Sind Modelle zu „gut“ geworden?

-Chakuza-

Grundboxvertreter
26. Juli 2009
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Dortmund
Ich bin vor einigen Monaten wieder ins Tabletop-Hobby eingestiegen und aus verschiedenen Gründen widme ich dem Mal- und Bastel-Aspekt viel Zeit und spiele bislang kaum, im Vergleich zu „früher“ (späte 0er-Jahre) fällt mir zunehmend auf, dass Modelle heute einerseits durch die Bank echt krass aussehen, aber andererseits auch irgendwie „steril“ und über-detailliert wirken, das betrifft das Bemalen, wo einfach zu viel Klimbim im Weg ist, aber auch Umbauen (oder wie man es heute nennt: Kitbashen), nicht zuletzt aber auch das Zusammenbauen von Modellen.

Damals gab es für Modelle im Gussrahmen ein Paar Beine, Torso, Kopf und ein Paar Arme, vielleicht beide Arme einzeln, aber das war’s dann auch oft schon. Wenn ich mir heute Gussrahmen anschaue, dann frag ich mich schon manchmal, ob das nicht schon bösartig ist, wenn selbst ein Kopf aus mehreren Parts besteht oder man genau sortieren muss, wo welches Bein hingehört, weil bei der Box dieses eine Bein auch wirklich nur an ein bestimmtes Modell passt. Und ja, bei meinem Wiedereinstieg musste ich da teilweise rabiat werden beim Zusammenbauen, weil ich den falschen Arm oder das falsche Bein erwischt hatte ?btw. wenn man von früher die Box-Dreadnought-Bausätze kennt, dann ist der Redemptor als Wiedereinsteiger auch echt grauenvoll. Gerade bemale ich die Infernus-Marines und wtf., warum hat die Promethium-Kartusche da einen 1mm breiten Streifen zwischen Anschluss und Schutzrahmen? Das sind meiner Ansicht nach wirklich unnötige Details, die einen mehr behindern als nützen.

In den letzten Tagen wurden mir hierzu auch gleich zwei Videos auf die Startseite gespült:



Was meint ihr dazu? Vielleicht bin ich auch einfach nur alt und grumpy inzwischen, deswegen interessiert mich eure Meinung dazu.
 
Ja, sehe ich genauso. Nur weil heute am Computer alles designen kann, muss man es nicht machen.

Als die Minis früher von Hand per gesculpted wurden war deren Größe meist bereits ein limitierender Faktor, um es mit Details nicht zu übertreiben. Für Charaktere mag das ja noch in Ordnung sein, doch für 08/15 Modelle muss das nicht sein.

Und die von Dir angesprochenen Gussrahmen mit dann doch fixen Teilen gaukeln einem Varianz vor, doch haben hinten herum wieder Monopose-Modelle eingeführt. ?

Viele neue Sachen sprechen mich nicht mehr an und ich kaufe daher nur noch sehr selektiv, schaue tatsächlich mehr über den Tellerrand oder nehme alte Sachen aus Zinn aus der "guten, alten Zeit".
 
Was meint ihr dazu? Vielleicht bin ich auch einfach nur alt und grumpy inzwischen, deswegen interessiert mich eure Meinung dazu.

Ja. Beides.

Ist halt n Tradeoff. Ich mag auch die Austauschbarkeit von früher. Aber auch die Dynamik von heute.

Früher konnte auch der "Dritthersteller" einen Arm machen und der hat auf jeden Marine von GW gepasst. Das Puzzle von heute ist quasi n Kopierschutz.

Was heute auch viel besser ist als früher ist wie sie Klebekanten verstecken können. (Komischerweise aber nicht alle)

Als jemand der Umbauen und Kitbashen mag find ich die Tendenz schon Schade. Sie spart viel Arbeit. Nimmt Individualität. Hilft aber dem 0815 Hobbygamer.

3D Modelling Software lernen ist das neue Umbauen.
 
Also ich spiele ja Blood Bowl und muss sagen, die neuen Figuren sind fürchterlich, auch wenn sie gut aussehen. Zur Erklärung, bei Blood Bowl legt man Figuren auf den Bauch oder Rücken und das macht regeltechnisch einen Unterschied. Neue Skaven haben aber z.B. einen sehr langen, filigranen Schwarz, der ums Modell rumläuft. Völlig unmöglich, die korrekt hinzulegen. Diverse Zombies meines Teams sind kaputtgebrochen, weil die nur mit der Zehenspitze die Base berühren oder filigrane Skelettärmchen sind abgebrochen. Und ich war schon vorsichtig, aber das passiert einfach beim spielen. Es gibt einen Starplayer mit einer langen, dünnen und gewundenen Angelschnur (!) aus Resin (!), die ums Modell verläuft. ?

Also, wie gesagt, sieht toll aus, aber zum tatsächlichen Spielen sind die alten Zinnklumpen in einer ganz anderen Liga!
 
Natürlich kann man die Figuren umbauen. Ich kann das. Tausend Leute im Internet können das auch noch besser. Aber ich denke, das gilt nicht für die Mehrheit.
Früher konnte man da wenig falsch machen und musste nur die Bitz kennen, die da passen und mit denen man einen hübschen Kit-Bash hinbekam. Und da galt z.B. für so ziemlich jeden Marine, egal welcher Orden oder welche Seite: passt zusammen!

Die Modelle heute sind direkt aus der Box wirklich hübsch (kann man drüber diskutieren). Dank detailierter Anleitung auch einfach zusammengebaut und ich denke, an der Stelle holt GW Anfänger gut ab. Kurz darauf, wenn man feststellt, dass man diese Box Space Marines aber zwei- bis fünfmal braucht und dann jede Menge Klone (an sich auch wieder fluffig) da stehen hat, stellt sich halt Ernüchterung ein. Dann wird aus "Zusammenbauen" halt "Basteln" und das sollte bitte nicht unterschätzt werden. Das Knowhow genauso wie die nötigen Werkzeuge sind eine nicht unerhebliche Hürde. Aber wenn man über die Klonerei nicht hinwegsehen kann oder will, muss die halt genommen werden.

Gleichzeitig bleiben heute kaum Bitz übrig. Zuletzt habe ich einige ältere Ork-Bausätze zusammengebaut und teilweise braucht man rund 50% der Teile, um das Modell fertigzustellen. Der Rest sind Optionen! Und übrig! Jetzt kann man überhaupt erst über Kit-Bash nachdenken.
Bei neueren Orkbausätzen bleibt da nicht viel übrig. Bei neueren Space Marine Trupps bleibt teilweise ein(1) Teil übrig. Beim Sergeant darf man sich entscheiden, ob er einen Helm tragen soll oder nicht ...
Bedeutet auch, dass man für einen Kit-Bash, eine neue, unberührte Box braucht. Bleibt ja nichts übrig.
Mögen die Extreme in den Bausätzen sein, alle habe ich auch nicht hier, aber die Regel ist das wohl schon.

Zusammengefasst:
  • weniger Optionen
  • weniger Bitz
  • aber dafür zum Ausgleich glücklicherweise auch teurer!
 
Also zumindest bei Marines finde ich das nicht. Habe eben die neuen Sternguard Box gebaut und da ist das sehr gut gelöst. Arme sind eigtl für jeden Torso geeignet. Jedes Armpaar passt auf jeden Torso. Es gibt fünf verschiedene Beinpaare. Das reicht für Varianz ImHo. Insgesamt nehme ich die neuen Modelle über die Alten jederzeit.

PS: Nutze bleiben bei der Sternguard Box massenweise in übrig. Mehrere Waffen inklusiver dazu passender Arme. Verzierungen, Banner, etc. Aber das ist natürlich je nach Bausatz unterschiedlich.
 
Damit geht auch einher, dass man weniger Varianten Bauen kann. Mich stört es besonders bei Helden, wenn zweimal das exakt gleiche Modell benutzt wird.

Es gibt jedoch einen großen Unterschied bei den Modellen.
Die ersten Primaris Marines hatten sehr wenig Klimbim, inzwischen werden die leider auch vollgehangen.

Die Sachen von HH sind im vergleich zu 49K auch eher schlicht. Bei AoS hängt es sehr von der Fraktion ab, die neuen Barbaren wurden ja schon als Beispiel genannt. Viele Armeen der Death Fraktion sind jedoch eher schlicht.
 
Das Puzzle von heute ist quasi n Kopierschutz.
Sehe ich auch so. Ich war noch nie ein Freund vom Vorgang des Klebens und bei manchen Modellen hat man es übertrieben.
Wie bereits erwähnt, finde ich auch so ein Gefrickel bei großen/besonderen Modellen vertretbar, nicht aber bei den anderen Einheiten. Die SM sind da mE nicht so schlimm, aber einige Modelle der Necrons haben mich genervt.
 
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Im Gegensatz zu früher,finde ich,muß man auch mehr planen wenn man einen Umbau machen will.
Einfach loskleben und Boxen mischen klappt meist nicht mehr so gut.
Letztes Beispiel für mich waren die Chaos Termis,coole Teile aber wenig Spielraum beim Zusammenbau,da muss ich mir für den nächsten Schwung was einfallen lassen.?
 
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Die Modelle sind feiner geworden, teilweise deutlich dynamischer und bieten mehr Details.
Ja für Einsteiger und Nutzer die weniger Bastelambitionen haben sind die aktuellen Minis eine Bereicherung.

Ich gehöre eher zu denjenigen, die diese Entwicklung negativ gegenüber stehen.
Umbauen geht immer noch, wie schon Red Hunter und Peter sagten. Und wie Peter es schon ausführte ist das Umbauen anspruchsvoller geworden. Dadurch bauen viel weniger Spieler ihre Armeen, oder auch nur einzelne Modelle um.
Für mich bedeutet das, viele Armeen sehen von den Minis gleich aus. Ich finde das so etwas von vollkommen langweilig. Wenn ich in einen Laden gehe und sehe wie einige Spieler eine Partie austragen, sehen die Armeen immer wieder gleich aus, Hauptsähclich macht die Bemalung den Unterschied, einfach nur langweilig.
Früher hat man mehr Abwechselung gesehen, schon hier und da ein paar andere Köpfe und Armee haben viel dazu beigetragen das die Minis unterschiedlich aussehen.
Wie Olaf sagte, manche Armeen haben x mal das absolut identische Heldenmodell, was für nen scheiß. Klar kann jeder machen wie er mag, mir gefällt es halt nicht.

Ich hätte lieber wieder Bausätze die die Idee, ein Modell umbauen zu wollen, fördern und es Anfängern und auch weniger enthusiastischen Bastlern, etwas einfacher machen.
Glaube aber weniger das dies kommen wird, da GW mit dem derzeitigen Konzept, von den Gewinnen und dem ausschließen von Bitz aus 3. Hand, sicherlich besser fahren wird.
 
Bin selber 3D Artist und kenne das Problem nur zu gut. Man übertreibt gerne mit Details, klatscht alle stellen zu, einfach weil man es kann.

Lasse selber lieber etwas mehr Details weg. Dadurch werden sowohl Anfänger nicht überfordert, aber auch fortgeschrittene haben Platz, sich mit dem Pinsel auszutoben.

Erwische mich immer wieder dabei, dass ich bei GW Modellen Details abknipse, um etwas mehr Ruhe auf dem Modell zu haben.
 
Zu viele Details? Wegmachen, glattschaben oder schleifen. Thema erledigt.

Wenige Posen? Zerschneiden, umposieren mit Green Stuff oder Milliput nachmodellieren und was schickes neues erschaffen.

Für Leute die damit nichts anfangen können bieten die Modelle aus der Box tolle dynamische Posen. Für alle die umbauen mögen, ist der Umstand das heute alles aus Plastik ist einfach super.

Das Hobby war für mich schon immer auch Modellbau und davon ist es jetzt eher mehr als weniger geworden und die Modelle bieten insgesamt einfach mehr.

cya
 
Ich hatte jetzt die Assault Intercessors mit Jumppack vor mir liegen.
Ich bin beeindruckt wie unterschiedlich ich die Modelle doch nur durch umpositionieren der Arme und durch umsetzen der Neigung des Marines, aufbauen konnte.
IMG_3684.jpeg


Wo ich das neue Monopose Design allerdings bei den Modellen bereue ist bei den Chars. Diese sind alle durch die Bank weg gleich. Kitbashing geht aber nur sehr begrenzt.
Mal als Vergleich wie ich das bei meinem Chaplain gelöst habe.

Oirginal:
IMG_3626.png


Kitbash weil mir schon alleine der Kopf nicht gefiel:
IMG_3644.jpeg



Fazit für mich.
Schon das austauschen des Kopfes oder einen Umstellung der Arme macht enorm viel aus.
Bei Chars hilft nur der Kitbash um das Modell besonders zu machen.

Also für mich alles nur halb so schlimm. Zudem darf man eines nicht vergessen. Auch über die Bemalung kann man enorm viel erreichen.

Gruß Mshrak.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann mich der Kritik nur anschließen. Zu überfrachtet, zu zerbrechlich und Umbau ist einfach zu umständlich. Klar kann man immer noch alles machen, wenn man Zeit, Lust und Talent hat, die halbe Mini neu zu sculpten. Durch die dybamischeren Posen ist die Mini auch mehr aus einem Guss. Genau in der einen Pose schaut es natürlich und gut aus. Ändert mab dann eines der Gliedmaßen, ist die komplette Pose schnell komisch und man müsste alles ändern. Dann ist auch der Detailgrad feiner geworden, also muss man auch feiner modellieren, wenn es nicht auffallen soll. Vor allem sehe ich nicht, dass jetzt viele Leute noch anfangen zu modellieren. Es ist ja schon sehr viel weniger geworden, was man so an Umbauten sieht.

Zum Glück hat man den 3D Drucker erfunden. Da bekommt man auch noch Dateien, die den alten Modellen auffällig ähneln. 😊
 
Es ist ja schon sehr viel weniger geworden, was man so an Umbauten sieht.
Möglicherweise sinkt die Menge, die DU zu sehen bekommst, ansonsten gilt: wer vorher sein Talent und Fähigkeiten anwenden konnte, um aus vergleichsweise wenigen Plastikbausätzen und Zinn, später Resin gute Umbauten zu realisieren, der kann das auch noch mit den neueren Bausätzen. Wo liegen denn eigentlich die Grenzen, wann wurden denn die Bausätze angeblich unumbaubar™?
Vor allem werden Charaktermodelle umgebaut, das waren in über 95% der Fälle keine Plastikminis, nicht selten Vollguss oder 3-4 teilig, ein Teil ist immer das Backpack. Jeder Marinesgussrahmen basierte auf weniger als 10 Grundscuplts, es gab schon immer Doppelungen und einen Mangel an brauchbaren Armen...

Umbauten scheitern nur ganz ganz selten an der Inkompatibilität der Bausätze!
 
@Red Hunter nicht jeder kann von sich behaupten tausende Hobbyfreunde zu haben. 🤔
Vermutlich hattest du damals nur hunderte und dadurch verzerrt sich deine Perspektive?

Nebenbei habe ich nie behauptet, dass es unumbaubar wäre, nur aufwändiger. Die Zinn Monopolen sind doch nur schwerer zu schneiden. Das Problem, dass die Monopose nur in der einen Ausrichtung gut ausschaut, hat man doch bei den aktuellen Minis auch.