf dem Planeten als vermutet oder der Beschuss der Flotte war extrem nutzlos gewesen. Die gelandeten Regimenter, darunter auch einige Rheinländische, hatten in den ersten vierundzwanzig Stunden alle Mühe gehabt, einen Brückenkopf zu erobern und zu halten, damit nachkommende Wellen sicher landen konnten. Der Feind schien sogar einige Titanen zu haben, die er gegen die frisch gelandeten Truppen warf. All das würde jedoch nichts am Ausgang der Operation ändern. Die Eroberung von Cociaminus war nur eine Frage der Zeit. Der Kreuzzug war gerade erst angelaufen und der Erzfeind hatte nicht die Mittel ihn an dieser Stelle aufzuhalten.
Sabbit hingegen war kein wichtiges Ziel und es würde von Rossmann und den anderen Kommandanten der Ballungsräume abhängen, ob der Planet fällt oder nicht und um das zu verhindern brütete Rossmann schon seit Tagen immer wieder über den taktischen Anzeigen. Es galt die Stellungen zu optimieren und möglichst viele überlappende Feuerbereiche zu erstellen. Diese Schlacht würde wenn sie Anfing auf einen Grabenkampf hinauslaufen, da war sich der Alte absolut sicher und wenn die Rheinländer eines konnten, dann Grabenkämpfe. Ein höfliches Klopfen kündigte einen Gast an und Rossmann forderte ihn auch gleich dazu auf, ein zu treten. Es war Brinkmann, Helm und Gasmaske am Gürtel und den Schweren Mantel zusammengefaltet unter dem Arm, sah der Stabsfeldwebel etwas außer Atem aus, das sonst so bleiche Gesicht war rot und feucht vom Schweiß. Erleichterung machte sich auf seinem Gesicht breit: „Ach hier sind sie Herr Oberst, wir haben sie schon überall gesucht. Die Verstärkung ist eingetroffen und die Kommandanten wollen sie sprechen.“
Rossmann sprang sofort auf, setzte sich die Mütze auf und warf sich seinen schweren Mantel über. Er war sauer auf sich selbst, zum einen, weil er nicht mehr daran gedacht hatte, dass die Verstärkung jeden Moment eintreffen konnte und zum anderen, dass er seinen Stabsfeldwebeln nicht gesagt hatte, wo er war. Nun war ihm der Lapsus unterlaufen und er hatte gegen das Protokoll gehandelt. Anstatt die Kommandanten der Cadianer und der Jardi ordnungsgemäß am Landeplatz zu begrüßen. Nun musste er sich beeilen, um die ganze Angelegenheit nicht noch peinlicher werden zu lassen.

Auch die Transporter, mit denen die Cadianer und die Jadi landeten, waren deutlich größer als die Transporter der Rheinländer, dafür aber auch nur zu zweit. Schon vor einer halben Stunde hatten sich die gewaltigen Rampen geöffnet und seitdem konnten die staunenden Soldaten beobachten, wie Panzer für Panzer, Geschütz für Geschütz aus den Bäuchen der großen Raumschiffe rollten.
Das Schauspiel mit der kleinen Abordnung aus Miliz, Sorroritas und den Adepten, welches zum Empfang der Rheinländer angetreten war, hatte sich auch hier wiederholt. Die beiden Kommandanten der Verstärkungstruppen wurden mit allen Ehren begrüßt, auch wenn dieses Mal ein Mann mehr im Begrüßungskomitee war.
Major Schneider stand nervös in der Reihe der Würdenträger und wartete auf seinen Oberst. Zwar war er der stellvertretende Kommandant des ersten, aber hasste solche Veranstaltungen nach Protokoll, dort fühlte er sich immer zu unsicher und wie auf dem Präsentierteller. Schwester Damokles war mit ihrer Vorstellungsrunde schon bei den Adepten angekommen und würde gleich zu ihm weitergehen. Schon bei dem Gedanken, sich mit den beiden Offizieren auseinandersetzen zu müssen wurde Schneider ganz heiß unter seinem Mantel. Er wüsste nicht einmal, was er ihnen sagen sollte oder ob er nur salutieren brauchte oder ob man sich auch die Hände schüttelte. Was wenn einer von ihnen Fragen stellen würde? Am Ende würden sie womöglich nur Hochgotisch sprechen und ihn wie den letzten Hinterwäldler aussehen lassen.
Eine Hand berührte plötzlich von hinten seine Schulter und Schneider schreckte hoch. Rossmann stand lächelnd neben ihm: „Na Eckbert, habe ich irgendwas verpasst?“ Schneider schüttelte erleichtert den Kopf, da gerade in diesem Moment die kleine Delegation unter Schwester Damokles zu ihm weiterrückte. „Und hier die wahrscheinlich wichtigste Person der kommenden Zeit, Oberst Rossmann vom ersten Rheinland“, die Ausführung von Schwester Damokles war für Schneiders Geschmack etwas Dick aufgetragen, aber jedem das seine.
Nun wo er selber nicht mehr in der Schusslinie stand, nahm Schneider sich die Zeit, die beiden Kommandanten genauer zu betrachten.
Der Befehlshaber der 4. Jardi Artillerie war ein Oberst und hieß Servere. Schneider hatte noch nie etwas von einem Planeten Namens Jardi oder gar seinen Soldaten gehört. Augenscheinlich schienen sie von einer sehr heißen Welt oder zumindest sehr sonnigen Welt zu kommen. Sowohl der Oberst, als auch die Soldaten die Schneider auf den vielen Basilisken gesehen hatte, hatten alle einen sehr dunklen Hauttyp, der größtenteils richtig schwarz war. Natürlich hatte Schneider während seiner Dienstzeit schon etliche Männer und Frauen mit schwarzer Haut gesehen, schließlich kam dieser Hauttyp auch auf Rheinland vor, aber noch nie ein ganzes Regiment von ihnen. Er hatte auch noch nie so viele Frauen in Uniform gesehen. Fast jedes dritte Besatzungsmitglied auf einem der Basilisken war weiblich und wenn Schneider ehrlich zu sich war, auch nicht gerade schlecht anzusehen. Die Jardii hatten sehr wohlproportionierte Gesichtszüge, die teilweise wahrhaft aristokratisch aussahen, kurzes, krauses Haupthaar und ein Lächeln, welches irgendwie ansteckend war.
Die Besatzungsmitglieder der Basilisken trugen durchweg erdfarbene Overalls und dazu passende Feldmützen. Dadurch wirkten sie gegen die voll ausgerüsteten, Mäntel tragenden Rheinländer fast schon ein bisschen nackt. Oberst Servere und die Offiziere, die Schneider identifizieren konnte, nahmen sich bezüglich der Kleidung schon etwas mehr Freiraum. Der Oberst trug einen eleganten, ebenfalls erdfarbenen Drillich mit dezenten Verziehrungen. Dazu kamen ein halblanger, brauner Mantel und eine Offiziersmütze. Ein paar Orden zierten seine Brust und rundeten den Gesamteindruck elegant ab.
Die Cadianische Abteilung hingegen war etwas anderes. Cadianer waren im Imperium so etwas wie eine Legende, so zu sagen die Space Marines der Imperialen Armee. Jeder Rheinländer kannte die Heldensagen, die diesem Volk zugeschrieben werden und wusste von der legendären Disziplin und der unsagbaren Tapferkeit. Die Schlacht bei Kasr Tyr oder der Sturm auf die Koterzia Makropole, fast an jedem größeren Konflikt im Reich der Menschheit waren Cadianische Regimenter beteiligt und nicht zuletzt waren sie es, die ihre Heimatsysteme gegen nicht weniger als zwölf schwarze Kreuzzüge verteidigt haben. Seit Jahren hoffte Schneider einmal einem dieser Regimenter zu begegnen, wenn auch nur, um zu sehen, ob all die Legenden stimmten.
Im Vergleich zu den Jardi sahen die Männer des 233. Cadianischen Panzerregimentes schon mehr nach Soldaten, den nach Mechanikern aus. Sie trugen einen leichten braunen Drillich, so wie man ihn von den vielen Bildern kannte und dazu einige dunkelgrüne Panzerplatten. Die einzelnen Panzerkommandanten, die aus ihren Fahrzeugen schauten trugen zudem noch Ehrenkordeln und schnittige Mützen.
Das wirklich interessante war jedoch der Kommandant der Truppe. Gerade stand General Cato Fork in voller Pracht vor ihm und salutierte vor Oberst Rossmann. General Fork war ein älterer Mann, der die Eigenschaft hatte, von oben bis unten Autorität aus zu strahlen. Edle Gesichtszüge, eine etwas exponierte Hakennase und ein hochwertiges, linkes bionisches Auge sorgten dafür, dass man sich dass Gesicht gut einprägte. Die Uniform wurde von einem polierten Kürass mit einem goldenen Aquila auf der Mitte dominiert, Orden waren dort nicht zu finden. Die Ränder des Drillichs waren reich mit goldenen Stickereien verziert und eine rote Ehrenschärpe, die den Mantel auf Beckenhöhe umschlang sorgte für einen Blickfang auf halben Weg. Schneider hatte im Vorfeld der Kreuzzugsvorbereitungen schon das Ein oder Andere über General Fork gehört. Er wurde schon einige Male in den Armeeberichten erwähnt und hatte schon bei einigen wirklich großen Schlachten mit gemacht. Man sagte über ihn, dass er solide Leistungen erbrachte, aber außerhalb des Panzerkampfes nicht viel Erfahrung hatte.
Zum Glück würde zumindest dieser Punkt die kommenden Kämpfe nicht sehr beeinflussen. Traditionell ist es bei der Imperialen Armee schon immer so gewesen, dass bei Bodenkämpfen die Infanterie das Kommando hatte. Fork hatte als General sicherlich den höchsten Rang, aber Rossmann gab trotzdem die Befehle, auch wenn er nur Oberst war. Wenn General Fork damit ein Problem hatte, dann zeigte er es auf jeden Fall nicht.
Nach einem kurzen Geplänkel zwischen den drei Kommandanten, zogen sie sich auch schon in Richtung der Festung zurück. Der Alte signalisierte Schneider, dass er seine Hilfe nicht brauchen würde, was Schneider wiederum recht gut passte. Er konnte sich schließlich besser um den Ausbau der Verteidigung kümmern, als schon wieder einen taktischen Plan durch zu kauen, den er schon längst auswendig kannte. Schließlich hatten sie nur noch ungefähr drei Wochen Zeit.
 
Also besonders den Cadianer kann ich mir gut vorstellen. So wie die zahlreichen Bilder und die herrlichen Minis der Cadianer sie immer zeigen. Und für die Kommandosache, dass der Oberst einem General befehle erteilt, dafür gibt's auch viele Beispiele (zum Beispiel aus dem zweiten Weltkrieg oder dem Kosovo).
Und schön, dass der olle Schenk ein schmuckes Büro bekommen hat.
 
Ich meld mich dann auch mal wieder. Der neue Teil ist ja vergleichsweise kurz, oder? Passieren tut ja nicht viel. Mir gefällt es trotzdem, von den Neuankömmlingen zu lesen. Bin mal gespannt, wie sich die Panzer machen. 😉

So langsam wird es aber Zeit, dass die Action losgeht, oder? Oder wenigstens ein paar aufregendere Perspektiven als nur die ständigen Landungen. Ein Kapitel aus Sicht der Späher wäre doch auch nicht schlecht, oder?

Aber nunja, ich warte einfach mal ab.

SHOKer
 
Kapitel 6

„Das Schiff ist dein Heim und wo dein Heim ist, ist auch das Heim des Imperators. Schütze dein Heim!“
-Flotten Gebet-

Kapitän Bentheim stand mit verschränkten Armen in der Mitte seiner Brücke und starrte in das kalte All hinaus. Es war der sechsundzwanzigste Tag nach dem Beginn der Landung auf Cociaminus. Bentheim hatte ab und zu die Berichte der Kämpfe am Boden überflogen und wusste deshalb, dass seit dem Tag der Landung nun schon zwei Millionen Imperiale Soldaten gefallen waren. Es waren moderate Verluste und sie entsprachen in etwa der Planung, dafür war die Offensive bis jetzt sehr gut verlaufen und die ersten Makropolen waren auch schon gefallen.
All das wusste Bentheim, aber es interessierte ihn nicht. Er war Kapitän eines Imperialen Kreuzers der Diktator Klasse, so etwas Banales wie Bodenkämpfe waren für ihn unbedeutend. Was wirklich relevant war, würde hier im Raum passieren und das sehr bald.
Vier Tage war es nun her, als der Navigator und die Astrophaten plötzlich aktiv wurden. Bis zu diesem Tag konnten sie nicht viel über die Mächte berichten, die durch den Warp auf sie zu kamen, aber das änderte sich schlagartig. Die Wogen im Warp hätten sich geglättet, sagten sie und dass sie nun klar sehen konnten. Sämtliche Astrophaten und Navigatoren, die befragt wurden sagten das Selbe. Der Feind würde am sechsundzwanzigsten Tage kommen, zur vierten Stunde und im Osten des Systems.
Kurz darauf hatte sich die Flotte versammelt. Zwei Schlachtschiffe, drei Schlachtkreuzer, zwei Panzerkreuzer, fünf schwere und sieben leichte Kreuzer. Dazu kamen noch einige Trägerschiffe sowie etliche Zerstörer und Fregatten. Bentheim hatte schon seit viel zu langer Zeit nicht mehr an der Seite einer so gewaltigen Armada gekämpft und empfand es als Ehre an den kommenden Kämpfen teilnehmen zu dürfen. Leider wussten sie schon jetzt, dass sie ihre Aufgabe nicht zur Gänze erfüllen konnten.
Die Imperiale Flotte über Cociaminus war dort, um sicherzustellen, dass der eigene Nachschub ungehindert auf den Planeten gelangte, der Feind aber von der Verstärkung abgeschnitten war. Die Flotte, die sich im Moment durch den Warp bewegte war jedoch so gewaltig, dass sich die Prioritäten verschoben hatten. Der aller größte Teil des feindlichen Verbandes bestand aus Transportern aller Größen, die bis oben hin vollgestopft waren mit Kultisten, Kriegsmaschinen und Nachschub. Diese Schiffe würden alles daran setzen, ihre Fracht irgendwie auf die Planeten zu bringen. Das Problem war nur, dass die Astrophaten neben den kleinen Transportern noch etliche kapitale Schiffe ausgemacht hatten.
Der Imperialen Flotte blieb daher nichts anderes übrig, als die kleinen Transporter zu ignorieren, um den Kampf mit den kapitalen Schiffen auf zu nehmen. Es war langfristig wichtiger, dass der Raum in Imperialer Hand verblieb. Für die Bodenkämpfe gab es noch mehr als genug Reserven, diese konnten aber nur sicher zum Kriegsschauplatz gebracht werden, wenn der Raum um Cociaminus frei von Chaos Kreuzern war und dafür würde Bentheim sorgen.

Die äußere Verteidigungslinie um den Hirtenberg hatte mittlerweile eine Gesamtlänge von zwölf Kilometern und umschloss die imposante Trutzburg so wie die innere Linie mittlerweile lückenlos. Hauptmann Koch wusste die genaue Länge der Linie, weil er im Rahmen seines neuen Drill-Plans dazu übergegangen war, diese Strecke Tag für Tag mit den Sturmpionieren ab zu laufen. In den ersten Tagen, wo gerade angefangen wurde, die Gräben aus zu heben und die Bäume zu fällen, schafften die meisten gerade einmal eine Runde und das auch nur mit Müh und Not. Mittlerweile, nach fast vier Wochen Training schafften seine dreihundert Mann problemlos morgens zwei Runden und abends noch einmal zwei.
Koch wusste, dass er sehr hohe Anforderungen stellte. Alleine die volle Gefechtsausrüstung, die jeder beim Lauf tragen musste, hätte die meisten normalen Soldaten schon zusammenklappen lassen. Der Plattenpanzer, die modifizierte Schrotflinte, eine verbesserte Gasmaske, zusätzliche Handgranaten und Sprengladungen, all das kam auf die Standardausrüstung noch obendrauf und brachte das Gewicht der gesamten Ausrüstung auf locker über fünfzig Kilo. Die Spezialisten der Trupps waren sogar noch ärmer dran, denn sie mussten anstatt der Schrottflinte deutlich schwerere Melter oder gar einen Flammenwerfer samt vollem Tank mit sich herumschleppen.
Die Soldaten der anderen Kompanien, aber vor allem die Cadianer, die Jardi und die Männer der PVS stöhnten schon beim bloßen Anblick des täglichen Rituals, von den Sturmpionieren war aber keine einzige Beschwerde zu hören.
Durch die Anstrengungen der Späher und der neuen Kommissarseinheit von Nietfeld waren die Pioniere in ihrem Stolz verletzt, schließlich waren sie die Elite der Rheinländer. Die Männer waren so vom Ehrgeiz ergriffen, dass selbst Koch schon einige Male einschreiten musste, wenn zum Beispiel eine Nahkampfübung zu rabiat wurde.
Jeden Tag liefen sie die Linie ab und Koch war sehr zufrieden, sowohl mit seinen Männern, als auch mit den Gräben. Die erste und die zweite Verteidigungslinie standen nun und strotzten nur so vor Bunkern und Geschützstellungen. An der Oberfläche arbeiteten die Waffentrupps schon daran, die Feuerbereiche ab zu stimmen und auch die Jardi hatten damit begonnen sich mit ihren Basilisken langsam auf die verschiedenen Sektoren ein zu schießen. Minen, Stacheldraht und Panzersperren wurden verlegt und man hob Panzergräben an den wichtigen Stellen aus. Unter der Erde wurden die letzten Arbeiten an den Bombensicheren Quartieren und Verbandsplätzen zu Ende gebracht. Es war lange nicht die Eindrucksvollste Verteidigung, die Koch in seiner Dienstzeit gesehen hatte, aber es würde reichen, schließlich hatten sie hier keine drei Jährige Kampagne vor sich.
Koch zog sich seine Maske vom Kinn und Befahl den Halt, da sie die zweite Runde geschafft hatten, das musste für die morgendliche Tour reichen. Es würden nun noch einige Nahkampfübungen folgen und dann war seine Einheit für die Schanzarbeiten eingeteilt. Vorm graben war auch die Elite nicht befreit, schon gar nicht, wenn der Feind jeden Tag landen konnte. Im Moment ruhten sich die Männer jedoch erst einmal aus. Nur weil sie die zwei Runden in voller Montur mittlerweile schafften hieß es nicht, dass diese Tortur ohne weiteres an ihnen vorbei ging. Koch selber, obwohl er der womöglich durchtrainierteste Mann des ersten war, war nach jedem Durchgang absolut fertig, jedoch war er der letzte der dies zeigen oder zugeben würde.
Um sie herum war es immer noch so geschäftig wie am ersten Tag. Männer legten letzten schliff an die Gräben, Servitoren gruben tiefe Quartiere und Versorgungsgänge aus und kurz vor der Stadt wurden mächtige Bunker hochgezogen, welche die Werkstätten der Cadianer und der Jardi beherbergten. In diesen neuen Werkstätten hielten sich die fremden auch hauptsächlich auf. Ab und zu konnte man wohl einen der Jardi treffen, wie er mit Rheinländern sprach oder sogar Karten spielte. Sie waren ein sehr angenehmer Schlag von Menschen, dachte Koch bei sich. Freundlich und humorvoll, dafür aber auch recht Schüchtern. Die Cadianer hingegen waren anders. Möge an ihrem Mythos Stimmen was da wolle, aber sie waren ein ziemlich hochmütiger Haufen. Sie blieben grundsätzlich unter sich und sprachen nur mit anderen, wenn es unbedingt nötig war. Ab und zu konnte man wohl einen der schwarzen Drilliche unter ihnen erkennen, die die Rheinländischen Panzerfahrer trugen, aber das war wohl so ein Panzer Ding und zählte für Koch nicht. Seine endgültige Meldung über die Cadianer würde eh erst fest stehen, wenn auf sie geschossen wurde. Das war das einzige Verhalten, das für Koch relevant war.
Ein Rheinländer kam aus Richtung der Festung winkend auf ihn zu und er brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass es sich um De Vall handeln musste. Der Kommunikationsoffizier hatte weder Helm noch Maske auf und schien völlig außer Atem zu sein.
Als er bei ihm angekommen war, fing er an, wild mit den Händen zu gestikulieren und nach Luft zu schnappen: „Schnell zum Oberst…dringend….Feind ist im System.“ Koch ließ sofort alles stehen und liegen und lief in Richtung Festung. Hinter sich konnte er noch hören, wie De Vall wohl seinen Atem wiedergefunden hatte: „Und nächstes Mal, stell dein verdammtes Helmkomm gefälligst ein!“

Vier Stunden waren vergangen, seit dem der sechsundzwanzigste Tag angebrochen war und plötzlich spielten die Sensoren der Imperialen Flotte verrückt und die Astrophaten begannen laut zu schreien. Der Grund für diese Anomalie befand sich in über sechshunderttausend Kilometern Entfernung zu Cociaminus. Mitten in der Tiefe des schwarzen Alls tat sich ein Warpriss von gewaltigen Ausmaßen auf, aus dem sich Augenblicklich viele hundert metallische Objekte ergossen.
Die ersten Imperialen Augenzeugen, die dieses Schauspiel beobachteten waren die Besatzungen des Zerstörergeschwaders ‚Imperiale Tugend’. Die drei eleganten Schiffe der Schwert Klasse waren auf einer der äußeren Postenketten, als sich in nur wenigen zehntausend Kilometern Entfernung die bis zu diesem Zeitpunkt gewaltigste Chaosflotte des Kreuzzuges in den Realraum ergoss.
Die zwei einsamen Taktikservitoren an Bord des Führungsschiffes ‚Gerechte Rache’ überschlugen sich mit Analysen und kamen kaum damit nach, die vielen Schiffe zu Zählen. Viele Hundert Transporter, viele gerade einmal groß genug um Warpfähig zu sein, einige aber so gigantisch wie ein Schiff des Mechanicus schossen aus dem dunkeln des Warp wie ein Stahlregen. Zwischen ihnen krochen immer wieder gigantische Kolosse, die vor Waffen strotzen und mit grässlichen Symbolen übersäht waren. Die Entfernung des Zerstörergeschwaders war gerade groß genug, dass die Besatzungen die Szene mit der optischen Sichtvergrößerung voller Grauen betrachten konnte. Schnell wurden zehn kapitale Schiffe gezählt, alle mindestens so groß wie ein Kreuzer, viele deutlich größer. Wertvolle Sekunden verbrachte der Kapitän der ‚Gerechte Rache’ damit, auf seiner übersichtlich kleinen Brücke zu stehen und die Situation zu Begreifen. Für die Maßstäbe eines Raumkampfes waren die Schiffe des Erzfeindes gerade einmal einen Steinwurf von den drei winzigen Zerstörern entfernt und es war reines Glück, dass die unheiligen Sensoren der kapitalen Schiffe nicht sofort ausgeschlagen hatten.
Als man auf der Brücke der ‚Gerechte Rache’ endlich die Lethargie abschütteln konnte, war es fast schon zu spät. Der Kapitän gab den Befehl, sofort alle Torpedos zu verschießen und dann mit vollem Schub einen Fluchtkurs ein zu schlagen. Hektisch wurden die Kommunikationsgeräte aktiviert um zumindest den Rest der Flotte zu warnen.
Da die Waffensysteme für Schiffe der Postenketten so wie immer scharf und feuerbereit waren, wurde der Befehl sofort ausgeführt und über zwanzig Torpedos begannen ihren Flug in Richtung Ziel, welcher nur wenige Sekunden dauerte. Man hatte ungezielt geschossen, aber das war bei einer so enormen Masse an Feinden auch nicht wichtig. Fast alle Flugkörper fanden ein Ziel. Transporter Explodierten, Frachter wurden in Stücke gerissen und auch eine schändliche Fregatte nahm schwere Schäden, da sie nicht auf einen so überraschenden Angriff vorbereitet war. Spätestens ab da erkannten die großen Schiffe jedoch die Gefahr in ihrer Mitte und fuhren ihrerseits die Waffen hoch.
Die drei Zerstörer waren für imperiale Verhältnisse enorm schnelle und wendige Schiffe, aber der Feind war direkt hinter ihnen und hatte mehr Waffen, als man auf Anhieb hätte zählen können. Es dauerte nicht lange, bis ihnen ein wahres Gewitter aus Laserstrahlen, Lanzen und gewaltigen Projektilen folgte, jedes ausreichend, um die Zerstörer in Stücke zu reißen. Die Piloten navigierten Tapfer und mit höchstem Geschick, aber bei einer solchen Masse an Feuer war selbst das zu wenig.
Zuerst traf es die „Stolz über Eitelkeit“. Bei einer gewagten Rechtsdrehung erwischte sie ein Lanzenstrahl, der von einem barocken und offensichtlich besessenen Schlachtkreuzer abgefeuert worden war. Der vor Energie blendende Strahl traf perfekt und fraß sich in Sekunden durch die Schilde und Panzerung wie eine kleine Sonne. Das im Vergleich winzige Schiff explodierte sofort, da sich sämtliche Munition und die Plasmazellen durch die enorme Hitze in einer Kettenreaktion auflösten.
Kaum dreißig Sekunden später folgte ihr die ‚Wachsamkeit im Geiste’. Ein Zufallstreffer einer Projektilwaffe traf sie am Heckschild. Für sich allein genommen hätte dieser Treffer keinen Schaden angerichtet, da die vollen Heckschilde ihn problemlos kompensieren konnten. Die kinetische Wucht des Einschlages brachte den Zerstörer jedoch aus der Flugbahn und ins trudeln. Durch diesen Kontrollverlust war das Schiff für kurze Zeit langsamer, dadurch schließlich leichte Beute und wurde von fünf Lasersalven in alle Atome zerrissen.
Die ‚Gerechte Rache’ hingegen hatte Glück. Durch das Opfer ihrer beiden Schwestern waren sowohl die automatischen Zielsysteme als auch die korrumpierten Bordschützen abgelenkt. Die hellen Explosionen hatten die Optiken geblendet und das nun entstandene Trümmerfeld erzwang Neuberechnungen der Flugbahnen. Das alles dauerte zwar nur einige Sekunden, aber diese kurze Zeitspanne reichte, damit sich die ‚Gerechte Rache’ in Sicherheit bringen konnte.

Durch das Opfer des Zerstörergeschwaders rechtzeitig gewarnt, konnte sich die Imperiale Flotte schnell in eine günstige Position bringen und mit geladenen Waffen auf die feindliche Flotte warten. Die Aufstellung für die kommende Schlacht stand schon seit drei Wochen fest und wurde schon viele Male geprobt. Lange hatten sich die Flottentaktiker darüber gestritten, welche Formation den die beste sei, bis sie sich endlich für einen Klassischen Angriffskeil entschieden. In perfekter V-Formation reihten sich die stolzen Kampfschiffe um das gewaltige Flaggschiff in der Mitte ein.
Die Dominatus Imperialis, ein vor Tausenden Jahren in den glorreichen Schmieden des Mars gefertigtes Schlachtschiff der Imperator Klasse würde diese Aufgabe übernehmen. Sie würde dem Feind mit ihren vernichtenden Bug-Lanzen zuerst die Stirn bieten.
Die weitreichenden Sensoren hatten schnell die von der ‚Gerechten Rache’ angegebenen Gebiete sondiert und die feindliche Flotte ausfindig gemacht. Zum ersten Mal konnten die feindlichen Großkampfschiffe gezählt werden, auch wenn es immer noch nicht möglich war die bloße Maße an Transportern zu erfassen. Drei Schlachtschiffe zwei Schlachtkreuzer und mindestens sechs schwere Kreuzer standen ihnen zusammen mit vielen Fregatten, Zerstörern und leichten Kreuzern gegenüber.
Der Flottenkommandant, ein alt gedienter Admiral würde versuchen, den Kampf so lange wie möglich auf Entfernung aus zu fechten. Zahlenmäßig und Waffenmäßig war die Imperiale Flotte mit ihren kapitalen Schiffen überlegen, aber der alte Admiral hatte schon in zu vielen Schlachten gegen den großen Feind gekämpft, um sich auf so etwas Banales wie Feuerkraft zu verlassen. Er würde in diesem Kampf nichts riskieren, schließlich war er für einen enormen Teil der Kreuzzugsflotte verantwortlich.
Alls die Sirenen auf den vielen Brücken der Flotte begannen zu heulen, versteiften sich sämtliche Kapitäne. Der Feind war in Reichweite und die Schlacht würde beginnen.
 
So, mit diesem Kapitel endet auch die Vorbereitung auf die Schlacht. in Kapitel 7 wird es wie versprochen nur noch Kämpfe geben.


Übrigens, mal so aus interesse. Hat eigentlich irgend wer von euch den kurzen Gastauftritt von Ibram gaunt bemerkt? ist schon einige Kapitel her, aber es würd mich mal so interessieren









Die helle Nacht von Sabbit I hatte sich über die dunklen Wälder vor dem Hirtenberg gelegt. Die drei Kommandanten hatten sich auf einem der starken Abwehrtürmen versammelt und schauten mit ernster Mine durch ein großes Teleskop. Oberst Servere schüttelte leicht den Kopf: „Beim Imperator, aber ich würde gerne wissen, wie es den unsrigen dort oben ergeht.“ Servere hatte eine angenehme Stimme, die mit starkem Hochgotisch durchsetzt war. General Fork grunzte zustimmend: „Eine Schande, dass wir von der Flottenkommunikation abgeschnitten sind. Wenn wir wenigstens wüsten, wann und wo der Feind landen wird! Es reizt mich, das Empfangskomitee mit einigen meiner Lemans zu bilden.“ Rossmann löste sich vom Teleskop und zog seinen Offiziersmantel wieder gerade. Er hatte genug davon, die kleinen hellen Blitze und die winzigen Explosionen am Rande des Erkennbaren zu betrachten. Die Schlacht hatte vor sieben Stunden an gefangen, was man auf Sabbit I auch nur gemerkt hatte, weil die Flotte die Funkkanäle zum Planeten eingestellte. Man wollte sich auf die Schlacht konzentrieren und nicht mit nutzlosen, planetaren Geschnatter von wichtigeren abgelenkt werden. Der Alte hatte das mit einem achselzucken hingenommen. Die Flotte hatte genau so wenig Respekt vor der Armee, wie die Armee vor der Flotte.
Rossmann drehte sich zu seinen Kollegen um und streckte sich erst einmal ausgiebig und schüttelte die Glieder ein wenig aus: „Machen sie sich keine sorgen General, sie werden noch früh genug ihre Waffen einsetzen können. Ich denke spätestens morgen Abend werden wir mit den ersten Landungen rechnen. Bis dahin herrscht weiterhin erhöhte Alarmbereitschaft. Sobald die ersten Landungspunkte in der näheren Umgebung bestätigt sind, können wir uns über koordinierte Gegenangriffe unterhalten.“ Fork nickte zustimmend und strich an seinem Bart, während er in den Himmel starrte: „Ich werde zwei meiner Kompanien in Einsatzbereitschaft halten Herr Oberst. Ich hoffe bloß, dass etwas im Norden runter geht, dort ist das Gelände offener.“ Fork gefiel Rossmann sehr. Der General hatte sich seinen Posten über Dekaden hinweg verdient und diesen Anspruch auch durch Grips und Raffinesse verteidigt. Er war sicher nicht der gesprächigste Mensch, aber er hielt sich auf der anderen Seite auch an seine Aufgabe in dieser Schlacht und zweifelte Rossmanns Befehle trotz seines Ranges nicht an. Er schien auch bei seinen Männern sehr beliebt zu sein, da sie jeden kleinen Befehl von ihm mit Eifer befolgten. Der Alte war froh, dass er einen so erfahrenen Kämpfer an seiner Seite hatte.
Bei Oberst Servere war Rossmann sich nicht ganz so sicher. Der Jardii war auf jeden Fall ein sehr charmanter Anführer, dass sprach für ihn. Durch einige Gespräche hatte der Alte erfahren, dass Servere aus einem der höheren Fürstenhäuser seines Planeten stammte, welches in der Tat so wohlhabend war, dass es alleine ein ganzes Artillerie-Regiment ausrüsten und aufstellen konnte. Servere kam als Spross dieser Familie natürlich gleich als Oberst in das Regiment, hatte dafür aber auch eine lange und harte Ausbildung abgelegt, hinter der man sich nicht verstecken brauchte. Was Rossmann jedoch an dem Mann nicht gefiel, war seine fehlende Erfahrung. Das 4. Jardi Artillerie wurde extra für den Kreuzzug ausgehoben und hatte seinen bisher ersten und einzigen Kampfeinsatz während der Belagerung der Kaiser-Makropole auf Indrid. Dort waren sie dem Feind jedoch nicht wirklich nahe gekommen und hatten aus sicherer Entfernung einige Granaten über die hohen Mauern geschickt. Im Regiment der Jardi gab es insgesamt vier Kommissare und Rossmann hoffte inständig, dass sie dafür sorgen würden, dass sich die Artilleristen unter Feuer immer noch professionell verhielten.

Feldwebel Bär schlief unruhig. Das lag keinesfalls daran, dass er in der Enge eines frisch errichteten, unterirdischen Bunkers schlief. Wenn er unter normalen Umständen ruhig schlafen konnte, dann in so einer Umgebung. Der Grund für seine Schlaflosigkeit war der morgige Tag. Hauptmann Koch hatte ihnen kurz vor Einbruch der Dunkelheit den Marschbefehl zu einem der Reaktionspunkte übermittelt. Der Feind würde morgen Landen und die Sturmpioniere würden ihnen begegnen, hatte er gesagt. Die Reaktionspunkte waren Stellungen, von denen man schnell alle Feindlichen Bewegungen im Sektor abfangen konnte. Als Bär diese Nachricht bekommen hatte, war er gewaltig aufgeregt. Zwei Stunden hatte er damit verbracht, seine Schrotflinte immer wieder zu zerlegen, zu reinigen und dann wieder zusammen zu setzen. Seine Ausrüstung war er vier Mal durchgegangen, hatte sein langes Schwertbajonett nach geschliffen und sein liebstes Stück, den schweren Grabenhammer poliert.
Als Feldwebel der Sturmpioniere hatte Bär eigentlich das Anrecht auf eine Energiewaffe, welche sonst nur den Hauptmännern gestattet war. Das war eine besondere Ehre und ein Zeichen des hohen Statutes eines Sturmpioniers. Diese Ehre hatte Bär aber abgelehnt, da die mickrigen Standard Energieschwerter ihm viel zu wenig Wucht hatten. Stattdessen hatte er seinen Grubenhammer. Es war eine wunderbare, einhändig geführte Waffe, die von Meisterhand geschmiedet wurde. Sie war perfekt ausbalanciert und wenn man sie richtig beherrschte, spürte man das Gewicht des Hammerkopfes fast gar nicht.
Der Hammer war früher einmal im Besitz eines Rebellenhauptmannes, dem Bär im Kolonialsektor begegnet war. Damals hatte der Hammer seinem Besitzer nicht viel genützt, da Bär ihm eine Ladung Schrot ins Gesicht gegeben hatte, bevor dieser ihn auch nur hoch heben konnte. Den eleganten Hammer wollte Bär jedoch nicht einfach liegen lassen. Seit diesem Tag hatte die Waffe ihm immer gute Dienste geleistet und für viele Kopfschmerzen bei seinen Feinden gesorgt.
Die Möglichkeit, dass er den Hammer bald wieder schwingen konnte, war dann auch der Grund, der ihm den Schlaf raubte.

Das Fadenkreuz lag ruhig auf dem anvisierten Punkt, wo es schon seit Stunden lag. Es hatte den Punkt anvisiert gehabt, als die Nacht noch schwer und kalt über der Gegend lag, es hatte dort gelegen, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Blattwerk brachen und die heimischen Tiere begannen, ihre Lieder zu singen und zu zwitschern. Und auch jetzt, wo die Mittagssonne hoch über dem Boden stand und eine angenehme Wärme ausstrahlte, visierte das Fadenkreuz immer noch den Punkt an.
Sandra Sismath hatte ihre Stellung schon vor Tagen eingerichtet und seit mehr als sechs Stunden besetzt. Sie lag am steilen Ufer eines wilden Baches und hatte eine Brücke etwas weiter Bach aufwärts im Visier. Seit sie die Planetenoberfläche betreten hatte, fühlte sie sich wieder wie neu geboren. All der Schrecken, den sie während der Überfahrt durch den Warp durchlebt hatte war von ihr abgefallen. Im Moment hatte sie ihre perfekte Mitte gefunden. Das leichte Plätschern des Baches, die angenehme Wärme der Sonne und vor allem die Aussicht, bald ein paar Mutanten im Visier zu haben beruhigten ihre Seele.
Die anderen neun Mitglieder ihres Trupps lagen auch verteilt an diesem Flussufer und hatten ebenfalls dieselbe Stelle im Schussfeld. Drei Scharfschützen, vier Späher und ein Raketenwerferteam hatten sich in gut getarnten und schon lange vorbereiteten Stellungen verschanzt und warteten.
Sie befanden sich sechzig Kilometer östlich vom Hirtenberg und waren bei einem Knotenpunkt in Stellung gegangen, bei dem vermutet wurde, dass der Feind ihn passieren würde. Auf den sechzig Kilometern zur Festung gab es insgesamt fünf solcher Knotenpunkte, die von Sandras Trupp alle feinsäuberlich in tödliche Verteidigungsanlagen umgebaut wurden. Es galt den Vormarsch des Feindes so lange wie möglich hinaus zu zögern.
Noch vor sechs Stunden hatten sie ein Minenfeld etwa zwei Kilometer vor der Brücke angelegt, als sich die Situation veränderte.
Ein tiefes Grollen durchzog die Luft, was nur bedeuten konnte, dass der Feind endlich mit der Landung begonnen hatte. Sofort hatte Sandra ihrem Trupp befohlen, sich zum nächsten Knotenpunkt zurück zu ziehen und Funkkontakt mit der Festung herzustellen. Als sie De Vall am anderen ende erreicht hatte, bestätigte dieser nur ihre Befürchtungen. Die großen Radarstationen in Seefeld, der größten Stadt des Mondes, hatten multiple Kontakte in der Atmosphäre festgestellt und es galt von nun an absolute Gefechtsbereitschaft. De Vall sagte außerdem, dass Verstärkung für einen Gegenangriff auf dem Weg wäre, aber Sandra wusste, dass die Verstärkung nicht vor den ersten Feinden hier sein würde.

Otto hatte noch den halben Rationsriegel im Mund, als er in die Richtung der rheinländischen Werkstätten hechtete. Er war nicht einmal halb fertig mit dem Mittagessen gewesen, als ein Bote ihm die Nachricht übermittelte, dass der Marschbefehl vorverlegt wurde. Er solle so schnell wie möglich zusammen mit einem Trupp Sturmpioniere nach Osten fahren um dort mit den Spähern zusammen Gegenangriffe zu starten. Den einzigen Gedanken, den Otto dazu fassen konnte, war, dass es ein scheiß Spiel war. Nicht nur, dass sie ihn während dem Mittagessen einen Alarmstart aufbrummten, sie gaben ihm auch noch einen Auftrag zusammen mit Spähern und Sturmpionieren.
Jeder im Regiment wusste, dass die beiden Gruppen sich hassten und versuchen würden sich gegenseitig zu übertrumpfen. Der Panzerfahrer war in dem Fall natürlich der Dumme, weil er die Kabbelei ausbaden durfte, aber Befehl war Befehl. Auf dem Weg zur Werkstatt hatte er seine Besatzung aufgesammelt, die alle mehr oder weniger genau so halbfertig aussahen wie er. Stiefel waren nicht verschnürt, Jacken nur unter den Arm geklemmt und bei Münchow klebte noch der Rasierschaum an der Backe.
Als Feldwebel Schneiderhahn schließlich bei der Werkstatt angekommen war, rutschte ihm das Herz in die Hose, da er seine geliebte Helga auf einer Wartungsgrube sah und er wusste genau, was das bedeutete. Otto schaute sich kurz in den großen Hallen um, entdeckte unter den wuselnden Technikern mit ihren roten Overalls jedoch nicht das, was er suchte, weshalb er aus voller Kehle zu schreien begann: „Wirtz! Komm raus, ich weiß, dass du hier steckst! Ich hab nicht den ganzen verdammten Tag Zeit!“ Ein metallisches Klacken und Surren in einer der Wartungsgruben kündigten die Person an, welche Schneiderhahn suchte. Erhaben und bedächtig schritt der einzige Maschinenseher des ersten Rheinlands aus der nächstgelegenen Wartungsgrube hervor, begleitet von zwei aschgrauen Servitoren, die einen besonders stumpfsinnigen Gesichtsausdruck hatten. Er gab sich überhaupt keine Mühe, es so aussehen zu lassen als ob er seine alten Knochen in irgendeiner Weise beeilen würde, wenn er überhaupt noch Knochen hatte.
Wirtz war unglaublich Alt, so viel wusste Schneiderhahn, auch wenn er das Alter nie im Leben hätte schätzen können. Der von Statur her eher kleine Mann war nämlich eine Zierde seiner Zunft. Unter seinem langen, weinroten Umhang war kaum noch etwas von dem Menschen übrig, der er wohl einmal gewesen sein mag. Vom Kopf abwärts war so gut wie alles Organische schon vor Dekaden durch Maschinenteile ersetzt worden. Lediglich der Kopf ließ noch erkennen, dass es sich hier einmal um einen Menschen gehandelt haben muss, wenn auch nur schwierig. Dort wo normalerweise ein Mund hätte sein sollen, war nur noch ein Voxgitter und ein Auge wurde auch gegen eine mechanische Vorrichtung getauscht. Wenn man Schneiderhahn fragen würde, war auch von der menschlichen Einstellung nicht mehr viel bei ihm übrig.
Wirtz hasste die Gesellschaft von anderen Menschen und ließ sich eigentlich nie ohne seine geliebten Servitoren blicken. Otto hätte schwören können, dass er sie seine Kinder nannte, wenn er dachte, dass keiner zuhört. Diese liebe zu den Maschinen machte den Umgang mit ihm recht schwierig, was Otto auch diesmal befürchtete. Wirtz hatte sich endlich aus der Wartungsbucht hochgearbeitet und schaute Schneiderhahn nun mit einem absolut teilnahmslosen Blick an.
„Ich brauch Helga und zwar sofort, ich hab einen neuen Marschbefehl bekommen.“ Wirtz Blick wechselte von Teilnahmslosigkeit zu Verachtung und ein Rauschen aus seinem Voxgitter kündigte seine Antwort an: „Wenn sie sich auf den dritten Demolischer der zweiten Kompanie beziehen, dann wird das wohl kaum möglich sein.“ Das Voxgitter ließ die Stimme natürlich vollkommen ohne Betonungen, dennoch war sich Schneiderhahn sicher, die Arroganz zu hören. „Jetzt hören sie aber auf! Sie wissen genau so gut wie ich, dass Helga hier nur für einen Wartungsdurchlauf ist und seit zwei Wochen voll betankt und Munitioniert ist. Ich habe Befehle und die gehen vor!“ Wirtz Servoarme zuckten vor Wut bei dieser Unerschämtheit, aber die beiden kannten sich miterweile zu gut, um noch dieselben Fehler wie Gewalttätigkeiten zu machen. „Wartungsdurchlauf? Hätten sie nicht so deletantisch auf den Heckantrieb eingedroschen, müssten wir diese Diskussion gar nicht führen.“ Schneiderhahns Schläfe pochte vor Wut: „Deletantisch? Hören sie, nur weil ich mit einem gezielten Hammerschlag eine Reparatur durchführen kann, für die sie sonst Stunden brauchen würden, hat das nichts mit deletantisch zu tun! Münchow, sehen sie zu, dass sie und die anderen in den Panzer kommen, wir haben für solche Kindereien keine Zeit.“ Die Servitoren von Wirtz machten Anstalten, sich der Besatzung in den Weg zu stellen, aber Schneiderhahn hatte den Kanal endgültig voll: „Es reicht Wirtz! Machen sie den Weg frei oder ich schwöre ihnen, ich werde sie persönlich vor den Oberst schleifen!“, die Servitoren schlurften wieder langsam zurück, aber Schneiderhahn war noch nicht fertig: „Und an ihrer Stelle würde ich schleunigst das Tor öffnen, sonst mache ich gleich einen Geschütztest!“
 
Holla die Waldfo...äh fee!

Diese Stimmung die du verursachst gefällt mir sehr, wie die frische Luft vor einem zünftigen Gewitter!
Ich freu mich schon aufs Gemetzel, das neue dream-Team Bär/Koch wird bestimmt Stoff für Legenden hergeben.
Und zu Wirtz:
FUCKIN' GODLIKE! Besser gehts nicht! Makellose Umsetzung!

„Wartungsdurchlauf? Hätten sie nicht so deletantisch auf den Heckantrieb eingedroschen, müssten wir diese Diskussion gar nicht führen.“ Schneiderhahns Schläfe pochte vor Wut: „Deletantisch? Hören sie, nur weil ich mit einem gezielten Hammerschlag eine Reparatur durchführen kann, für die sie sonst Stunden brauchen würden, hat das nichts mit deletantisch zu tun!

Dein Maschinenseher bekommt beinahe einen Motorinfakt, als er eine notdürftige Reparatur Schneiderhans sieht und jener reagiert mit einem Schulterzucken.
Sarge, das wär doch eine schöne Szene.:lol:

Ich hätte schreien können 😀

Weitermachen!
 
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sehr schön leute
ihr wisst ja, ich lebe von den Kommentaren ^^

Frage ans plenum, welcher ist eigentlich im Moment euer lieblingscharakter( versucht nicht unbedingt gerade euren Charakter zu nehmen)
Hier sind vor allem die vielen Stillen leser mal gefragt.
Ich hoffe, dass ihr euch zumindest dazu mal durchringen könnt ^^
 
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Mein Liebling ist ganz klar Koch.

Etwas ganz anderes: Heißt es nicht "dilettantisch"?

http://de.wikipedia.org/wiki/Dilettant

Ansonsten mag ich den neuen Teil. 🙂 Allerdings wäre es vielleicht etwas günstiger, wenn die Abschnitte mit den Usercharakteren nicht immer so gehäuft vorkommen, sondern sich gleichmäßiger verteilen, damit insgesamt die Abwechslung zwischen den Ansichten von den (niederen) Soldaten und der Führungsebene (Der Alte, usw.) öfters ermöglicht wird.
 
Also mein wirklicher Liebling ist und bleibt Koch.
Spätestens seit dem Satz "Das ist Koch's Bühne..." (oder so ähnlich, im bezug auf das Rückzugsgefecht gegen eine Übermacht) ist er für mich einfach die grobschlächtigste Form eines imperialen Offiziers...ein kleiner Ausflug in seinen Hintergrund wie bei von Steinberg wär vielleicht noch wünschenswert.