Historisch [SAGA] Söhne des Achilleus

Sodele, ich konnte bis hierher alles gut mitschreiben und die Leseempfehlung auch berücksichtigen. Ich denke, dass ich für die anstehende Vorklausur ausreichend gewappnet bin ... wann schreiben wir die noch mal? ?

Geschichtsunterricht hier im Forum ... herrlich! ?

Die Modelle kommen sehr schön rüber und sind richtig charaktervoll! Mal wieder ein tolle Bemalung! ?
Wenn Du das mit den angegossenen Bases nicht erwähnt hättest, dann hätte ich das gar nicht bemerkt. Ich finde, dass sich das prima einbindet.
 
Bist du eigentlich … hauptberuflich Geschichtslehrer?

Sowas in der Art. #IchBinHanna an ner Uni. Antike ist aber pures Hobby.

Sodele, ich konnte bis hierher alles gut mitschreiben und die Leseempfehlung auch berücksichtigen. Ich denke, dass ich für die anstehende Vorklausur ausreichend gewappnet bin ... wann schreiben wir die noch mal? ?

Wird rechtzeitig im Seminar bekanntgegeben.
 

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Wochenende verspricht nur Arbeit, drum jetzt eingeschoben ein

Update​

Selbst ein Antiheld braucht Gefolgsleute. Also treten ihm erst einmal vier Schwergerüstete zur Seite.

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Ob sie Angehörige einer städtischen Oberschicht sind oder schlicht festangestellte Söldner, macht im griechischen Italien wenig Unterschied. Besonders Aristokraten suchen sich gern anderswo Beschäftigung, wenn sie politisch in ihrer Heimatgemeinde gerade nicht gefragt sind. Die seinerzeit als Söldner gesuchten Reiter aus Taras zum Beispiel haben darin ihren Ursprung: Um 450 v. Chr. ersetzt die Stadtbevölkerung den adligen Intrigenstadel durch eine demokratisch gewählte Regierung, und die entmachteten Blaublüter verlegen sich ganz auf Pferdezucht und Fitnesstraining. Solche Profis kann man ja überall gebrauchen ?

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Drei der vier Kerle stammen aus dem generischen Hopliten-Bausatz von Victrix. Der bronzene Harnisch (thōrax) erlebt um 300 v. Chr. ein letztes Revival. In Süditalien ist er vielleicht nie so ganz verschwunden, weil hier wohl immer nur ein kleiner Teil der Kriegsdienstpflichtigen als Schwerbewaffnete (hoplítai, von hópla, Waffen) gekämpft und sich umso teurere Ausrüstung geleistet hat. – Der Vierte im Bunde (2. v. l.) trägt dagegen durchweg "italische Mode". Bis auf Schild (aspis) und Speer (dóru) ist er ein "Republican Roman" von Agema. Panzerplatten auf Brust und Rücken und der bronzene oder bronzebeschlagene Hüftgurt sind für die südlichen Nachbarn der Römer typisch. Das Polsterwams basiert auf einer recht freien Interpretation von Darstellungen etruskischer Krieger. Ich find's aber cool, weil mal was anderes.

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Quelle (Claire H., CC BY-SA 2.0)

Ausgerechnet die Helme – oben ein Original – aus diesem Set haben eigentlich nichts mit den Römern zu tun. Sie heißen "apulo-korinthisch", weil sie klassisch griechische (= korinthische, s. u.) Helme imitieren, die man abseits des Kampfgeschehens aus Bequemlichkeit gern in den Nacken geschoben hat. Und weil sie eben zuerst und ziemlich ausschließlich in Apulien, also Süditalien, gefunden wurden. Es spricht also viel dafür, dass sie vor allem von den Italioten (und ihren direkten Nachbarn) getragen wurden. Die datierbaren Originale gehören außerdem alle in die vorrömische Zeit.

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Korinthischer Helm in der Antikensammlung München (©eigenes Foto)

Die Schildbemalung sollte ungefähr ins Setting passen: Der Delphin ist ein bei Hafenstädten beliebtes Symbol. Taras zeigt ihn gern auf Münzen in Verbindung mit dem mythischen Stadtgründer Phalanthos. Sterne und Blumen als Schildmuster kommen auf Wandmalereien in Gräbern der den Griechen benachbarten Lukanier und Samniten vor; daher auch einige der Kleiderfarben. Das – etwas verunglückte – Porträt der Aphrodite habe ich von einem zeitgenössischen Miniaturschild aus Ton abgekupfert. Geführt wurde das Bild wahrscheinlich so nicht. Schließlich, der Stier mit Männerkopf ist wieder von einer Münze abgemalt, diesmal aus Gelas auf Sizilien.

Hierbei aber hab ich mir schwer einen abgebrochen. In Serie gehe ich mit selbst bemalten Schilden sicher nicht! Leider ist das Angebot an passenden Decals schwer ausgedünnt, und für die paar Männchen wollte ich nicht auf Nachschub warten. Mal sehen, was mir für die nun folgenden größeren Einheiten einfällt… ?
 
Au weia, wie toll die aussehen! ?
Ich fiebere jedem Deiner Beiträge entgegen und die Schwergerüsteten sind echt eine Augenweide! Ich bewundere immer wieder die Hobbyisten, die so tolle freihändige Malereien auf Schilden und Standarten hinbekommen. Diese Schilde sind Dir echt gut gelungen! Hut ab! ?
 
Dankeschön euch allen!

@Brimat Wie die andern sagen, das sind Freehands 🙂
Deshalb auch bei Weitem nicht so lupenrein und fein wie ein Decal. Ich hatte nur ab nem Punkt auch keine Lust mehr weiterzuwurschteln. Es gibt da echte Künstler, schon allein hier im Paintmaster. Da kann ich nicht mithalten und will's auch gar nicht. Mein Ziel ist eher, die Minis ein bisschen zu individualisieren, zu zeigen, welche Nischen man heute dank Plastik so abdecken kann – so wie ich's ja schon mit den Römern versucht hab.

Drum muss ich so oder so die Erwartungen dämpfen: Die Saltos beim Bemalen haben erst einmal Pause. Jetzt muss Fleisch auf die Knochen. Und dazu werde ich kräftig weiterlabern. Vielleicht auch ganz ohne Bildchen 😱
 
Heute und gestern unerwartet früh Feierabend dank (ebenso unerwartet) starker Arbeitsleistung ? Also ran an das Beiwerk. Denn das lässt sich auch entspannt nebenher schnitzen.

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Was genau das darstellt, wird enthüllt, wenn's fertig ist. (Vielleicht wird auch dem Kunstwerk links eine Enthüllung zuteil, ist dann aber NSFW…) Ihr dürft natürlich wild spekulieren ?
Erstmal muss ich noch auf Bits warten, um den Satz zu komplettieren.
 
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Vorstellung: SAGA before Rome​

Spiel & Epochen​

Wie SAGA funktioniert, kann man sich im Netz inzwischen durch zahlreiche Texte und Videos erklären lassen, z. B. hier (auf Deutsch) und hier (auf Englisch). Kurz gefasst, spielt man mit Warbands bzw. Kriegerbanden in der Größe von etwa 20 bis 50 Figuren. Die Grundregeln sind eher einfach gehalten. Chrome und Taktik kommen eigentlich erst durch die Battleboards bzw. Schlachtpläne ins Spiel: In einer Art Ressourcenmanagement verteilt man darauf Würfelergebnisse, um Einheiten und fraktionsspezifische Fähigkeiten zu aktivieren.
Es gibt also ein Spielbrett neben dem Spiel, und es ist etwas zufällig, wie viele Einheiten pro Runde drankommen und welche Werte sie (zusätzlich) haben können. Das ist definitiv Geschmackssache. SAGA ist damit auch mehr "Game" als "Simulation".

Von seinen Ursprüngen in den titelgebenden nordischen Sagas, also dem Frühmittelalter und vor allem der Wikingerzeit, ist das Spiel in alle möglichen Richtungen gewuchert. Nach ersten Ausflügen zu den Kreuzzügen und in die Völkerwanderungszeit gibt es inzwischen auch eine Variante für generische Fantasy – und seit der derzeit aktuellen zweiten Edition auch die klassische Antike als in sich geschlossenes Setting. Schlusslicht soll dabei das "Age of Caesars" bilden, über dessen Inhalt noch nicht viel bekannt ist. Am weitesten zurück reicht "Age of Alexander", nämlich bis zum großen Clash zwischen Persern und Griechen im beginnenden 5. Jahrhundert vor Christus.
Mein Thema gehört nach SAGA-Zeitrechnung allerdings zur "Ära des Hannibal". Kern dieses Bands sind die Auseinandersetzungen zwischen Rom und Karthago. Abgefrühstückt wird damit aber auch die vorausgehende (und parallel weiterlaufende) Eroberung Italiens durch die Römer. Nur deshalb tauchen hier die "Griechen" gleich noch mal auf.

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Fraktion & Truppentypen der Italioten​

Die Fraktion selbst ist ein ziemlicher Gestaltwandler. Sie vereint drei Geschmacksrichtungen: "Syrakus", das wie Athen & Co. auf schwer gerüstete Hopliten setzt; die "Epiroten", die ganz in der Tradition von Alexander dem Großen und der makedonischen Phalanx stehen; und die "Italioten", die sich auf die Beweglichkeit ihrer plänkelnden Kämpfer zu Fuß oder zu Pferd verlassen.
Um die Letzteren soll es hier zuerst gehen.

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Der Kriegsherr (Warlord) ist ein ziemlich nüchterner Geselle. Er zieht entweder per pedes oder beritten in die Schlacht. Andere Möglichkeiten hat er nicht.

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Ebenfalls geradeaus sind die Veteranen (Hearthguard). Sie sind Hopliten, wie man sie sich vorstellt: immer zu Fuß und hier auch noch sehr elitär. Von ihnen gibt es immer nur eine Einheit, die aus maximal zwei Trupps, also 8 Modellen, gebildet wird. Außerdem zählen nur die Veteranen als "Phalanx" (s. u.).

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Krieger (Warriors) tragen immer Wurfspeere, egal ob zu Pferd oder zu Fuß.

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Die Bauern (Levies) haben noch die größte Auswahl an Ausrüstung, weil sie sich zwischen Bögen und Schleudern entscheiden dürfen. Yay!

Allgemeine Fähigkeiten​

Jeder Truppentyp kann wie üblich aktiviert werden. Das gleiche gilt für einen generischen Kampfbonus und das Neuwerfen von SAGA-Würfeln über den Aktivierungspool.

Keine Fähigkeit, sondern eine Spezialisierung ist die "Phalanx"-Regel. Sie ist bestimmten Truppen fest zugewiesen und gewährt ihnen Zugriff auf spezielle Fähigkeiten oder Boni darauf. Eine Einheit, die keine SAGA-Würfel mehr generiert (weil sie zu viele Verluste erlitten hat) oder die sich nicht vollständig auf offenem Gelände befindet, verliert diese Eigenschaft sofort. Weil die Italioten nur eine einzige (dafür recht haltbare) "Phalanx" ins Feld führen können, ist das für sie nur eingeschränkt relevant.

Spezielle Fähigkeiten​

Klare Präferenz der Griechen ist der Nahkampf (6 von 10 Fähigkeiten).
  • Hammer und Amboss: Nachdem man einen Nahkampf gewonnen hat, kann man direkt und kostenlos eine benachbarte befreundete Einheit aktivieren, die sich bewegen, schießen oder selbst angreifen darf. Obendrauf bekommt man noch zwei Verteidigungswürfel geschenkt. Allerdings muss diese Kettenreaktion von einer "Phalanx" ausgelöst werden.
  • Thureos: Der namensgebende Schild schützt die Kämpfer vor Angriffen, deren beste Ergebnisse neu gewürfelt werden müssen. Diese Verteidigungstaktik ist unberittenen Kämpfern mit Wurfspeeren vorbehalten, also eine zentrale Fähigkeit der Italioten.
  • Polemos: Verpatzte Angriffe des Gegners werden auf ihn zurückgeworfen. Die Zahl der Auto-Hits ist zwar auf drei bzw. die Zahl der eigenen Kämpfer begrenzt, trotzdem kann das entscheidend wehtun.
  • Wall aus Spießen: Nahebei stehende befreundete Einheiten absorbieren je einen Verlust. Leider müssen alle Beteiligten als "Phalanx" gelten.
  • Hybris: Eine angegriffene Einheit darf am Nahkampfende selbst zum Angriff übergehen. Auch gegen eine neue Feindeinheit. Trotzdem gilt sie als Verteidiger und darf damit weiter Angriffe aufgeben, um den Selbstschutz zu verbessern. Das allein und besonders in Kombination mit anderen Fähigkeiten (wie Aspis) hebelt gleich mehrere Grundregeln aus, ist also kompliziert zu spielen.
  • Hetairoi: Brutal einfach – es regnet Bonuswürfel im Angriff, sogar doppelt so viele für Reiter.
Platz zwei ist geteilt. Für die Italioten am wichtigsten sind die Reaktionen (2 von 10 Fähigkeiten).
  • Aspis: Nahkämpfer zu Fuß dürfen standardmäßig eine Defensivformation einnehmen, wenn sie angegriffen werden. Durch diese Fähigkeit erhalten sie zusätzliche Verteidigungswürfel, mehr noch, wenn es sich um eine "Phalanx" handelt. Für die Italioten entscheidend ist aber, dass hierdurch auch Fußkämpfer mit Wurfspeeren, die normalerweise ausgeschlossen sind, in Verteidigungsposition gehen dürfen. Das macht sie sehr flexibel.
  • Erbe der Ahnen: Eine beliebige Einheit – außer Söldnern! – darf Verluste in Ermüdungsmarken ummünzen. Das eingesetzte SAGA-Würfelergebnis entscheidet über die Anzahl. (Ermüdung simuliert den Verlust von Kampfkraft bzw. Moral nach wiederholtem oder forciertem Einsatz. Ermüdete Einheiten lassen sich schwerer aktivieren oder vom Gegner ausmanövrieren und sind irgendwann völlig nutzlos – bis man sie eben wieder aufmöbelt.)
Die andere verbleibende Hälfte entfällt auf Aktivierungen (2 von 10 Fähigkeiten).
  • Agema: Im Angriff erhält eine Einheit zusätzliche Würfel – für die Attacke selbst oder, wenn es sich um eine "Phalanx" handelt, in der Verteidigung. Für Letzteres lohnt sich besonders in Kombination mit Hammer und Amboss. Für Italioten ist das einfach ein netter Bonus.
  • Unaufhaltsamer Vormarsch: Die Fähigkeit ermöglicht die koordinierte Bewegung mehrerer Einheiten, auch in den Angriff. Sie muss aber in offenem Gelände stattfinden, ist also am nützlichsten für große, aus mehreren Trupps bestehende Einheiten, namentlich die "Phalanx".
Wie es sich für echte Griechen gehört, ist der Fernkampf nur nettes Beiwerk. Deshalb haben sie dafür keinerlei spezielle Fähigkeit – außer im Schutz vor gegnerischem Beschuss (siehe Thureos).

Fazit​

Die Aufstellung der Italioten wirkt sehr gradlinig. Kompliziert wird es eigentlich erst durch die Fähigkeiten. Dann aber richtig. Unter den Griechen sind die Italioten für mich dabei noch die einfachsten Kandidaten. Einerseits können sie viele Fähigkeiten nur eingeschränkt nutzen, weil ihnen die Masse der "Phalanx" abgeht. Andererseits kann man genau deshalb einige Sonderregeln und Synergien einfach ignorieren und sich auf die Kernkompetenzen der eigenen Leute konzentrieren. Obwohl es ihnen etwas an Punch fehlt, bricht die Schlachtordnung der Italioten wohl nicht so schnell und unwiderruflich in sich zusammen wie die der auf große, starke, aber schwerfällige Einheiten getrimmten Kollegen.

Die Italioten sind dagegen hübsch flexibel. Auch weil ihre Krieger als Basistruppe beliebig auf- oder abgesessen unterwegs sind. Ein bisschen schade finde ich nur, dass eine der Vorzeigetruppen der Gegend, die mit Schilden ausgerüsteten Reiter aus Taras, zu den Söldnern verbannt wurden und sich auch nicht mit einer kleinen Ausnahmeregel einfacher in den Schlachtplan integrieren lassen. Man kann nicht alles haben.

Nachtrag: Osker in der Tonne?

Mich versöhnt die Liste vor allem mit der offensichtlichsten Leerstelle im Buch: Die vielen Nachbarn, die Römern wie Griechen in Feindschaft verbunden sind, glänzen durch Abwesenheit – Osker, Samniten, Lukanier, Bruttier, alle weg! (Um nicht von den Etruskern anzufangen.) Theoretisch aber könnte man sie mit dem Eintrag der Italioten darstellen, denn ihre Kampfweise dürfte sehr ähnlich gewesen sein. Und vielleicht mache ich das auch noch. Irgendwann.
 
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Das liest sich wieder mal spannend wie aufschlussreich, die Einführung bekommt alle verfügbaren Daumen hoch!????

Die Zeit ist wirklich bis auf Bruchstücke ein Bildungslücke, freue mich die hier auffüllen zu dürfen.

Aber was muss ich lesen...
Sparta verpöhnt?!?^^
"Werft den Purschen zu Poden!"-"Unerhört!"
???

Tatsächlich sehr erfrischend die Haltung.
Davon ab bin ich großer Fan von Frank Miller's Comic und der Verfilmung.

Nun denn, viel Erfolg mit dem Aufbau, wie gesagt sind schon die ersten Texte und Bilder ganz groß, freut mich das Du einen weiteren Aufbau gestartet hast.
 
  • Party
Reaktionen: Sire Godefroy
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Meine Hobbyzeit beschränkt sich derzeit auf ein paar Stunden am Wochenende. Deshalb heute gleich das nächste Update rausgehauen.

Mit echtem Modellbau hab ich nix am Hut. Da fehlen mir Geduld, handwerkliches Geschick und Kreativität. Für ein bisschen Diorama reicht's gerade so, und ich mag einfach kleine Extras aufm Tisch, die zum Setting passen. Drum waren die "Marker" als Questbeitrag gesetzt.

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Erstmal, von links nach rechts, was es darstellen soll: das rund ums Mittelmeer ominpräsente Kleinvieh, eine Götterstatue am Wegesrand, ein angewittertes Siegeszeichen oder Ehrenmal, eine verlorene Ladung und ein (nicht mehr ganz so gut) versteckter toter Briefkasten.

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Für alle, die's interessiert, noch meine Gedanken dazu.

Schafe und Ziegen sind im archäologischen Befund nicht zu unterscheiden. Beide kommen in bildlichen Darstellungen vor und wahrscheinlich wurden sie oft zusammen gehalten. Nicht unbedingt antik, aber heutzutage typisch griechisch sind die schwarzweißen Chios-Schafe. – Die Figürchen kommen direkt aus einem Italieri-Set, bloß der Ziege habe ich den Kopf zurechtgerückt.

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Hermes als Hirte, römische Kopie eines griechischen Originals aus dem Museo Barracco, Rom; Quelle (CC BY-SA 3.0, bearbeitet)

Die sogenannten Hermen kennt man vor allem aus Griechenland. Sie standen oft an Wegkreuzungen, bewachten öffentliche Plätze oder markierten Grenzverläufe. Sie bestanden eigentlich immer aus einem aus Holz oder Stein geformten Kopf (eines Gottes oder einer bekannten Persönlichkeit) auf einer Säule mit angedeuteten "Armen" und umso detaillierter ausgearbeiteten männlichen Geschlechtsteilen. Weil die als… hervorstechendes Element sehr anfällig waren – vor allem weil daran zu rubbeln, Glück bringen sollte (hier im Bildnachweis) –, waren sie nicht selten aus Metall gefertigt.

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Zensierte Herme in Assassin's Creed: Odyssey (eigener Screenshot)

Gebaut ist meine Version aus dem Kopf eines unbehelmten Spartaners von Victrix, Styrodurklötzchen, einem umgedrehten Faustschild (aus einem Perry-Mittelalterset) als Kohlebecken und Vorratsbehältern von Baueda. Sowie einem Zahnstocher ?

Zum Gedenken an einen Sieg wurde manchmal direkt nach der Schlacht ein sogenanntes Tropaion errichtet (heute noch in "Trophäe"). Dazu hängte man an einem grob in Menschenform gebrachten Pfahl die Waffen der Besiegten, meist eines Anführers, auf. In der Theorie war ein Tropaion, einmal aufgestellt, tabu. Nur deshalb hat sich das Stück erhalten, das heute in München zu sehen ist und dieses Projekt mit angestoßen hat: Es stand wahrscheinlich irgendwo in Süditalien und stürzte in einen Sumpf, aus dem es dann erst moderne Raubgräber zogen.

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Tropaion in der Staatlichen Antikensammlung München (©eigenes Foto)

Meine "Rekonstruktion" ist vom aktuellen Befund abgekupfert, nur viel zu hoch geraten. Waffen und Rüstung haben die Victrix-Griechen spendiert, nur die Beinschienen gehören eigentlich einem Römer von Warlord Games.

Die Zusammenstellung verlorener Amphoren ist frei erfunden. Sicher nur im Notfall oder über sehr kurze Distanz wurden Vorratsgefäße und kostbare "Vasen" zusammen und ungeschützt transportiert. Ich brauchte einfach noch einen fünften Marker, hatte aber keine zündende Idee mehr. Bis ich mir eine Alternative ausgedacht habe, muss die "apulische Ware" als Eyecatcher herhalten. Bemaltes Tongeschirr war ein früher Exportschlager aus Griechenland. Später wurde auch in Süditalien produziert, eben etwa in Apulien. Besonders aufwendig gearbeitet waren große Gefäße, sogenannte Kratére, in denen bei feucht-fröhlichen Herrenabenden Wein und Wasser gemischt wurde. (Nur Barbaren trinken Wein unverdünnt!).

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Quelle (Walters Art Museum, Public domain)

Die Amphoren stammen wiederum von Baueda. Farblich angelehnt ist das Schaustück an einem zeitlich ungefähr passenden Vorbild, wie oben zu sehen.

Ebenfalls mehr Experiment ist der fünfte Marker. Idee war, eine verlorene oder hier absichtlich deponierte Briefbox darzustellen. Vorbild ist die capsa, ein von den Römern bekannter Behälter für Schriftrollen. Bildlich dargestellt ist so ein Ding z. B. auf Wandmalereien im Haus des Marcus Lucretius Fronto in Pompeji. Oder hier in 3D als Beigabe einer römischen Statue im Archäologischen Museum Mailand:

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Quelle (Giovanni Dall'Orto, bearbeitet)

Meine Version der Box ist eine gestutzte Pinselkappe aus Plastik mit einem Gurt aus Papier. Für die Schriftrollen hab ich einen Plastikspeer zerschnippelt. Eigentliches Wagnis war das Bäumchen, weil ich mich damit das erste Mal ans Basteln mit Draht und Flock (auf einem Unterbau aus nem alten Scheuerschwamm) getraut habe. Wie's ausgegangen ist, müsst ihr beurteilen.

Nächstes Mal dann wieder richtige Figuren. Versprochen.
 
Kleine Vorschau auf das, was da kommt. Also irgendwann. Vielleicht.

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Mich machen die ollen Klepper schon beim Zusammenbau fertig. Warum bestehen die nur aus Flächen und ödem Gurtzeug? Das wird dauern. Oder mich brechen.

Wer sich wundert: Ich lagere Figuren per Einheit auf kleinen Tabletts, damit ich sie für Malsessions schnell aus dem Regal ziehen kann. Die Reiter brauchen mehr Platz und haften deshalb auf einem Keksdosendeckel. In die Büchse passten sie natürlich nicht ?
 
Mich machen die ollen Klepper schon beim Zusammenbau fertig. Warum bestehen die nur aus Flächen und ödem Gurtzeug? Das wird dauern. Oder mich brechen.
Genau deswegen mag ich es auch überhaupt nicht, Pferde und sonstige Reittiere zu bemalen! ?
 
Wie gut, dass ich damit nicht alleine dastehen. Mir graust es auch immer vor Kavallerie. Das hat mich zwar nicht davon abgehalten, vor ein paar Wochen eine Targaryen-Armee für ASOIAF mit einer Menge Dothraki zu kaufen. Aber bemalt werden wollen die ja auch irgendwann.
Ich wünsche dir gute Nerven. Die werden bestimmt wie üblich großartig aussehen!
 
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Um zwischen Freehands und Pferdemenschen die Moral hoch zu halten, lege ich mir wieder möglichst thematisch Passendes auf die Öhrchen. Und weil sie schon im letzten Aufbau allseits beliebt waren (kind of), teile ich meine Eindrücke auch hier ganz unverdrossen. Den Auftakt macht die

Kurzvorstellung: The New Achilles & The Last Greek (Commander Series)​


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Format: Hörbucher (ungekürzt)

Autor: Christian (auch: Miles) Cameron

Sprecher: John Telfer


Mit dieser Miniserie wechseln wir von Italien nach Griechenland und vom Beginn des 3. vorchristlichen Jahrhunderts zu seinem Ende. Sonst sind die Konstellationen aber recht ähnlich: Ein paar griechische Stadtstaaten versuchen sich mal durch Bündnis, mal durch Krieg gegen Neider im Innern und expandierende Großmächte (u. a. Rom) zu behaupten. Zumindest ab und an werden sie von einem gewissen Philopoimen angeführt. Der ist eine tatsächlich historische Figur. Im Roman sehen wir ihn mit den Augen des – wiederum fiktiven – Alexanor, eines Kriegsveteranen, der Priester und Arzt werden will, um sein altes Leben hinter sich zu lassen. Dabei gerät ihm aber Philopoimen unters Messer, und da die OP gelingt, sind beide bald unzertrennlich.

Die beiden Bände waren mein Erstkontakt mit dem Autor Christian Cameron. Ich kannte ihn bis dahin nur als Reenactor, namentlich im Gewand eines griechischen Hopliten (was er kürzlich nochmal auf seinem YouTube-Kanal dokumentiert hat). Außerdem ist der Mann selbst Ex-Soldat. Beide Hintergründe findet man in den Romanen wieder. Fachkundig werden nicht nur das andauernde Schlachtgetümmel und die Ausrüstung der Kombattanten beschrieben. Mindestens ebenso oft geht es um taktische Bewegungen der Truppen bis hinauf zur Ebene der Feldzugslogistik. Ich muss zugeben: Als einer, der weder über räumliches Vorstellungsvermögen noch besonderen Sinn für Strategie verfügt, bin ich hier ab und an ausgestiegen.

Die besondere Stärke des Autors liegt für mich aber ausgerechnet in der Schilderung friedlichen Alltags. Das wird alles so anschaulich gemacht, dass ich öfter die Zikaden im Ohr, Seeluft in der Nase und Udo-Jürgens-Gedächtniswein auf der Zunge hatte. Man merkt, dass der Autor Land und Leute kennt und liebt. Er beschreibt das alles mit leichter Hand, mehr impressionistisch und gerade deshalb saustark.
Die Settings und einige skizzenhafte Nebenfiguren sind jedenfalls deutlich besser gelungen als die Charakterzeichnung der Protagonisten. Die bleiben recht eindimensional, obwohl sie oft und viel reden und man sie über lange Jahre begleitet. Eigentlich tragen sie also keine Romanhandlung und dienen mehr dazu, die toll geschriebenen Settings und Episoden miteinander zu verketten. Obwohl es nur zwei Bände gibt, sind die Bücher also zu lang. Ein Kurzgeschichtenband wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen?

Der Vorleser leistet solide Arbeit. In die standardenglische Aussprache griechischer Namen und Begriffe muss man sich einhören, bevor sie unterscheidbar werden. Manche Charaktere habe ich aber bis zum Schluss durcheinander geworfen. Zumal sie sich in Stimmlage und Betonung nur selten voneinander abheben. Konzentrierteres Zuhören mag helfen.

Vom selben Autor sind noch eine ganze Reihe weiterer Serien erschienen oder noch in Arbeit. Weil diese aber kurz und abgeschlossen ist – und vielleicht auch, weil Philopoimen (deswegen?) in "Ära des Alexander" als spielbarer Held auftaucht –, kann ich sie als Schnupperkurs empfehlen. Außerdem, wer ein bisschen mediterrane Atmosphäre und Urlaubsfeeling gemischt mit Histotainment tanken will, ist hier sowieso richtig.

8/10 Achillesfersen